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Querdenken ermöglicht Neonazis und Pandemieleugner:innen Wohlfühlevent in Bochum

Gegenprotest bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Am gestrigen Samstag, den 18.12.2021, zogen schätzungsweise 1200 Pandemieleugner:innen, Impfgegner:innen, Anhänger:innen von Verschwörungsmythen und bekannte Neonazis unter dem Motto „Pandemie der Lügen“ und „Impffaschismus nicht mit uns“ durch Bochum. Zuvor wurde seit Wochen für dieses Großevent auch überregional in den sozialen Netzwerken mobilisiert Die Teilnehmenden waren entsprechend aus dem gesamten Ruhrgebiet und dem Sauerland angereist.

Querdenken234 – Wohlfühlevent für gewaltbereite Neonazis
Gegen 15:00Uhr begann die offizielle Kundgebung von Querdenken Bochum auf dem Vorplatz des Bochumer Schauspielhaus. Im Laufe dieser Kundgebung und der anschließenden Demonstration ließen die Organisat*innen von Querdenken immer verkünden, dass sich „heute die Mitte der Gesellschaft“ in Bochum eingefunden habe, um gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße zu gehen. Ein Framing welches einer genaueren Prüfung kaum standhält. Weitaus treffender ist nach dem gestrigen Aufmarsch zu konstatieren, dass Teile dieser selbsternannten „Mitte der Gesellschaft“ dem bundesweiten Trend folgend gänzlich ihre Maskerade haben fallen lassen, indem sie wissentlich den offenen Schulterschluss mit organisierten Neonazis und Hools zu eingingen. Bereits vor Kundgebungsbeginn wurden Kleingruppen von Menschen aus dem HoGeSa-Spektrum im Ehrenfeld gesichtet. Diese nutzten die Zeit vor dem Aufmarsch, um sich im an örtlichen Kiosken mit Bier zu versorgen. Im Verlauf der Demonstration gab es zudem aus dieser Personengruppe heraus einen Angriffsversuch auf den Gegenprotest der sich an vielen Stellen am Rande der Demo zeigte. Dieser Anrgiff fand hinter dem Bochumer Hauptbahnhof auf Höhe der Universitätsstr. 1 statt und konnte durch Bochumer Antifaschist:innen abgewehrt werden, woraufhin die beiden Angreifer von der Polizei festgesetzt wurden.


Die NPD erneut zu Gast bei Querdenken

Auch der sich diesmal in Sicherheit wähnende NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer nutzte die Gunst der Stunde, um sich in der Bochumer Innenstadt zu zeigen. Cremer ist dabei keine neuer Gast bei Querdenken-Bochum, da er bereits im Jahr 2020 bei einem Spaziergang aus dem Querdenkenspektrum und an einer Kundgebung im November 2020 auf dem Kirmesplatz teilnahm. Cremer wurde am Samstag von mehreren Personen begleitet, die wir ebenfalls dem NPD-Umfeld zuordnen. Einer von ihnen trug eine Kappe des Fußballballvereins DSC Wanne-Eickel. Der verurteilte Volksverhetzer lebt seit vielen jahren in Wattenscheid und ist seit Ende der 90er als gewalttätiger Neonazikader bekannt. Weitere Neonazis folgten dem Aufruf von Querdenken und waren an rechter Szenekleidung wie “Thor Steinar” zu erkennen.

Dortmunder Neonazikader zu Gast in Bochum

Dortmunder Neonazis – Matthias Drewer, Steven Feldmann, Martin Wegerich, Thorben Vetter und Unbekannt bei Ankunft Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Auch Neonazis von der Partei “Die Rechte” aus Dortmund nahmen an der Querdenken-Demo in Bochum teil und lobten über ihre Social Media Kanäle die Organisator:innen der Demonstration. Anwesend waren Matthias Drewer, Thorben Vetter, Steven Feldmann, Martin Wegerich und ein weiterer Neonazi den wir der Partei “Die Rechte” zuordnen. Matthias Drewer und Steven Feldmann sind verurteilte Gewalttäter, die bereits längere Haftstrafen hinter sich haben. Steven Feldmann wurde erst im Sommer aus der JVA entlassen und schaffte es innerhalb kürzester Zeit demnächst erneut eine Haftstrafe antreten zu müssen. Auf Feldmanns Kappe gingen einige Übergriffe, vorallem in den Dortmunder Stadtteilen Marten und Lütgendortmund sorgte er für Angst bei den Opfern seiner Taten. So schlug er solange auf einen Sinto auf einer Kirmes in Lütgendortmund ein bis dieser bewusstlos auf dem Boden lag. Neben den körperlichen Übergriffen bedrohte er auch politisch Andersdenkende mit dem Tod. Erst am 30.11. wurde nach einer AfD Kundgebung in Dortmund Hörde festgenommen, da er Gegendemonstrant:innen angegriffen hatte. Drewer saß ebenfalls für Übergriffe hinter Gittern, er wurde damals als Nazi-Hipster bekannt. Wir erinnern an Demonstrationen im Winter 2014/2015 wo er unter anderem Parolen anstimmte mit denen er Mehmet Kubasik (2006 in Dortmund vom NSU ermordet), Thomas Schulz (2005 von einem Nazi in Dortmund erstochen) und Anne Frank verhöhnte. Martin Wegerich bewegt sich nun auch schon seit ca. 10 Jahren in der Naziszene von NRW. Er war einst Teil der Nationalen Sozialisten Münster und kommt ursprünglich aus Emsdetten. Er betreibt das Projekt „Vlanze Graphics“ und designt Aufkleber, T-Shirts, CD-Cover und anderes für Neonazi Bands und Gruppen. So war er als Grafiker u.a. für den rechten Versand „Antisem.it“ tätig. Thorben Vetter ist Vorstandmitglied von DieRechte Dortmund und gehört den „Frontline Skinehads Dortmund Dorstfeld“ an. Eine Nachfolgeorganisation, der „Skinheadfront Dortmund Dorstfeld“ zu der auch Sven Kahlin/Schröder gehörte, der im Jahr 2005 Thomas Schulz in der Dortmunder U-Bahn-Station Kampstraße erstach.

 

Die nationalrevolutionäre Querfront

Nationalrevolutionär Joel Herget bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Eine weitere Person, die sowohl den bisher aufegezählten als auch uns aus alten Tagen bekannt ist, ist Joel Herget. Joel Herget war viele Jahre in der Jugendorganisation der NPD, der JN NRW, und später auch bei “Die Rechte” aktiv. Zwischen 2010 und Juni 2016 war er auf nahezu allen Neonazi Demonstrationen in NRW anzutreffen, bis seine Kameraden, die auch gestern anwesdend waren, ihn als Verräter outeten. Herget versuchte danach sein Glück als queerer Querfrontler, der bereits am 01.05.2021 und am 03.07.2021 bei Veranstaltungen der Bochumer Querdenker:innen teilnahm. Unter dem Pseudonym RevolutionsgedankeTM twittert er ungerelmäßig von Veranstaltungen. Er selbst bezeichnet sich Nationalrevolutionär, mit Bezug auf Gregor Strasser. Strasser war Nationalsozialst der ersten Stunde und Mitglied der NSDAP. Im Rahmen des Röhm-Putsches wurde er 1934 von seinen parteiinternen Konkurenten ermordet.

