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Bochumer Neonazis bei „Trauermarsch“ für Siegfried „SS Siggi“ Borchardt

Traueveranstaltung für Siegfried „SS Siggi“ Borchardt am 09.10.2021 in Dortmund Foto: DapDo

Am vergangenen Samstag, den 09.10.2021, fand ein Trauermarsch für Siegfried „SS Siggi“ Borchardt in Dortmund statt. Borchardt starb am 03.10.2021 an einer Thrombose. Auch Bochumer Neonazis nahmen an dem sogenannten „Trauermarsch“ für Borchardt teil. An dieser Stelle möchten wir kurz die anwesenden Neonazis aus Bochum und diese die einen Bezug zu Bochum haben dokumentieren. Die Fotos stammen hierbei aus öffentlichen Quellen.

Neben Claus Cremer, dem Landesvorsitzenden der NPD NRW, nahm auch nach langer Zeit seine Lebensgefährtin Daniela Wegener an der Trauerveranstaltung teil. Wegener sitzt seit einigen Jahren im Rollstuhl und wurde das letzte Mal 2010 auf einer Neonazi Demonstration gesichtet. Damals meldete sie in Wattenscheid eine Kundgebung gegen „Linke Gewalt“ an, nachdem ihr Lebensgefährte Cremer einige Tage ins Krankenhaus musste. Wegener selbst galt um die Jahrtausendwende als eine führende Aktivistin der neonazistischen Szene in NRW. Sie war lange Zeit Kameradschaftsführerin im Sauerland. 2011 wurde sie unteranderem Vorsitzende der Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige (HNG), ehe diese im selben Jahr verboten wurde. Sie tritt weiterhin auf Listen der NPD NRW bei Landtags- und Kommunalwahlen an.

Auch Karsten Römhild von der NPD Bochum, hat sich nach längerer Zeit wieder auf einer Demonstration der regionalen Naziszene blicken lassen. Römhild der seit Jahren im Bochumer Ehrenfeld lebt, nimmt nur noch eher sporadisch an Veranstaltungen der extremen Rechten teil. So war er Teilnehmer des Heldengedenkens der NPD Bochum/Wattenscheid im vergangenen November in Wattenscheid Günnigfeld.

Mit Stefan Held nahm zudem ein Bochumer Hammerskin an der Gedenkveranstaltung für Siegfried Borchardt teil. Begleitet wurde er von seiner Ehefrau Marina Held/Liszczewski. Beide leben in Bochum Langendreer. Stefan Held musste sich nach der Veröffentlichung zu den Hammerskins vor wenigen Monaten etwas umorientieren, nachdem sich sein Geschäftspartner und Zahntechnikerkollege von ihm trennte. Marina Held damals noch Liszczweski verlor vor wenigen Jahren ihren Job, nachdem bekannt wurde, dass sie für die Schufa in Bochum arbeitet.

Ebenfalls an der Veranstaltung nahm Marnie Wachmann aus Bochum Altenbochum teil. Sie wurde hierbei von Andre Fuhr begleitet, der der beim Kampf der Nibelungen als Kämpfer antrat und zu den Gruppierungen „Tremonia Kollektiv“ und „Hooligans Dortmund“ angehört.

Ein weiterer Neonazis, der einen Bezug zu Bochum aufweist, ist Pascal Seifert. Dieser müsste nach unserem Kenntnisstand im offenen Vollzug der JVA Bielefeld Senne einsitzen. Bereits zuvor nutzte er seinen Ausgang um an Wochenenden an neonazistischen Demonstrationen teilzunehmen. Erst vor wenigen Tagen wurden bei Twitter Sprachnachrichten veröffentlicht, in denen Holocaust leugnet/relativiert und offen Gewalt androht.

Falls in den kommenden Tagen noch weitere Bilderstrecken veröffentlicht werden und sich ergibt, dass weitere Bochumer Neonazis an der Demonstration teilgenommen haben, werden wir dies an dieser Stelle aktualisieren.

 

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2021

Antifa Report Herbst 2018

Antifa Report Herbst 2018

Bevor wir uns in diesem Antifa Report mit den Nazis und Rassist*innen aus Bochum beschäftigen, gehen wir kurz auf eine Veranstaltung ein, die uns selbst positiv in Erinnerung geblieben ist.

