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Querdenken ermöglicht Neonazis und Pandemieleugner:innen Wohlfühlevent in Bochum

Gegenprotest bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Am gestrigen Samstag, den 18.12.2021, zogen schätzungsweise 1200 Pandemieleugner:innen, Impfgegner:innen, Anhänger:innen von Verschwörungsmythen und bekannte Neonazis unter dem Motto „Pandemie der Lügen“ und „Impffaschismus nicht mit uns“ durch Bochum. Zuvor wurde seit Wochen für dieses Großevent auch überregional in den sozialen Netzwerken mobilisiert Die Teilnehmenden waren entsprechend aus dem gesamten Ruhrgebiet und dem Sauerland angereist.

Querdenken234 – Wohlfühlevent für gewaltbereite Neonazis
Gegen 15:00Uhr begann die offizielle Kundgebung von Querdenken Bochum auf dem Vorplatz des Bochumer Schauspielhaus. Im Laufe dieser Kundgebung und der anschließenden Demonstration ließen die Organisat*innen von Querdenken immer verkünden, dass sich „heute die Mitte der Gesellschaft“ in Bochum eingefunden habe, um gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße zu gehen. Ein Framing welches einer genaueren Prüfung kaum standhält. Weitaus treffender ist nach dem gestrigen Aufmarsch zu konstatieren, dass Teile dieser selbsternannten „Mitte der Gesellschaft“ dem bundesweiten Trend folgend gänzlich ihre Maskerade haben fallen lassen, indem sie wissentlich den offenen Schulterschluss mit organisierten Neonazis und Hools zu eingingen. Bereits vor Kundgebungsbeginn wurden Kleingruppen von Menschen aus dem HoGeSa-Spektrum im Ehrenfeld gesichtet. Diese nutzten die Zeit vor dem Aufmarsch, um sich im an örtlichen Kiosken mit Bier zu versorgen. Im Verlauf der Demonstration gab es zudem aus dieser Personengruppe heraus einen Angriffsversuch auf den Gegenprotest der sich an vielen Stellen am Rande der Demo zeigte. Dieser Anrgiff fand hinter dem Bochumer Hauptbahnhof auf Höhe der Universitätsstr. 1 statt und konnte durch Bochumer Antifaschist:innen abgewehrt werden, woraufhin die beiden Angreifer von der Polizei festgesetzt wurden.


Die NPD erneut zu Gast bei Querdenken

Auch der sich diesmal in Sicherheit wähnende NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer nutzte die Gunst der Stunde, um sich in der Bochumer Innenstadt zu zeigen. Cremer ist dabei keine neuer Gast bei Querdenken-Bochum, da er bereits im Jahr 2020 bei einem Spaziergang aus dem Querdenkenspektrum und an einer Kundgebung im November 2020 auf dem Kirmesplatz teilnahm. Cremer wurde am Samstag von mehreren Personen begleitet, die wir ebenfalls dem NPD-Umfeld zuordnen. Einer von ihnen trug eine Kappe des Fußballballvereins DSC Wanne-Eickel. Der verurteilte Volksverhetzer lebt seit vielen jahren in Wattenscheid und ist seit Ende der 90er als gewalttätiger Neonazikader bekannt. Weitere Neonazis folgten dem Aufruf von Querdenken und waren an rechter Szenekleidung wie “Thor Steinar” zu erkennen.

Dortmunder Neonazikader zu Gast in Bochum

Dortmunder Neonazis – Matthias Drewer, Steven Feldmann, Martin Wegerich, Thorben Vetter und Unbekannt bei Ankunft Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Auch Neonazis von der Partei “Die Rechte” aus Dortmund nahmen an der Querdenken-Demo in Bochum teil und lobten über ihre Social Media Kanäle die Organisator:innen der Demonstration. Anwesend waren Matthias Drewer, Thorben Vetter, Steven Feldmann, Martin Wegerich und ein weiterer Neonazi den wir der Partei “Die Rechte” zuordnen. Matthias Drewer und Steven Feldmann sind verurteilte Gewalttäter, die bereits längere Haftstrafen hinter sich haben. Steven Feldmann wurde erst im Sommer aus der JVA entlassen und schaffte es innerhalb kürzester Zeit demnächst erneut eine Haftstrafe antreten zu müssen. Auf Feldmanns Kappe gingen einige Übergriffe, vorallem in den Dortmunder Stadtteilen Marten und Lütgendortmund sorgte er für Angst bei den Opfern seiner Taten. So schlug er solange auf einen Sinto auf einer Kirmes in Lütgendortmund ein bis dieser bewusstlos auf dem Boden lag. Neben den körperlichen Übergriffen bedrohte er auch politisch Andersdenkende mit dem Tod. Erst am 30.11. wurde nach einer AfD Kundgebung in Dortmund Hörde festgenommen, da er Gegendemonstrant:innen angegriffen hatte. Drewer saß ebenfalls für Übergriffe hinter Gittern, er wurde damals als Nazi-Hipster bekannt. Wir erinnern an Demonstrationen im Winter 2014/2015 wo er unter anderem Parolen anstimmte mit denen er Mehmet Kubasik (2006 in Dortmund vom NSU ermordet), Thomas Schulz (2005 von einem Nazi in Dortmund erstochen) und Anne Frank verhöhnte. Martin Wegerich bewegt sich nun auch schon seit ca. 10 Jahren in der Naziszene von NRW. Er war einst Teil der Nationalen Sozialisten Münster und kommt ursprünglich aus Emsdetten. Er betreibt das Projekt „Vlanze Graphics“ und designt Aufkleber, T-Shirts, CD-Cover und anderes für Neonazi Bands und Gruppen. So war er als Grafiker u.a. für den rechten Versand „Antisem.it“ tätig. Thorben Vetter ist Vorstandmitglied von DieRechte Dortmund und gehört den „Frontline Skinehads Dortmund Dorstfeld“ an. Eine Nachfolgeorganisation, der „Skinheadfront Dortmund Dorstfeld“ zu der auch Sven Kahlin/Schröder gehörte, der im Jahr 2005 Thomas Schulz in der Dortmunder U-Bahn-Station Kampstraße erstach.

 

Die nationalrevolutionäre Querfront

Nationalrevolutionär Joel Herget bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Eine weitere Person, die sowohl den bisher aufegezählten als auch uns aus alten Tagen bekannt ist, ist Joel Herget. Joel Herget war viele Jahre in der Jugendorganisation der NPD, der JN NRW, und später auch bei “Die Rechte” aktiv. Zwischen 2010 und Juni 2016 war er auf nahezu allen Neonazi Demonstrationen in NRW anzutreffen, bis seine Kameraden, die auch gestern anwesdend waren, ihn als Verräter outeten. Herget versuchte danach sein Glück als queerer Querfrontler, der bereits am 01.05.2021 und am 03.07.2021 bei Veranstaltungen der Bochumer Querdenker:innen teilnahm. Unter dem Pseudonym RevolutionsgedankeTM twittert er ungerelmäßig von Veranstaltungen. Er selbst bezeichnet sich Nationalrevolutionär, mit Bezug auf Gregor Strasser. Strasser war Nationalsozialst der ersten Stunde und Mitglied der NSDAP. Im Rahmen des Röhm-Putsches wurde er 1934 von seinen parteiinternen Konkurenten ermordet.

Reaktiviert durch Querdenken

Andre Zimmer bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum II

Eine weitere Person, die immer noch einen klaren Hang zum Nationalsozialimus, zu Gewalt sowie Sprengstoff und Pyrotechnik hat, ist Andre Zimmer aus Wattenscheid. Zimmer war zwischen 2008 und 2013 für die NPD in Bochum und einer Kameradschaft namens „Volkssturm Deutschland“ aktiv. 2014 beteuerte er vor Gericht nichts mehr mit der Szene zu tun zu haben, aufgrund dessen, dass er eine Familie gründetet erhielt er ein milderes Urteil. Sowohl Sozialarbeiter:innen, der Staatsschutz aus Wanne-Eickel und das Aussteigerprogramm des Verfassungsschutzes beteuerten, dass er eine positive Sozialprognose habe. Zuvor ist er wegen Brandstiftung, Sachbeschädigung, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, Vortäuschen einer Straftat, unerlaubtem Führen und Besitz von Schusswaffen, Volksverhetzung, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen Nötigung und gefährliche Körperverletzung. Obwohl die Polizei auch Kinderpornografie auf seinem damaligen Handy feststellte, wurde das Verfahren eingestellt. In einer alten Prozessbeobachtung der Antifaschistischen Jugend Bochum wurden die konkreten Taten dokumentiert:

„-Am 30.6.2010 hat Zimmer ein Mobilée aus Holz und Plastik vor der Wohnungstür seiner Großmutter in Brandt gesetzt. Die Tür wurde von außen massiv beschädigt. Dazu verteilte er im Hausflur ein Flugblatt, welches vermeintlich von AntifaschistInnen verfasst worden sein soll und gegen ihn hetzt. Aufgrund dieser Flugblätter wurde – wie von ihm beabsichtigt – erst gegen Linke ermittelt. [Sachbeschädigung und Vortäuschen einer Straftat]
-Am 9.7.2010 sprengte Zimmer mit einer selbstgebauten Sprengvorrichtung den Briefkasten seines elterlichen Wohnhauses. Es entstand ein Schaden von 1500 €. [Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion in Tateinheit mit Sachbeschädigung und Vortäuschen einer Straftat]
-Am 11.8.2010 zündete Zimmer eine Mülltonne zwischen zwei geparkten PKWs ab, die in Folge dessen komplett ausbrannten. Der Schaden beläuft sich auf ca. 15000€. [Sachbeschädigung]
-Am 15.8.2010 zündete Zimmer vor dem Wohnhaus seines Kameraden Markus Schumacher eine Mülltonne an und sprühte Parolen wie „No Nazis“und „AJB“ an die Hauswand. Am nächsten Tag rief er bei Wolfgang Schumacher, dem Vater des Kameraden, an und kündigte einen Anschlag auf seine Wohnung an. Daraufhin stellte dieser eine Anzeige gegen Unbekannt. [Sachbeschädigung, Bedrohung]
-Am 2.10.2010 zündete Zimmer einen Müllkontainer auf dem Gelände seiner ehemaligen Schule Preins Feld an. Dadurch geriet eine sich daneben befindliche Holzhütte in Brand und brannte nieder. [Brandstiftung]
-Am 1.1.2011 wurde Zimmer durch Beamte eine Gaspistole und 3 Patronen abgenommen. Für die Waffe besaß er keinen Waffenschein. [Unerlaubtes Führen von Schusswaffen]
-Am 24.1.2011 griff Zimmer nach einer NPD-Flugblattaktion 2 AktivistInnen, sowie unbeteiligte Passanten mit Reizgas/Pfefferspray an. Nach Eigenauskunft habe er „die Frau angegriffen, weil sie genervt hat.“ [Gefährliche Körperverletzung in 4 Tateinheitlichen Fällen]“
Hinzu kommt noch die Verhöhnung der Opfer des NSU und des Nationalisozialismus. Zimmer zeigt sich seit dem immer mal wieder am Rande von politischen Veranstaltungen, hält sich dabei jedoch weitestgehend zurück. Seine politische Gesinnung hat er trotz der damaligen Prognose nicht abgelegt, so fährt er ab und an mit aufgedrehtem Rechtsrock durch das Bochumer Ehrenfeld, welches er als „linke Gegend“ ausgemacht hat. Während der Hausbesetzung an der Herner Str. im Jahr 2017 fotografierte er das Haus von der gegenüberliegenden Straßenseite. Zuvor am 04.02.2017 fuhr er mit einem Kleinwagen über den Bochumer Bongard Boulevard. Zu dieser Zeit fand dort eine Kundgebung der Republikaner statt. Seine Durchfahrt galt jedoch dem Gegenprotest. Es ist davon auszugehen, dass Zimmer sich immer noch für seine politischen Gegner:innen interessiert.

