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Neonazis kassieren teure Klatsche in Bochum

Letzten Freitag (12.09.25) machte die neonazistische Kleinstpartei „Die Heimat“ (ehemals NPD) auf ihrer angekündigten Kundgebungstour im Rahmen der Wahl des Ruhrparlamentes Halt in Bochum. Trotz der frühen Uhrzeit der Veranstaltung wurden sie von 300 lautstarken Antifaschist*innen empfangen, die deutlich zeigten, dass sie keinen Bock auf die menschenverachtenden und rassistischen Parolen der Partei haben.

Bereits um 12.30 Uhr füllte sich der Dr.-Ruer-Platz, es wurden Fahnen und Transparente entrollt und über Lautsprecher wurden die Teilnehmenden der Gegenkundgebung sowie Passant*innen mit Infos über die Partei „Die Heimat“ und deren Mitglieder versorgt. Etwa eine Dreiviertelstunde später trafen dann gerade einmal verlorene 15 Neonazis ein, die in zwei Bullies angekarrt wurden und wurden von mittlerweile etwa 300 Antifaschist*innen mit einem ohrenbetäubend lauten Konzert aus Rufen, Pfiffen und Parolen empfangen. Auch der Kundgebungsort dürfte bei den anwesenden Kadern der „Heimat“ nicht für Begeisterung gesorgt haben, denn aufgrund des Marktes auf dem Dr.-Ruer-Platz und der Gegenkundgebung mussten sie zwischen einer Baustelle und einer öffentlichen Toilette aufbauen.

Außenwirkung: Fehlanzeige

Wirklich erreichen konnte die „Heimat“ mit ihrer Kundgebung in Bochum wahrscheinlich niemanden. Die kläglichen Boxen der Neonazis, welche in Richtung der Gegenkundgebung standen, konnten nicht viel gegen die Lautstärke dieser ausrichten. Die Reden von unter anderem Claus Cremer, Raik Helm und Sven Skoda waren kaum zu hören und den resignierten Gesichtausdrücken der anwesenden Neonazis nach, konnten auch diese ihr eigenes Wort nicht verstehen. Die äußerst motivierte Gegenkundgebung behielt ihre Lautstärke bei bis nach rund einer Stunde der Spuk vorbei war und die Neonazis sich zum nächsten Kundgebungsort in Essen aufmachten. Krönender Abschluss eines miserablen Tages in Bochum für die „Heimat“ waren die Fahrkünste des sichtlich nervösen Nazikaders Raik Helm, der den Bulli ohne Not und unter den begeisterten Augen der zahlreichen Antufaschist*innen gegen eine Laterne manövrierte. Die anwesende Polizei nahm den Vorfall sofort auf. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die „Heimat“ eine Kundgebung ohne Außenwirkung hatte, welche massiv von der Gegenkundgebung gestört wurde. Bochum hat den Neonazis eine klare Absage erteilt. Dies zeigt sich auch in den Abstimmungsergebnissen der Ruhrparlamentswahl, die zwei Tage später stattfand: Lediglich 205 Bochumer*innen setzten ihr Kreuz bei der „Heimat“, das sind gerade einmal 0,13 %. Der kurze Auftritt wurde somit zum teuren und peinlichen Eigentor der Neonazis.

Bilder:

Antifaschistische Linke Bochum, September 2025

Bochumer AfD-Kandidat_innen Kommunalwahl 2025

Bekenntnisse von Bochumer_innen zu einer extrem rechten Partei

Im aktuellen Wahlkampf organisierte die AfD-Bochum diverse Wahlkampfstände. Über diese Form des Wahlkampfes suchten auch einige AfD-Mitglieder, -Sympathisant_innen und Kandidat_innen die Öffentlichkeit. Es sind Menschen, die für eine Partei werben, die immer noch für Massenvertreibungen („millionfache Remigration“) steht, rassistische Sündenbockpropaganda betreibt und damit Gewalt gegen migrantisierte Menschen fördert sowie eine höchst antisoziale, sozialdarwinistische „Sozialpolitik“ vertritt. Mit Menschenfeinden wie Björn Höcke, Matthias Helferich oder Maximilian Krah in den eigenen Reihen und nach all den Austrittswellen ist jedem AfD-Mitglied im Jahr 2025 bewusst, für was die AfD steht. Der lange als „gemäßigt“ geltende Kreisverband Bochum wird mittlerweile von einer jungen Clique aus extrem rechten Hassbrennern um Leon Biallawons aufgemischt (Die Antifaschistische Linke berichtete). Die beinahe verbotene „Junge Alternative“ will sich nun auch hier gründen, womit sich Helferich und letztlich auch Höcke einen loyalen Außenposten „tief im Westen“ aufbauen wollen.

Wir finden: Wer sich zu diesen antidemokratischen, rassistischen und sozialdarwinistischen Kreisen öffentlich bekennt, der ist eine Gefahr für das Zusammenleben in Bochum. Vor diesen Personen möchten wir deshalb warnen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im folgenden die AfD-Kandidat_innen zur Kommunalwahl 2025 in Bochum:

AfD – Reserveliste Rat Bochum 2025

1. Olaf Konstantin Kus

2. Yvonne Pothmann

3. Patrick Schneider

4. Sabine Hoffmann

5. Andreas Krämer

6. Stefan Richter

7. Claudia Reimann

8. Petra Langer

9. Thomas Döring

10. Julia Behrens

11. Rolf Klein

12. Michael Stein

13. Andrea Vogel

14. Daniel Koch

15. Kerstin Berger

16. Markus Feldmann

17. Frank Albrecht

18. Sandra Thiele

19. Holger Winkler

Die Kandidat_innen der Wahlbezirke

WB 01 Altenbochum I – Olaf Konstantin Kus

WB 02 Altenbochum II – Yvonne Pothmann

WB 03 Innenstadt I – Patrick Schneider

WB 04 Innenstadt II – Sabine Hoffmann

WB 05 Grumme I – Andreas Krämer

WB 06 Grumme II – Stefan Richter

WB 07 Hamme I – Claudia Reimann

WB 08 Hamme II – Petra Langer

WB 09 Hordel – Thomas Döring

WB 10 Hofstede I – Julia Behrens

WB 11 Hofstede II – Rolf Klein

WB 12 Gerthe I – Michael Stein

WB 13 Gerthe II – Andrea Vogel

WB 14 Hiltrop – Daniel Koch

WB 15 Bergen – Kerstin Berger

WB 16 Harpen – Markus Feldmann

WB 17 Kornharpen – Frank Albrecht

WB 18 Riemke I – Sandra Thiele

WB 19 Riemke II – Holger Winkler

WB 20 Weitmar I – Olaf Konstantin Kus

WB 21 Weitmar II – Yvonne Pothmann

WB 22 Weitmar III – Patrick Schneider

WB 23 Weitmar IV – Sabine Hoffmann

WB 24 Linden I – Andreas Krämer

WB 25 Linden II – Stefan Richter

WB 26 Dahlhausen I – Claudia Reimann

WB 27 Dahlhausen II – Petra Langer

WB 28 Wattenscheid-Mitte I – Thomas Döring

WB 29 Wattenscheid-Mitte II – Julia Behrens

WB 30 Wattenscheid-Süd – Rolf Klein

 

Mit solidarischem Gruß an alle Menschen, die sich der AfD auch in diesem Wahlkampf entgegenstellen!

Unabhängige Antifas Bochum (UAB)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Höckes Helfer in Bochum: Die AfD-Jugend im Wahlkampf

AfD Jugend Bochum GruppenfotoDer Kommunalwahlkampf in Bochum geht in die heiße Phase. Überall im Stadtgebiet hängen Wahlplakate, und nahezu täglich sind Wahlkampfstände verschiedener Parteien zu sehen. Politiker:innen suchen das Gespräch mit den Bürger:innen, geben sich bürgernah und buhlen um Stimmen.

Auch die AfD Bochum zeigt inzwischen vermehrt Präsenz in den Stadtteilen. Wiederkehrende Infostände auf Marktplätzen und das Verteilen von Flyern in innenstadtnahen Vierteln zeigen, dass die lokale AfD ihren Wahlkampf intensiviert. Auffällig ist dabei vor allem eine extrem rechte Clique rund um Leon Biallawons, dem ein übersteigertes Geltungsbedürfnis attestiert werden kann.

Die Clique um Leon Biallawons

Matthias Helferich bewirbt Leon Biallawons

Leon Biallawons, politischer Ziehsohn des Dortmunder AfD-Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich (dem selbsternannten „freundlichen Gesicht des Nationalsozialismus“), war Kopf der inzwischen aufgelösten Jungen Alternative (JA) in Bochum und entwickelte sich zuletzt zu einer Führungsfigur der JA-NRW. Die JA wurde von ihrer Mutterpartei verboten, weil sie aufgrund ihrer extrem rechten, völkischen und antidemokratischen Gesamtstruktur auf der einen Seite gefährlich für die AfD selbst wurde und dem drohenden Parteiverbot ständig Futter gab und auf der anderen Seite kurz vor einem Verbot stand, weshalb die völkischen Kreise in der AfD ihren Nachwuchs gerne unter den Schutzschirm der Partei nehmen wollten. Ende November findet in Gießen das Neugründungstreffen der AfD-Jugend statt und es zeichnet sich bereits ab, dass dieselben Jungfaschisten und völkischen Netzwerke erneut tonangebend sein werden.

