Archiv der Kategorie: Josef Anton Gera

Josef-Anton Gera – vor 26 Jahren von Neonazis erschlagen

Josef-Anton Gera Gedenkkundgebung 2023

Wir selbst haben Josef-Anton Gera nie kennen lernen dürfen, aber die Menschen, die uns etwas über ihn erzählten, hatten nur gute Worte für ihn übrig. Josef-Anton war ein freundlicher und herzlicher Mensch, der denen, die ihn kannten, in guter Erinnerung geblieben ist. Gera bewegte sich in der Wohnungslosenszene, hatte selbst aber eine Wohnung. Er war zuletzt Frührentner. Josef-Anton Gera wurde nur 59 Jahre alt.

Die Tat

Josef-Anton Gera traf sich am Abend des 14.10.1997 mit den späteren Tätern um etwas trinken. Diese hatten allerdings anderes im Sinn. Einer von ihnen entkleidete sich um Gera zum anfassen zu animieren. Als dieses Vorhaben Erfolg hatte, schlug das Duo Gera unvermittelt mit Fäusten und einem Eisenrohr auf Josef-Anton Gera ein. Dieser konnte sich schwerverletzt zur Straße schleppen und der herbei gerufenen Polizei noch mitteilen, dass er von “Skinheads” angegriffen wurde. Josef-Anton Gera erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen und verstarb am 16.10.1997.

Die Täter

Josef-Anton Geras Mörder, Patrick Kerkau und Uwe Kleindopp, hatten Kontakte zur Neonaziszene und ihr Hass auf Homosexuelle war offensichtlich durch ihre Nazi-Ideologie bedingt. Am Tatabend fielen „Sieg Heil!“ Parolen und Hitlergrüße wurden gezeigt. Kerkau und Kleindropp brüsteten sich im Nachgang der Tat damit “es einem Schwulen mal so richtig gezeigt” zu haben.
Die Laube, in der der Mord stattfand und in der Geras Mörder lebten, war mit Hakenkreuzen, Totenköpfen und SS-Runen beschmiert.

Justiz und Behörden

Ein extrem rechtes Tatmotiv war bei den Ermittlungen zum Mord an Josef-Anton Gera und im Gerichtsverfahren kein Thema, obwohl zahlreiche Indizien dafür vorlagen. Auch Gera selbst gab vor seinem Tod an, dass es sich bei den Tätern um “Skinheads” handelte. Der Mord wurde als „Streit unter Trinkern“ abgetan und schwulenfeindliche Ressentiments nach dem Motto “hätte er sie nicht angepackt, wäre ihm nix passiert” wurden im Prozess geschürt. Die Täter wurden 1998 zu fünf
bzw. sechs Jahren Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. Auch die Stadt Bochum hat bis heute die Tat offiziell nicht als rechten Mord anerkannt, jedoch einen Platz nach Josef-Anton Gera benannt.

Antifaschistisches Gedenken

Obwohl von offizieller Seite keine Auseinandersetzung mit dem Mord an Josef-Anton Gera stattfindet, halten Bochumer Antifaschist*innen seit über 25 Jahren die Erinnerung an ihn wach und versuchen ein würdiges Gedenken zu bewahren. So war es die Gruppe Azzoncao, die eine ausführliche Dokumentation erstellte. Es waren antifaschistische Jugendliche vor rund zehn Jahren, die ein Gedenken initiierten. Und es waren Bochumer Antifaschist:innen, die ungefragt eine Gedenktafel am Bochumer Westpark anbrachten. Durch vielfältige künstlerische und aktivistische Aktionen wird jährlich auf den rechten Mord aufmerksam gemacht und an Josef- Anton Gera erinnert.

Unsere Forderungen

Zum 25. Todestag stellte eine Vielzahl Bochumer Initiativen konkrete Forderungen an die Stadt Bochum:

1. Wir fordern Josef Anton Gera offiziell als Opfer rechter Gewalt in der jüngeren Geschichte der Stadt anzuerkennen.
2. Wir fordern über den durch Nazis verübten Mord an Josef Anton Gera auf der offiziellen Homepage der Stadt aufzuklären.
3. Wir fordern die bisher geleistete Gedenkarbeit durch lokale Antifaschist*innen dabei zu benennen und die vor zehn Jahren angebrachte Gedenktafel anzuerkennen.
4. Wir fordern einen Platz in der Innenstadt nach Josef Anton Gera zu benennen.
5. Wir fordern ein Mahnmal gegen rechte Gewalt, soziale Ausgrenzung und Homophopie zu installieren.

