Josef-Anton Gera – vor 26 Jahren von Neonazis erschlagen

Josef-Anton Gera Gedenkkundgebung 2023

Wir selbst haben Josef-Anton Gera nie kennen lernen dürfen, aber die Menschen, die uns etwas über ihn erzählten, hatten nur gute Worte für ihn übrig. Josef-Anton war ein freundlicher und herzlicher Mensch, der denen, die ihn kannten, in guter Erinnerung geblieben ist. Gera bewegte sich in der Wohnungslosenszene, hatte selbst aber eine Wohnung. Er war zuletzt Frührentner. Josef-Anton Gera wurde nur 59 Jahre alt.

Die Tat

Josef-Anton Gera traf sich am Abend des 14.10.1997 mit den späteren Tätern um etwas trinken. Diese hatten allerdings anderes im Sinn. Einer von ihnen entkleidete sich um Gera zum anfassen zu animieren. Als dieses Vorhaben Erfolg hatte, schlug das Duo Gera unvermittelt mit Fäusten und einem Eisenrohr auf Josef-Anton Gera ein. Dieser konnte sich schwerverletzt zur Straße schleppen und der herbei gerufenen Polizei noch mitteilen, dass er von “Skinheads” angegriffen wurde. Josef-Anton Gera erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen und verstarb am 16.10.1997.

Die Täter

Josef-Anton Geras Mörder, Patrick Kerkau und Uwe Kleindopp, hatten Kontakte zur Neonaziszene und ihr Hass auf Homosexuelle war offensichtlich durch ihre Nazi-Ideologie bedingt. Am Tatabend fielen „Sieg Heil!“ Parolen und Hitlergrüße wurden gezeigt. Kerkau und Kleindropp brüsteten sich im Nachgang der Tat damit “es einem Schwulen mal so richtig gezeigt” zu haben.
Die Laube, in der der Mord stattfand und in der Geras Mörder lebten, war mit Hakenkreuzen, Totenköpfen und SS-Runen beschmiert.

Justiz und Behörden

Ein extrem rechtes Tatmotiv war bei den Ermittlungen zum Mord an Josef-Anton Gera und im Gerichtsverfahren kein Thema, obwohl zahlreiche Indizien dafür vorlagen. Auch Gera selbst gab vor seinem Tod an, dass es sich bei den Tätern um “Skinheads” handelte. Der Mord wurde als „Streit unter Trinkern“ abgetan und schwulenfeindliche Ressentiments nach dem Motto “hätte er sie nicht angepackt, wäre ihm nix passiert” wurden im Prozess geschürt. Die Täter wurden 1998 zu fünf
bzw. sechs Jahren Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. Auch die Stadt Bochum hat bis heute die Tat offiziell nicht als rechten Mord anerkannt, jedoch einen Platz nach Josef-Anton Gera benannt.

Antifaschistisches Gedenken

Obwohl von offizieller Seite keine Auseinandersetzung mit dem Mord an Josef-Anton Gera stattfindet, halten Bochumer Antifaschist*innen seit über 25 Jahren die Erinnerung an ihn wach und versuchen ein würdiges Gedenken zu bewahren. So war es die Gruppe Azzoncao, die eine ausführliche Dokumentation erstellte. Es waren antifaschistische Jugendliche vor rund zehn Jahren, die ein Gedenken initiierten. Und es waren Bochumer Antifaschist:innen, die ungefragt eine Gedenktafel am Bochumer Westpark anbrachten. Durch vielfältige künstlerische und aktivistische Aktionen wird jährlich auf den rechten Mord aufmerksam gemacht und an Josef- Anton Gera erinnert.

Unsere Forderungen

Zum 25. Todestag stellte eine Vielzahl Bochumer Initiativen konkrete Forderungen an die Stadt Bochum:

1. Wir fordern Josef Anton Gera offiziell als Opfer rechter Gewalt in der jüngeren Geschichte der Stadt anzuerkennen.
2. Wir fordern über den durch Nazis verübten Mord an Josef Anton Gera auf der offiziellen Homepage der Stadt aufzuklären.
3. Wir fordern die bisher geleistete Gedenkarbeit durch lokale Antifaschist*innen dabei zu benennen und die vor zehn Jahren angebrachte Gedenktafel anzuerkennen.
4. Wir fordern einen Platz in der Innenstadt nach Josef Anton Gera zu benennen.
5. Wir fordern ein Mahnmal gegen rechte Gewalt, soziale Ausgrenzung und Homophopie zu installieren.

Bisher wurde nur die Forderung nach einer Platzbenennung nachgekommen.

26 Jahre – wir Gedenken Josef Anton Gera weiterhin!

Auch wenn die Stadt Bochum Teile unserer Forderungen erfüllt hat, heißt das für uns nicht, dass wir aufhören an Josef-Anton Gera zu erinnern. Auch 26 Jahre nach seinem Tod wollen wir das Gedenken an ihn aufrecht erhalten und dafür kämpfen derartige Gewalttaten in Zukunft zu verhindern.
Wir rufen auch euch dazu auf, Josef- Anton Gera zu gedenken. Ihn und den Mord an ihm im kollektiven Gedächtnis der Stadt zu behalten und konsequent dafür zu kämpfen, dass Neonazis keinen Fuß fassen können.

Gedenkkundgebung:
14.10.2022 – 14:00 Uhr
Eingang Westpark (DGB Haus)

Niemand ist vergessen!

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2023

Veranstaltungsreihe mit Rebeldia Vallekana

Antifascist Movement in Madrid – Veranstaltung mit Rebeldia Vallekana

Am 12.10.2023 und 13.12.2023 finden zwei Veranstaltungen mit Rebeldia Vallekana aus Madrid statt. Bei Rebeldia Vallekana handelt es sich um eine antifaschistische Jugendgruppe aus dem Arbeiter:innenstadtteil Vallekas in Madrid. In zwei Vorträgen werden sie zum einen über die antifaschistische Bewegung in Madrid berichten. Über die Strukturen und ihre Tätigkeiten. Insbesondere werden sie die Arbeit der Jugendgruppen in ihrem Referat beleuchten. Dem wird jedoch eine grobe Umschreibung der Verhältnisse in Madrid vorausgehen, was wiederrum auch für den zweiten Vortrag von Bedeutung ist.

Besetzte Sozial Zentren in Madrid – Vortrag mit Rebeldia Vallekana

Dieser befasst sich mit den besetzten Sozialen Zentren in Madrid. Dabei erörtern die Referent:innen wie diese entstehen und welche Funktionen sie haben.

Wir hoffen euch am 12. und 13. Oktober um 19:00Uhr in der “Zanke” begrüßen zu dürfen.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Kulturfabrik Bochum statt.

Location: Zanke, Westring 41, 44787 Bochum.

