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Umgebungskarte für den 21.11.2020 in Bochum

Wir haben euch eine Umgebungskarte für die morgigen Aktionen gegen Querdenken fertig gesteltt. Zum jetzigen Zeitpunkt bleibt ein Marsch von Querdenken verboten. Es soll also bei einer Standkundgebung bleiben. Es kann aber sein, dass sie trotzdem versuchen werden zu laufen. Im Internet kursieren bereits indirekte Aufrufe vom Bochumer Hauptbahnhof zum Kirmesplatz an der Castroper Straße zu „spazieren“.

Achtet aufeinander, seid agil und setzt den Querdenker*innen zu!

Umgebungskarte für den 21.11.2020

Verschwörungschronik

Am Samstag (21.11.2020) soll in Bochum eine große Veranstaltung der verschwörungstheoretischen Gruppe „Querdenken 234“ stattfinden. Das Phänomen, das Menschen mit kruden Thesen, die die Existenz von Corona leugnen in vielen Städten auf die Straße gehen und teilweise rassistische und antisemitische Inhalte verbreiten, hat auch vor Bochum nicht halt gemacht. Dies wollen wir zum Anlass nehmen, unsere Beobachtungen zu den Verschwörungstheoretiker*innen verschiedener Gruppen zu dokumentieren.

In Bochum traten Anhänger*innen von Verschwörungsmythen Anfang Mai 2020 zum ersten Mal auf die Straße um gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona Pandemie zu demonstrieren und das Virus zu verharmlosen.
Die Kommunikation fand dabei hauptsächlich über verschiedene Telegram Gruppen statt. Zum einen gründete sich die Gruppe „Bochum für Grundrechte“, die von Einzelpersonen administriert wurde, und die Gruppe „FDG (Freie Deutsche Gesellschaft) Bochum Anti-Corona-Maßnahmen“. Die anarcho-kapitalistische „Freie Deutsche Gesellschaft“ trat dabei in verschiedenen Städten auf, verschwand aber aufgrund der überheblichen Admins und schwindenden Mitgliederzahlen bald in der Bedeutungslosigkeit ohne ihre kruden Ansichten jemals auf die Straße gebracht zu haben.

Anders die Gruppe „Bochum für Grundrechte“, die zu einem „Montagsspaziergang“ am 11.05.2020 am Rathaus mobilisierte. Die Mobilisierung fand zunächst intern statt. Trotzdem hatten Bochumer Antifaschist*innen das in einer öffentlichen Gruppe vereinbarte Treffen auf dem Schirm und konnten neben einigen verwirrten Schwurbler*innen auch örtliche NPD Kader auf dem verschwörungstheoretischen Marsch beobachten und dokumentieren.

Marco vom Brocke, Shauna-Charis Seidel, Andre Lojewski und Claus Cremer kamen direkt aus ihrem Parteibüro zum Spaziergang und nahmen bis zum Ende daran teil. Im Nachgang auf die Nazis in ihren Reihen angesprochen, reagierten die eher bürgerlichen Verschwörungstheoretiker*innen ausweichend und beriefen sich auf die Meinungsfreiheit.
Eine Distanzierung von der NPD und ihren rassistischen und menschenverachtenden Ideen erfolgte nicht.
Insgesamt nahmen circa 30 Personen an dem „Spaziergang“ teil.

Bereits am Samstag davor (09.05.2020) rief eine weitere Gruppe zu einer Kundgebung für den „Erhalt der Freiheit“ am Husemannplatz auf. Die verbreiteten Inhalte reichten von Impfverweigerung über Coronaleugnung bis hin zur geheimen Weltverschwörung. Am offenen Mikro redete unter anderem der Gelsenkirchener Reichsbürger Bernd Schreiber, der bereits durch Stalking, Körperverletzung und Beleidigung auffiel. Eine Intervention oder eine Distanzierung von Schreiber durch die Veranstalter*innen fand zu keiner Zeit statt.
Zur Kundgebung erschienen etwa 50 Personen und ein Hund, der wie einige weitere Personen auf der Veranstaltung, eine kleine Alukugel um den Hals trug. Anhand der Alukugeln sollen Gleichgesinnte und in ihrer Augen “Geläuterte” gegenseitig erkennen können.

Am nächsten Samstag (16.05.2020) zeigten sich die NPD’ler*innen Marco vom Brocke und Shauna-Charis Seidel von der NPD Bochum auf der Kundgebung für den „Erhalt der Grundrechte“. Seidel trug dabei ein Shirt des rassistischen „KU-KLUX-KLAN“.
Es regte sich antifaschistischer Protest gegen die verschwörungstheoretische Kundgebung und die teils offen rassistischen Teilnehmenden. Es wurden Schilder gegen Antisemitismus hochgehalten und ein Transpi entrollt. Den Anhänger*innen von Verschwörungsmythen wurde klar gemacht, dass sie und ihre kruden Thesen in Bochum keinen Platz haben.

Am darauffolgenden Montag (18.05.2020) fand der nächste „Spaziergang“, der von der Gruppe „Bochum für Grundrechte“ organisiert wurde, statt. Scheinbar eingeschüchtert vom antifaschistischen Protest, der den Marsch kontinuierlich mit einem Banner und Rufen begleitete, riefen die Veranstalter*innen zu keinem weiteren Spaziergang auf. Auch Aktivität in der Telegram Gruppe der Schwurbler*innen nahm ab. Die Admins stiegen offensichtlich aus und es fand neben Werbung für Kredite, endlos vielen Links zu teils rassistischen Medien und kleineren Querelen, keine ernsthafte Kommunikation oder Organisierung statt. „Bochum für Grundrechte“ hatte eine kurze Geschichte.

Anders die Verschwörungstheoretiker*innen in der Bochumer Innenstadt: Trotz schwindender Teilnehmendenzahlen und einer quasi nicht vorhandenen Außenwirkungen, halten sie bis heute jeden Samstag ihre Kundgebungen ab. Dort fanden sich neben Esotheriker*innen und anderen Schwurbler*innen auch handfeste Rechte ein. Neben den bereits erwähnten NPDler*innen, traten dort Teilnehmer der rechten Bürgerwehr aus Herne und der Aufmärsche der Steeler Jungs auf. Auch Bernd Schreiber war mehrfach Gast auf der Veranstaltung, auf der vorgeblich für den „Erhalt der Freiheit“ gekämpft wird. Diesen Personen aus dem Reichsbürger*innen und extrem Rechten Spektrum wurde auf den Kundgebungen das offene Mikro überlassen und sie konnten von den Veranstaltenden unwidersprochen ihre kruden Thesen verbreiten. Allerdings blieben die Lobhymnen auf die Steeler Jungs nicht unkommentiert, denn anwesende Antifaschist*innen begleiteten die Veranstaltung von außen mit Bannern, Schildern und Rufen und traten auch selbst ans Mikro um den Anhänger*innen von Verschwörungsmythen tatsächliche Fakten nahezubringen. Auch vor den Veranstaltungen aufgehängte Flyer brachten „Fakten gegen Verschwörungsmythen“.

Die Anlage für die verschwörungstheoretische Veranstaltung auf dem Husemannplatz wird vom “Schumacher Club” Bochum zur Verfügung gestellt. Dort arbeitete Peter Florian, der Organisator der Kundgebung. Neben dem Vorwurf, dass sich der Schumacher Club nicht ausreichend mit sexuellen Übergriffen befasst, sicherlich ein weiterer Punkt, der ein Boykott des Clubs begründet.

Auch die Schwurbel-Bus-Tour von Randolph Hopp aus Gelsenkirchen machte auf dem Weg zu den Großaufmärschen in Berlin am 01.08.2020 und am 29.08.2020 Halt in Bochum.