Bisher wurde nur die Forderung nach einer Platzbenennung nachgekommen.

26 Jahre – wir Gedenken Josef Anton Gera weiterhin!

Auch wenn die Stadt Bochum Teile unserer Forderungen erfüllt hat, heißt das für uns nicht, dass wir aufhören an Josef-Anton Gera zu erinnern. Auch 26 Jahre nach seinem Tod wollen wir das Gedenken an ihn aufrecht erhalten und dafür kämpfen derartige Gewalttaten in Zukunft zu verhindern.
Wir rufen auch euch dazu auf, Josef- Anton Gera zu gedenken. Ihn und den Mord an ihm im kollektiven Gedächtnis der Stadt zu behalten und konsequent dafür zu kämpfen, dass Neonazis keinen Fuß fassen können.

Gedenkkundgebung:
14.10.2022 – 14:00 Uhr
Eingang Westpark (DGB Haus)

Niemand ist vergessen!

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2023

Bericht: Josef-Anton Gera Gedenkdemo und Aktionstage 2022

Josef-Anton Gera Demo 15.20.2022 – Demo in der Innenstadt

Am vergangenen Samstag, den 15.10.2022, fand die Demo in Gedenken an Josef-Anton Gera in Bochum statt. 130 Personen nahmen an dieser teil. Der Demonstrationszug startet am Bochumer Hauptbahnhof. Zunächst wurde ein Redebeitrag zum  Mord an Josef-Anton Gera verlesen. Im weiteren Verlauf folgte eine Rede des Antifa-Cafés zu rechten Morden und Queerfeindlichkeit in der Gesellschaft.

 

 

Danach zog die Demonstration ins BermudaDreieck, wo die ersten Zwischenkundgebung mit einem Redebeitrag der Antifaschistischen Gruppe V zu Wohnungslosigkeit und sozialer Ausgrenzung folgte.Die nächste Zwischenkundgebung wurde auf dem Springerplatz abgehalten. Dort wurde ein Redebeitrag zur Gedenkarbeit bezüglich Josef-Anton Gera gehalten. Auf dem frisch eingeweihten Josef-Anton Gera Platz endete die Demonstration nach einer Schweigeminute und dem Verlesen eines Statements von Josef-Anton Geras Bruder, welches wir weiter unten dokumentieren.

Am Sonntag, dem Todestag von Josef-Anton Gera, fand zudem eine kleine Mahnwache mit ca. 20 Personen an der Gedenktafel für ihn am Eingang des Westparks statt.

Gedenktafel Mahnwache für Josef-Anton Gera am 16.10.2022

In den Tagen zuvor gab es außerdem einige Graffiti- und Banneraktionen, die auf den Mord an Gera aufmerksam machten.

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2022

Ein Wunsch des Bruders von Josef-Anton Gera:

„Josef-Anton Gera wurde am 07.03.1938 in Mochau, Deutschland geboren. In einer großen, katholischen Familie mit sechs Kindern ist er aufgewachsen  und zu einem frohen, kontaktfreudigen und gerechten Mann geworden. Er teilte alles und machte keine Unterschiede- er akzeptierte jede Hautfarbe und Religion.

Er war kein Trinker und er war nicht wohnungslos. Wir wissen nicht wen und wie er liebte. Wir wissen nur, dass er liebte und starb und nichtmehr für sich sprechen kann. Also lasst ihn uns bitte erinnern, als den Menschen den wir kannten und nicht umdefinieren zu dem, wozu man ihn heute bräuchte.

Alles was wir wissen sind die Hintergünde seiner Mörder, dieser gedankenlosen Menschen – Rechtsextremismus war die treibende Kraft. Dagegen muss eingestanden werden. Respektiert seine Person und zieht klare Grenzen zwischen ihm und dem wofür ihr einsteht.

Seid reflektiert und scharfsinnig.“

Aktionstage in Gedenken an Josef-Anton Gera

Aktionstage in Erinnerung an Josef-Anton Gera

Am kommenden Sonntag, den 16.10.2022, jährt sich der Todestag von Josef-Anton Gera zum 25. Mal. Angesichts dessen rufen wir im Zeitraum vom 10.10. – 16.10. zu Aktionstagen auf. Macht in eurem Viertel oder euren Städten kleine kreative Aktionen in Erinnerung an Josef-Anton Gera, gegen Homofeindlichkeit und soziale Ausgrenzung.

