Demobericht: 1500 Menschen gegen den Krieg

Bochum setzt starkes Zeichen gegen den Krieg.
1500 Menschen sagen: “Nie wieder Krieg – für das Leben!”

Als sich heute gegen 17 Uhr immer mehr Menschen vor dem Bochumer Hauptbahnhof sammeln, ist noch nicht absehbar, wie viele Menschen es am Ende sein würden. Letztlich ziehen am frühen Abend rund 1500 Menschen durch die noch gut besuchte Bochumer Innenstadt und setzen damit trotz kurzfristigen Aufrufs ein starkes Zeichen gegen Krieg und für internationale Solidarität.

Nie wieder Krieg! Für das Leben!

Bevor sich die Demonstration in Bewegung setzte, wurde sowohl der Demonstrations-Aufruf der Antifaschistischen Linken (Link) wie auch ein Redebeitrag einer aus Bochum stammenden deutsch-ukrainischen Studentin verlesen. Beide Reden spiegelten die grausame Realität des Krieges wider und erteilten Putins Angriffskrieg eine klare Absage. Zeitgleich wurden die zögerlichen und unzureichenden Sanktionen gegen die Kriegstreiber in Russland kritisiert. Entscheidend sind jedoch nicht nur Zeichen und Worte sondern auch die praktische Solidarität, die nun mit der Aufnahme Flüchtender sowie die Unterstützung der Menschen in der Ukraine passieren muss. Danach ergriff eine Frau aus der Ukraine spontan das Mikrofon und sendete einen eindringlichen Appell an die Anwesenden. Sie ermutigte zu weiteren öffentlichen Parteinahmen gegen den Krieg und für die Unterstützung der notleidenden Bevölkerung in der Ukraine. Gegen 17.30 Uhr setzte sich der Demozug hinter der klaren Botschaft “Nie wieder Krieg! Für das Leben!” in Bewegung. Erst auf dem Massenberg Boulevard wurde die Größe und Diversität der Demonstration deutlich, die von Parolen gegen den Krieg und für die Aufnahme Geflüchteter begleitet wurde. Auf dem Dr.-Ruer-Platz endete die Demonstration schließlich nach einem appellierenden Redebeitrag der “Seebrücke Bochum”, die auf die Situation Geflüchteter aufmerksam machte. Offenbar war und ist es vielen Bochumer*innen ein Bedürfnis ein Zeichen zu setzen gegen diesen Krieg. Wenn dieser Krieg weitergeht, werden wir immer wieder auf die Straße gehen und werden unsere Solidarität in die Praxis umsetzen!

Für einen handfesten Skandal sorgte an diesem Abend nur die Bochumer Polizei, die zwei verdeckte Zivilbeamte gegen 17.10 Uhr in die Demonstration am Startpunkt schleuste. Einer der Beamten fertigte gar Foto- und Videoaufnahmen an. Als die Zivilpolizisten von aufmerksamen Demoteilnehmenden erkannt und angesprochen wurden, leugneten diese zunächst ihre Zugehörigkeit zur Polizei. Als aufgrund der unter der Jacke zum Vorschein kommenden Ausrüstung der Schwindel aufflog, weigerten sich beide trotz Aufforderung des Demonstrationsanmelders die Demo zu verlassen und rechtfertigten sich auch noch mit der pikanten Aussage eines “Aufklärungsauftrags”. Erst nach Rücksprache mit der Kontaktbeamtin zog diese die beiden Schnüffler aus der Demonstration ab. Wie sich herausstellte handelt es sich bei den beiden Undercover-Polizisten mutmaßig um Beamte des örtlichen Staatsschutzes. “Es ist unglaublich perfide und erbärmlich, wenn die Bochumer Polizei ausgerechnet eine Demonstration gegen Krieg nutzt, um linke Strukturen zu kriminalisieren und auszuforschen. Dieser Einsatz dürfte ein juristisches Nachspiel haben”, stellt Clara Fischer fest.

Antifaschistische Linke Bochum,
Februar 2022

Fotos von der Demo:

Bochum geht auf die Straße gegen den Krieg in der Ukraine

Am morgigen 28. Februar 2022 rufen wir zu einer Demonstration gegen den Krieg in der Ukraine auf:

„Für das Leben!

Es herrscht Krieg. In der Ukraine müssen Menschen in U-Bahnhöfen und Kellern um ihr Leben fürchten, andere müssen ihr Hab und Gut zurücklassen und ihre Heimat verlassen. Unzählige Menschen sind diesem Krieg bereits zum Opfer gefallen. Die vermeintliche Gewissheit vom Frieden in Europa ist spätestens seit den Annexionen der Krim vor acht Jahren illusorisch. Dieser seit Jahren sowohl von Russland als auch der Nato aufgebaute Konflikt wurde durch den Angriffskrieg Russlands vor einigen Tagen eskaliert. Einmal mehr bewahrheitet sich, dass Chauvinismus, Nationalismus und Imperialismus geradewegs zu Krieg und Elend führen. Und einmal mehr fragt man sich, ob die Menschheit nichts gelernt hat.Die Überhöhung des Eigenen bedingt die Abwertung des Anderen. Entgegen aller verklärenden Rechtfertigungsversuche ewiggestriger Träumer, muss aus linker Sicht klar sein, dass Russland ebenso ein imperialer Staat ist, der im Interesse seiner territorialen Ausweitung nicht vor der Zerstörung von Leben zurückschreckt.

„Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ war die Lehre aus den Schrecken des zweiten Weltkriegs. Aus diesem Grund gilt bis heute, dass Nationalismus und Krieg unsere Gegnerschaft erfahren. Wir sind weder „Team Putin“, noch „Team Nato“. Unsere Perspektive sind nicht Staaten, sondern Menschen. Und wir stehen solidarisch an der Seite aller Menschen, die gerade unter dem von Putin zu verantwortenden Angriffskrieg leiden. Wir stehen solidarisch an der Seite der notleidenden Menschen in der Ukraine. Wir stehen ebenso an der Seite der mutigen Menschen in Russland, die dort trotz massiver Repression gegen den Krieg protestieren.

Derweil reiben sich Militaristen und Rüstungskonzerne aller Länder bereits die Finger. Sie sind die wie immer die einzigen Gewinner des Krieges. Das Geschäft mit dem Tod läuft in Deutschland allerdings auch ohne diesen Krieg vor der Haustür. Die rot-grüne Bundesregierung möchte die eigenen Militärausgaben nun erhöhen. Vor allem aus Deutschland ist dies eine denkbar schlechte Antwort auf diesen Krieg. Wir verurteilen diese Entscheidung, denn wir wissen, dass Aufrüstung der Weg zur Eskalation ist. Zeitgleich werden finanzielle und wirtschaftliche Sanktionen gegen die russische Autokratie nur sehr zögerlich umgesetzt. Sanktionen müssen die russischen Autokrat*innen, die Oligarch*innen und Reichen treffen, denn sie haben Einfluss und Schuld am Fortgang des Krieges. Nehmt ihnen ihre Jachten, ihre Feriendomizile, verweigert ihnen jegliche Einreise und gebt ihre Millionen den progressiven Kräften in der Ukraine!

Nach UN-Angaben befinden sich bereits rund 100.000 Menschen auf der Flucht. Die Vereinten Nationen rechnen mit vier bis fünf Millionen Flüchtlingen, sollte der Krieg weitergehen. Selbstverständlich lautet unsere Antwort darauf: Bochum hat Platz, Refugees Welcome!

Gegen Putins Krieg! Hoch die internationale Solidarität!“

 

Antifaschistische Linke Bochum,
Februar 2022

Letzte Infos zum 26.02.2022

Bündnis gegen Querdenken am 26.02.2022

Heute gehts gegen Querdenken auf die Straße. Der Startpunkt von Querdenken, wird auf dem Dr.-Ruer-Platz sein. Wir rufen alle auf dorthin zu kommen und am Rand des Platzes Protest zu ziegen. Wahrscheinlich wird Querdenken im späteren Verlauf über die Graben oder Schützenbahnstraße auf den Boulevard geleitet.

Die Gegenkundgebung ist auf der Huestraße/Dr.-Ruer-Platz angemeldet. Bleibt in jedem Fall in Bewegung! Zum bisherigen Zeitpunkt haben über 30 Gruppen und Organisationen den Aufruf unterzeichnet.

Die EA-Nummer für heute lautet:
015212132168

EA Nummer für den 26.02.2022 in Bochum

Bochum solidarisch gegen Corona-Krise und Querdenken #2

Bochum solidarisch gegen Corona-Krise & Querdenken #2

Am Samstag, den 26.02.2022, möchte die verschwörungsideologische und rechtsoffene Gruppierung “Querdenken 234” erneut durch Bochum maschieren. Dies werden wir nicht unwidersprochen lassen!