Anfang Oktober 2020 gründete sich in Bochum die Gruppe „Querdenken 234“. Diese Struktur dient als diffuses Sammelbecken für Verschwörungstheoretiker*innen, Impfgegner*innen und Antisemit*innen in den jeweiligen Städten. Die professionelle Mutterorganisation dieser regionalen Ableger ist „Querdenken 711“ aus Stuttgart. Diese war es auch, die den Aufmarsch am 29.08.2020 in Berlin organisierte, bei der die extreme Rechte von NPD, Reichsbürger bis zur AfD mitlief und die im zuvor angekündigten Sturm auf den Reichstag mündete. Diese Bilder gingen um die Welt.

Die Bochumer „Querdenken“-Gruppe trat in den ersten Wochen online via Telegram Gruppe und diverser Social Media Kanäle auf und wagte sich das erste Mal am 23.10.2020 auf Bochums Straßen. Die zunächst geringe Teilnehmendenzahl von circa 20 Personen konnten die Anhänger*innen von Verschwörungsmythen leider schnell steigern. Die nun wöchentlichen Veranstaltungen hatten zuletzt (14.11.2020) etwa 190 Teilnehmer*innen.

„Querdenken 234“ geht dabei organisierter und geordneter vor, als die verschwörungstheoretischen Gruppen, die bisher in Bochum aktiv wurden. Die Gruppen und Kanäle sind moderiert und regelmäßig bespielt und das Corporate Design der Mutterorganisation wird für Logos und Schilder übernommen. Trotzdem kann man diese Gruppe nicht als stabil und gefestigt bezeichnen. Immer wieder gibt es Richtungsstreitigkeiten und Differenzen zwischen den Mitgliedern. So gab es kurz nach dem ersten Marsch des Bochumer „Querdenken“ Ablegers viele Stimmen in der Telegram Gruppen, die sich dafür aussprachen, die Gruppe aufgrund geringer Mitgliederzahlen direkt wieder einzustampfen.
Die Personen, die in der Orga von „Querdenken 234“ tätig sind, konnten bereits Erfahrungen auf den anderen verschwörungstheoretischen Aufmärschen in Bochum sammeln und waren auch bei den „Montagsspaziergängen“ und den samstäglichen Kundgebungen anwesend und teils mit organisatorischen Aufgaben betreut.
So ist beispielsweise Peter Florian aus Bochum regelmäßiger Gast von „Querdenken“ und Organisator der Kundgebungen in der Innenstadt. Weitere regelmäßige Teilnehmende wurden fotografisch dokumentiert.

Abseits der Kundgebungen organisierte “Querdenken234” auch Flugblattverteilaktionen in verschiedenen Bochumer Stadtteilen. Dabei fand unter anderem am 10.10.2020 auf dem Parkplatz des Ruhrparks eine Ausgabe der Flyer an die Verteilenden statt.

Wir haben uns bereits in mehreren Blogbeiträgen mit dem Thema „Querdenken“ beschäftigt:

antifabochum.noblogs.org/2020/10/erste-…/
antifabochum.noblogs.org/2020/11/warum-…/
antifabochum.noblogs.org/2020/11/120-me…/
antifabochum.noblogs.org/2020/11/bochum…/

An diesem Samstag (21.11.2020) ruft „Querdenken 234“ nun zu ihrer bislang größten Veranstaltung auf der auch bekannte Gesichter der verschwörungstheoretischen Szene, wie Michael Ballweg, auftreten werden.

Wir als Antifaschist*innen wollen dies nicht unwidersprochen lassen und rufen daher zu dezentralen Aktionen gegen die verschwörungstheoretischen und rechtsoffenen Veranstaltung von „Querdenken 234“ auf!

Hier geht’s zum Aufruf

Solidarisch und entschlossen gegen Querdenken, Antisemitismus und Nazis! 21.11.2020 Bochum

Wir müssen diese Entwicklung im Auge behalten und den verschwörungstheoretischen und antisemitischen Lügen unsere eigenen Inhalte entgegensetzen. Genauso wichtig ist es, diesen Menschen nicht die Straße zu überlassen und ihnen eine deutliche Absage erteilen!
Kein Schulterschluss mit Nazis!

Antifaschistische Linke Bochum,
November 2020

Solidarisch und entschlossen gegen Querdenken, Antisemitismus und Nazis!

Solidarisch und entschlossen gegen Querdenken, Antisemitismus und Nazis! 21.11.2020 Bochum

Am kommenden Samstag, den 21.11.2020, möchte die verschwörungstheoretische und rechtsoffene Gruppierung “Querdenken 234” in Bochum eine Großdemonstration veranstalten auf der auch bekannte Gesichter der verschwörungstheoretischen Szene, wie Michael Ballweg, auftreten werden. Bereits in den letzten Wochen haben Veranstaltungen dieser Gruppe stattgefunden, die immer wieder verschwörungstheoretische und antisemitische Narrative verbreiteten. Leider konnte bei den vergangenen Aufmärschen ein Anstieg der Teilnehmendenzahl festgestellt werden, weshalb für den kommenden Samstag mit mehreren Hundert Coronaleugner*innen zu rechnen ist, die auch aus dem Umland anreisen.

Auch Personen, die der extremen Rechten angehören, konnten bereits auf verschwörungstheoretischen Veranstaltungen in Bochum gesichtet werden. So nahmen am 07.11.2020 nachweislich Menschen an der Querdenken-Demonstration teil, die als Gewaltttäter bekannt und der “Identitären Bewegung” angehörig sind. Bereits im Mai 2020 veranstalteten Mitglieder des Orgakreises von “Querdenken 234” einen verschwörungstheoretischen Spazierang durch Bochum an dem auch die lokale NPD teilnahm. Die Anwesenheit störte diese zunächst nicht. Nach der Veranstaltung wurde die Kenntnis über die anwesenden Nazis geleugnet. Ebenfalls wurde bei einer Kundgebung in der Bochumer Innenstadt Mitgliedern der Steeler Jungs und der rechten Bürgerwehr in Herne unkommentiert das offene Mikro überlassen.

Angesichts der Vorfälle am 07.11.2020 in Leipzig, als Querdenker*innen und Nazis nach Berlin erneut einen offenen Schulterschluss begingen und Journalist*innen und Andersdenkende attackierten, steht für uns fest, dass wir dieser Allianz aus antisemitischen Sozialdarwinist*innen und der organisierten Rechten in Bochum nicht die Straße überlassen werden!

Den durch uns bislang über Beobachtungen erlangten Erkenntnissen, sollen am Samstag Taten folgen, damit sich der rechte Mob nicht auf Bochums Straßen austoben kann. Wir rufen euch daher auf, am 21.11. die Demonstration der Querdenker*innen dezentral und aktiv in kleinen Bezugsgruppen zu stören. Überlegt, wie ihr der Stimmung der Demonstration von innen und außen einen Dämpfer verpassen könnt. Dabei sind Banner, Schilder, Tröten, Trillerpfeiffen und andere Dinge sicherlich gute Hilfsmittel. Seid kreativ und zeigt Verschwörungstheoretiker*innen und Faschos, was ihr von ihnen haltet!

Da vor einigen Tagen bereits die örtliche NPD auf die Querdenken Demonstration am 21.11. hinwies, kann davon ausgegangen werden, dass Neonazis auch in Bochum versuchen werden ein Bündnis mit “Querdenken” einzugehen.
Stellt euch auf Kleingruppen bestehend aus Neonazis und rechten Hools ein und zeigt ihnen, dass Bochum ein heißes Pflaster für sie bleibt.

Im Gegensatz zu den Querdenker*innen nehmen wir die Covid-19 Pandemie ernst und rufen euch dazu auf, eure Mund-und Nase-Masken zu tragen und wenn immer möglich, den Abstand einzuhalten. Organisiert euch im Vorfeld in Kleingruppen und nehmt Rücksicht aufeinander und auf den Gesundheitsschutz!

Nichtsdestotrotz lasst uns gemeinsam und entschlossen agieren, um den Querdenker*innen und Nazis deutlich zu machen, dass wir keinen Bock auf sie haben!