Reaktiviert durch Querdenken

Andre Zimmer bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum II

Eine weitere Person, die immer noch einen klaren Hang zum Nationalsozialimus, zu Gewalt sowie Sprengstoff und Pyrotechnik hat, ist Andre Zimmer aus Wattenscheid. Zimmer war zwischen 2008 und 2013 für die NPD in Bochum und einer Kameradschaft namens „Volkssturm Deutschland“ aktiv. 2014 beteuerte er vor Gericht nichts mehr mit der Szene zu tun zu haben, aufgrund dessen, dass er eine Familie gründetet erhielt er ein milderes Urteil. Sowohl Sozialarbeiter:innen, der Staatsschutz aus Wanne-Eickel und das Aussteigerprogramm des Verfassungsschutzes beteuerten, dass er eine positive Sozialprognose habe. Zuvor ist er wegen Brandstiftung, Sachbeschädigung, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, Vortäuschen einer Straftat, unerlaubtem Führen und Besitz von Schusswaffen, Volksverhetzung, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen Nötigung und gefährliche Körperverletzung. Obwohl die Polizei auch Kinderpornografie auf seinem damaligen Handy feststellte, wurde das Verfahren eingestellt. In einer alten Prozessbeobachtung der Antifaschistischen Jugend Bochum wurden die konkreten Taten dokumentiert:

„-Am 30.6.2010 hat Zimmer ein Mobilée aus Holz und Plastik vor der Wohnungstür seiner Großmutter in Brandt gesetzt. Die Tür wurde von außen massiv beschädigt. Dazu verteilte er im Hausflur ein Flugblatt, welches vermeintlich von AntifaschistInnen verfasst worden sein soll und gegen ihn hetzt. Aufgrund dieser Flugblätter wurde – wie von ihm beabsichtigt – erst gegen Linke ermittelt. [Sachbeschädigung und Vortäuschen einer Straftat]
-Am 9.7.2010 sprengte Zimmer mit einer selbstgebauten Sprengvorrichtung den Briefkasten seines elterlichen Wohnhauses. Es entstand ein Schaden von 1500 €. [Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion in Tateinheit mit Sachbeschädigung und Vortäuschen einer Straftat]
-Am 11.8.2010 zündete Zimmer eine Mülltonne zwischen zwei geparkten PKWs ab, die in Folge dessen komplett ausbrannten. Der Schaden beläuft sich auf ca. 15000€. [Sachbeschädigung]
-Am 15.8.2010 zündete Zimmer vor dem Wohnhaus seines Kameraden Markus Schumacher eine Mülltonne an und sprühte Parolen wie „No Nazis“und „AJB“ an die Hauswand. Am nächsten Tag rief er bei Wolfgang Schumacher, dem Vater des Kameraden, an und kündigte einen Anschlag auf seine Wohnung an. Daraufhin stellte dieser eine Anzeige gegen Unbekannt. [Sachbeschädigung, Bedrohung]
-Am 2.10.2010 zündete Zimmer einen Müllkontainer auf dem Gelände seiner ehemaligen Schule Preins Feld an. Dadurch geriet eine sich daneben befindliche Holzhütte in Brand und brannte nieder. [Brandstiftung]
-Am 1.1.2011 wurde Zimmer durch Beamte eine Gaspistole und 3 Patronen abgenommen. Für die Waffe besaß er keinen Waffenschein. [Unerlaubtes Führen von Schusswaffen]
-Am 24.1.2011 griff Zimmer nach einer NPD-Flugblattaktion 2 AktivistInnen, sowie unbeteiligte Passanten mit Reizgas/Pfefferspray an. Nach Eigenauskunft habe er „die Frau angegriffen, weil sie genervt hat.“ [Gefährliche Körperverletzung in 4 Tateinheitlichen Fällen]“
Hinzu kommt noch die Verhöhnung der Opfer des NSU und des Nationalisozialismus. Zimmer zeigt sich seit dem immer mal wieder am Rande von politischen Veranstaltungen, hält sich dabei jedoch weitestgehend zurück. Seine politische Gesinnung hat er trotz der damaligen Prognose nicht abgelegt, so fährt er ab und an mit aufgedrehtem Rechtsrock durch das Bochumer Ehrenfeld, welches er als „linke Gegend“ ausgemacht hat. Während der Hausbesetzung an der Herner Str. im Jahr 2017 fotografierte er das Haus von der gegenüberliegenden Straßenseite. Zuvor am 04.02.2017 fuhr er mit einem Kleinwagen über den Bochumer Bongard Boulevard. Zu dieser Zeit fand dort eine Kundgebung der Republikaner statt. Seine Durchfahrt galt jedoch dem Gegenprotest. Es ist davon auszugehen, dass Zimmer sich immer noch für seine politischen Gegner:innen interessiert.

Zeit zu Handeln

Blockadeversuch bei Querdenken am 18.12.21 in Bochum

Das Querdenken es schafft rechte Aktivisten wie Andre Zimmer nach langer Zeit wieder auf die Straße zu bekommen, zeigt nur welche reaktivierende Bedeutung Querdenken für eben diese rechte Akteur:innen hat. Der offene Zusammenschluß von verrohtem Bürgertum, Verschwörungsanhänger:innen und Neonazis, der durch Querdenken ermöglicht wird, schafft ein Wohlfühlevent für eben jene. Wenn mindestens 1000 Menschen in der Dämmerung unter Trommelschlägen vor dem Bochumer Rathaus stehen, sollten die Alarmglocken bei allen demokratischen Kräften in Bochum angehen. Dass es nicht zu weiteren Übergriffen gekommen ist, liegt am bisher noch geringen Anteil der rechten Hools und Neonazis. Wenn Querdenken in Bochum jedoch weiterhin weitesgehend ungestört durch die Stadt ziehen kann, wird sich dies ändern. Das zeigen andere Städte, in denen gewaltbereite Neonazis zunächst nur Mitläufer waren und mittlerweile die Demos dominieren. Am vergleichsweise geringen Gegenprotest beteiligten sich schätzungsweise 50-100 Personen. Auch Anwohner:innen zeigten punktuell Protest. Auf dem Nordring blockierte eine Gruppe von 10-15 Personen die Aufmarschstrecke. Leider konnte die Demo an der Blockade vorbei geführt werden. Von den Blockierer:innen wurden später die Personalien aufgenommen und Platzverweise erteilt. Im Vorfeld der Demo gab es im Sozialen Zentrum Bochum die Möglichkeit sich impfen zu lassen, sodass mehrere dutzend Personen geboostert werden konnten. Auch auf dem Tana-Schanzara Platz gab es die Möglichkeit für Menschen Ü30 sich eine Impfung abzuholen, von Querdenker:innen wurde das Angebot natürlich nicht angenommen.

Sehr problematisch finden wir zudem den Umgang der Lokalpresse mit dem Bochumer Querdenken-Ableger. So werden seit 2020 im Vorfeld von Querdenken-Aktionen die Pressemitteilungen der Verschwörer:innen gänzlich unktitisch übernommen. Die eigentliche journalistische Sorgfaltspflicht erschöpft damit Pressemitteilungen von Polizei und Querdenken zu einem Text zu amalgamieren. Wir gehen noch davon aus, dass die Hintergründe dieser dürftigen Arbeitsweise in der Prekarisierung und “Verdichtung” der Arbeit in den Redaktionsstuben liegen und nicht etwa in untersschwelligen Sympathien, die man bei einigen Artikeln durchaus herauslesen könnte. Bezogen auf Querdenken und rechte Aufmärsche ist diese journalistische “Arbeit” jedoch nicht nur oberflächlich sondern schlichtweg gefährlich, da eine mediale Normalisierung und Verharmlosung stattfindet, die ein verzerrtes Bild der Realität darstellt. Wenn man nicht selbst vor Ort ist, sich weder von Redebeiträge, von der Stimmung, noch von den anwesenden Personengruppen selbst ein Bild gemacht hat, ist ein Zeitungsartikel in der größten Regionalzeitung nicht zu verantworten. So veröffentlichte die WAZ ein falsches Demo-Motto, offenbar aus der Pressemitteilung von Querdenken. So wurde aus „Pandemie der Lügen“ und „Impffaschismus nicht mit uns“ ein freundliches „Unantasbarkeit der Menschenwürde“. Die lokale WAZ-Redaktion muss sich daher die Frage stellen lassen, weshalb sie den Querdenker:innen so in die Karten spielt. Bereits 2020 wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass Querdenken in Bochum Neonazis toleriert und an ihren Aktionen teilhaben lässt.
Der bundesweite Trend, dass sich die Querdenker:innen radikalisieren, konnte somit auch in Bochum beobachtet werden. Desweiteren wurden rund um das Schauspielhaus mehrere verschwörungsideologische Aufkleber verklebt, die den Holocaust relativieren.