Nachdem bereits am 29.01. der Protest gegen die Corona-Krise positiv zu bewerten und Querdenken 234 auf massiven Widerstand gestoßen ist,  gilt es hieran  anzuknüpfen.
Sagt euren Freund*innen bescheid und lasst uns gemeinsam zeigen, dass Bochum für Anhänger*innen von Verschwörungsideologien keinen Platz hat!


Der immer noch aktuelle Aufruf:

Seit Beginn der Corona-Pandemie wird davor gewarnt, dass verschwörungsideologische Erzählungen gefährlich sind. Nun zeigt sich immer deutlicher, dass das Spektrum, in dem solche Erzählungen kursieren, sich radikalisiert. Angriffe auf Journalist*innen und Menschen, die die Aufmärsche beobachten, nehmen zu – gewalttätige Auseinandersetzungen auf Demonstrationen ebenfalls. Doch auch außerhalb von Demonstrationen zeigen sich die selbsternannten Impf- und Maskengegner*innen immer gewalttätiger. Trauriger Höhepunkt war ein Vorfall in Idar-Oberstein bei dem ein junger Tankwart von einem Maskengegner erschossen wurde.

Auch Personen, die der extremen Rechten angehören, fühlten sich von Anbeginn an wohl auf Veranstaltungen von Querdenken in Bochum. Zuletzt nahmen am 18.12.2021 nachweislich gewaltbereite Neonazi-Kader der Parteien NPD und “Die Rechte” am Querdenken-Aufmarsch in Bochum teil. Bereits im Mai 2020 veranstalteten Mitglieder des Orgakreises von “Querdenken 234” einen “Spazierang” durch Bochum, an dem auch die lokale NPD teilnahm. Nachdem ca. anderthalb Jahre die Anwesenheit von Neonazis bei Querdenken ignoriert bzw. geleugnet wurde, gab der Anmelder und Mitorganisator Christian Riepenhoff Anfang Januar gegenüber der WAZ offen zu, dass Menschen aus dem rechten Spektrum an seinen Demonstrationen teilnehmen dürfen. Das, was Querdenken lokal als auch bundesweit ohnehin regelmäßig praktiziert, wurde nun auch offen kommuniziert. Der Schulterschluss von verrohtem Bürger*innentum mit Neonazis ist damit auch in Bochum Fakt. Neonazis, denen seit Jahren kein Aufmarsch mehr in Bochum gelang, werden durch Querdenken reaktiviert und bekommen eine Bühne zur Inszenierung. Hinzu kommen antisemitische Erzählungen und Holocaustrelativierungen, die immer wieder auch auf Veranstaltungen von Querdenken in Bochum geäußert und geduldet wurden. Wir möchten dagegen am 26.02.2022 auf die Straße gehen!

Die Krise liegt im System!

Doch Querdenken und Verschwörungsmythen sind nur eines von vielen Problemen, die diese Pandemie hervorbrachte. Die Situation in den Krankenhäusern hat sich trotz zweijähriger Pandemie nicht gebessert – im Gegenteil! Weiterhin sind Krankenhäuser profitorient organisiert, was dazu führt, dass Pflegekräfte und Krankenhauspersonal unter hohen Belastungen leiden und mit niedrigen Löhnen abgespeist werden. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Gesundheit der Patient*innen. Wir fordern daher auch eine Umstrukturierung des Gesundheitsystems. Krankenhäuser sollten nicht dazu da sein Profite zu genrieren, sondern die Gesundheit der Menschen zu gewährleisten. Eine Vergesellschaftung von Krankenhäusern und des Gesundheitsystems im Allgemeinen ist zum Wohle des Menschen unabdingbar.

Zum Jahreswechsel 2020/2021 wurde damit begonnen, Impfstoffe zuzulassen. Die ersten Impfungen wurden in Deutschland bereits im Januar 2021 getätigt. Seitdem nahm die eher schlecht als recht organisierte Impfkampagne ihren Lauf, ehe sie dann im Frühsommer ins Stocken geriet. Hierzulande konnten sich bis dato zumindest alle Impfwilligen, die über einen entsprechenden Zugang zum medizinischen System und Informationen rund um die Impfung verfügen, ihre Teilimmunisierung abholen. Die Impfwilligen in Ländern des globalen Südens hingegen, werden noch lange auf Impfstoffe warten können. Denn während die Impfstoffentwickler*innen und Pharmakonzerne in der Pandemie Gewinne in Milliardenhöhe generierten, konnte sich das Virus an anderen Orten der Welt austoben und in der Reihenfolge des griechischen Alphabets weiter mutieren. Das Resultat sehen wir nun ein Jahr später: Die Omikron-Variante schlägt zurück und hält das zuvor kaputtgesparte Gesundheitssystem weiter an der Belastungsgrenze. Bereits vor einem Jahr gab es kritische Stimmen aus der Medizin und Wissenschaft, die auf Mutationen hingewiese haben und die Freigabe von Impfpatenten forderten. Auch wir fordern die Freigabe alle Impfpatente und die Enteignung der Pharmakonzerne. Kein Profit auf dem Rücken unserer Gesundheit!

Der Staat hat auf all diese Krisen nur autoritäre Lösungsansätze parat, die teilweise jeglicher Logik entbehren: Während in den Büros, am Fließband oder in den Schulen fleißig weiter malocht und gepaukt wird, kommt es zu zahlreichen Restriktionen im privaten Bereich. Höhepunkt dessen waren nächtliche Ausgangssperren in zahlreichen Kommunen im Mai letzten Jahres. Während man tagsüber noch im überfüllten ÖPNV den Mitfahrenden auf die Pelle rücken sollte und sich mit Covid-19 infizieren durfte, war es untersagt, nächtlich für einen Spaziergang das Haus zu verlassen. In NRW nutzte die schwarz-gelbe Landesregierung zudem die “Querdenker-Bewegung” dazu, ein neues Versammlungsgesetz zu entwerfen, das die Versammlungsfreiheit massiv einschränkt. Das Gesetz zielt vorallem darauf ab, progressive Gegenproteste zu kriminalisieren und Anmelder*innen politischer Veranstaltungen einzuschüchtern. Angeblich soll das Gesetz vor allem Möglichkeiten bieten, härter gegen die extreme Rechte durchzugreifen. Stattdessen warnen Bündnisse aus Gewerkschaften, Vereinen und linken Bewegungen bereits seit über einem Jahr davor, dass das Versammlungsgesetz in der Art, wie es nun auch im Dezember verabschiedet wurde, vor allem linken Protest massiv einschränken wird, während – wie wir seit Monaten beobachten können – rechte Gruppen wie Querdenken sogar ohne offizielle Anmeldung mit Fackeln durch die Innenstadt marschieren dürfen, ohne mit staatlicher Repression rechnen zu müssen.

Der Ausweg aus der Pandemie gelingt nur solidarisch!

Krisen sind immer auch eine Chance für neue, kreative Lösungsansätze, internationale Zusammenarbeit und gelebte Solidarität.
Corona kann jede*n treffen. Das Virus macht nicht Halt an nationalen Grenzen und kann Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder sozialem Status infizieren. Gleichzeitig trifft die Krise vor allem jene, die schon vorher in prekären Verhältnissen gelebt haben und Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen in besonderem Maße. Die dem Kapitalismus inhärente Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich hat sich in dieser Krise so offensichtlich gezeigt und gleichzeitig massiv an Fahrt aufgenommen, dass wir mehr denn je über Alternativen nachdenken müssen. Solidarität ist der Stoff, der eine demokratische Gesellschaft zusammenhält und den es in dieser Situation braucht! Corona-Leugner*innen hingegen handeln irrational, egoistisch und sozialdarwinistisch. Sie sind für wissenschaftlich gesicherte Fakten nicht mehr zugänglich und gefährden mit ihrem Verhalten sich und alle anderen.

Wir kämpfen gemeinsam gegen die Corona-Krise und die Querdenken-Bewegung!

Wir rufen euch daher auf, am 26.02. entweder zur Kundgebung um 14:30 Uhr zu kommen oder die Querdenken-Demo dezentral und laut an anderer Stelle in Empfang zu nehmen. Überlegt, wie ihr der Stimmung der Demonstration von innen und außen einen Dämpfer verpassen könnt. Dabei sind Banner, Schilder, Tröten, Trillerpfeiffen und andere Dinge sicherlich gute Hilfsmittel. Zeigt den Realitätsverweigerer*innen, dass sie nur zwar laute aber kleine Gruppe sind. Wir sind mehr!

Stellt euch auf Kleingruppen bestehend aus Neonazis und rechten Hools ein und zeigt ihnen, dass Bochum ein heißes Pflaster für sie bleibt. Lasst uns gemeinsam zeigen, dass Bochum für Anhänger*innen von Verschwörungsideologien keinen Platz hat!

Im Gegensatz zu den Querdenker*innen nehmen wir die Covid-19-Pandemie ernst und rufen euch dazu auf, euren Mund-und Nasen-Schutz zu tragen und wenn immer möglich, Abstände einzuhalten. Passt aufeinander auf und bleibt unbequem!

Wenn ihr mit eurer Initiative oder Gruppe die Kundgebung unterstützen wollt schreibt uns eine Mail!