Schickt uns Fotos von euren Graffiti-, Plakat- oder Banneraktionen. Postet diese ebenso über eure Kanäle und macht so auf den rechten und homofeindlichen Mord an Josef-Anton Gera aufmerksam.

Stencil:

Stencil in Erinnerung an Josef-Anton Gera

Veranstaltungsreihe im Rahmen des 25. Todestag von Josef-Anton Gera

Rundgang mit der VVN zur Situation homosexueller Menschen in der Zeit des Faschismus in Bochum
02.10.2022 14.00 Uhr Vorplatz Schauspielhaus Bochum
Lange Zeit wurde die Situation homosexueller Menschen im Faschismus auch hier in Bochum unter den Tisch gekehrt. Inzwischen gibt es in Bochum einige Gedenkorte, die an diese Opfer, ihre Verfolgung und die Folgen erinnern. Einige dieser Orte – und vor allem die Menschen, für die sie angelegt wurden – werden wir auf dem Rundgang kennenlernen. Aber auch soll die Situation für homosexuelle Menschen nach dem Faschismus beleuchtet werden und wie lange sie noch nach Ende des 2. Weltkriegs unter den von den Faschisten verschärften Gesetzen leiden mussten.

In Kooperation mit der VVN-BdA Bochum


Keine Tür zum Schließen – Dimensionen von Wohnungslosigkeit

04.10.2022 19:00 Uhr Soziales Zentrum Bochum, Josephstr. 2, 44791 Bochum
Was bedeutet Wohnungslosigkeit für Betroffene? Wie wird man eigentlich wohnungslos – und warum ist der Weg von der Straße oft so schwierig? Wo sind Hürden, Ausschlüsse – und wie sehen Hilfen und politische Maßnahmen aus?

Alexandra Gehrhardt ist Redakteurin beim Straßenmagazin bodo. Im Vortrag spricht sie über die Dimensionen von Wohnungslosigkeit, über Sicht- und Unsichtbarkeiten, Zugänge und Ausschlüsse, Bürokratie und gesellschaftliche Ausgrenzung – und über mögliche Auswege aus der Wohnungslosigkeit.

 

Kein Vergessen – Todesopfer rechter Gewalt in Deutschland nach 1945
11.10.2022 19:00 Uhr Raum9 (Botopia), Griesenbruchstr. 9, 44793 Bochum
Über 300 Menschen wurden nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland durch rechtsmotivierte Gewalttäter gejagt, verfolgt, verprügelt, gefoltert, misshandelt und getötet. Der Autor Thomas Billstein hat mit seinem Buch »kein vergessen« die erste vollständige Dokumentation bekanntgewordener tödlicher Gewalttaten durch Rechte in Deutschland nach 1945 veröffentlicht. Auf der Veranstaltung wird er den aktuellen Stand der Forschung vorstellen, rechte Tatmotive aufzeigen und Todesopfer aus der Region benennen.

Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit der Kulturfabrik Bochum statt.

 

Antifaschistische Linke Bochum,
September 2022

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Josef-Anton Gera – vor 25 Jahren von Neonazis erschlagen

Josef-Anton Gera Gedenkdemo und Mahnwache 2022

Auf die Straße für konsequente Erinnerungskultur von Stadt und Zivilgesellschaft!

Am 14. Oktober 1997 wurde Josef-Anton Gera mit einer Eisenstange derartig brutal zusammengeschlagen, dass er zwei Tage später, am 16. Oktober 1997 gegen 22:00 Uhr, im Krankenhaus verstarb. Die Täter: Neonazis. Das Motiv: Der Hass auf Schwule.

Neonazi-Hintergrund der Täter wird ignoriert

Weder juristisch noch medial wurde das schwulen- und menschenfeindliche Motiv der Tat aufgearbeitet, obwohl es zahlreiche Hinweise auf die Neonazi-Ideologie der Täter gab. Im Prozess kam die extrem rechte Gesinnung der Täter nicht zur Sprache. Die Stadt Bochum schenkte dem Mord, ähnlich wie Polizei und Gericht, wenig Beachtung. Folglich wurde der Fall Gera als Streit unter Trinkern abgetan. Und das, obwohl bekannt war, dass die Laube, in der die Täter wohnten und die zum Tatort wurde, mit Nazi-Symbolik wie Hakenkreuzen, Totenköpfen und SS-Runen übersäht war; obwohl ausgesagt wurde, dass die Täter Hitlergrüße zeigten und angaben „es einem Schwulen mal so richtig gezeigt” zu haben; obwohl der schwer verletzte Gera der Polizei noch sagte, dass die Täter Neonazis waren.

