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Antifa Report August 2019

Der Antifa Report aus dem Winter liegt einige Zeit zurück. Aktivitäten der extremen Rechten hat es in den vergangenen Monaten weiterhin gegeben, die wir hiermit dokumentieren möchten.

Antifa Report August 2019

Outing des NPD Ratsmitglieds Francis Marin
Wie bereits im letzten Antifa Report thematisiert, hat die Bochumer NPD unter Claus Cremer seit der für sie glücklichen Gründung der Ratsgruppe im April 2018 etwas mehr Aktivität entfalten können. So kam es seit letzten November zu Flugblattverteilungen, Infoständen und einer Kundgebung der NPD. Die meisten dieser Aktionen fanden im Rahmen der Europawahl statt. Doch bevor die NPD ihren Wahlkampf so richtig beginnen konnte, wurde das NPD Ratsmitglied Francis Domenic Marin am vorweihnachtlichen 20.12.2018 in seiner Nachbarschaft geoutet. Marin wohnt in unmittelbarer Nähe zum Bochumer Stadtpark und der Bochumer Polizeiwache. Als Reaktion verteilte die NPD im selben Stadtteil am 07.01.2019 Flugblätter der Ratsgruppe, welche kurzerhand zum Vorstellungsschreiben des Francis Marin umgelayoutet wurden. Um den Schock zu verkraften feierte Francis bei seinem Kameraden Karsten Röhmhild Silvester, bei dem pünktlich um Mitternacht der Biervorrat zu Bruch ging.
Hinzu kommt, dass während des Wahlkampfes der NPD Aktivist Marco vom Brocke in seinem Wohnumfeld geoutet wurde, der seitdem nach wie vor an Aktionen der NPD teilnimmt.
Francis Marin erhielt im März dieses Jahres ein Anschreiben des Innenministeriums, welches ihm ein Angebot zum Ausstieg machte.

Ein um Aufmerksamkeit buhlender NPD-Landesvorsitzede
Cremer nutze dieses Schreiben prompt um ein paar Klicks in sozialen Netzwerken zu generieren. Im bisherigen Jahresverlauf zeigte sich dieser vergleichsweise umtriebig.
Am 05.01. nahm Claus Cremer am Jahresauftakt der NPD in Büdingen teil. Dort war er im Rahmen des Medienprojekts „Blickpunkt TV“. Auf dem Jahresauftakt spielte auch die Combat 18 Band „Oidoxie“ aus Dortmund, dessen Frontsänger Marko Gottschalk Cremer zum Groupie werden ließ. Auch am 05.07.19 beim „Tag der nationalen Bewegung“ war Cremer für „Blickpunkt TV“ auf Achse. Dort durfte er u.a. die Journalist*innen von Spiegel TV begleiten, die den NRW-Landesvorsitzenden Cremer im TV Beitrag nicht einmal namentlich erwähnten und damit seine Bedeutungslosigkeit für bundesweite Nazistrukturen untermauerten. Nichtsdestotrotz sucht Cremer auch weiterhin Kontakt zu Neonazistrukturen außerhalb der NPD. So besuchte er ebenfalls mit „Blickpunkt TV“ am 20.07.2019 die Demonstration von „Die Rechte“ in Kassel, die sich mit dem Mörder von Walter Lübcke solidarisierte und eine „nationale Gegenofenssive“ forderte. Der bewusst eingebaute Rechtschreibfehler ist in diesem Fall nicht auf die Inkompetenz der Neonazis zurückzuführen, sondern spielt mit den Begriffen “Ofen” und “SS” klar auf die mörderischen Verbrechen der NS-Zeit an.

Seit Jahren ist Cremer auch auf Veranstaltungen der sogenannten Mischszenen von Pegida oder HoGeSa anzutreffen. Am 01.08.2019 besuchte er den Spaziergang der „Steeler Jungs“, bei dem sowohl Nazis von „Die Rechte“, der NPD, diverse rechte Hooligankreise als auch Rocker anwesend waren.

Die Bochumer NPD im Europawahlkampf
Im Vergleich zu den Vorjahren entfaltete die NPD Bochum in diesem Jahr ein etwas höheres Maß an Aktivitäten. Zwar fiel die Anzahl der aufgehängten NPD-Plakate sehr gering aus, was mit Sicherheit auch am zahlreichen Entfernen der Plakate in den Vorjahren lag, jedoch blieben zahlreiche Stände und Flugblattaktionen ungestört. Erwähnenswert ist hierbei die unangekündigte Kundgebung vor dem Bochumer Hauptbahnhof am 18.05.2019. An dieser nahmen neben Claus Cremer noch Francis Marin, Melanie Händelkes, Rainer Händelkes und Ariane Meise teil. Weiterhin wurden sie von Robert Thon und Sandra Bischoff aus Bochum Gerthe unterstützt. Leider konnte die Kundgebung nicht antifaschistisch begleitet werden, da die NPD es vorzog nach kurzen Redebeiträgen weiterzuziehen.

 

Auch wenn die NPD einen vergleichsweise großen Aufwand betrieb, fuhr sie ein desaströses Wahlergebnis mit erneut deutlichen Verlusten ein. Rechte Wähler*innen zogen stattdessen die AfD als Wahl-Option vor. So erhielt die NPD bei der Europawahl aus Bochum nur noch 328 Stimmen. Bei der Europawahl 2014 waren es noch 1.215 Stimmen. Dies wird sich auch auf die Kommunalwahl im kommenden Jahr auswirken, sodass wir damit rechnen müssen, dass die NPD zwar nicht mehr im Stadtrat vertreten sein wird, jedoch dafür die AfD möglicherweise viertstärkste Kraft sein könnte.

