Schlagwort-Archive: Bochum

Erneut Proteste gegen Querdenken in Bochum

Bochum solidarisch durch die Krise

Am vergangenen Samstag, den 26.02.2022, ging es in Bochum erneut gegen Querdenken auf die Straße. Ab 14:30Uhr wurde am Rande des Dr.-Ruer-Platz eine Kundgebung abgehalten, zu der über 30 Organisationen aufgerufen haben. Trotz dieser vielen Gruppen fiel der Protest mit rund 150 Teilnehmer:innen vergleichsweise klein aus.

Schwerpunkt der Kundgebung waren kurze Redebeiträge von Menschen aus sozialen und pflegerischen Berufen, die ihre Situation während Corona schilderten. Dabei wurde erneut aufgezeigt, dass viele der genannten Missstände bereits vor der Corona-Krise vorhanden waren und sich verschlimmert haben.

Während der Kundgebung sammelten sich die Querdenker:innen auf dem Dr.-Ruer-Platz. Ab 15:45 Uhr sollte ihr Demozug durch Bochum ziehen, dabei wurden sie durchgängig von Gegenprotest am Rande der Route lautstark begleitet. Nennenswerte Störungen oder Verzögerungen des Aufzugs gab es jedoch keine. Wir zählten 422 Querdenker:innen. Lobenswert ist der Einsatz der vielen antifaschistischen Jugendlichen zu bewerten, die immer wieder ihre Abneigung gegenüber Querdenken äußerten. Bis auf Joel Herget, sind keine einschlägigen Personen aus der extremen Rechten anwesend gewesen. Das rechte, verschwörungsideologische und antisemitische Narrative und Chiffren von sogenannten „Bürger:innen aus der Mitte der Gesellschaft“ verbreitet werden, macht es nicht besser.

Konsequent gegen Verschwörungsmythen und Antisemitismus!

Antifaschistische Linke Bochum,
März 2022


Bilder vom Tag:

Letzte Infos zum 26.02.2022

Bündnis gegen Querdenken am 26.02.2022

Heute gehts gegen Querdenken auf die Straße. Der Startpunkt von Querdenken, wird auf dem Dr.-Ruer-Platz sein. Wir rufen alle auf dorthin zu kommen und am Rand des Platzes Protest zu ziegen. Wahrscheinlich wird Querdenken im späteren Verlauf über die Graben oder Schützenbahnstraße auf den Boulevard geleitet.

Die Gegenkundgebung ist auf der Huestraße/Dr.-Ruer-Platz angemeldet. Bleibt in jedem Fall in Bewegung! Zum bisherigen Zeitpunkt haben über 30 Gruppen und Organisationen den Aufruf unterzeichnet.

Die EA-Nummer für heute lautet:
015212132168

EA Nummer für den 26.02.2022 in Bochum

Bochum solidarisch gegen Corona-Krise und Querdenken #2

Bochum solidarisch gegen Corona-Krise & Querdenken #2

Am Samstag, den 26.02.2022, möchte die verschwörungsideologische und rechtsoffene Gruppierung “Querdenken 234” erneut durch Bochum maschieren. Dies werden wir nicht unwidersprochen lassen!

Nachdem bereits am 29.01. der Protest gegen die Corona-Krise positiv zu bewerten und Querdenken 234 auf massiven Widerstand gestoßen ist,  gilt es hieran  anzuknüpfen.
Sagt euren Freund*innen bescheid und lasst uns gemeinsam zeigen, dass Bochum für Anhänger*innen von Verschwörungsideologien keinen Platz hat!


Der immer noch aktuelle Aufruf:

Seit Beginn der Corona-Pandemie wird davor gewarnt, dass verschwörungsideologische Erzählungen gefährlich sind. Nun zeigt sich immer deutlicher, dass das Spektrum, in dem solche Erzählungen kursieren, sich radikalisiert. Angriffe auf Journalist*innen und Menschen, die die Aufmärsche beobachten, nehmen zu – gewalttätige Auseinandersetzungen auf Demonstrationen ebenfalls. Doch auch außerhalb von Demonstrationen zeigen sich die selbsternannten Impf- und Maskengegner*innen immer gewalttätiger. Trauriger Höhepunkt war ein Vorfall in Idar-Oberstein bei dem ein junger Tankwart von einem Maskengegner erschossen wurde.

Auch Personen, die der extremen Rechten angehören, fühlten sich von Anbeginn an wohl auf Veranstaltungen von Querdenken in Bochum. Zuletzt nahmen am 18.12.2021 nachweislich gewaltbereite Neonazi-Kader der Parteien NPD und “Die Rechte” am Querdenken-Aufmarsch in Bochum teil. Bereits im Mai 2020 veranstalteten Mitglieder des Orgakreises von “Querdenken 234” einen “Spazierang” durch Bochum, an dem auch die lokale NPD teilnahm. Nachdem ca. anderthalb Jahre die Anwesenheit von Neonazis bei Querdenken ignoriert bzw. geleugnet wurde, gab der Anmelder und Mitorganisator Christian Riepenhoff Anfang Januar gegenüber der WAZ offen zu, dass Menschen aus dem rechten Spektrum an seinen Demonstrationen teilnehmen dürfen. Das, was Querdenken lokal als auch bundesweit ohnehin regelmäßig praktiziert, wurde nun auch offen kommuniziert. Der Schulterschluss von verrohtem Bürger*innentum mit Neonazis ist damit auch in Bochum Fakt. Neonazis, denen seit Jahren kein Aufmarsch mehr in Bochum gelang, werden durch Querdenken reaktiviert und bekommen eine Bühne zur Inszenierung. Hinzu kommen antisemitische Erzählungen und Holocaustrelativierungen, die immer wieder auch auf Veranstaltungen von Querdenken in Bochum geäußert und geduldet wurden. Wir möchten dagegen am 26.02.2022 auf die Straße gehen!

Die Krise liegt im System!

Doch Querdenken und Verschwörungsmythen sind nur eines von vielen Problemen, die diese Pandemie hervorbrachte. Die Situation in den Krankenhäusern hat sich trotz zweijähriger Pandemie nicht gebessert – im Gegenteil! Weiterhin sind Krankenhäuser profitorient organisiert, was dazu führt, dass Pflegekräfte und Krankenhauspersonal unter hohen Belastungen leiden und mit niedrigen Löhnen abgespeist werden. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Gesundheit der Patient*innen. Wir fordern daher auch eine Umstrukturierung des Gesundheitsystems. Krankenhäuser sollten nicht dazu da sein Profite zu genrieren, sondern die Gesundheit der Menschen zu gewährleisten. Eine Vergesellschaftung von Krankenhäusern und des Gesundheitsystems im Allgemeinen ist zum Wohle des Menschen unabdingbar.

Zum Jahreswechsel 2020/2021 wurde damit begonnen, Impfstoffe zuzulassen. Die ersten Impfungen wurden in Deutschland bereits im Januar 2021 getätigt. Seitdem nahm die eher schlecht als recht organisierte Impfkampagne ihren Lauf, ehe sie dann im Frühsommer ins Stocken geriet. Hierzulande konnten sich bis dato zumindest alle Impfwilligen, die über einen entsprechenden Zugang zum medizinischen System und Informationen rund um die Impfung verfügen, ihre Teilimmunisierung abholen. Die Impfwilligen in Ländern des globalen Südens hingegen, werden noch lange auf Impfstoffe warten können. Denn während die Impfstoffentwickler*innen und Pharmakonzerne in der Pandemie Gewinne in Milliardenhöhe generierten, konnte sich das Virus an anderen Orten der Welt austoben und in der Reihenfolge des griechischen Alphabets weiter mutieren. Das Resultat sehen wir nun ein Jahr später: Die Omikron-Variante schlägt zurück und hält das zuvor kaputtgesparte Gesundheitssystem weiter an der Belastungsgrenze. Bereits vor einem Jahr gab es kritische Stimmen aus der Medizin und Wissenschaft, die auf Mutationen hingewiese haben und die Freigabe von Impfpatenten forderten. Auch wir fordern die Freigabe alle Impfpatente und die Enteignung der Pharmakonzerne. Kein Profit auf dem Rücken unserer Gesundheit!