Masken aufsetzen, Querdenken zusetzen!

+++++++++ EA: 0152/121 321 68 +++++++++

Eure Antifa 4630

#bo2111 #miesertagfuerquerdenken #noschwurbelbo

Erste Aktion des Querdenken Ablegers Bochum

Gruppenfoto Querdenken Spaziergang in Bochum 23.10.20

Seit einigen Wochen hat nun auch Bochum mit „Querdenken 234“ eine eigene Querdenken-Gruppe. Diese Struktur dient als diffuses Sammelbecken für Verschwörungstheoretiker*innen, Impfgegner*innen und Antisemit*innen in den jeweiligen Städten. Die professionelle Mutterorganisation dieser regionalen Ableger ist „Querdenken 711“ aus Stuttgart. Diese war es auch, die den Aufmarsch am 29.08.2020 in Berlin organisierte, bei der die extreme Rechte von NPD, Reichsbürger bis zur AfD mitlief und die im zuvor angekündigten Sturm auf den Reichstag mündete. Diese Bilder gingen um die Welt. Nun versucht die Gruppe auch in Bochum Fuß zu fassen.

Die Gruppe trat bisher nur über die üblichen Social Media Kanäle, wie Telegram, Instagram oder Facebook, in Erscheinung und rief dort für den gestrigen Freitag, den 23.10.2020, zu ihrer ersten öffentlichen Aktion auf.

Groß und euphorisch war der Spaziergang der Verschwörungstheoretiker*innen über Telegram und Instagram angekündigt. Sie wollten in einem stillen Protestmarsch in Maler*innenanzügen durch das Bermudadreieck laufen. Das Ziel dieser spontan angekündigten Aktion bleibt unklar.
Die Anhänger*innen von Verschwörungsmythen haben dabei scheinbar ihre Reichweite überschätzt. Schnell wurde deutlich, dass die Teilnehmendenzahl am Treffpunkt am Parkhaus im Bermudadreieck nicht über 20 Leute steigen wird. Eine große Enttäuschung wie man den langen Gesichtern der Schwurbler*innen so wie einer verzweifelten Nachricht aus ihrer Telegram Gruppe entnehmen kann.
Heillos überschätzt wurde die Situation ebenfalls durch die Polizei. Das kleine Grüppchen selbsternannter Querdenker*innen sah sich an ihrem Treffpunkt mit einer staatlichen Übermacht konfrontiert: mindestens sechs Wagen der Bereitschaftspolizei, rund 10 Zivilpolizist*innen, ein Kamerawagen – es fehlte nur noch der Hubschrauber. Sichtlich eingeschüchtert war es auch mit der Maskenverweigerung schnell vorbei. Trotzdem war es es einigen möglich ohne Maske in der gefüllten Innenstadt aufzulaufen, in der Sonst Maskenpflicht herrscht.

Die 18 weißgekleideten Querdenker*innen harrten zunächts noch eine Weile auf dem Konrad-Adenauer-Platz im Bermuda Dreieck aus, hofften jedoch vergeblich auf weitere Mitstreiter*innen. Die Zeit vertrieben sie sich mit einem Tanz mit selbst mitgebrachten Rollen Toilettenpapier.
Schließlich ging es, im geboten Abstand, los. Vorweg lief Anmelder “Peter” mit einem blauen Megaphon. Auch ein zweiter Peter war anwesend. Peter Florian aus Bochumi, der sonst regelmäßig samstags in der Innenstadt mit einer ähnlich kleinen Gruppe Verschwörungsmythen verbreitet, war anwesend.

Auf Höhe des Café Kokret gab es eine Festnahme auf antifaschistischer Seite. Ein Antifaschist, der sich einen Scherz mit den Schwurbler*innen erlauben wollte, wurde dabei hart von den Cops zu Boden gebracht. Eine sicherlich überzogene Festnahme der Polizei. Nach der Feststellung der Personalien und der Androung Fingerabdrücke abzunehmen, konnte der junge Antifaschist wieder gehen.

Der Marsch der Verschwörungstheoretiker*innen konnte hingegen unbehelligt weitelaufen. Am Schlusspunkt am Rathaus entstanden noch Gruppenfotos, mit gebotenen Abstand, auf dem 19 Personen zu erkennen sind.

Im Nachgang des Schwurbler*innen Spaziergangs kam es erneut zu einer Auseinandersetzung. Ohne Maler*innenanzüge fand sich eine handvoll Schwurbler*innen vor dem Musikforum ein. Junge Menschen, die den Platz zum skaten nutzen wollten, sprachen die Gruppe an und fragten, wann diese den Platz wieder verlassen würden. Anscheinend zu viel für die enttäuschten Anhänger*innen von Verschwörungsmythen. Ein Wort ergab das andere und am Ende riefen die Schwurbler*innen die Cops und erstatteten Anzeige wegen Körperverletzung.
Auch dieser Polizeieinsatz wurde im Nachgang in der Querdenken 234 Telegram Gruppe beklatscht. Wie paradox dieses Verhalten in Bezug auf die vorgebliche Bekämpfung der “Merkel Diktatur” ist, scheinen die Schwurbler*innen dabei nicht zu merken.

Querdenken Bochum Polizeieinsatz am Musikforum 23.10.20

So sehr das Ganze dazu einlädt, es nicht ernst zu nehmen, wollen wir genau davor warnen. Auch wenn diese kleine auf den ersten Blick einen bemitleidenswerten Eindruck macht, sollten wir sie im Auge behalten. Für den 21.11.2020 haben sie eine Großdemo in Bochum angemeldet, die vermutlich etwas mehr Mobilisierungspotential haben wird. Wir haben Ende August in Berlin gesehen welche Botschaften transportiert wurden und welche rassistischen und neonazistischen Akteur*innen ungestört bei Querdenken mitliefen.

In diesem Sinne, passt auf euch auf, bleibt gesund, bleibt aktiv und wartet auf Ankündigungen für den 21.11.2020!

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2020

Gedenk- und Plakataktion für Josef Anton Gera

Gedenken an Josef Gera 2020 I

Am heutigen Samstag, den 17.10.2020, kamen einige Antifaschist*innen zusammen um Josef Anton Gera zu gedenken. Dazu wurden an der, von Antifaschist*innen im Jahr 2011 angebrachten, Gedenkplaktette Blumen niedergelegt und kurzzeitig mit einem Transparent auf den rechten und homophoben Mord hingewiesen.

 

Josef Anton Gera wurde am 14.10.1997 von zwei Neonazis mit einer Eistenstange zusammengeschlagen. Grund für die Attacke war Geras Homosexualität. Später teilten die Neonazis Patrick K. und Uwe K. Angehörigen und einem Nachbarn mit, „es einem Schwulen mal so richtig gezeigt zu haben“. Ihre Schilderungen schlossen sie mit einem „Sieg Heil“ und dem Hitlergruß ab. Trotz dieser Umstände wird der Mord an Gera nicht als rechter Mord gelistet. Das einzige Gedenken an ihn und die schreckliche Tat, wird seit Jahren durch antifaschistische Einzelpersonen, Gruppen und Initiativen durchgeführt.

Auch in diesem Jahr gab es neben dem heutigen Gedenken, eine weitere Aktion. So tauchten in verschiedenen Stadtteilen in den Nächten vor dem Jahrestag Plakate in Gedenken an Josef Anton Gera auf.

Kein Vergeben, kein Vergessen!
Fight Homophobia!

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2020

In Gedenken an Josef Anton Gera

In Gedenken an Josef Anton Gera

Am Samstag, den 17.10., jährt sich der Todestag von Josef Anton Gera.