Wir konnten bislang keine Personen aus dem Organisator:innen-Kreis von Querdenken Bochum der extremen Rechten zuordnen. Die bisherigen Beobachtungen zeigen, dass jene Leute sehr genau auf die Außendarstellung ihrer Demos achten. Wir als Antifaschist:innen machen Querdenken allerdings(abgesehen von den antisemitischen Verschwörungsnarrativen, die sie verbreiten) dafür verantwortlich, dass sich Nazis bei ihnen wohlfühlen können. Querdenken reaktiviert Neonazis, die seit Jahren nicht mehr in der Bochumer Innenstadt gesehen wurden. Zumindest über die Dortmunder Neonazigruppe wusste die Querdenken-Orga am Samstag bescheid – und unternahm nichts. Alle “Querdenker:innen” müssen sich fragen lassen, weshalb ihre Demonstrationen für Neonazis so anziehend sind. Wir kennen die Antwort bereits. Wer mit Nazis marschiert, marschiert mit Nazis.

Antifaschistische Linke Bochum,
Dezember 2021

 

Weitere Fotos:

Neonazi und Brandstifter in Wattenscheid bekannt gemacht

Laut der Plattform Indymedia wurde der Neonazi und NPD Aktivist Patric Knöpke, über den hier an anderer Stelle bereits berichtet wurde, in seiner Nachbarschaft informiert. Wir dokumentieren an dieser Stelle den Beitrag:

„In der Nacht auf Donnerstag, den 15.12.2021, haben wir den Neonazi und verurteilten Brandstifter „Patric Knöpke“ geoutet. Knöpke lebt in der Hammer Straße 14 bei Wattenscheid-Günnigfeld.

Das verteilte Flugblatt:

 

Achtung: Neonazi und Brandstifter in Wattenscheid!

Liebe Anwohnerinnen und Anwohner von Wattenscheid-Günnigfeld, in der Hammer Straße 14 wohnt der Rassist und rechtsextreme Gewalttäter Patric Knöpke.

Seit einigen Jahren berichten Bochumer Antifaschist*innen über ein hohes Aufkommen von rassistischen, antisemitischen und nazistischen Schmierereien im Bereich zwischen Wattenscheid und Bochum-Stahlhausen.

Hinter diesen Schmierereien steckt der Neonazi Patric Knöpke (geb. 1987 in Mülheim). Knöpke kommt ursprünglich aus Mülheim-Broich und zog nach einer Haftstrafe nach Gladbeck. In Gladbeck hielt es ihn jedoch nicht lang, sodass er wahrscheinlich im September/Oktober 2018 nach Bochum zog. Er lebte dort bis Anfang 2020 in der Zunftwiese 92. Dabei verbreitete er während er im Bochumer Norden wohnte, genauso wie an seinen anderen Wohnorten zuvor, zahlreiche rassistische und neonazistische Schmierereien. Dazu zählten beispielsweise Hakenkreuze und antisemitische bzw. antimuslimische Parolen. Nun treibt er sein Unwesen in unserer Nachbarschaft.

Bereits in Mülheim war Knöpke bekannt, weil er im Umfeld des Autonomen Zentrum Mülheim mehrfach Probleme verursachte. Knöpke hat ein aggressives Auftreten und gilt als unberechenbar. Er verbüßte bereits mehrere Haftstrafen, u.a. wegen schwerer Körperverletzung, Sachbeschädigung, Volksverhetzung und Brandstiftung. Er wurde für 22 Brandstiftungen zwischen den Jahren 2010 und 2012 verantwortlich gemacht. 2018 störte er u.a. mit dem Neonazi Robin Zahn und dem Identitären Noah von Stein in Essen eine „Wir sind mehr“ Demonstration. Es wird davon ausgegangen, dass Knöpke mehrfach das Graffiti in Gedenken an die Opfer des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau übermalt hat. Vorallem in Wattenscheid sind vermehrt Nazischmiereien mit menschenverachtenden Inhalten aufgetaucht. Auch in der U-Bahn Haltestelle Bochumer Verein/Jahrhunderthalle und in der Umgebung des Westparks tauchen auch aktuell, immer wieder rechte Sticker, Schmierereien und Hakenkreuze mit seiner Handschrift auf.

Neben dem Nazigeschmiere hat sich Knöpke auch Graffiti-Kürzel zugelegt. Er ist verantwortlich für die “Heil” und “KDF” Schriftzüge in seinem Umfeld. Weiterhin hat sich Knöpke mehrere einschlägige  Nazitattoos stechen lassen,u.a. am Hals eine schwarz-weiss-rote Banderole mit dem dem verbotenen SS-Slogan “Meine Ehre heißt Treue”. An dieser Banderole hängt wiederum ein Eisernes Kreuz, auf dem sich ein Hakenkreuz befindet. Ein weiteres Hakenkreuz befindet sich auf seinem Oberarm, auf dem auch ein SS-Totenkopf gestochen wurde. Eine Schwarze Sonne “ziert” seinen Ellenbogen.

Keine Ruhe für Neonazis!
Rechte Gewalttäter aus der Anonymität reißen!

Ihre Nachbar*innen von:
Wattenscheid gegen Rechts!“

Fotos:

Neonazistin betreibt Eventlocation in ehemaliger SA Kaserne “Zeche Gibraltar” in Bochum

Zeche Gibraltar in Bochum Foto: Wikipedia

Die Neonazistin Jennifer Killat betreibt seit April 2021 am Kemnader See eine Eventlocation unter dem Namen „Haus am See“. Diese befindet sich im Gebäude der ehemaligen Zeche Gibraltar an der Oveneystraße 69 in Bochum. Dabei handelt es um einen für Bochum geschichtsträchtigen Ort. Kurz nach der Machtübernahme der Nazis im Jahr 1933 entstand dort eine Kaserne der SA und damit auch ein „wildes KZ“. Gewerkschafter:innen, Sozialdemokrat:innen, Kommunist:innen und politisch andersdenkende Menschen aus Bochum wurden dorthin verschleppt, gefangen gehalten und gefoltert.

Dass knapp 90 Jahre später eine Person, die beste Kontakte in die nordrhein-westfälische Naziszene hat, dort eine Eventlocation für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten betreibt, führt das Gedenken an diejenigen die dort misshandelt und gefangene gehalten wurden ad absurdum und ist schlichtweg nicht zu akzeptieren. Doch wer ist eigentlich Jennifer Killat?


Eine Neonaziaktivistin der verbotenen Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund (NWDO)“

Killat bewegt sich seit vielen Jahren in der Neonaziszene im Ruhrgebiet. Ihren langjährigen Lebensgefährten Dietrich „Didi“ Surmann zählt zu den führenden Köpfen der Dortmunder Naziszene. Killat selbst pflegte lange Zeit in Dortmund-Dorstfeld zu den dort lebenden gewaltbereiten Neonazis. So zählte sie, wie auch ihr langjähriger Lebensgefährte Dietrich Surmann zum „Nationalen Widerstand Dortmund“, welcher im August 2012 vom nordrhein-westfälischen Innenministerium verboten wurde. Begründet wurde das Verbot mit dem offenen Bezug zum Nationalsozialismus und der damit einhergehenden antidemokratischen Ausrichtung. So kam es in Dortmund zu zahlreichen gewalttätigen Übergriffen, die dem NWDO zugerechnet werden können. Auch der Mörder des Punkers Thomas Schulz, welcher im Jahr 2005 von einem Neonazi ermordet wurde, zählt zu eben jenen gewaltbereiten und militanten Neonazisszene zu der Killat beste Kontakte pflegt. Dass Eventlocations, die durch Nazis betrieben werden, auch ohne Probleme zu Veranstaltungsorten der extremen Rechten werden können, liegt auf der Hand. So wäre ein Rechtsrockkonzert, ein rechter Liederabend oder ähnliches in einem geschichtlich bedeutsamen Ort wie der Zeche Gibraltar, ein bei Neonazis gern angenommener Veranstaltungsort.