Der Staat hat auf all diese Krisen nur autoritäre Lösungsansätze parat, die teilweise jeglicher Logik entbehren: Während in den Büros, am Fließband oder in den Schulen fleißig weiter malocht und gepaukt wird, kommt es zu zahlreichen Restriktionen im privaten Bereich. Höhepunkt dessen waren nächtliche Ausgangssperren in zahlreichen Kommunen im Mai letzten Jahres. Während man tagsüber noch im überfüllten ÖPNV den Mitfahrenden auf die Pelle rücken sollte und sich mit Covid-19 infizieren durfte, war es untersagt, nächtlich für einen Spaziergang das Haus zu verlassen. In NRW nutzte die schwarz-gelbe Landesregierung zudem die “Querdenker-Bewegung” dazu, ein neues Versammlungsgesetz zu entwerfen, das die Versammlungsfreiheit massiv einschränkt. Das Gesetz zielt vorallem darauf ab, progressive Gegenproteste zu kriminalisieren und Anmelder*innen politischer Veranstaltungen einzuschüchtern. Angeblich soll das Gesetz vor allem Möglichkeiten bieten, härter gegen die extreme Rechte durchzugreifen. Stattdessen warnen Bündnisse aus Gewerkschaften, Vereinen und linken Bewegungen bereits seit über einem Jahr davor, dass das Versammlungsgesetz in der Art, wie es nun auch im Dezember verabschiedet wurde, vor allem linken Protest massiv einschränken wird, während – wie wir seit Monaten beobachten können – rechte Gruppen wie Querdenken sogar ohne offizielle Anmeldung mit Fackeln durch die Innenstadt marschieren dürfen, ohne mit staatlicher Repression rechnen zu müssen.

Der Ausweg aus der Pandemie gelingt nur solidarisch!

Krisen sind immer auch eine Chance für neue, kreative Lösungsansätze, internationale Zusammenarbeit und gelebte Solidarität.
Corona kann jede*n treffen. Das Virus macht nicht Halt an nationalen Grenzen und kann Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder sozialem Status infizieren. Gleichzeitig trifft die Krise vor allem jene, die schon vorher in prekären Verhältnissen gelebt haben und Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen in besonderem Maße. Die dem Kapitalismus inhärente Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich hat sich in dieser Krise so offensichtlich gezeigt und gleichzeitig massiv an Fahrt aufgenommen, dass wir mehr denn je über Alternativen nachdenken müssen. Solidarität ist der Stoff, der eine demokratische Gesellschaft zusammenhält und den es in dieser Situation braucht! Corona-Leugner*innen hingegen handeln irrational, egoistisch und sozialdarwinistisch. Sie sind für wissenschaftlich gesicherte Fakten nicht mehr zugänglich und gefährden mit ihrem Verhalten sich und alle anderen.

Wir kämpfen gemeinsam gegen die Corona-Krise und die Querdenken-Bewegung!

Wir rufen euch daher auf, am 26.02. entweder zur Kundgebung um 14:30 Uhr zu kommen oder die Querdenken-Demo dezentral und laut an anderer Stelle in Empfang zu nehmen. Überlegt, wie ihr der Stimmung der Demonstration von innen und außen einen Dämpfer verpassen könnt. Dabei sind Banner, Schilder, Tröten, Trillerpfeiffen und andere Dinge sicherlich gute Hilfsmittel. Zeigt den Realitätsverweigerer*innen, dass sie nur zwar laute aber kleine Gruppe sind. Wir sind mehr!

Stellt euch auf Kleingruppen bestehend aus Neonazis und rechten Hools ein und zeigt ihnen, dass Bochum ein heißes Pflaster für sie bleibt. Lasst uns gemeinsam zeigen, dass Bochum für Anhänger*innen von Verschwörungsideologien keinen Platz hat!

Im Gegensatz zu den Querdenker*innen nehmen wir die Covid-19-Pandemie ernst und rufen euch dazu auf, euren Mund-und Nasen-Schutz zu tragen und wenn immer möglich, Abstände einzuhalten. Passt aufeinander auf und bleibt unbequem!

Wenn ihr mit eurer Initiative oder Gruppe die Kundgebung unterstützen wollt schreibt uns eine Mail!

Aufrufende und unterstützende Gruppen und Initiativen:

Animals‘ Voices Bochum
Antifaschistische Gruppe V
Antifaschistische Linke Bochum
Antifa Witten
Arbeitskreis kritische Jurist:innen Bochum
Atelier Automatique
AWO Jugendwerk Bochum
Bündnis gegen Rechts
Die Donnerlüttchen
DKP Bochum
Ende Gelände Bochum
Feminist Struggle Bochum – Fantifa
Fridays for Future Bochum
Furore Bochum – Ein feministisches Kollektiv
Get Active Bochum
Gras Bochum
Grüne Jugend Bochum
Jusos Bochum
LabourNET Germany
Linke Liste Bochum
Linksjugend Solid Bochum
Kulturfabrik Bochum
Migrantifa Bochum
Non a parole – Antifaschistisches Kollektiv
Offenes Antifa Café Bochum
SDAJ Bochum
Seebrücke Bochum
Stadt für Alle Bochum
VVN-BdA Bochum
Extinction Rebellion Bochum

 

Share Pics:

Polizeigewalt ermöglicht Querdenken Aufmarsch trotz starker antifaschistischer Proteste

Gegen jeden Antisemitismus Blockade

Am vergangenen Samstag, den 29.01.2022, zog erneut die verschwörungsideologische Gruppe Querdenken mit einer Demonstration durch Bochum. Starten sollte die Demo gegen 15:45 Uhr vom Schauspielhaus. Ab 14:30 riefen antifaschistische Gruppen zu einer Kundgebung gegen die Corona-Krise und Querdenken auf dem gegenüberliegenden Tana-Schanzara-Platz auf.

Rund 500 Menschen folgten dem Aufruf der Bochumer Antifa-Gruppen. Neben dem Protest gegen Querdenken, wurde die Kundgebung dazu genutzt auch Kritik am durchkapitalisierten Gesundheitswesen und dem egoistischen Umgang mit Impfpatenten zu üben. Auch auf die menschenverachtende Situation an den EU-Außengrenzen wurde hingewiesen.
Gegen 15.45 Uhr startete Querdenken in Richtung der Bochumer Innenstadt, wo sie nach einigen hundert Metern stoppen mussten. Aufgrund von Blockaden und Gegenprotest war die geplante Route durch die Rottstraße und Alleestraße nicht mehr durchführbar. Die Demo wurde stattdessen über den Innenstadtring fortgesetzt. An mehreren Stellen wurde Querdenken sowohl von der Straße als auch von Anwohner:innen unschön in Empfang genommen. Immer wieder schlossen sich Passant:innen spontan dem Protest gegen Querdenken an. Auch kreativer Protest wurde geboten, so wollte zu Beginn der Demo der bundesweit bekannte „Haufi“ am Querdenken-Aufmarsch teilnehmen. Polizist:innen verhinderten dies jedoch mit rabiatem körperlichem Einsatz.