Zeit zu Handeln

Blockadeversuch bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Das Querdenken es schafft rechte Aktivisten wie Andre Zimmer nach langer Zeit wieder auf die Straße zu bekommen, zeigt nur welche reaktivierende Bedeutung Querdenken für eben diese rechte Akteur:innen hat. Der offene Zusammenschluß von verrohtem Bürgertum, Verschwörungsanhänger:innen und Neonazis, der durch Querdenken ermöglicht wird, schafft ein Wohlfühlevent für eben jene. Wenn mindestens 1000 Menschen in der Dämmerung unter Trommelschlägen vor dem Bochumer Rathaus stehen, sollten die Alarmglocken bei allen demokratischen Kräften in Bochum angehen. Dass es nicht zu weiteren Übergriffen gekommen ist, liegt am bisher noch geringen Anteil der rechten Hools und Neonazis. Wenn Querdenken in Bochum jedoch weiterhin weitesgehend ungestört durch die Stadt ziehen kann, wird sich dies ändern. Das zeigen andere Städte, in denen gewaltbereite Neonazis zunächst nur Mitläufer waren und mittlerweile die Demos dominieren. Am vergleichsweise geringen Gegenprotest beteiligten sich schätzungsweise 50-100 Personen. Auch Anwohner:innen zeigten punktuell Protest. Auf dem Nordring blockierte eine Gruppe von 10-15 Personen die Aufmarschstrecke. Leider konnte die Demo an der Blockade vorbei geführt werden. Von den Blockierer:innen wurden später die Personalien aufgenommen und Platzverweise erteilt. Im Vorfeld der Demo gab es im Sozialen Zentrum Bochum die Möglichkeit sich impfen zu lassen, sodass mehrere dutzend Personen geboostert werden konnten. Auch auf dem Tana-Schanzara Platz gab es die Möglichkeit für Menschen Ü30 sich eine Impfung abzuholen, von Querdenker:innen wurde das Angebot natürlich nicht angenommen.

Sehr problematisch finden wir zudem den Umgang der Lokalpresse mit dem Bochumer Querdenken-Ableger. So werden seit 2020 im Vorfeld von Querdenken-Aktionen die Pressemitteilungen der Verschwörer:innen gänzlich unktitisch übernommen. Die eigentliche journalistische Sorgfaltspflicht erschöpft damit Pressemitteilungen von Polizei und Querdenken zu einem Text zu amalgamieren. Wir gehen noch davon aus, dass die Hintergründe dieser dürftigen Arbeitsweise in der Prekarisierung und “Verdichtung” der Arbeit in den Redaktionsstuben liegen und nicht etwa in untersschwelligen Sympathien, die man bei einigen Artikeln durchaus herauslesen könnte. Bezogen auf Querdenken und rechte Aufmärsche ist diese journalistische “Arbeit” jedoch nicht nur oberflächlich sondern schlichtweg gefährlich, da eine mediale Normalisierung und Verharmlosung stattfindet, die ein verzerrtes Bild der Realität darstellt. Wenn man nicht selbst vor Ort ist, sich weder von Redebeiträge, von der Stimmung, noch von den anwesenden Personengruppen selbst ein Bild gemacht hat, ist ein Zeitungsartikel in der größten Regionalzeitung nicht zu verantworten. So veröffentlichte die WAZ ein falsches Demo-Motto, offenbar aus der Pressemitteilung von Querdenken. So wurde aus „Pandemie der Lügen“ und „Impffaschismus nicht mit uns“ ein freundliches „Unantasbarkeit der Menschenwürde“. Die lokale WAZ-Redaktion muss sich daher die Frage stellen lassen, weshalb sie den Querdenker:innen so in die Karten spielt. Bereits 2020 wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass Querdenken in Bochum Neonazis toleriert und an ihren Aktionen teilhaben lässt.
Der bundesweite Trend, dass sich die Querdenker:innen radikalisieren, konnte somit auch in Bochum beobachtet werden. Desweiteren wurden rund um das Schauspielhaus mehrere verschwörungsideologische Aufkleber verklebt, die den Holocaust relativieren.

Wir konnten bislang keine Personen aus dem Organisator:innen-Kreis von Querdenken Bochum der extremen Rechten zuordnen. Die bisherigen Beobachtungen zeigen, dass jene Leute sehr genau auf die Außendarstellung ihrer Demos achten. Wir als Antifaschist:innen machen Querdenken allerdings(abgesehen von den antisemitischen Verschwörungsnarrativen, die sie verbreiten) dafür verantwortlich, dass sich Nazis bei ihnen wohlfühlen können. Querdenken reaktiviert Neonazis, die seit Jahren nicht mehr in der Bochumer Innenstadt gesehen wurden. Zumindest über die Dortmunder Neonazigruppe wusste die Querdenken-Orga am Samstag bescheid – und unternahm nichts. Alle “Querdenker:innen” müssen sich fragen lassen, weshalb ihre Demonstrationen für Neonazis so anziehend sind. Wir kennen die Antwort bereits. Wer mit Nazis marschiert, marschiert mit Nazis.

Antifaschistische Linke Bochum,
Dezember 2021

 

Weitere Fotos:

Neonazi Pärchen in Altenbochum

Andre Fuhr und Marnie Wachmann

Laut des Indymedia wurde in der vergangenen Nacht die Neonazis Marnie Wachmann und Andre Fuhr in Altenbochum geoutet. Aus dokumentarischen Gründen halten wir das Outing hier fest:

 

 

 

„Stadtteilinformation:
Gewaltbereite Neonazis in Altenbochum

Die langjährige Neonazi Aktivistin Marnie Janice Wachmann lebt im Freigrafendamm 19. Wachmann bewegt sich seit einigen Jahren in extrem rechten Kreisen. So ist sie Teil der Dortmunder Neonazi-Strukturen und pflegt Kontakte zu rechten Anhänger*innen des MSV Duisburg. Ihr Lebensgefährte, Andre Fuhr aus Dortmund (Adlerstraße 49), lebt faktisch bei ihr in Altenbochum. Auch Fuhr ist Teil der gewalttätigen Dortmunder Nazistrukturen.

Marnie Wachmann kommt eigentlich aus Mülheim und lebt nun seit einiger Zeit in Bochum. Seit ca. 2012 ist sie in der Neonazi-Szene im Ruhrgebiet aktiv. Damals war sie häufig bei der damals sehr aktiven und gewaltbereiten Neonazi Szene in Wuppertal anzutreffen. In den Jahren 2012 und 2013 nahm sie nachweislich an nahe zu allen neonazistischen Demonstrationen in NRW teil. So zum Beispiel an einer Demonstration im August 2013 gegen das Verbot des Nationalen Widerstand Dortmund (NWDO). Der NWDO war eine Neonazikameradschaft, welche im Jahr 2012 durch das Innenmnisterium NRW verboten wurde. Bereits vor dem Verbot pflegte sie Kontakt zu den militanten Neonazis aus Dortmund. So war sie beispielsweise im März 2012 bei einer Nazidemonstration in Dortmund zu dem rechten Hausprojekt, welches sich zum damaligen Zeitpunkt in der Rheinischen Straße 135 befand. Am 09.11.2012 nahm sie an einer Kundgebung der extrem rechten NPD teil, um an die Mauertoten zu gedenken. Hinter diesem Anlass stand jedoch das eigentliche Ziel eine neonazistische Kundgebung am Jahrestag der Reichspogromnacht durchzuführen, um den eigenen Antisemitismus deutlich zu machen und den Tag ins Lächerliche zu ziehen. In den letzten Jahren hat ihre Teilnahme an neonazistischen Demonstrationen zwar nachgelassen, ideologische geläutert ist sie trotzdem nicht. So pflegt sie weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis zu Dortmunder Neonazis und zählt zum Umfeld der aufgelösten Nazikameradschaft AG West, der auch ihr Freund Andre Fuhr angehörte Die AG West war in den letzten Jahren durch diverse rassistische und antisemitische Übergriffe aufgefallen und ist für zahlreiche Neonazi Graffiti in Dortmund verantwortlich. Engen Kontakt pflegt sie aktuell u.a. zu den Dortmunder Neonazis Pascal Ostholte, Michael Brück und Martin Wegerich.

Einer der zentralen Akteure der AG West ist Andre Fuhr. Fuhr ist der Lebensgefährte von Marnie Wachmann und verbringt viel Zeit in Altenbochum. Fuhr musste sich 2018 vor Gericht verantworten, da er in Dortmund Plakate mit Bildern von politischen Gegner*innen plakatierte. Weiterhin ist er einer derjenigen Nazis die sich im Sprühen von Nazigraffitis versucht und dabei durch den Neonazi Marcel Schäfer angeleitet wird. Neben den Neonazis Schmierereien, malte Fuhr die Namen „Noviz“ und „Nova“und begleitet Schäfer dabei, wenn er nächtlich Züge besprüht. Beruflich ist er als Dachdecker tätig.