Jennifer Killat die Geschäftführerin
Neben der der Eventlocation „Haus am See“ betreibt Killat in Essen eine weitere Gastronomie. Sie betreibt die Event Zeche Essen an der Heßler Straße 23. Unter dem selben Namen ist auch eine GmbH angemeldet, die auf ihrem Namen läuft. Dass Jennifer Killat auch Geschäftsführerin des „Haus am See“ ist, ist erst auf den zweiten Blick ersichtlich. Nachdem sie anfänglich für beide Locations auf ihrer privaten Facebook Seite warb und auch auf Internetseiten für Hochzeitslocations als „Ansprechpartnerin“ aufgeführt wurde, änderte sich dies. Nun ist ihr Geschäftspartner Marlon H. auf eben jenen Seiten zu finden. Marlon H. ist ebenfalls auf der Internetseite der „Event Zeche Essen“ direkt unter Jennifer Killat als Ansprechpartner aufgelistet. Warum Killat mit ihrem Namen in Bezug auf das „Haus am See“ nicht weiterhin öffentlich auftritt, kann nur spekuliert werden. Vielleicht ist ihr durchaus bewusst, dass das Betreiben einer Eventlocation in einer geschichtlich bedeutsamen Örtlichkeit mit ihrem neonazistischen Hintergrund für Probleme sorgen kann. Was weiterhin dafür spricht, dass sie zusammen mit ihrem Geschäftspartner die Location bestreibt ist, dass weiterhin ihre Telefonnummer als Kontaktmöglichkeit angegeben wird und sie auch weiterhin für die Location in Hochzeitsgruppen auf Facebook wirbt.


Familie Killat: Arbeitsplatz für Neonazis

Auch dass Jennifer Killat und ihre Familie Kontakt zur extremen Rechten haben, ist keine neue Erkenntnis. So belegt einerseits die jahrelange Aktivität von Jennifer Killat ihre Kontakte in die extreme Rechte, andererseits stellte sich ihr Vater Frank Killat als beliebter Arbeitgeber für Neonazis im Ruhrgebiet heraus. In Essen betreibt er die Firma „Frank Killat Bau u. Fliesen GmbH“, die immer wieder dadruch auffiel, dass Neonazis für diese arbeiteten. Auch wurde die Geschäftsstelle der Partei „Die Rechte“ mit Hilfe von der Firma „Killat“ saniert. Jennifer Killat selbst versuchte sich, ehe sie als Gastronomin durchstartete, als Betreiberin des Modegeschäfts DetKill in Essen Borbeck. Auch dort waren regelmäßig Nazis anwesend, von denen Bedrohungen gegenüber Andersdenkenden ausgingen. Bereits dort versuchte sie mit Lippenbekenntnissen einen rechten Hintergrund ihres Ladens zu bestreiten. Ähnliches wird sie voraussichtlich auch im Bezug zu ihren neuen Geschäften versuchen.

Unternehmenshistorie Jennifer Killat

Es bleibt festzuhalten, dass das „Haus am See“ in der ehemaligen Zeche Gibraltar von mindestens einer Person betrieben wird, die einen offen neonazistischen Background hat. Nun sind die Eigentümer:innen der Immobilie gefragt, das Mietverhältnis mit Jennifer Killat und ihrem Geschäftspartner zu kündigen. Doch auch die Stadt Bochum und die anderen Geschäftsbetreiber:innen rund um den Kemnader See müssen Position beziehen. Die Gefahr, dass dort sowohl ein Arbeitsplatz als auch ein potentieller Veranstaltungsort für Nazis und Rassist:innen entsteht, ist zu groß. Es kann nicht sein, dass dort wo früher Menschen von Nazis zu Tode gefoltert wurden, heutige Nazis ein Geschäft betreiben oder gar Feste feiern.

Für die Opfer des Nationalsozialismus und all diejenigen die seit Jahren das Gedenken an diese bewahren, wäre eine solche Entwicklung eine Schande. Wir fordern die Stadt Bochum auf, die Immobilie am Kemnader See käuflich zurück zu erwerben und dort das Gedenken an die Gewaltherrschaft der Nazis wachhält indem sie eine Jugendbildungstätte in Kooperation mit Trägern der Jugendhilfe und des Bildungswesen installiert.

Recherche BO
01.12.2021

Bochumer Neonazis bei „Trauermarsch“ für Siegfried „SS Siggi“ Borchardt

Traueveranstaltung für Siegfried „SS Siggi“ Borchardt am 09.10.2021 in Dortmund Foto: DapDo

Am vergangenen Samstag, den 09.10.2021, fand ein Trauermarsch für Siegfried „SS Siggi“ Borchardt in Dortmund statt. Borchardt starb am 03.10.2021 an einer Thrombose. Auch Bochumer Neonazis nahmen an dem sogenannten „Trauermarsch“ für Borchardt teil. An dieser Stelle möchten wir kurz die anwesenden Neonazis aus Bochum und diese die einen Bezug zu Bochum haben dokumentieren. Die Fotos stammen hierbei aus öffentlichen Quellen.

Neben Claus Cremer, dem Landesvorsitzenden der NPD NRW, nahm auch nach langer Zeit seine Lebensgefährtin Daniela Wegener an der Trauerveranstaltung teil. Wegener sitzt seit einigen Jahren im Rollstuhl und wurde das letzte Mal 2010 auf einer Neonazi Demonstration gesichtet. Damals meldete sie in Wattenscheid eine Kundgebung gegen „Linke Gewalt“ an, nachdem ihr Lebensgefährte Cremer einige Tage ins Krankenhaus musste. Wegener selbst galt um die Jahrtausendwende als eine führende Aktivistin der neonazistischen Szene in NRW. Sie war lange Zeit Kameradschaftsführerin im Sauerland. 2011 wurde sie unteranderem Vorsitzende der Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige (HNG), ehe diese im selben Jahr verboten wurde. Sie tritt weiterhin auf Listen der NPD NRW bei Landtags- und Kommunalwahlen an.

Auch Karsten Römhild von der NPD Bochum, hat sich nach längerer Zeit wieder auf einer Demonstration der regionalen Naziszene blicken lassen. Römhild der seit Jahren im Bochumer Ehrenfeld lebt, nimmt nur noch eher sporadisch an Veranstaltungen der extremen Rechten teil. So war er Teilnehmer des Heldengedenkens der NPD Bochum/Wattenscheid im vergangenen November in Wattenscheid Günnigfeld.

Mit Stefan Held nahm zudem ein Bochumer Hammerskin an der Gedenkveranstaltung für Siegfried Borchardt teil. Begleitet wurde er von seiner Ehefrau Marina Held/Liszczewski. Beide leben in Bochum Langendreer. Stefan Held musste sich nach der Veröffentlichung zu den Hammerskins vor wenigen Monaten etwas umorientieren, nachdem sich sein Geschäftspartner und Zahntechnikerkollege von ihm trennte. Marina Held damals noch Liszczweski verlor vor wenigen Jahren ihren Job, nachdem bekannt wurde, dass sie für die Schufa in Bochum arbeitet.

Ebenfalls an der Veranstaltung nahm Marnie Wachmann aus Bochum Altenbochum teil. Sie wurde hierbei von Andre Fuhr begleitet, der der beim Kampf der Nibelungen als Kämpfer antrat und zu den Gruppierungen „Tremonia Kollektiv“ und „Hooligans Dortmund“ angehört.

Ein weiterer Neonazis, der einen Bezug zu Bochum aufweist, ist Pascal Seifert. Dieser müsste nach unserem Kenntnisstand im offenen Vollzug der JVA Bielefeld Senne einsitzen. Bereits zuvor nutzte er seinen Ausgang um an Wochenenden an neonazistischen Demonstrationen teilzunehmen. Erst vor wenigen Tagen wurden bei Twitter Sprachnachrichten veröffentlicht, in denen Holocaust leugnet/relativiert und offen Gewalt androht.