Rassistische Hetze an der Castroper Straße

Claus Cremer und Francis Marin bewerben Kampagne gegen den Moscheebau an der Castroper Straße gepostet am 10.08.19

Thematisch scheint die NPD sich bis zum nächsten Wahlkampf mit einem Moscheebau an der Castroper Straße beschäftigen zu wollen. So thematisierte sie diesen bereits am 10.04.2019. Dabei verknüpft sie den geplanten Moscheebau mit dem Slogan „Migration tötet“, um gezielt gegen Migrant*innen zu hetzen.
Seit Juli führte sie diesbezüglich Flyerverteilaktionen und Infostände durch, bei denen sie sich auch an einer Petitionsliste versuchte. Dabei war auch die aus Meersbusch stammende Vanessa Bredereck, Beisitzende des NPD-Landesvorsitz, anwesend. Diese wurde auf der Facebook Seite der NPD als Mitarbeiterin der Bochumer Ratsgeschäftsstelle ausgewisen. Ebenso posierte sie mit Claus Cremer am 31.07.2019 am S-Bahnhof Bochum Ehrenfeld mit dem Banner „Migration tötet“. Die Darstellung dieses Slogans wurde der NPD im Rahmen des Wahlkampfes und im Rahmen von Infoständen durch die Stadt Bochum verboten. Weiterhin gibt die NPD an im Berichtszeitraum 25 Flugblattverteilaktionen, 19 Infostände und 4 Schutzzonenpatroulien durchgeführt zu haben.

Rechte Übergriffe und weitere Naziaktivitäten
Im Bochumer Stadtpark wurden diverse Nazischmierereien angebracht. Hakenkreuze, Schablonen von Wehrmachtssoldaten und „Nazi“-Taggs. Ähnliche Schmierereien sind mehrfach in Gerthe und Hiltrop gesichtet und entfernt worden. Hierbei ist auffällig, dass versucht wird, den Stil von Nazischmiereien, wie man sie aus Dortmund Dorstfeld kennt, zu kopieren. Dass dies nicht gelingt, liegt zum einen an deren Entfernung durch Nazigegner*innen und zum Anderen an den fehlenden Fertigkeiten im Umgang mit der Sprühdose. Neben diesen „simplen“ Nazischmierereien kommt es auch zu klar antisemitischen und antimuslimischen Hetzparolen wie „Die Juden sind unser Unglück und der Islam unser Untergang“.

Leider blieb es nicht nur bei Schmiereien. So kam es am 20.06.2019 in der U35 zu einem Übergriff, nachdem ein junger Mann sein Gegenüber dazu aufforderte, rassistische Pöbeleien zu unterlassen. Bereits im Februar schoss ein 32-jähriger aus einer fahrenden Bahn. Bei seiner Festnahme machte er laut WAZ „rechte Gesten“. Im Rahmen des Wahlkampfes suchten auch Dortmunder Nazis das Bochumer Stadtgebiet an der Grenze zu Dortmund auf. So plakatierten Timo und Daniel Ewers Plakate der Partei „Die Rechte“ in Bochum-Werne und Langendreer. Hierbei machten sie ein Foto von einer Straßenecke, wo es nur wenige Tage später zu einer Brandstiftung kommen sollte. Bisher hat die Polizei Bochum noch keine Ergebnisse präsentiert. Wir fragen uns jedoch weiterhin, ob auch ein rassistisches Motiv bei den Ermittlungen berücksichtigt wurde. Daniel und Timo Ewers stammen aus Bochum Langendreer und verübten dort vor einigen Jahren diverse Übergriffe, ehe sie sich Richtung Dortmund orientierten und dort seitdem zum festen Umfeld der Partei „Die Rechte“ zählen.

Spontaner Protest gegen „Die Rechte“
In der Nacht auf den 24.05.2019 kündigte die Partei „Die Rechte“ an, eine Kundgebung in Bochum abhalten zu wollen. Begründet wurde diese Kundgebung mit dem Verhalten der Stadt Bochum, welche die Plakate der Partei entfernen ließ und Strafanzeige erstatte. Zudem dürfte die Entfernung der Plakate durch Antifaschist*innen, die der Stadt Bochum zuvorgekommen waren und diese zerkleinert in Dorstfeld abgeliefert hatten zu einer Mobilisierung nach Bochum beigetragen haben. Trotz nur weniger Stunden Mobilisierung formierte sich ein spontaner Gegenprotest mit zeitweise über 200 Personen. An der Kundgebung der Nazis nahmen auch ungarische und bulgarische Nazis teil, deren Teilnahme auf dem Bochumer Antifa Blog dokumentiert wurde.

Dem Rechtsruck entgegentreten – Protest gegen „Die Rechte“ in Bcohum am 24.05.2019

Paradigmenwechsel bei den Identitären
Nachdem Falk Schakolat und Bastian Hans im vergangenen Herbst geoutet wurden, zeigten diese sich offener bei Veranstaltungen der Identitären Bewegung. So nahm Hans im November des letzten Jahres bei einer Veranstaltung der Burschenschaft Germania in Marburg teil. Dort war er der Personenschützer für Alain de Benoist. Benoist kommt aus Frankreich und war zunächst in der rechtsterroristischen Jeune Nation aktiv, ehe er einer der Vordenker der sogenannten „Nouvelle Droite“ (Neuen Rechten) wurde.

Bastian Hans als Personenschützer von Alain de Benoist in Marburg am 24.11.18 (Foto: Pixelarchiv)

Falk Schakolat ist mittlerweile fester Teil des Medienprojekts „Ruhrpott Roulette“ und ist für Film und Schnitt zuständig. Bei „Ruhrpott Roulette“ handelt es sich um ein Videoformat von Alexander Naggert (Wesel) und Marius König (Essen), welche von den User*innen gewählte Aufgaben bewältigen müssen. Die oft langatmigen Videos enthalten plumpen Rassismus und peinliche Witze. Schakolat nahm zusammen mit Naggert an Veranstaltungen von Pegida in Dresden teil.