Am 09.09.2018, dem Tag der Opfer des Faschismus, gedachten Antifaschist*innen den Bochumer Widerstandskämpfer*innen auf dem Zentralfriedhof. Rund 30 Menschen fanden sich dazu am Vormittag am Haupteingang des Friedhofs am Freigrafendamm in Altenbochum ein, um gemeinsam zum Denkmal der Widerstandskämpfer*innen auf dem Ehrenrundplatz zu gehen.

Justice pour Clément, Friedhof Freigrafendamm 2018

Aufgerufen zum Gedenken hat wie jedes Jahr die VVNBDA Bochum. Doch anders als die Jahre zuvor nahmen auch viele jüngere Genoss*innen an der Veranstaltung teil. Neben dem Apell an die Anwesenden eine solidarische antifaschistische Praxis über etwaige inhaltliche Differenzen hinweg zu fördern, entstand auch ein gemeinsames Foto in Gedenken an Clément Meric, dessen Mörder Anfang September in Paris vor Gericht standen. Wir greifen an dieser Stelle dieses Gedenken erneut auf, um hinsichtlich der aktuellen gesellschaftlichen Situation und im konkreten der lokalen Naziaktivitäten in Bochum daran zu erinnern, dass wir nur gemeinsam, geschlossen und solidarisch uns diesen entgegenstellen müssen und werden!

Zwei Ortsgruppenleiter der Identitären

Falk Schakolat – Identitäre Bewegung Bochum

Nachdem es, wie bereits aus dem letzten Antifa Report hervorging, rund um die Identitären aus Bochum ziemlich ruhig wurde, erhielten diese im September erneut etwas Aufmerksamkeit, über die sich insbesondere ein Identitärer ganz und garnicht freute. So wurde zunächst in Bochum Hamme der neue Ortsgruppenleiter der Identitären Bewegung in Bochum geoutet. Dabei handelt es sich um Falk Schakolat, der zuvor nur anonym rassistische Hetze über seinen Youtube Kanal verbreitete. Dort trat er unter dem Pseudonym Tanathan über den Kanal Menschenverstandsradikalismus auf. Unweit von seinem Wohnhaus in der Eickeler Straße 15, arbeitete er zudem als Nachtwächter an einer Tankstelle. Dieser Job wurde ihm aufgrund seiner menschenverachtenden Ideen und Aktivitäten konsequent gekündigt. Später erschien auf der Plattform Youtube ein Video mit ihm und Martin Sellner (Kopf der Identitären in Österreich) in dem er sich in weinerlicher Manier über sein Outing ausließ.

Bastian Hans auf Nazidemonstration am 18.08.18 in Köln II

Kurz darauf kam es in der Bochumer Hustadt zu einem weiteren Outing. Dabei traf es den Ortgruppenleiter der Münsteraner Identitären. Dieser lebte bis zu seinem Outing in der Hustadt und studiert dort an der Hochschule Bochum Wirtschaftsingenieurwesen. Nach seinem Outing verschwand sein Name vom Klingelschild an der Eingangstür, sodass er verzogen zu sein scheint. Da er aber immer noch Kampfsport bei Lanna Martial Arts an der Bochumer Krümmede trainiert, ist davon auszugehen, dass er immer noch in Bochum lebt.

Als kleine Trotzreaktion auf die Outings sehen wir die Plakataktion, die Identitäre im Vorfeld zur Bochumer Seebrückendemonstration durchführten. Diese Plakataktion führten sie am 06.10. gegen 07:00 Uhr morgens am Dr. Ruer-Platz durch, wo die Abschlusskundgebung der antirassistischen Demonstration stattfinden sollte. Jedoch machten die Identitären die Rechnung nicht mit den Ordner*innen des DGB, vor denen sie erschrocken die Beine in die Hand nehmen mussten. Die rassistischen Plakate waren 15 Minuten später komplett entfernt.