Falls in den kommenden Tagen noch weitere Bilderstrecken veröffentlicht werden und sich ergibt, dass weitere Bochumer Neonazis an der Demonstration teilgenommen haben, werden wir dies an dieser Stelle aktualisieren.

 

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2021

Identitärer Neofaschist Jonas Grundhoff setzt nun auf Parteikarriere in der AfD

Jonas Grundhoff bei einer Veranstaltung der AfD

An dieser Stelle dokumentieren wir einen Beitrag vom „Kommando Else Hirsch“, welcher heute auf Indymedia veröffentlicht wurde.

Wie identitäre Kader in der AfD ihre rechte Karriere fortsetzen am Beispiel des Bochumers Jonas Grundhoff.

Es gab einen Jonas der in antirassistischen Zusammenhängen aktiv war, der Speedtalking-Treffen mit Geflüchteten besuchte, der Empathie für das Gegenüber aufbrachte. Diesen Jonas gibt es nicht mehr. Seit 2018 ist Jonas ein Rassist und Mitglied der neofaschistischen Identitären Bewegung (IB). Seit 2020 ist er zudem in der AfD aktiv.

Der ehemalige Philosophiestudent an der Ruhr-Universität Bochum, der früher „An der Landwehr 30“ in Bochum wohnte, arbeitet nun bei der Textildruckerei Fabu-Print GmbH im sauerländischen Fröndenberg. Er beteiligte sich an zahlreichen IB-Aktionen, stellte sein Auto für diese zur Verfügung und ist fester Bestandteil der Ruhrgebiets-Identitären von „Defend Ruhrpott“. Am 13. Oktober 2018 reiste er mit weiteren Bochumer Identitären zu IB-Zone nach Duisburg, wo er anschließend versuchte rassistische IB-Flyer an Passant*innen zu verteilen. Am 4. Mai war er dabei als ein gewaltsuchender Mob Identitärer, die aus ganz NRW angereist waren, durch Altenbochum zog. Zuvor posierte er hinter dem Banner mit dem Slogan „Bochum ist identitär“. Am 12. Mai 2019 hielt er bei einer IB-Kundgebung vor dem Duisburger Hauptbahnhof eine IB-Fahne, während seine Kameraden Kai Naggert und Marius König per Megafon Passant*innen belästigten. Am 20. Juli 2019 fuhr er mit dem eigens gecharterten IB-Bus aus NRW zur gescheiterten IB-Demo nach Halle und posierte dort mit seiner IB-Reisegruppe in einheitlichen schwarzen T-Shirts. Grundhoff besuchte auch das Konzert des Nazirappers Kai „Prototyp“ Naggert im Haus der extrem rechten Burschenschaft „Rhenania-Salingia“ in Düsseldorf. Am 6. März 2020 fuhr er mit den Identitären Falk Schakolat, Alexander Lehmann und Noah von Stein nach Schnellroda, wo der neurechte Vordenker Götz Kubitschek ein Treffen des völkisch-nationalistischen Flügels der AfD arrangiert hatte.

 

Den Kragen hoch, mit und Mütze und Sonnenbrille das Gesicht verdeckt, war Jonas Grundhoff dabei stets um Anonymität bemüht, wohlwissend um die menschenverachtende Agenda, an der er sich beteiligte. Der allgemeine Niedergang der IB führte auch im Ruhrgebiet zu Zerfallserscheinungen der vom Verfassungsschutz beobachteten Struktur, weshalb Grundhoff, wie einige andere IB-Kader, das sinkende Schiff verließ und seine rechte Karriere nun in der AfD fortsetzt. Die Junge Alternative (JA) Arnsberg unter der Leitung des Identitären Nils Hartwig und unter Schirmherrschaft Matthias Helferichs war dabei der ideale Türöffner in die Partei. Dort führt er seit 2020 gemeinsam mit seinen IB-Kameraden Alexander Lehmann, Christian Scharfen, Kerem Kollies und Noah von Stein seine extrem rechte Agenda in Form von Parteiarbeit und Aktionen im IB-Stil fort.

 

Am Morgen des 13. Juni 2020 war es Grundhoff, der gemeinsam mit von Stein, Hartwig und Lehmann und weiteren Jung-AfDlern in Gelsenkirchen maskiert ein eigens mitgebrachtes Transparent vor der dortigen Lenin Statur mit Kunstblut beschmierte. Auch aufgrund seiner Vorerfahrung bei Aktionen der IB agierte er bei dieser Aktion der JA-Arnsberg als leitende Figur. Am 15. August 2020 sieht man Grundhoff bei einer AfD-Wahlkampfveranstaltung in Köln neben einem AfD-Stand mit dem Schild „Sichere Heimat“ stehen. Grundhoff ist auch dabei als am 9. Oktober 2020 die Dortmunder AfD-Politiker Matthias Helferich und Heiner Garbe ihren teilweise identitären Parteinachwuchs zu einem internen Treffen in das Dortmunder Rathaus laden. Am 11. Oktober 2020 sieht man Grundhoff dann beim Landeskongress der Jungen Alternativen NRW in Herten gemeinsam mit seinen identitären Kameraden Christian Scharfen, Alexander Lehmann, Nils Hartwig und Kerem Kollies. Am 1. Mai 2021 ist er dann bei einer AfD-Veranstaltung von Guido Reil in Altenessen, wo er mit Hartwig, Lehmann und Helferich posiert.

 

Grundhoff strebt offenbar eine politische Karriere in der AfD an. Er ist das personifizierte Beispiel dafür, dass zwischen große Teile der AfD und Identitäre Bewegung ideologisch kein Blatt Papier passt. Ein Wechsel von der IB hinein in die AfD ist mithilfe von Seilschaften wie Helferich und Hartwig problemlos und trotz eines lächerlichen Unvereinbarkeitsbeschlusses möglich. Außerparlamentarischer und parlamentarischer Arm der Neuen Rechten verschmelzen zu einer Struktur.

Jonas, deinen Hass kannst du behalten!

Weitere Fotos:

8. Mai – Tag der Befreiung.Tear Fascism down!

Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung. Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 endet nach 12 Jahren die Schreckensherrschaft der Nazis, der in Europa rund 40 Millionen Menschen zum Opfer fallen. Millionen Jüdinnen und Juden, verschleppte Zwangsarbeiter*innen, Sinti und Roma, Linke, Zivilist*innen, Homosexuelle und Menschen mit Behinderungen werden von den Nazis dabei organisiert und systematisch ermordet. Antifaschist*innen konnten trotz ihrer Kämpfe die Machtergreifung der Nazis nicht verhindern. Die Geschichte zeigt uns, dass der einmal erstarkte Faschismus in Europa nur unter Aufwendung größter militärischer Anstrengungen zerschlagen werden konnte. Dies gilt es bei den heutigen Kämpfen gegen die wieder aufkeimenden reaktionären und regressiven Tendenzen zu bedenken.

Bochum wurde am 10. April befreit, als amerikanische Panzer über die Herner Straße einrollten. Als Gauhauptstadt ernannt spielt Bochum für die Nazis eine wichtige Rolle. Dank der vielfach ehrenamtlich geleisteten Recherche und Erinnerungsarbeit sind die Gräueltaten der Nazis auch in Bochum gut dokumentiert. Kurz nach ihrer Machtübernahme 1933 werden zuallererst Kommunist*innen und Sozialdemokrat*innen in geheimen Gefängnissen wie „Gibraltar“ oder dem „Gerther Blutkeller“ in der Hegelschule von Mitgliedern der Sturmabteilung (SA) gefoltert und ermordet. Zu den Opfern gehörten u.a. der jüdische Kaufmann Albert Ortheiler, der Uniformen an antifaschistische Verbände lieferte und der KPD’ler Heinrich Fischer. Die SA war die paramilitärische Kampforganisation der NSDAP und spielte als Ordner- und Schlägertruppe auch in Bochum eine entscheidende Rolle beim Aufstieg der Nationalsozialisten. Im Vorfeld der Machtergreifung 1933 widmeten sich die „Braunhemden“ intensiv dem Straßenkampf und Überfällen auf Juden, Kommunist*innen und Sozialdemokrat*innen. Nach der Machtergreifung diente sie der NSDAP in gleicher Weise vorübergehend als „Polizei“. Mitglieder der SA waren Überzeugungstäter, die über ihre freiwillige Mitgliedschaft beim paramilitärischen Arm der NSDAP eine hohe Identifikation und Überzeugung demonstrierten.