Filmvorführung: »Brucia ancora dentro«

Filmvorführung: „Brucia acora dentro“ am 27.09.2023 in Bochum

Zwanzig Jahre nach der Schwarzen Nacht in Mailand, mit Dax in meinem Herzen
Vent’anni dalla Notte Nera di Milano, con Dax nel cuore
Twenty years after Milan’s black night, with Dax in our hearts

Dokumentarfilm über Davide »Dax« Cesare, der am 16. März 2003 von Nazis ermordet wurde.
Film documentario su Davide »Dax« Cesare, assassinato dai nazisti il 16 marzo 2003.
Film documentary about Davide »Dax« Cesare, who was murdered by Nazis on March 16, 2003.

 

27.09.2023 | 19:00 Uhr
Soziales Zentrum Bochum
Josephstr. 2, 44791 Bochum

 

»Es brennt immer noch in mir.«

Zwanzig Jahre nach der Schwarzen Nacht in Mailand, mit Dax in meinem Herzen

Eigenproduktion von Associazione Dax 16 marzo 2003 & FOA Boccaccio 003
Dauer: 70′ | Produktion: Italien | Jahr: 2023

Am 16. März 2003 wurde Mailand wieder einmal Schauplatz eines politischen Mordes: Dax, ein junger antifaschistischer Genosse, der in den Mailänder Vorstädten aufgewachsen war und sich in der Hausbesetzer*innenszene des Viertels Ticinese engagierte, wurde von drei Neonazis erstochen. Einige Stunden später wurden die Genoss*innen, die in der Notaufnahme eintrafen, in die Dax gebracht worden war, von der Polizei brutal zusammengeschlagen. Diese Nacht bleibt als »Schwarze Nacht von Mailand« in Erinnerung. Sie hat ein Zeichen im Leben einer ganzen Generation junger Genoss*innen , welches die Dringlichkeit des Gedenkens in ihre persönlichen und politischen Geschichten eingraviert hat. Seitdem ist die Dax-Affäre in Italien und Europa zu einem kollektiven Erbe geworden: eine lebendige Erinnerung, die Jahr für Jahr die Straßen von Mailand mit Menschen füllt, die diese Erinnerung wachhalten wollen. Und all dies wirkt sich auch auf die jüngsten Kämpfe aus.

Mit den Stimmen von Freund*innen, Genoss*innen und der unermüdlichen Mutter von Dax erinnern wir uns gemeinsam an die Geschehnisse jener Nacht und an die politischen Vorläufer: Wir bewegen uns zwischen den juristischen Angelegenheiten und jenen persönlichen Erfahrungen, die zwanzig Jahre später noch immer in der Lage sind, neue Generationen kraftvoll zu inspirieren.

»Brucia ancora dentro«-Website:
bruciancoradentro.it | instagram.com/bruciancoradentro.film

Filmemacher*innen | Regista | Filmmaker
daxresiste.noblogs.org | instagram.com/dax_resiste
boccaccio.noblogs.org | instagram.com/boccaccio003

Dieses Projekt unterstützt die Kampagne 130.000 | This project supports the 130 mila campaign | Un progetto a sostegno della campagna 130mila: daxresiste.noblogs.org/campagna-130mila

Fight and remember:
fightandremember.org | twitter.com/fight__remember | instagram.com/fightandremember

Veranstaltet von:

Antifaschistische Linke Bochum & Offenes Antifa Café Bochum

ENGLISH

»It still burns inside«

Twenty years after Milan’s black night, with Dax in our hearts

DIY project by Associazione Dax 16 marzo 2003 & FOA Boccaccio 003
Duration: 70′ | Production: Italy | Year: 2023

On March 16, 2003, Milan is once again the scene of a political murder: Dax, a young anti-fascist comrade raised in the Milanese suburbs and who was involved in the squatter scene of the neighborhood called Ticinese, was stabbed to death by three Neonazis. A few hours later, the comrades who arrived at the ER, where he had been taken, were beaten up by the police. That night is remembered as »Milan’s black night« and it marked a sign in the lives of an entire generation of young comrades, engraving in their personal and political stories the urgency of remembrance. Since then, the Dax affair has become a collective heritage, in Italy and Europe: it is a living memory that, year after year, has seen the streets of Milan filled with those who want to keep such memory alive. All of this continues to inspire the most recent struggles.

Through the voices of friends, comrades, and Dax’s unrelenting mother, we recall together what happened that night and the political antecedents of it: we move among judicial affairs and those personal experiences that twenty years later are still able to powerfully inspire new generations.

ITALIANO

 

»Brucia ancora dentro«
Vent’anni dalla Notte Nera di Milano, con Dax nel cuore

Autoproduzione Associazione Dax 16 marzo 2003 & FOA Boccaccio 003
Durata: 70′ | Produzione: Italia | Anno: 2023

Dopo decenni Milano torna teatro di un omicidio politico: il 16 marzo 2003 Dax, giovane antifascista cresciuto nella periferia milanese, che frequenta gli spazi occupati del quartiere Ticinese, viene ucciso a coltellate da tre estremisti di destra. A distanza di poche ore compagnə giuntə al pronto soccorso vengono massacratə dalle forze dell’ordine. È la Notte Nera di Milano e segna uno spartiacque nella vita di un’intera generazione di giovani, incidendo nella loro storia l’obbligo del ricordo: da allora la vicenda di Dax diventa un patrimonio collettivo, in Italia e in Europa, una memoria viva che, anniversario dopo anniversario, riempie le strade di Milano e contamina le lotte di oggi.

Voci di amicə, di compagnə e di una madre instancabile ripercorrono fatti e antefatti di quella notte, vicende giudiziarie, vissuti personali capaci a vent’anni di distanza di ispirare ancora con forza le nuove generazioni.

Mit / Con / With:
Compagne e Compagni di Dax, Acero Moretti, Andrea Staid, Brigata Dax, Chekos, Collettivi Studenteschi, Comitato di lotta per la Casa, Ivan, Leleprox, Leleprox, Rosa Ripo, Supportlegale, Volkswriterz, Zerocalcare

Rechtsrock Konzert in Hattingen am 10.06.2023

KC in Hattingen am 10.06.23

Am Samstag, den 10.6.2023, fand in Hattingen ein Rechtsrock Konzert statt.Im Gewerbegebiet Henrichshütte spielte die bundesweit bekannte neonazistische Hooligan-Band „Kategorie C“.

Anhand der per Telegram veröffentlichten Fotos des Frontsängers und rechten Hooligans Hannes Ostendorf lässt sich die Lokalität zweifelsfrei identifizieren. Auch Spuren außerhalb des Veranstaltungsraum weisen daraufhin, dass das Rechtsrock Konzert dort stattgefunden hat.