In ihrer Freizeit betreiben sowohl Wachmann als auch Fuhr Sport. U.a. trainieren sie mehrmals die Woche bei McFit an der Alleestraße in Bochum. Die körperliche Ertüchtigung betreiben die beiden Veganer nicht nur um sich fit zu halten. Ein Augenmerk liegt auch darauf, sich für den politischen Kampf auf der Straße zu rüsten und sich wehrhaft zu machen. So trainiert der gelernte Dachdecker Fuhr unter anderem mit Dortmunder Neonazis in einem internen Kreis.

. In seiner Boxecke wurde er von seiner Freundin Marnie Wachmann begleitet. Der Kampf der Nibelungen wurde in Sachsen mit der Begründung verboten, dass dieser in seiner Zielsetzung gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verstoßen würde. Bei seinem Boxkampf trug Fuhr ein T-Shirt des „Tremonia Kollektivs“. Ein neues Label der sich in der Krise befindlichen Dortmunder Nazis von der ehemaligen AG West und der Kleinstpartei „Die Rechte“. Das Tremonia Kollektiv möchte über Social-Media-Kanäle junge neue Leute für ihre politischen Inhalte agitieren. So titelte das zweite Posting des Tremonia Kollektiv „Gesunder Körper, gesunder Geist“, ein faschistischer Slogan, der gerne verwendet wird, um daran zu erinnern, den deutschen Volkskörper rein und gesund zu halten.

Dass die körperliche Ertüchtigung nicht nur aus sportlichen Gründen verfolgt wird, zeigt auch die Teilnahme Andre Fuhrs an der sogenannten Hygienedemo am 29.08.2020 in Berlin. Zahlreiche Menschen aus dem verschwörungstheoretischen und extrem rechten Spektrum kamen nach Berlin, um gewalttätige Auseinandersetzungen zu forcieren. Die Bilder vom Sturm auf dem Reichstag gingen um die Welt. Fuhr war dort mit einer Reisegruppe Dortmunder Neonazis, die zusammen mit Cottbusser Neonazis auf der Suche nach körperlichen Auseinandersetzungen war. Teil dieser Reisegruppe war neben Andre Fuhr auch Robin Schmiemann. Schmiemann ist Teil der rechtsterroristischen Gruppe Combat18. Im Jahr 2007 schoss er während eines Raubüberfalls einen Mann nieder. Bekannt wurde er zudem durch seine in Haft geführte Brieffreundschaft zu der Rechtsterroristin Beate Zschäpe. Bei seinem Prozess wurde Schmiemann vom Neonazi Anwalt Andre Picker vertreten. Picker wohnt seit einigen Jahren in der Andreas Hofer Straße 20 in Altenbochum, gleich um die Ecke von Marnie Wachmann.

Andre Fuhr bei Hygienedemo in Berlin 29.08.20 Foto:Pixelarchiv

Weiterhin ist bekannt, dass im Sommer 2020 der verurteilter Neonazi und Mörder Sven Kahlin Wachmann und Fuhr in der Wohnung am Freigrafendamm besuchte. Anlass war eine sogenannte „After Hour“. Kahlin ermordete im Jahr 2005 den Punker Thomas Schulz.
Dies sind nur einige wenige Belege, die uns zeigen, dass sowohl Marnie Wachmann, als auch Andre Fuhr Teil der militanten Neonaziszene im Ruhrgebiet sind und mit verurteilten, rechten Mördern verkehren. Auch wenn sich Wachmann seit einigen Jahren nicht mehr bei Demonstrationen zeigt, heißt dies nicht, dass sie keinen Kontakt mehr in die Szene hat. Das beide eine Affinität zu Gewalt haben, zeigen ihre Kontakte und ihre Aktivitäten.
Wachmann absolviert momentan in Essen bei der Firma „Diga Service GMBH“ eine Ausbildung zur Heizungsbauerin. Durch zahlreiche Kooperationen zu Wohnungsvereinen und Wohnungsgenossenschaften hat Wachmann darüber Zugang zu Wohnhäusern von Migrant*innen, politisch Andersdenkenden und anderen Menschen, die tendenziell als Angriffsziel ausgemacht werden könnten. Seitens des Arbeitgebers fordern wir verantwortungsbewusstes Handeln und somit die Kündigung von Wachmann!

Keine Ruhe für Neonazis! Rechte Gewalttäter aus der Anonymität reißen!“

Antifaschistischer Straßenwahlkampf in Bochum 2020

Beispielbild für einen erfolgreichen Straßenwahlkampf

Im September ist Kommunalwahl in Nordrhein Westfalen. D.h. es werden Vertreter*innen für die Räte in Städten und Kreisen gewählt. Daher heißt es auch in diesem Jahr “antifaschistischen Straßenwahlkampf” zu betreiben. Doch was was heißt das im Konkreten? Auch in Bochum werden extrem rechte Parteien wie die NPD und die AfD antreten. Momentan sind beide Parteien im Stadtrat vertreten und bilden jeweils eine Ratsgruppe. So erhalten beide Parteien staatliche Gelder und Räumlichkeiten – also für sie wichtige Ressourcen, um ihre menschenverachtenden Inhalte in die Gesellschaft zu tragen. In Bochum sind beide Parteien im ehemailgen Postgebäude gegenüber vom Bochumer Rathaus angesiedelt.

Was heißt das für lokale Antifaschist*innen?
Wahlkampf ist zunächst einmal nervig und zäh. Denn neben den extrem rechten Parteien nerven auch die restlichen Parteien mit ihren Wahlplakaten. Mit diesen wollen wir uns in diesem kurzen Beitrag jedoch nicht beschäftigen, auch wenn diese es sicherlich ebenfalls verdient hätten. Vielmehr geht es darum, sich in Zeiten des Wahlkampfs die Straßen und Viertel zurück zu holen und von faschistischer Propaganda zu befreien. Der Wahlkampf bietet durch direktes Eingreifen in politische Prozesse auch die Möglichkeit für uns als Antifaschist*innen Erfolge zu erzielen.

Das Wahlplakat
Wahlplakate nerven! Die meisten kann man zwar irgendwie ignorieren, doch es gibt einige, die kann man nicht unkommentiert lassen. So zum Beispiel Plakate der AfD, der NPD und des “Nationalen Bündnis Ruhr”. Wir wollen euch ein paar Möglichkeiten nennen diese zu entsorgen bzw. zu kommentieren. Dabei werden diese meist sehr hoch angebracht, sodass man ohne Hilfsmittel nicht drankommt.

1. Klettern: Einige Antifaschist*innen sind gut im Klettern. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass die Höhe nicht unterschätzt werden darf und man sich beim Hochziehen an Schildern Schnittverletzungen zuziehen kann (z.B. sind Verkehrsschilder oft scharfkantig). Wenn man es nun geschafft hat die Plakate zu entfernen, sollten diese auch zerrisen werden (mit einem Fuß aufs Plakat stellen und durchreißen) sonst könnten diese einfach wieder aufgehängt werden. Mit der sogenannten „Räuber*innenleiter“ bekommt man so einiges weg!

2. Die Hacke: Wer im Klettern nicht gut geübt ist, kann eine Gartenkralle/Gartenhacke nutzen. Hierbei lohnt es sich, kurze Hacken zu verwenden und diese an lange Teleskopstangen (erhältlich in jedem Baumarkt) mit Gaffa-Tape zu befestigen. Nun kann man die Hacke ins Plastik des Plakats schlagen und herunterziehen. Problem hierbei ist die Lautstärke und der Transport des Hilfsmittels.

3. Teleskopastschere: Solche gibt es vorgefertigt in Baumärkten, sind jedoch preislich vergleichsweise teuer.

4. Farbbomben: Können aus Wasserbomben und alten Glühbirnen hergestellt werden. Eignen sich vorallem für große Werbetafeln. Auch hier stellt sich der Transport als problematisch dar, da diese kaputt gehen können. Es lohnt sich, tagsüber die Farbbomben in einem Gebüsch in der Nähe des Ziels zu deponieren und diese erst kurz vor dem Gebrauch aus dem Depot zu holen. So geht man nervigen Fragen bei nächtlichen Kontrollen aus dem Weg.

5. Drucksprüher oder Wasserpistole: Meist werden Drucksprüher für Gartenarbeiten genutzt. Diese kann man jedoch auch mit Farbe füllen und für den Wahlkampf nutzen. Mit einer Wasserpistole und verdünnter, wässriger Farbe macht das Ganze noch mehr Spaß.

6. Sprühverlängerung: Geht in den nächsten Graffitishop (z.B. an der Dorstener Straße), holt euch dort die Sprühdosen “Montana Ultrawides” und fragt nach einem Cap (Sprühkopf), der möglichst weit sprüht. Damit kommt man gut und gerne 2 Meter weiter bzw. höher, was manchmal schon reichen kann. Dabei sollten Anziehsachen, die dreckig werden können, getragen werden.

7. Plakate verändern/Adbusting: Manchmal möchte man Parteien eins auschwischen und verändert den Inhalt ihrer Plakate zu ihren Ungunsten. Dies passiert oftmals auf sehr kreative und lustige Weise, erfordert jedoch Sprühdose oder Kleister.

Punkte: Um in euren Freund*inenenkreisen oder Bezugsgruppen ein wenig Spaß aufkommen zu lassen, könnt ihr auch ein Punktesystem erstellen und am Ende des Wahlkampfs die größten Schmierfink*innen oder Tunichtgute küren. Traditionell entstehen am Endes des Wahlkampfes auch immer wieder Fotos der unschädlich gemachten Ausbeute.

Und wenn die Bullen kommen….
Egal, was sie euch vorwerfen oder wie nett die Cops auch sein sollten, sagt ihnen nur die Daten, die auf eurem Perso stehen und verweigert jede weitere Aussage. Wenn man Wahlplakate beschädigt oder zestört, ist dies eine Sachbeschädigung, die maximal eine Geldstraße nach sich zieht.
Meldet euch bei einer Festnahme in jedem Fall bei lokalen Antifa Gruppen oder der lokalen Roten Hilfe und besprecht das weitere Vorgehen mit Anwält*innen – ihr seid nicht allein und häufig können euch Anwält*innen gut raushauen.

Wichtiger Hinweis: Habt keine Drogen, Waffen oder ähnliches bei den Aktionen auf Tasche. Wenn man nach einer Aktion kontrolliert wird, wäre es sehr ärgerlich wegen Drogenbesitz doch noch auf die Wache zu müssen, auch wenn keine anderen Beweismittel gefunden wurden. Auch persönliche Gegenstände, wie Handy oder Kalender sollten besser zuhause bleiben. Zudem ist es sicherer, nicht allein unterwegs zu sein – und es macht auch mehr Spaß.

Auf einen erfolgreichen antifaschistischen Straßenwahlkampf!