Einer von ihnen war Alfons König, SA-Mann aus Bochum. Von den Nazis wurde er nach seinem Tod als sogenannter „Blutzeuge“ geadelt, da er bei einem Verkehrsunfall in Stromberg auf einer Propagandafahrt nach Besenkamp-Enger umkam. So benannten die Nazis während der NS-Zeit eine Straße nach ihm und machten ihn zu einer Märtyrerfigur für die Bochumer SA-Ortsgruppe. Bis ins Jahr 2021 schaffte es der Grabstein von Alfons König mehr oder weniger unbeschadet davon zu kommen. Die Stadt Bochum scheint es all die Jahre nicht interessiert zu haben, dass ein Reichsadler und das verbotene Logo der SA auf dem Grabstein prangten, was diesen für lokale Nazis über die Jahre sicher zu einem besonderen Ort machte. Der Grabstein befand sich bis vor wenigen Tagen auf einem Bochumer Friedhof. In unmittelbarer Nähe zum Grab des Nazischergen liegen 9 Arbeiter*innen, die im Kampf gegen den faschistischen Kapp-Lüttwitz Putsch 1920 ihr Leben verloren. Ihre Gräber wurden von den Nazis während der NS- Zeit zerstört. Der Grabstein von Alfons König befindet sich nun nicht mehr auf dem Friedhof. Bessere Orte für derlei Überbleibsel aus dieser Zeit wären ohnehin Archive und Museen gewesen.

Damit reiht sich die Aktion in das linksradikale Bochumer Brauchtum ein, welches nationalsozialistische und kriegsverherrlichende Denkmäler und Grabstätten zeitgemäß kommentiert. So wurde im Jahr 1983 das Kriegerdenkmal im Bochumer Stadtpark gefällt, welches die Nazis erbauen ließen. Im Jahr 1987 verlor die Soldatenstatue in Bochum Langendreer an der Unterstraße ihren Kopf. Auch der Ersatzkopf wurde im Jahr 2010 abgeschlagen.

Wo und wann der Grabstein von Alfons König wieder auftaucht, bleibt zunächst ungewiss. An dem letzten Aufenthaltsort wird es sicherlich nicht sein.

Antifa 4630

Quellen:

https://www.bochumschau.de/video/soldaten-denkmal-stadtpark-bochum-2012.htm
https://www.bochumschau.de/kriegerdenkmal-soldaten-stadtpark-bochum-2012.htm
https://www.bochumschau.de/kriegerdenkmal-soldaten-kopf-bochum-langendreer-2019.htm
https://linksunten.archive.indymedia.org/node/12063/index.html
https://linksunten.indymedia.org/de/node/28625/index.html

Erneut NS-Verharmlosung bei „Querdenken“ – Bericht zu den Aktivitäten von „Querdenken 234“ am 10.04.2021

Wie auch die Wochen zuvor hat „Querdenken234“ am 10.04. in Bochum zu einer Kundgebung mit anschließendem Demonstrationszug aufgerufen. An diesem nahmen bis zu 55 Personen teil.

Am Rande der Veranstaltung kam es immer wieder zu Protestaktionen von Antifaschist*innen.

Um 15:00 Uhr startete die Veranstaltung von „Querdenken234“ auf dem Dr. Ruer Platz.

Zuerst wurde, wie auch die Woche davor das „Querdenken-Manifest“ von Anmelder Peter Dragon verlesen. Die Stimmung und Tonqualität von „Querdenken“ war schlecht, genau so wie das Wetter.

Um ca. 15:50 Uhr gab es auf der Seite vom Gegenprotest kurz Aufruhe, ein Verschwörungstheoretiker eilte aus Richtung City Point auf den Platz. Dieser trug ein Schild mit den Worten „Ist wieder 1933?“ „Heil(t) Merkel & Spahn von ihrem Corona-Wahn!“. Dieses Schild musste bereits kurz nach Eintreffen auf Geheiß von Peter Dragon „zensiert“ werden. Auch wenn die „Querdenken“ Organisation das Zeigen des NS verharmlosenden Schildes unterbunden hat, wird klar, welche Art von Menschen durch die Veranstaltungen der Verschwörungsideolog*innen angezogen werden. Des Weiteren liegt die Vermutung nahe, dass „Querdenken“ weitere negative Pressemeldung aufgrund von Antisemitismus verhindern wollte.

Kurz darauf formierte sich der Gegenprotest und zeigte (erneut)ein 15 Meter langes Transparent mit der Aufschrift „Gegen jeden Antisemitismus“ und machte so deutlich, dass in Bochum kein Platz für Verschwörungsideolgien und Antisemitismus ist! Die heraneileden Polizist*innen wirkten nervös und rüsteten sich erst ein mal mit dem Schlagstock aus.

Um 16:00 Uhr setzte sich der Demonstrationszug in Richtung Drehscheibe/Boulevard in Bewegung, der Ring wurde passiert und es ging weiter zur Rückseite des Hauptbahnhofs, auch hier erwarteten Antifaschist*innen diesen erneut mit dem 15 m langen Banner.

Um 17:00 Uhr traf der Demonstrationszug am Rathaus ein. Kurz darauf wurde die Veranstaltung von „Querdenken234“ offiziell beendet.

Dank gilt allen Antifaschist*innen, die auf der Straße waren und ihren Unmut klar und deutlich zum Ausdruck gebracht haben.

Bochum bleibt stabil gegen Antisemitismus und Verschwörungsmythen!

Antifa 4630

„Wir reden nicht mit denen, die mit Nazis marschieren!“ – Bericht zu den Aktivitäten von „Querdenken 234“ am 03.04.2021

Wie mittlerweile jeden Samstag hat Querdenken234 am 03.04. in Bochum zu einer Kundgebung am Dr. Ruer-Platz aufgerufen, diesmal jedoch mit der Forderung „Dialog jetzt“. Mehrfach wurden Gegendemonstrant*innen aufgefordert, ans offene Mikro zu gehen, um zu „diskutieren“. Die Rahmenbedingungen hierzu wurden von Querdenken234 festgelegt. Da mehrere Menschen in den letzten Monaten ungute Erfahrungen in Diskussionen mit Querdenken und Co – sei es im direkten Kontakt, sei es am offenen Mikrofon – gemacht hatten und sich am Ende von einer schreienden Meute umringt sahen, hatte verständlicherweise zunächst niemand Nerven, sich vor die Kundgebung zu stellen. Kleiner Spoiler: Am Ende der Kundgebung traute sich ein Schüler vor die Menge und versuchte zu diskutieren und wurde prompt ausgelacht und niedergeschrieen, Diskussion geht anders!

Begonnen hat die Demo mit einem Gruß nach Stuttgart, wo zeitgleich eine große Querdenken-Demonstration stattfand. Noch während die Anmelderin der Bochumer Kundgebung ihr Bedauern ausdrückte, selbst nicht in Stuttgart zu sein, „Friede, Freude, Demokratie“ skandieren liess und die Artikel der Grundrechte auflistete, erreichten uns aus Stuttgart Berichte von bedrohten Journalist*innen. Pressefreiheit ist übrigens im Artikel 5 des Grundgesetzes festgelegt.