Spuren nach dem Konzert in Hattingen 10.06.2023

Die Security bestand aus rechten Hooligans und Rockern, die T-Shirts mit dem Aufdruck „Hooligan Security“ trugen. „Dass Ostendorf und seine Band in dieser Region des Ruhrgebiets auftreten, ist gar nicht so untypisch“ so Malte Schröder von Recherche BO. „Ostendorf ist Mitglied der rechten Bremer Hooligan Gruppe ‚Standarte Bremen‘, diese sind seit vielen Jahren mit rechten Hools aus dem Raum Essen befreundet. Auch nach Bochum gibt es lose Kontakte.“

Hannes Ostendorf mit Anhang am 10.06.2023 in Hattingen

Folglich liegt nahe, dass die Tippgeber:innen für die Location aus der Region stammen. Gerade in Essen-Steele treten seit vielen Jahren die Steeler Jungs auf, die sich ebenfalls aus dem dem Milieu zusammensetzt, wie die Band „Kategorie C“: Neonazis, Hooligans und Rocker.
Auch die Vermieter:innen der Halle müssen nun kritisch hinterfragen; wie ein Rechtsrock Konzert in ihren Räumlichkeiten stattfinden konnte.[Aktualisierung 19.06.23: Kurz nach der Veröffentlichung distanzierte sich der Vermieter glaubhaft von dem Konzert und gab an getäuscht worden zu sein]

RechercheBO
19.06.2023

1200 Menschen bei Vorabenddemo in Bochum

Am Sonntagabend den 30.04.2023 fand die 7. Revolutionäre Vorabenddemo unter dem Motto „Gemeinsam kämpfen – Für Emanzipation, Gleichberechtigung und das gute Leben für alle“ statt.

Insgesamt beteiligten sich bis zu 1.200 Menschen an dem kraftvollen und lautstarken Demonstrationszug.

 

Die Demo startete am Bochumer Hauptbahnhof und zog zunächst über die Südinnenstadt in Richtung Schauspielhaus. Bei Zwischenkundgebungen in der Alsenstrasse und am Schauspielhaus hielten die Gruppen Genug ist Genug, Bochumer Antifa Treff, Seebrücke und Ende Gelände Redebeiträge, die sowohl den Blick auf aktuelle Krisen wie Krieg, Flucht und die Ungleichheiten bei den Auswirkungen des Klimawandels warfen, als auch revolutionäre Zukunftsvision beihandelten.

Am BermudaDreick folgte ein weitere Zwischenkundgebung. Dort traten die Gruppen Furore und Migrantifa Bochum ans Mikro und hielten Redebeiträge,  die sich thematisch passend zum Vorabend des 1. Mai um die Themen Arbeit und Arbeitskampf drehten. Zum einen wurden die Zusammenhänge von Geschlechtund Arbeit beschrieben und auf bestehende Ungleichbehandlungen eingegangen und weiter ging es um Rassismus auf dem Arbeitsmarkt und die Konsequenzen die „Gastarbeiter*innen“ für das deutsche Wirtschaftswunder tragen mussten.

Auf dem letzten Teil der Strecke wurde die Demo von kleineren Pyroeinlagen begleitet, was dazu führte, dass die Bullen ihre Helme aufsetzten. Auch eine ihrer Wannen erhielt eine kleinere farbliche Aufwertung.

Die Demo endete mit Ankündigungen für den 1. Mai und ohne nennenswerte Zwischenfälle. Auffällig ist, dass die Demo seit dem Start im Jahr 2016 immer mehr angenommen wird und von vielen Bochumer:innen besucht wird. In krisenhaften Zeiten zeigt sich zunehmend mehr Menschen damit befassen, kapitalistische Verhältnisse zu überwinden.

Wir freuen uns auf die Demo im nächsten Jahr!

Mai 2023

Fotos von @Hum_an_imal:

Nazis im Pott? Is nicht!

 

 

+++Dieses Jahr findet kein zentraler Naziaufmarsch im Ruhrgebiet statt. Ein Grund zum Feiern? Jein. Denn stattdessen planen die Faschist:innen eine Kundgebungstour mit Stopps in drei Städten.+++  

 

 

Vom Verlassen sinkender Schiffe…  

Die Neonaziszene in NRW strauchelt, was Versammlungen angeht, schon länger. Auch wenn die Szenen in den einzelnen Städten sich unterscheiden mögen, lässt sich dieser Umstand durch die Bank beobachten. Immer weitere jährliche rechte Demo-Termine wurden nach und nach eingestellt: die Aufmärsche am 3. Oktober in Hamm, das maßgeblich von Strukturen aus NRW unterstützte Gedenken in Remagen und mittlerweile auch die Kundgebungen in Dortmund zum Jahrestag des Verbots mehrerer Neonazikameradschaften in NRW. In der neusten Folge dieser Serie folgen nun anscheinend auch die Aufmärsche im Ruhrgebiet zum 1. Mai diesem Trend. Neben der Mobilisierungsschwäche zeichnen sich Umbrüche in der Szene ab. Die stark aus Dortmund mitgetragene Partei „Die Rechte“, für die es schon länger nicht mehr wirklich rund lief, zeigt Auflösungserscheinungen und ihr Dortmunder Ableger kleidet sich seit diesem Jahr lieber ins Gewand der NPD. Die mal mehr mal weniger sporadische Beteiligung an den Protesten von Querdenker:innen konnte der Strukturschwäche der rechten Szene offenbar ebenfalls keinen Abbruch tun.

Aus den Augen, aus dem Sinn? 

Dieser Umstand ist zweifelsohne ein guter Anfang. Doch das Neonaziproblem in unseren Städten und der Region hat sich damit noch lange nicht erledigt. Während ihre Auftritte auf der Straße zunehmend zu Peinlichkeiten werden, geht ihre Netzwerkarbeit in anderen Bereichen wie etwa im Kampfsport weiter. Ihr Schwadronieren von einer „Klima-Diktatur“, von der sie den „deutschen Arbeiter“ befreien wollen, liest sich wie der nächste elendige Versuch, ihre mangelhafte soziale Demagogie jetzt querdenkengerecht zu verpacken. Zeitgleich ist rechte Gewalt weiterhin eine Bedrohung, der kollektiv und entschlossen entgegengetreten werden muss – das zeigten jüngst die Angriffe in Dortmund und auf die besetzte Haldi in Bochum. Auch wenn die nun zum 1. Mai angekündigte Kundgebungstour – gerade vor dem Hintergrund vergangener ähnlicher Aktionen von Seiten der NPD – eher wie ein Witz wirkt, lehnen wir uns als Antifas nicht zurück.

Keinen Fußbreit im Pott!  

Bislang halten sich die Neonazis bedeckt, wo sie wann am 1. Mai auftauchen wollen. So zimperlich sind wir nicht. Wir sagen bereits jetzt: Es ist egal, wo ihr auftaucht, wir werden dort sein! Wir rufen alle Antifaschist:innen dazu auf, sich bereit zu halten. Checkt die Kanäle der Antifa-Gruppen eures Vertrauens für Updates. Wenn die Nazis nicht in eure Stadt kommen, unterstützt die Genoss:innen in anderen Städten. Organisiert euch – auch abseits des 1. Mai – in euren Städten. Tut euch mit euren Leuten zusammen und gemeinsam machen wir die Ruhrgebietstour der Nazis zum Trauerspiel.

1. Mai? Nazifrei!

Eure Ruhrpott-Antifas

Revolutionäre Vorabenddemo 2023: Gemeinsam kämpfen!