Der Blick in die Nachbarstadt (Teil II)

Eine weitere Reaktion auf die Outings in Bochum stellte zudem die „IB-Zone“ der Identiären am 13.10.2018 in Duisburg dar, an der auch die zuvor geouteten Schakolat und Hans teilnahmen. Das Konzept der „IB-Zone“ wendeten Identitäre bereits in Süddeutschland und Österreich an. Im Großen und Ganzen handelt es sich hierbei um einen etwas größeren Informationsstand. Die Erkenntnis, die man aus der „IB-Zone“ in Duisburg ziehen kann ist, dass die Identitären für eine solche Aktion NRW-weit mobilisieren müssen, da die Personaldecke doch überschaubar geworden ist. Außerdem führen sie die sogenannten “IB-Zonen” nur mit einer großen Personenanzahl durch, da sie mit Störungen rechnen. Weiterhin verfestigte sich der Eindruck, dass die aktiven Akteur*innen der Identitären in den letzten Monaten aus dem Raum Essen / Duisburg kommen. Bereits bei einer “geheimen” Banneraktion am 29.09. in Witten, die vorab aufflog, taten sich vor allem Essener Rassist*innen als Initiator*innen hervor. Das von der IB gehisste Banner landete sehr zügig in den Händen Wittener Antifaschist*innen, welche den Lappen zu antirassistischen Mobizwecken nutzten. Als Akteur aus Essen ist erneut Marius König zu nennen, der bereits im letzten Antifa Report benannt wurde. Hinzu kommt, dass Melanie Schmitz aus Halle zurück nach Essen gezogen ist. Sie war sowohl bei dem Bannnerdrop in Witten, als auch bei der „IB-Zone“ in Duisburg anwesend. Bei Melanie Schmitz und Marius König handelt es sich momentan um ein Paar.

Aktivitäten der Bochumer Identitären und ein FDP Abgeordneter
Wie bereits aus den Vorjahren bekannt, geben sich die Identitären in der kälteren Jahreszeit gegenüber weißen Menschen gerne spendabel. So verteilten sie laut eigenen Angaben in „Bochum und Essen“ Nahrungsmittel und warme Kleidung an Bedürftige. Auf den von den IBs ins Netz gestellten Bildern kann man gut Bastian Hans erkennen.

Bastian Hans am 11.11.2018

Weiterhin interessant bezüglich Hans ist, dass er Mitglied in der Burschenschaft „Landsmannschaft Ubia Brunsviga Palaeomarchia im Coburger Convent zu Bochum“ ist, welche unter anderem enge Kontakte zu dem FDP Bundestagsabgeordneten Olaf in der Beek pflegt.

Screenshot der Burschenschaftsseite vom 18.09.2018

Nach dem bereits genannten Outing verschwand der Name von Bastian Hans von der Internetseite der Burschenschaft. Am 18.11. riefen die Identitären in Bonn zu einer Kundgebung auf. Unter ihnen waren ebenfalls Bastian Hans und Falk Schakolat aus Bochum. Beide waren an der Organisation der Kundgebung beteiligt. Hans als Ordner, der durch cooles Gepose und peinlichen Gesten den Gegenprotest einschüchtern wollte. Schakolat hingegen war für den Aufbau der Technik verantwortlich.

Eine weitere Aktion führten die Bochumer Identitären am 21.11. im Bochumer Westpark aus. Auch hier befestigten sie kleine Plakate, die nach kurzer Zeit ihren Weg in Richtung Altpapier fanden.

Regelmäßige Aktionen der NPD im Raum Bochum
Dass die NPD seit diesem Jahr wieder aktiver ist, wurde bereits im letzten Report mitgeteilt. Weshalb dies so sein könnte, wurde ebenfalls beleuchtet. In diesem Teil werden wir die Aktionen und Aktivitäten zusammenfassen. Verteilaktionen fanden in folgeden Stadtteilen statt:

– 15.09.2018: Verteilaktion der „Deutschen Stimme“ in Günnigfeld und Hordel.
– 18.09.2018: Verteilaktion der „Deutschen Stimme“ in Linden
– 27.09.2018: Verteilaktion der „Deutschen Stimme“ in Linden und Dahlhausen
– 01.10.2018: angebliche Verteilaktion (über den Stadtteil machte die NPD keine Angaben)
– 18.10.2018: Verteilaktion in Wattenscheid-Höntrop
– 31.10.2018: Verteilaktion in Wattenscheid-Höntrop
– 09.11.2018: Verteilaktion der Zeitschrift „Recht und Wahrheit“ in u.a. Gerthe und Ehrenfeld
– 15.11.2018: Verteilaktion in Riemke