Leon Biallawons aus Wattenscheid ist in diesen Kreisen mittlerweile bestens vernetzt wie seine diesjährige Anwesenheit beim Sommerfest der ehemaligen JA-Altmark in Roxförde belegt, wo er gemeinsam mit weiteren JA-Führungspersonen aus NRW während des heimischen Wahlkampfes vom 22. bis 24. August weilte. Dieses Sommerfest ist ein traditioneller Treff- und Vernetzungspunkt der rechten Szene, wo klassische Neonazis, Identitäre und eben der geneigte AfD-Nachwuchs Kontakte knüpfen. In diesem Jahr wurde dort rituell ein Holzkreuz ins Feuer geworfen, welches sich mit dem Spruch “Kreuz ohne Haken” explizit gegen den Nationalsozialismus richtet. Biallawons ist ein Vertreter des menschenverachtenden und verfassungsfeindlichen Konzepts “millionenfacher Remigration”. Er verklebt in seinem Wohnumfeld entsprechende Aufkleber und ist durch den NS-affinen Matthias Helferich ohnehin ideologisch auf Spur gebracht. Nachdem an seiner ehemaligen Berufsschule im Bochumer Zentrum bekannt wurde, welche rassistischen Ansichten er nach Schulende vertritt, geriet er dort ins Abseits. Die Schule handelte nach anfänglichem Zögern und einem Brandbrief engagierter Schüler:innen vorbildlich und konsultierte professionelle Unterstützung, während Biallawons verzweifelt versuchte weitere Schüler:innen für seine braunen Machenschaften zu gewinnen und sich als Unschuldslamm zu gerieren. Im Februar machte sich Biallawons schließlich in ekelhafter Art über die durch ihn bedrohten Mitschüler:innen lustig. Auf der Rückseite eines Wahlplakates vor dem Schulgebäude war zu lesen: “Leon, remigrier dich ins Knie. Deutschland ist auch unsere Heimat!”. Biallawons posierte lachend vor diesem Spruch, wofür er bei seinen extrem rechten Kameraden Anerkennung erhielt. Mitschüler:innen berichteten auch von verbalen rassistischen Übergriffen und Asfällen. Schüler:innenschaft und Schule siegten jedoch schließlich und Biallawons brach die Schule ab. 

In Bochum treibt Biallawons im aktuellen Wahlkampf die Neugründung der AfD-Parteijugend in Bochum aktiv voran. Obwohl er dem AfD-Kreisverband Bochum angehört, ist er dem Kreisverband Dortmund viel enger verbunden und bekommt seine Instruktionen von Helferich. Am 22.05.2024 wollten er und sein Dortmunder Pendant Mike Barth gemeinsam eine Veranstaltung mit Matthias Helferich in der renommierten Bochumer Gaststätte “Mutter Wittig” durch.

JA in Bochum – Leon Bialliwons 22.05.24

Dies konnte durch Antifaschistische Recherche und Intervention schließlich verhindert werden. Offenbar soll er nun eine junge, radikale JA-Truppe aufbauen, die dann den Bochumer Kreisverband übernehmen soll, die er intern als “hoffnungslos verboomert” bezeichnet. Mittlerweile konnte er bereits einen kleinen Personenkreis um sich scharen, der zwar aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht besonders jugendlich wirkt, jedoch offenbar Biallawons´ “starker Bochumer Jugend” angehört. Dies ist ganz im Sinne Helferichs, der gerade eine interne Fehde gegen den aktuellen AfD-NRW-Landesvorstand führt und dabei schon einige Kreisverbände auf seine Seite geputscht hat (siehe Düsseldorf oder Bonn). Mutmaßlich hat der Kreisverband Bochum, Biallawons dafür mit Listenplatz 25 bei der Kommunalwahl abgestraft. Schließlich ordnet sich der KV Bochum eher dem Lager des NRW-Landesvorsitzenden (und Helferich-Kontrahenten) Martin Vincentz zu, während Biallawons dem völkisch-nationalistischen Höcke-Lager angehört – was sein Aktivismus in der Jugendorganisation deutlich zeigt. Bei dieser Kommunalwahl tritt der 26-Jährige nun für die AfD im Wahlbezirk Eppendorf-Munscheid und für die Bezirksvertretung in Wattenscheid an. Der Versuch der Bochumer AfD als “gemäßigt” aufzutreten wird von ihm dabei ad absurdum geführt.

Ein ständiger Begleiter von Biallawons ist Cedric Sontowski (Jg. 1989), aufgewachsen in Bochum-Günnigfeld und mittlerweile wohnhaft in Hofstede. Der ehemalige Betreiber der Gaststätte

Cedric Santowski aus Wattenscheid Günnigfeld

„Zum Deutschen Haus“ in Bochum-Goldhamme beteiligte sich bereits am 22.02.2025 an einem AfD-Wahlkampfstand in der Innenstadt. Seit Juli hat Sontowski seine Social-Media-Präsenz ganz seinem politischen Aktivismus verschrieben und wirbt offen auf seinem Profil für die AfD. Auch Kim-Alina von Wedelstädt beteiligt sich aktiv am Kommunalwahlkampf. Die ausgebildete Augenoptikerin arbeitet derzeit bei Lindemann Optik in der Kortumstraße in der Bochumer Innenstadt. Ähnlich wie ihr Partner Leon Biallawons engagiert sich von Wedelstädt in der Parteijugend und besucht Vernetzungstreffen. So wirkte sie bereits beim ersten öffentlichen Auftritt der neu formierten Jungen Alternative Bochum am 27.04.2024 mit.

Als vermeintliches Bindeglied zwischen „jung“ und „alt“ in der AfD-Bochum agiert Ingrid Mohelska (Listenplatz 14). Sie wohnt in der Hildegardstraße in Bochum-Hamme und ist sowohl an Wahlkampfständen der Partei als auch beim Verteilen von Flyern anzutreffen. Nachbar*innen berichten, Mohelska schlendere als „Mensch gewordenes Meme“ im T-Shirt mit der Aufschrift „Alice Weidel for Kanzler“ durch die Straßen von Hamme.

Komplettiert wird die Biallawons-Clique durch seine Erziehungsberechtigte. Nicole Noack tritt erst seit Juli öffentlich in Erscheinung, während ihr Zögling sich schon länger offen für die faschistische AfD engagiert. Dennoch scheint sie durch ihn im Hintergrund bereits Fuß gefasst zu haben und nun Teil der lokalen AfD-Jugend-Netzwerke zu sein.

Die Jugend rebelliert

Während sich der AfD-Kreisverband Bochum von Matthias Helferich und dem völkisch-nationalistischen Höcke-Lager zu distanzieren versucht, sind die jungen Akteure um Leon Biallawons eindeutig diesem Lager zuzurechnen. Biallawons spielt eine zentrale Rolle beim Aufbau von Helferichs extrem rechtem Netzwerk. Er propagiert ein völkisch-nationalistisches Weltbild und träumt – wie Höcke und Helferich – von einem weißen Ethnostaat. Im Machtkampf innerhalb des Bochumer Kreisverbands sammelt Biallawons bereits Unterstützer um sich. Er ist in der AfD-Jugend bestens vernetzt, was ein geplanter „Jugend-Stammtisch“ mit AfD-Bundestagsabgeordnetem Manuel Krauthausen am 29.08.2025 in Bochum-Wattenscheid verdeutlicht. Schon der Ankündigungstext für dieses Treffen liest sich wie eine Kampfansage an den Bochumer AfD-Verband. So heißt es dort: „Zeigen wir dem KV vor Ort, wie wichtig eine aktive und unabhängige Jugendorganisation ist.

Es bleibt an uns, den rechten Netzwerken ihre Räume zu nehmen und ihre Strukturen offenzulegen.

Nieder mit der AfD – überall und jederzeit!

Antifaschistische Linke Bochum, August 2025

 

Neonazis im Kinderzimmer – oder wie aus Kindern Neonazis werden?

So oder ähnlich war der Name einer WDR Dokumentation aus den 2000ern über junge Rechtsradikale. Einer der Porträtierten: Robin L. aus Bochum-Querenburg. Damals glatzköpfig, in Skinhead-Kluft und mit rechter Musik im Ohr, pöbelte er gegen Migrant:innen – heute ist Robin L. noch immer Teil der Szene. Sein Umfeld: einschlägig bekannte Neonazis, darunter Mitglieder der Hammerskins. Der Fall zeigt: Rechte Sozialisierung im Jugendalter bleibt oft nicht folgenlos und legt damit den Grundstein für dauerhafte extrem rechte Strukturen.