Am Abend des 14.10.97 kam der 59-jährige Rentner mit einigen Personen zu einem gemeinsamen Umtrunk auf dem Brachgelände der Firma Krupp nahe der Alleestraße zusammen. Die späteren Täter Patrick K. und Uwe K. waren ebenso anwesend. Als Gera einem der beiden Avancen machte, schlug Patrick K. mit einem Eisenrohr zu. Uwe K. unterstützte ihn dabei und schlug ebenfalls zu. Gera konnte fliehen und schleppte sich schwerverletzt zu einer nahe gelegenen Straße, wo ihn Passant*innen fanden und einen Krankenwagen riefen. Der ebenfalls eintreffenden Polizei konnte er mitteilen, dass es sich bei seinen Peinigern um Nazis gehandelt hatte.

Drei Tage später am 17.10. verstarb Gera an den davon getragenden Verletzungen. Die Täter gaben gegenüber Familienangehörigen an “es einem Schwulen mal so richtig gezeigt” zu haben und schlossen diese Schilderung mit einem Hitlergruß und dem Ruf “Sieg Heil” ab. Trotz dieser Schilderung und dem Umstand, dass die Laube, in der die Tat stattfand, mit Hakenkreuzen, Totenköpfen und SS-Runen bemalt war, wollten weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft ein rechtes Tatmotiv erkennen. In offiziellen Zählungen von Opfern rechter Gewalt ist Gera daher nicht gelistet. Auch die Stadt Bochum hat sich bezüglich dieser Tat nie positioniert – ein Skandal bis zum heutigen Tag! Es waren schließlich Antifaschist*innen, die Gedenkaktionen initiierten und eine Gedenkplakette am Eingang des Westparks installierten.

Auch in diesem Jahr wollen wir Josef Anton Gera gedenken. Dieses Gedenken soll sowohl auf der Straße, als auch im Netz stattfinden.

Wir rufen daher alle Initiativen, Strukturen und Gruppen dazu auf, die Plakate, die wir in Erinnerung an Josef Anton Gera erstellt haben, in ihren Schaufenstern (falls vorhanden) sichtbar aufzuhängen und am 17.10.20 über ihre Social Media Kanäle auf den rechten Mord an Josef Anton Gera aufmerksam zu machen.

Erinnern heißt kämpfen!

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2020

P.S.: Wir möchten an dieser Stelle auf die Dokumentation zum Mord an Josef Anton Gera hinweisen.

Dokumentation zum Mordfall Gera

An dieser Stelle möchten wir die Dokumentation zum Mord an Josef Anton Gera  auf diesem Blog dokumentarisch festhalten. Wir übernehmen diese vom Blog der ehemaligen Antifaschistischen Jugend Bochum. Zusammengestellt wurde sie vom Polit Cafe Azzoncao. Auch die dort hochgeladene PDF möchten wir euch hier zur Verfügung stelle: Dokumentation zum Mord an Josef Anton Gera

Auch den Zusatz zur Domumentation spiegeln wir hier als PDF:
Dokumentation zu Josef Anton Gera-Zusatz

Ein Dank geht an die Personen und Gruppen, die diese Dokumentation vor langer Zeit  zusammengestellt hat.

Mordfall Gera: Verdächtiger festgenommen

„Rechtsradikaler Hintergrund“
Donnerstag, 23. Oktober 1997 (WAZ)
Im Mordfall Josef Anton Gera hat die Kripo gestern den mutmaßlichen Haupttäter festgenommen. Der junge Mann soll der rechtsradikalen Szene angehören. Mit einem Polizeihubschrauber überflog die Mordkommission am Mittwoch das alte Kruppgelände jenseits der Klosterstraße, um aus der Luft leerstehende Industriebauten zu fotografieren. Die abgelegene Gegend gilt als Treffpunkt vieler Gruppen, darunter auch Skinheads, Obdachlose und Rauschgiftsüchtige. Dort, in der Nähe der Klosterstraße, war der 59jährige Frührentner, wie berichtet, am 14. Oktober von einem Schlägertrupp mit Baseballschlägern übel zugerichtet worden. Am Freitag erlag Gera in der Klinik seinen schweren Verletzungen. Seitdem wird wegen Mordverdachts ermittelt. Nach zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung und eingehenden Befragungen in der Nichtseßhaften-Szene gelang gestern die Festnahme. Der Chef der Mordkommission, Walter Pindur, bestätigte, daß ein rechtsradikaler Hintergrund vorliege. Noch vor seinem Tod hatte Josef Gera Polizeibeamten gegenüber geäußert, vier Rechtsradikale hätten ihn zusammengeschlagen und getreten. Die Bochumer Grünen wollen über ihre Landtagsfraktion eine Anfrage an die Landesregierung richten. Dabei soll erhellt werden, „ob die Bochumer Polizei von Anfang an alle erforderlichen Schritte zur Fahndung nach den Tätern und Zeugen eingeleitet hat oder ob die Polizei den Fall bagatellisiert und erst nach dem Tod des Opfers ernsthaft mit Ermittlungen begonnen hat.“ Die Ermittler haben für heute eine Pressekonferenzangekündigt. (R.H.)

Ex-Soldat gestand Bluttat an Rentner

Hakenkreuze und SS-Runen in seiner Laube
Freitag, 24. Oktober 1997 (WAZ)1997
Der Mord an den Bochumer Frührentner Josef Anton Gera (59) ist geklärt. Der ehemalige Bundeswehrsoldat Patrick K. (26) aus Bochum gestand, mit ener Eisenstange auf Gera eingedroschen zu haben, ebenso wie sein noch flüchtiger Komplize Uwe K. (35).

Am Abend der Bluttat hatten sich insgesamt fünf Männer zu einem Saufgelage in einer Laube getroffen, darunter auch Gera. Die verfallene Hütte liegt auf der Kruppschen Industriebrache jenseits der Klosterstraße. Dort, neben verrosteten Gleisen und einem alten Stellwerkhaus, waren Patrick K. und sein Freund zuhause. Hakenkreuze, SS-Runen und eine Totenschädelzeichnung finden sich auf den Wänden.
Bevor die fünf Männer dem Alkohol zusprachen, übte sich Patrick K., wie er der Mordkommission schilderte, in Sieg-Heil-Parolen und Hitlergruß. Im Verlauf der Zecherei habe sich der Rentner ihm und seinem Freund sexuell nähern wollen. Da habe er mit einer Eisenstange, verlängert durch ein Stuhlbein, zugeschlagen, behauptet der Ex-Soldat. Anschließend hätte auch Uwe K. mit der Stange zugelangt. Staatsanwalt Dieter Justinsky hält die Sex-Version für eine Lüge: „Beide sind des Mordes dringend verdächtig.“ Aus seiner Sicht sind die beiden Männer aus nichtigem Anlaß „ausgerastet“.
Am Mittwoch wurde Patrick K., ein Skinhead-Typ mit Irokesen-Schnitt und Tätowierung, auf dem Bochumer Bahnhofsvorplatz festgenommen. Seit Montag hatte die Mordkommission Tag und Nacht ermittelt. Jeder Obdachlose, den man in Bochum fand, wurde zum Polizeipräsidium gebracht und als Zeuge verhört. Auch Patrick K. und Uwe K. waren dabei. Sie seien am Tattag, dem 14. Oktober, bei Uwes Mutter in Bochum gewesen, schilderten sie. Danach konnten sie gehen. Weiterlesen

Antifa Report September 2020 – Kommunalwahl extra

Antifa Report 5 – September 2020

Seit dem letzten Antifa Report im Februar 2020 ist viel geschehen, was uns Antifaschist*innen vor so einige Aufgaben gestellt hat. Damit ist vorallem der Ausbruch der Covid-19 Pandemie gemeint und die Frage, wie wir als politische Aktivist*innen weiterhin politisch aktiv sein können in Zeiten eines Lockdowns. Auch die öffentlichen Diskurse zu institutionellem Rassismus und Polizeigewalt haben die letzten Monate geprägt und zu vielseitigen Aktionen auf der Straße geführt. U.a. solidarisierten wir uns mit den Protesten in Belarus gegen Aljaksandr Lukaschenko und gedachten Dieter Eich der vor 20 Jahren in Berlin von Neonazis ermordet wurde.