Aufrufende und unterstützende Gruppen und Initiativen:

Animals‘ Voices Bochum
Antifaschistische Gruppe V
Antifaschistische Linke Bochum
Antifa Witten
Arbeitskreis kritische Jurist:innen Bochum
Atelier Automatique
AWO Jugendwerk Bochum
Bündnis gegen Rechts
Die Donnerlüttchen
DKP Bochum
Ende Gelände Bochum
Feminist Struggle Bochum – Fantifa
Fridays for Future Bochum
Furore Bochum – Ein feministisches Kollektiv
Get Active Bochum
Gras Bochum
Grüne Jugend Bochum
Jusos Bochum
LabourNET Germany
Linke Liste Bochum
Linksjugend Solid Bochum
Kulturfabrik Bochum
Migrantifa Bochum
Non a parole – Antifaschistisches Kollektiv
Offenes Antifa Café Bochum
SDAJ Bochum
Seebrücke Bochum
Stadt für Alle Bochum
VVN-BdA Bochum
Extinction Rebellion Bochum

 

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Organisierte rechte Kriminalität: Rocker, Nazis und Hooligans

Die folgende Recherche wurde auf Indymedia veröffentlicht und erreichte uns in einer Rundmail mit beigefügten Bildern. Wir kommen der Bitte der Autor*innen um Veröffentlichung gerne nach und spiegeln diese Recherche an dieser Stelle:

Am 19.01.2022 fanden bundesweit Razzien wegen Drogen- und Waffenhandel statt, unter anderem in Essen. Dabei wurde ein Gebäude auf dem Gelände an der Alleestraße durchsucht. Dieses Gelände wird unter anderem seit Jahren von der rechtsextremen Bürgerwehr „Steeler Jungs“ genutzt.

Steeler Jungs auf dem Gelände an der Alleestraße

Die Ermittler fanden dort mehrere Dutzend Kilogramm Drogen, etwa 50.000 Euro Bargeld, eine Drogenplantage, ein funktionsfähiges Sturmgewehr, ein Präzisionsgewehr sowie mehrere Handfeuerwaffen. Auch eine Waffenwerkstatt und Munition wurden von den Einsatzkräften aufgefunden. Zuletzt wurde die Adresse an der Alleestraße als Drehort für das Musikvideo zum Song von Xavier Naidoo und Hannes Ostendorf (Sänger der Naziband “Kategorie C”) gewählt. In dem Video finden sich viele Gesichter der Bandidos Essen und der rechten Schlägergruppe „Steeler Jungs“ wieder. Es deutet also alles daraufhin, dass es sich bei dem durchsuchten Gebäude, um die Räumlichkeit handelt, die von den neonazistischen und in die organisierte Kriminalität verstrickten „Steeler Jungs“ handelt. Ob die Polizei bei den Durchsuchungen auch die Tatwaffe finden konnte, mit der auf das Steeler Kulturzentrum „Grend“ geschossen wurde, ist bis dato nicht bekannt. Insgesamt halten Polizei und Lokalmedien sich zu diesem aufsehenerregenden Vorgang auffällig bedeckt.

Foto vom Einsatzgeschehen am 19.01.2022 (Quelle: WDR)

Beziehungen zwischen Neonazis, Rockern und Hooligans sind keine Seltenheit, wurden jedoch in den letzten Jahren bundesweit intensiviert und ausgebaut. Im Ruhrgebiet ist aus punktuellen Überschneidungen in den letzten Jahren durch HoGeSa und Bürgerwehren ein festes, weitverzweigtes und abrufbereites Netzwerk entstanden. Männlichkeitswahn, Gewaltfetisch und die Selbstinszenierung sind dabei nur drei Gründe, weshalb Personenkreise aus der organisierten Kriminalität, Neonazis und rechte Hooligans zueinander finden. Schließlich lockt auch das Geld: Drogengeschäfte, die Organisation von Kampfsportevents und Rechtsrockkonzerten, Zuhälterei sowie Türsteher- und Security-Tätigkeiten bieten für diese Menschen ein Auskommen.
Der folgende Artikel gibt einen ersten Einblick in Strukturen und Verbindungen im zentralen Ruhrgebiet und darüber hinaus.

„Bifi“ und seine Steeler Jungs

Die obengenannten „Steeler Jungs“ bestehen zum Großteil aus dem Umfeld der explizit rechten Hooligangruppierung “Alte Garde“ von Rot-Weiß Essen. Dreh- und Angelpunkt ist Christian “Bifi“ Willing, Leiter des Essener/Bottroper Bandidos-Chapters sowie der RWE-Hooligangruppe. Er steht als Person beispielhaft für die Überschneidung zwischen Rockern, Nazis und Hooligans. Die vom Ehepaar Willing betriebene „Sportsbar 300” fungiert als Treffpunkt und Vernetzungsort dieser gewaltbereiten Millieus. Ein weiterer Vernetzungsort ist der „Guerreros Fightclub“ dieser wurde ebenfalls von Christian Willing gegründet. Die bei den Durchsuchungen festgestellten Gegenstände in den Räumlichkeiten von Willing und seinen Leuten bestätigen, dass es sich dabei nicht um Motorradliebhaber handelt, sondern um illegal bewaffnete Schläger, die ihr Geld im Bereich der organisierten Kriminalität verdienen, also auch mit Zuhälterei, Menschenhandel und Zwangsprostitution. Die sich seit 2017 als Bürgerwehr gerierenden „Steeler Jungs“ entstammen genau diesem Umfeld um Willing, dem „300“ und alten RWE-Hooligans, die mittlerweile im Rockermilieu untergekommen sind. „Bifi“ beschäftigt seine Kameraden aus Bürgerwehr und Rockerclub nebenbei bei seiner Firma „Willing Umzüge & Haushaltsauflösungen“.

Essen & Dortmund: rechte Ideologie verbindet Hooligans

Willings rechte Hooligans agieren jedoch nicht nur als „Steeler Jungs“ politisch, sondern fielen auch rund um den Verein Rot-Weiß Essen mehrfach auf. So sollen sie z.B 2013 die Mitarbeiter*innen und Gäste des Fanprojektes vor der Vorführung des Films „Undercover unter Nazis“ bedroht haben. Dies ist nur ein bekanntgewordener Fall und dürfte kein Einzelfall sein. Es geht ihnen im und um das Stadion an der Hafenstraße um ihre rechte Vormachtsstellung. Antirassistisches Engagement im Vereinsumfeld wird umgehend eingeschüchtert. Dabei konnten sie sich bislang auf das passive Verhalten des Vereins verlassen. Beispielhaft ist dabei der enge Kontakt zum Dortmunder Neonazi Andre Fuhr. Fuhr ist seit vielen Jahren Teil der organisierten Dortmunder Nazistrukturen und gehört zur Partei „Die Rechte“.

Alte Garde Essen mit Andre Fuhr

Im Oktober 2020 nahm er beim neonazistischen Kampfsportevent „Kampf der Nibelungen“ teil, welches von seinem Dortmunder Nazifreund Alexander Deptolla organisiert wird. Zuletzt nahm er am 09.10.2021 am Trauermarsch für Siegfried Borchardt in Dortmund mit seiner Freundin Marnie Wachmann teil. Andre Fuhr tranierte auch schon gemeinsam mit Willing im Guerreros Fightclub. Seine Beine hat er sich in einem Bandido-Tattoostudio in Dortmund tattoowieren lassen, Inhaber ist „Benjamin G“ vom Chapter „Metropol“.
Die rechten Essener Althools versuchen zunehmend und bisweilen leider erfolgreich Einfluss auf ihren Hooligannachwuchs zu nehmen, der sich hauptsächlich aus der Ultra- und Hooligangruppe „Vandalz“ speist.

Ein Vorgang der auch in anderen rechten Fußballszenen zu beobachten ist und dem sich Nachwuchsgruppen nur entziehen können, wenn sie einen Bruch mit „den Alten“ wagen. Die zuvor seit Jahren ruhende Freundschaft zwischen den aktiven Fanszenen von Essen und Dortmund wird seit einiger Zeit durch die Rechtsausleger beider Seiten wieder intensiviert. Kontakte werden vor allem von Seiten der rechten Essener Althools um Willing zu rechten Dortmunder Hooligans von 0231 Riot und Northside gepflegt, zu denen auch Andre Fuhr gehört. Diese Freundschaft wird mittlerweile auch von den Essener Junghools getragen.