„TikTok-Nazis“ und rechte Jugendbewegung

Seit rund einem Jahr formiert sich eine neue, offen auftretende rechte Jugendbewegung. Ihren Ursprung hatte sie in Ostdeutschland, wo über TikTok und Instagram zu Angriffen auf CSD-Veranstaltungen mobilisiert wurde – darunter Hunderte Jugendliche in Städten wie Bautzen. Auch in NRW ließen die ersten Aktionen nicht lange auf sich warten. So versuchte im Juli 2024 eine Gruppe unter dem Label „DST – Der Störtrupp“, den CSD in Köln zu stören. Am Vorabend traf sich die Gruppe zum gemeinsamen Besäufnis in der Bochumer Kneipe „Linie 5“. Kurz darauf traten ähnliche Gruppen auch in Essen auf.

DST vor der Linie 5 am 20.07.2024

Inszeniert wird sich dabei im Retro-Look im Stil der 90er-Jahre: Bomberjacken, Springerstiefel und kahlrasierte Köpfe und eindeutige Tattoos prägen das Bild. Neben „DST“ traten in NRW weitere Kleingruppen auf: „Jung & Stark“ (JS), „Deutsche Jugend voran“ (DJV), der „Kampfbund“ in Dortmund sowie „Racial Pride Germany“ (RPG).

Viele dieser Gruppen und Aufmärsche sind von mangelnder Disziplin, spontaner Eskalation und exzessivem Alkoholkonsum geprägt – ein Stilbruch zu den meist durchinszenierten Märschen klassischer Neonaziorganisationen. Organisierte Neonazistrukturen und rechte Parteien hielten sich zunächst zurück – mit einer Ausnahme: das Ruhrgebiet.

Ruhrgebiets-Nazis entdecken den Nachwuchs

Justin Übernickel mit Claus Cremer am 15.03.2025 in Essen.
Quelle: Recherche Nord

In den letzten Jahren war die rechte Szene im Ruhrgebiet durch Nachwuchsmangel geschwächt. Diese Entwicklung droht sich nun umzukehren. Spätestens seit dem 15. März 2025 ist klar: Alteingesessene Strukturen versuchen gezielt, die neuen Jugendgruppierungen zu vereinnahmen und die Köpfe dieser jungen Strukturen für ihre Zwecke zu benutzen. Damals organisierte „JS NRW“ einen Aufmarsch in Essen mit Technik und Logistik aus den Reihen der extremen Rechten im Ruhrgebiet. Anmelder: Justin Übernickel aus Essen. Kurz darauf trat er der Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ (JN) bei.

Mittlerweile erfolgen gemeinsame Mobilisierungen. Monatliche „Heimatabende“ in Essen-Kray und Dortmund-Dorstfeld zielen darauf ab, die Jugendlichen organisatorisch an die Partei „Die Heimat“ zu binden.

NS-Erziehung in Bochum-Wattenscheid: Der Fall Cremer

Claus Cremer
Daniela Wegener

Ein zentrales Beispiel für rechte Erziehung innerhalb neonazistischer Familienstrukturen liefert die Familie Cremer. Claus Cremer, seit Jahrzehnten Teil der Szene und heute Landesvorsitzender von „Die Heimat“ in NRW, begann seine politische Karriere bei der JN. Seine Lebensgefährtin Daniela Wegener, ehemals Kameradschaftsführerin der „Sauerländer Aktionsfront“ und HNG-Vorsitzende, lebt mit Cremer in der Sommerdellenstraße in Wattenscheid.

Leif Erik Cremer in Essen am 11.07.2025 Quelle: Recherche Nord

Der Sohn des Paares, Leif Erik Cremer der am 27.10.2005 geboren wurde, tritt nun in deren Fußstapfen. Unter dem Alias „aktivist_probochum“ dokumentiert er öffentlich seine neonazistische Aktivität: Stickeraktionen, Teilnahme an JN-Camps, internationale Kongresse. Seit Anfang 2025 ist er regelmäßig auf Demonstrationen präsent. Anfangs nur als Teilnehmer und stets bedacht nur vermummt aufzutreten, hat er die Hüllen in den vergangenen Wochen fallen lassen. Jetzt übernimmt er dort Aufgaben wie Fahnenverteilung, die Disziplinierung unerfahrener Kameraden und das Anfertigen von Content für die Social Media Plattformen der JN, der Heimat und seines Vaters.

Im Gegensatz zu anderen rechten Jugendlichen fällt Leif Erik durch Disziplin und Organisation auf, ein Ergebnis der internen JN-Schulungen. Dass Claus Cremer, trotz Privatinsolvenz, über seinen Sohn weiterhin politischen Einfluss nimmt, ist offensichtlich.

Brisant: Leif Erik Cremer spielt Fußball in der 1. Mannschaft des Vereins SG Linden-Dahlhausen/​Rasensport Weitmar in Bochum. Sein Vater ist regelmäßig bei den Spielen präsent. Dass die neonazistischen Hintergründe der beiden im Verein nicht bekannt sein sollen, ist kaum glaubhaft. Dass sie den Werten eines Mannschaftssports diametral widersprechen, hingegen offensichtlich.

[EDIT 29.07.25] Die SG Linden-Dahlhausen hat Konsequenzen gezogen und sich von Leif Erik Cremer getrennt.

Leif Erik und Claus Cremer am 16.07.2025 beim Spiel SG LiDa/​Rasensport Weitmar – SF Niederwenigern III

Rechte Jugendkader in Bochum, Herne und Umgebung

Leif Erik Cremer ist kein Einzelfall. In nahezu allen Bochumer Stadtteilen lässt sich eine zunehmende rechte Präsenz beobachten. Ob in Gerthe, Hiltrop, Weitmar oder Hamme: Graffitis und Sticker – der Versuch, öffentliche Räume zu besetzen, ist unübersehbar.

Ein Beispiel:

Justin Machnik in Dortmund am 26.04.2025
Quelle: Recherche Nord

Justin Machnik (Oscholski), wohnhaft in der Otterkuhle (Weitmar-Mark), marschierte fleißig durch fast jede rechte Demo im Westen. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er im Dezember 2024 bei einer Demonstration von „Die Heimat“ in Dortmund. Dort übernahm er bereits Führungsaufgaben innerhalb seiner Bezugsgruppe. In den folgenden Monaten fiel er hauptsächlich durch Social-Media-Posts mit typischem „Patriotismus“- und „Nationalstolz“-Gepose auf. 

Dass sich ein Jugendlicher aus einer strukturell ruhigen Gegend wie Bochum-Weitmar offen dem gewaltorientierten Neonazismus zuwendet, ist kein Einzelfall, sondern Teil eines allgemeinen Musters: Radikalisierung verläuft heute meist online – anonym, niedrigschwellig, kontinuierlich. Im Fall Oscholski führten ihn Algorithmen in die rechte Sphäre sozialer Netzwerke, bis er schließlich in Kontakt mit Akteuren aus dem Umfeld der „Heimatjugend“ (JN) stand. Ohne vorherige lokale Anbindung, aber mit zunehmender ideologischer Festigung, übernahm er deren Narrative, Feindbilder und Inszenierung. Justin Oscholski steht exemplarisch für eine neue Dynamik: Die extreme Rechte braucht keine Treffpunkte oder Kameradschaftsabende mehr, um Jugendliche zu rekrutieren, sie ist längst auf ihren Smartphones angekommen.

In seiner Freizeit betreibt er Downhill-Fahren – auffällig oft an Orten, die er zuvor mit rechten Stickern markiert hat. 

Ein weiterer Akteur:

Max Kraus in Münster am 05.07.2025
Quelle: Recherche Nord

Max Kraus, stammt gebürtig aus Bochum. [Edit 28.07.25: er lebt momentan in Dortmund]. Kraus ist seit mehreren Monaten aktiv und zum ersten Mal am 26.04.2025 bei einer Demonstration in Dortmund aufällig gworden. Wenige Wochen später war er mittendrin, bei der „Heimatjugend“ (JN), im Umfeld von „Die Heimat“, eng vernetzt mit bekannten Dortmunder Nazikadern.

Joel Reimann in Gelsenkirchen am 01.05.2025
Quelle: Recherche Nord

In Herne fällt insbesondere der am 10.06.2008 geborene Joel Reimann auf. Er wohnt im Stadtteil Horsthausen, und ist längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Reimann ist regelmäßiger Teilnehmer rechter Aufmärsche, tritt meist als Bannerträger auf und gilt als mutmaßlicher Administrator des Instagram-Kanals „Heimatjugend Herne“. Innerhalb der Szene übernimmt er zunehmend organisatorische Funktionen, ist ruhig, kontrolliert, auf Außenwirkung bedacht – ein Aushängeschild für die „Heimatjugend“. Reimanns Einbindung in die Szene kommt nicht von ungefähr.