Haufi auf Abwegen am 29.01.2022 in Bochum

Überschattet wurden die Proteste von eskalierenden Polizist:innen der 2.BPH aus Bochum. Obwohl der Abstand zwischen Gegenprotest und Querdenken groß genug war, schlug die Polizei immer wieder in den Gegenprotest und verprügelte Menschen. Mehrere Videos belegen, dass in den jeweiligen Situationen nur verbaler Protest geäußert wurde. In der Nähe des Musikforums wurden Antifaschist*innen von der Polizei zeitweise auf einem Hinterhof festgesetzt. Eine Person erlitt bei der Maßnahme eine Verletzung am Kopf, eine weitere mehrere Schnittwunden, die rettungsdienstlich versorgt werden musste. Bereits zu Beginn des Querdenken Aufmarsch wurde ein:e Pressevertreter:in von einem leitenden Beamten der Hundertschaft eingeschüchtert. Später wurde eine weitere Hunderschaft und das Wuppertaler BFE hinzugezogen.

Da trotz der Polizeigewalt die Bereitschaft des Gegenprotest nicht abnahm, entwickelte sich die Demo zu einem Spießroutenlauf für die Querdenker:innen durch Bochum. Immer wieder wurden die verschwörungsideologischen, sozialdarwinistischen und antisemitischen Positionen von Querdenken, am Wegesrand mit Rufen, Transparenten und Schildern kommentiert.

Erneut konnten zudem Menschen gesichtet werden, die der extremen Rechten zugeordnet werden können. So nahmen Robert und Sandra Bischoff am Querdenken Aufmarsch teil. Beide gehören zum Umfeld der lokalen NPD. Auch der Nationalrevolutionär und Querfrontler Joel Herget, nahm an der Demo erneut teil. Die Personengruppe, die am 18.12.2021 beim Querdenken Aufmarsch in Bochum einen versuchten Übergriff auf den Gegenprotest tätigte, war wieder mit von der Partie. Erneut in szentypischer Kleidung.
Auch der Hagener Querdenken-Anhänger Michael Schele trat als Ordner, Redner und Protagonist einer körperlichen Auseinandersetzung am Rande des Demonstrationszuges auf.

Rund um das Schauspielhaus wurden in der Nacht vor der Demo wurden Flyer verteilt, die krudeste Reichbürgerideologien wiedergaben. Die Flyer können einem Mann in Militärkleidung zugeordnet werden, der auf seinem Ärmel ein SHAEF-Logo als Patch trug, welches ebenfalls auf den Flyern abgebildet war. Hinzu kamen mindestens zwei Personen, die gelbe Armbinden mit der Aufschrift „ungeimpft“ in Anlehnung an die Verfolgung von Jüdinnen und Juden in der NS Zeit getragen haben.

Im großen und ganzen kann der Protest gegen Querdenken am vergangenen Samstag als positiv bewertet werden. Die Route wurde verkürzt, es war durchgängig Protest an der restlichen Strecke und an der ein oder anderen Stelle konnten demoralisierende Nadelstiche gesetzt werden.

Die Polizei Bochum muss sich nicht nur für das eskalierende Verhalten ihrer Beamt:innen rechtfertigen, sondern auch für ihre skandalträchtige, an die Querdenker:innen gerichtete Lautsprecherdurchsage, in der eben jenen “viel Erfolg” gewünscht wurde.

Die Menschen die festgenommen wurden oder in den nächsten Tagen und Wochen Post von der Polizei bekommen, sollten sich bei uns, den anderen Antifa Gruppen aus Bochum oder der Roten Hilfe melden.

Antifaschistische Linke Bochum,
Februar 2022

 

Weitere Bilder:

 

Last Call: Auf die Straße gegen Corona-Krise & Querdenken

Gemeinsam gegen Corona-Krise & Querdenken

Morgen findet auf dem Tana-Schanzara-Platz die Kundgebung gegen die Corona-Krise & Querdenken statt, welche ab 15.00 Uhr zum Schauspielhaus mobilisieren. War eigentlich geplant, dass sie erst gegen 15:45 Uhr ihren Aufzug starten, gaben sie heute bekannt direkt gegen 15:00Uhr starten zu wollen. Über die Beweggründe kann nur spekuliert werden. Fakt ist jedoch, dass in den letzten Tagen immer mehr Gruppen und Initiativen den Aufruf gegen Querdenken unterschrieben haben.

 

Es bleibt dabei:
14:30 Uhr Tana-Schanzara-Platz, Bochum.

Querdenken sieht folgende Demoroute vor:
Schauspielhaus-Königsallee-Viktoriastraße-Südring-Rottstraße-Annastraße.-Alleestraße.-Westring-Dorstener Straße-Brückstraße-Hans-Böckler-Straße-Nordring-Ostring-Kurt-Schumacher-Platz- Südring- Westring – Willy-Brand-Platz.

Aktionskarte „Auf die Straße gegen Querdenken“ am 29.01.2022 in Bochum

In verschwörungsideologischen Telegram Gruppen wird sich zudem für den morgigen Tag verabredet in größeren Gruppen Geschäfte in der Bochumer Innenstadt ohne Masken aufzusuchen. Dies könnte im Rahmen der Demo oder aber auch danach der Fall sein. Passt auf euch auf und bleibt solidarisch.

Maske auf, Abstand halten und am besten vorher einen Schnell- oder Selbsttest machen.

Ab 14:00Uhr wird der EA unter 0152/121 321 68 erreichbar sein.

 

EA-Nummer für den 29.01.2022

Bochum solidarisch gegen Corona-Krise und Querdenken

Bochum solidarisch gegen Corona-Krise & Querdenken – Am 29.01.2022 auf die Straße!

Am Samstag, den 29.01.2022, möchte die verschwörungsideologische und rechtsoffene Gruppierung “Querdenken 234” in Bochum eine Großdemonstration veranstalten. Erneut möchten sie ab 15:00 Uhr durch die Bochumer Innenstadt marschieren.

Seit Beginn der Corona-Pandemie wird davor gewarnt, dass verschwörungsideologische Erzählungen gefährlich sind. Nun zeigt sich immer deutlicher, dass das Spektrum, in dem solche Erzählungen kursieren, sich radikalisiert. Angriffe auf Journalist*innen und Menschen, die die Aufmärsche beobachten, nehmen zu – gewalttätige Auseinandersetzungen auf Demonstrationen ebenfalls. Doch auch außerhalb von Demonstrationen zeigen sich die selbsternannten Impf- und Maskengegner*innen immer gewalttätiger. Trauriger Höhepunkt war ein Vorfall in Idar-Oberstein bei dem ein junger Tankwart von einem Maskengegner erschossen wurde.

Auch Personen, die der extremen Rechten angehören, fühlten sich von Anbeginn an wohl auf Veranstaltungen von Querdenken in Bochum. Zuletzt nahmen am 18.12.2021 nachweislich gewaltbereite Neonazi-Kader der Parteien NPD und “Die Rechte” am Querdenken-Aufmarsch in Bochum teil. Bereits im Mai 2020 veranstalteten Mitglieder des Orgakreises von “Querdenken 234” einen “Spazierang” durch Bochum, an dem auch die lokale NPD teilnahm. Nachdem ca. anderthalb Jahre die Anwesenheit von Neonazis bei Querdenken ignoriert bzw. geleugnet wurde, gab der Anmelder und Mitorganisator Christian Riepenhoff Anfang Januar gegenüber der WAZ offen zu, dass Menschen aus dem rechten Spektrum an seinen Demonstrationen teilnehmen dürfen. Das, was Querdenken lokal als auch bundesweit ohnehin regelmäßig praktiziert, wurde nun auch offen kommuniziert. Der Schulterschluss von verrohtem Bürger*innentum mit Neonazis ist damit auch in Bochum Fakt. Neonazis, denen seit Jahren kein Aufmarsch mehr in Bochum gelang, werden durch Querdenken reaktiviert und bekommen eine Bühne zur Inszenierung. Hinzu kommen antisemitische Erzählungen und Holocaustrelativierungen, die immer wieder auch auf Veranstaltungen von Querdenken in Bochum geäußert und geduldet wurden. Wir möchten dagegen am 29.01.2022 auf die Straße gehen!