Josef-Anton Gera – unvergessen!

In Erinnerung an Josef-Anton Gera fanden in den vergangenen 25 Jahren kontinuierlich Gedenkaktionen, Demos und Kundgebungen statt. Lokale antifaschistische Strukturen und Einzelpersonen dokumentierten Ende der 90er Jahre den Gerichtsprozess und die lokale Berichterstattung, später trieben sie die politische Aufarbeitung der Tat voran und brachten nicht zuletzt eine Gedenkplakette am Tatort Westpark an, wodurch eine Art Mahnmal enstanden ist. Politisches Gedenken muss aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein. Deshalb forderten wir im vergangenen Jahr von Stadt und Politik:

1. Josef Anton Gera offiziell als Opfer rechter Gewalt in der jüngeren Geschichte der Stadt anzuerkennen.
2. Über den durch Nazis verübten Mord an Josef-Anton Gera auf der offiziellen Homepage der Stadt aufzuklären.
3. Die bisher geleistete Gedenkarbeit durch lokale Antifaschist*innen dabei zu benennen und die vor zehn Jahren angebrachte Gedenktafel anzuerkennen.
4. Einen Platz in der Innenstadt nach Josef-Anton Gera zu benennen.
5. Ein Mahnmal gegen rechte Gewalt, soziale Ausgrenzung und Homophobie zu installieren.

Stand heute: die Bezirksvertretung Mitte stimmte unserer Forderung zu, den Skateplatz am Westpark nach Josef-Anton Gera zu benennen. Ein deutliches Zeichen, dass die langjährige Erinnerungs- und Öffentlichkeitsarbeit von Antifaschist*innen wirkt und ein wichtiger Schritt für ein angemessenes Gedenken an Josef-Anton Gera.

Remembering means fighting!

Das Gedenken an Josef-Anton Gera hat für uns heute auch insofern noch große Bedeutung, als dass es Verbindungen zu aktuellen Kämpfen und ihre Verflechtungen aufzeigt. Homo-, Queer- und Transfeindlichkeit sind auch heute noch tödlich, wie nicht zuletzt in Münster deutlich wurde. Anfang September wurde nach dem CSD der trans Mann Malte umgebracht, nachdem er bei einer verbalen Anfeindung gegen Homosexuelle interveniert hat. Auch in Bremen und Dortmund wurden trans Menschen angegriffen und verletzt. Bei diesen Fällen waren die Täter keine klassischen Neonazis. Das zeigt, wie sehr Trans- und Homofeindlichkeit in der sogenannten Mitte der Gesellschaft verankert sind und was für eliminatorische Züge sie annehmen.

Raus auf die Straße!

Gedenkdemo:
15.10.2022 – 14:00 Uhr
Bochum HBF

Mahnwache:
16.10.2022 – 11:00 Uhr
Eingang Westpark (DGB Haus)

Antifaschistische Linke Bochum,
September 2022

Anmerkung: Auf sich bereits im Umlauf befindlichen Stickern ist die Mahnwach auf den 17.10. terminiert. Dies ist leider falsch, da wir die Mahnwache auf den richtigen Todestag den 16.10. geschoben haben. Viele Jahre wurde fälschlicherweise der 17.10. als Todesdatum genannt.

Josef Anton Gera – Schreiben an Bochumer Stadtrat

Wir wollen auf einen Mordfall aufmerksam machen der trotz eines
offenkundig extrem rechten und homosexuellenfeindlichen Tatmotivs bislang von offizieller Seite weitgehend unbeachtet und unaufgearbeitet bleibt.

Wir kämpfen auch 25 Jahre danach für eine angemessene Erinnerungskultur von Stadt und Zivilgesellschaft!

Deshalb richten wir uns mit folgendem Schreiben an die Bochumer Stadtpolitik, um für unsere Forderungen und ein würdiges Andenken an Josef Anton Gera in ihren politischen Gremien einzutreten:

Sehr geehrte Mitglieder des Bochumer Stadtrates,

wir wollen Sie mit diesem Schreiben auf einen Mordfall aufmerksam machen. Trotz des offensichtlichen extrem rechten und homosexuellenfeindlichen Tatmotivs bleibt der Fall bislang von offizieller Seite weitgehend unbeachtet und unaufgearbeitet.