Joel Reimann beim Herner Eishockeyverein

Öffentlich tritt Joel Reimann meist freundlich und offen auf. In der Fankurve des Herner Eishockeyvereins ist er ein bekanntes Gesicht – geschätzt, nicht zuletzt wegen seines unauffälligen, verbindlichen Auftretens. Ein klassisches Beispiel dafür, wie rechte Akteure soziale Räume besetzen, Normalität simulieren und dadurch Anschlussfähigkeit gewinnen.

Störaktionen, Eskalation, Gewaltandrohung

Fabian Günnewich mit Joel Reimann

Im Verlauf des letzten Jahres kam es wiederholt zu gezielten Störversuchen antifaschistischer Versammlungen. Im September 2024 etwa provozierten rechte Jugendliche am Lautsprecherwagen einer antifaschistischen Demo. Einer von ihnen: Fabian Günnewich aus Castrop-Rauxel, befreundet mit Reimann, ebenfalls JN-nah.

Auch beim CSD in Herne 2025 versuchten zwei Jugendliche, den Demonstrationszug zu stören. Beide wurden zuvor regelmäßig bei Neonazi-Aufmärschen gesichtet. Bereits in der Nacht vor dem CSD tauchten queerfeindliche Plakate auf – dokumentiert und verbreitet über die Kanäle der Heimatjugend Herne.

Dortmunder Kader als Bezugspersonen

Nach wie vor ist die Dortmunder Neonaziszene für den Nachwuchs aus dem Ruhrgebiet zentral. Offene „Heimatabende“ bieten einen niedrigschwelligen Einstieg, neue Führungspersonen füllen die Lücken früherer Kader. Einer von ihnen: Raik Helm, Lehramtsstudent an der Ruhr-Uni Bochum, bekannt als aktiver Organisator und JN-Mitglied. Auch Andre Pencek, früher eher Mitläufer, ist mittlerweile Teil der Führungsstruktur.

Ein weiterer Akteur mit Einfluss auf jugendliche Rechte: Niklas Busch. Laut, selbstsicher, volksnah inszeniert. Sein Auftreten spricht vor allem Erlebnisorientierte an, weshalb er zunehmend in die Strukturen des neonazistischen Kampfsportevents „Kampf der Nibelungen“ eingebunden wird. Nico Wille, ein Charakter, der selbst in der eigenen Szene immer wieder aneckt und zuletzt wegen sexueller Avancen gegenüber Minderjährigen in Verruf geriet. und regelmäßig in Konflikte mit anderen gerät. Er organisierte einen Angriff auf die alternative Kneipe Hirsch Q in Dortmund und verbindet körperliche Präsenz mit Szene-Symbolik. Er trainiert regelmäßg im „Golds Gym“ Herne und führte am 15.06.2025 ein Kampfsport Training im Kortumpark in Bochum durch.

Die älteren Neonazis hingegen übernehmen nur noch strukturelle und vermeintlich fürsorgliche Aufgaben um die Jugendlichen einerseits zu bespaßen und andererseits inhaltlich und ideologisch zu formen. Neben dem Ablauf von Demonstrationen und dem Auftreteten als Redner, sorgen sie sich für das „Drumherum“. Sie stellen Ressourcen und Räume zur Verfügung, bieten den jungen Leuten Schulungen und Alkohol. So wurde am Heimatabend in Essen im Juli 2025 den Jugendlichen ein Vortrag, alkoholische Getränke und eine Demonstration geboten, um das Happening abzuschließen. Begleitet durch ältere Kader wie Marion Figge, Sascha Krolzig oder Claus Cremer

Marion Figge beim Ausschank von Alkohol an jugendliche Neonazis beim Heimatabend in Essen
Quelle: Recherche Nord

Fazit

Eine Mobilisierung so vieler junger Menschen in neonazistische Kreise hat das Ruhrgebiet seit Jahren nicht mehr erlebt. Ob sich dieser Trend hält oder im schnellen Takt von Social Media wieder verpufft, bleibt offen. Angesichts der diskursiven Verschiebungen der letzten Jahre ist jedoch eher davon auszugehen, dass viele dieser Jugendlichen in den Strukturen bleiben – solange sie keine spürbaren Konsequenzen erfahren. Insbesondere die neu gegründete JN wird künftig eine zentrale Rolle spielen, da sich bereits ein stabiler Kern junger Neonazis um sie gebildet hat. Gleichzeitig kann das junge Alter der Beteiligten den Strukturen selbst zum Problem werden: Cliquenbildung, persönliche Krisen und pubertäre Dynamiken haben bereits in der Vergangenheit ähnliche Szenen geschwächt. Trotzdem darf man nicht auf Selbstzerstörung hoffen – es braucht Aufklärung, Öffentlichkeit und klare Kante gegen diese Strukturen. 

RechercheBO
28.07.2025

RUB-Lehramtsstudent Raik Helm nach Körperverletzung festgenommen


Vor zwei Tagen machte der diesjährige Ostermarsch in Dortmund-Dorstfeld Zwischenstation. Während vor einigen Jahren die örtliche Neonaziszene zu solchen Anlässen noch wahrnehmbar Präsenz in Dorstfeld zeigen konnte, sind im einstigen „Nazikiez“ nur noch die Nazis hängengeblieben, die zu mutlos für die Flucht nach Ostdeutschland waren oder die nicht einmal in der nächstbesten Rockergruppierung aufgenommen wurden. Und so wurden die beiden verbliebenen Nachwuchshoffnungen Niklas Busch und Raik Helm ins Rennen geschickt, die sich nun erst einmal beweisen müssen.


Als an diesem Tag Antifaschist*innen den Wilhelmsplatz und die umliegenden Straßen mühelos in Beschlag nehmen, griffen die beiden frustrierten Jungnazis eine Antifaschist*in an. Beide Neonazis wurden von der Polizei umgehend zu Boden gebracht, mit Kabelbindern fixiert und anschließend in Gewahrsam genommen. Der 23-jährige RUB-Student Raik Helm, der bereits wegen Volksverhetzung ein Verfahren erwartet, kann nun also auch ein Körperverletzungsdelikt für seine Nazikarriere verbuchen. Ob ihm dies bei seinem Lehramtsstudium an der Ruhr-Universität Bochum weiterhilft, darf bezweifelt werden. Die Bekanntmachung seiner unregelmäßigen Anwesenheit an der Bochumer Uni hat jedoch glücklicherweise dafür gesorgt, dass sich dort nun wieder Menschen antifaschistisch organisieren. Es bleibt dabei: Ruhr-Uni nazifrei! (Hintergrund siehe hier)

Ein weiterer Tiefschlag ereilte die Dortmunder Nazis gestern: Der gewalttätige und beinahe in Vergessenheit geratene Neonazi Steven Feldmann wurde in der bulgarischen Provinz Weliko Tarnovo von der örtlichen Polizei nach monatelangem Versteckspiel festgenommen. Momentan wartet er in Untersuchungshaft auf seine Abschiebung nach Deutschland. Das jetzt einsetzende Wehklagen der Nazis irritiert, denn schließlich ließen diese im Wahlkampf verkünden: „Konsequente Abschiebung sorgt für Recht und Ordnung“. Geliefert wie bestellt also.
Die Dortmunder Neonaziszene hat ihre besten Tage hinter sich. Dorstfeld hat innerhalb die Naziszene seine Anziehungs- und Strahlkraft verloren. Während die fähigen Kader bereits das sinkende Schiff in Richtung Osten oder organisierter Kriminalität verlassen haben, versuchen verkrachte Existenzen wie Andre Penczek, Pascal Ostholte, Christian Meyer, Claus Cremer oder auch Sascha Krolzig die gerade aufkommende Welle von Jungnazis in ihre Strukturen einzubinden. Die rechten Teenager sollen mit eigenen Räumlichkeiten, einer Struktur und braunem Jägerlatein beeindruckt werden. Anschließend werden die oft Minderjährigen indoktriniert, benutzt und schließlich rücksichtslos verbrannt.


Am 26. April fahren wir im Übrigen zusammen von Bochum nach Dortmund, um den rechten Aufmarsch scheitern zu lassen. Infos dazu bekommt ihr über die sozialen Medien.

Antifaschistische Linke Bochum im April 2025

Gegen den Faschismus und seine Finanziers!