Es ist 2023. In Europa ist Krieg, unser Klima geht den Bach herunter, FLINTA* & BIPoC* müssen um ihr Leben fürchten und internationale Krisen erschüttern uns jeden Tag! Doch die Krise hat nicht nur System, sondern auch einen Namen. Sie ist Produkt des neoliberalen und patriarchalen Kapitalismus.

Wir sind wütend!

Die Umstände zwingen uns zum Handeln und auf die Straße, um gemeinsam zu kämpfen – ob Antifa, Klimabewegung, internationale Feminist*innen, Antirassist*innen oder Wohnraum-Aktivist*innen. Wir wollen unsere Kämpfe zusammen auf die Straße tragen. Kämpfe für Emanzipation, Gleichberechtigung und das gute Leben für alle Menschen – verbunden waren sie schon immer!

Wir brauchen klare Kante gegen Nationalismus und Rassismus!

Tief verwurzelter, internalisierter, institutionalisierter und vom Kapitalismus befeuerter Rassismus macht Menschen, die nicht der weißen Mehrheitsgesellschaft angehören, tagtäglich das Leben schwer: auf Ämtern, bei der Wohnungs- und Jobsuche oder auch im Umgang mit der Polizei. Es ist Rassismus, der auch dazu führt, dass Menschen – wie zuletzt Mouhamed Dramé in Dortmund – bei Polizeieinsätzen sterben. Der zunehmende rechte Populismus von AfD, CDU und anderen reaktionären Kräften fungiert als Türöffner für die Ideen der extremen Rechten. Auch die wissenschaftlichen Ergebnisse der letzten Jahrzehnte zeigen: Menschenfeindliche Ideologien sind nicht nur ein Phänomen des rechten Randes. Aber Rassismus ist keine bloße Meinung. Rassismus ist eine tödliche Ideologie, die als solche benannt werden muss! Neutral gibt es hier nicht! Wir sind alle Antifa!

Gemeinsam kämpfen wir gegen jeden Rassismus und die Gleichgültigkeit dieser Gesellschaft!

Auch mehr als ein Jahr des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hinterlässt Spuren. Die Menschen dort verlieren ihr Zuhause oder werden auf beiden Seiten der Grenze gezwungen für ihre Nationen zu kämpfen. Die deutsche Politik zeigt sich dabei gewohnt arrogant und in ihrer Solidarität mit der Ukraine moralistisch, während sie gleichzeitig anderswo jegliche ethischen Standards und Mitgefühl über Bord wirft – ob an den EU-Außengrenzen, im Iran oder den kurdischen Autonomiegebieten. Wir halten fest an unserer Ablehnung der bundesdeutschen Aufrüstung und an unserer internationalen Solidarität.

Gemeinsam kämpfen wir gegen die Machtspiele autoritärer Regime! Für das Leben, nie wieder Krieg!

Auch wenn sich die autoritären Regime dieser Welt in der Brutalität, mit der sie insbesondere die Rechte von FLINTA* bekämpfen, unterscheiden, sind sie sich auffallend ähnlich. FLINTA* in der ganzen Welt fordern täglich das veraltete, chauvinistische Weltbild dieser Despoten heraus.

Im Iran kämpfen Menschen seit vier Jahrzehnten für ihre Freiheit und Menschenrechte. Ein Kampf, der hier in Europa oftmals nicht gesehen wird und nicht die (mediale) Aufmerksamkeit erhält, die lebenswichtig im Kampf gegen autoritäre Regime ist. Doch die Massenproteste nach dem Tod von Jina Mahsa Amini werden auch hier wahrgenommen – das konnten die Mullahs auch nicht durch Abschalten des Internets verhindern. Auch wenn die Straßenproteste abebben: Die Menschen im Iran leiden weiter, aber sie kämpfen auch weiter! Ebenso wie die Menschen in Afghanistan, in Guinea, in Belarus!

„Jin, jiyan, azadî“ – Frau, Leben, Freiheit – bedeutet auch, dass jede*r einzelne ermordete FLINTA* ein Grund für eine Revolution ist. Unsere Solidarität und unsere Aufmerksamkeit sind eine Waffe!

Gemeinsam in Solidarität mit weltweiten Kämpfen um Freiheit und Feminismus!

Doch nicht nur dort, wo die Unterdrückung von FLINTA* unübersehbar wird, ist der Kampf für den Feminismus notwendig. Denn immanenter Bestandteil des Kapitalismus ist eine streng nach Geschlecht hierarchisierte Arbeitsteilung zwischen bezahlter, „männlicher“ Lohnarbeit und unbezahlter, „weiblicher“ Reproduktionsarbeit. Diese Verhältnisse liegen (unter anderem) in der Disziplinierung gebärfähiger Körper als Produktionsstätte neuer Arbeitskraft begründet, die im Zentrum der kapitalistischen Ordnung steht. Wer Sexualität und Reproduktionsfähigkeit nicht in den Dienst des Kapitalismus stellt, ist immer noch Feind*in dieses ausbeuterischen Systems. Wir entscheiden selbst über unseren Körper und darüber, wen und wie wir lieben!

Doch schon lange sollen gebärfähige Menschen nicht mehr bloß zur Reproduktion der Arbeitskraft beitragen. FLINTA* sind Teil des globalen Arbeitsmarktes und werden so doppelt ausgebeutet – zu Hause und bei der Lohnarbeit. Einige wenige konnten die Karriereleiter emporsteigen und gesellschaftliche Machtpositionen einnehmen. Die etablierte Gleichstellungspolitik setzt mit Quotenregelungen darauf, dass Männer und Frauen sich irgendwann die Vorstandspositionen dieser Welt teilen. Wir lehnen einen solchen neoliberalen „Feminismus“ ab!

Wir wollen kein Stück vom Kuchen – wir wollen ein sorgenfreies und lebenswertes Leben für alle!

Neoliberale Konzepte sind auch an anderen Stellen ein Problem. So wird Wohnraum immer mehr zur Ware. Diejenigen, die nicht bezahlen können, haben allzu oft einfach Pech gehabt. Gleichzeitig gibt es immer mehr Leerstand, der teilweise kalkuliert Leerstehen gelassen wird, um den Wohnraum künstlich zu verknappen und so die Mieten steigen zu lassen oder auch um teuer zu sanieren und Luxusprojekte zu schaffen, die sich die meisten nicht leisten können. Auch das Unicenter, in den 80er Jahren noch Vorzeigeprojekt für eine lebenswerte Nachbarschaft, ist inzwischen privatisiert und von Leerstand geprägt. Und in der Bochumer Innenstadt entsteht trotz ungenutzter Ladenlokale in City Point und Drehscheibe der nächste kapitalistische Konsumtempel. Dabei ist es Wohnraum, der fehlt! Allein in Bochum sind knapp 1.000 Menschen wohnungs-, davon fast 300 Menschen obdachlos und leben auf der Straße. Gerade in den kalten Wintermonaten, aber auch zunehmend während der heißen Sommertage, fordert dies Menschenleben. Doch das Problem wird von der Gesellschaft ausgeblendet und von der Politik unter den Teppich gekehrt. Zusätzlich müssen immer noch Geflüchtete zusammengepfercht in maroden Turnhallen schlafen. Gleichzeitig werden die verschiedenen marginalisierten Gruppen, die auf günstigen Wohnraum angewiesen sind, gegeneinander ausgespielt.