Vandalz Essen bei Guerreros Fightclub

Präsenz zeigen die Dortmunder bei Essener Heim- und Auswärtspielen mittels ihrer „Dortmund Hooligans“ Zaunfahne. Gemeinsam durchbrachen sie am 14.09.2021 beim Spiel von Rot-Weiß Essen in Münster ein Tor, stürmten den Heimbereich und prügelten Menschen krankenhausreif, darunter einen Rentner. Einen Monat vorher am 25.08.2021 besuchten Essener Hooligans der Alten Garde gemeinsam mit den Hools von 0231 Riots das Auswärtsspiel gegen den Wuppertaler SV. Darunter befand sich auch Andre Fuhr und Yannik Wiesner. Beide kämpften auf dem Kampfsportevent „Pure Violence“, was in den Räumlichkeiten der 0231 Riots ausgetragen wurde. Auch Yannik Wiesner, aus dem Umfeld der 0231 Hools, präsentiert seine menschenverachtende Ideologie unverfroren auf Instagram. Seit 2020 spielt er in seiner Freizeit beim FC Gevelsberg-Vogelsang in der Position des Torwartes.

Der Übergang zwischen der organisierten Neonaziszene und rechten Hooligans in Dortmund scheint ohnehin seit Längerem fließend zu sein. So sind auch die bekannten Neonazis Franz Pauße und Sven (Kahlin) Schröder im Besitz des internen „Dortmund Hooligans“-Shirts und traten damit öffentlich in Erscheinung.

Ein weiterer rechtsextremer Hooligan auf der Fight Card des obengenannten Events „Pure Violence“ ist Marc Rohrbacher, dieser kommt aus dem Neckar-Odenwald-Kreis und ist ein führender Kopf des „Nord Württemberg Sturm“. Er verkehrt in der extrem rechten Fanszene des 1. FC Schweinfurt 05 und präsentierte bei seinem Kampf in Dortmund einen Schal von eben diesem Verein. Im Nachgang des Kampfes machte Marc Rohrbacher noch einen Abstecher in die Räumlichkeiten der rechtsextremen Dortmunder Naziszene in Dorstfeld.

Ein weiteres Beispiel der rechten Hooliganfreundschaft ist der bereits vor einigen Jahren geoutete (Nazi-)Kampfsportler Tom Neubert. Im Mai 2019 repräsentierte er die Hooligans Dortmund bei einem Kampf beim „F1ght K1ngs“- Kampfsportevent in Kiew, welches vom umtriebigen Neonazi und Gründer von „White Rex“ Denis „Nikitin“ organisiert wird. Wenig später postete er Fotos von sich, auf denen er mit den Essener Vandalz in der Kurve zu sehen ist. Einen Schal der Hooligans von Borussia Dortmund zeigte Neubert auch nach einem illegalen Kampf der Veranstalter des „King of the Streets“ (KOTS) im September 2019 in Schweden in die Kamera. Ein Spruchband „Vollgas Tom – Hau ihn um“ zeigten die Vandalz kurz vor diesem Kampf in ihrer Heimkurve. Tom Neubert erlangte ähnlich wie Fuhr besondere Nazibekanntheit, als er beim rechten Boxsportevent „Kampf der Nibelungen“ in Ostritz teilnahm. Tom Neubert hat nie einen Ausstieg aus der Neonaziszene vollzogen. Vielmehr erfährt er gerade jetzt als Prügelnder oder Verprügelter seine Anerkennung aus dem rechten Lager.

Organisierte Kriminalität meets Neonazis

Auch die „Bandidos Essen“ gehen gegenlich mit der Alten Garde ins Stadion, dort treten sie gemeinschaftlich mit Bomberjacken oder Kutten auf. Zu den Bandidos in Essen zählen noch weitere sogenannte Supporter Motorrad Clubs. Unteranderem “Crew 45” oder „Escuderos MC“. Die Bandidos gehören aufgrund von Waffen-/Drogenkriminalität, Zwangsprostitution und Menschenhandel zu den polizeilich relevanten Rockergruppierungen. Auch diese pflegen Rockertypisch gute Kontakte zu den anderen Bandidos und Supporter Gruppen.

Bandidos und Alte Garde Essen im Stadion an der Hafenstraße

Das oben genannte Kampfsportevent „Pure Violence“ wurde organisiert von den Rockern der Freeway Riders. Um die Beschaffung des Merchandise kümmerte sich der mittlerweile führende Kopf der Outlaw MC Bochum und Ex Mitglied der Freeways „Malte Bracke“. Mitglieder des „Outlaws MC“ sorgten vor kurzem wegen einer Schießerei und ihrem Anführer Bracke für Aufsehen. Die Medien berichteten dabei auch über Brackes rechte Gesinnung. Auch in Brackes direktem Umfeld in Person seiner Freundin (Manuela) gibt es Kontakte zu einem rechten Dortmunder Northside-Hooligan. Samuel Denski, der ebenfalls in diesem Kreisen verkehrt, ist verwandt mit Manuela. Denski ist Bindeglied zwischen den organisierten Dortmunder Neonazis aus Dorstfeld, der Dortmunder Hooliganszene um „Northside“ und der organisierten Kriminalität. Fotos dokumentieren, dass Denski ein „Northside“-Tattoo auf dem Unterarm hat, mit dem Dortmunder Neonazi Jim Koal verkehrt und mit Kleidung des Neonazi-Kampfsportevents „Kampf der Nibelungen“ posiert. Die Northside existiert bereits seit mehreren Jahren. Während dieser Zeit wird deutlich, dass auch die führenden Hooligans der Northside eng verbunden mit den Neonazis aus Dorstfeld sind. Ein weitere Gatekeeper der Lebenswelten Hooligans und extremer Rechten in Dortmund ist Timo Kersting. Kersting ist Kampfsportler und hat in seiner Karriere schon mehrere Kämpfe bestritten. Er wird durch die Neonazi-Marke ‚White Rex‘ unterstützt.
Auch die „Ghost Gang“, die eine Freundschaft zu den Freewayriders pflegt, ist gespickt mit gewaltbereiten Rechtsextremisten. Eine organisatorische Unterstützung der Pure Violence Veranstaltung von der Ghost Gang wird vermutet. Rocker der Gruppierung besuchten unter anderem den Trauermarsch und die Beerdigung von Siegfried Borchardt. Bekanntester Neonazi des Rockerclubs ist der Lagerist Sascha Vasic (geb. 30.07.1973), der unter anderem als Türsteher der bekannten Altstadtkneipe „da spiegel“ in Düsseldorf arbeitet. Dort kontrolliert Vasic, der unter anderem als Frontkämpfer des Düsseldorfer Querdenken Ablegers auftritt, Impfausweise am Eingang. Als Lagerist arbeitet er bei der Firma „Kowa Europe GmbH“ in Düsseldorf. 
Ein weiteres Beispiel für die Mischszene zeigte sich bei der Beerdigung von Siegfried Borchardt in Dortmund. Dort wurde die Durchführung tatkräftig unterstützt durch Mirko Appelt, Chef des Hells Angels Chapters Rostock. Der ehemalige Blood & Honour-Aktivist gehörte in der Vergangenheit zu den Anführern des sogenannten „Selbstzschutz Sachsen-Anhalt“.

Beim Thema Mischszene darf man die bis jetzt immer noch ungeklärten Verbindungen zwischen dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) und Rockern nicht vergessen. Es gibt schon seit vielen Jahren enge Verbindungen zwischen Personen, die sowohl in der extremen Rechten als auch im Bereich der Rocker-Kriminalität aktiv sind.

Allgemein lässt sich festhalten, dass die Mischszene eine hochexplosive Mischung darstellt, bedenkt man, dass finanzielle Ressourcen, räumliche Strukturen und der Zugang zu Waffen und Sprengstoff in diesen Kreisen vorhanden sind.

Polizeigewalt ermöglicht Querdenken Aufmarsch trotz starker antifaschistischer Proteste

Gegen jeden Antisemitismus Blockade

Am vergangenen Samstag, den 29.01.2022, zog erneut die verschwörungsideologische Gruppe Querdenken mit einer Demonstration durch Bochum. Starten sollte die Demo gegen 15:45 Uhr vom Schauspielhaus. Ab 14:30 riefen antifaschistische Gruppen zu einer Kundgebung gegen die Corona-Krise und Querdenken auf dem gegenüberliegenden Tana-Schanzara-Platz auf.

Rund 500 Menschen folgten dem Aufruf der Bochumer Antifa-Gruppen. Neben dem Protest gegen Querdenken, wurde die Kundgebung dazu genutzt auch Kritik am durchkapitalisierten Gesundheitswesen und dem egoistischen Umgang mit Impfpatenten zu üben. Auch auf die menschenverachtende Situation an den EU-Außengrenzen wurde hingewiesen.
Gegen 15.45 Uhr startete Querdenken in Richtung der Bochumer Innenstadt, wo sie nach einigen hundert Metern stoppen mussten. Aufgrund von Blockaden und Gegenprotest war die geplante Route durch die Rottstraße und Alleestraße nicht mehr durchführbar. Die Demo wurde stattdessen über den Innenstadtring fortgesetzt. An mehreren Stellen wurde Querdenken sowohl von der Straße als auch von Anwohner:innen unschön in Empfang genommen. Immer wieder schlossen sich Passant:innen spontan dem Protest gegen Querdenken an. Auch kreativer Protest wurde geboten, so wollte zu Beginn der Demo der bundesweit bekannte „Haufi“ am Querdenken-Aufmarsch teilnehmen. Polizist:innen verhinderten dies jedoch mit rabiatem körperlichem Einsatz.