Share Pic Revolutionäre Vorabenddemo 2025 in Bochum

Gegen den Faschismus und seine Finanziers 

Hinaus zur 10. revolutionären Vorabenddemo!
Zum 10. Mal findet in Bochum die Demonstration zum Vorabend des 1. Mai, dem Kampftag der Arbeiter*innenklasse, statt. 
Zum 10. Mal stehen wir entschlossen gegen Faschismus und Kapitalismus.
Zum 10. Mal ist eins Gewiss: der organisierte Kampf gegen die extreme Rechte und für das gute Leben für alle ist und bleibt notwendig!
Zum 10. Mal heißt für uns auch: Bilanz ziehen. Was hat sich in der Zeit verändert? Was bleibt?
Die Akteur*innen der extremen Rechten haben sich vervielfältigt, ihr Erscheinungsbild und ihre Strategien haben sich angepasst. Wir konnten in den letzten Jahren im Zeitraffer beobachten, wie Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus und Autoritarismus in immer größeren Teilen der Gesellschaft nicht nur geduldet werden, sondern zur Normalität gehören. Die Strategie der Provokation, der Verschiebung des Sagbaren und der – wie Björn Höcke es ausdrückte – „wohltemperierten Grausamkeit“ trägt Früchte. Und das auch, weil die demokratische Mitte den Ernst der Lage bis heute nicht erkennt. Statt sich klar von Rechts abzugrenzen, wird sich an den Rechten orientiert. Auf das Fallen der Brandmauer – wenn es eine solche jemals gab –  folgt der ideologische Schulterschluss. Dies ist nicht zuletzt auch eine Folge der Lebensbedingungen, die sich verändert haben: Seit Jahren folgt eine Krise der nächsten. Krieg, Vertreibung und Armut sind keine abstrakten Worte, sondern spiegeln zunehmend die Realität eines Großteils auch westeuropäischer Gesellschaften wieder.
Was bleibt, ist unsere Wut, unsere Hoffnung und unser Zusammenhalt im Widerstand gegen diese Zustände!
Politische Macht darf nicht käuflich sein!
In den USA können wir gerade live miterleben, wie eine Demokratie zu einer totalitären Oligarchie umgebaut wird. Mit Trump als Präsident der Vereinigten Staaten und engem Vertrauten Putins nimmt der Einfluss Superreicher auf die Politik stetig zu. Elon Musk als reichster Mensch der Welt finanzierte maßgeblich Trumps Wahlkampf  und kaufte sich damit einen Platz im Weißen Haus. Wer einen Blick auf die USA wirft, kann sehen, was auch uns blüht, wenn wir es nicht schaffen, uns den Faschist*innen entgegenzustellen: soziale Sicherungssysteme, reproduktive Rechte und die körperliche und sexuelle Selbstbestimmung werden im Stundentakt zurückgefahren. Ganze Familien werden abgeschoben und auseinandergerissen. Militante Neonazis und rassistische Pogrome werden gefeiert und internationale Beziehungen zu weiteren faschistischen Regimen ausgebaut. Ein Beispiel hierfür ist die dystopische neoliberale Politik Mileis in Argentinien.
Auch für die AfD hat Elon Musk kräftig die Werbetrommel auf seiner Plattform ‚X‘ (ehemals Twitter) gerührt. So hat der gemeinsame Live-Stream von Musk und Alice Weidel im vergangenen Wahlkampf der AfD viele Zuschauer*innen und Aufmerksamkeit beschert. Dass Musk und Weidel die gleiche faschistische Agenda fahren, machte Musk zuletzt deutlich, als er der Weltöffentlichkeit und unter Jubel anderer Faschist*innen mit dem Hitlergruß seine Freude über Trumps Sieg ausdrückte.  Doch die AfD ist gar nicht unbedingt auf die Hilfe des Tech-Oligarchen angewiesen. Der schweizer Milliardär (und gebürtiger Duisburger) Henning Conle finanzierte der AfD mit einer Spende von mehreren Millionen eine (krass hässliche) Plakatkampagne, die viele Menschen erreicht hat und in ihrer Meinungsbildung beeinflussen konnte. Nicht zuletzt sind große Teile der AfD-Führungsriege selbst Teil der herrschenden Klasse und nicht etwa der ‚einfachen Leute‘. Ein Beispiel ist Beatrix von Storch: Sie ist Teil eines traditionsreichen Adelsnetzwerks und nutzt dessen weitreichende Verbindungen und Ressourcen insbesondere für die Verbreitung christlich-fundamentalistischer und antifeministischer Propaganda.
Hinter dem Faschismus steht die kapitalistische Entgrenzung
Eine solidarische Gesellschaft ist genau das, was Faschos wie Höcke, Weidel und von Storch nicht wollen. Ausbeutung und Profitmaximierung stehen für sie an oberster Stelle – ungeachtet der Folgen für uns alle. Ausbeutung und Profitmaximierung haben realpolitische Auswirkungen: der Lohn reicht schon jetzt oft nicht bis zum Monatsende. Konzerne wie Vonovia verdienen mit Wohnraum viel Geld und erhöhen die Miete für die marode und eh viel zu kleine Wohnung. Wenn die Lebensmittelpreise weiter steigen, sehen sich immer mehr Menschen gezwungen, zwischen Essen und Heizen zu wählen. Wie soll man angesichts existentieller Ängste noch die Kapazitäten aufbringen, sich für die eigenen Rechte zu engagieren?
Die neue schwarz-rote Regierung hat in ihren Sondierungen bereits deutlich gemacht, dass sie kein Interesse daran hat, etwas am Status Quo zu ändern. Im Gegenteil: der 8-Stunden-Tag – eine der ältesten gewerkschaftlichen Forderungen und Errungenschaften der Proteste zum 1. Mai – wird abgeschafft. Verfassungswidrige Totalsanktionen beim Bürgergeld und ein Aussetzen der Schuldenbremse für ein milliardenschweres Aufrüstungspaket sind nur erste Vorboten dessen, was auf uns zukommen wird. Währenddessen war für Bildung, Gesundheit, Soziales und Klima jahrelang angeblich kein Geld vorhanden. Das nun beschlossene Sondervermögen soll dabei in den kommenden Jahren maßgeblich durch Haushaltskürzungen in genau diesen existentiell wichtigen Bereichen und durch weitere Aushebelung der Arbeiternehmer*innenrechte rückfinanziert werden. Daneben wird bereits jetzt über die Ausweitung angeblich ’sicherer‘ Drittstaaten gesprochen, um Menschen einfacher in Kriegsgebiete abzuschieben. Sicherheit und Migration waren im Wahlkampf die zentralen Themen. Inwiefern beides auch mit einer progressiven Klimapolitik und der Sicherung des Sozialsystems zu tun hat, haben auch SPD und Grüne im Wettstreit darum, wer härtere Maßnahmen gegen vermeintlich ‚kriminelle Ausländer*innen‘ durchsetzen wird, vergessen. Der vermeintliche Kampf gegen Rechts wird von bürgerlicher Seite auf dem Rücken der Schwächsten der Gesellschaft ausgetragen, statt mit ihnen gemeinsam.
Dieser Status Quo ist antidemokratisch! Er verhindert eine gleichberechtigte Teilhabe und Mitbestimmung am politischen Geschehen, indem er sie vom Geldbeutel abhängig macht. Und wer kein Geld hat, hat in der Regel auch keine Zeit. Egal ob tägliche Schikane beim Arbeitsamt, der Schichtarbeit, der Hustle zwischen mehreren Jobs zum Mindestlohn, chronische Erkrankungen oder die Pflege Angehöriger (zwei der häufigsten Gründe, warum Menschen nicht in Arbeit ‚vermittelbar‘ sind): der tägliche Kampf, nur um sich das Nötigste leisten zu können, lässt uns keine Luft zum Atmen. Er macht uns krank und einsam. Die Vereinzelung lässt uns glauben, wir könnten eh nichts ändern. Und die Erschöpfung sorgt dafür, dass wir es gar nicht erst versuchen. Dabei zeigt die Geschichte, und insbesondere die Geschichte des 1. Mai, dass wir Vieles erreichen können, wenn wir uns zusammenschließen! 
Politik von und für Reiche ist ungerecht 
Kapitalistische Logiken sorgen dafür, dass Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden. Wenn die Lebensrealität politischer Entscheidungsträger*innen mehr im eigenen Privatjet und auf Arbeitgeberempfängen stattfindet als im ganz normalen Alltag, wenn (Super-)Reiche von anderen (Super-)Reichen geschmiert werden,  dann wird sich auf Steuersenkungen für eben jene  konzentriert und nicht auf notwendige Sanierungen und den Ausbau von Schulen und Kitas. Dann ist eben nicht die Entlastung von Care-Arbeit und Pflege auf der Agenda, nicht der Katastrophenschutz oder der Ausbau der psychologischen Grundversorgung. Sondern es findet ein Wettrennen statt, wer besser, schneller, härter sanktionieren und abschieben kann. Dabei zeigen Studien, dass eine strikte Sparpolitik und die Vernachlässigung sozialer Fragen nur den Rechten in die Karten spielen. Auch das kam im vergangenen Wahlkampf der AfD und anderen reaktionären Kräften zu Gute. 
Populismus und rechte Ideologien  bieten vermeintlich einfache Lösungen auf komplizierte Fragen. Doch durch Rassismus und Ausgrenzung, durch das ständige Treten nach unten wird die Gesellschaft nur weiter gespalten und wir Unterdrückten werden gegeneinander ausgespielt. 
Lassen wir das nicht weiter zu! Es wird endlich Zeit, sich zusammenzutun und gemeinsam gegen unsere Unterdrücker*innen zu kämpfen. Es wird Zeit für eine solidarische Organisierung gegen die Feind*innen der Freiheit! Lasst uns nicht mehr buckeln, sondern gemeinsam Widerstand leisten  und die Faschist*innen von ihren Podesten reißen!
Lasst uns ihnen einen Strich durch die Rechnung machen!
Mit Blick auf die vergangenen Jahre fällt es schwer, eine positive Bilanz zu ziehen. Weltweit sind reaktionäre und faschistische Bewegungen auf dem Vormarsch oder gar in Regierungsbeteiligung. Und der Rest der Welt scheint zuzuschauen, als wäre nichts. Aber der Widerstand regt sich. Was wir jetzt mehr denn je brauchen, ist eine Politik für Alle! Eine Politik, die nicht nach einfachen Erklärungsmustern agiert und nur den nächsten Sündenbock sucht. Antifaschistische Politik bedeutet nicht nur eine klare Haltung gegen kapitalistische,antisemitische, rassistische, antifeministische, queerfeindliche und armenfeindliche Ideologien und ‚Lösungsansätze‘. Antifaschistische Politik bedeutet auch ein klares Bekenntnis zu Menschenrechten, zu Solidarität mit allen Unterdrückten und Ausgebeuteten weltweit und zu Bündnissen mit allen, die bereit sind, gemeinsam für die Freiheit und ein Leben in Würde für alle zu kämpfen – auch über Differenzen hinweg. Denn wir dürfen streiten. Wir dürfen uns uneinig sein. Ja, wir müssen die Vielfalt an Bedürfnissen und Ideen aushalten können. Aber in der Sache, in unserem Grundsatz und unserem Herzen, müssen wir uns als Antifaschist*innen einig sein: Wo sie ihren Hass verbreiten, halten wir Solidarität dagegen. Wo sie Menschen ausgrenzen, reichen wir unsere Hände. Wo sie uns versuchen zu spalten, werden wir Schulter an Schulter stehen!
Wir rufen auf: Organisiert euch! Sprecht mit euren Freund*innen und (Wahl-)Familien! Frontet eure rassistischen Kolleg*innen und greift bei Übergriffen auf der Straße ein! Tretet einer Gewerkschaft bei, leistet Parteiarbeit oder organisiert euch in autonomen Bündnissen! Seid nicht länger still, wenn ihr Unrecht seht. Schreitet ein und schlagt die Faschist*innen, wo ihr sie trefft – mit Worten, mit Taten! Bildet Banden, seid ungehorsam und widerspenstig. Lasst euch nicht klein machen und erhebt eure Stimme!
Kommt mit uns gemeinsam am 30.04.2025 auf die Straße, um ein Zeichen zu setzen! Um für eine Welt zu kämpfen, in der politische Macht nicht von den Interessen des Kapitals, sondern von den Bedürfnissen der Menschen abhängt. Eine Welt, in der sich nicht einige wenige Superreiche die Entscheidungsgewalt erkaufen und für den eigenen Profit nutzen, sondern in der wir gemeinsam entscheiden, was wir brauchen und wie wir es erreichen. Dazu braucht es eine breite antifaschistische Organisierung und eine antikapitalistische politische Praxis. 
Nach all den Jahren stehen wir immer noch zusammen gegen den Faschismus und seine Wegbereiter*innen, für Gerechtigkeit und  das gute Leben für alle. 
Und wir kämpfen weiter, gestern, heute und auch morgen. 
Non a Parole – ein antifaschistisches Kollektiv
Antifaschistische Linke Bochum