Ebenfalls führten die Nazis erneut Infostände durch. So zum Beispiel in Bochum Linden am 25.09.2018. Hier positionierten sich die Neonazis in Linden Mitte direkt neben der Polizeiwache. Hierbei trugen sowohl Francis Marin, als auch Claus Cremer ihre Westen der sogenannten „Schutzzonen“ Kampagne. An dieser Stelle muss sich die Bochumer Polizei fragen lassen, ob sie dem Ahnden des Uniformierungsverbotes nachkommt, welches sie lauthals gegenüber der Lokalzeitung WAZ kundtat. So tätigte der Polizeisprecher Frank Lemanis in der WAZ vom 02.08. folgende Aussage: „Wir beobachten das aufmerksam. Unsere Kollegen und Kolleginnen sind informiert und sensibilisiert und werden bei entsprechenden Feststellungen einschreiten“. Dass dies nicht der Fall ist, belegt die Situation in Linden. Nach unseren Erkenntnissen schüchterte die NPD einen jungen Fotografen ein, der spontan die Situation vor Ort dokumentieren wollte. Dabei kam es auch zu einem versuchten Übergriff seitens Claus Cremer, welchen er auf den Plattformen Facebook und Instagram bestätigte. Teilgenommen am besagten Infostand haben Claus Cremer, Francis Marin, Marco vom Brocke und eine junge Frau.

Cremers Posting versuchter Übergriff in Linden 25.09.2018


Infostände, ein Nazijüngling und sogenannte Schutzzonen

Weitere Infostände fanden am 16.10 in Bochum Stiepel und 30.10. in Weitmar Mitte und in Wattenscheid Eppendorf statt. Das erste Mal seit längerer Zeit traute sich die NPD mit einem Infostand am 13.11.2018 in die Bochumer Innenstadt. All zu selbstbewusst waren sie hierbei nicht, da sie den Stand unmittelbar vor der Tür ihrer „Ratsgeschäftsstelle“ durchführten. Anwesend waren hier Francis Marin, Claus Cremer, Marco vom Brocke und der aus Düsseldorf stammende Manuel Senk. Manuel Senk ist 16 Jahre alt und verbringt momentan häufiger Zeit in Bochum. Dies liegt einerseits daran, dass seine Freundin in Wattenscheid Höntrop wohnt und er diese regelmäßig besucht und andererseits scheinen die alten Herren der NPD ihn nicht zu mobben, sowie es seine Dortmunder Kameraden in sozialen Netzwerken tun. Senk ist für zahlreiche rechte Sticker in Höntrop verantwortlich. Zudem beklebt er still und heimlich den Höntroper S-Bahnhof, wenn er nachts auf die Bahn Richtung Düsseldorf wartet. Weiterhin stellen wir uns die Frage, weshalb ein 16 Jähriger an einem Dienstagvormittag bei einem Infostand der NPD mithilft und nicht in der Schule sitzt. Diese Verknüpfung haben die Polizeibeamt*innen, die den Stand schützten, wohl nicht machen können.

Auch mit den sogenannten „Schutzzonen Patrouillen“ machten die Nazis weiter. So liefen sie am 17.10.2018 durch den Bochumer Stadtpark. In der Nacht vom 29. auf den 30.10. führten sie PKW-Patrouillen durch. Hier beteiligte sich auch erneut unser alter “Freund” Karsten Römhild, den wir bereits im letzten Antifa Report benannten. Am 31.10. inszenierte sich die NPD, indem sie vorgab zu Halloween die Kinder einer besorgten Bürgerin bei ihrem Halloween Spaziergang zu schützen. Nachdem der Hype um die Horroclowns abgeflacht zu sein scheint, können wir wahrlich behaupten, mit Claus Cremer und Francis Marin zwei lebende Exemplare in Bochum zu haben.