Gemeinsam kämpfen wir für angemessenen Wohnraum für alle Menschen und gegen eine Kapitalisierung des Grundrechts auf Wohnen! Es ist genug Platz für alle da!

Gegen Krieg, Krise und Inflation – für die soziale Revolution!

Ein einziger Job reicht bei vielen schon lange nicht mehr für ein gutes Leben und die Miete frisst einen Großteil des Einkommens. Es kann nicht sein, dass die Löhne nicht gleichzeitig mit den Lebenshaltungskosten steigen! Den Rest frisst die Inflation und die horrend gestiegen Kosten für Strom und Heizung – Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, aber auch einer katastrophalen Klimapolitik in Deutschland.

Die krisenhaften Folgen des fossilen Kapitalismus und der Ausbremsung erneuerbarer Energien bemerken viele Menschen gerade auf ihrer Nebenkostenabrechnung. Zugleich zieht der Energiehunger westlicher Industrien eine Schneise der Verwüstung durch die Welt. Die Einhaltung des Pariser Abkommens ist eine Frage der sozialen und historischen Gerechtigkeit. Denn nicht wir in den westlichen Industriestaaten leiden am meisten an den Folgen dieser Politik: Schon jetzt sterben Millionen Menschen jährlich aufgrund von Dürreperioden und Naturkatastrophen, ausgelöst durch unsere Lebensweise. Doch unsere Bundes- und Landesregierung ignorieren diesen Umstand, keine Partei macht Politik, die das nötige 1,5-Grad-Ziel beachtet. Stattdessen schützen Staat und Polizei das fossile Kapital, indem sie Lützerath abbaggern, neue Autobahnen bauen und überdimensionierte LNG-Terminals planen.

Gemeinsam kämpfen wir einen globalen Kampf für Klimagerechtigkeit, gegen die Ausbeutung anderer Länder, gegen den fossilen Kapitalismus und für das gute Leben für alle!

Getreu dem diesjährigen Motto wollen wir unsere Kämpfe verbinden und diese gemeinsam auf die Straße tragen.

Gemeinsam kämpfen wir gegen Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus, kapitalistische Ausbeutung und autoritäre Regime. Unsere Solidarität ist eine Waffe!

Gemeinsam kämpfen wir für Gleichberechtigung, Emanzipation, Klimagerechtigkeit und bezahlbaren Wohnraum! Für eine befreite Gesellschaft und das gute Leben für alle Menschen!

Kämpft mit uns und kommt zur revolutionären Vorabenddemo!

Noch mehr Tode bei Polizeieinsätzen in 2022 – Neue Rechercheergebnisse: Zahl der Tode bei Polizeieinsätzen 2022 erhöht sich um 6 Menschen

CN: Tod, Polizeigewalt

Am 15. Januar veröffentlichten wir hier die schockierende Recherche von 30 Toden, die bei Polizeieinsätzen im Jahr 2022 stattfanden. Leider müssen wir nun, zwei Monate später, am Internationalen Tag gegen Polizeigewalt, diese Recherche ergänzen. Wir müssen ganze sechs weitere Fälle hinzufügen.
Warum haben wir diese Fälle bei unserer ersten Recherche nicht finden können?
Eine spannende Frage, denn daran zeigt sich noch eindeutiger als zuvor, dass die Polizei keine Aufklärung und Öffentlichkeit zu diesen Fällen herstellt. Zu finden waren diese Todesfälle (bis auf teilweise den Pforzheimer Fall) nicht in einsehbaren Presseberichten der Polizei oder anderen Medien, sondern nur auf explizite Nachfrage bei den Behörden. Nach Jahresende wurde folgende Anfrage an alle Innenminsterien der Bundesländer und den Bund gestellt:

„Bitte geben Sie uns eine vollständige Liste mit allen Fällen bei denen ein oder mehrere Menschen im Zusammenhang mit einem Polizeieinsatz direkt oder an den Folgen im Jahr 2022 gestorben sind. Bitte nennen Sie Ort und Datum des Vorfalls. Außerdem ob Ermittlungen gegen Polizeibeamt*innen eingeleitet wurden und was der Verfahrensstand ist.”

Nur zu zwei der sechs Fällen gibt es eine polizeiliche Pressemitteilung, in Pforzheim und Herford. In Herford sind die Angaben dabei sehr ungenau und die Information, dass die Person später an den Folgen des Polizeieinsatzes verstarb, geht nicht aus der Mitteilung hervor.
Ganz konkret ergeben sich nach diesen Ergänzungen für uns folgende Fragen:
Was passierte in Düren und Ravensburg und warum wurde nicht über diese Fälle berichtet? Wurden sie bewusst verschwiegen? Warum gab es im Kreis Düren und im Rhein-Kreis-Neuss keine Ermittlungsverfahren?
Warum schließt die Polizei ihr eigenes Fehlverhalten in Diez kategorisch aus, wenn eine konkrete Todesursache nicht benannt werden konnte? Warum ist ein Tod eines Menschen in Polizeigewahrsam den Polizeibehörden nicht einmal eine Meldung wert? Dies erinnert sehr stark an den Fall von Giorgos Zantiotis. Er starb auch in Polizeigewahrsam und erst nach öffentlichem Druck, gaben die Behörden Stück für Stück Informationen preis.
Der Umstand, dass die Fälle der Polizei offenbar bekannt sind, aber nicht einmal in den öffentlichen Presseportalen eine Berichterstattung wert waren, zeigt zwei Dinge: Es gibt Tode bei Polizeieinsätzen, von denen die Polizei offensichtlich jede Aufmerksamkeit systematisch ablenken möchte. Und zweitens kann nun ganz eindeutig nicht mehr ausgeschlossen werden, dass es noch viele weitere solcher Fälle gibt, über welche keine Pressemitteilungen gemacht wurden. Vom Bund und den Bundesländern Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachen und Sachsen gibt es beispielsweise keine Rückmeldung. Wie hoch ist die Dunkelziffer der Todesfälle?
Außerdem wurden laut den Behörden nur 21 Tode bei Polizeieinsätzen 2022 aufgelistet. Das zeigt, dass die (eigene) Rolle der Polizei in diesen Fällen meist gar nicht als aktiver Einfluss auf den Tod wahrgenommen wird, was die Antworten der Behörden noch unzuverlässiger macht. Dem gegenüber steht unsere Recherche von mittlerweile schon 36 Fälle von Toden bei Polizeieinsätzen in 2022 – und zeigt eine große Lücke auf.
Auch scheinen die Behörden manchmal selbst nicht zu wissen, was sie wissen, oder sie antworten wie es ihnen gerade recht ist. So wird in diesem Zeitungsartikel (https://zeit.de/gesellschaft/2023-02/polizeigewalt-tote-einsatz-debatte ; hinter einer Paywall), darauf verwiesen, dass die Behörden aus Baden-Württemberg keine Zahlen nannte – in der Anfrage von FragdenStaat wurden allerdings von vier Fällen in Baden-Württemberg berichtet.
Noch stärker als vorher ist uns bei dieser Recherche klar geworden: wir können den Aussagen der staatlichen Behörden aktuell nicht trauen – weder in ihrer Berichterstattung, noch auf Nachfrage. Ein komplettes Bild der Lage gibt es nicht.