Kai Aleaxander Naggert und Falk Schakolat in einem Video von Ruhrpott Roulette (Quelle: Youtube)

Die einst so elitär daherkommende „Identitäre Bewegung“ scheint im Ruhrgebiet eher den Weg einer klassischen Neonazi-Kameradschaft zu gehen. Bei diesem Vorhaben ist die Bochumer Ortsgruppe hervorzuheben. Wie aus der Presse hervorging wurden am 10. April rechte Flugblattverteiler*innen in Altenbochum gestört. Diese Niederlage scheint vor allem dem ehemaligen Münsteraner Hooligan Bastian Hans nicht zu passen. So trommelte dieser einige Wochen danach Identitäre aus ganz NRW am Ort der Niederlage zusammen und posierte mit dem Banner: „Bochum is identitär“. Der Versuch eine schlagkräftige IB-Ortsgruppe darzustellen und zugleich an die eigenen Leute ein Zeichen der Stärke zu senden wurde von Anfang an dokumentarisch begleitet und endete kurz darauf in einer Polizeikontrolle, die nun wohl über die gesamte IB-Struktur in NRW verfügt. Die Fotos des Tages halfen in jedem Fall Leuten bei der Recherche. Auch die folgenden Fotos der Bochumer Ortsgruppe hinterließen die Handschrift Bastian Hans´, der krampfhaft versucht das Image einer sportlichen und motivierten Bochumer Ortsgruppe aufzubauen. So wurde ein Mobfoto für die angebliche Hausdurchsuchung bei Kai Alexander Naggert aufgenommen, bei dem die Identitären aus dem Ruhrgebiet nach ihrem regelmäßig stattfindenden Kampfsporttraining, welches Hans leitet, posteten. Für die gescheiterte IB-Demonstration in Halle am 20.07. drehte die Ortsgruppe ein Mobivideo mit dem Titel “Bochum kommt nach Halle”, welches zum großen Teil ebenfalls beim Kampfsporttraining der Gruppe aufgenommen wurde. Das actiongeladene, IB-untypische Video aus Kampfsport und Graffiti passt gut zur neuen Ausrichtung der Gruppe und erinnert stark an Videos von autonomen Nationalisten. Nach Halle organisierten die Identitären aus NRW einen Bus, dessen Besatzung den Tag in Halle ziemlich deutsch, nämlich mit stundenlangem Herumstehen und Bier trinken verbrachte, statt zu demonstrieren.

Das Außenbild der Bochumer IB, als auch von Defend Ruhrpott ähnelt eher einer unbedeutenden Ultragruppe eines Oberligaclubs, als ihren großen Vorbildern aus Halle, Wien oder Rom. Erwähnenswert ist jedoch, dass Bochumer Identitäre einen Austausch zu ihren Kamerad*innen in Großbritannien suchten. So posteten sie ein Gruppenbild aus London mit Aktivisten der Generation Identity aus London. Für weitere ausführlichere und aktuelle Informationen zu den Identitären in Bochum und im Ruhrgebiet legen wir euch die Dokumentationsseite www.identitäre-in-bochum.net (Twitter: @ibdoku) ans Herz.

Blick in die Nachbarstadt: Herne
Seit einigen Wochen versucht sich auch in Herne eine rechte Bürgerwehr zu etablieren. Unter dem Label von “besorgten Bürger*innen” möchten sie dort dem Vorbild aus Essen Steele folgen und wie die dortigen “Steeler Jungs” wöchentlich aufmarschieren. Im Gegensatz zu Essen Steele formierte sich in Herne zeitnah ein Bündnis, um eine Gegenmobilisierung zu organisieren. Die Bürgerwehr besteht in Herne aus rechten Hooligans, Nazis, Identitären und Rockern. So kamen am 20.08.2019 neben den Dortmunder Nazis auch Identitäre aus Bochum zur Herner Kreuzkirche, um den dortigen Spaziergang zu unterstützen. Auch am 27.08.2019 traten dort Nazis mit einschlägigen Szeneshirts auf. Größeren Support erhalten die Herner Nazis der “First Class Herne”, von ihrem Labelbrüdern der “First Class Steeler Jungs” und “First Class Huttroper Jungs”.

Wie bereits angedeutet, gab es auch antifaschische Demonstrationen, Veranstaltungen und Interventionen, die wir jedoch nicht alle aufzählen möchten. Da wir jedoch damit rechnen müssen, dass die AfD im kommenden Jahr in bei den Kommunalwahlen in Bochum Fraktionsstärke erreichen wird, wollen wir hiermit eine Initiative bewerben, welche sich zur Beobachtung der AfD auf lokaler Ebene gebildet hat. Auf afd-watch-bochum.net (Twitter: afdwatchbo) findet ihr einiges zur AfD in Bochum.

Nazistrukturen aufdecken!
Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren!

Antifaschistische Linke Bochum,
August 2019

Identitäre zeigen Gesicht in Bochum

Identitäre an der Wasserstraße

Am vergangenen Samstag, den 04.05.2019, liefen ca. 20 Identitäre durch Bochum Steinkuhl und Querenburg. Ziel war es ein Gruppenfoto anzufertigen mit dem Banner „Bochum is identitär“. Dieses fertigten sie an der Wasserstraße an.

Grund für dieses Auftreten, wird wohl ein Vorfall sein, der einige Wochen zurück liegt. Identitäre der Bochumer Ortsgruppe haben in Steinkuhl Flyer gesteckt, als sie sich handfest mit erbosten Anwohner*innen auseinander setzen  und dabei eine Niederlage einstecken mussten.

Auch der vergangene Samstag verlief nicht all zu ruhmreich für die Identitären. So wurden sie auf der Markstraße von der Polizei gekesselt. Danach machten sie noch einen kurzen Abstecher zur Bochumer Ruhr-Universität. Dort löste sich die Gruppe nach kurzer Zeit in Kleingruppen auf.

An dieser Stelle möchten wir einige Fotos zur Verfügung stellen und rufen dazu auf Hinweise und Informationen den örtlichen Antifa Strukturen mitzuteilen.

 

Einen schönen 8.Mai!