Am 17. Oktober 2022 jährt sich der Todestag von Josef Anton Gera zum 25. Mal. Josef Anton Gera wurde aufgrund seiner sexuellen Orientierung, er war homosexuell, von Nazis ermordet.

Am 14. Oktober 1997, 3 Tage vor seinem Tod, wollte Gera mit einigen Bekannten aus dem Wohnungslosenmilieu etwas trinken. Doch zwei seiner Bekannten, der damals 26-jährige Patrick K.und der 35-jährige Uwe K., hatten anderes im Sinn und wollten ihm, laut eigener spätererAussage, „eine Abreibung“ verpassen. Dazu suchten sie mit Josef Anton Gera eine Laube aufdem ehemaligen Krupp Gelände an der Bochumer Alleestraße auf. Dort entkleidete Patrick K.seinen Oberkörper, um Josef Anton Gera zum „Anfassen zu reizen“ um dann zuschlagen zukönnen. Gera kam der Aufforderung nach.

Darauf hatten die beiden nur gewartet und schlugen unvermittelt mit einer Eisenstange auf Josef Anton Gera ein. Dieser konnte sich schwerverletzt zur Straße schleppen und der herbei gerufenen Polizei noch mitteilen, dass er von Nazis angegriffen wurde. Josef Anton Gera erlag drei Tage später, am 17. Oktober 1997, im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.

Neben der Aussage von Josef Anton Geras weisen die Umstände der Tat darauf hin, dass der Hass auf Homosexuelle durch die Nazi-Ideologie der beiden Täter bedingt war. Ihre Schilderung, „es einem Schwulen mal so richtig gezeigt“ zu haben, schlossen sie mit dem Ausruf „Sieg Heil!“. Auch am Tatabend fielen „Sieg Heil!“-Parolen und der Hitlergruß wurde gezeigt. Die Laube, in der die Tat stattfand und in der Geras Mörder lebten, war mit Hakenkreuzen, Totenköpfen und SS-Runen beschmiert.

Trotz dieser Tatsachen erkannten weder Polizei noch Staatsanwaltschaft ein rechtsextremes Tatmotiv. Im Gerichtsprozess wurde die rechtsextreme Gesinnung der Täter nicht zum Thema gemacht.

Auch in der Stadt Bochum hat von offizieller Seite noch keine Auseinandersetzung mit dem rechten Mord auf Bochumer Stadtgebiet stattgefunden.

Es waren lokale antifaschistische Strukturen, die den brutalen Mord an Josef Anton Gera als rechte Tat aufarbeiteten und dokumentierten, und das Gedenken an ihn aufrecht erhalten haben. So war es die Gruppe Azzoncao, die eine ausführliche Dokumentation erstellte. Es waren antifaschistische Jugendliche vor rund zehn Jahren, die ein Gedenken initiierten. Und es waren Bochumer Antifaschist*innen, die eine Gedenktafel am Bochumer Westpark anbrachten und durch vielfältige künstlerische Aktionen jährlich auf den Mord aufmerksam machen und an Josef Anton Gera erinnern.

Im Jahr 2021, am 24. Todestag von Josef Anton Gera, zogen Bochumer Antifaschist*innen in einer Demonstration vom Rathaus zur Plakette im Westpark und stellten ihre Forderungen an die Stadt Bochum.

Diese Forderungen wollen wir Ihnen als Mitglieder des Bochumer Stadtrates gerne persönlich zukommen lassen und weiter erläutern:

1. Wir fordern die Stadt Bochum auf, Josef Anton Gera als Opfer rechtsextremer Gewalt in der jüngeren Geschichte der Stadt anzuerkennen. Gera wird bereits u.a. von der Amadeu Antonia Stiftung als Todesopfer rechtsextremer Gewalt seit 1990 genannt. Die Stadt einen ebenso offensiven Umgang mit der Tat üben.

2. Zu einem offensiven Umgang mit dieser Tat gehört, dass die Stadt auf der städtischen Homepage über diesen Mord aufklärt und die Rolle des Gerichtsverfahrens, in welchem ein extrem rechten Hintergrund der Tat geleugnet wurde, kritisch hinterfragt werden. Das wäre aus unserer Sicht ein souveräner, offener Umgang mit der lokalen Geschichte.

3. Gruppen wie das Politcafé Azzoncao dokumentierten den Mord in den 90er Jahren durch akribische Recherche und kritische Prozessbeobachtung. Es waren lokale antifaschistische Gruppierungen, die in den Folgejahren durchgehend an Gera erinnerten und vor elf Jahren am Eingang zum Westpark eine Gedenktafel anbrachten, die an Josef Anton Gera erinnern und als Mahnmal dienen sollte. Wir wollen, dass die Stadt die Gedenktafel anerkennt.