Der Schwerpunkt des Antifa-Reports liegt jedoch auf den Aktivitäten der extremen Rechten seit Februar 2020. Diese werden hier dokumentiert. Zudem stellen wir die Kandidat*innen der diesjährigen Kommunalwahl am 13.September vor.

Verschwörungsmythen und der Kampf für Grundrechte – auch in Bochum

Mit der Covid-19 Pandemie häuften sich in Bochum zunächst einmal Aufkleber und Plakate, die Verschwörungstheorien wiedergaben. Über den Messenger Telegram vernetzten sich, wie in vielen anderen Städten auch, Corona Leugner*innen, Impfgegner*innen, Reichsbürger*innen und andere Anhänger*innen von Verschwörungsmythen, um dann am 09.05.2020 die erste Kundgebung „für den Erhalt der Grundrechte“ auf dem Bochumer Husemannplatz durchzuführen. In den darauf folgenden Wochen sollten die Kundgebungen in ihrer Spitze ca. 50-70 Menschen auf die Straße bringen. Unter ihnen auch Bernhard Schreiber, ein bekannter Anhänger von Reichbürgerideologien aus Gelsenkirchen. Auch versuchte die Bochumer Gruppe der Coronaleugner*innen Spaziergänge durchzuführen. Dieser Versuch scheiterte jedoch zeitnah, da sich die Spaziergänger*innen durch die anwesenden Antifaschist*innen beobachtet fühlten. Die Anwesenheit von stadtbekannten Neonazis schien die Organisator*innen nicht zu stören. So war am 11.05.2020 die Bochumer NPD beim ersten Corona Spaziergang in Bochum anwesend. Auf die Nazis angesprochen, wurde geantwortet, dass alle Menschen an diesem Spaziergang teilnehmen könnten. Am 16.05. nahmen ebenfalls zwei Mitglieder der NPD an der Kundgebung der Corona Leugner*innen teil. Dabei trug Shauna-Charis Seidel ein T-Shirt mit dem Logo des Ku-Klux-Klan, begleitet wurde sie von ihrem Lebensgefährten Marco vom Brocke. Beide hinterließen den Eindruck unter starkem Drogeneinfluss zu stehen.

Die besagte Kundgebung blieb nicht ungestört. Antifaschist*innen waren mit Transparenten anwesend und störten die Veranstaltung der Coronaleugner*innen mit Rufen. Dies sollte sich noch einige Samstage wiederholen, ehe die Kundgebung nach einer kurzen Unterbrechung über den Willy Brandt Platz, den Dr. Ruer Platz wieder im August zum Husemannplatz zurück kehren sollte. Die Teilnehmendenzahl pendelte sich schnell auf 5-10 Personen ein. Diese können seit einigen Wochen ungestört jeden Samstag ihre Verschwörungsmythen in der Innenstadt verbreiten.

Auch nach Berlin zu den Coronademos am 01.08.2020 und am 29.08.2020 reisten Menschen aus Bochum an. Es hielten zu beiden Anlässen Busse in Bochum, die von Randolph Hopp gechartert wurden. Hopp kommt aus Gelsenkirchen und organisierte dort Kundgebungen und Autokorsos gegen die Corona Maßnahmen. Der gelernte Schaufensterdekorateur ist zeitgleich Vermieter und lässt seine Mieter bei Mängeln mit diesen allein.

Randolph Hopp Organisator von Coronademos in Gelsenkirchen

Business as usual – die NPD Bochum/Wattenscheid
Wie bereits in den vergangenen Antifa Reports erwähnt, versucht die Bochumer NPD den Neubau einer Moschee an der Castroper Straße für ihre Zwecke zu nutzen. Seit 2019 finden regelmäßig Infostände und Flugblattaktionen zu diesem Thema statt. Auch zur anstehenden Kommunalwahl möchte die lokale NPD mit diesem Thema punkten.
Zu Beginn der Covid-19 Pandemie, versuchte die NPD um Claus Cremer auf Trends aufzuspringen. So bestückten sie Gabenzäune mit Lebensmitteln und ihrer Propaganda. Weiterhin verteilte die NPD im Rahmen ihrer Infostände Gesichtsmasken an Passant*innen, um nur wenige Wochen später gegen die Corona Maßnahmen und Gesichtsmasken spazieren zu gehen. Den Wahlkampf geht die NPD in diesem Jahr stärker an, als die Jahre zuvor. Das liegt maßgeblich daran, dass Cremer es schaffte eine handvoll Leute für sich zu gewinnen, die bereit sind, für ihn Wahlkampf zu betreiben. Ob dies letztendlich für den erneuten Einzug in den Rat reichen wird, bleibt abzuwarten. Bei einer ählichen Stimmenbeteiligung, wie bei der Europawahl im letzten Jahr wird die NPD es nicht schaffen.

Im folgenden möchten wir kurz die Kandidat*innen der NPD vorstellen:

Ariane Meise

NPD v. l. n. r.: Claus Cremer, Ariane Meise, Dennis Blömer, weiterer Neonazi bei Wahlkampfstand 2014 in Altenbochum

Ein wenig überraschend kandidiert Ariane Meise für die Wahl zur Oberbürgermeisterin. Überraschend, da sie eigentlich nicht aus Bochum kommt, sondern wohnhaft in Lohmar ist. Meise ist Rechtsanwältin und versuchte zweimal für die NPD in das Europaparlament einzuziehen. Die Bochumer NPD unterstütze sie bereits bei vorherigen Wahlen u.a. bei der Kommunalwahl 2014, als sie im Stadtteil Altenbochum einen Stand durchführte. Auch im vergangenen Jahr unterstütze sie Claus Cremer beim lokalen Wahlkampf und nahm an einer Blitz-Kundgebung im Mai 2019 vor dem Bochumer HBF teil.

 

Claus Gerd Cremer

Claus Cremer – NPD Bochum

Cremer (Wahlbezirk 21 Günnigfeld/Südfeldmark) ist seit Ende der 90er Jahre Teil der organisierten Neonazi Szene. Unrühmliche Bekanntheit erlangte der junge Cremer, als er sich im Jahr *200 *eigenständig zum Landesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten (JN) ernannte. Er galt lange Zeit als Bindeglied zwischen den damals noch häufiger auftretenden „Freien Kameradschaften“ und den Parteinazis der NPD. Im Jahr 2008 übernahm Cremer den Vorsitz der lokalen NPD durch die Zusammenlegung der Kreisverbände Bochum und Wattenscheid. Zuvor wurde der Kreisverband Bochum durch Karsten Römhild geleitet. Im selben Jahr wurde Cremer auch Landesvorsitzender der NPD NRW, die seitdem auf Landesebene kaum etwas zu Stande bekommt.
Für die NPD sitzt Cremer seit dem Jahr 2009 im Rat der Stadt Bochum. Seit 2016 ist er zudem der Geschäftsführer der Ratsgruppe Die Rechte/NPD in Dortmund. Unter seiner Führung musste die NPD in NRW zwei Finanzskandale erleiden, welche u.a. auch zum Verlust der langjährigen NPD Zentrale in Wattenscheid Günnigfeld führte.
Auf lokaler Ebene schafft es Cremer immer wieder Leute zu rekrutieren, die ihm auf lange Sicht schaden. Erinnert sei hier an André Zimmer, Christian Schemm oder Dennis Bruglemanns. Dabei muss aber auch erwähnt werden, dass Cremer sich nie Leute ins Boot holt, die seine Position auf lokaler Ebene gefährden könnten. weiterhin tritt Cremer in diesem Jahr für das Ruhrparlament an.