Einer Halloween Warm-Up Veranstaltung glich am 03.10.2018 die Gedenkkundgebung für den Nazihool Marcel „Captain Flubber“ Kuschela in Mönchengladbach. Dieser nahm sich zuvor das Leben.
Sowohl an dieser Veranstaltung als auch am 29.09. bei einer Kundgebung gegen die angebliche „Lügenpresse“ in Dortmund nahm Claus Cremer teil. Zuvor besuchte er noch am 21.09. eine Demonstration in Dortmund Marten, die aufgrund ihrer klar antisemitischen Hetze bundesweit für Aufsehen sorgte. Am 20.11. ließ sich Cremer zudem vom Kreisverband Bochum zum Delegierten für die Europawahl wählen.
Auch der Bundesparteitag der NPD in Büddingen (Hessen) fand mit Bochumer Beteiligung statt. Neben Cremer und Marin nahm auch Karsten Römhild teil und wurde prompt für seine 30-jährige Mitgliedschaft in der NPD geehrt.


Klandestine Nazistrukturen

Kürzlich erschien eine bundesweite Recherche zum extrem rechten Kampfsportevent „Kampf der Nibelungen“, an dessen Orga auch der aus Bochum kommende Stefan Held teilnahm. Laut den Recherchen zählt Held zu den weitestgehend klandestin agierenden Hammerskins. Er betrieb bis zum letzten Sommer einen Imbiss am Lütgendortmunder Hellweg.
Weiterhin waren an der Organisation maßgeblich Dortmunder Nazistrukturen beteiligt, zu denen Held scheinbar gute Kontakte pflegt.

Wir möchten an dieser Stelle die Recherche von „Runter von der Matte“ hervorheben und zum Lesen dieser anregen.

Der „Kampf der Nibelungen“ 2018 – eine Auswertung von Runter von der Matte:
https://runtervondermatte.noblogs.org/der-kampf-der-nibelungen-2018-eine-erste-auswertung/

Was macht eigentlich…

Am 06.11. stand mit Pascal Seifert ein uns bekannter Nazi vor dem Bochumer Landgericht.
Es sollte die Berufungsverhandlung bzgl. seines Urteils aus Juni 2018 stattfinden. Wir berichteten darüber. Da jedoch zwei weitere Verfahren offen sind, wurde ihm seitens des Gerichts geraten, die Berufung zurück zu ziehen, da beiden Verfahren (einmal Körperverletzung und einmal Erschleichen von Leistungen) in das Berufungsurteil mit einfließen würden. Dem folgte Seifert und machte sich wieder zurück auf den Weg in die JVA Bielefeld Senne, wo er noch bis ca. Mai 2019 einsitzt.

Anfang November besuchte Branko Barkic, der ehemaliger Organisator der rassistischen DaSKuT Kundgebungen, Bochum. Nachdem er in den Jahren 2016 und 2017 hier auf massive Gegenwehr gestoßen ist, setzte er sich nach Kroatien ab, von wo aus er regelmäßig Videos in Richtung Deutschland verschickt. Anhand seines Internetaktivismus kann durchaus von einer Radikalisierung seiner Person gesprochen werden.

Gegenaktivitäten
Wie unschwer zu erkennen ist, hat man momentan als Bochumer Antifaschist*in genug zu tun. Leider konnten wir die Aktivitäten der AfD bisher noch nicht in den Antifa Report einbauen, was wir versuchen wollen zu ändern. Neben den zahlreichen Gegenaktivitäten, die im öffentlichen Raum stattfinden und das Verschönern des Bochumer Stadtgebiets betrifft, sei hier auch auf die Aufklärungsaktion der „Gruppe junger Antifaschist*innen“ hinzuweisen, welche in den von Nazis aufgesuchten Vierteln (u.a. Linden, Gerthe und Wattenscheid) anhand eines Informationsflyers Aufklärungsarbeit leisten. Das effektive Stören von Naziständen ist bisher noch nicht möglich gewesen, was zwar weiterhin schwierig bleibt, aber eine Zielsetzung der antifaschistischen Strukturen in Bochum sein muss. Hervorzuheben sind die bereits genannten Outings über die Machenschaften zweier Akteure der Identitären. Dabei hat es vorallem zwei Personen getroffen, die sicherlich nicht erfreut über diese Art der Aufmerksamkeit sind.
Ob der Glasbruch bei Claus Cremer als Gegenaktivität gewertet werden kann, bleibt weiterhin offen. Aus dem Indymediaartikel und der Pressemitteilung der Polizei (hxxps://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11530/4073231) gibt es keinerlei Indizien für das Motiv der Tat. Auch Cremer selbst hält sich bislang bedeckt, was Spekulationen weiter anheizt. Wahrscheinlich passt es nicht in das Selbstbild, denn wer “Schutzzonen” ausruft, sollte zumindest seine eigene Straße im Griff haben.