Autonome Antifas aus Bochum

Antifa Report Herbst 2018

Antifa Report Herbst 2018

Bevor wir uns in diesem Antifa Report mit den Nazis und Rassist*innen aus Bochum beschäftigen, gehen wir kurz auf eine Veranstaltung ein, die uns selbst positiv in Erinnerung geblieben ist.

Am 09.09.2018, dem Tag der Opfer des Faschismus, gedachten Antifaschist*innen den Bochumer Widerstandskämpfer*innen auf dem Zentralfriedhof. Rund 30 Menschen fanden sich dazu am Vormittag am Haupteingang des Friedhofs am Freigrafendamm in Altenbochum ein, um gemeinsam zum Denkmal der Widerstandskämpfer*innen auf dem Ehrenrundplatz zu gehen.

Justice pour Clément, Friedhof Freigrafendamm 2018

Aufgerufen zum Gedenken hat wie jedes Jahr die VVNBDA Bochum. Doch anders als die Jahre zuvor nahmen auch viele jüngere Genoss*innen an der Veranstaltung teil. Neben dem Apell an die Anwesenden eine solidarische antifaschistische Praxis über etwaige inhaltliche Differenzen hinweg zu fördern, entstand auch ein gemeinsames Foto in Gedenken an Clément Meric, dessen Mörder Anfang September in Paris vor Gericht standen. Wir greifen an dieser Stelle dieses Gedenken erneut auf, um hinsichtlich der aktuellen gesellschaftlichen Situation und im konkreten der lokalen Naziaktivitäten in Bochum daran zu erinnern, dass wir nur gemeinsam, geschlossen und solidarisch uns diesen entgegenstellen müssen und werden!

Zwei Ortsgruppenleiter der Identitären

Falk Schakolat – Identitäre Bewegung Bochum

Nachdem es, wie bereits aus dem letzten Antifa Report hervorging, rund um die Identitären aus Bochum ziemlich ruhig wurde, erhielten diese im September erneut etwas Aufmerksamkeit, über die sich insbesondere ein Identitärer ganz und garnicht freute. So wurde zunächst in Bochum Hamme der neue Ortsgruppenleiter der Identitären Bewegung in Bochum geoutet. Dabei handelt es sich um Falk Schakolat, der zuvor nur anonym rassistische Hetze über seinen Youtube Kanal verbreitete. Dort trat er unter dem Pseudonym Tanathan über den Kanal Menschenverstandsradikalismus auf. Unweit von seinem Wohnhaus in der Eickeler Straße 15, arbeitete er zudem als Nachtwächter an einer Tankstelle. Dieser Job wurde ihm aufgrund seiner menschenverachtenden Ideen und Aktivitäten konsequent gekündigt. Später erschien auf der Plattform Youtube ein Video mit ihm und Martin Sellner (Kopf der Identitären in Österreich) in dem er sich in weinerlicher Manier über sein Outing ausließ.

Bastian Hans auf Nazidemonstration am 18.08.18 in Köln II

Kurz darauf kam es in der Bochumer Hustadt zu einem weiteren Outing. Dabei traf es den Ortgruppenleiter der Münsteraner Identitären. Dieser lebte bis zu seinem Outing in der Hustadt und studiert dort an der Hochschule Bochum Wirtschaftsingenieurwesen. Nach seinem Outing verschwand sein Name vom Klingelschild an der Eingangstür, sodass er verzogen zu sein scheint. Da er aber immer noch Kampfsport bei Lanna Martial Arts an der Bochumer Krümmede trainiert, ist davon auszugehen, dass er immer noch in Bochum lebt.

Als kleine Trotzreaktion auf die Outings sehen wir die Plakataktion, die Identitäre im Vorfeld zur Bochumer Seebrückendemonstration durchführten. Diese Plakataktion führten sie am 06.10. gegen 07:00 Uhr morgens am Dr. Ruer-Platz durch, wo die Abschlusskundgebung der antirassistischen Demonstration stattfinden sollte. Jedoch machten die Identitären die Rechnung nicht mit den Ordner*innen des DGB, vor denen sie erschrocken die Beine in die Hand nehmen mussten. Die rassistischen Plakate waren 15 Minuten später komplett entfernt.

Der Blick in die Nachbarstadt (Teil II)

Eine weitere Reaktion auf die Outings in Bochum stellte zudem die „IB-Zone“ der Identiären am 13.10.2018 in Duisburg dar, an der auch die zuvor geouteten Schakolat und Hans teilnahmen. Das Konzept der „IB-Zone“ wendeten Identitäre bereits in Süddeutschland und Österreich an. Im Großen und Ganzen handelt es sich hierbei um einen etwas größeren Informationsstand. Die Erkenntnis, die man aus der „IB-Zone“ in Duisburg ziehen kann ist, dass die Identitären für eine solche Aktion NRW-weit mobilisieren müssen, da die Personaldecke doch überschaubar geworden ist. Außerdem führen sie die sogenannten “IB-Zonen” nur mit einer großen Personenanzahl durch, da sie mit Störungen rechnen. Weiterhin verfestigte sich der Eindruck, dass die aktiven Akteur*innen der Identitären in den letzten Monaten aus dem Raum Essen / Duisburg kommen. Bereits bei einer “geheimen” Banneraktion am 29.09. in Witten, die vorab aufflog, taten sich vor allem Essener Rassist*innen als Initiator*innen hervor. Das von der IB gehisste Banner landete sehr zügig in den Händen Wittener Antifaschist*innen, welche den Lappen zu antirassistischen Mobizwecken nutzten. Als Akteur aus Essen ist erneut Marius König zu nennen, der bereits im letzten Antifa Report benannt wurde. Hinzu kommt, dass Melanie Schmitz aus Halle zurück nach Essen gezogen ist. Sie war sowohl bei dem Bannnerdrop in Witten, als auch bei der „IB-Zone“ in Duisburg anwesend. Bei Melanie Schmitz und Marius König handelt es sich momentan um ein Paar.