Daniela Wegener

Daniela Wegener bei Kundgebung gegen „linke Gewalt“ in Wattenscheid 17.06.10

Daniela Wegener (Wahlkreis 24 Wat-West/Leithe) tritt, wenig überraschend, ebenfalls für die NPD an. Sie ist die Lebensgefährtin von Claus Cremer und seit den 90ern in der Neonaziszene aktiv. Wegener kommt ursprünglich aus der Kameradschaftsszene und war lange die Kameradschaftsführerin der Neonaziszene im Hochsauerlandkreis. In den letzten 10 Jahren gab es kaum Anlässe, bei denen sich Wegener hat blicken lassen. In den 00er Jahren meldete sie noch Demonstrationen an und hielt Redebeiträge bei Großevents der bundesdeutschen Neonazisszene. Sie galt jahrelang als eine Führungsperson der nordrheinwestfälischen Neonazis und pflegte beste Kontakte zu anderen Kadern in der Region.
Ende der 00er Jahre versuchte sie sich mit einem Catering Service selbstständig zu machen und sorgte bei Demonstrationen mit einer „Gulaschkanone“ für Verpflegung , so zum Beispiel am 28.10.2008 bei einem NPD Aufmarsch in Bochum. Ihr letzter öffentlicher Auftritt war im Jahr 2010. Sie meldete damals eine Mahnwache gegen linke Gewalt in Wattenscheid an. Grund war ein Krankenhausaufenthalt ihres Gatten. Im Juli 2011 wurde sie zudem Vorsitzende der HNG (Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige), für die sie u.a. den Prozess gegen Andre Zimmer im selben Jahr beobachtete. Die HNG wurde im September 2011 verboten.

Francis Marin

Francis Marin – NPD Bochum

Francis Marin (Wahlkreis 15 Goldhamme/Stahlhausen) war bevor er bei der NPD landete Mitglied und Kandidat der extrem rechten Partei Pro NRW. 2013 sammelten Marin und sein damaliger Vorsitzende, der verstorbene Hans-Joachim Adler, unter dem Vorwand Vertreter der Stadt Bochum zu sein, Unterschriften für ihre Partei. Nach der Kommunalwahl 2014 distanzierte sich Marin von seinen Umtrieben und gab an, dass er mit Geld gelockt worden sei und sich von den Inhalten von Pro NRW distanziere. In den darauf folgenden Jahren war Marin im Wohnungslosen und Drogen Milieu unterwegs. Dies änderte sich dann mit dem Tod von Hans Joachim Adler, denn Marin war die Person, die für diesen in den Rat nachrücken sollte. Somit wurde Marin Ratsherr. Es liegt nahe, dass Cremer schnell den Kontakt zu Marin suchte, um eine Ratsgruppe initieren zu können. Fest steht, dass seit April 2018 die NPD verstärkt Infostände und Flugblattaktionen durchführt, was u.a. an der enstandenen Ratsgruppe liegt.

Marco vom Brocke

Marco vom Brocke – NPD Bochum

Eine weitere Person die seit 2018 für die NPD auf die Straße geht und nun auch im Rahmen der Kommunalwahl kandidiert ist Marco vom Brocke (Wahlkreis 43 Langendreer Nord/Ümmingen). Auch er ist bei nahezu allen Aktionen der NPD anwesend. Hinzu kommt, dass er ein Verhältnis zu Shauna Charis Seidel aus Herne hat, die seit einem halben Jahr auch zum Umfeld der NPD zählt.

 

Andre Lojewski

Andre Lojewski – NPD Bochum

Seit Ende 2019 ist Andre Lojewski (Wahlkreise 31 Bergen/Hiltrop) aus Wattenscheid Teil der Bochumer NPD. So nahm er bereits im November 2019 am Heldengedenken im Stadteil Eppendorf teil. Hinzu kommt seine rege Teilnahme an Infoständen der extrem rechten Partei. Als die Bochumer NPD am 11.05.2020 am Spaziergang der Corona Leugner*innen teilnam, war Lojewksi ebenfalls Teil der Belegschaft. So reiste er zusammen mit Cremer ab.

 

Tim Heiber

Tim Heiber – NPD Bochum

Mit Tim Heiber (Wahlkreis 62) hat die NPD, neben Andre Lojewski, eine weitere Person auf der Reserveliste, die sie im Vorfeld der Kommunalwahl auf Facebook ankündigte. Heiber ist bisher bei Infoständen in Erscheinung getreten und wurde als Mann für Weitmar Mitte vorgestellt.

 

 

 

Sandra und Robert Bischoff

Robert und Sandra Bischoff bei NPD Kundgebung am 18.05.19 in Bochum

Sandra Bischoff (WK 23 Wat Mitte/Ost) und Robert Bischoff (Wahlkreis 32 Voede/Harpen) tauchen seit 2018 in Bochum bei Naziveranstaltungen auf. So sind sie gelegentlich anwesend wenn die NPD Stände im Bochumer Nordosten durchführt. Ebenfalls waren beide anwesend, als die NPD im Mai 2019 eine Kundgebung vor dem Bochumer Hauptbahnhof durchführte. Robert Bischoff war bereits ein Jahr zuvor an selbiger Stelle anwesend, als unter dem Motto „Europa Erwache“ Dortmunder Neonazis in Kooperation mit der lokalen NPD eine Kundgebung abhielten.

 

 

Markus Schumacher

Markus Schumacher – NPD Bochum

Getreu dem Motto „Totgeglaubte leben länger“ hat es Markus Schumacher (Wahlkreis 16 Hamme/Hordel) erneut geschafft für die NPD zur Kommunalwahl anzutreten. Vor ca. 10 Jahren gehörte Schumacher zum festen Kern der Bochumer Neonaziszene. Er organisierte zusammen mit seiner rechten Hand Andre Zimmer diverse Infostände und Kundgebungen. Im Jahr 2004 zog er sogar für die NPD in den Rat der Stadt Hattingen. Seit ca. 6 Jahren ist von Schumacher bei organisierten Naziaktivitäten nichts zu sehen. Zuletzt machte er auf sich aufmerksam, als er am 01.02.2014 unter dem Label „Kameradschaft Volkssturm Deutschland“ zu einer Kundgebung vor der Geflüchtetenunterkunft in der Wohlfahrtstraße aufrief.

Weitere Kandidat*innen der NPD findet ihr hier.

Die Alternative für Deutschland (AfD) in Bochum
Ein größeres Problem stellt sicherlich die Alternative für Deutschalnd (AfD) dar. Nach den Entwicklungen der letzten Jahre kann davon ausgegangen werden, dass die AfD in Fraktionsstärke in den Rat der Stadt Bochum einzieht. Alles andere ist zwar sicherlich wünschenswert, wäre aber eher eine Überraschung. Der Bochumer Kreisverband der AfD steht im dauerhaften Clinch mit dem Rest der NRW AfD. Maßgeblich beteiligt ist die Familie Demolsky. Inhaltlich ging es um den „Flügel“. Eine positve Erwähnung sollte der verhinderte Kreisparteitag der AfD in Bochum Dahlhausen erhalten. Wir konnten am 26.Juni der AfD die Räumlichkeiten für ihren Kreisparteitag streitig machen, indem wir darüber berichteten und Protest ankündigten. Für die Zukunft wäre es wünschenswert, wenn wir der AfD weitere Räume nehmen könnten.
Um mehr zur Bochumer AfD zu erfahren, besucht die Seite afd-watch-bochum.net

Nichtsdestotrotz möchten wir an dieser Stelle ein paar Kandidat*innen der AfD Bochum vorstellen:

Wolfgang Demolsky und Gabriele Walger-Demolsky
Das Ehepaar Demolsky ist seit Gründung des Bochumer Kreisverbands bei der AfD. Wolfgang Demolsky gehört in sozialen Netzwerken zu denjenigen, die immer wieder Richtungskämpfe austragen und mit anderen Parteimitgliedern in Konflikt gerät. Maßgeblich geht es dabei um die Ausrichtung der Partei. Des Weiteren präsentiert er sich auf seinem Facebook Profil als stolzer Waffenbesitzer. Demolsky selbst hatte ein Dentallabor in der Bochumer Innenstadt. Bereits sein Vater, Günther Demolsky, war nach 1949 Landesgeschäftsführer der Sozialistischen Reichpartei, welche sich in Tradition der NSDAP verstand und 1952 verboten wurde. 1992 wurde eine weitere Gruppierung verboten, die der Vater angehörte: der Freundeskreis Freiheit für Deutschland. Günther Demolsky musste sich 1991 vor Gericht verantworten, da 1989 Flugblätter des Freundeskreis auftauchten, in denen der Holocast geleugnet wurde. Wolfgang Demolsky ist hingegen der Meinung , dass sich sein Vater für „unser Deutschland aufgerieben und geopfert“ habe. Seine Frau Gabriele Walger Demolsky sitzt im Landtag für die AfD.