Antifa Report Februar 2020

Antifa Report No. 4 – Februar 2020

Im Folgenden dokumentieren wir die Naziaktivitäten in Bochum und Umgebung seit August 2019. Diese Dokumentation hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern zeigt die uns bekannten rechten Aktivitäten.

Nach der Veröffentlichung des letzten Antifa Reports wurde das Gedenken an die Bochumer Widerstandskämpfer*innen abgehalten. Bereits im Sommer 2019 berichteten wir über dieses alljährliche Gedenken. In diesem Jahr steuerten wir einen Teil zu dem würdigen Gedenken in Form einer Rede bei. Abgerundet wurde das Gedenken mit dem traditionellen Solifoto: diesmal in Anbetracht der Wahlen in Sachsen und Brandenburg, mit dem solidarischen Slogan „Ob Ost, ob West, Antifa in die Offensive“.

Gedenken Widerstandskämpfer*innen in Bochum und Soli Grüße in den Osten am 08.09.19


Ein Outing was für Furore sorgte

Diesen Slogan nahmen sich Bochumer Antifaschist*innen zu Herzen und outeten am folgenden Montag, den 09.09.2019 die Neonaziaktivistin und Mitorganisatorin des Kampf der Nibelungen, Marina Liszcsewski an ihrem Arbeitsplatz. Liszcsewski arbeitete bis dato unbehelligt bei der Schufa Holding AG in Bochum. Der Outing Artikel wurde gut angenommen und auch das Lokalradio 98,5 und die Ruhrbarone berichteten darüber. Auf der Socialmedia Plattform Twitter sorgte das Outing für einen Shitstorm für die unbeliebte Schufa. Nachdem die Schufa sich gegenüber der Presse erst wortkarg gab, verkündete sie, dass man sich von der Mitarbeiter*in im gegenseitigen Einverständnis getrennt habe. Liszczewski selbst, die die Lebensgefährtin des Hammerskins Stefan Held ist, ist seit dem nicht mehr öffentlich in Erscheinung getreten. Von ihrer Gesinnung wird sie sicherlich keinen Abstand genommen haben. Der Fall zeigt, dass es wichtig ist und bleibt, Neonazis ihrem Lebens- und Arbeitsumfeld bekannt zu machen.


Die NPD inszeniert sich weiterhin

Auch die Neonazis der extrem rechten Partei NPD machten im Großen und Ganzen da weiter, wo sie bereits die Monate zuvor begonnen hatten: die Selbstinszenierung ihrer Partei und des Kreisvorsitzenden Claus Cremer. So gab die NPD an, im Berichtszeitraum 12 Flugblattverteilaktionen und 17 Infostände durchgeführt zu haben. Dabei ist weiterhin unklar, welches Ausmaß die Flugblattverteilaktionen überhaupt nehmen. Die Infostände fanden in der Regel als Doppelinfostände an mehreren Orten täglich statt, so dass sie die angegebenen 17 Stände so gesehen an 7-8 Tagen durchführten. Dabei zeigten sich bei den Aktionen neben den bereits bekannten Aktivisten Marco vom Brocke, Francis Marin und Claus Cremer auch neue Gesichter.

Shauna-Charis Seidel (NPD Bochum)

Eins dieser neuen Gesichter ist Shauna-Charis Seidel aus Herne (Walter-Bälz-Str. 74), welche die momentane Freundin von Marco vom Brocke zu sein scheint. Thematisch versuchte die NPD gegen den geplanten Moscheebau an der Castroper Straße Stimmung zu machen, gegen den sie auch am 23.12.2019 bei der Bezirksvertretung eine Petition einreichte. Eigene Kundgebungen organisierte die NPD im Berichtszeitraum nicht, dafür führte sie am 17.11.2019 nach langer Zeit wieder ein eigenständiges Heldengedenken durch.

Heldengedenken der NPD am 17.11.19

Die Jahre zuvor verschlug es den Kreisverband in der Regel ins Rheinland. Dort nahmen sie am 13.12.2019 auch an einer Sonnwendfeier in Mönchengladbach teil. Auch der ehemalige NPD-Vorsitzende Udo Voigt war zugegen. Weiterhin suchte Claus Cremer, der sich am 13.10.2019 “überraschenderweise” zum Kreissprecher wiederwählen ließ, Kontakt zu diversen Mischszenen und Bürgerwehren in NRW. So ist bekannt, dass Bochumer NPD‘ler am 08.09.2019 in Mönchengladbach an dem „Stoppt die Gewalt“- Aufmarsch von Dominic Roeseler teilnahmen, ebenso am 03.12.2019 am Aufmarsch der Herner „Bürgerwehr“ und am 17.12.2019 bei PEGIDA NRW in Duisburg. Auch an der Kiundgebung von “Fridays gegen Altersarmut” vor dem Bochumer Rathaus am 24.01.2020 nahmen Aktivist*innen der NPD teil.

Wie bereits angeschnitten versucht vorallem Claus Cremer sich immer wieder selbst zu inszenieren, z.B. sprang er vergeblich auf den Shitstorm gegen den WDR auf, indem er Anzeige gegen die Intendantin stellte. Ebenso wollte er Aufsehen erregen, indem er ankündigte einen großen Waffenschein zu beantragen. Er begründete dies mit zahlreichen Angriffen auf ihn. Wir kommentieren dies nur mit dem Titel eines Flugblatts, welches im Jahr 2010 bei einer Antifa Kundgebung in Wattenscheid verteilt wurde: „Wer im Glashaus sitzt…“

Die NPD kündigte zudem noch an, dass Ariane Meise als OB-Kandidatin antreten werde. Wo sie dies tun werde, stand jedoch nicht in der Pressemitteilung vom 02.12.2019. Meise kommt eigentlich aus Lohmar, einer Stadt im Rhein-Sieg Kreis und ist Anwältin in der Kanzlei von Markus Beisicht in Leverkusen. Stadtrat und Neonazi Francis Marin zog es am 23.11.2019 nach Riesa, wo er an einem Schutzzonen Seminar teilnahm und sich beim Kampfsport ablichten ließ. Seit der letzten Veröffentlichung ist es bezüglich der Schutzzonen-Kampagne eher ruhig geworden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die NPD im kommenden Kommunalwahlkampf wieder vermehrt in ihren Schutzzonenwesten auf abgelegenen Friedhöfen fotografieren lässt.


Das Nationale Bündnis Ruhrgebiet

Claus Cremer und Bernd Schreyner

Im Rahmen des kommenden Kommunalwahlkampfs hat sich im Ruhrgebiet im Oktober ein neues, rechtes Bündnis zusammengetan. Dies geschieht aufgrund der zunehmenden Bedeutungslosigkeit beider Seiten. Akteur*innen der extrem rechten Parteien NPD und Die Rechte haben mit ehemaligen Mitgliedern der AfD das „Nationale Bündnis Ruhrgebiet – die Ruhralternative“ gegründet, um gemeinsam für das sogenannte Ruhrparlament anzutreten, welches zeitgleich zur Kommunalwahl gewählt wird. Die Aussicht auf Erfolg ist dabei eher gering. Spitzenkandidat des Bündnis ist (wer hätte es gedacht) Claus Cremer aus Wattenscheid (NPD), ihm folgen Bernd Schreyner (ehemals AfD) aus Dortmund, Michael Brück aus Dortmund (Die Rechte), Detlef Fergeé aus Mülheim (NPD), Henry Schwind aus Gelsenkirchen (Die Rechte) und Karl Weise aus Duisburg (NPD). Es ist davon auszugehen, dass sie erneut eine Kundgebungstour durchs Ruhrgebiet wählen und sich stärker als bisher bei der Kommunalwahl unterstützen.

Naziaktivitäten im Bochumer Norden

Aus den Stadtteilen Gerthe und Hiltrop kann weiterhin berichtet werden(siehe auch Report Sommer 2018,Report August 2019), dass dort regelmäßig eine hohe Anzahl an rassistischen und antisemitischen Schmierereien gesprüht wird. Erstaunlicherweise weckt dies trotz Anwohnerbeschwerden und strafrechtlich relevanter und menschenverachtender Inhalte weder bei Stadt noch Presse Interesse. Im Dezember tauchten in beiden Stadtteilen Flugblätter im Layout der Stadt Bochum auf, welche dazu aufforderten rechte Schmierereien und Informationen zu möglichen Urheber*innen zu melden. Die Lokalpresse stürzte sich im Anschluss auf die “Fälschung” und verlor dabei die Naziaktivitäten beinahe völlig aus den Augen. Sowohl die Stadt, als auch die Lokalpresse sind dazu angehalten dieses Problem genauer zu benennen und zu thematisieren. Natürlich gilt auch für Bochumer Antifaschist*innen, die Leute vor Ort nicht allein zu lassen und jegliche Räume der Stadt, auch die Randgebiete, nicht den Nazis zu überlassen.

Identitäres Saufgelage
Wem defintiv kaum Raum in Bochum gewährt wird, ist die Identitäre Bewegung bzw. das was von dieser übrig geblieben ist. Diese versuchten am 09.11.2019, dem Gedenktag an die Reichspogromnacht, ein Saufgelage in Bochum durchzuführen. Bereits gegen Mittag wurden diese mit ihrem Gast, dem rechten Youtuber „Outdoor Illner“ bemerkt und deutlich gemacht, dass die Party an dieser Stelle beendet ist. Daraufhin verschanzte sich das Häufchen der Identitären Bewegung wie paralysiert in einer Bochumer Kneipe über mehrere Stunden bis Verstärkung herbei eilte. Die Gruppe der ca. 20 Rechten trank sich in der Zwischenzeit Mut an und verließ die Kneipe anschließend zügig in Richtung Hauptbahnhof.
Die filmreifen, peinlichen Pöbeleinlagen der besoffenen, jungen Männer sorgten für einige Erheiterung bei den Beobachtenden. Offensichtlich genau getimt bestiegen diese einen Bus in Richtung Weitmar. Dort kamen sie bei dem Identitären Christian Scharfen (wohnhaft Markstraße 407) unter, dessen Nachbarschaft zu Weihnachten über seine Umtriebe informiert wurde.

Im Nachgang wurde das Wohnhaus des Identitären Falk Schakolat offenbar mit Farbe markiert. Daraufhin kam es zu einem Spendenaufruf via Youtube. In einem Video des bereits erwähnten “Outdoor Illner”, beginnt dieser die Fassade des Hauses zu streichen. Weiterhin ruft er darin offenbar vergeblich zur Solidarität mit Falk Schakolat auf. Leider reicht die Solidarität für den regionalen Videoschneider der IB jedoch nur für einen Buchstaben. Denn seit November hat sich an der bunten Fassade nichts getan, sodass einzig der im Video übermalte Buchstabe überstrichen wurde.