Haufi auf Abwegen am 29.01.2022 in Bochum

Überschattet wurden die Proteste von eskalierenden Polizist:innen der 2.BPH aus Bochum. Obwohl der Abstand zwischen Gegenprotest und Querdenken groß genug war, schlug die Polizei immer wieder in den Gegenprotest und verprügelte Menschen. Mehrere Videos belegen, dass in den jeweiligen Situationen nur verbaler Protest geäußert wurde. In der Nähe des Musikforums wurden Antifaschist*innen von der Polizei zeitweise auf einem Hinterhof festgesetzt. Eine Person erlitt bei der Maßnahme eine Verletzung am Kopf, eine weitere mehrere Schnittwunden, die rettungsdienstlich versorgt werden musste. Bereits zu Beginn des Querdenken Aufmarsch wurde ein:e Pressevertreter:in von einem leitenden Beamten der Hundertschaft eingeschüchtert. Später wurde eine weitere Hunderschaft und das Wuppertaler BFE hinzugezogen.

Da trotz der Polizeigewalt die Bereitschaft des Gegenprotest nicht abnahm, entwickelte sich die Demo zu einem Spießroutenlauf für die Querdenker:innen durch Bochum. Immer wieder wurden die verschwörungsideologischen, sozialdarwinistischen und antisemitischen Positionen von Querdenken, am Wegesrand mit Rufen, Transparenten und Schildern kommentiert.

Erneut konnten zudem Menschen gesichtet werden, die der extremen Rechten zugeordnet werden können. So nahmen Robert und Sandra Bischoff am Querdenken Aufmarsch teil. Beide gehören zum Umfeld der lokalen NPD. Auch der Nationalrevolutionär und Querfrontler Joel Herget, nahm an der Demo erneut teil. Die Personengruppe, die am 18.12.2021 beim Querdenken Aufmarsch in Bochum einen versuchten Übergriff auf den Gegenprotest tätigte, war wieder mit von der Partie. Erneut in szentypischer Kleidung.
Auch der Hagener Querdenken-Anhänger Michael Schele trat als Ordner, Redner und Protagonist einer körperlichen Auseinandersetzung am Rande des Demonstrationszuges auf.

Rund um das Schauspielhaus wurden in der Nacht vor der Demo wurden Flyer verteilt, die krudeste Reichbürgerideologien wiedergaben. Die Flyer können einem Mann in Militärkleidung zugeordnet werden, der auf seinem Ärmel ein SHAEF-Logo als Patch trug, welches ebenfalls auf den Flyern abgebildet war. Hinzu kamen mindestens zwei Personen, die gelbe Armbinden mit der Aufschrift „ungeimpft“ in Anlehnung an die Verfolgung von Jüdinnen und Juden in der NS Zeit getragen haben.

Im großen und ganzen kann der Protest gegen Querdenken am vergangenen Samstag als positiv bewertet werden. Die Route wurde verkürzt, es war durchgängig Protest an der restlichen Strecke und an der ein oder anderen Stelle konnten demoralisierende Nadelstiche gesetzt werden.

Die Polizei Bochum muss sich nicht nur für das eskalierende Verhalten ihrer Beamt:innen rechtfertigen, sondern auch für ihre skandalträchtige, an die Querdenker:innen gerichtete Lautsprecherdurchsage, in der eben jenen “viel Erfolg” gewünscht wurde.

Die Menschen die festgenommen wurden oder in den nächsten Tagen und Wochen Post von der Polizei bekommen, sollten sich bei uns, den anderen Antifa Gruppen aus Bochum oder der Roten Hilfe melden.

Antifaschistische Linke Bochum,
Februar 2022

 

Weitere Bilder:

 

Last Call: Auf die Straße gegen Corona-Krise & Querdenken

Gemeinsam gegen Corona-Krise & Querdenken

Morgen findet auf dem Tana-Schanzara-Platz die Kundgebung gegen die Corona-Krise & Querdenken statt, welche ab 15.00 Uhr zum Schauspielhaus mobilisieren. War eigentlich geplant, dass sie erst gegen 15:45 Uhr ihren Aufzug starten, gaben sie heute bekannt direkt gegen 15:00Uhr starten zu wollen. Über die Beweggründe kann nur spekuliert werden. Fakt ist jedoch, dass in den letzten Tagen immer mehr Gruppen und Initiativen den Aufruf gegen Querdenken unterschrieben haben.

 

Es bleibt dabei:
14:30 Uhr Tana-Schanzara-Platz, Bochum.

Querdenken sieht folgende Demoroute vor:
Schauspielhaus-Königsallee-Viktoriastraße-Südring-Rottstraße-Annastraße.-Alleestraße.-Westring-Dorstener Straße-Brückstraße-Hans-Böckler-Straße-Nordring-Ostring-Kurt-Schumacher-Platz- Südring- Westring – Willy-Brand-Platz.

Aktionskarte „Auf die Straße gegen Querdenken“ am 29.01.2022 in Bochum

In verschwörungsideologischen Telegram Gruppen wird sich zudem für den morgigen Tag verabredet in größeren Gruppen Geschäfte in der Bochumer Innenstadt ohne Masken aufzusuchen. Dies könnte im Rahmen der Demo oder aber auch danach der Fall sein. Passt auf euch auf und bleibt solidarisch.

Maske auf, Abstand halten und am besten vorher einen Schnell- oder Selbsttest machen.

Ab 14:00Uhr wird der EA unter 0152/121 321 68 erreichbar sein.

 

EA-Nummer für den 29.01.2022

Bochum solidarisch gegen Corona-Krise und Querdenken

Bochum solidarisch gegen Corona-Krise & Querdenken – Am 29.01.2022 auf die Straße!

Am Samstag, den 29.01.2022, möchte die verschwörungsideologische und rechtsoffene Gruppierung “Querdenken 234” in Bochum eine Großdemonstration veranstalten. Erneut möchten sie ab 15:00 Uhr durch die Bochumer Innenstadt marschieren.

Seit Beginn der Corona-Pandemie wird davor gewarnt, dass verschwörungsideologische Erzählungen gefährlich sind. Nun zeigt sich immer deutlicher, dass das Spektrum, in dem solche Erzählungen kursieren, sich radikalisiert. Angriffe auf Journalist*innen und Menschen, die die Aufmärsche beobachten, nehmen zu – gewalttätige Auseinandersetzungen auf Demonstrationen ebenfalls. Doch auch außerhalb von Demonstrationen zeigen sich die selbsternannten Impf- und Maskengegner*innen immer gewalttätiger. Trauriger Höhepunkt war ein Vorfall in Idar-Oberstein bei dem ein junger Tankwart von einem Maskengegner erschossen wurde.

Auch Personen, die der extremen Rechten angehören, fühlten sich von Anbeginn an wohl auf Veranstaltungen von Querdenken in Bochum. Zuletzt nahmen am 18.12.2021 nachweislich gewaltbereite Neonazi-Kader der Parteien NPD und “Die Rechte” am Querdenken-Aufmarsch in Bochum teil. Bereits im Mai 2020 veranstalteten Mitglieder des Orgakreises von “Querdenken 234” einen “Spazierang” durch Bochum, an dem auch die lokale NPD teilnahm. Nachdem ca. anderthalb Jahre die Anwesenheit von Neonazis bei Querdenken ignoriert bzw. geleugnet wurde, gab der Anmelder und Mitorganisator Christian Riepenhoff Anfang Januar gegenüber der WAZ offen zu, dass Menschen aus dem rechten Spektrum an seinen Demonstrationen teilnehmen dürfen. Das, was Querdenken lokal als auch bundesweit ohnehin regelmäßig praktiziert, wurde nun auch offen kommuniziert. Der Schulterschluss von verrohtem Bürger*innentum mit Neonazis ist damit auch in Bochum Fakt. Neonazis, denen seit Jahren kein Aufmarsch mehr in Bochum gelang, werden durch Querdenken reaktiviert und bekommen eine Bühne zur Inszenierung. Hinzu kommen antisemitische Erzählungen und Holocaustrelativierungen, die immer wieder auch auf Veranstaltungen von Querdenken in Bochum geäußert und geduldet wurden. Wir möchten dagegen am 29.01.2022 auf die Straße gehen!

Die Krise liegt im System!

Doch Querdenken und Verschwörungsmythen sind nur eines von vielen Problemen, die diese Pandemie hervorbrachte. Die Situation in den Krankenhäusern hat sich trotz zweijähriger Pandemie nicht gebessert – im Gegenteil! Weiterhin sind Krankenhäuser profitorient organisiert, was dazu führt, dass Pflegekräfte und Krankenhauspersonal unter hohen Belastungen leiden und mit niedrigen Löhnen abgespeist werden. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Gesundheit der Patient*innen. Wir fordern daher auch eine Umstrukturierung des Gesundheitsystems. Krankenhäuser sollten nicht dazu da sein Profite zu genrieren, sondern die Gesundheit der Menschen zu gewährleisten. Eine Vergesellschaftung von Krankenhäusern und des Gesundheitsystems im Allgemeinen ist zum Wohle des Menschen unabdingbar.