Aktivitäten der Bochumer Identitären und ein FDP Abgeordneter
Wie bereits aus den Vorjahren bekannt, geben sich die Identitären in der kälteren Jahreszeit gegenüber weißen Menschen gerne spendabel. So verteilten sie laut eigenen Angaben in „Bochum und Essen“ Nahrungsmittel und warme Kleidung an Bedürftige. Auf den von den IBs ins Netz gestellten Bildern kann man gut Bastian Hans erkennen.

Bastian Hans am 11.11.2018

Weiterhin interessant bezüglich Hans ist, dass er Mitglied in der Burschenschaft „Landsmannschaft Ubia Brunsviga Palaeomarchia im Coburger Convent zu Bochum“ ist, welche unter anderem enge Kontakte zu dem FDP Bundestagsabgeordneten Olaf in der Beek pflegt.

Screenshot der Burschenschaftsseite vom 18.09.2018

Nach dem bereits genannten Outing verschwand der Name von Bastian Hans von der Internetseite der Burschenschaft. Am 18.11. riefen die Identitären in Bonn zu einer Kundgebung auf. Unter ihnen waren ebenfalls Bastian Hans und Falk Schakolat aus Bochum. Beide waren an der Organisation der Kundgebung beteiligt. Hans als Ordner, der durch cooles Gepose und peinlichen Gesten den Gegenprotest einschüchtern wollte. Schakolat hingegen war für den Aufbau der Technik verantwortlich.

Eine weitere Aktion führten die Bochumer Identitären am 21.11. im Bochumer Westpark aus. Auch hier befestigten sie kleine Plakate, die nach kurzer Zeit ihren Weg in Richtung Altpapier fanden.

Regelmäßige Aktionen der NPD im Raum Bochum
Dass die NPD seit diesem Jahr wieder aktiver ist, wurde bereits im letzten Report mitgeteilt. Weshalb dies so sein könnte, wurde ebenfalls beleuchtet. In diesem Teil werden wir die Aktionen und Aktivitäten zusammenfassen. Verteilaktionen fanden in folgeden Stadtteilen statt:

– 15.09.2018: Verteilaktion der „Deutschen Stimme“ in Günnigfeld und Hordel.
– 18.09.2018: Verteilaktion der „Deutschen Stimme“ in Linden
– 27.09.2018: Verteilaktion der „Deutschen Stimme“ in Linden und Dahlhausen
– 01.10.2018: angebliche Verteilaktion (über den Stadtteil machte die NPD keine Angaben)
– 18.10.2018: Verteilaktion in Wattenscheid-Höntrop
– 31.10.2018: Verteilaktion in Wattenscheid-Höntrop
– 09.11.2018: Verteilaktion der Zeitschrift „Recht und Wahrheit“ in u.a. Gerthe und Ehrenfeld
– 15.11.2018: Verteilaktion in Riemke

Ebenfalls führten die Nazis erneut Infostände durch. So zum Beispiel in Bochum Linden am 25.09.2018. Hier positionierten sich die Neonazis in Linden Mitte direkt neben der Polizeiwache. Hierbei trugen sowohl Francis Marin, als auch Claus Cremer ihre Westen der sogenannten „Schutzzonen“ Kampagne. An dieser Stelle muss sich die Bochumer Polizei fragen lassen, ob sie dem Ahnden des Uniformierungsverbotes nachkommt, welches sie lauthals gegenüber der Lokalzeitung WAZ kundtat. So tätigte der Polizeisprecher Frank Lemanis in der WAZ vom 02.08. folgende Aussage: „Wir beobachten das aufmerksam. Unsere Kollegen und Kolleginnen sind informiert und sensibilisiert und werden bei entsprechenden Feststellungen einschreiten“. Dass dies nicht der Fall ist, belegt die Situation in Linden. Nach unseren Erkenntnissen schüchterte die NPD einen jungen Fotografen ein, der spontan die Situation vor Ort dokumentieren wollte. Dabei kam es auch zu einem versuchten Übergriff seitens Claus Cremer, welchen er auf den Plattformen Facebook und Instagram bestätigte. Teilgenommen am besagten Infostand haben Claus Cremer, Francis Marin, Marco vom Brocke und eine junge Frau.

Cremers Posting versuchter Übergriff in Linden 25.09.2018


Infostände, ein Nazijüngling und sogenannte Schutzzonen

Weitere Infostände fanden am 16.10 in Bochum Stiepel und 30.10. in Weitmar Mitte und in Wattenscheid Eppendorf statt. Das erste Mal seit längerer Zeit traute sich die NPD mit einem Infostand am 13.11.2018 in die Bochumer Innenstadt. All zu selbstbewusst waren sie hierbei nicht, da sie den Stand unmittelbar vor der Tür ihrer „Ratsgeschäftsstelle“ durchführten. Anwesend waren hier Francis Marin, Claus Cremer, Marco vom Brocke und der aus Düsseldorf stammende Manuel Senk. Manuel Senk ist 16 Jahre alt und verbringt momentan häufiger Zeit in Bochum. Dies liegt einerseits daran, dass seine Freundin in Wattenscheid Höntrop wohnt und er diese regelmäßig besucht und andererseits scheinen die alten Herren der NPD ihn nicht zu mobben, sowie es seine Dortmunder Kameraden in sozialen Netzwerken tun. Senk ist für zahlreiche rechte Sticker in Höntrop verantwortlich. Zudem beklebt er still und heimlich den Höntroper S-Bahnhof, wenn er nachts auf die Bahn Richtung Düsseldorf wartet. Weiterhin stellen wir uns die Frage, weshalb ein 16 Jähriger an einem Dienstagvormittag bei einem Infostand der NPD mithilft und nicht in der Schule sitzt. Diese Verknüpfung haben die Polizeibeamt*innen, die den Stand schützten, wohl nicht machen können.