Die Krise liegt im System!

Doch Querdenken und Verschwörungsmythen sind nur eines von vielen Problemen, die diese Pandemie hervorbrachte. Die Situation in den Krankenhäusern hat sich trotz zweijähriger Pandemie nicht gebessert – im Gegenteil! Weiterhin sind Krankenhäuser profitorient organisiert, was dazu führt, dass Pflegekräfte und Krankenhauspersonal unter hohen Belastungen leiden und mit niedrigen Löhnen abgespeist werden. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Gesundheit der Patient*innen. Wir fordern daher auch eine Umstrukturierung des Gesundheitsystems. Krankenhäuser sollten nicht dazu da sein Profite zu genrieren, sondern die Gesundheit der Menschen zu gewährleisten. Eine Vergesellschaftung von Krankenhäusern und des Gesundheitsystems im Allgemeinen ist zum Wohle des Menschen unabdingbar.

Zum Jahreswechsel 2020/2021 wurde damit begonnen, Impfstoffe zuzulassen. Die ersten Impfungen wurden in Deutschland bereits im Januar 2021 getätigt. Seitdem nahm die eher schlecht als recht organisierte Impfkampagne ihren Lauf, ehe sie dann im Frühsommer ins Stocken geriet. Hierzulande konnten sich bis dato zumindest alle Impfwilligen, die über einen entsprechenden Zugang zum medizinischen System und Informationen rund um die Impfung verfügen, ihre Teilimmunisierung abholen. Die Impfwilligen in Ländern des globalen Südens hingegen, werden noch lange auf Impfstoffe warten können. Denn während die Impfstoffentwickler*innen und Pharmakonzerne in der Pandemie Gewinne in Milliardenhöhe generierten, konnte sich das Virus an anderen Orten der Welt austoben und in der Reihenfolge des griechischen Alphabets weiter mutieren. Das Resultat sehen wir nun ein Jahr später: Die Omikron-Variante schlägt zurück und hält das zuvor kaputtgesparte Gesundheitssystem weiter an der Belastungsgrenze. Bereits vor einem Jahr gab es kritische Stimmen aus der Medizin und Wissenschaft, die auf Mutationen hingewiese haben und die Freigabe von Impfpatenten forderten. Auch wir fordern die Freigabe alle Impfpatente und die Enteignung der Pharmakonzerne. Kein Profit auf dem Rücken unserer Gesundheit!

Der Staat hat auf all diese Krisen nur autoritäre Lösungsansätze parat, die teilweise jeglicher Logik entbehren: Während in den Büros, am Fließband oder in den Schulen fleißig weiter malocht und gepaukt wird, kommt es zu zahlreichen Restriktionen im privaten Bereich. Höhepunkt dessen waren nächtliche Ausgangssperren in zahlreichen Kommunen im Mai letzten Jahres. Während man tagsüber noch im überfüllten ÖPNV den Mitfahrenden auf die Pelle rücken sollte und sich mit Covid-19 infizieren durfte, war es untersagt, nächtlich für einen Spaziergang das Haus zu verlassen. In NRW nutzte die schwarz-gelbe Landesregierung zudem die “Querdenker-Bewegung” dazu, ein neues Versammlungsgesetz zu entwerfen, das die Versammlungsfreiheit massiv einschränkt. Das Gesetz zielt vorallem darauf ab, progressive Gegenproteste zu kriminalisieren und Anmelder*innen politischer Veranstaltungen einzuschüchtern. Angeblich soll das Gesetz vor allem Möglichkeiten bieten, härter gegen die extreme Rechte durchzugreifen. Stattdessen warnen Bündnisse aus Gewerkschaften, Vereinen und linken Bewegungen bereits seit über einem Jahr davor, dass das Versammlungsgesetz in der Art, wie es nun auch im Dezember verabschiedet wurde, vor allem linken Protest massiv einschränken wird, während – wie wir seit Monaten beobachten können – rechte Gruppen wie Querdenken sogar ohne offizielle Anmeldung mit Fackeln durch die Innenstadt marschieren dürfen, ohne mit staatlicher Repression rechnen zu müssen.

Der Ausweg aus der Pandemie gelingt nur solidarisch!

Krisen sind immer auch eine Chance für neue, kreative Lösungsansätze, internationale Zusammenarbeit und gelebte Solidarität.
Corona kann jede*n treffen. Das Virus macht nicht Halt an nationalen Grenzen und kann Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder sozialem Status infizieren. Gleichzeitig trifft die Krise vor allem jene, die schon vorher in prekären Verhältnissen gelebt haben und Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen in besonderem Maße. Die dem Kapitalismus inhärente Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich hat sich in dieser Krise so offensichtlich gezeigt und gleichzeitig massiv an Fahrt aufgenommen, dass wir mehr denn je über Alternativen nachdenken müssen. Solidarität ist der Stoff, der eine demokratische Gesellschaft zusammenhält und den es in dieser Situation braucht! Corona-Leugner*innen hingegen handeln irrational, egoistisch und sozialdarwinistisch. Sie sind für wissenschaftlich gesicherte Fakten nicht mehr zugänglich und gefährden mit ihrem Verhalten sich und alle anderen.

Wir kämpfen gemeinsam gegen die Corona-Krise und die Querdenken-Bewegung!

Wir rufen euch daher auf, am 29.01. entweder zur Kundgebung am Tana-Schanzara-Platz um 14:30 Uhr zu kommen oder die Querdenken-Demo dezentral und laut an anderer Stelle in Empfang zu nehmen. Überlegt, wie ihr der Stimmung der Demonstration von innen und außen einen Dämpfer verpassen könnt. Dabei sind Banner, Schilder, Tröten, Trillerpfeiffen und andere Dinge sicherlich gute Hilfsmittel. Zeigt den Realitätsverweigerer*innen, dass sie nur zwar laute aber kleine Gruppe sind. Wir sind mehr!

Stellt euch auf Kleingruppen bestehend aus Neonazis und rechten Hools ein und zeigt ihnen, dass Bochum ein heißes Pflaster für sie bleibt. Lasst uns gemeinsam zeigen, dass Bochum für Anhänger*innen von Verschwörungsideologien keinen Platz hat!

Im Gegensatz zu den Querdenker*innen nehmen wir die Covid-19-Pandemie ernst und rufen euch dazu auf, euren Mund-und Nasen-Schutz zu tragen und wenn immer möglich, Abstände einzuhalten. Passt aufeinander auf und bleibt unbequem!

Wenn ihr mit eurer Initiative oder Gruppe die Kundgebung unterstützen wollt schreibt uns eine Mail!

Aufrufende und unterstützende Gruppen und Initiativen:

Alevitische Gemeinde Bochum
Antifaschistische Gruppe V
Antifaschistische Linke Bochum
Antifa Witten
AWO Jugendwerk Bochum
BDKJ Bochum und Wattenscheid
Bündnis gegen Rechts Bochum
Didf Bochum
Ende Gelände Bochum
Feministischer Lesekreis Bochum
Feminist Struggle Bochum -FAntifa
Fridays For Future Bochum
Furore Bochum – Ein Feministisches Kollektiv
GetActive
Grüne Jugend Bochum
Jusos Bochum
Kulturfabrik Bochum
LabourNet German
Linke Liste Bochum
Non a parole – Antifaschistisches Kollektiv
Offenes Antifa Café Bochum
Seebrücke Bochum
Solidaritätsbündis Rojava Bochum
Stadt für Alle
VVN-BdA Bochum

 

hier könntet ihr stehen ;)

 

Weitere Share-Pics:

Querdenken ermöglicht Neonazis und Pandemieleugner:innen Wohlfühlevent in Bochum

Gegenprotest bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Am gestrigen Samstag, den 18.12.2021, zogen schätzungsweise 1200 Pandemieleugner:innen, Impfgegner:innen, Anhänger:innen von Verschwörungsmythen und bekannte Neonazis unter dem Motto „Pandemie der Lügen“ und „Impffaschismus nicht mit uns“ durch Bochum. Zuvor wurde seit Wochen für dieses Großevent auch überregional in den sozialen Netzwerken mobilisiert Die Teilnehmenden waren entsprechend aus dem gesamten Ruhrgebiet und dem Sauerland angereist.