Außerdem können wir festhalten, dass sich unsere Beschreibung der lokalen IB aus dem letzten Antifa Report bewahrheitet hat. Damals verglichen wir sie mit einer „unbedeutenden Ultragruppe eines Oberligaclubs“. Nun konnte festgestellt werden, dass sich einige Identitäre aus dem Ruhrgebiet beim Oberligisten Westfalia Herne hinter der Fahne der „Ultras Herne“ formieren. Den Anführer, auch Capo genannt, miemt dort Tim Laser, der ursprünglich aus der Schalker Fanszene entstammt und aufgrund von unrühmlichen Alleingängen aus dieser verstoßen wurde. Laser behauptet zudem stolz, dass es sich bei den „Ultras Herne“ um die einzige explizit rechte Ultragruppe im Westen handele. Hinzu kommt, dass er in einem kürzlich erschienenen Rapvideo des Identitären Kai Naggert aka. Protoyp NDS aus Wesel mit anderen Identitären aus dem Raum Bochum/Herne/Recklinghausen zu sehen ist. Dabei trägt er im Video eine Sturmhaube die augenscheinlich aus der Schalker Fanszene entstammt, was in Schalker Fankreisen bereits mit Interesse zur Kenntnis genommen wurde.

Ebenso ist er Teil der rechten Hooligangruppierung Division Herne und verfügt über Kontakte zu den Nazis und Rassist*innen der First Class Crew Herne, die maßgeblich an der Organisation der Herner Bürgerwehr beteiligt sind. Ebenfalls Teil der Ultras Herne ist Noah von Stein aus Niedersprockhövel. Dieser wurde am 29.01.2020 bei seinem Arbeitgeber, als auch in seinem Wohnumfeld geoutet.
Der Blick in die Nachbarstadt: Eine Bürgerwehr erntet Gegenwind

Mobfoto mit Steeler Jungs in Herne 27.08.19 Foto: Korallenherz

Seit August 2019 marschiert in Herne eine Bürgerwehr auf. Wie wir bereits im August berichteten, nahmen dort unter anderem Nazis der Partei die Rechte teil. Auch Identitäre zeigten sich anfangs beim Aufmarsch. Anders als in anderen Städten gab es in Herne zeitnah Menschen die sich sowohl dagegen organisierten, als auch Recherchen anfertigten und den Aufmarsch medial begleiteten. Folglich war es ein Erfolg antifaschistischer Gruppen, dass zunächst die Benennung von Spaziergang „besorgter Bürger*innen“ zu dem änderte was es wirklich ist: ein Aufmarsch von Nazis, rechten Hools und Rocker*innen. Die Teilnehmer*innenzahl der Nazis und Rassist*innen betrug bis November durchschnittlich 70-90 Personen.

Ehepaar Wehnes

Durch eine Veröffentlichung von RechercheBO zu der Orgastrukur um das Ehepaar Wehnes, sank die Beteiligung abrupt auf durchschnittlich ca. 35 Personen. Doch nicht nur inhaltlich konnte ihnen etwas entgegengesetzt werden. So änderten sich mit der Zeit auch die Aktionsformen. Vom passiven Gegenprotest mit Musik, wurde dazu übergegangen den Nazis konfrontativ an ihrer Demoroute zu begegnen. Auch kam es immer wieder zu Sitzblockaden. Im Dezember gingen laut dem Internetportal „Hallo Herne“ Glasscheiben von Fahrzeugen während des Aufmarschs zu Bruch. Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um Fahrzeuge von Neonazis, da sich diese im Anschluss in den sozialen Medien beschwerten. Dass passiver Gegenprotest keine Wirkung zeigte, bewies der Übergriff vom 08.10.2019 auf Antifaschist*innen. Weitere Versuche den Gegenprotest anzugreifen, gab es am 29.10.2019 und am 03.12.2019. Beim Aufmarsch am 03.12.2019 erhielten die Herner Nazis Unterstützung von der Bruderschaft Deutschland aus Düsseldorf. Sie beleidigten Menschen die sie für Migrant*innen hielten rassistisch und warfen Gegenstände in den Gegenprotest. Hier war auch der Kopf der Bruderschaft, Ralf Nieland anwesend. Dieser Tag verdeutlichte jedoch auch, dass die Herner Bürgerwehr auf Support aus anderen Städten angewiesen ist, um größere Mengen zu mobiliseren. Andererseits zeigt es welche Bedeutung die Bruderschaft Deutschland für rechte Mobilisierungen in der Region hat. Am 21.01.2020 übernahm erstmals die „Sippe NRW“ um Nathali Riehm die Organisation des auf Donnerstag verschobenen Aufmarsches. Hierbei kamen jedoch trotz großer Ankündigungen nur knapp 45 Personen zusammen, u.A. die AfD aus Herne. Den Aufmarsch am 30.01.2020 besuchten nur noch ca. 25 Personen.
Eine ausführliche Veröffentlichung zu den Strukturen in Herne findet ihr unter:
antifabochum.noblogs.org/2019/11/ein-ge…/

Gemischte Tüte

Michael Stürzenberger in Bochum am 31.08.19 Foto: Robert Rutkowski

Ebenfalls um die 45 Menschen versammelten sich bei der Kundgebung des Rassisten Michael Stürzenberger am 31.08.2019 in der Bochumer Innenstadt. Eine antifaschistische Mobilisierung sorgte dafür, dass Stürzenberger, anders als in anderen Städten, hinter einem Gitter der Polizei seine Kundgebung durchführen konnte. Der Gegenprotest fiel leider schwächer aus, da zeitgleich eine bundesweite antirassistische Demonstration in Paderborn stattfand. Am 22.01.2020 kam es in Bochum zu einem Gerichtsprozess mit einem alten Bekannten. Der Neonazi und ehemalige NPD‘ler Christian Schemm wurde wegen Volksverhetzung und Bedrohung verurteilt. Da er momentan in der JVA Werl einsitzt, wird seine Haftstrafe bis ca August 2021 verlängert. Vertreten wurde er durch den rechten Szeneanwalt Andre Picker, welcher nun seine Kanzlei in Witten hat. Ein anderer uns bekannter Nazi wurde hingegen wieder in Bochum gesichtet und könnte seine Haftstrafe abgesessen haben. Dabei handelt es sich um Pascal Seifert. Über Seifert wurde bereits in älteren Veröffentlichungen berichtet.

Zum Schluss möchten wir uns jedoch unserer eigenen Szene widmen und das Treffen der neuen offenen Antifa Gruppe „Get Active“ bewerben, welches sich jeden 1., 3. und 5. Mittwoch im Monat im Falkenheim Bochum trifft. An jedem 2. und 4. Mittwoch im Monat könnt ihr das Antifa Café im Sozialen Zentrum Bochum besuchen. Falls ihr euch also organiseren wollt gegen Nazis und Rechtsruck, gibt es momentan eine gute “Adresse”.

Hinein in die Antifa!

Antifaschistische Linke Bochum,
Februar 2020

Ein gewalttätiger brauner Mob zieht durch Herne

Seit mittlerweile vier Monaten marschiert eine rechte Bürgerwehr durch Herne. Zunächst jeden Dienstag, mittlerweile nur noch zweiwöchentlich. Diese Ansammlung von Neonazis, Hooligans, rechten Rocker*innen und anderen Rassist*innen trifft sich, um gemeinsam vorgeblich für Sicherheit in Herne zu sorgen. Dabei sind sie es, die bereits für zwei Angriffe auf Gegendemonstrant*innen verantwortlich sind. Am 08.10.19 griffen sie nach Demo-Ende verbliebene Nazigegner*innen verbal und körperlich an, während sie am 29.10.19 aus der rechten Szenekneipe “Markttreff” stürmten und versuchten Nazigegner*innen anzugreifen. Ihr Vorwand, für “Sicherheit” auf die Straße zu gehen, bedeutet für Migrant*innen, Geflüchtete, LGBTI, Nazigegner*innen und alle anderen, die nicht in ihr Weltbild passen, Angst und Gewalt. Ihre Aufmärsche sind der Versuch, ihr rassistisches, rückwärtsgewandtes und antifeministisches Weltbild auf die Straße zu tragen und in die Köpfe zu bringen. Neben Herner Neonazis liefen bei den Aufmärschen bereits Kader der Partei „die Rechte“, Mitglieder der „Identitären Bewegung“ sowie die Rocker- und Hooligantruppe „Steeler Jungs“ mit, was verdeutlicht, dass es sich nicht um „spazierende besorgte Bürger*innen“ handelt, sondern um knallharte Rassist*innen mit besten Verbindungen in die Neonazi Szene (siehe auch Pressemitteilung der Antifaschistischen Linken Bochum).
Mit ihrem martialischen, vor Gewalt strotzenden Auftreten, welches in ihrem obligatorischen Gruppenfoto gipfelt, marschiert die Gruppe, mit dem Ziel der Einschüchterung, regelmäßig durch Herne. Wir als Antifaschist*innen sind der Meinung, die Mitglieder dieser Gruppierung sollen die Aufmerksamkeit bekommen, die sie sich scheinbar wünschen. Wir wollen im Folgenden einen Teil der Akteur*innen vorstellen.

Eine Kneipe als rechter Szenetreff und Organisationraum für eine gefährliche “Bruderschaft”

Ehepaar Wehnes

Der Kreis der Rassist*innen, der die Aufmärsche der rechten Bürgerwehr in Herne organisiert, trifft sich dienstags vor Demobeginn in der Kneipe „Markttreff“ nahe der Herner Innenstadt, welche mittlerweile als rechte Szenekneipe gilt und auch an anderen Tagen von Rechten frequentiert wird. Die Personen die sich dort treffen, stellen die Ordner*innen, melden den Aufmarsch an und bringen Transparente mit zum Aufmarsch.
Zu diesem Orga-Kreis gehört das Ehepaar Sabrina und Michael Wehnes aus Herne. Sabrina Wehnes gehört zum Kries der Anmelder*innen und kümmert sich regelmäßig um die Aufnahme des bereits erwähnten Mobfotos. Dieses wird in der Regel kurz nach dem Loslaufen des Aufmarsches aufgenommen. Zusammen mit ihrem Ehemann Michael Wehnes besucht sie vor den Aufmärschen die Kneipe „Markttreff“. Von dort aus geht der harte Kern zum Startpunkt am Herner Bahnhof. Mittlerweile werden sie dabei von der Polizei begleitetet.
Sabrina Wehnes arbeitet außerdem als Thekenkraft im „Markttreff“ und verbindet auf diese Weise ihren Beruf mit den Treffen ihrer politischen Weggefährt*innen.