Christian Loose

Christian Loose – AfD Bochum

Christian Loose (Wahlkreis 44 Langendreer West) ist seit 2013 bei der AfD und hat seit dem jeden Kurs mitgemacht. Loose sitzt seit 2014 im Rat der Stadt Bochum und ist für RWE tätig. Während der Klimaproteste im Hambacher Forst fiel er auf, indem er vor Ort die Klimaaktivist*innen provozierte.

 

 

Dirk Dören
Eine weitere Person, die für die AfD kandidiert, ist Dirk Dören (Wahlkreis 17 Riemke). Dören findet in unserem Report Erwähnung, da er seit einigen Jahren in rechten und rechtsoffenen Kreisen verkehrt. So fällt sein Name als auch der Name seines Bruders, Mark Doeren, seit 10 Jahren in Leaks von rechten Versänden auf. Ebenfalls unterhalten er und sein Bruder Mark Dören auf Instagram Kontakt zum Bochumer Hammerskin Stefan Held. Dören, der vor über zehn Jahren im Sozialen Netzwerk Studi VZ einen gekreuzten Skinhead als Profilbild wählte, scheint somit Kontakte zu klandestin organisierten Skinhead Strukturen zu pflegen. Sein Bruder Mark Dören ist Member der „Road Crew“. Die Road Crew ist die Supporter Gruppe der rechtsoffenen bis rechten Skinhead Band Barking Dogs. In Bochum sind die Member der Road Crew eng verwoben mit einem Fanclub des VfL Bochum, der ehemals 3. Mannschaft von Germania Bochum West und einer rechten Hobby Fußballmannschaft aus den 00er Jahren mit dem Namen „Tattoo Soccer 88“. Hinzu kommt, dass Mark Dören im Frühjahr 2019 dazu aufrief „Hausbesuche“ in Bochum durchzuführen, nachdem er auf Facebook postete, dass einem ihm Bekannten in Bochum der Pullover des rechten Kampfsportevents „Kampf der Nibelungen“ abhanden gekommen ist. Unter selbigem Posting kommentierte auch Christian Krampitz.

Christian Krampitz

Christian Krampitz – AfD Bochum/Brigade Bochum

Christian Krampitz (Wahlkreis 42 Werne) war bereits im Jahr 2014 Mitglied der rechten Hooligan Gruppe Brigade Bochum. Die Brigade Bochum war u.a. an der Organisatiuon der HoGeSa Demonstration in Köln im Jahr 2014 beteiligt. Damals randalierten mehrere tausend rechte Hooligans und Nazis in der Kölner Innenstadt.

 

 

 

Weitere Kandidat*innen der Afd findet ihr hier.

Exkurs: Die FDP auf Kuschelkurs mit der AfD
Eine andere Partei, die im Berichtszeitraum auf sich aufmerksam machte, war die FDP. Nachdem Anfang des Jahres Thomas Kemmerich in Thüringen mit Hilfe der AfD zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, machte sich auch in Bochum Unmut breit. Antifaschist*innen demonstrierten bei einer Veranstaltung der FDP vor deren Räumlichkeiten in der Ehrenfelder Straße. Die Lokalpolitiker verbarrikadierten sich hinter einem Metalltor und riefen die Polizei hinzu. Der kleine Protest wurde im Nachhinein fast schon zu einer Randale umgeschrieben. Zu den Vorwürfen, dass der Bochumer FDP Politiker und MdB Olaf in der Beek über seine Landsmannschaft auch Kontakte zu AfD Politker*innen pflegt, wurde sich nicht wirklich geäußert. Bereits als im Jahr 2018 der Identitäre Bastian Hans geoutet wurde, der ebenfalls Mitglied dieser Landsmannschaft war bzw. eventuell noch ist, ließ der FDP MdB auf eine Stellungnahme warten. Zum jetzigen Wahlkampf legte der lokale FDP Nachwuchs in Person von Leon Beck nach. In einem Werbevideo knibbelt er Antifa Aufkleber ab und beschwert sich in bester IB-Manier über einen vermeintlich linken Zeitgeist.

Blick in die Nachbarstadt

Ebenfalls in den Berichtszeitraum fällt die Recherche zu den „Ultras Herne“. Diese waren auch schon Teil des letzten Antifa Report, haben sich jedoch nach dem öffentlich entstandenen Druck aufgelöst. Dass heißt jedoch nicht, dass es nun ruhig in Herne geworden ist. So besteht bei Westfalia Herne weiterhin die Gruppe Division Herne. Die rechten Strukturen, die sich durch die Spaziergänge der rechten Bürgerwehr offenbarten, sind weiterhin vorhanden. Zwei Personen, die ebenfalls einen Bezug zu den Ultras Herne, als auch zu der rechten Bürgerwehr haben, sind Alexander Lehmann aus Witten und der bereits erwähnte Bastian Hans aus Bochum. Beide reisten Ende August zu der sogenannten „Hygienedemo“ nach Berlin. Dort waren sie mit der Gruppe rund um den rechten Rapper Christian A. Zloch aka. Chris Ares und Kai Naggert aka. Prototyp NDS unterwegs. Letzte wurden dabei gefilmt, wie sie Polizeiabsperrungen attackierten. Eine weitere Person, die im Dienste der Identitären Bewegung nach Berlin fuhr, ist Silas Wehren. Wehren ist anfang des Jahres in einem Rapvideo von Kai Naggert erschienen. Dort zerschlägt er ein Bierfass mit einer Axt. Weiterhin führt er in NRW Infostände der Identitären Bewegung durch. Normalerweise hätten wir wenig Interesse über die besagte Person zu berichten, wenn er nicht auch etwas mit Bochum zu tun hätte. Wehren war vor rund 10 Jahren in linken und antifaschistischen Gruppen aktiv. Er war u.A. Mitglied der Gruppe „Zusammen Kämpfen Duisburg“. Als Mitglied dieser Grupppe war er auch auf Demonstrationen in Bochum, so z.B. im Jahr 2010 auf der Demonstration in Gedenken an Josef Anton Gera. Nach der Auflösung der Gruppe ZK Duisburg, einem stationären Aufenthalt in einer Klinik und einer zwischenzeitlichen Residenz in der Dortmunder Nordstadt, schloss er sich der Identitären Bewegung an.

Der Endspurt
Nachdem der Wahlkampf aus antifaschistischer Sicht zufriedenstellend begann, nimmt in den vergangenen Tagen die rechte Propaganda in der Stadt massiv zu. Wir rufen alle dazu auf, in der letzten Woche vor der Kommunalwahl am 13.09.2020 nochmal aktiv zu werden. Sowohl bezüglich des Beseitigens von rechter Propaganda, als auch in Form von spontanen Protestaktionen. Positiv bewerten wir den spontanen Protest gegen eine Kundgebung der NPD am 01.09.2020. Rund 50 Antifaschist*innen und Passant*innen versüßten u.a. den Neonazis Claus Cremer, Francis Marin, Marco vom Brocke, Melanie Händelkes und Detlef Fergee den Tag. Wir hoffen auf ähnliche Bilder in den nächsten Tagen.