Auch mit den sogenannten „Schutzzonen Patrouillen“ machten die Nazis weiter. So liefen sie am 17.10.2018 durch den Bochumer Stadtpark. In der Nacht vom 29. auf den 30.10. führten sie PKW-Patrouillen durch. Hier beteiligte sich auch erneut unser alter “Freund” Karsten Römhild, den wir bereits im letzten Antifa Report benannten. Am 31.10. inszenierte sich die NPD, indem sie vorgab zu Halloween die Kinder einer besorgten Bürgerin bei ihrem Halloween Spaziergang zu schützen. Nachdem der Hype um die Horroclowns abgeflacht zu sein scheint, können wir wahrlich behaupten, mit Claus Cremer und Francis Marin zwei lebende Exemplare in Bochum zu haben.

Einer Halloween Warm-Up Veranstaltung glich am 03.10.2018 die Gedenkkundgebung für den Nazihool Marcel „Captain Flubber“ Kuschela in Mönchengladbach. Dieser nahm sich zuvor das Leben.
Sowohl an dieser Veranstaltung als auch am 29.09. bei einer Kundgebung gegen die angebliche „Lügenpresse“ in Dortmund nahm Claus Cremer teil. Zuvor besuchte er noch am 21.09. eine Demonstration in Dortmund Marten, die aufgrund ihrer klar antisemitischen Hetze bundesweit für Aufsehen sorgte. Am 20.11. ließ sich Cremer zudem vom Kreisverband Bochum zum Delegierten für die Europawahl wählen.
Auch der Bundesparteitag der NPD in Büddingen (Hessen) fand mit Bochumer Beteiligung statt. Neben Cremer und Marin nahm auch Karsten Römhild teil und wurde prompt für seine 30-jährige Mitgliedschaft in der NPD geehrt.


Klandestine Nazistrukturen

Kürzlich erschien eine bundesweite Recherche zum extrem rechten Kampfsportevent „Kampf der Nibelungen“, an dessen Orga auch der aus Bochum kommende Stefan Held teilnahm. Laut den Recherchen zählt Held zu den weitestgehend klandestin agierenden Hammerskins. Er betrieb bis zum letzten Sommer einen Imbiss am Lütgendortmunder Hellweg.
Weiterhin waren an der Organisation maßgeblich Dortmunder Nazistrukturen beteiligt, zu denen Held scheinbar gute Kontakte pflegt.

Wir möchten an dieser Stelle die Recherche von „Runter von der Matte“ hervorheben und zum Lesen dieser anregen.

Der „Kampf der Nibelungen“ 2018 – eine Auswertung von Runter von der Matte:
https://runtervondermatte.noblogs.org/der-kampf-der-nibelungen-2018-eine-erste-auswertung/

Was macht eigentlich…

Am 06.11. stand mit Pascal Seifert ein uns bekannter Nazi vor dem Bochumer Landgericht.
Es sollte die Berufungsverhandlung bzgl. seines Urteils aus Juni 2018 stattfinden. Wir berichteten darüber. Da jedoch zwei weitere Verfahren offen sind, wurde ihm seitens des Gerichts geraten, die Berufung zurück zu ziehen, da beiden Verfahren (einmal Körperverletzung und einmal Erschleichen von Leistungen) in das Berufungsurteil mit einfließen würden. Dem folgte Seifert und machte sich wieder zurück auf den Weg in die JVA Bielefeld Senne, wo er noch bis ca. Mai 2019 einsitzt.

Anfang November besuchte Branko Barkic, der ehemaliger Organisator der rassistischen DaSKuT Kundgebungen, Bochum. Nachdem er in den Jahren 2016 und 2017 hier auf massive Gegenwehr gestoßen ist, setzte er sich nach Kroatien ab, von wo aus er regelmäßig Videos in Richtung Deutschland verschickt. Anhand seines Internetaktivismus kann durchaus von einer Radikalisierung seiner Person gesprochen werden.

Gegenaktivitäten
Wie unschwer zu erkennen ist, hat man momentan als Bochumer Antifaschist*in genug zu tun. Leider konnten wir die Aktivitäten der AfD bisher noch nicht in den Antifa Report einbauen, was wir versuchen wollen zu ändern. Neben den zahlreichen Gegenaktivitäten, die im öffentlichen Raum stattfinden und das Verschönern des Bochumer Stadtgebiets betrifft, sei hier auch auf die Aufklärungsaktion der „Gruppe junger Antifaschist*innen“ hinzuweisen, welche in den von Nazis aufgesuchten Vierteln (u.a. Linden, Gerthe und Wattenscheid) anhand eines Informationsflyers Aufklärungsarbeit leisten. Das effektive Stören von Naziständen ist bisher noch nicht möglich gewesen, was zwar weiterhin schwierig bleibt, aber eine Zielsetzung der antifaschistischen Strukturen in Bochum sein muss. Hervorzuheben sind die bereits genannten Outings über die Machenschaften zweier Akteure der Identitären. Dabei hat es vorallem zwei Personen getroffen, die sicherlich nicht erfreut über diese Art der Aufmerksamkeit sind.
Ob der Glasbruch bei Claus Cremer als Gegenaktivität gewertet werden kann, bleibt weiterhin offen. Aus dem Indymediaartikel und der Pressemitteilung der Polizei (hxxps://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11530/4073231) gibt es keinerlei Indizien für das Motiv der Tat. Auch Cremer selbst hält sich bislang bedeckt, was Spekulationen weiter anheizt. Wahrscheinlich passt es nicht in das Selbstbild, denn wer “Schutzzonen” ausruft, sollte zumindest seine eigene Straße im Griff haben.

Gemeinsam gegen Nazis und Rassismus!

Antifaschistische Linke Bochum,
November 2018

Antifa Report Bochum (Sommer 2018)

Seit einigen Wochen sind wieder vermehrt Naziaktivitäten in Bochum zu verzeichnen. Nachdem es im Jahr 2017 häufiger zu Propaganda Aktionen der sogenannten „Identitäre Bewegung“ gekommen ist, kommt es nun vermehrt zu Aktivitäten, welche sich dem klassischen Neonazispektrum zuordnen lassen. Dieser Artikel gibt einen dokumentarischen Überblick über bekannt gewordene Naziaktivitäten in Bochum der letzten Monate.