Querdenken234 – Wohlfühlevent für gewaltbereite Neonazis
Gegen 15:00Uhr begann die offizielle Kundgebung von Querdenken Bochum auf dem Vorplatz des Bochumer Schauspielhaus. Im Laufe dieser Kundgebung und der anschließenden Demonstration ließen die Organisat*innen von Querdenken immer verkünden, dass sich „heute die Mitte der Gesellschaft“ in Bochum eingefunden habe, um gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße zu gehen. Ein Framing welches einer genaueren Prüfung kaum standhält. Weitaus treffender ist nach dem gestrigen Aufmarsch zu konstatieren, dass Teile dieser selbsternannten „Mitte der Gesellschaft“ dem bundesweiten Trend folgend gänzlich ihre Maskerade haben fallen lassen, indem sie wissentlich den offenen Schulterschluss mit organisierten Neonazis und Hools zu eingingen. Bereits vor Kundgebungsbeginn wurden Kleingruppen von Menschen aus dem HoGeSa-Spektrum im Ehrenfeld gesichtet. Diese nutzten die Zeit vor dem Aufmarsch, um sich im an örtlichen Kiosken mit Bier zu versorgen. Im Verlauf der Demonstration gab es zudem aus dieser Personengruppe heraus einen Angriffsversuch auf den Gegenprotest der sich an vielen Stellen am Rande der Demo zeigte. Dieser Anrgiff fand hinter dem Bochumer Hauptbahnhof auf Höhe der Universitätsstr. 1 statt und konnte durch Bochumer Antifaschist:innen abgewehrt werden, woraufhin die beiden Angreifer von der Polizei festgesetzt wurden.


Die NPD erneut zu Gast bei Querdenken

Auch der sich diesmal in Sicherheit wähnende NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer nutzte die Gunst der Stunde, um sich in der Bochumer Innenstadt zu zeigen. Cremer ist dabei keine neuer Gast bei Querdenken-Bochum, da er bereits im Jahr 2020 bei einem Spaziergang aus dem Querdenkenspektrum und an einer Kundgebung im November 2020 auf dem Kirmesplatz teilnahm. Cremer wurde am Samstag von mehreren Personen begleitet, die wir ebenfalls dem NPD-Umfeld zuordnen. Einer von ihnen trug eine Kappe des Fußballballvereins DSC Wanne-Eickel. Der verurteilte Volksverhetzer lebt seit vielen jahren in Wattenscheid und ist seit Ende der 90er als gewalttätiger Neonazikader bekannt. Weitere Neonazis folgten dem Aufruf von Querdenken und waren an rechter Szenekleidung wie “Thor Steinar” zu erkennen.

Dortmunder Neonazikader zu Gast in Bochum

Dortmunder Neonazis – Matthias Drewer, Steven Feldmann, Martin Wegerich, Thorben Vetter und Unbekannt bei Ankunft Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Auch Neonazis von der Partei “Die Rechte” aus Dortmund nahmen an der Querdenken-Demo in Bochum teil und lobten über ihre Social Media Kanäle die Organisator:innen der Demonstration. Anwesend waren Matthias Drewer, Thorben Vetter, Steven Feldmann, Martin Wegerich und ein weiterer Neonazi den wir der Partei “Die Rechte” zuordnen. Matthias Drewer und Steven Feldmann sind verurteilte Gewalttäter, die bereits längere Haftstrafen hinter sich haben. Steven Feldmann wurde erst im Sommer aus der JVA entlassen und schaffte es innerhalb kürzester Zeit demnächst erneut eine Haftstrafe antreten zu müssen. Auf Feldmanns Kappe gingen einige Übergriffe, vorallem in den Dortmunder Stadtteilen Marten und Lütgendortmund sorgte er für Angst bei den Opfern seiner Taten. So schlug er solange auf einen Sinto auf einer Kirmes in Lütgendortmund ein bis dieser bewusstlos auf dem Boden lag. Neben den körperlichen Übergriffen bedrohte er auch politisch Andersdenkende mit dem Tod. Erst am 30.11. wurde nach einer AfD Kundgebung in Dortmund Hörde festgenommen, da er Gegendemonstrant:innen angegriffen hatte. Drewer saß ebenfalls für Übergriffe hinter Gittern, er wurde damals als Nazi-Hipster bekannt. Wir erinnern an Demonstrationen im Winter 2014/2015 wo er unter anderem Parolen anstimmte mit denen er Mehmet Kubasik (2006 in Dortmund vom NSU ermordet), Thomas Schulz (2005 von einem Nazi in Dortmund erstochen) und Anne Frank verhöhnte. Martin Wegerich bewegt sich nun auch schon seit ca. 10 Jahren in der Naziszene von NRW. Er war einst Teil der Nationalen Sozialisten Münster und kommt ursprünglich aus Emsdetten. Er betreibt das Projekt „Vlanze Graphics“ und designt Aufkleber, T-Shirts, CD-Cover und anderes für Neonazi Bands und Gruppen. So war er als Grafiker u.a. für den rechten Versand „Antisem.it“ tätig. Thorben Vetter ist Vorstandmitglied von DieRechte Dortmund und gehört den „Frontline Skinehads Dortmund Dorstfeld“ an. Eine Nachfolgeorganisation, der „Skinheadfront Dortmund Dorstfeld“ zu der auch Sven Kahlin/Schröder gehörte, der im Jahr 2005 Thomas Schulz in der Dortmunder U-Bahn-Station Kampstraße erstach.

 

Die nationalrevolutionäre Querfront

Nationalrevolutionär Joel Herget bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Eine weitere Person, die sowohl den bisher aufegezählten als auch uns aus alten Tagen bekannt ist, ist Joel Herget. Joel Herget war viele Jahre in der Jugendorganisation der NPD, der JN NRW, und später auch bei “Die Rechte” aktiv. Zwischen 2010 und Juni 2016 war er auf nahezu allen Neonazi Demonstrationen in NRW anzutreffen, bis seine Kameraden, die auch gestern anwesdend waren, ihn als Verräter outeten. Herget versuchte danach sein Glück als queerer Querfrontler, der bereits am 01.05.2021 und am 03.07.2021 bei Veranstaltungen der Bochumer Querdenker:innen teilnahm. Unter dem Pseudonym RevolutionsgedankeTM twittert er ungerelmäßig von Veranstaltungen. Er selbst bezeichnet sich Nationalrevolutionär, mit Bezug auf Gregor Strasser. Strasser war Nationalsozialst der ersten Stunde und Mitglied der NSDAP. Im Rahmen des Röhm-Putsches wurde er 1934 von seinen parteiinternen Konkurenten ermordet.