Nieder mit der AfD und ihren Verbündeten!

Nach dem Ampel-Aus und den daraus resultierenden Neuwahlen 2025 besteht die reelle Gefahr, dass die AfD zweitstärkste Kraft wird. Bereits im vergangen Jahr hat die AfD in Thüringen 32,8% und in Sachsen 30,6% der Stimmen erhalten. Mitte Dezember lag die Partei in Umfragen bei 20 Prozent.

Eine Partei, die offen faschistische Positionen vertritt, darf in unserer Gesellschaft nicht weiter erstarken. Die Politik der AfD basiert auf Spaltung, Hass und Ausgrenzung. Ihre Machtübernahme stellt eine unmittelbare Gefahr für viele Menschen in unserer Gesellschaft dar. Marginalisierte Gruppen wie Geflüchtete, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderung, Frauen, Flinta*, nicht-binäre Menschen, Menschenrechtsaktivist*innen, Jüd*innen, Feminist*innen, Antifaschist*innen, Umweltaktivist*innen, Gewerkschafter*innen und Journalist*innen sind bereits jetzt massiv bedroht.

Wir dürfen nicht tatenlos zusehen!
Wir müssen uns organisieren und Widerstand leisten. Die Enthüllungen der Correctiv-Recherche im letzten Jahr, haben offen gelegt was Beobachter*innen schon lange klar war. Die Verbindungen der AfD mit reaktionären Eliten und ihre Pläne, ein autoritäres und faschistisches Regime zu errichten. Die Großdemonstrationen im vergangen Jahr waren ein bedeutender Anfang, jetzt ist es an uns, unseren Widerstand verstärken und kurz vor der Wahl ein deutliches Zeichen gegen die AfD und ihre geistigen Verbündeten zu setzen.

Denn schon lange haben sich auch Vertreter*innen bürgerlicher Parteien sich der autoritären Formierung angeschlossen. Allen voran Bundeskanzlerkandidat Friedrich Merz, der inhaltlich den Dammbruch bereits vollzogen hat und nur ein Jahr nach den Correctiv Recherchen unbescholten die Ausbürgerung von Staatsbürger*innen fordert. Es stehen harte Zeiten bevor! Die Union treibt die Spaltung der Gesellschaft voran, in dem sie die Menschen gegeneinander ausspielt. Auch ihre Politik basiert auf Ausgrenzung und Angst. Sie spielt mit den ökonomischen Sorgen der vermeintlich Schwächeren.

Deshalb rufen wir euch auf: Kommt am Freitag den 14.02.2025 um 18.30 Uhr, zum Bochumer Hauptbahnhof. Wir dürfen nicht zulassen, dass faschistisches Gedankengut und Hass unsere Gesellschaft weiter zersetzen. Es gibt keine Mitte zwischen Faschismus und Antifaschismus.

Wir bitten die Vertreter*innen der Parteien darum Parteisymbolik jeglicher Art Zuhause zu lassen. Wir wollen nicht, dass diese Demo als Wahlkampfveranstaltung genutzt wird.

Bringt Freund*innen, Familie und Kolleg*innen mit und lasst uns gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Faschismus und für eine solidarische Gesellschaft setzen.

Nie wieder Faschismus – Der Ruhrpott bleibt stabil gegen Rechts!