Weniger Aktivitäten der Identitären im 1. Halbjahr 2018
Nachdem, wie bereits angedeutet, im Jahr 2017 die „Identitäre Bewegung“ mehrfach in Bochum in Erscheinung trat, ist es bisher im Jahr 2018 relativ ruhig um diese geworden. Nachdem der Ortsgruppenleiter Marco Müller noch zur Jahreswende ein “Aktionsjahr 2018” ankündigte, traten die Identitären in Bochum kaum durch öffentlichen Aktionen in Erscheinung. Grund dafür könnte die misslungene Sprühaktion im Frühjahr 2018 sein, bei der Müller und drei weitere Identitäre von der örtlichen Polizei aufgegriffen wurden.

Auch um Müllers YouTube Kollegen „Menschenverstandsradikalismus“, welcher ebenfalls der Bochumer Ortsgruppe der IB angehört, ist es ruhig geworden. Ob dies nur ein temporärer Zustand der Ortstgruppe ist, bleibt abzuwarten. Auch der im vergangenen Sommer nach Bochum gezogene Bastian Hans (bis mindestens Januar 2018 Ortsgruppenleiter der IB Münster), scheint noch keinen richtigen Anschluss an die rechte Szene in Bochum gefunden zu haben.

Desweiteren trägt die Sperrung diverser IB Accounts u.a. auf Facebook und Instagram dazu bei, dass die Identitären es nun schwerer haben, ihren Content zu verbreiten und der Erfolg der Aktivitäten in der Vergangenheit stark von der medialen Reichweite abhing. Weiterhin scheint die Gründung des IB Ablegers „Defend Ruhrpott“ damit begründet, dass die im Ruhrgebiet ansässigen Ortgruppen nicht mehr so stark sind, wie es sich die Pseudo-Spartaner erhofften. Vielmehr bündeln sie überregional ihre Kräfte und veranstalten nun lediglich 4 Stammtische in NRW anstatt diese wie zuvor städteweise zu organisieren. Außerdem könnte der Namenswechsel damit begründet sein, dass das Label „Identitäre“ schneller zu einer Sperrung in den sozialen Netzwerken führt und durch Kampagnen und Aufklärungsarbeit nun eindeutig mit extrem rechten Inhalten in Verbindung gebracht wird.

Ein Blick in die Nachbarstadt

In den vergangenen Monaten war zu beobachten, dass größere Aktionen der „Identitären Bewegung“ in Essen stattfanden. So nutzten sie einerseits den Eklat bezüglich der Essener Tafel für eine Aktion, an der auch Kreon Schweickhardt aus Remscheid teilnahm. An einer Banneraktion an einem von Facebook angemieteten Gebäude nahm der aus Essen stammendes Marius König teil, welcher auch die letzte Winterakademie von Götz Kubitschek in Schnellroda besuchte. Ebenfalls Teilnehmer der Winterakadamie war der aus Essen stammende Tillmann Hauser, welcher wiederum auf seinem Instagram Account ein Bild von der Aktion an der Universität Essen postete. Bei der besagten Aktion an der Uni Essen stellten die Identitären mit Farbe befüllte “Giftfässer” auf, um auf das “vergiftende Gedankengut der 68er” aufmerksam zu machen. Dabei muss erwähnt werden, dass die Universität Essen im vergangenen Jahr wiederholt Ziel nächtlicher Propagandaaktionen der „Identitären Bewegung“ wurde.

Nazischmierereien in Bochum
Nächtliche Propagandaaktionen mit rechten Inhalten sind in den vergangenen Monaten auch verstärkt in Bochum wahrzunehmen. So wurden Anfang Juni rechte Sprühereien von Weitmar bis nach Wattenscheid-Leithe gesprüht. Gesprüht wurden zumeist Parolen, die sich gegen „die Antifa“ richteten. So z.B. „Antifa killen“, „Antifa aufs Maul“ , „AFA BXN und Antifa boxen“. Weiterhin wurde ein runenähnliches Kürzel und Schablonen, welche einen Hitler Smiley darstellen sollten, gesprüht. Wiederholt wurden über einen Monat (Juni/Juli) hinweg Nazischmierereien von Wattenscheid bis Essen-Steele verbreitet. Ebenfalls kam es im Juli zu rechten Sprühereien in Bochum-West und am Bochumer Rathaus. Hier wurden u.a. „Fuck Antifa“ und Hakenkreuze gesprüht. Weiterhin sind rechte Sprühereien in Bochum Gerthe im Umfeld der Lothringerstr. gesprüht worden. Zudem wurde an der Anne-Frank-Realschule in Gerthe das Konterfei der Anne Frank verunstaltet. Ihr wurde u.a. ein Hitlerbart gesprüht.

Eine rechte Baufirma aus dem Norden

Thule GmbH in Bochum

Für Verblüffung sorgte ein Fahrzeug einer aus Schwerin stammenden Baufirma, welche wohl am Bau der Ladenfläche der neuen „TK-MAXX“ Filiale in der Bochumer Innenstadt beteiligt war. Auf dem Firmenfahrzeug prangte eine in der rechten Szene beliebte „schwarze Sonne“, welche im Nationalsozialismus in den Boden des Obergruppenführersaals der von der SS beherbergten Wewelsburg eingelassen wurde. Ebenfalls lässt der Name „Thule Montagen GmbH“ auf eine gewisse Nähe zur rechten Szene schließen. Eine weitere Firma aus dem Norden mit dem Namen “ARS NORD GmbH” scheint ebenfalls zur Thule GmbH zu gehören. Weiterhin stellt sich uns die Frage wieso ausgerechnet eine solche Firma aus Schwerin in Bochum angeheuert wird? Eine Frage, die sich TK-MAXX nun gefallen lassen musste. TK-MAXX habe eine Firma beauftragt, welche wiederrum ein Subunternehmen beauftragt habe. Weiterhin wolle sich TK-MAXX, um den Fall kümmern. Da die Abrissarbeiten bereits beendet waren, ist jedoch davon auszugehen, dass der Auftrag ohne weitere Konsequenzen ausgeführt werden konnte.