Gemeinsam gegen Nazis und Rassismus!

Antifaschistische Linke Bochum,
November 2018

Antifa Report Bochum (Sommer 2018)

Seit einigen Wochen sind wieder vermehrt Naziaktivitäten in Bochum zu verzeichnen. Nachdem es im Jahr 2017 häufiger zu Propaganda Aktionen der sogenannten „Identitäre Bewegung“ gekommen ist, kommt es nun vermehrt zu Aktivitäten, welche sich dem klassischen Neonazispektrum zuordnen lassen. Dieser Artikel gibt einen dokumentarischen Überblick über bekannt gewordene Naziaktivitäten in Bochum der letzten Monate.

Weniger Aktivitäten der Identitären im 1. Halbjahr 2018
Nachdem, wie bereits angedeutet, im Jahr 2017 die „Identitäre Bewegung“ mehrfach in Bochum in Erscheinung trat, ist es bisher im Jahr 2018 relativ ruhig um diese geworden. Nachdem der Ortsgruppenleiter Marco Müller noch zur Jahreswende ein “Aktionsjahr 2018” ankündigte, traten die Identitären in Bochum kaum durch öffentlichen Aktionen in Erscheinung. Grund dafür könnte die misslungene Sprühaktion im Frühjahr 2018 sein, bei der Müller und drei weitere Identitäre von der örtlichen Polizei aufgegriffen wurden.

Auch um Müllers YouTube Kollegen „Menschenverstandsradikalismus“, welcher ebenfalls der Bochumer Ortsgruppe der IB angehört, ist es ruhig geworden. Ob dies nur ein temporärer Zustand der Ortstgruppe ist, bleibt abzuwarten. Auch der im vergangenen Sommer nach Bochum gezogene Bastian Hans (bis mindestens Januar 2018 Ortsgruppenleiter der IB Münster), scheint noch keinen richtigen Anschluss an die rechte Szene in Bochum gefunden zu haben.

Desweiteren trägt die Sperrung diverser IB Accounts u.a. auf Facebook und Instagram dazu bei, dass die Identitären es nun schwerer haben, ihren Content zu verbreiten und der Erfolg der Aktivitäten in der Vergangenheit stark von der medialen Reichweite abhing. Weiterhin scheint die Gründung des IB Ablegers „Defend Ruhrpott“ damit begründet, dass die im Ruhrgebiet ansässigen Ortgruppen nicht mehr so stark sind, wie es sich die Pseudo-Spartaner erhofften. Vielmehr bündeln sie überregional ihre Kräfte und veranstalten nun lediglich 4 Stammtische in NRW anstatt diese wie zuvor städteweise zu organisieren. Außerdem könnte der Namenswechsel damit begründet sein, dass das Label „Identitäre“ schneller zu einer Sperrung in den sozialen Netzwerken führt und durch Kampagnen und Aufklärungsarbeit nun eindeutig mit extrem rechten Inhalten in Verbindung gebracht wird.

Ein Blick in die Nachbarstadt

In den vergangenen Monaten war zu beobachten, dass größere Aktionen der „Identitären Bewegung“ in Essen stattfanden. So nutzten sie einerseits den Eklat bezüglich der Essener Tafel für eine Aktion, an der auch Kreon Schweickhardt aus Remscheid teilnahm. An einer Banneraktion an einem von Facebook angemieteten Gebäude nahm der aus Essen stammendes Marius König teil, welcher auch die letzte Winterakademie von Götz Kubitschek in Schnellroda besuchte. Ebenfalls Teilnehmer der Winterakadamie war der aus Essen stammende Tillmann Hauser, welcher wiederum auf seinem Instagram Account ein Bild von der Aktion an der Universität Essen postete. Bei der besagten Aktion an der Uni Essen stellten die Identitären mit Farbe befüllte “Giftfässer” auf, um auf das “vergiftende Gedankengut der 68er” aufmerksam zu machen. Dabei muss erwähnt werden, dass die Universität Essen im vergangenen Jahr wiederholt Ziel nächtlicher Propagandaaktionen der „Identitären Bewegung“ wurde.