Zur Vollständigkeit der Auflistung, und um die einzelnen Fälle in ihrer Komplexität zu betonen, haben wir in diesem Beitrag noch einmal alle 36 uns bekannten Fälle aufgelistet. Nur die sechs neu bekannt gewordenen Fälle sind im weiteren Detail beschrieben, während die Beschreibungen und Quellenangaben zu den übrigen Fällen in unserem ersten Beitrag zu finden sind.

Alle Fälle tödlicher Polizeieinsätze

2021-12-16* Nordrhein-Westfalen, Rhein-Kreis-Neuss, Name unbekannt

Eine namentliche unbekannte Person ist an einem unbekannten Tag im Jahr 2022 an den Folgen eines Polizeieinsatzes am 16.12.21 im Rhein-Kreis-Neuss verstorben. Der genaue Todestag ist nicht bekannt. Genauso wenig irgendwelche Informationen zu dem Einsatz. Es wurde kein Ermittlungsverfahren gegen die Beamt*innen eingeleitet.
Disclaimer: Es gibt keine unabhängigen Informationen zu diesem Fall, außer die Aussagen der Behörden selbst.
*Das Datum ist das Einsatzdatum. Der Todeszeitpunkt ist in 2022, aber nicht genauer bekannt.
Quelle(n):
FragdenStaat

2021-12-26* Nordrhein-Westfalen, Kreis Herford, Name unbekannt

Am 26.12.21 gab es einen versuchten Femizid im Kreis Herford und einen Toten durch den ausgelösten Polizeieinsatz. Ein Mann hat eine Frau in einer Wohnung mit einer Stichwaffe verletzt. Als die Polizei eintraf, soll er mit einer Schusswaffe auf die Beamt*innen gezielt haben. Durch Schüsse der Beamt*innen schwerverletzt kam er ins Krankenhaus, wo er an einem unbekannten Tag im Jahr 2022 verstarb. Die verletzte Frau kam ebenfalls ins Krankenhaus. Es wurde kein Ermittlungsverfahren gegen die Beamt*innen eingeleitet.
Disclaimer: Es gibt keine unabhängigen Informationen zu diesem Fall, außer die Aussagen der Behörden selbst.
*Das Datum ist das Einsatzdatum. Der Todeszeitpunkt ist in 2022, aber nicht genauer bekannt.
Quelle(n):
FragdenStaat
PM der Polizei

2022-01-04 Thüringen, Jena, Name unbekannt

2022-01-06 Nordrhein-Westfalen, Bonn Name unbekannt

2022-02-01 Hessen, Gemünden, Name unbekannt

2022-02-09 Hamburg Name unbekannt

2022-02-24 Bayern, Gunzenhausen Name unbekannt

2022-02-25 Thüringen, Schmölln Name unbekannt

2022-03-03, Rheinland-Pfalz, Diez, Name unbekannt

Eine namentliche unbekannte Person ist am 03.03.22 in Diez in Polizeigewahrsam verstorben. Laut Behörde konnte durch eine Obduktion die konkrete Todesursache nicht festgestellt werden. Die Polizei schließt ein Fehlverhalten der Beamt*innen aus.
Disclaimer: Es gibt keine unabhängigen Informationen zu diesem Fall, außer die Aussagen der Behörden selbst.
Quelle(n):
FragdenStaat

2022-03-20 Bayern, Grünthal Daniel Scherschin

2022-04-07 Nordrhein-Westfalen, Bochum Name unbekannt

2022-04-08 Bayern, München, Name unbekannt

2022-04-12 Nordrhein-Westfalen, Neukirchen-Vluyn Name unbekannt

2022-04-27 Berlin Marcel K.

2022-05-02 Hessen, Offenbach Name unbekannt

2022-05-02 Baden-Württemberg, Mannheim A. P.

2022-05-04 Baden-Württemberg, Pforzheim, Name unbekannt

Ein 46-jähriger Mannes ist am 04.05.2022 in seiner Wohnung in Pforzheim verstorben. Im laufe des Tages, wurde der Mann wegen eines Treppensturzes in einem Pforzheimer Krankenhaus behandelt und entließ sich anschließend selbst. Seine Lebensgefährtin vermutete jedoch, dass nicht der Treppensturz ursächlich für den Tod des Mannes war, sondern ein vier Tage zuvor stattgefundener Polizeieinsatz. Bei diesem soll der Mann einer Aufforderung der Polizei das Revier zu verlassen nicht nachgekommen sein. Daraufhin schoben die Beamt*innen den Mann unter Anwendung unmittelbaren Zwanges aus dem Revier, wobei dieser stürtze. Aufgrund der unklaren Sachlage zum Tod des Mannes wurde eine Obduktion angeordnet, zu dessen Ergebnis keine weiteren Informationen gefunden werden konnten.
Disclaimer: Es gibt keine unabhängigen Informationen zu diesem Fall, außer die Aussagen der Behörden selbst.
Quelle(n):
FragdenStaat
PM der Polizei

2022-05-10 Baden-Württemberg Name unbekannt

2022-07-04 Sachsen-Anhalt, Weißenfels, Name unbekannt

2022-07-05 Baden-Württemberg, Ravensburg, Name unbekannt

Eine namentliche unbekannte Person ist am 07.05.22 in Ravensburg an den Folgen eines Polizeieinsatzes verstorben. Es sind keine Informationen zu dem Einsatz bekannt. Es wurden Ermittlungen gegen Beamt*innen eingeleitet, aber diese sind noch nicht abgeschlossen.
Disclaimer: Es gibt keine unabhängigen Informationen zu diesem Fall, außer die Aussagen der Behörden selbst.
Quelle(n):
FragdenStaat
PM der Polizei

2022-08-02 Hessen, Frankfurt Amin F.

2022-08-03 Nordrhein-Westfalen, Köln Jozef Berditchevski

2022-08-07 Nordrhein-Westfalen, Oerkenschwick/Recklinghausen Name unbekannt

2022-08-08 Nordrhein-Westfalen, Dortmund Mouhamed Lamine Dramé

2022-08-21 Nordrhein-Westfalen, Kreis Düren, Name unbekannt

Eine namentliche unbekannte Person ist am 21.08.22 im Kreis Düren an den Folgen eines Polizeieinsatzes verstorben. Es sind keine Informationen zu dem Einsatz bekannt. Es wurde kein Ermittlungsverfahren gegen die Beamt*innen eingeleitet.
Disclaimer: Es gibt keine unabhängigen Informationen zu diesem Fall, außer die Aussagen der Behörden selbst.
Quelle(n):
FragdenStaat

2022-09-04 Berlin Name unbekannt

2022-09-04 Nordrhein-Westfalen, Mönchengladbach Name unbekannt

2022-09-07 Sachsen, Leipzig Name unbekannt

2022-09-08 Bayern, Ansbach Name unbekannt

2022-10-06 Berlin Kupa Ilunga Medard Mutombo

2022-10-19 Nordrhein-Westfalen, Dortmund Name unbekannt

2022-10-24 Nordrhein-Westfalen, Zülpich-Linzenich Timo R.