Zum Jahreswechsel 2020/2021 wurde damit begonnen, Impfstoffe zuzulassen. Die ersten Impfungen wurden in Deutschland bereits im Januar 2021 getätigt. Seitdem nahm die eher schlecht als recht organisierte Impfkampagne ihren Lauf, ehe sie dann im Frühsommer ins Stocken geriet. Hierzulande konnten sich bis dato zumindest alle Impfwilligen, die über einen entsprechenden Zugang zum medizinischen System und Informationen rund um die Impfung verfügen, ihre Teilimmunisierung abholen. Die Impfwilligen in Ländern des globalen Südens hingegen, werden noch lange auf Impfstoffe warten können. Denn während die Impfstoffentwickler*innen und Pharmakonzerne in der Pandemie Gewinne in Milliardenhöhe generierten, konnte sich das Virus an anderen Orten der Welt austoben und in der Reihenfolge des griechischen Alphabets weiter mutieren. Das Resultat sehen wir nun ein Jahr später: Die Omikron-Variante schlägt zurück und hält das zuvor kaputtgesparte Gesundheitssystem weiter an der Belastungsgrenze. Bereits vor einem Jahr gab es kritische Stimmen aus der Medizin und Wissenschaft, die auf Mutationen hingewiese haben und die Freigabe von Impfpatenten forderten. Auch wir fordern die Freigabe alle Impfpatente und die Enteignung der Pharmakonzerne. Kein Profit auf dem Rücken unserer Gesundheit!

Der Staat hat auf all diese Krisen nur autoritäre Lösungsansätze parat, die teilweise jeglicher Logik entbehren: Während in den Büros, am Fließband oder in den Schulen fleißig weiter malocht und gepaukt wird, kommt es zu zahlreichen Restriktionen im privaten Bereich. Höhepunkt dessen waren nächtliche Ausgangssperren in zahlreichen Kommunen im Mai letzten Jahres. Während man tagsüber noch im überfüllten ÖPNV den Mitfahrenden auf die Pelle rücken sollte und sich mit Covid-19 infizieren durfte, war es untersagt, nächtlich für einen Spaziergang das Haus zu verlassen. In NRW nutzte die schwarz-gelbe Landesregierung zudem die “Querdenker-Bewegung” dazu, ein neues Versammlungsgesetz zu entwerfen, das die Versammlungsfreiheit massiv einschränkt. Das Gesetz zielt vorallem darauf ab, progressive Gegenproteste zu kriminalisieren und Anmelder*innen politischer Veranstaltungen einzuschüchtern. Angeblich soll das Gesetz vor allem Möglichkeiten bieten, härter gegen die extreme Rechte durchzugreifen. Stattdessen warnen Bündnisse aus Gewerkschaften, Vereinen und linken Bewegungen bereits seit über einem Jahr davor, dass das Versammlungsgesetz in der Art, wie es nun auch im Dezember verabschiedet wurde, vor allem linken Protest massiv einschränken wird, während – wie wir seit Monaten beobachten können – rechte Gruppen wie Querdenken sogar ohne offizielle Anmeldung mit Fackeln durch die Innenstadt marschieren dürfen, ohne mit staatlicher Repression rechnen zu müssen.

Der Ausweg aus der Pandemie gelingt nur solidarisch!

Krisen sind immer auch eine Chance für neue, kreative Lösungsansätze, internationale Zusammenarbeit und gelebte Solidarität.
Corona kann jede*n treffen. Das Virus macht nicht Halt an nationalen Grenzen und kann Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder sozialem Status infizieren. Gleichzeitig trifft die Krise vor allem jene, die schon vorher in prekären Verhältnissen gelebt haben und Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen in besonderem Maße. Die dem Kapitalismus inhärente Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich hat sich in dieser Krise so offensichtlich gezeigt und gleichzeitig massiv an Fahrt aufgenommen, dass wir mehr denn je über Alternativen nachdenken müssen. Solidarität ist der Stoff, der eine demokratische Gesellschaft zusammenhält und den es in dieser Situation braucht! Corona-Leugner*innen hingegen handeln irrational, egoistisch und sozialdarwinistisch. Sie sind für wissenschaftlich gesicherte Fakten nicht mehr zugänglich und gefährden mit ihrem Verhalten sich und alle anderen.

Wir kämpfen gemeinsam gegen die Corona-Krise und die Querdenken-Bewegung!

Wir rufen euch daher auf, am 29.01. entweder zur Kundgebung am Tana-Schanzara-Platz um 14:30 Uhr zu kommen oder die Querdenken-Demo dezentral und laut an anderer Stelle in Empfang zu nehmen. Überlegt, wie ihr der Stimmung der Demonstration von innen und außen einen Dämpfer verpassen könnt. Dabei sind Banner, Schilder, Tröten, Trillerpfeiffen und andere Dinge sicherlich gute Hilfsmittel. Zeigt den Realitätsverweigerer*innen, dass sie nur zwar laute aber kleine Gruppe sind. Wir sind mehr!

Stellt euch auf Kleingruppen bestehend aus Neonazis und rechten Hools ein und zeigt ihnen, dass Bochum ein heißes Pflaster für sie bleibt. Lasst uns gemeinsam zeigen, dass Bochum für Anhänger*innen von Verschwörungsideologien keinen Platz hat!

Im Gegensatz zu den Querdenker*innen nehmen wir die Covid-19-Pandemie ernst und rufen euch dazu auf, euren Mund-und Nasen-Schutz zu tragen und wenn immer möglich, Abstände einzuhalten. Passt aufeinander auf und bleibt unbequem!

Wenn ihr mit eurer Initiative oder Gruppe die Kundgebung unterstützen wollt schreibt uns eine Mail!

Aufrufende und unterstützende Gruppen und Initiativen:

Alevitische Gemeinde Bochum
Antifaschistische Gruppe V
Antifaschistische Linke Bochum
Antifa Witten
AWO Jugendwerk Bochum
BDKJ Bochum und Wattenscheid
Bündnis gegen Rechts Bochum
Didf Bochum
Ende Gelände Bochum
Feministischer Lesekreis Bochum
Feminist Struggle Bochum -FAntifa
Fridays For Future Bochum
Furore Bochum – Ein Feministisches Kollektiv
GetActive
Grüne Jugend Bochum
Jusos Bochum
Kulturfabrik Bochum
LabourNet German
Linke Liste Bochum
Non a parole – Antifaschistisches Kollektiv
Offenes Antifa Café Bochum
Seebrücke Bochum
Solidaritätsbündis Rojava Bochum
Stadt für Alle
VVN-BdA Bochum

 

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Querdenken ermöglicht Neonazis und Pandemieleugner:innen Wohlfühlevent in Bochum

Gegenprotest bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Am gestrigen Samstag, den 18.12.2021, zogen schätzungsweise 1200 Pandemieleugner:innen, Impfgegner:innen, Anhänger:innen von Verschwörungsmythen und bekannte Neonazis unter dem Motto „Pandemie der Lügen“ und „Impffaschismus nicht mit uns“ durch Bochum. Zuvor wurde seit Wochen für dieses Großevent auch überregional in den sozialen Netzwerken mobilisiert Die Teilnehmenden waren entsprechend aus dem gesamten Ruhrgebiet und dem Sauerland angereist.

Querdenken234 – Wohlfühlevent für gewaltbereite Neonazis
Gegen 15:00Uhr begann die offizielle Kundgebung von Querdenken Bochum auf dem Vorplatz des Bochumer Schauspielhaus. Im Laufe dieser Kundgebung und der anschließenden Demonstration ließen die Organisat*innen von Querdenken immer verkünden, dass sich „heute die Mitte der Gesellschaft“ in Bochum eingefunden habe, um gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße zu gehen. Ein Framing welches einer genaueren Prüfung kaum standhält. Weitaus treffender ist nach dem gestrigen Aufmarsch zu konstatieren, dass Teile dieser selbsternannten „Mitte der Gesellschaft“ dem bundesweiten Trend folgend gänzlich ihre Maskerade haben fallen lassen, indem sie wissentlich den offenen Schulterschluss mit organisierten Neonazis und Hools zu eingingen. Bereits vor Kundgebungsbeginn wurden Kleingruppen von Menschen aus dem HoGeSa-Spektrum im Ehrenfeld gesichtet. Diese nutzten die Zeit vor dem Aufmarsch, um sich im an örtlichen Kiosken mit Bier zu versorgen. Im Verlauf der Demonstration gab es zudem aus dieser Personengruppe heraus einen Angriffsversuch auf den Gegenprotest der sich an vielen Stellen am Rande der Demo zeigte. Dieser Anrgiff fand hinter dem Bochumer Hauptbahnhof auf Höhe der Universitätsstr. 1 statt und konnte durch Bochumer Antifaschist:innen abgewehrt werden, woraufhin die beiden Angreifer von der Polizei festgesetzt wurden.