NPD Bochum/Wattenscheid buhlt wieder um Aufmerksamkeit

Nachdem es in den letzten Jahren sehr ruhig um die lokale NPD und den NPD-Landesvorsitzenden Claus Cremer geworden war, treten diese wieder etwas verstärkt in Bochum auf. Dies muss im Zusammenhang mit der Gründung der Bochumer Ratsgruppe der NPD gesehen werden. Der Tod von Hans-Joachim Adler von Pro NRW trug dazu bei, dass Francis Marin in den Stadtrat nachrückte und prompt in die NPD eintrat. Marin, den man tagsüber häufiger in der Bochumer Innenstadt antrifft, scheint durch seine Mitgliedschaft zunächst dazu beigetragen zu haben, dass die NPD ein Jahr vor der Europawahl in den Wahlkampf einsteigt. So fand am 09.07. ein NPD Stand in Bochum Wiemelhausen statt. Am 16.07. folgte ein weiterer Stand in Bochum Wattenscheid. Weiterhin teilt die NPD auf ihrer Facebookpräsenz mit, dass in diversen Stadtteilen u.a. Wiemelhausen und Gerthe Flugblätter verteilt wurden. Flugblattaktionen sollen nun monatlich in Bochumer Stadtteilen stattfinden.

So gab es weitere Aktionen der NPD:

– 21.08. NPD Stände und Flugblattaktionen in Gerthe und Rosenberg
– 23.08. NPD Stand und Schutzzonen Patrouille in Höntrop
– 25.08. Flugblattaktion in Bochum Weitmar
– 01.09. angebliche Schutzzonen Patrouille in Grumme

Claus Cremer – Rudolf Heß Demonstration in Berlin 18.08.18

Weiterhin nahm Cremer wieder vermehrt an rechten Demonstrationen, auch bundesweit (z.B. Rudolf Heß Demonstration in Berlin am 18.08.18), teil und ist damit auch weiterhin als Scharnier zwischen der Parteirechten und der Kameradschaftsszene zu sehen. Sein Aktivismus in der Nachbarstadt Dortmund, wo er sich gerne auch in Dorstfeld bei der militanten Dortmunder Neonaziszene aufhält, muss weiterhin beobachtet werden.

An die Schutzzonen Kampagne der bundesweiten NPD angelehnt, patrouilierten NPD Mitglieder, u.a. Francis Marin, ähnlich wie in der oberen Auflistung auch durch die Bochumer Innenstadt, um temporär für “Sicherheit” zu sorgen. Die Aktion ähnelt stark dem Konzept des Dortmunder Stadtschutzes, welcher ebenfalls in einheitlicher Kleidung durch die Stadt patrouillierte und sich medienwirksam für ein paar Bilder ablichten ließ.

Dass Mitglieder einer extrem rechten Partei keinen Schutz bieten, muss nicht erklärt werden. Dass man vielleicht sogar dazu neigt, das Auftreten von Marin und den Anderen zu belächeln, ist zwar verständlich, andererseits ist zur Kenntnis zu nehmen, dass die NPD in den vergangenen Monaten wieder selbstbewusster auftritt. Anders als die NPD es vorgibt scheint jedoch die Schutzzonen Aktion kaum dazu zu führen, dass sich Bochumer Bürger*innen bei der NPD melden. So postete am 04. September die NPD auf ihrer Facebook Seite ein angeblichen Beleg, dass sich Bochumer Bürger*innen bei ihnen melden würden, um die Schutzzonen Aktivitäten zu unterstützen. Da das Verpixeln bei den örtlichen Nazis jedoch nicht all zu trainiert zu sein scheint, kann man erkennen, dass ein alter Bekannter sich bei Ihnen gemeldet hat. Dies ist kein Anderer als Karsten Römhild von der Hattinger Str. 55. Römhild ist zwar schon lange nicht mehr auf Nazidemonstrationen gesichtet worden, marschiert aber regelmäßig im Bochumer Ehrenfeld auf und ab. Hinzu kommt, dass seit Beginn des Jahres auch verstärkt im Umkreis seines Wohnorts NPD Aufkleber auftauchen. Karsten Römhild war, bevor Claus Cremer die Keisverbände der NPD Bochum und Wattenscheid vor ca. 10 Jahren zusammen legen ließ, der Kreisvorsitzende des Kreisverbands Bochum.

Wie gehen wir vor?
Auch wenn die öffentlich wahrnehmbaren Aktionen der extremen Rechten in Bochum im Vergleich zu anderen Städten durchaus gering sind, ist ein Anstieg an Propagandaaktionen zu erkennen. Dies mag am allgemeinen Rechtsruck liegen, der rechte Akteur*innen dazu beflügelt, wieder aktiver zu werden und rassistische Inhalte bereits salonfähig gemacht hat. Nichtsdestotrotz müssen wir als Bochumer Antifaschist*innen uns deutlich machen, dass diese Aktionen (vorallem die Aktionen der NPD) ohne Gegenprotest oder Gegenreaktion verlaufen sind. Dass spontaner Protest nur schwer organisiert werden kann, mag zwar sein, jedoch war es auch in der Vergangenheit möglich, kleine Aktionen der NPD zu stören bzw. zu begleiten. Weiterhin können wir festhalten, dass es neben der IB nun auch wieder rechte Akteur*innen aus dem klassischen Neonazispektrum gibt, die in Bochum den Kampf um den öffentlichen Raum führen wollen. Dem gilt es sich entgegenzustellen.

Antifaschistische Linke Bochum,
September 2018