Ihr Ehemann Michael Wehnes ist regelmäßiger Teilnehmer der Aufmärsche und dort meist in den vordersten Reihen zu finden. Er übernimmt dabei organisatorische Aufgaben.
Michael Wehnes ist bereits in anderen rechten Zusammenhängen auffällig geworden, so fuhr er zusammen mit anderen Herner Nazis zur Demonstration von „Mönchengladbach steht auf“ am 08.09.2019. Die Organisator*innen in Mönchengladbach sind dem extrem rechten Hooliganspektrum, unter anderem um die „Bruderschaft Deutschland“ aus Düsseldorf, zuzuordnen. Dass Wehnes sich schon länger in der extremen Rechten bewegt, sieht man daran, dass er bereits im Jahr 2016 an der Kundgebung des Pegida-Ablegers “Daskut” („Deutschland am Scheidepunkt Kultur und Tradition“) in Bochum teilnahm. Begleitet wurde er dabei von Sabrina Wehnes und Maik Herzog.

Auch Kim Vogelhofer meldete mindestens einmal die rechte Demonstration in Herne an. Der Herner zeigt häufig Präsenz in den ersten Reihen der Aufmärsche und tritt immer wieder laut und aggressiv auf. Zusammen mit anderen Herner Nazis, die sich zur gewaltaffinen, rechten “Bruderschaft 44” zusammengeschlossen haben, besuchte Vogelhofer das Schild und Schwert (SS)-Festival in Ostritz am 22.07.2019. Er ist zudem Mitglied der Brigade Bochum gewesen, welche maßgeblich an der Planung der HoGeSa Kundgebung in Köln im Jahr 2014 beteiligt war.

Chris Janouschkowetz bei Aufmarsch in Herne 01.10.19

Ebenfalls zum Kreis der Organisator*innen zählt Chris Janouschkowetz. Der Herner fungierte bereits mehrfach als Ordner während der Aufmärsche.

Auch er gehört zu der Gruppe, die sich im „Markttreff“ trifft. Janouschkowetz studiert nach eigenen Angaben „BWL und Personal Trainer“ und war davor zwei Jahre Soldat der Bundeswehr in der Marine. Janouschkowetz macht Kraftsport  beim Athletik Club Bochum e.V. [Ergänzung 19.11.19: Der Athletik Club Bochum e.V. distanziert  sich ausdrücklich von Janouschkowetz politischer Einstellung und seinen Aktivitäten] und engagiert sich im Tierschutz bei „Notpfote.de“[Ergänzung 19.11.19: Notpfote e.V. hat die Zusammenarbeit mit Janouschkowetz bereits vor längerer Zeit aufgrund seiner rechten Gesinnung und Postings eingestellt. Weiterhin wurde ihm verboten für den Verein Notpfote zu werben. Er war niemals Mitglied des Vereins, sondern lediglich Supporter] .

Gewaltaffin und gewaltsuchend – rechte Hooligans aus Herne und Bochum mischen mit

Tim Schneider bei Aufmarsch in Herne 27.08.19

Viele der Teilnehmenden der rechten Aufmärsche in Herne sind dem gewalttätigen Hooliganmilieu der lokalen Fußball- und Eishockeyclubs zuzuordnen. So laufen beispielsweise mehrere Mitglieder der Division Herne, eine Ansammlung extrem rechter Hooligans aus dem Umfeld des Herner Fußballvereins SC Westfalia Herne, mit der Bürgerwehr mit. Zu ihnen zählen unter anderem Tim Schneider und Marian Peters. Beide zeigen sich immer wieder in den vorderen Reihen und sind ebenfalls gern gesehene Gäste im „Markttreff“. Schneider, der seine Zugehörigkeit zur Division Herne immer wieder durch seine T-Shirts zum Ausdruck bringt, ist Kampfsportler und trainiert zusammen mit Damian Kosien, der sich auch bereits auf den Aufmärschen in Herne zeigte, bei Contact Sports in Bochum. Außerdem nahm Schneider bereits am 08.09.2019 an einer von rechten Hools organisierten Demonstration in Mönchengladbach teil.

Lars Westemeier, Damian Kosien und Tim Schneider bei Contact Sports in Bochum

Der 29-Jährige Marian Peters ist ebenfalls dem Hool-Spektrum des Westfalia Herne sowie des Herner Eishockeyvereins (HEV) zuzuordenen. [Ergänzung 21.11.19: Der HEV verhängte bereits Stadionverbote gegen die Hools und positioniert sich ebenfalls klar gegen die Herner Bürgerwehr.]

Peters nahm bereits an dem Aufmarsch rechter Hooligans „HoGeSa“ im Jahr 2014 in Köln teil und fuhr ebenfalls zusammen mit Tim Schneider und Michael Wehnes nach Mönchengladbach zur rechten Demonstration „Mönchengladbach steht auf“.

Mobfoto "First Class Herne"

Mobfoto „First Class Herne“

Ebenso aus dem Umfeld der rechten Herner Hools entstammt der Herner Sven Reichel. Reichel zeigte sich lediglich einmal auf den dienstäglichen Aufmärschen. Dennoch ist auch er ein langjähriges und bedeutendes Mitglied der rechten Hooliganszene in Herne. Der Umzugshelfer ist im Umfeld der Organisator*innen und des „Markttreffs“ anzutreffen und besuchte am 22.06.2019 zusammen mit Kim Voglhofer und anderen Herner Neonazis das Neonazi-Festival „Schild und Schwert“ in Ostritz. Die Herner Gruppe um Sven Reichel und Kim Vogelhofer trat dort uniformiert in T-Shirts der „Bruderschaft 44“ auf. Auch das bereits erwähnte Ehepaar Wehnes nahm am “Schild und Schwert” Festival teil.

Thorsten Sallay in Essen mit einem Mitglied der Bruderschaft Deutschland

Eine lange Vergangenheit im Bochumer Hooligan- und Nazimilieu weist Thorsten Sallay auf, der zumindest am 04.09.2019 am rechten Herner Aufmarsch teilnahm. Mittlerweile pflegt er auch enge Kontakte zu den Steeler Jungs rund um den Bandido-Chef und rechten Hooligan Christian “Bifi” Willing, der in Steele ein Umzugsunternehmen betreibt. Sallay war bereits 2014 an der Organisation und dem Aufbau von HoGeSa in NRW mit anderen Mitgliedern der Brigade Bochum beteiligt.(https://antifabochum.noblogs.org/2014/10/bochumer-hooligans-an-nazi-krawallen-beteiligt/)

Neonazis, Identitäre, Pegida und Bürgerwehren – regional gut vernetzt in der extremen Rechten

Neben den Akteur*innen aus Herne mischen sich auch immer wieder Neonazis und Hools aus anderen Städten unter die Herner Bürgerwehr. Unter anderem waren mit Michael Brück, Alexander Deptolla und Siegfried „SS Siggi“ Borchert Kader der Neonazipartei „Die Rechte“ anwesend. Alle drei waren 2014 an dem Sturm auf das Dortmunder Rathaus beteiligt bei dem mehrere Menschen verletzt wurden und fallen auch sonst immer wieder durch gewalttätiges Verhalten auf. Ebenfalls zur Gruppe der Dortmunder Neonazis an diesem Tag gehörten: Jim Koal, Pascal Ostholte, Tom Mattig und Alexander Deptolla. Des Weiteren waren Mitglieder der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ um den Bochumer und Ex-Hooligan Bastian Hans zugegen, die Passant*innen und Gegendemonstrant*innen bepöbelten und bedrohten.

Auch Mitglieder der sogenannten „Steeler Jungs“ sind immer wieder bei den Aufmärschen in Herne anwesend und können als Vorbild und “großer Bruder” der Rechten in Herner gesehen werden. Die Gruppe ist als Bürgerwehr in Steele organisiert und marschiert seit über einem Jahr jeden Donnerstag durch die Straßen und sorgt dort mittels körperlicher- und Waffengewalt für Angst und Schrecken. Die enge Vernetzung und die zum Teil personellen Überschneidungen zwischen Rechten und kriminellem Milieu offenbaren deutlich das Bedrohungsszenario, das durch diese Gruppierungen besteht.

Ralf Nieland bei Aufmarsch in Herne am 17.09.19

Interessanterweise zeigte sich auch Ralf Nieland, Kopf der „Bruderschaft Deutschland“ aus Düsseldorf, bei den Aufmärschen in Herne. Er war an einem gewalttätigen Angriff auf Antifaschist*innen am 17.11.18 in Düsseldorf beteiligt. Für den Angriff auf den Antifaschisten, auf dessen Kopf er mehrfach einschlug, wurde Nieland verurteilt. Des Weiteren zeigte er sich äußerst gewaltbereit bei der von der Gruppe „Wir für Deutschland“ organisierten Demo am Tag der Deutschen Einheit in Berlin. Nieland skandierte zusammen mit anderen Mitgliedern der „Bruderschaft Deutschland“ während der Demo „Wenn wir wollen, schlagen wir euch tot“ in Richtung Presse und

Nicole Janssen in Herne 04.09.19

Gegendemonstrant*innen. Bei der Veranstaltung in Berlin wurde er von der Hernerin Nicole Janssen begleitet.

Nieland besuchte sie bereits mehrfach in ihrer Wohnung und wurde händchenhaltend mit ihr beobachtet. Nicole Janssen zeigt sich ebenfalls bei den Aufmärschen der rechten Bürgerwehr in Herne. Sie steht in Kontakt zu den Organisator*innen und wurde dabei beobachtet, wie sie Gegendemonstrant*innen abfilmte.

 

 

Weiter war der Duisburger Kevin Strenzke auf mindestens einem der Aufmärsche in Herne zugegen. Strenzke trat bisher als Leiter von PEGIDA NRW in Duisburg in Erscheinung. Er war ein Teil der Orga und trat bereits mehrfach als Redner auf. Nun war er erneut Redner und Anmelder für PEGIDA NRW am 17.11.19 in Duisburg. Strenzke, der Deutschlehrer werden wollte, entstammt dem rechten Hooliganmilieu. Zuletzt geriet er unfreiwillig in die Schlagzeilen, als er bei einem Kooperationsgespräch für die Anmeldung einer rechten Demonstration in Dortmund von der Polizei festgenommen wurde, da er zu diesem Zeitpunkt 278 offene Verfahren anhangig hatte; unter anderem wegen Körperverletzung, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Kevin Strenzke Pegida NRW in Duisburg 03.09.18

Neben der bereits als „Nazitreff“ markierten Kneipe „Marktreff“ (Indymedia) gilt auch die Kneipe „Tiroler Stube“ in Herne Süd als beliebter Treffpunkt. Dort feierten die Herner Neonazis am 02.11.19 zusammen mit Mitgliedern der rechten Hooligan- und Rockergruppe „Bruderschaft Deutschland“ aus Düsseldorf. Auch deren „Chef“ Ralf Nieland war mit seiner Herner Freundin Nicole Janssen, welche direkt neben der Kneipe wohnt, dort mit von der Partie.