Antifaschistische Linke Bochum
Non a Parole – antifaschistisches Kollektiv
ADFC Bochum
AKZ Recklinghausen
Alevitische Gemeinde Bochum
Alsenwohnzimmer e.V.
Antifa Bochum
Antifa Café Bochum
Antifa Gelsenkirchen
Antifa Gevelsberg
Antifa Jugend Aachen
Antifa Jugend Hamm
Antifa Lünen
Antifa Witten
Antirassismustelefon Essen
Aufstehen gegen Rassismus Essen
Autonome Antifa 170
Autonome Antifa Kamen
AZ Gathe bleibt!
Bahnhof Langendreer e.V.
Bezirksjugendwerk der AWO Westliches Westfalen
Bezirksschüler*innenvertretung (BSV Bochum)
Bo.Cemevi Y.K.
Bochumer Antifa Treff
BONEM e.V. – Bochumer Netzwerk Migrantenorganisationen
Bündnis 8. März Dortmund
Bündnis 90/Die Grünen Bochum & Wattenscheid
Bündnis antifaschistischer Kampftag
Bündnis gegen Rechts Bochum
Bündnis Herne e.V.
Bündnis Recklinghausen
Castrop Nazifrei
CSD Bochum
DGB Jugend NRW
DIDF (Föderation demokratischer Arbeitervereine e.V.)
DIDF-Jugend e.V.
Das Kollektiv e.V.
Dersin Gemeinde Bochum e.V.
Die Linke Bochum
DPSG Bochum und Wattenscheid
Druckkollektiv Unterdruck
Dyke* March Ruhr
Ende Gelände Bochum
Ennepe-Ruhr stellt sich quer
Essen stellt sich quer
Evangelischer Kirchenkreis Bochum
Faninitiative Bochum e.V.
Feministischer Lesekreis Bochum
Fritz Bauer Forum
Fridays for Future Bochum
Falken Bochum
Furore Bochum
Frieden, Arbeit und soziale Gerechtigkeit (FASG)
Gemeinde der Êzîdên Bochum e.V.
Gemeinsam Laut
Gemeinschaftsgarten Bochum e.V.
Gerthe Nazifrei
GESH – jüdischer Studierendenverband Bochum
GRAS Bochum
Grüne Jugend Bochum
Herne Nazifrei
IFAK e.V. Verein für multikulturelle Kinder und Jugendhilfe-Migrationsarbeit
Jüdische Gemeinde Bochum/Herne/Hattingen
Jusos Bochum
Jusos Herne
KAZ Herne e.V.
Kein Bock Auf Nazis
Katholische Stadtkirche Bochum und Wattenscheid
Kinder- und Jugendring Bochum e.V.
Klimakollektiv Gelsenkirchen
Kulturfabrik Bochum e.V.
Landesverband NRW der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken
LiteraturKollektiv Bochum e.V.
Linke Liste Bochum
Meanstreet Antifa Dortmund
Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V.
Nachbarschaftsinitiative Klare Linie gegen Rechts
Naturfreundejugend NRW
Nika NRW
OAT Dortmund
OAT Gelsenkirchen
OAT Hagen
OAT Witten
Omas gegen Rechts Bochum & West
Oval Office Bar
Quartiershalle in der KoFabrik e.V.
Recklinghäuser Antifa Treff
Rote Hilfe Bochum
RUB bekennt Farbe
Schauspielhaus Bochum
Schirme gegen Rechts Herne
Schwarzesocke
Seebrücke Bochum
Showroom-Kunst
SK Bochum 11
Soziale Zentrum Bochum
Sozial-Ökologisches Zentrum Dortmund
SPD Bochum
Stadtkatholikenrat Bochum
Stadt für Alle
Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Stahlhausen
Studis gegen Rechts Essen
Trotz Allem Witten
Trinkhalle Bochum
VVN-BdA Bochum
Vegan Spotted Bochum
Werner Bündnis gegen Rechts
Windkante Rottstraße e.V.
Zanke
Zusammen gegen Rechts Essen

Achtung, Neonazi an der Ruhr-Uni Bochum 2.0

Raik Helm, Geschichte und Germanistik
„Die Heimat“ / Junge Nationalisten

Raik Helm, ein 22-jähriger organisierter Neonazi, studiert seit 2021 Geschichte und Germanistik auf Lehramt an der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Aktuell steht er kurz vor seinem Bachelorabschluss. Helm ist kein Mitläufer, sondern eine zentrale Figur in der rechtsextremen Szene Dortmunds. Seine Aktivitäten konzentrieren sich auf den Aufbau neuer Nazistrukturen rund um die Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD) einer rechtsextremen Organisation, die unter anderem über ihre Jugendgruppen Neonazi-Ideologien verbreitet.

„Ruhrgebiet Aktiv“ am Campus in Bochum

Ruhrgebiet Aktiv – Tarnorganisation mit rechtsextremen Wurzeln
Die Gruppe „Ruhrgebiet Aktiv“, für die Helm eine führende Rolle einnimmt, gibt vor, patriotischen Aktivismus zu betreiben. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine rechtsextreme Gruppierung, die sich ideologisch und personell mit der „Heimatjugend Dortmund (JN)“ der Partei „Die Heimat“ Dortmund überschneidet. „Ruhrgebiet Aktiv“ ist Teil der sogenannten „Active Clubs“ – einem internationalen Netzwerk extremistischer Gruppen, die durch Gewalt, Kampfsport und gezielte Propaganda rechtsextreme Ideologien verbreiten. Bereits bei ihren ersten Aktionen im Jahr 2023 zielte die Gruppe direkt auf die Bochumer Universität und das Büro von Professor Stefan Huster ab, was die Bedrohung für die akademische Gemeinschaft verdeutlicht.

 

Helms Rolle in der rechtsextremen Szene

Raik Helm gemeinsam mit dem mittlerweile untergetauchten und gesuchten Rechtsextremisten Steven Feldmann.

Raik Helm agiert als Schlüsselfigur zwischen der Heimatjugend Dortmund, der Gruppe „Ruhrgebiet Aktiv“ und der Partei „Die Heimat“ Dortmund. Seine Rolle umfasst sowohl organisatorische als auch propagandistische Aufgaben. Am 17. November 2024 nahm er am neonazistischen Heldengedenken teil, bei dem den Wehrmachtssoldaten und SS-Mitgliedern gehuldigt wird. Am 23. November 2024 nahm er gemeinsam mit Sascha Krolzig und Udo Voigt am Bundesparteitag der Partei „Die Heimat“ in Bernsdorf teil, was auf seine enge Einbindung in politische Entscheidungsprozesse hinweist. Wenige Tage später, am 29. November, war Helm bei einer Neonazi-Kundgebung in Dortmund-Dorstfeld für die Dokumentation verantwortlich. Er begleitete die Veranstaltung mit Kameraequipment und sorgte für die mediale Verbreitung der rechtsextremen Inhalte.

Dies sind nur einige aktuelle Beispiele seiner rechtsextremen „Karriere“.

Raik Helm am 22.10.2023 bei einer Neonazi-Kundgebungen in Celle (Quelle: recherche-nord)

Gefahr für den Campus und darüber hinaus
Im Juni 2023 fiel Helm erstmals durch eine von „Ruhrgebiet Aktiv“ organisierte Wanderung auf, die unter dem Vorwand einer harmlosen Freizeitbeschäftigung als Mittel zur ideologischen Stärkung und Vernetzung innerhalb der rechtsextremen Szene genutzt wurde. Als Gründungsmitglied der Gruppe ist Helm maßgeblich an deren Aktivitäten beteiligt. „Ruhrgebiet Aktiv“ dient dabei nicht nur der Verbreitung von Propaganda, sondern auch der Rekrutierung neuer Mitglieder und der Mobilisierung für rechtsextreme Aktionen.

Raik Helm im „White-Boy-Summer“-T-Shirt der rechtsextremen Gruppierung Heimat Dortmund.

Er betreut zudem den YouTube-Kanal „nkieztv“, eine Abkürzung für „Nazikiez-TV“, und ist für den Schnitt der dort veröffentlichten Videos verantwortlich. Unter dem Decknamen „Raik Galea“ – eine Anspielung auf das lateinische Wort für „Helm“ – agiert er auf sozialen Medien, um rechtsextreme Inhalte zu verbreiten und weitere Sympathisanten zu gewinnen. Seine Aktivitäten sind Teil einer größeren Strategie, rechtsextreme Netzwerke zu stärken und Einfluss im gesellschaftlichen Diskurs zu gewinnen, was eine erhebliche Gefahr für das demokratische und sichere Klima an der RUB darstellt.

 

Keine Toleranz für Neonazis an der RUB!
Die Präsenz von Raik Helm an der Ruhr-Universität Bochum ist inakzeptabel. Seine Verbindungen zur Dortmunder Naziszene, seine Führungsrolle bei „Ruhrgebiet Aktiv“ und seine offene Propagierung rechtsextremer Inhalte stellen eine Bedrohung für die Sicherheit und das demokratische Klima auf dem Campus dar. Wir werden es nicht hinnehmen, dass hier ein gewaltbereiter Neonazi mit Steuergeldern für den Schuldienst ausgebildet wird.

Zeigt Raik Helm, dass er an der RUB nicht willkommen ist!
Kein Platz für rechtsextreme Ideologien auf dem Campus!

RechercheBO
08.01.2025

Update III zur Linie 5: „Das hast du nun davon!“

Es zeichnet sich ein immer klareres Bild um die Bochumer Kneipe „Linie 5“. Immer wieder tauchen neue Informationen und Beweise auf, die das Ausmaß der extrem rechten Vernetzung und die bewusste Verharmlosung durch die Betreiber*innen offenlegen.

Musikvideo-Sequenz von Hannes Ostendorf in der Linie 5

Jüngst ist ein Musikvideo des Frontsängers der Rechtsrockband „Kategorie C“, Hannes Ostendorf, aufgetaucht, das deutlicher nicht sein könnte. Veröffentlicht wurde das Video am 16. Juni auf seinem Telegram-Kanal und zeigt Ostendorf in der „Linie 5“ gemeinsam mit weiteren rechtsextremen Hooligans aus Düsseldorf. Besonders brisant: Das dokumentierte Konzert von Ostendorf in der Linie 5 fand erst am 22. Juni statt. Dies beweist, dass Ostendorf regelmäßig in der Kneipe verkehrte und dass die Behauptungen der Betreiberinnen, die Band sei „Unbekannt“ gewesen, nicht haltbar sind. Die Linie 5 ist seit der Übernahme durch die neuen Betreiberinnen ein fester Bestandteil der rechten Szene.