Nazischmierereien in Bochum
Nächtliche Propagandaaktionen mit rechten Inhalten sind in den vergangenen Monaten auch verstärkt in Bochum wahrzunehmen. So wurden Anfang Juni rechte Sprühereien von Weitmar bis nach Wattenscheid-Leithe gesprüht. Gesprüht wurden zumeist Parolen, die sich gegen „die Antifa“ richteten. So z.B. „Antifa killen“, „Antifa aufs Maul“ , „AFA BXN und Antifa boxen“. Weiterhin wurde ein runenähnliches Kürzel und Schablonen, welche einen Hitler Smiley darstellen sollten, gesprüht. Wiederholt wurden über einen Monat (Juni/Juli) hinweg Nazischmierereien von Wattenscheid bis Essen-Steele verbreitet. Ebenfalls kam es im Juli zu rechten Sprühereien in Bochum-West und am Bochumer Rathaus. Hier wurden u.a. „Fuck Antifa“ und Hakenkreuze gesprüht. Weiterhin sind rechte Sprühereien in Bochum Gerthe im Umfeld der Lothringerstr. gesprüht worden. Zudem wurde an der Anne-Frank-Realschule in Gerthe das Konterfei der Anne Frank verunstaltet. Ihr wurde u.a. ein Hitlerbart gesprüht.

Eine rechte Baufirma aus dem Norden

Thule GmbH in Bochum

Für Verblüffung sorgte ein Fahrzeug einer aus Schwerin stammenden Baufirma, welche wohl am Bau der Ladenfläche der neuen „TK-MAXX“ Filiale in der Bochumer Innenstadt beteiligt war. Auf dem Firmenfahrzeug prangte eine in der rechten Szene beliebte „schwarze Sonne“, welche im Nationalsozialismus in den Boden des Obergruppenführersaals der von der SS beherbergten Wewelsburg eingelassen wurde. Ebenfalls lässt der Name „Thule Montagen GmbH“ auf eine gewisse Nähe zur rechten Szene schließen. Eine weitere Firma aus dem Norden mit dem Namen “ARS NORD GmbH” scheint ebenfalls zur Thule GmbH zu gehören. Weiterhin stellt sich uns die Frage wieso ausgerechnet eine solche Firma aus Schwerin in Bochum angeheuert wird? Eine Frage, die sich TK-MAXX nun gefallen lassen musste. TK-MAXX habe eine Firma beauftragt, welche wiederrum ein Subunternehmen beauftragt habe. Weiterhin wolle sich TK-MAXX, um den Fall kümmern. Da die Abrissarbeiten bereits beendet waren, ist jedoch davon auszugehen, dass der Auftrag ohne weitere Konsequenzen ausgeführt werden konnte.


NPD Bochum/Wattenscheid buhlt wieder um Aufmerksamkeit

Nachdem es in den letzten Jahren sehr ruhig um die lokale NPD und den NPD-Landesvorsitzenden Claus Cremer geworden war, treten diese wieder etwas verstärkt in Bochum auf. Dies muss im Zusammenhang mit der Gründung der Bochumer Ratsgruppe der NPD gesehen werden. Der Tod von Hans-Joachim Adler von Pro NRW trug dazu bei, dass Francis Marin in den Stadtrat nachrückte und prompt in die NPD eintrat. Marin, den man tagsüber häufiger in der Bochumer Innenstadt antrifft, scheint durch seine Mitgliedschaft zunächst dazu beigetragen zu haben, dass die NPD ein Jahr vor der Europawahl in den Wahlkampf einsteigt. So fand am 09.07. ein NPD Stand in Bochum Wiemelhausen statt. Am 16.07. folgte ein weiterer Stand in Bochum Wattenscheid. Weiterhin teilt die NPD auf ihrer Facebookpräsenz mit, dass in diversen Stadtteilen u.a. Wiemelhausen und Gerthe Flugblätter verteilt wurden. Flugblattaktionen sollen nun monatlich in Bochumer Stadtteilen stattfinden.