Die NPD erneut zu Gast bei Querdenken

Auch der sich diesmal in Sicherheit wähnende NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer nutzte die Gunst der Stunde, um sich in der Bochumer Innenstadt zu zeigen. Cremer ist dabei keine neuer Gast bei Querdenken-Bochum, da er bereits im Jahr 2020 bei einem Spaziergang aus dem Querdenkenspektrum und an einer Kundgebung im November 2020 auf dem Kirmesplatz teilnahm. Cremer wurde am Samstag von mehreren Personen begleitet, die wir ebenfalls dem NPD-Umfeld zuordnen. Einer von ihnen trug eine Kappe des Fußballballvereins DSC Wanne-Eickel. Der verurteilte Volksverhetzer lebt seit vielen jahren in Wattenscheid und ist seit Ende der 90er als gewalttätiger Neonazikader bekannt. Weitere Neonazis folgten dem Aufruf von Querdenken und waren an rechter Szenekleidung wie “Thor Steinar” zu erkennen.

Dortmunder Neonazikader zu Gast in Bochum

Dortmunder Neonazis – Matthias Drewer, Steven Feldmann, Martin Wegerich, Thorben Vetter und Unbekannt bei Ankunft Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Auch Neonazis von der Partei “Die Rechte” aus Dortmund nahmen an der Querdenken-Demo in Bochum teil und lobten über ihre Social Media Kanäle die Organisator:innen der Demonstration. Anwesend waren Matthias Drewer, Thorben Vetter, Steven Feldmann, Martin Wegerich und ein weiterer Neonazi den wir der Partei “Die Rechte” zuordnen. Matthias Drewer und Steven Feldmann sind verurteilte Gewalttäter, die bereits längere Haftstrafen hinter sich haben. Steven Feldmann wurde erst im Sommer aus der JVA entlassen und schaffte es innerhalb kürzester Zeit demnächst erneut eine Haftstrafe antreten zu müssen. Auf Feldmanns Kappe gingen einige Übergriffe, vorallem in den Dortmunder Stadtteilen Marten und Lütgendortmund sorgte er für Angst bei den Opfern seiner Taten. So schlug er solange auf einen Sinto auf einer Kirmes in Lütgendortmund ein bis dieser bewusstlos auf dem Boden lag. Neben den körperlichen Übergriffen bedrohte er auch politisch Andersdenkende mit dem Tod. Erst am 30.11. wurde nach einer AfD Kundgebung in Dortmund Hörde festgenommen, da er Gegendemonstrant:innen angegriffen hatte. Drewer saß ebenfalls für Übergriffe hinter Gittern, er wurde damals als Nazi-Hipster bekannt. Wir erinnern an Demonstrationen im Winter 2014/2015 wo er unter anderem Parolen anstimmte mit denen er Mehmet Kubasik (2006 in Dortmund vom NSU ermordet), Thomas Schulz (2005 von einem Nazi in Dortmund erstochen) und Anne Frank verhöhnte. Martin Wegerich bewegt sich nun auch schon seit ca. 10 Jahren in der Naziszene von NRW. Er war einst Teil der Nationalen Sozialisten Münster und kommt ursprünglich aus Emsdetten. Er betreibt das Projekt „Vlanze Graphics“ und designt Aufkleber, T-Shirts, CD-Cover und anderes für Neonazi Bands und Gruppen. So war er als Grafiker u.a. für den rechten Versand „Antisem.it“ tätig. Thorben Vetter ist Vorstandmitglied von DieRechte Dortmund und gehört den „Frontline Skinehads Dortmund Dorstfeld“ an. Eine Nachfolgeorganisation, der „Skinheadfront Dortmund Dorstfeld“ zu der auch Sven Kahlin/Schröder gehörte, der im Jahr 2005 Thomas Schulz in der Dortmunder U-Bahn-Station Kampstraße erstach.

 

Die nationalrevolutionäre Querfront

Nationalrevolutionär Joel Herget bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Eine weitere Person, die sowohl den bisher aufegezählten als auch uns aus alten Tagen bekannt ist, ist Joel Herget. Joel Herget war viele Jahre in der Jugendorganisation der NPD, der JN NRW, und später auch bei “Die Rechte” aktiv. Zwischen 2010 und Juni 2016 war er auf nahezu allen Neonazi Demonstrationen in NRW anzutreffen, bis seine Kameraden, die auch gestern anwesdend waren, ihn als Verräter outeten. Herget versuchte danach sein Glück als queerer Querfrontler, der bereits am 01.05.2021 und am 03.07.2021 bei Veranstaltungen der Bochumer Querdenker:innen teilnahm. Unter dem Pseudonym RevolutionsgedankeTM twittert er ungerelmäßig von Veranstaltungen. Er selbst bezeichnet sich Nationalrevolutionär, mit Bezug auf Gregor Strasser. Strasser war Nationalsozialst der ersten Stunde und Mitglied der NSDAP. Im Rahmen des Röhm-Putsches wurde er 1934 von seinen parteiinternen Konkurenten ermordet.

Reaktiviert durch Querdenken

Andre Zimmer bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum II

Eine weitere Person, die immer noch einen klaren Hang zum Nationalsozialimus, zu Gewalt sowie Sprengstoff und Pyrotechnik hat, ist Andre Zimmer aus Wattenscheid. Zimmer war zwischen 2008 und 2013 für die NPD in Bochum und einer Kameradschaft namens „Volkssturm Deutschland“ aktiv. 2014 beteuerte er vor Gericht nichts mehr mit der Szene zu tun zu haben, aufgrund dessen, dass er eine Familie gründetet erhielt er ein milderes Urteil. Sowohl Sozialarbeiter:innen, der Staatsschutz aus Wanne-Eickel und das Aussteigerprogramm des Verfassungsschutzes beteuerten, dass er eine positive Sozialprognose habe. Zuvor ist er wegen Brandstiftung, Sachbeschädigung, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, Vortäuschen einer Straftat, unerlaubtem Führen und Besitz von Schusswaffen, Volksverhetzung, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen Nötigung und gefährliche Körperverletzung. Obwohl die Polizei auch Kinderpornografie auf seinem damaligen Handy feststellte, wurde das Verfahren eingestellt. In einer alten Prozessbeobachtung der Antifaschistischen Jugend Bochum wurden die konkreten Taten dokumentiert:

„-Am 30.6.2010 hat Zimmer ein Mobilée aus Holz und Plastik vor der Wohnungstür seiner Großmutter in Brandt gesetzt. Die Tür wurde von außen massiv beschädigt. Dazu verteilte er im Hausflur ein Flugblatt, welches vermeintlich von AntifaschistInnen verfasst worden sein soll und gegen ihn hetzt. Aufgrund dieser Flugblätter wurde – wie von ihm beabsichtigt – erst gegen Linke ermittelt. [Sachbeschädigung und Vortäuschen einer Straftat]
-Am 9.7.2010 sprengte Zimmer mit einer selbstgebauten Sprengvorrichtung den Briefkasten seines elterlichen Wohnhauses. Es entstand ein Schaden von 1500 €. [Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion in Tateinheit mit Sachbeschädigung und Vortäuschen einer Straftat]
-Am 11.8.2010 zündete Zimmer eine Mülltonne zwischen zwei geparkten PKWs ab, die in Folge dessen komplett ausbrannten. Der Schaden beläuft sich auf ca. 15000€. [Sachbeschädigung]
-Am 15.8.2010 zündete Zimmer vor dem Wohnhaus seines Kameraden Markus Schumacher eine Mülltonne an und sprühte Parolen wie „No Nazis“und „AJB“ an die Hauswand. Am nächsten Tag rief er bei Wolfgang Schumacher, dem Vater des Kameraden, an und kündigte einen Anschlag auf seine Wohnung an. Daraufhin stellte dieser eine Anzeige gegen Unbekannt. [Sachbeschädigung, Bedrohung]
-Am 2.10.2010 zündete Zimmer einen Müllkontainer auf dem Gelände seiner ehemaligen Schule Preins Feld an. Dadurch geriet eine sich daneben befindliche Holzhütte in Brand und brannte nieder. [Brandstiftung]
-Am 1.1.2011 wurde Zimmer durch Beamte eine Gaspistole und 3 Patronen abgenommen. Für die Waffe besaß er keinen Waffenschein. [Unerlaubtes Führen von Schusswaffen]
-Am 24.1.2011 griff Zimmer nach einer NPD-Flugblattaktion 2 AktivistInnen, sowie unbeteiligte Passanten mit Reizgas/Pfefferspray an. Nach Eigenauskunft habe er „die Frau angegriffen, weil sie genervt hat.“ [Gefährliche Körperverletzung in 4 Tateinheitlichen Fällen]“
Hinzu kommt noch die Verhöhnung der Opfer des NSU und des Nationalisozialismus. Zimmer zeigt sich seit dem immer mal wieder am Rande von politischen Veranstaltungen, hält sich dabei jedoch weitestgehend zurück. Seine politische Gesinnung hat er trotz der damaligen Prognose nicht abgelegt, so fährt er ab und an mit aufgedrehtem Rechtsrock durch das Bochumer Ehrenfeld, welches er als „linke Gegend“ ausgemacht hat. Während der Hausbesetzung an der Herner Str. im Jahr 2017 fotografierte er das Haus von der gegenüberliegenden Straßenseite. Zuvor am 04.02.2017 fuhr er mit einem Kleinwagen über den Bochumer Bongard Boulevard. Zu dieser Zeit fand dort eine Kundgebung der Republikaner statt. Seine Durchfahrt galt jedoch dem Gegenprotest. Es ist davon auszugehen, dass Zimmer sich immer noch für seine politischen Gegner:innen interessiert.