Wie immer auf Querdenken-Kundgebungen wird der Artikel 2 des Grundgesetzes bemüht und mit „freier Entfaltung“ abgekürzt. Vergessen wird hierbei sehr gerne, dass dieser Artikel 2 auch einen 2. Satz enthält: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich.“ Dass es sich hierbei nicht nur um die eigene körperliche Unversehrtheit und Freiheit handelt, sondern auch um die der Anderen und insbesondere auch der sogen. „Schwächeren“ wird gerne übersehen.

 

Antifaschist*innen?

Antifaschist*innen hatten vor der Kundgebung Flyer an Laternen angebracht u.a. mit der Aufschrift „Wir reden nicht mit denen, die mit Nazis marschieren!“. Daneben fanden sich aber auch andere Flyer mit Zahlen und Fakten zur Corona-Pandemie (1). Insbesondere oben erwähnter Flyer führte zu einer allgemeinen Empörung, sieht man sich doch selbst im Kampf gegen Faschismus. Ein Artikel der Onlinezeitung „Ruhrbarone“ (2), ein Beitrag von Radio Bochum (3) sowie ein Blogbeitrag von Bochumer Antifaschist*innen hatten auf antisemitische, Shoah-relativierende Vorfälle am Rande der vorangegangenen Querdenken234-Kundgebung mit anschliessender Demonstration bezogen, hier wurde u.a. ein Polizist mit KZ-Wächtern verglichen. In einem Redebeitrag wurde dann in einer abenteuerlichen Argumentationskette dargelegt, wieso dies 1. nur die Äußerung einer einzelnen Person sei und 2. gerade diese Äußerung belegt, dass man gegen Faschismus kämpfen würde….Und überhaupt hätte eine solche Aussage nichts mit Antisemitismus zu tun, aha.

Weiter sind in Bochum in der letzten Woche an der Erzbahntrasse antisemitische Schmierereien aufgetaucht. Die Schriftzüge wie „BRD AG = KZ“ oder „No Media – No Virus“ wurden entlang des Fahrradweges zwischen Westpark und Hordel gesprüht. Ebenfalls wurde versucht das für den Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlages in Hanau am 19.02.20 entstandende Graffiti im Westpark mit den gleichen geschmierten Sprüchen zu zerstören. Dank fleißiger Antifaschist*innen verschwanden alle Sprüche auf der Trasse nach einigen Tagen wieder und auch das riesige „Rassismus tötet“ an der Wand im Westpark wurde umgehend ausgebessert. Danke Antifa!

Auch wenn „Querdenken 234“ in einer jetzt auch schriftlich erschienen Stellungnahme behauptet, nichts mit dem Geschmiere zu tun zu haben, zeigt dies dennoch eindrucksvoll, welch Geistes Kindes Verschwörungsideolog*innen sind. Hier wird nicht vor Holocaust Verharmlosung und der Zerstörung eines Gedenkens an die von einem Rechtsterroristen Getöteten zurückgeschreckt.

Wir dokumentieren in den folgenden Bildern die Stellungnahme von Querdenken:

Der Vorfall am 27.03.21 war nicht das einzige Ereignis dieser Art von Querdenken in Bochum. Der bei Querdenken234 gern und oft gesehene Redner Dr. Treibel verglich sich im November auf einer Veranstaltung mit Dr. Otto Ruer, einem jüdischen Arzt und Oberbürgermeister von Bochum, der 1933 von den Nazis vertrieben und in den Suizid getrieben wurde, schwafelte geschichtsvergessen vom „Ermächtigungsgesetz“ und dass „wir wieder eine Situation wie 1933 erleben“. Auf seinem Blog vergleicht der Internist Treibel übrigens die RNA-Impfstoffe gegen SARS-CoV2 mit der Euthanasie der Nazis und erörtert im selben Artikel, dass „Bezeichnenderweise (…) gerade einzelne Christengemeinden und jüdische Gemeinden (…) den genetischen Eingriff verweigern.“ Einfach nur widerlich!

In einer weiteren Rede wurde sich u.a. positiv auf den im Ruhrgebiet sehr umtriebigen Michael Schele bezogen, eben jeder Schele, der in Kassel Gegendemonstrant*innen körperlich angriff und einen Polizisten beleidigte („Du Arschloch“) in Duisburg die Presse bedrohte („Euch kriegen wir auch noch am Arsch.“). In derselben Rede wurde von der „New World Order“, der „internationalen Finanzmafia“ geschwafelt und im selben Satz kritisiert, dass „Israel zuerst geimpft wird“. Der Verschwörungsmythos der „New World Order“ ist eine seit langem erzählte und radikal antisemitisch aufgeladene Erzählung (4-8)

Deutschlandweit werden auf Querdenken-Veranstaltungen regelmässig geschichtsrelativierende und Shoah-verharmlosende Reden, Banner etc. dokumentiert, die Liste ist lang und reicht vom gelben Davidstern mit der Aufschrift „ungeimpft“ zu unsäglichen Vergleichen mit Opfern des Nationalsozialismus wie Sophie Scholl oder Anne Frank. Eine Distanzierung hiervon findet man auch in Bochum nicht. Deutschlandweit sieht man auf Querdenken-Demos Reichskriegsflaggen, prominente Redner mit Verstrickungen in die Rechte Szene wie Torsten Schulte sowie Zusammenarbeit mit Reichsbürgern wie Peter Fitzek und, und, und – kritische Auseinandersetzung? Fehlanzeige!

Und darum gilt auch weiterhin: „Wir reden nicht mit denen, die mit Nazis marschieren!“ Wir könnten es ergänzen durch „Wir reden nicht mit denen, die systematisch den Holocaust verharmlosen!“

Die Mutmassung, die Gegendemonstrant*innen wären bei „echten“ Nazis aus lauter Angst nicht vor Ort, hat übrigens für große Erheiterung gesorgt, handelt es sich doch gerade hier um Menschen, die seit Jahren stabilen antifaschistischen Protest auf die Strasse bringen.

Kollateralschäden oder fundierte Kapitalismuskritiker

Ein weiterer Redner führte „Kollateralschaden“ auf und unterstellte den Gegendemonstrant*innen Gleichgültigkeit diesbezüglich. Wie so oft fand sich hier eine Mischung aus berechtigter Kritik an sozialer Ungerechtigkeit, Kapitalismus, Unterfinanzierung von z.B. Schulen etc. auf der einen Seite und Verharmlosung der Corona-Pandemie auf der anderen Seite. Kritik an manchen Coronamaßnahmen, Unterfinanzierung des Bildungssektors und seit Jahren bestehenden Stellen- und Bettenabbau in Kliniken – um nur einige Beispiele zu nennen – ist durchaus berechtigt. Es ist ja nicht so, als wären die Gegendemonstrant*innen Verfechter*innen einer konzernfreundlichen, eurozentristischen CDU-Politik.

Gefährlicher als Grippe

Die Sterblichkeit der COVID-19-Erkrankung oder der SARS-CoV-2-Infektion (was ja nicht automatisch dasselbe ist) ist schwer zu bestimmen, ebenso wie die Sterblichkeit der saisonalen Grippe, da die genaue Zahl der Fälle bei BEIDEN Erkrankungen nicht bekannt ist, bei Grippe ist das sogen. Dunkelfeld erheblich größer.

2 große vergleichende Studien aus den USA (9) und Frankreich (10) zeigten eine eindeutig höhere Sterblichkeit der hospitalisierten COVID 19 Patienten im Vergleich zu hospitalisierten Grippepatienten. Auch konnte in beiden Studien konstant gezeigt werden, dass die Rate schwerer Komplikationen wie septischer Schock, Lungenversagen, Nierenversagen und schwere Gefäßereignisse erheblich und hoch signifikant höher lag. In der Französischen Studie mussten etwa doppelt soviel Patienten künstlich beatmet werden, die Intensivaufenthalte waren in etwa doppelt so lang. In der amerikanischen Studie (Covid 19 fb-Juni 2020 vs. Influenza 2017-2019) wurde die Sterblichkeit um den Faktor 5 (Oddo Ratio 4,97) und das Risiko eine künstliche Beatmung zu benötigen um den Faktor 4 höher angegeben. Die Influenza Letalität wird auf 0,1-0,2% geschätzt (bzw. bei der schweren Grippewelle 2017 / 2018 0,5%), eine Studie, die die Influenza Sterblichkeit in den USA über 5 Jahre mittelte kam auf 0,05%. Selbst bei einer niedrig gegriffenen Corona Sterblichkeit sind es im internationalen Vergleich ca. 16 mal soviel verstorbene Patient*innen. Bei den Angaben zu den an Influenza verstorbenen Menschen handelt es sich um Hochrechnungen aus der Übersterblichkeit, während es sich bei SARS-CoV2 um laborbestätigte Fälle handelt.