Sven Fernau bei Blau Weiss Börnig

Des Weiteren scheint der Amateurfußball ein beliebter Ort zur Vernetzung und Freizeitgestaltung für die Rassist*innen zu sein. So spielen mit Kim Vogelhofer, Sven Reichel und Michael Wehnes gleich drei Mitglieder der Bürgerwehr beim ESV Herne im Herner Stadtgarten. Auch beim SV Blau Weiß Börnig 1954 e.V. ist ein Vertreter der Bürgerwehr als Trainer tätig. Sven Fernau ist neben seiner regelmäßiger Teilnahme an den Aufmärschen in Herne bereits als Teilnehmer einschlägiger Nazi Konzerte und Aufmärsche auffällig geworden. So nahm er am 24.03.18 an einem Neonazi Konzert in Leung-Stockhausen teil. Einen Monat zuvor nahm er nachweislich an einem Nazikonzert im Emsland teil. Ob die Vereine die rechten Umtriebe ihrer Mitglieder tolerieren oder ob ihnen diese bis jetzt nicht bewusst sind, ist nicht bekannt.

Die rechten AngreiferInnen vom 08.10.19 in Herne

Am 08.10.2019 ereignete sich im Nachgang des Aufmarsches ein Übergriff durch Mitglieder der Bürgerwehr auf Nazigegner*innen. Einige der Rassist*innen, die zuvor auf der Demo marschierten, gingen äußerst aggressiv auf die Gegendemonstrant*innen los, beleidigten sie und gingen sie teilweise auch körperlich an. Dieser Angriff schien geplant, denn die Täter*innen waren sowohl teilweise vermummt als auch bewaffnet.

Outing HerneVon dem Übergriff entstand ein Video, aus dem ein Suchbild erstellt und mit dessen Hilfe der Großteil der Angreifer*innen identifiziert werden konnte. Unter ihnen befanden sich viele der Rassist*innen, die sich vor den Aufmärschen in der Nazikneipe „Markttreff“ versammeln und zum Orga Kreis zählen. Tim Schneider, Kim Vogelhofer und Chris Janouschkowitz waren unter anderem bei diesem Angriff dabei. Beim Aufmarsch am darauffolgenden Dienstag lief Januschkowetz vermummt mit – vermutlich aus Angst, aufgrund des Suchbildes wiedererkannt zu werden. Offensichtlich vergeblich, denn er wurde am 17.10.2019 beim Aufmarsch einer anderen extrem rechten Bürgerwehr in Essen Huttrop erkannt und der anwesenden Polizei gemeldet.

Des Weiteren waren auch die Herner Sven Falkenrich und Maik Herzog Teil der Angreifer*innen. Herzog zeigte sich besonders laut, aggressiv und ging die Antifaschist*innen körperlich an. Bereits in 2017 fiel Herzog auf, als er auf einer Veranstaltung des Pegida-Ablegers “Daskut” („Deutschland am Scheidepunkt Kultur und Tradition“) hinter dem Transpi der extrem rechten Gruppierung „Bürger gegen Politikwahnsinn“ lief.

Roland Reimann bei Aufmarsch in Herne 01.10.19

Auch der bereits erwähnte Herner Roland Reimann ging lautstark verbal und auch körperlich auf die Nazigegener*innen los. Reimann war vor circa 15 Jahren als gewalttätiger Neonazi in Herne aktiv. Nach längerer Abwesenheit aus der sichtbaren Szene taucht er nun immer wieder regelmäßig bei den Aufmärschen der Herner Neonazis auf. Auch er war an dem Angriff auf Antifaschist*innen in der Herner Innenstadt beteiligt und trat dort sehr aggressiv auf. Trotz seiner Vermummung konnte er anhand des veröffentlichten Videos identifiziert werden. Reimann war in seiner inaktiven Zeit Mitarbeiter beim Immobilienmanagement der Stadt Herne.

Weiter waren die Bottroperin Natalie Riehm, die auch schon als Ordnerin während der Aufmärsche fungierte, und der Duisburger Pegida Organisator Kevin Strenzke an dem rassistischen Übergriff beteiligt. Auch der Hauptaggressor, der immer wieder auf aggressiv auf die Antifaschist*innen zugeht und dabei sogar von seinen Nazifreunden zurückgehalten werden muss, ist identifiziert worden: Es handelt sich um Kevin Vogt.

Wenn ihr diese Menschen aus Sport- oder Kleingartenverein kennt, ihr ihnen morgens beim Bäcker begegnet oder mit ihnen arbeitet: Zeigt ihnen, was ihr von ihrer rassistischen Weltauffassung haltet! Zeigt ihnen, dass sie nicht für die Herner Bürger*innen auf die Straße gehen, sondern stellt sie als das dar, was sie sind: Neonazis und rechte Schläger!

Keine rechten Bürgerwehren!
In Herne und überall!

RechercheBO
19.11.2019

Antifa Report Bochum (Sommer 2018)

Seit einigen Wochen sind wieder vermehrt Naziaktivitäten in Bochum zu verzeichnen. Nachdem es im Jahr 2017 häufiger zu Propaganda Aktionen der sogenannten „Identitäre Bewegung“ gekommen ist, kommt es nun vermehrt zu Aktivitäten, welche sich dem klassischen Neonazispektrum zuordnen lassen. Dieser Artikel gibt einen dokumentarischen Überblick über bekannt gewordene Naziaktivitäten in Bochum der letzten Monate.

Weniger Aktivitäten der Identitären im 1. Halbjahr 2018
Nachdem, wie bereits angedeutet, im Jahr 2017 die „Identitäre Bewegung“ mehrfach in Bochum in Erscheinung trat, ist es bisher im Jahr 2018 relativ ruhig um diese geworden. Nachdem der Ortsgruppenleiter Marco Müller noch zur Jahreswende ein “Aktionsjahr 2018” ankündigte, traten die Identitären in Bochum kaum durch öffentlichen Aktionen in Erscheinung. Grund dafür könnte die misslungene Sprühaktion im Frühjahr 2018 sein, bei der Müller und drei weitere Identitäre von der örtlichen Polizei aufgegriffen wurden.

Auch um Müllers YouTube Kollegen „Menschenverstandsradikalismus“, welcher ebenfalls der Bochumer Ortsgruppe der IB angehört, ist es ruhig geworden. Ob dies nur ein temporärer Zustand der Ortstgruppe ist, bleibt abzuwarten. Auch der im vergangenen Sommer nach Bochum gezogene Bastian Hans (bis mindestens Januar 2018 Ortsgruppenleiter der IB Münster), scheint noch keinen richtigen Anschluss an die rechte Szene in Bochum gefunden zu haben.

Desweiteren trägt die Sperrung diverser IB Accounts u.a. auf Facebook und Instagram dazu bei, dass die Identitären es nun schwerer haben, ihren Content zu verbreiten und der Erfolg der Aktivitäten in der Vergangenheit stark von der medialen Reichweite abhing. Weiterhin scheint die Gründung des IB Ablegers „Defend Ruhrpott“ damit begründet, dass die im Ruhrgebiet ansässigen Ortgruppen nicht mehr so stark sind, wie es sich die Pseudo-Spartaner erhofften. Vielmehr bündeln sie überregional ihre Kräfte und veranstalten nun lediglich 4 Stammtische in NRW anstatt diese wie zuvor städteweise zu organisieren. Außerdem könnte der Namenswechsel damit begründet sein, dass das Label „Identitäre“ schneller zu einer Sperrung in den sozialen Netzwerken führt und durch Kampagnen und Aufklärungsarbeit nun eindeutig mit extrem rechten Inhalten in Verbindung gebracht wird.

Ein Blick in die Nachbarstadt

In den vergangenen Monaten war zu beobachten, dass größere Aktionen der „Identitären Bewegung“ in Essen stattfanden. So nutzten sie einerseits den Eklat bezüglich der Essener Tafel für eine Aktion, an der auch Kreon Schweickhardt aus Remscheid teilnahm. An einer Banneraktion an einem von Facebook angemieteten Gebäude nahm der aus Essen stammendes Marius König teil, welcher auch die letzte Winterakademie von Götz Kubitschek in Schnellroda besuchte. Ebenfalls Teilnehmer der Winterakadamie war der aus Essen stammende Tillmann Hauser, welcher wiederum auf seinem Instagram Account ein Bild von der Aktion an der Universität Essen postete. Bei der besagten Aktion an der Uni Essen stellten die Identitären mit Farbe befüllte “Giftfässer” auf, um auf das “vergiftende Gedankengut der 68er” aufmerksam zu machen. Dabei muss erwähnt werden, dass die Universität Essen im vergangenen Jahr wiederholt Ziel nächtlicher Propagandaaktionen der „Identitären Bewegung“ wurde.

Nazischmierereien in Bochum
Nächtliche Propagandaaktionen mit rechten Inhalten sind in den vergangenen Monaten auch verstärkt in Bochum wahrzunehmen. So wurden Anfang Juni rechte Sprühereien von Weitmar bis nach Wattenscheid-Leithe gesprüht. Gesprüht wurden zumeist Parolen, die sich gegen „die Antifa“ richteten. So z.B. „Antifa killen“, „Antifa aufs Maul“ , „AFA BXN und Antifa boxen“. Weiterhin wurde ein runenähnliches Kürzel und Schablonen, welche einen Hitler Smiley darstellen sollten, gesprüht. Wiederholt wurden über einen Monat (Juni/Juli) hinweg Nazischmierereien von Wattenscheid bis Essen-Steele verbreitet. Ebenfalls kam es im Juli zu rechten Sprühereien in Bochum-West und am Bochumer Rathaus. Hier wurden u.a. „Fuck Antifa“ und Hakenkreuze gesprüht. Weiterhin sind rechte Sprühereien in Bochum Gerthe im Umfeld der Lothringerstr. gesprüht worden. Zudem wurde an der Anne-Frank-Realschule in Gerthe das Konterfei der Anne Frank verunstaltet. Ihr wurde u.a. ein Hitlerbart gesprüht.