Bei Instagram ist seit einigen Tagen ein neuer Account der „Linie 5“ erschienen, auf dem  mittlerweile offen Stellung bezogen wird. Dieser Account bestätigt das Konzert, das zuvor noch heruntergespielt wurde, und zeigt eine neue, kämpferische Haltung. Der Account ließ zudem Verlautbarungen, dass der alte Linie-5-Account „gehackt“ worden sein soll. Beide Accounts existieren nebeneinander. Nicht nur kommunikativ scheint es dort nun chaotisch zu laufen.

Weitere Recherchen zeigen, wie tief und langwierig die Verbindungen zur rechten Szene sind. Sie gehen weit über die Betreiberin Monja Oberfeld hinaus.
Ein weiteres Foto zeigt den Mann der zweiten Mitbetreiberin, Rosalie Meuche, Tobias Meuche mit einer „Kategorie C“-Bauchtasche. Damit wird klar: Auch er ist Fan der Rechtsrockband. Seine Aktivitäten auf Facebook und seine frühere Zugehörigkeit zur „Road Crew“ der rechtsoffenen Skinhead-Band „Barking Dogs“ belegen auch seine Eingebundenheit in die gewaltbereite rechte Szene.

Der Mann von Monja Oberfeld, Marco ist derzeit offenbar Teil der Rockerclique „O.A.O.V.“, zu der auch Thorsten Sallay gehört, der bereits mehrfach erwähnte bekannte Akteur der rechten Hooligan-Szene. Dies belegen Accessoires dieser Gruppierung in seiner Wohnung.

Die Enthüllungen der letzten Wochen und der zunehmende Druck aus der Öffentlichkeit scheinen auch innerhalb der rechten Szene und der „Linie 5“ zu Spannungen zu führen.
Uns wurden ein Chatverlauf zugespielt, den wir hier veröffentlichen. In den Sprachnachrichten wird. deutlich, dass die Betreiber*innen der „Linie 5“ eine Bekanntschaft zu Hannes Ostendorf und seiner Partnerin Tanja pflegen. Es ist die Rede davon, dass man sich bei Tanja melden könnte, Ostendorf selbst betont mehrmals, dass es nichts zur Sache täte, ob er bei einer Party eingeladen war oder nicht und zudem ärgert er sich darüber, dass die Leute vor der Tür „nichts verloren“ hatten. Diese Nachrichten zeigen eindeutig was wir die letzten Monate dokumentieren und veröffentlichen.

Immer mehr Fakten liegen auf dem Tisch. Die „Linie 5“ ist kein unschuldiger Treffpunkt, sondern ein Ort, an dem sich die rechtsextreme Szene sicher und ungestört fühlt. Die beiden Betreiber*innen mitsamt ihren Partnern sind seit Jahren Teil der Szene und können selbstverständlich kein Interesse daran zu haben, sich von dieser Szene zu distanzieren. Die Stadt Bochum steht weiterhin in der Verantwortung, endlich konsequent zu handeln. Die Nachbarschaft hat bereits angefangen, sich zu wehren – es ist Zeit, dass die Stadt und ihre Behörden folgen.

Antifaschistische Linke Bochum,
August 2024

Update II zur Linie 5: „Nein, wir sind keine Nazis.”

Die zum großen Teil naive und unprofessionelle Medienberichterstattung der letzten Tage zur Causa “Linie 5” hat viele Menschen irritiert. Immer wieder wurde hier ein Framing vorgenommen, welches Zuschauer*innen und Leser*innen suggeriert, als gäbe es eine “Kontroverse”, quasi eine Meinungsverschiedenheit um diese einschlägige Kneipe. Damit suggerieren die Journalist*innen eine zweiseitige Konfrontation, wo nun einmal zwei unterschiedliche Beurteilungen dieser Kneipe vorliegen. Da wird dann die Meinung der Betreiberin (“Nein, wir sind keine Nazis.”) gegen die der Anwohner*innen (“Dort gab es mehrere Treffen organisierter rechter Gruppierungen”) gegenübergestellt und stehengelassen. Die journalistische Sorgfaltspflicht würde es jedoch gebieten, der Sache auf den Grund zu gehen und zu recherchieren, wer denn nun recht hat.

Bewusst oder unbewusst werden an dieser Stelle die Recherchen von Antifaschist*innen ausgeklammert. Weder die zahlreichen sortierten Fotobelege noch die recherchierten Namen von rechten Szenegrößen oder Gruppierungen werden hier genannt. Selbstverständlich sollte man bei den aktuellen Betreiber*innen der Linie 5 nachfragen, dann diese oder ihre Aussagen aber eben auch mit den Fakten der dokumentierten Abende kontextualisieren. Ein Urteil müssen sich Lesende und Zuschauende dann selbst bilden. Die Bochumer Polizei, die seit Jahren weiß, dass in dieser Kneipe rechtes Publikum verkehrt, gibt sich seltsam wortkarg und ahnungslos (“Schauen wir mal”), dabei baut sie bei jeder Demonstration, die sie dem politisch linken Spektrum zuordnet, eine Wagenburg vor der Linie 5 auf, um die Demonstration zu schützen. Dies geschieht bei keiner anderen Kneipe in der Innenstadt. Lediglich die Bezirksbürgermeisterin nimmt die Sorgen der Anwohner*innen und die Faktenlage momentan ernst. Auch die Brauereien Fiege und König Pilsener haben aufgrund der Recherche-Ergebnisse gehandelt. Dass die rechte Szene mitten in der Bochumer Innenstadt ein überregionales Nazikonzert veranstaltet ist ein Gradmesser für die Lage in diesem Land, die von vielen als “Rechtsruck” bezeichnet wird und gegen den Anfang des Jahres mehrere Millionen Menschen bundesweit auf die Straße gingen. Wenn sich Neonazis nun durch die gesamtgesellschaftliche Entwicklung derartig ermutigt und sicher fühlen, müssen jene gesellschaftlichen Kräfte gestärkt werden, die aus Überzeugung dagegen aufstehen.

Zurück zum Thema: Es liegt alles auf dem Tisch. Wir machen es diesmal kurz. Die Runen-Tattoos der Noch-Betreiberin Monja Oberfeld ließen vor dem Hintergrund ihrer einschlägigen Kontakte bereits bei Neueröffnung der Linie 5 nichts Gutes erahnen. Sie selbst trug in der Kneipe einen Gürtel der bekannten Neonazimarke Thor Steinar.

Monja O. mit Gürtel der bekannten Neonazimarke Thor Steinar

Gast der Linie 5 mit einschlägiger Marke

Wenn dies selbst die Betreiberin tut, tragen natürlich auch ihre Gäste die einschlägige Marke in der Linie 5. Die Betreiberin pflegt enge Kontakte zum HoGeSa-Mitbegründer Thorsten Sallay (https://antifabochum.noblogs.org/2014/10/bochumer-hooligans-an-nazi-krawallen-beteiligt/). Sallay selbst pflegt offenbar auch nach dem Niedergang von HoGeSa ein bundesweites Netzwerk extrem rechter Hooliganstrukturen mit dem Namen “Old Firm United”. Zusätzlich ist zu erwähnen, dass Thorsten Sallay letztes Jahr auf einem Konzert von “Kategorie C” in Hattingen war. Sallay posiert in seiner Freizeit zudem mit Mitgliedern der “Brothers of Honour”, hierbei steht das B und das H des neuen Gruppennamens als in der rechten Szene gängige Abkürzung für “Blood&Honour”, darunter Marc Andreas Schiffko und Sacha Rudloff von der rechtsextremen Hooligangruppe “Borussenfront”. Sallay war auch auf einer Party der “Standarte Bremen”, einer weiteren rechten Hooligangruppe rund um Hannes Ostendorf und der Band “Kategorie C”. Die Rechtsrockband “Kategorie C” ist genau jenen Strukturen zuzurechnen und fand deshalb nicht zufällig nach ihrem polizeilich verbotenen Konzert im Emsland Unterschlupf in der Linie 5.

Nazischmiererei in der Alsenstraße

In der Nacht des 20.07.2024 tauchte eine Nazischmiererei in der Alsenstraße auf, wovon Anwohner*innen der Presse und uns ein Foto schickten. Wir veröffentlichen dies nun, denn es dokumentiert den Versuch rechter Raumnahme. Nachdem sie in der Kneipe entlarvt wurden, gehen sie nun offenbar zum Gegenangriff über. Der in der Neonaziszene bekannte Zahlencode 444 steht dabei für den 4. Buchstaben im Alphabet, also DDD (= Deutschland den Deutschen), SS ist die Schutzstaffel der NSDAP. Eine klarer Einschüchterungsversuch, der der Nachbarschaft gilt, jedoch offenbar seine Wirkung verfehlte, denn diese versammelte sich am letzten Freitag mit 80 Personen vor der “Linie 5” um ein Zeichen zu setzen.

Die dortigen Anwohner*innen nehmen nun jedenfalls ihr Schicksal selbst in die Hand. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

Antifaschistische Linke Bochum,
Juli 2024