Reaktiviert durch Querdenken

Andre Zimmer bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum II

Eine weitere Person, die immer noch einen klaren Hang zum Nationalsozialimus, zu Gewalt sowie Sprengstoff und Pyrotechnik hat, ist Andre Zimmer aus Wattenscheid. Zimmer war zwischen 2008 und 2013 für die NPD in Bochum und einer Kameradschaft namens „Volkssturm Deutschland“ aktiv. 2014 beteuerte er vor Gericht nichts mehr mit der Szene zu tun zu haben, aufgrund dessen, dass er eine Familie gründetet erhielt er ein milderes Urteil. Sowohl Sozialarbeiter:innen, der Staatsschutz aus Wanne-Eickel und das Aussteigerprogramm des Verfassungsschutzes beteuerten, dass er eine positive Sozialprognose habe. Zuvor ist er wegen Brandstiftung, Sachbeschädigung, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, Vortäuschen einer Straftat, unerlaubtem Führen und Besitz von Schusswaffen, Volksverhetzung, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen Nötigung und gefährliche Körperverletzung. Obwohl die Polizei auch Kinderpornografie auf seinem damaligen Handy feststellte, wurde das Verfahren eingestellt. In einer alten Prozessbeobachtung der Antifaschistischen Jugend Bochum wurden die konkreten Taten dokumentiert:

„-Am 30.6.2010 hat Zimmer ein Mobilée aus Holz und Plastik vor der Wohnungstür seiner Großmutter in Brandt gesetzt. Die Tür wurde von außen massiv beschädigt. Dazu verteilte er im Hausflur ein Flugblatt, welches vermeintlich von AntifaschistInnen verfasst worden sein soll und gegen ihn hetzt. Aufgrund dieser Flugblätter wurde – wie von ihm beabsichtigt – erst gegen Linke ermittelt. [Sachbeschädigung und Vortäuschen einer Straftat]
-Am 9.7.2010 sprengte Zimmer mit einer selbstgebauten Sprengvorrichtung den Briefkasten seines elterlichen Wohnhauses. Es entstand ein Schaden von 1500 €. [Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion in Tateinheit mit Sachbeschädigung und Vortäuschen einer Straftat]
-Am 11.8.2010 zündete Zimmer eine Mülltonne zwischen zwei geparkten PKWs ab, die in Folge dessen komplett ausbrannten. Der Schaden beläuft sich auf ca. 15000€. [Sachbeschädigung]
-Am 15.8.2010 zündete Zimmer vor dem Wohnhaus seines Kameraden Markus Schumacher eine Mülltonne an und sprühte Parolen wie „No Nazis“und „AJB“ an die Hauswand. Am nächsten Tag rief er bei Wolfgang Schumacher, dem Vater des Kameraden, an und kündigte einen Anschlag auf seine Wohnung an. Daraufhin stellte dieser eine Anzeige gegen Unbekannt. [Sachbeschädigung, Bedrohung]
-Am 2.10.2010 zündete Zimmer einen Müllkontainer auf dem Gelände seiner ehemaligen Schule Preins Feld an. Dadurch geriet eine sich daneben befindliche Holzhütte in Brand und brannte nieder. [Brandstiftung]
-Am 1.1.2011 wurde Zimmer durch Beamte eine Gaspistole und 3 Patronen abgenommen. Für die Waffe besaß er keinen Waffenschein. [Unerlaubtes Führen von Schusswaffen]
-Am 24.1.2011 griff Zimmer nach einer NPD-Flugblattaktion 2 AktivistInnen, sowie unbeteiligte Passanten mit Reizgas/Pfefferspray an. Nach Eigenauskunft habe er „die Frau angegriffen, weil sie genervt hat.“ [Gefährliche Körperverletzung in 4 Tateinheitlichen Fällen]“
Hinzu kommt noch die Verhöhnung der Opfer des NSU und des Nationalisozialismus. Zimmer zeigt sich seit dem immer mal wieder am Rande von politischen Veranstaltungen, hält sich dabei jedoch weitestgehend zurück. Seine politische Gesinnung hat er trotz der damaligen Prognose nicht abgelegt, so fährt er ab und an mit aufgedrehtem Rechtsrock durch das Bochumer Ehrenfeld, welches er als „linke Gegend“ ausgemacht hat. Während der Hausbesetzung an der Herner Str. im Jahr 2017 fotografierte er das Haus von der gegenüberliegenden Straßenseite. Zuvor am 04.02.2017 fuhr er mit einem Kleinwagen über den Bochumer Bongard Boulevard. Zu dieser Zeit fand dort eine Kundgebung der Republikaner statt. Seine Durchfahrt galt jedoch dem Gegenprotest. Es ist davon auszugehen, dass Zimmer sich immer noch für seine politischen Gegner:innen interessiert.

Zeit zu Handeln

Blockadeversuch bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Das Querdenken es schafft rechte Aktivisten wie Andre Zimmer nach langer Zeit wieder auf die Straße zu bekommen, zeigt nur welche reaktivierende Bedeutung Querdenken für eben diese rechte Akteur:innen hat. Der offene Zusammenschluß von verrohtem Bürgertum, Verschwörungsanhänger:innen und Neonazis, der durch Querdenken ermöglicht wird, schafft ein Wohlfühlevent für eben jene. Wenn mindestens 1000 Menschen in der Dämmerung unter Trommelschlägen vor dem Bochumer Rathaus stehen, sollten die Alarmglocken bei allen demokratischen Kräften in Bochum angehen. Dass es nicht zu weiteren Übergriffen gekommen ist, liegt am bisher noch geringen Anteil der rechten Hools und Neonazis. Wenn Querdenken in Bochum jedoch weiterhin weitesgehend ungestört durch die Stadt ziehen kann, wird sich dies ändern. Das zeigen andere Städte, in denen gewaltbereite Neonazis zunächst nur Mitläufer waren und mittlerweile die Demos dominieren. Am vergleichsweise geringen Gegenprotest beteiligten sich schätzungsweise 50-100 Personen. Auch Anwohner:innen zeigten punktuell Protest. Auf dem Nordring blockierte eine Gruppe von 10-15 Personen die Aufmarschstrecke. Leider konnte die Demo an der Blockade vorbei geführt werden. Von den Blockierer:innen wurden später die Personalien aufgenommen und Platzverweise erteilt. Im Vorfeld der Demo gab es im Sozialen Zentrum Bochum die Möglichkeit sich impfen zu lassen, sodass mehrere dutzend Personen geboostert werden konnten. Auch auf dem Tana-Schanzara Platz gab es die Möglichkeit für Menschen Ü30 sich eine Impfung abzuholen, von Querdenker:innen wurde das Angebot natürlich nicht angenommen.

Sehr problematisch finden wir zudem den Umgang der Lokalpresse mit dem Bochumer Querdenken-Ableger. So werden seit 2020 im Vorfeld von Querdenken-Aktionen die Pressemitteilungen der Verschwörer:innen gänzlich unktitisch übernommen. Die eigentliche journalistische Sorgfaltspflicht erschöpft damit Pressemitteilungen von Polizei und Querdenken zu einem Text zu amalgamieren. Wir gehen noch davon aus, dass die Hintergründe dieser dürftigen Arbeitsweise in der Prekarisierung und “Verdichtung” der Arbeit in den Redaktionsstuben liegen und nicht etwa in untersschwelligen Sympathien, die man bei einigen Artikeln durchaus herauslesen könnte. Bezogen auf Querdenken und rechte Aufmärsche ist diese journalistische “Arbeit” jedoch nicht nur oberflächlich sondern schlichtweg gefährlich, da eine mediale Normalisierung und Verharmlosung stattfindet, die ein verzerrtes Bild der Realität darstellt. Wenn man nicht selbst vor Ort ist, sich weder von Redebeiträge, von der Stimmung, noch von den anwesenden Personengruppen selbst ein Bild gemacht hat, ist ein Zeitungsartikel in der größten Regionalzeitung nicht zu verantworten. So veröffentlichte die WAZ ein falsches Demo-Motto, offenbar aus der Pressemitteilung von Querdenken. So wurde aus „Pandemie der Lügen“ und „Impffaschismus nicht mit uns“ ein freundliches „Unantasbarkeit der Menschenwürde“. Die lokale WAZ-Redaktion muss sich daher die Frage stellen lassen, weshalb sie den Querdenker:innen so in die Karten spielt. Bereits 2020 wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass Querdenken in Bochum Neonazis toleriert und an ihren Aktionen teilhaben lässt.
Der bundesweite Trend, dass sich die Querdenker:innen radikalisieren, konnte somit auch in Bochum beobachtet werden. Desweiteren wurden rund um das Schauspielhaus mehrere verschwörungsideologische Aufkleber verklebt, die den Holocaust relativieren.