2022-11-17 Nordrhein-Westfalen, Enger, Hikmet T.

2022-11-18 Hessen, Using Name unbekannt

2022-12-10 Sachsen, Dresden David W.

2022-12-15 Hessen, Hattersheim Name unbekannt

Als zusätzliche Quellen, alle beantworteten Rückmeldungen der Behörden:

Wir kennen nicht alle Namen. Wir kennen leider auch nicht alle Positionen der Angehörigen. Falls es von Angehörigen, sei es Familie, Freund*innen oder Bekannten, an einer unserer Darstellungen Anmerkungen oder Kritik gibt, kontaktiert uns gerne unter:

initiative_topa [ät] riseup [dot] net

Dies gilt ebenfalls für das Ergänzen, Korrigieren und Öffentlichmachen von weiteren Informationen (z.B. Namen, Personeninformationen, Infos oder eure offenen Fragen zur Tat). Auch darüber hinaus sind wir für Kritik und Anmerkungen (z.B. zur Sprache, Listung) offen, gerade da uns die Sensibilität und Schwere des Themas bewusst ist.

„Combat 18“ Mitglied und Rechtsrock Frontsänger arbeitet in Bochum

Marko Gottschalk mit Brothers of Honour Jacke in Themar am 05.07.2019 Quelle:Pixelarchiv

Marko Gottschalk, Kopf der Rechtsrockband „Oidoxie“ und Mitglied in der rechtsterroristischen Vereinigung „Combat 18“, , arbeitet seit einigen Jahren in Bochum bei dem Unternehmen „ImmoKonzept“. Dort ist er in dem Bereich Bau tätig. Mit ihm erhält eine Person mit klaren Bezügen zum Rechtsterrorismus Zugang zu verschiedenen Immobilien, Firmen und Privatwohnungen. Momentan arbeitet Gottschalk regelmäßig bei der Sanierung der neuen „Milestone“-Immobilie der „DGC-Gruppe“ an der Wittener Straße 87 in Bochum. Dort entsteht auch der neue Hauptsitz seines Arbeitgebers „ImmoKonzept“.

 

Gottschalk und Oidoxie
Doch wer ist eigentlich Marko Gottschalk. Gottschalk bewegt sich seit Ende der 80er-Jahre in, in der „Skinhead- bzw. nationalen Bewegung“ (Zitat Gottschalk). Er ist der Frontsänger der Dortmunder Rechtsrockband „Oidoxie“ und hat somit auch eine symbolische Strahlkraft weit über die Neonaziszene im Ruhrgebiet und in Westdeutschlands hinaus. Mit seinen Bandprojekten tritt er auf nahezu allen größeren Rechtsrockfestivals auf und verhilft der militanten Neonaziszene damit zu Geldeinnahmen. Gerade das Bandprojekt „Oidoxie“ zählt zu den Zugpferden des deutschen Rechtsrock und wird auch bei internationalen Neonaziveranstaltungen gerne gebucht. Rechtsrockkkonzerte zählen zu den zentralen Einnahmenquellen der deutschen Neonaziszene und wirken auf die Zuhörenden gewaltsteigernd. Immer wieder kommt es im Rahmen von Rechtsrockkonzerten zu Gewaltausbrüchen und Volksverhetzung.
„Oidoxie“ entstand im Laufe und als Produkt der 90iger Jahre als rechte Straßengewalt einen traurigen Höhepunkt erlebte und ist als Band den rechtsterroristischen Netzwerken „Blood&Honour“ und „Combat18“ zuzuordnen. „Blood&Honour“ wurde im Jahr 2000 in Deutschland verboten. Das Verbot von „Combat18“ erfolgte erst im Jahr 2020 nachdem staatliche Strukturen aufgrund einer umfassenden antifaschistischen Recherche aus dem Jahr 2018 unter Zugzwang gerieten.

Straßengewalt und rechter Terror
Von den 90igern schwärmte Gottschalk noch vor wenigen Monaten in einem Interview eines neonazistischen Videoformats als er von seiner Skinheadclique und den Auswärtsfahrten dieser erzählte. Dass diese Zeit von Gewalt gegen Migrant:innen, Obdachlose und allen weiteren, die nicht ins Weltbild der Neonazis passten, geprägt waren, lässt er in seinen Verlautbarungen außen vor. Dass seine Band „Oidoxie“ klare Bezüge zu Combat 18 und somit zum organisierten Rechtsterrorismus aufweist, steht außer Frage. So widtmete Gottschalk das Lied „Terrormachine“ jener rechtsterroristischen Gruppierung. Dort heißt es unter anderem: „Fighting for our nation, fighting against the scum, If you see the hate in our face, you should better run, Fighting for better nations, we want our cities clean, This is the terrormachine, this is Combat 18!“. Was für Gottschalk Kunstfreiheit ist, ist für die Adressat:innen solcher Texte ein klarer Aufruf zur Gewalt. Dass diese Gewalt mit einem rassistischen Weltbild legitimiert wird, macht Gottschalk in einem weiteren Lied deutlich. In „Ready for War“ singt er „We are full of hate for you, C18 stands on our banner, A radical army for freedom, aryan blood, pride and honour“. Weiterhin heißt es dort: „We are Combat 18, who the fuck are you?“. Ein klares Bekenntnis zu Combat 18 seinerseits, was er auch mit einem Tattoo auf seiner Brust verdeutlicht. Auch mit seinem zweiten Rechtsrockprojekt „Straftat“ verherrlicht er Gewalt und ruft zu dieser auf: „Wir sind hier, um zu verletzen, Mit unseren Worten und unseren Texten, […], Dies ist eine Warnung, legt Euch nicht mit uns an,[…], Doch stellt ihr Euch uns in den Weg, Dann bleibt Euch nichts erspart“. Damit ruft er folglich zu politisch begründeten Morden auf. Fünf von diesen gab es in unserer Nachbarstadt Dortmund. So ermordete der Neonazi Michael Berger im Jahr 2000 drei Polizeibeamte. Berger war Teil der „Kameradschaft Dortmund“, der auch Gottschalk zuzurechnen war. Aus eben jener Kameradschaft rekrutierte Gottschalk zudem für seine „Oidoxie Streetfighting Crew“.