4. Wir fordern, dass ein Platz in der Innenstadt nach Josef Anton Gera benannt wird. Das wäre ein würdiges Gedenken seitens der Stadt. Unser Vorschlag ist es, den Platz vor dem GHotel an der Alleestraße, den Skater*innen und andere Menschen bei gutem Wetter regelmäßig nutzen, Josef Anton Gera zu widmen. Der Platz hat bislang noch keinen Namen.

5. Zu einem ernsthaften Umgang mit den Themen Homophobie und rechte Gewalt gehört dazu, Sichtbarkeit und Öffentlichkeit zu schaffen. Wir wollen, dass die Stadt ein offizielles Mahnmal gegen Ausgrenzung und Homophobie installiert. Das könnte auf dem Josef-Anton-Gera-Platz sein oder an einem anderen prominenten Ort in Innenstadtnähe.

Wir rufen Sie als Mitglieder des Stadtrates dazu auf unsere Forderungen auch in den Rat als höchstes politisches Gremium der Stadt zu tragen und diese zu unterstützen.

Treten Sie mit uns gemeinsam dafür ein, dass die Stadt Bochum die Erinnerung an Josef Anton Gera in würdevoller Weise bewahrt und ein Zeichen für Demokratie und Menschenrechte setzt!

Mit freundlichen Grüßen,

Antifaschistische Linke Bochum
Animal Voices Bochum
Antifa Essen West
Antifaschistische Gruppe 5
Antifaschistische Linke Münster
Atelier Automatique
Autonome Antifa 170 (Dortmund)
Bochumer Bündnis gegen Rechts
CSD Bochum
Die Falken Bochum
DKP Bochum
Donnerlüttchen
eklat münster
Fantifa Bochum
Fridays for Future Bochum
Fritz Bauer Forum
Furore Bochum
Gras Bochum
Linke Liste Bochum
Mean Street Antifa
Migrantifa Bochum
Non a Parole
Offenes Antifa Cafe Bochum
Rojava Solidarität Bochum
Rosa Strippe e. V.
Seebrücke
Stadt für Alle
Trotz Allem Witten
VVN BdA Bochum

70 Menschen bei Demonstration in Erinnerung an Josef Anton Gera

Josef Anton Gera Demo 16.10.2021 in Bochum V

Am vergangenen Samstag gingen ca. 70 Menschen auf die Straße um an Josef Anton Gera zu erinnern. Dieser ist im Jahr  1997 von zwei Neonazis aus homofeindlichen Motiven mit einer Eisenstange attackiert worden, woraufhin er drei Tage später am 17.10.1997 im Bochumer Elisabeth Krankenhaus verstarb.

Die Demo begann gegen 14:00Uhr am Bochumer Rathaus, wo die Tat geschildert wurde und konkrete Forderungen an die Stadt Bochum im Umgang mit dieser rechten Gewalttat verlesen wurden:

„Wir fordern daher die Stadt auf, bis zum 25. Todestag von Josef Anton Gera im kommenden Jahr:
1. Josef Anton Gera offiziell als Opfer rechter Gewalt in der jüngeren Geschichte der Stadt anzuerkennen.
2. über den durch Nazis verübten Mord an Josef Anton Gera auf der offiziellen Homepage der Stadt aufzuklären.
3. die bisher geleistete Gedenkarbeit durch lokale Antifaschist*innen dabei zu benennen und die vor zehn Jahren angebrachte Gedenktafel anzuerkennen.
4. einen Platz in der Innenstadt nach Josef Anton Gera zu benennen.
5. ein Mahnmal gegen rechte Gewalt, soziale Ausgrenzung und Homophobie zu installieren.“

Josef Anton Gera Demo 16.10.2021 in Bochum I

Im weiteren Verlauf wurde noch ein Redebeitrag zur Aktualität transphober/homophober Gewalt verlesen, ehe es in einer kurzen Demo zum Westpark ging, wo vor zehn Jahren Bochumer Antifaschist:innen eine Gedenktafel für Josef Anton Gera anbrachten. An der Bahnhaltestelle/Brücke Bochum West wurde zudem ein Transparent in Gedenken an Josef Anton Gera angebracht. Leider waren vereinzelt auch homofeindliche Pöbeleien am Demorand zu vernehmen. Am Westpark angekommen, trug die VVN BdA Bochum zudem ein Redebeitrag zur Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus vor, ehe Blumen niedergelegt und die Kundgebung mit einer Schweigeminute beendet wurde.