Antifaschistische Linke Bochum,
September 2020

Terminhinweise:
12.09.: Vorabenddemo in Bochum zur Kommunalwahl 2020, 18:00Uhr Kurt-Schumacher-Platz
13.09.: Gedenken an die Bochumer Widerstandskämpfer*innen, 11:00Uhr Friedhof Freigrafendamm

AfD Kreisparteitag in Dahlhausen abgesagt

Pressemitteilung vom 26.06.2020: AfD Kreisparteitag in Dahlhausen abgesagt

Absage des AfD Kreisparteitag in Bochum am 26.06.2020

Heute sollte sich ab 17:30 Uhr der Kreisverband der Alternativen für Deutschland (kurz: AfD) in den Räumlichkeiten des Gasthof Henrichsbauer in Bochum Dahlhausen einfinden. Dort sollte der Kreisparteitag vor der Kommunalwahlen im September stattfinden.

Bochumer Antifaschist*innen kündigten in der Nacht zuvor Proteste an und riefen die Betreiber*innen der Lokalität dazu auf, ihr Vorhaben, die AfD zu beherbergen, nochmals zu überdenken. “Wir begrüßen das Vorgehen des Gasthof Henrichsbauer der AfD die Räumlichkeiten abgesagt zu haben,” so Clara Fischer von der Antifaschistischen Linken Bochum. “Leider distanzieren sich die Betreiber*innen in ihrer Absage nicht von der AfD, vielmehr wird der Gegenprotest als Gefahr dargestellt,” so Fischer weiter. Das Problem ist nämlich nicht gegen die AfD zu protestieren, sondern vielmehr rassistischen Hetzer*innen Räume zu überlassen. In einer gesellschaftlichen Stimmungslage, wo extrem rechte Einstellungen salonfähig werden und in Morden wie zuletzt in Hanau münden, gilt es als unverantwortlich Räume einer Partei wie der AfD zur Verfügung zu stellen.

Trotz der Absage wollen wir die Lokalität in Dahlhausen, als auch die Räumlichkeiten der AfD in der Bochumer Innenstadt, heute im Auge behalten, um gegebenfalls spontanen Proteste zu ermöglichen.

Antifaschistsische Linke Bochum

Info gegen Verschwörungsmythen – Das System ist gemein, aber nicht geheim

Seit vier Wochen trifft sich nun jeden Samstag eine Gruppe aus Verschwörungstheoretiker*innen, Impfgegner*innen, Corona-Leugner*innen und anderen Realitätsfernen in der Bochumer Innenstadt. Nach dreimaligen Gastspiel am Husemannplatz wurde die Kundgebung am vergangenen Samstag (30.05.2020) aufgrund von Bauarbeiten auf den Rathausvorplatz verlegt. Ein deutlich schlechterer Platz um verschwörungstheoretische Mythen zu verbreiten, denn die sowieso schon kaum interessierten Passant*innen kommen dort noch seltener vorbei.

Es hat sich bereits ein kontinuierlicher antifaschistischer Gegenprotest gebildetet, der die Veranstaltungen kritisch begleitet und sowohl mit Redebeiträgen am offenen Mikro als auch mit Transparenten oder Rufen den angeblichen Wahrheiten dieses Verschwörungsspektrums widerspricht.
Für die Veranstaltung am vergangenen Samstag wurden zudem Flyer gedruckt, die über Verschwörungsmythen und deren Gefahren informieren sollen. Um den gesundheitlichen Schutz der Leser*innen zu gewährleisten, wurden diese nicht verteilt, sondern zum selbst abreißen an Laternen oder Geländer gebunden.

Der Flyer hatte folgenden Inhalt:

 

Info gegen Verschwörungsmythen


Seit einiger Zeit sammeln sich jeden Samstag auch in Bochums Innenstadt vermeintliche “Verteidiger*innen der Freiheit“. Durchaus lässt sich die Verhältnismäßigkeit einiger Maßnahmen zum Eindämmen der Coronapandemie kritisch hinterfragen, seien es Kontaktverbote und Ausgangssperren, eine zunehmend autoritär auftretende Polizei oder unklar formulierte Auflagen – die Coronakrise offenbart allen Bürger*innen wie repressiv dieser Staat sein kann.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass einige andere Maßnahmen nicht dringend erforderlich sind, um eine weitere Verbreitung des Virus zu stoppen und Menschenleben zu retten. Solidarisches Handeln ist in den Fokus gerückt, es wurden Gabenzäune initiiert, Einkaufshilfen werden angeboten und der Mundschutz wird auch im öffentlichen Raum getragen um andere Menschen zu schützen. Schutz, den die Teilnehmer*innen nicht bereit sind zu gewährleisten.


Das Konzept der gesamten Veranstaltung ist sowohl für Veranstalter*innen, als auch für
Teilnehmende gefährlich und aus folgenden Gründen zu verurteilen:


– Das Missachten von Abstands- und Hygieneregeln
– Verzicht auf Mund- und Nasenschutz
– Ein offenes Mikro an dem alle Menschen ihre Redebeiträge halten können
– Die Teilnehmer*innen bewegen sich ohne Mundschutz im Gegenprotest umher und suchen die Diskussion


Dieses Verhalten hebt die Ignoranz für die gegenwärtige Situation noch einmal hervor. Es unterstreicht auch welche gesundheitlichen Risiken für Passant*innen von der Veranstaltung ausgehen.
Doch nicht nur das Auftreten dieser Kundgebung ist bedenklich, auch ihre Inhalte sind widersprüchlich, teils schlichtweg falsch oder zu kurz gedacht und verkennen wahre gesellschaftliche Probleme. Geprägt sind diese Inhalte von verschwörungstheoretischen Ansätzen und persönlichen Ängsten der Redner*innen.
Hier wird ohne jegliche Quellenangaben über das Implantieren von Chips beim Impfen, die Stärkung des Immunsystems durch Viren und von Sport und gesunder Ernährung als ausreichendem Coronaschutz gesprochen. Ebenso Anklang finden den Holocaust relativierende Aussagen und antisemitische Konstrukte einer “geheimen politischen Elite”.
Bei einem Blick auf die Teilnehmenden verblüfft diese Nähe zur extremen Rechten keineswegs. Unteranderem traten ein Mitglied der “Herner Bürgerwehr” und “Reichsbürger” Bernd Schreiber als Redner auf. Auch im Publikum ist die Nähe zur extremen Rechten gegeben, so besuchten örtliche NPD’ler*innen die Kundgebung.
Als besonders gefährlich sehen wir ein stetiges Applaudieren und unkritisches Übernehmen des Gesagten. Durch die fehlende Abgrenzung und Ausgrenzung von extrem rechtem Gedankengut und anderer menschenverachtender Aussagen, verschwimmt hier die Trennlinie zwischen „freiheitsliebenden Bürgerinnen“ und organisierten Rechten stark. Ein Differenzieren und kritisches Hinterfragen der Redebeiträge ist nicht zu erwarten und somit die gesamte Veranstaltung als Sammelbecken sich bedroht fühlender Menschen, mit teils gefährlichen Ansichten, zu sehen.
Kritisches Hinterfragen staatlicher Restriktionen und gesellschaftlicher Ordnung ist wünschenswert, jedoch nicht in dieser Form. Denkt nach, aber macht es euch nicht zu einfach. Das System ist gemein, aber nicht geheim.

 

Des Weiteren tauchten am Veranstaltungsort weitere Flyer auf, die darauf aufmerksam machen, dass bei den verschwörungstheoretischen Kundgebungen ebenfalls Reichsbürger*innen und Neonazis anwesend waren.
An dieser Stelle möchten wir den gefundenen Flyer dokumentieren:

Dem können wir uns nur anschließen:

Nie wieder Faschismus!

 

Antifa 4630