Marko Gottschalk mit C18 Tattoo auf der Brust Quelle: AIB

Streetfighting Crew und C18-Zelle
Dass es nicht nur bei verbalen Äußerungen bleibt zeigte die „Oidoxie Streetfighting Crew“, die sich rund um die Band Oidoxie und Marko Gottschalk als sogenannter Saalschutz gründete und aus der lokalen Neonazikameradschaft und aus Kasseler Kameradschaftstrukturen rekrutierte. Es ist bekannt, dass aus diesen Reihen eine 7-köpfige „Combat18“ Zelle von Gottschalk gegründet wurde.
So schoss das OSC-Mitglied Robin Schmiemann, der als Brieffreund der NSU Rechtsterroristin Beate Zschäpe bekannt wurde und noch heute zu „Combat18“ zu zählen ist, bei einem Raubüberfall auf einen Supermarkt einen Migranten nieder, welcher nur mit Glück überlebte. Der V-Mann Sebastian Seemann gab zudem an, dass er Waffen in diese militanten Dortmunder Nazistrukturen verkaufte. Marko Gottschalk selbst ruft nicht nur in seinen Liedern zu Gewalt auf, sondern übt sie auch aus. So griff er mit oben genannten Robin Schmiemann im Januar 2006 nach einer Demonstration eine Gruppe Gegendemonstrant:innen in Dortmund an. Bei dem Angriff schlugen sie mit Schlagwergzeugen auf diese ein. Für die Tat wurde Gottschalk nie rechtlich belangt, obwohl der Verfassungsschutz diese Tat beobachtete. Auch hier könnte man die Vermutung aufstellen, dass Sebastian Seemann nicht die einzige Person in Reihen der Streetfighting Crew war, die mit staatlichen Stellen kuschelte.

Der NSU und die Spuren in die Nachbarstadt
Was ebenfalls nicht gerichtlich aufgearbeitet wurde ist, in welcher Verbindung die NSU-Mordserie mit lokalen Neonazis aus Dortmund gestanden hat. Fakt ist, dass zum Zeitpunkt des Mordes an Mehmet Kubasik eine aktive „Combat18“-Zelle in Dortmund bestand. In einer Zeit als die Dortmunder Neonazis unter dem Motto „Dortmund ist unsere Stadt“ agierten. Nur zwei Tage nach dem Mord an Mehmet Kubasik erfolgte der NSU Mord an Halit Yozgat in Kassel. Aus beiden Regionen kamen Mitglieder der „Oidoxie Streetfighting Crew“, in beiden Regionen waren „Combat18“ Strukturen aktiv. Kurz nach der Enttarnung des NSU setzte sich Gottschalk nach Schweden ab. Erst als deutlich wurde, dass die Ermittlungen nicht in Richtung Dortmund gehen werden, kam er im Jahr 2016 zurück nach Deutschland.

Und heute?
Marko Gottschalk ist auch nach den Verboten von „Blood&Honour“ im Jahr 2000 und von „Combat18“ im Jahr 2020 unter dem Label der Nachfolgeorganisation „Brothers of Honour“ tätig. Hier bei steht das B und das H des neuen Gruppennamens, als in der rechten Szene gängige Abkürzung für „Blood&Honour“. Auf Kutten, die der Rockerszene ähneln, befinden sich zudem Patches die ebenso Bezüge zu „Blood&Honour“ und „Combat18“ aufweisen. So tragen die Mitglieder den C18-Slogan „What ever it takes“ auf ihrer Brust. Ebenso das Chiffre „28FF28“, was ebenfalls „Blood&Honour Forever, Forever Blood&Honour“ bedeutet. Die 28 steht seit jeher für die Buchstaben B und H und somit für das verbotene neonazistische Netzwerk. Interessant hierbei ist, dass Gottschalk, der sich gerichtlich bescheiningen ließ, keine Führungsperson von „Combat18“ oder „Blood&Honour“ zu sein, unter dem neuen Label als „President“ auftritt und dieses gerichtliche Urteil ad absurdum führt. So trat er noch am 04.03.2023 mit eben dieser Kutte in Neumünster auf. Dort sollte ein Konzert der Neonaziband „Endstufe“ stattfinden. Nachdem die Polizei dieses verbot und auflöste, randalierten die anwesenden Neonazis und griffen die Polizeibeamten an.

Der Arbeitgeber und die Stadt

Marko Gottschalk im Werbevideo von ImmoKonzept

Fraglich ist wie eine Größe des deutschen Rechtsrock über Jahre in einer Firma in Bochum tätig sein konnte und dort sogar in Werbeclips auftritt, ohne dass sich jemand an Gottschalks Machenschaften stört. Das seine Freizeitgestaltung all die Zeit unbekannt gewesen sein soll scheint schwer vorstellbar. Spätestens bei Gottschalks „Skin“ Tätowierung am Hals, sollte sich die ein oder andere Person bereits Fragen gestellt haben. Auch in Anbetracht dessen, dass “ImmoKonzept” ein Business Partner des Vfl Bochum ist und Gottschalk womöglich so auch Zugang zu sensiblen Bereichen erhält, stellt die Anstellung von Marko Gottschalk ein Risiko dar. Für die Stadt Bochum zeigt es erneut, dass sich militante und gewaltaffinen Neonazis in Bochum bewegen. Vorangegangen Artikel haben unter anderem aufzeigen können, dass Gottschalk auch Kontakte zu in Bochum lebenden Neonazis pflegt, wie der Fall des „Streetfighting Crew“ Members Sebastian Mietze aufzeigte.

RechercheBO
13.03.23

Weitere Artikel:
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Combat 18 Nazi in Bochum
Hammerskins in Bochum

Gedenkaktion zum 27.01. in der Bochumer Innenstadt

Zum achten Mal laden wir gemeinsam mit dem Bochumer Bündnis gegen Rechts, der VVNEin grün hinterlegtes Bild von der Einfahrt von Auschwitz, mit den Eckdaten zur Veranstaltung. Eine Überschrift: " Kämpfen heißt erinnern!"-BdA und den Omas gegen Rechts zur Gedenkaktion am Internationalen Holocaust-Gedenktag zu einer Gedenkaktion in der Bochumer Innenstadt ein.
Am Donnerstag, den 27. Januar 2023, wird ab 14:30 Uhr auf dem Husemann-Platz an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtsungslagers Auschwitz durch die Rote Armee erinnert.
Wie in den vergangenen Jahren werden die Namen und letzten Wohnorte der Bochumer und Wattenscheider Opfer der Shoah verlesen.
Außerdem werden Passant*innen und Teilnehmer*innen der Gedenkaktion wieder die Möglichkeit haben, meterlange Transparente mit zusammengetragenen Namen der ermordeten Bochumer*innen und Wattenscheider*innen auf sich wirken zu lassen.

Antisemitismus, faschistische Ideologie und tödliche rechte Gewalt sind mit dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur nicht verschwunden. Auch heute, 78 Jahre nach der Shoah, werden auf offener Straße Jüdinnen und Juden antisemitisch angefeindet. Antisemitische Angriffe wie das tödliche Attentat in Halle 2019, die Schüsse auf die Bochumer Synagoge 2021 oder die Angriffe auf das Rabbinerhaus an der Alten Synagoge in Essen, die Bochumer und die Dortmunder Synagoge im November 2022 sollten wir als Mahnung nehmen, dass was geschehen ist, wieder geschehen kann. Es gilt, aus der Vergangenheit zu lernen.

non a parole – antifaschistisches kollektiv bochum