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2021

 

Bilder:

zu den Reden: Weiterlesen

Demonstration in Gedenken an Josef Anton Gera

Demo in Gedenken an Josef Anton Gera 2021

Am Sonntag, den 17. Oktober 2021, jährt sich der Todestag von Josef Anton Gera zum 24. Mal. Der Bochumer wurde in der 1990er Jahren Opfer eines schwulenfeindlichen Mordes durch Nazis.

Am Abend des 14. Oktober 1997 kam der 59-jährige Rentner mit einigen Personen zu einem gemeinsamen Umtrunk auf dem Brachgelände der Firma Krupp nahe der Alleestraße zusammen. Die späteren Täter, der damals 26-jährige Patrick Kerkau und sein Komplize, der 35-jährige Uwe Kleindopp, waren ebenfalls anwesend. Die beiden planten bereits dem ihnen als Homosexuell bekannten Gera eine Abreibung zu verpassen. In der Folge entkleidete Kerkau seinen Oberkörper, um Josef Anton Gera zum „Anfassen zu reizen“ und zuschlagen zu können. Als Gera dem nachkam, schlug Patrick Kerkau mit einem Eisenrohr zu. Uwe Kleindopp beteiligte sich an der Gewalttat. Schwerverletzt konnte Gera  fliehen und schleppte sich zu einer nahe gelegenen Straße, wo ihn Passant*innen fanden und einen Krankenwagen riefen. Der eintreffenden Polizei konnte er mitteilen, dass es sich bei seinen Peinigern um Nazis gehandelt hatte.

Drei Tage später, am 17. Oktober, erlag Gera seinen Verletzungen. Die Täter prahlten gegenüber Familienangehörigen damit, „es einem Schwulen mal so richtig gezeigt” zu haben und schlossen diese Schilderung mit einem Hitlergruß und einem Sieg-Heil-Ruf ab. Trotz dieser Schilderung und dem Umstand, dass die Laube, in der die Tat stattfand, mit Hakenkreuzen, Totenköpfen und SS-Runen bemalt war, wollten weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft ein rechtes Tatmotiv anerkennen. In staatlichen Zählungen von Opfern rechter Gewalt ist Gera daher nicht gelistet. Auch die Stadt Bochum hat sich bezüglich dieser Tat nie positioniert – ein Skandal bis zum heutigen Tag! Es waren schließlich Antifaschist*innen, die Gedenkaktionen initiierten, eine Gedenkplakette am Eingang des Westparks installierten und dazu beitrugen, dass die Amadeu Antonio Stiftung Josef Anton Gera als Opfer rechter Gewalt in ihre Auflistung aufgenommen hat.

Auch in diesem Jahr wollen wir Josef Anton Gera gedenken. Wir gehen nicht nur auf die Straße, sondern verknüpfen das Gedenken mit konkreten Forderungen an die Stadt Bochum! Wenn Bochum zurecht den “Tag gegen Homophobie” begeht und Oberbürgermeister Eiskirch sich mit einer Regenbogenfahne in Szene setzt, so muss dieser rechte, homophobe Mord mitten in Bochum stadtpolitische Anerkennung erfahren – alles andere ist unerträgliche Heuchelei.

Wir fordern daher die Stadt auf, bis zum 25. Todestag von Josef Anton Gera im kommenden Jahr:
1. Josef Anton Gera offiziell als Opfer rechter Gewalt in der jüngeren Geschichte der Stadt anzuerkennen.
2. über den durch Nazis verübten Mord an Josef Anton Gera auf der offiziellen Homepage der Stadt aufzuklären.
3. die bisher geleistete Gedenkarbeit durch lokale Antifaschist*innen dabei zu benennen und die vor zehn Jahren angebrachte Gedenktafel anzuerkennen.
4. einen Platz in der Innenstadt nach Josef Anton Gera zu benennen.
5. ein Mahnmal gegen rechte Gewalt, soziale Ausgrenzung und Homophopie zu installieren.

Kommt mit uns am 16.10.2021 auf die Straße, um den Forderungen an die Stadt Bochum Nachdruck zu verleihen. Wir werden gemeinsam vom Rathaus in einer kurzen Demonstration zur Gedenktafel am Eingang des Westparks ziehen, um dort dann Blumen nierdezulegen.