Eine rechte Baufirma aus dem Norden

Thule GmbH in Bochum

Für Verblüffung sorgte ein Fahrzeug einer aus Schwerin stammenden Baufirma, welche wohl am Bau der Ladenfläche der neuen „TK-MAXX“ Filiale in der Bochumer Innenstadt beteiligt war. Auf dem Firmenfahrzeug prangte eine in der rechten Szene beliebte „schwarze Sonne“, welche im Nationalsozialismus in den Boden des Obergruppenführersaals der von der SS beherbergten Wewelsburg eingelassen wurde. Ebenfalls lässt der Name „Thule Montagen GmbH“ auf eine gewisse Nähe zur rechten Szene schließen. Eine weitere Firma aus dem Norden mit dem Namen “ARS NORD GmbH” scheint ebenfalls zur Thule GmbH zu gehören. Weiterhin stellt sich uns die Frage wieso ausgerechnet eine solche Firma aus Schwerin in Bochum angeheuert wird? Eine Frage, die sich TK-MAXX nun gefallen lassen musste. TK-MAXX habe eine Firma beauftragt, welche wiederrum ein Subunternehmen beauftragt habe. Weiterhin wolle sich TK-MAXX, um den Fall kümmern. Da die Abrissarbeiten bereits beendet waren, ist jedoch davon auszugehen, dass der Auftrag ohne weitere Konsequenzen ausgeführt werden konnte.


NPD Bochum/Wattenscheid buhlt wieder um Aufmerksamkeit

Nachdem es in den letzten Jahren sehr ruhig um die lokale NPD und den NPD-Landesvorsitzenden Claus Cremer geworden war, treten diese wieder etwas verstärkt in Bochum auf. Dies muss im Zusammenhang mit der Gründung der Bochumer Ratsgruppe der NPD gesehen werden. Der Tod von Hans-Joachim Adler von Pro NRW trug dazu bei, dass Francis Marin in den Stadtrat nachrückte und prompt in die NPD eintrat. Marin, den man tagsüber häufiger in der Bochumer Innenstadt antrifft, scheint durch seine Mitgliedschaft zunächst dazu beigetragen zu haben, dass die NPD ein Jahr vor der Europawahl in den Wahlkampf einsteigt. So fand am 09.07. ein NPD Stand in Bochum Wiemelhausen statt. Am 16.07. folgte ein weiterer Stand in Bochum Wattenscheid. Weiterhin teilt die NPD auf ihrer Facebookpräsenz mit, dass in diversen Stadtteilen u.a. Wiemelhausen und Gerthe Flugblätter verteilt wurden. Flugblattaktionen sollen nun monatlich in Bochumer Stadtteilen stattfinden.

So gab es weitere Aktionen der NPD:

– 21.08. NPD Stände und Flugblattaktionen in Gerthe und Rosenberg
– 23.08. NPD Stand und Schutzzonen Patrouille in Höntrop
– 25.08. Flugblattaktion in Bochum Weitmar
– 01.09. angebliche Schutzzonen Patrouille in Grumme

Claus Cremer – Rudolf Heß Demonstration in Berlin 18.08.18

Weiterhin nahm Cremer wieder vermehrt an rechten Demonstrationen, auch bundesweit (z.B. Rudolf Heß Demonstration in Berlin am 18.08.18), teil und ist damit auch weiterhin als Scharnier zwischen der Parteirechten und der Kameradschaftsszene zu sehen. Sein Aktivismus in der Nachbarstadt Dortmund, wo er sich gerne auch in Dorstfeld bei der militanten Dortmunder Neonaziszene aufhält, muss weiterhin beobachtet werden.

An die Schutzzonen Kampagne der bundesweiten NPD angelehnt, patrouilierten NPD Mitglieder, u.a. Francis Marin, ähnlich wie in der oberen Auflistung auch durch die Bochumer Innenstadt, um temporär für “Sicherheit” zu sorgen. Die Aktion ähnelt stark dem Konzept des Dortmunder Stadtschutzes, welcher ebenfalls in einheitlicher Kleidung durch die Stadt patrouillierte und sich medienwirksam für ein paar Bilder ablichten ließ.

Dass Mitglieder einer extrem rechten Partei keinen Schutz bieten, muss nicht erklärt werden. Dass man vielleicht sogar dazu neigt, das Auftreten von Marin und den Anderen zu belächeln, ist zwar verständlich, andererseits ist zur Kenntnis zu nehmen, dass die NPD in den vergangenen Monaten wieder selbstbewusster auftritt. Anders als die NPD es vorgibt scheint jedoch die Schutzzonen Aktion kaum dazu zu führen, dass sich Bochumer Bürger*innen bei der NPD melden. So postete am 04. September die NPD auf ihrer Facebook Seite ein angeblichen Beleg, dass sich Bochumer Bürger*innen bei ihnen melden würden, um die Schutzzonen Aktivitäten zu unterstützen. Da das Verpixeln bei den örtlichen Nazis jedoch nicht all zu trainiert zu sein scheint, kann man erkennen, dass ein alter Bekannter sich bei Ihnen gemeldet hat. Dies ist kein Anderer als Karsten Römhild von der Hattinger Str. 55. Römhild ist zwar schon lange nicht mehr auf Nazidemonstrationen gesichtet worden, marschiert aber regelmäßig im Bochumer Ehrenfeld auf und ab. Hinzu kommt, dass seit Beginn des Jahres auch verstärkt im Umkreis seines Wohnorts NPD Aufkleber auftauchen. Karsten Römhild war, bevor Claus Cremer die Keisverbände der NPD Bochum und Wattenscheid vor ca. 10 Jahren zusammen legen ließ, der Kreisvorsitzende des Kreisverbands Bochum.

Wie gehen wir vor?
Auch wenn die öffentlich wahrnehmbaren Aktionen der extremen Rechten in Bochum im Vergleich zu anderen Städten durchaus gering sind, ist ein Anstieg an Propagandaaktionen zu erkennen. Dies mag am allgemeinen Rechtsruck liegen, der rechte Akteur*innen dazu beflügelt, wieder aktiver zu werden und rassistische Inhalte bereits salonfähig gemacht hat. Nichtsdestotrotz müssen wir als Bochumer Antifaschist*innen uns deutlich machen, dass diese Aktionen (vorallem die Aktionen der NPD) ohne Gegenprotest oder Gegenreaktion verlaufen sind. Dass spontaner Protest nur schwer organisiert werden kann, mag zwar sein, jedoch war es auch in der Vergangenheit möglich, kleine Aktionen der NPD zu stören bzw. zu begleiten. Weiterhin können wir festhalten, dass es neben der IB nun auch wieder rechte Akteur*innen aus dem klassischen Neonazispektrum gibt, die in Bochum den Kampf um den öffentlichen Raum führen wollen. Dem gilt es sich entgegenzustellen.

Antifaschistische Linke Bochum,
September 2018

Rechte Gewalt in Dortmund: Keine neue Qualität, sondern eine kontinuierliche Erscheinungsform

In Dortmund häufen sich erneut rechtsmotivierte Übergriffe auf Linke und Menschen, die nicht in das Weltbild der Rechtsradikalen passen.
Den traurigen Höhepunkt fand die Gewalt in einem Messerangriff auf einen Antifaschisten am 14. August 2016.

we hate Dortmund

Was geschah in den letzten Wochen?
Bereits am 31. Juli griffen aggressive Faschos der Partei Die Rechte auf der Rückreise aus Köln Antifaschisten am Zugbahnhof an. Ein Tag nach der gewalttätigen Auseinandersetzung kam es in Dorstfeld zu Flaschenwürfen auf zwei Menschen, die von den Nazis augenscheinlich dem linken Spektrum zugeordnet wurden. Michael Brück und Christoph Drewer, zwei führende Köpfe der rassistischen Partei in Dortmund, sollen laut den Betroffenen an dem Angriff beteiligt gewesen sein.

Einem Genossen, der bereits bei diesem Vorfall angegriffen wurde, lauerten am 14. August mehrere vermummte Personen vor seiner Haustür auf, traten ihn nieder und stachen mit einem Messer zu. Dem Angegriffenen gelang es trotz einer Stichverletzung im Bauchbereich zu flüchten. Nach der Erstversorgung der Wunden im Krankenhaus wurde Anzeige bei der Polizei in Dortmund erstattet.
Dass dies alles keine Einzelfälle sind, erwies sich kaum einen Monat später am 11. September. An der Haltestelle Wittener Straße in Dorstfeld kam es erneut zu einer Auseinandersetzung, bei der ein 17-jähriger und eine ihm zu Hilfe eilende Person von einer Personengruppe bedroht und bespuckt wurde. Auch hier trifft die Täterbeschreibung sehr gut auf Christoph Drewer zu, welcher bereits seit Jahren durch sehr aggressives Verhalten auffällt und eine Haftstrafe zu erwarten hat. In den Morgenstunden desselben Tags ereignete sich ein ähnlicher Vorfall auf dem Wilhelmsplatz in Dortmund Dorstfeld, bei dem zwei Jugendliche von einer mehrköpfigen Gruppe angegangen wurden. Nach der Frage, ob sie etwas gegen Nazis hätten, wurde Pfefferspray gesprüht. Die Dortmunder Nazis stellten es auf ihrem Blog so dar, als ob Gutmenschen aus Dortmund ihnen Gewalttaten anhängen wollten. Andererseits verkündeten sie im selben Artikel, dass Dorstfeld bekanntlich kein Zuckerschlecken für “Linke” sei.

Die genannten Vorfälle sind nur eine kleine Auswahl aus den Übergriffen auf Antifast*innen in den letzten Jahren. Obwohl sich die Öffentlichkeit und die Polizei schwer damit tun, jene Überfälle als politisch motivierte Straftaten zu betrachten, sind die jüngsten Vorfälle aus antifaschistischer Perspektive genau das. In der Öffentlichkeit wird, wenn überhaupt, von einer neuen Qualität von rechter Gewalt gesprochen. Betrachtet man allerdings die Aktivität der Rechtsradikalen in den letzten Jahren, wird deutlich, dass kaum eine neue Qualität der Gewalt zu verzeichnen ist, sondern Dortmunds Rechte auf ein Geschichte zurückblicken kann, die Gewalt schon immer als Mittel und Zweck betrachtet hat. Die heutige Situation ist das Ergebnis einer kontinuierlich arbeitenden und auftretenden Naziszene.

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