Wir konnten bislang keine Personen aus dem Organisator:innen-Kreis von Querdenken Bochum der extremen Rechten zuordnen. Die bisherigen Beobachtungen zeigen, dass jene Leute sehr genau auf die Außendarstellung ihrer Demos achten. Wir als Antifaschist:innen machen Querdenken allerdings(abgesehen von den antisemitischen Verschwörungsnarrativen, die sie verbreiten) dafür verantwortlich, dass sich Nazis bei ihnen wohlfühlen können. Querdenken reaktiviert Neonazis, die seit Jahren nicht mehr in der Bochumer Innenstadt gesehen wurden. Zumindest über die Dortmunder Neonazigruppe wusste die Querdenken-Orga am Samstag bescheid – und unternahm nichts. Alle “Querdenker:innen” müssen sich fragen lassen, weshalb ihre Demonstrationen für Neonazis so anziehend sind. Wir kennen die Antwort bereits. Wer mit Nazis marschiert, marschiert mit Nazis.

Antifaschistische Linke Bochum,
Dezember 2021

 

Weitere Fotos:

Laut und solidarisch gegen Querdenken!

Laut und solidarisch gegen Querdenken am 18.12.2021 in Bochum

Aufmarsch von Impfgegner:innen in Bochum

Diesen Samstag (18.12.21) hat der Bochumer Ableger der verschwörungsideologischen Gruppe Querdenken einen Aufmarsch zum Bochumer Rathaus angemeldet. Ab 15:00 Uhr wollen sich die Anhänger:innen von Verschwörungsmythen unter dem Motto „Freiheit ist kein Egoismus“ am Schauspielhaus treffen und ab 15.45 Uhr den Demonstrationszug starten.

Seit Beginn der Corona Pandemie wird davor gewarnt, dass verschwörungsideologische Erzählungen gefährlich sind. Nun zeigt sich immer deutlicher, dass sich dieses Spektrum radikalisiert. Angriffe auf Journalist:innen und Menschen die die Aufmärsche beobachten nehmen zu, gewaltätige Auseinandersetzungen auf Demonstrationen ebenfalls. Doch auch außerhalb von Demonstrationen zeigen sich die selbsternanneten Impf- und Maskengegner:innen immer gewaltätiger. Trauriger Höhepunkt war ein Vorfall in Idar-Oberstein bei dem ein junger Tankwart von einem Maskengegner erschossen wurde. Erst letzte Woche erschoss ein Impfgegner seine Frau und seine drei Kinder in Senzig (Brandenburg), nachdem ein gefälschtes Impfzertifikat aufgeflogen war.
Dass auch immer wieder antisemitische Erzählungen auf Veranstaltungen des Querdenken Spektrums verbreitet werden und zudem regelmäßig die Anwesenheit von Rechten verschiedener Spektren geduldet wird, ist längt kein Geheimnis mehr.

Während die Krankenhäuser überfüllt und die Fachkräfte auf den Intensivstationen um jedes Leben kämpfen, sind hier in Bochum seit einigen Wochen wieder vermehrt Aktivitäten der Verschwörer:innen zu verzeichnen. Ob unangemeldete Spaziergänge bei denen kollektiv das Tragen von Masken verweigert wird oder Demonstrationen, wie die am kommenden Samstag, zu der mehrere Hundert Pandemieleugner:innen erwartet werden.

Lasst uns gemeinsam zeigen, dass Bochum für Anhänger*innen von Verschwörungmythen und Impfgegner*innen keinen Platz hat! Wir haben diese menschenfeindlichen Egoist:innen satt! Der Ausweg aus der Pandemie gelingt nur solidarisch!

Stellt ihnen am Samstag ab 15:00 Uhr einen entschlossenen Protest auf ihrer Strecke entgegen! Hängt Transparente und Schilder aus dem Fenster, macht Lärm mit Kochtopf und Kochlöffel, werdet kreativ, ob am Fenster oder auf dem Bürgerstreig und zeigt dass Verschwörungsideolog*innen und deren Lügen nichts in Bochum verloren haben! Tragt bitte Masken und haltet Abstand!

Verwendet das oben gepostete Share Pic und verschickt es über eure SocialMedia Accounts!

Antifa 4630

Neonazi und Brandstifter in Wattenscheid bekannt gemacht

Laut der Plattform Indymedia wurde der Neonazi und NPD Aktivist Patric Knöpke, über den hier an anderer Stelle bereits berichtet wurde, in seiner Nachbarschaft informiert. Wir dokumentieren an dieser Stelle den Beitrag:

„In der Nacht auf Donnerstag, den 15.12.2021, haben wir den Neonazi und verurteilten Brandstifter „Patric Knöpke“ geoutet. Knöpke lebt in der Hammer Straße 14 bei Wattenscheid-Günnigfeld.

Das verteilte Flugblatt:

 

Achtung: Neonazi und Brandstifter in Wattenscheid!

Liebe Anwohnerinnen und Anwohner von Wattenscheid-Günnigfeld, in der Hammer Straße 14 wohnt der Rassist und rechtsextreme Gewalttäter Patric Knöpke.

Seit einigen Jahren berichten Bochumer Antifaschist*innen über ein hohes Aufkommen von rassistischen, antisemitischen und nazistischen Schmierereien im Bereich zwischen Wattenscheid und Bochum-Stahlhausen.

Hinter diesen Schmierereien steckt der Neonazi Patric Knöpke (geb. 1987 in Mülheim). Knöpke kommt ursprünglich aus Mülheim-Broich und zog nach einer Haftstrafe nach Gladbeck. In Gladbeck hielt es ihn jedoch nicht lang, sodass er wahrscheinlich im September/Oktober 2018 nach Bochum zog. Er lebte dort bis Anfang 2020 in der Zunftwiese 92. Dabei verbreitete er während er im Bochumer Norden wohnte, genauso wie an seinen anderen Wohnorten zuvor, zahlreiche rassistische und neonazistische Schmierereien. Dazu zählten beispielsweise Hakenkreuze und antisemitische bzw. antimuslimische Parolen. Nun treibt er sein Unwesen in unserer Nachbarschaft.

Bereits in Mülheim war Knöpke bekannt, weil er im Umfeld des Autonomen Zentrum Mülheim mehrfach Probleme verursachte. Knöpke hat ein aggressives Auftreten und gilt als unberechenbar. Er verbüßte bereits mehrere Haftstrafen, u.a. wegen schwerer Körperverletzung, Sachbeschädigung, Volksverhetzung und Brandstiftung. Er wurde für 22 Brandstiftungen zwischen den Jahren 2010 und 2012 verantwortlich gemacht. 2018 störte er u.a. mit dem Neonazi Robin Zahn und dem Identitären Noah von Stein in Essen eine „Wir sind mehr“ Demonstration. Es wird davon ausgegangen, dass Knöpke mehrfach das Graffiti in Gedenken an die Opfer des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau übermalt hat. Vorallem in Wattenscheid sind vermehrt Nazischmiereien mit menschenverachtenden Inhalten aufgetaucht. Auch in der U-Bahn Haltestelle Bochumer Verein/Jahrhunderthalle und in der Umgebung des Westparks tauchen auch aktuell, immer wieder rechte Sticker, Schmierereien und Hakenkreuze mit seiner Handschrift auf.