Weiterhin rufen wir alle Initiativen, Strukturen und Gruppen dazu auf, die Plakate, die wir in Erinnerung an Josef Anton Gera erstellt haben, in ihren Schaufenstern sichtbar aufzuhängen und am 17.10.2021 über ihre Social Media Kanäle auf den rechten Mord an Josef Anton Gera aufmerksam zu machen.

Erinnern heißt kämpfen!

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2021

Gedenk- und Plakataktion für Josef Anton Gera

Gedenken an Josef Gera 2020 I

Am heutigen Samstag, den 17.10.2020, kamen einige Antifaschist*innen zusammen um Josef Anton Gera zu gedenken. Dazu wurden an der, von Antifaschist*innen im Jahr 2011 angebrachten, Gedenkplaktette Blumen niedergelegt und kurzzeitig mit einem Transparent auf den rechten und homophoben Mord hingewiesen.

 

Josef Anton Gera wurde am 14.10.1997 von zwei Neonazis mit einer Eistenstange zusammengeschlagen. Grund für die Attacke war Geras Homosexualität. Später teilten die Neonazis Patrick K. und Uwe K. Angehörigen und einem Nachbarn mit, „es einem Schwulen mal so richtig gezeigt zu haben“. Ihre Schilderungen schlossen sie mit einem „Sieg Heil“ und dem Hitlergruß ab. Trotz dieser Umstände wird der Mord an Gera nicht als rechter Mord gelistet. Das einzige Gedenken an ihn und die schreckliche Tat, wird seit Jahren durch antifaschistische Einzelpersonen, Gruppen und Initiativen durchgeführt.

Auch in diesem Jahr gab es neben dem heutigen Gedenken, eine weitere Aktion. So tauchten in verschiedenen Stadtteilen in den Nächten vor dem Jahrestag Plakate in Gedenken an Josef Anton Gera auf.

Kein Vergeben, kein Vergessen!
Fight Homophobia!

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2020

In Gedenken an Josef Anton Gera

In Gedenken an Josef Anton Gera

Am Samstag, den 17.10., jährt sich der Todestag von Josef Anton Gera.

Am Abend des 14.10.97 kam der 59-jährige Rentner mit einigen Personen zu einem gemeinsamen Umtrunk auf dem Brachgelände der Firma Krupp nahe der Alleestraße zusammen. Die späteren Täter Patrick K. und Uwe K. waren ebenso anwesend. Als Gera einem der beiden Avancen machte, schlug Patrick K. mit einem Eisenrohr zu. Uwe K. unterstützte ihn dabei und schlug ebenfalls zu. Gera konnte fliehen und schleppte sich schwerverletzt zu einer nahe gelegenen Straße, wo ihn Passant*innen fanden und einen Krankenwagen riefen. Der ebenfalls eintreffenden Polizei konnte er mitteilen, dass es sich bei seinen Peinigern um Nazis gehandelt hatte.

Drei Tage später am 17.10. verstarb Gera an den davon getragenden Verletzungen. Die Täter gaben gegenüber Familienangehörigen an “es einem Schwulen mal so richtig gezeigt” zu haben und schlossen diese Schilderung mit einem Hitlergruß und dem Ruf “Sieg Heil” ab. Trotz dieser Schilderung und dem Umstand, dass die Laube, in der die Tat stattfand, mit Hakenkreuzen, Totenköpfen und SS-Runen bemalt war, wollten weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft ein rechtes Tatmotiv erkennen. In offiziellen Zählungen von Opfern rechter Gewalt ist Gera daher nicht gelistet. Auch die Stadt Bochum hat sich bezüglich dieser Tat nie positioniert – ein Skandal bis zum heutigen Tag! Es waren schließlich Antifaschist*innen, die Gedenkaktionen initiierten und eine Gedenkplakette am Eingang des Westparks installierten.

Auch in diesem Jahr wollen wir Josef Anton Gera gedenken. Dieses Gedenken soll sowohl auf der Straße, als auch im Netz stattfinden.

Wir rufen daher alle Initiativen, Strukturen und Gruppen dazu auf, die Plakate, die wir in Erinnerung an Josef Anton Gera erstellt haben, in ihren Schaufenstern (falls vorhanden) sichtbar aufzuhängen und am 17.10.20 über ihre Social Media Kanäle auf den rechten Mord an Josef Anton Gera aufmerksam zu machen.

Erinnern heißt kämpfen!

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2020

P.S.: Wir möchten an dieser Stelle auf die Dokumentation zum Mord an Josef Anton Gera hinweisen.