So gab es weitere Aktionen der NPD:

– 21.08. NPD Stände und Flugblattaktionen in Gerthe und Rosenberg
– 23.08. NPD Stand und Schutzzonen Patrouille in Höntrop
– 25.08. Flugblattaktion in Bochum Weitmar
– 01.09. angebliche Schutzzonen Patrouille in Grumme

Claus Cremer – Rudolf Heß Demonstration in Berlin 18.08.18

Weiterhin nahm Cremer wieder vermehrt an rechten Demonstrationen, auch bundesweit (z.B. Rudolf Heß Demonstration in Berlin am 18.08.18), teil und ist damit auch weiterhin als Scharnier zwischen der Parteirechten und der Kameradschaftsszene zu sehen. Sein Aktivismus in der Nachbarstadt Dortmund, wo er sich gerne auch in Dorstfeld bei der militanten Dortmunder Neonaziszene aufhält, muss weiterhin beobachtet werden.

An die Schutzzonen Kampagne der bundesweiten NPD angelehnt, patrouilierten NPD Mitglieder, u.a. Francis Marin, ähnlich wie in der oberen Auflistung auch durch die Bochumer Innenstadt, um temporär für “Sicherheit” zu sorgen. Die Aktion ähnelt stark dem Konzept des Dortmunder Stadtschutzes, welcher ebenfalls in einheitlicher Kleidung durch die Stadt patrouillierte und sich medienwirksam für ein paar Bilder ablichten ließ.

Dass Mitglieder einer extrem rechten Partei keinen Schutz bieten, muss nicht erklärt werden. Dass man vielleicht sogar dazu neigt, das Auftreten von Marin und den Anderen zu belächeln, ist zwar verständlich, andererseits ist zur Kenntnis zu nehmen, dass die NPD in den vergangenen Monaten wieder selbstbewusster auftritt. Anders als die NPD es vorgibt scheint jedoch die Schutzzonen Aktion kaum dazu zu führen, dass sich Bochumer Bürger*innen bei der NPD melden. So postete am 04. September die NPD auf ihrer Facebook Seite ein angeblichen Beleg, dass sich Bochumer Bürger*innen bei ihnen melden würden, um die Schutzzonen Aktivitäten zu unterstützen. Da das Verpixeln bei den örtlichen Nazis jedoch nicht all zu trainiert zu sein scheint, kann man erkennen, dass ein alter Bekannter sich bei Ihnen gemeldet hat. Dies ist kein Anderer als Karsten Römhild von der Hattinger Str. 55. Römhild ist zwar schon lange nicht mehr auf Nazidemonstrationen gesichtet worden, marschiert aber regelmäßig im Bochumer Ehrenfeld auf und ab. Hinzu kommt, dass seit Beginn des Jahres auch verstärkt im Umkreis seines Wohnorts NPD Aufkleber auftauchen. Karsten Römhild war, bevor Claus Cremer die Keisverbände der NPD Bochum und Wattenscheid vor ca. 10 Jahren zusammen legen ließ, der Kreisvorsitzende des Kreisverbands Bochum.

Wie gehen wir vor?
Auch wenn die öffentlich wahrnehmbaren Aktionen der extremen Rechten in Bochum im Vergleich zu anderen Städten durchaus gering sind, ist ein Anstieg an Propagandaaktionen zu erkennen. Dies mag am allgemeinen Rechtsruck liegen, der rechte Akteur*innen dazu beflügelt, wieder aktiver zu werden und rassistische Inhalte bereits salonfähig gemacht hat. Nichtsdestotrotz müssen wir als Bochumer Antifaschist*innen uns deutlich machen, dass diese Aktionen (vorallem die Aktionen der NPD) ohne Gegenprotest oder Gegenreaktion verlaufen sind. Dass spontaner Protest nur schwer organisiert werden kann, mag zwar sein, jedoch war es auch in der Vergangenheit möglich, kleine Aktionen der NPD zu stören bzw. zu begleiten. Weiterhin können wir festhalten, dass es neben der IB nun auch wieder rechte Akteur*innen aus dem klassischen Neonazispektrum gibt, die in Bochum den Kampf um den öffentlichen Raum führen wollen. Dem gilt es sich entgegenzustellen.

Antifaschistische Linke Bochum,
September 2018