Neben dem Nazigeschmiere hat sich Knöpke auch Graffiti-Kürzel zugelegt. Er ist verantwortlich für die “Heil” und “KDF” Schriftzüge in seinem Umfeld. Weiterhin hat sich Knöpke mehrere einschlägige  Nazitattoos stechen lassen,u.a. am Hals eine schwarz-weiss-rote Banderole mit dem dem verbotenen SS-Slogan “Meine Ehre heißt Treue”. An dieser Banderole hängt wiederum ein Eisernes Kreuz, auf dem sich ein Hakenkreuz befindet. Ein weiteres Hakenkreuz befindet sich auf seinem Oberarm, auf dem auch ein SS-Totenkopf gestochen wurde. Eine Schwarze Sonne “ziert” seinen Ellenbogen.

Keine Ruhe für Neonazis!
Rechte Gewalttäter aus der Anonymität reißen!

Ihre Nachbar*innen von:
Wattenscheid gegen Rechts!“

Fotos:

Neonazistin betreibt Eventlocation in ehemaliger SA Kaserne “Zeche Gibraltar” in Bochum

Zeche Gibraltar in Bochum Foto: Wikipedia

Die Neonazistin Jennifer Killat betreibt seit April 2021 am Kemnader See eine Eventlocation unter dem Namen „Haus am See“. Diese befindet sich im Gebäude der ehemaligen Zeche Gibraltar an der Oveneystraße 69 in Bochum. Dabei handelt es um einen für Bochum geschichtsträchtigen Ort. Kurz nach der Machtübernahme der Nazis im Jahr 1933 entstand dort eine Kaserne der SA und damit auch ein „wildes KZ“. Gewerkschafter:innen, Sozialdemokrat:innen, Kommunist:innen und politisch andersdenkende Menschen aus Bochum wurden dorthin verschleppt, gefangen gehalten und gefoltert.

Dass knapp 90 Jahre später eine Person, die beste Kontakte in die nordrhein-westfälische Naziszene hat, dort eine Eventlocation für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten betreibt, führt das Gedenken an diejenigen die dort misshandelt und gefangene gehalten wurden ad absurdum und ist schlichtweg nicht zu akzeptieren. Doch wer ist eigentlich Jennifer Killat?


Eine Neonaziaktivistin der verbotenen Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund (NWDO)“

Killat bewegt sich seit vielen Jahren in der Neonaziszene im Ruhrgebiet. Ihren langjährigen Lebensgefährten Dietrich „Didi“ Surmann zählt zu den führenden Köpfen der Dortmunder Naziszene. Killat selbst pflegte lange Zeit in Dortmund-Dorstfeld zu den dort lebenden gewaltbereiten Neonazis. So zählte sie, wie auch ihr langjähriger Lebensgefährte Dietrich Surmann zum „Nationalen Widerstand Dortmund“, welcher im August 2012 vom nordrhein-westfälischen Innenministerium verboten wurde. Begründet wurde das Verbot mit dem offenen Bezug zum Nationalsozialismus und der damit einhergehenden antidemokratischen Ausrichtung. So kam es in Dortmund zu zahlreichen gewalttätigen Übergriffen, die dem NWDO zugerechnet werden können. Auch der Mörder des Punkers Thomas Schulz, welcher im Jahr 2005 von einem Neonazi ermordet wurde, zählt zu eben jenen gewaltbereiten und militanten Neonazisszene zu der Killat beste Kontakte pflegt. Dass Eventlocations, die durch Nazis betrieben werden, auch ohne Probleme zu Veranstaltungsorten der extremen Rechten werden können, liegt auf der Hand. So wäre ein Rechtsrockkonzert, ein rechter Liederabend oder ähnliches in einem geschichtlich bedeutsamen Ort wie der Zeche Gibraltar, ein bei Neonazis gern angenommener Veranstaltungsort.

Jennifer Killat die Geschäftführerin
Neben der der Eventlocation „Haus am See“ betreibt Killat in Essen eine weitere Gastronomie. Sie betreibt die Event Zeche Essen an der Heßler Straße 23. Unter dem selben Namen ist auch eine GmbH angemeldet, die auf ihrem Namen läuft. Dass Jennifer Killat auch Geschäftsführerin des „Haus am See“ ist, ist erst auf den zweiten Blick ersichtlich. Nachdem sie anfänglich für beide Locations auf ihrer privaten Facebook Seite warb und auch auf Internetseiten für Hochzeitslocations als „Ansprechpartnerin“ aufgeführt wurde, änderte sich dies. Nun ist ihr Geschäftspartner Marlon H. auf eben jenen Seiten zu finden. Marlon H. ist ebenfalls auf der Internetseite der „Event Zeche Essen“ direkt unter Jennifer Killat als Ansprechpartner aufgelistet. Warum Killat mit ihrem Namen in Bezug auf das „Haus am See“ nicht weiterhin öffentlich auftritt, kann nur spekuliert werden. Vielleicht ist ihr durchaus bewusst, dass das Betreiben einer Eventlocation in einer geschichtlich bedeutsamen Örtlichkeit mit ihrem neonazistischen Hintergrund für Probleme sorgen kann. Was weiterhin dafür spricht, dass sie zusammen mit ihrem Geschäftspartner die Location bestreibt ist, dass weiterhin ihre Telefonnummer als Kontaktmöglichkeit angegeben wird und sie auch weiterhin für die Location in Hochzeitsgruppen auf Facebook wirbt.


Familie Killat: Arbeitsplatz für Neonazis

Auch dass Jennifer Killat und ihre Familie Kontakt zur extremen Rechten haben, ist keine neue Erkenntnis. So belegt einerseits die jahrelange Aktivität von Jennifer Killat ihre Kontakte in die extreme Rechte, andererseits stellte sich ihr Vater Frank Killat als beliebter Arbeitgeber für Neonazis im Ruhrgebiet heraus. In Essen betreibt er die Firma „Frank Killat Bau u. Fliesen GmbH“, die immer wieder dadruch auffiel, dass Neonazis für diese arbeiteten. Auch wurde die Geschäftsstelle der Partei „Die Rechte“ mit Hilfe von der Firma „Killat“ saniert. Jennifer Killat selbst versuchte sich, ehe sie als Gastronomin durchstartete, als Betreiberin des Modegeschäfts DetKill in Essen Borbeck. Auch dort waren regelmäßig Nazis anwesend, von denen Bedrohungen gegenüber Andersdenkenden ausgingen. Bereits dort versuchte sie mit Lippenbekenntnissen einen rechten Hintergrund ihres Ladens zu bestreiten. Ähnliches wird sie voraussichtlich auch im Bezug zu ihren neuen Geschäften versuchen.

Unternehmenshistorie Jennifer Killat

Es bleibt festzuhalten, dass das „Haus am See“ in der ehemaligen Zeche Gibraltar von mindestens einer Person betrieben wird, die einen offen neonazistischen Background hat. Nun sind die Eigentümer:innen der Immobilie gefragt, das Mietverhältnis mit Jennifer Killat und ihrem Geschäftspartner zu kündigen. Doch auch die Stadt Bochum und die anderen Geschäftsbetreiber:innen rund um den Kemnader See müssen Position beziehen. Die Gefahr, dass dort sowohl ein Arbeitsplatz als auch ein potentieller Veranstaltungsort für Nazis und Rassist:innen entsteht, ist zu groß. Es kann nicht sein, dass dort wo früher Menschen von Nazis zu Tode gefoltert wurden, heutige Nazis ein Geschäft betreiben oder gar Feste feiern.

Für die Opfer des Nationalsozialismus und all diejenigen die seit Jahren das Gedenken an diese bewahren, wäre eine solche Entwicklung eine Schande. Wir fordern die Stadt Bochum auf, die Immobilie am Kemnader See käuflich zurück zu erwerben und dort das Gedenken an die Gewaltherrschaft der Nazis wachhält indem sie eine Jugendbildungstätte in Kooperation mit Trägern der Jugendhilfe und des Bildungswesen installiert.

Recherche BO
01.12.2021