Zeit zu Handeln

Blockadeversuch bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Das Querdenken es schafft rechte Aktivisten wie Andre Zimmer nach langer Zeit wieder auf die Straße zu bekommen, zeigt nur welche reaktivierende Bedeutung Querdenken für eben diese rechte Akteur:innen hat. Der offene Zusammenschluß von verrohtem Bürgertum, Verschwörungsanhänger:innen und Neonazis, der durch Querdenken ermöglicht wird, schafft ein Wohlfühlevent für eben jene. Wenn mindestens 1000 Menschen in der Dämmerung unter Trommelschlägen vor dem Bochumer Rathaus stehen, sollten die Alarmglocken bei allen demokratischen Kräften in Bochum angehen. Dass es nicht zu weiteren Übergriffen gekommen ist, liegt am bisher noch geringen Anteil der rechten Hools und Neonazis. Wenn Querdenken in Bochum jedoch weiterhin weitesgehend ungestört durch die Stadt ziehen kann, wird sich dies ändern. Das zeigen andere Städte, in denen gewaltbereite Neonazis zunächst nur Mitläufer waren und mittlerweile die Demos dominieren. Am vergleichsweise geringen Gegenprotest beteiligten sich schätzungsweise 50-100 Personen. Auch Anwohner:innen zeigten punktuell Protest. Auf dem Nordring blockierte eine Gruppe von 10-15 Personen die Aufmarschstrecke. Leider konnte die Demo an der Blockade vorbei geführt werden. Von den Blockierer:innen wurden später die Personalien aufgenommen und Platzverweise erteilt. Im Vorfeld der Demo gab es im Sozialen Zentrum Bochum die Möglichkeit sich impfen zu lassen, sodass mehrere dutzend Personen geboostert werden konnten. Auch auf dem Tana-Schanzara Platz gab es die Möglichkeit für Menschen Ü30 sich eine Impfung abzuholen, von Querdenker:innen wurde das Angebot natürlich nicht angenommen.

Sehr problematisch finden wir zudem den Umgang der Lokalpresse mit dem Bochumer Querdenken-Ableger. So werden seit 2020 im Vorfeld von Querdenken-Aktionen die Pressemitteilungen der Verschwörer:innen gänzlich unktitisch übernommen. Die eigentliche journalistische Sorgfaltspflicht erschöpft damit Pressemitteilungen von Polizei und Querdenken zu einem Text zu amalgamieren. Wir gehen noch davon aus, dass die Hintergründe dieser dürftigen Arbeitsweise in der Prekarisierung und “Verdichtung” der Arbeit in den Redaktionsstuben liegen und nicht etwa in untersschwelligen Sympathien, die man bei einigen Artikeln durchaus herauslesen könnte. Bezogen auf Querdenken und rechte Aufmärsche ist diese journalistische “Arbeit” jedoch nicht nur oberflächlich sondern schlichtweg gefährlich, da eine mediale Normalisierung und Verharmlosung stattfindet, die ein verzerrtes Bild der Realität darstellt. Wenn man nicht selbst vor Ort ist, sich weder von Redebeiträge, von der Stimmung, noch von den anwesenden Personengruppen selbst ein Bild gemacht hat, ist ein Zeitungsartikel in der größten Regionalzeitung nicht zu verantworten. So veröffentlichte die WAZ ein falsches Demo-Motto, offenbar aus der Pressemitteilung von Querdenken. So wurde aus „Pandemie der Lügen“ und „Impffaschismus nicht mit uns“ ein freundliches „Unantasbarkeit der Menschenwürde“. Die lokale WAZ-Redaktion muss sich daher die Frage stellen lassen, weshalb sie den Querdenker:innen so in die Karten spielt. Bereits 2020 wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass Querdenken in Bochum Neonazis toleriert und an ihren Aktionen teilhaben lässt.
Der bundesweite Trend, dass sich die Querdenker:innen radikalisieren, konnte somit auch in Bochum beobachtet werden. Desweiteren wurden rund um das Schauspielhaus mehrere verschwörungsideologische Aufkleber verklebt, die den Holocaust relativieren.

Wir konnten bislang keine Personen aus dem Organisator:innen-Kreis von Querdenken Bochum der extremen Rechten zuordnen. Die bisherigen Beobachtungen zeigen, dass jene Leute sehr genau auf die Außendarstellung ihrer Demos achten. Wir als Antifaschist:innen machen Querdenken allerdings(abgesehen von den antisemitischen Verschwörungsnarrativen, die sie verbreiten) dafür verantwortlich, dass sich Nazis bei ihnen wohlfühlen können. Querdenken reaktiviert Neonazis, die seit Jahren nicht mehr in der Bochumer Innenstadt gesehen wurden. Zumindest über die Dortmunder Neonazigruppe wusste die Querdenken-Orga am Samstag bescheid – und unternahm nichts. Alle “Querdenker:innen” müssen sich fragen lassen, weshalb ihre Demonstrationen für Neonazis so anziehend sind. Wir kennen die Antwort bereits. Wer mit Nazis marschiert, marschiert mit Nazis.

Antifaschistische Linke Bochum,
Dezember 2021

 

Weitere Fotos:

Laut und solidarisch gegen Querdenken!

Laut und solidarisch gegen Querdenken am 18.12.2021 in Bochum

Aufmarsch von Impfgegner:innen in Bochum

Diesen Samstag (18.12.21) hat der Bochumer Ableger der verschwörungsideologischen Gruppe Querdenken einen Aufmarsch zum Bochumer Rathaus angemeldet. Ab 15:00 Uhr wollen sich die Anhänger:innen von Verschwörungsmythen unter dem Motto „Freiheit ist kein Egoismus“ am Schauspielhaus treffen und ab 15.45 Uhr den Demonstrationszug starten.

Seit Beginn der Corona Pandemie wird davor gewarnt, dass verschwörungsideologische Erzählungen gefährlich sind. Nun zeigt sich immer deutlicher, dass sich dieses Spektrum radikalisiert. Angriffe auf Journalist:innen und Menschen die die Aufmärsche beobachten nehmen zu, gewaltätige Auseinandersetzungen auf Demonstrationen ebenfalls. Doch auch außerhalb von Demonstrationen zeigen sich die selbsternanneten Impf- und Maskengegner:innen immer gewaltätiger. Trauriger Höhepunkt war ein Vorfall in Idar-Oberstein bei dem ein junger Tankwart von einem Maskengegner erschossen wurde. Erst letzte Woche erschoss ein Impfgegner seine Frau und seine drei Kinder in Senzig (Brandenburg), nachdem ein gefälschtes Impfzertifikat aufgeflogen war.
Dass auch immer wieder antisemitische Erzählungen auf Veranstaltungen des Querdenken Spektrums verbreitet werden und zudem regelmäßig die Anwesenheit von Rechten verschiedener Spektren geduldet wird, ist längt kein Geheimnis mehr.

Während die Krankenhäuser überfüllt und die Fachkräfte auf den Intensivstationen um jedes Leben kämpfen, sind hier in Bochum seit einigen Wochen wieder vermehrt Aktivitäten der Verschwörer:innen zu verzeichnen. Ob unangemeldete Spaziergänge bei denen kollektiv das Tragen von Masken verweigert wird oder Demonstrationen, wie die am kommenden Samstag, zu der mehrere Hundert Pandemieleugner:innen erwartet werden.

Lasst uns gemeinsam zeigen, dass Bochum für Anhänger*innen von Verschwörungmythen und Impfgegner*innen keinen Platz hat! Wir haben diese menschenfeindlichen Egoist:innen satt! Der Ausweg aus der Pandemie gelingt nur solidarisch!

Stellt ihnen am Samstag ab 15:00 Uhr einen entschlossenen Protest auf ihrer Strecke entgegen! Hängt Transparente und Schilder aus dem Fenster, macht Lärm mit Kochtopf und Kochlöffel, werdet kreativ, ob am Fenster oder auf dem Bürgerstreig und zeigt dass Verschwörungsideolog*innen und deren Lügen nichts in Bochum verloren haben! Tragt bitte Masken und haltet Abstand!

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Antifa 4630