Die sogenannte Heinsberg Studie von Prof. Streeck wird gerne immer wieder bemüht. Woher die in der Rede angegebene Sterblichkeit von 0,2% kommt, erschliesst sich nicht, wird die sogenannte Infection Fatality Rate (IFR) doch mit 0,37 angegeben. Und auch die kann schon seit einer ganzen Weile nicht mehr aufrecht erhalten werden, da diverse Todesfälle nicht erfasst wurden, mittlerweile wird die Zahl hier von unabhängigen Beobachter*innen mit 0,41% angegeben (12). Auch muss erwähnt werden, dass die Studie von ihrem Beobachtungszeitraum und der Menge an eingeschlossenen Personen sowie einem nicht repräsentativem Altersquerschnitt für eine Aussage bzgl. einer weltweiten (oder auch nur eutschlandweiten) Sterblichkeit nicht ausreicht (nicht ausreichend gepowert ist, würden hier Medizinstatistiker*innen sagen).

Nicht berücksichtigt sind hier die Langzeitfolgen einer überstandenen Coronaerkrankung, die z.T. Wochen und Monate anhalten können und einhergehen mit Dauererschöpfung, kognitiven Verlusten, Atemwegsproblemen, Herz-Kreislaufbeschwerden, Muskelschmerzen, Muskelschwäche, Blutbildveränderungen etc. und derzeit noch nicht gut systematisch untersucht sind, Expert*innen gehen von mind. 10-20% aller Patient*innen aus. Ähnliches ist von der Influenza nicht bekannt.

Mehr Todesopfer durch Lockdown-Maßnahmen?

Zu Todesopfern durch Lockdown-Maßnahmen wurden wilde und erschreckende Zahlen in die Menge geworfen, die durch keine fundierte wissenschaftliche Untersuchung bestätigt werden können. Die zitierten Zahlen stammten aus einer Hochrechnungen und Annahmen.

Was ist nun belegt? Trotz des Rückgangs anderer Todesursachen wie Straßenverkehr und andere Infektionskrankheiten (wie Influenza- und Noroviren) konnte zwischenzeitlich eine Übersterblichkeit in Deutschland belegt werden. Man könnte nun vermuten, dass diese Übersterblichkeit nicht durch SARS-CoV2-bedingt ist, es fällt dennoch auf, dass insbesondere in Regionen mit hohen Infektionszahlen die Übersterblichkeit besonders deutlich ausfällt. (13-16)

In vielen Punkten müssen wir dem Vortragenden Recht geben: Es ist besorgniserregend, dass beispielsweise Herzinfarkt-Patient*innen später in die Notaufnahmen kommen, dass die Zahl von Vorsorgeuntersuchungen zurückgegangen ist, da die Menschen Termine nicht wahrgenommen haben oder aus Angst vor dem Virus zu spät Hife geholt haben. Hierbei ist einzuwerfen, dass nicht die Lockdown-Massnahmen ursächlich sind, sondern die Angst vor der Erkrankung. Die Blutbanken melden einen Rückgang an Blutprodukten, psychische Probleme nehmen zu etc. Die Privatisierung des Gesundheitswesen führt seit Jahren zu einer schlechteren Patient*innenversorgung, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen etc.

Die Zunahme häuslicher Gewalt ist ein weiterer Punkt, den wir ebenfalls sehen. Seit Monaten warnen Initiativen und Gruppem auch antifaschistische Gruppen hier, veröffentlichen Notruf Nummern und bieten niederschwellig Hilfe an.

Insbesondere die Menschen in den Ländern des globalen Südens sind zunehmend von Armut und Hunger bedroht. Massnahmen, die für europäische und nordamerikanische Länder gelten, können hier u.U. Schaden anrichten. Strukturierte Untersuchungen hierzu sind so gut wie nicht zu finden. Das Aussetzen von Tuberkuloseprogrammen, die Verzögerung des Masern-Impfprogramms (ja wir finden Impfen wichtig!) in afrikanischen Ländern hat zu einer erhöhten Sterblichkeit an diesen Infektionserkrankungen geführt.

Die Themenliste ist lang, auch das ist uns sehr wohl bewusst. Viele dieser Probleme bestanden bereits vor der Pandemie und haben sich hierdurch weiter verschlechtert oder sind in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Corona wirkt wie ein Brennglas auf viele soziale Probleme.

Doch statt einer strukturierten Analyse der Probleme und deren Ursache wie eine fundierte Kritik an dem kapitalistischen Wirtschaftssystem, der hiermit verbundenen Privatisierung des Gesundheitssystems mit Ausrichtung auf Gewinnmaximierung, der Ausbeutung der Menschen des globalen Südens etc. werden schnell Schuldige („Die Regierung“ „die Systemmedien“ …) ausgemacht, eine pandemische Bedrohungslage geleugnet und das Leid von Menschen ignoriert und verhöhnt. Und auch wenn wir den Redner*innen der Querdenken234 Demonstration in einigen Punkten zustimmen mussten, unterscheiden wir uns dennoch ganz erheblich: Wir leugnen keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, wir leugnen keine Pandemie! Unsere Antwort heisst Solidarität! Bereits früh haben wir begonnen Gabenzäune zu bestücken, Obdachlosenhilfen zu unterstützen und Nachbarschaftshilfe für Menschen aus Risikogruppen anzubieten. Auch während der Pandemie hat die progressive Linke in Bochum nicht aufgehört, Missstände anzuprangern, sich für Geflüchtete einzusetzen etc.

Wenn wir durch das Tragen von Mund-Nasen-Schutz und Einhalten von Hygieneregeln Übertragungen von Erkrankungen verringern können, dann tun wir dies. Wir schüren keine unwissenschaftliche Angst vor Impfungen, wir bedrohen und diffamieren keine Wissenschaftler*innen. Das Ignorieren einer Krise führt nicht zu deren Lösung.

Den Menschen von Querdenken234 sei gesagt: Wir beobachten Eure Bewegung seit Monaten, sehr wenig fällt uns fundierte, konstruktive Kritik und echte Diskussionsbereitschaft auf. An vielen Orten gibt es Beispiele, wie Menschen, die sich vor Euch ans Mikro stellen oder am Rand mit Euch diskutieren wollen, im besten Fall niedergebrüllt werden, in einigen Fällen sogar Gewaltandrohungen erhalten. Euch geht es nicht um Diskussion, Euch geht es nicht um gesellschaftlichen Fortschritt hin zu einer gerechteren Gesellschaft! Ihr schert Euch einen Dreck um Obdachlose, Betroffene häuslicher Gewalt oder Menschen, die an den EU-Außengrenzen verrecken! Menschen, die an COVID-19 versterben oder an Langzeitfolgen leiden, werden negiert oder auch ins Lächerliche gezogen, sei es durch Lachsmileys in den sozialen Medien, sei es durch hämisches Lachen bei Euren Veranstaltungen. Ihr tragt nichts dazu bei, dass wir alle solidarisch durch die Krise kommen, Euer Verhalten trägt zur weiteren Verbreitung des Virus und Verschlechterug der Lage bei (17). Euch geht es darum, Menschen ins Lächerliche zu ziehen, um Euch auf deren Kosten zu profilieren. Da machen wir nicht mit!

Wir reden nicht mit denen, die sich mit Nazis zusammentun!

Wir reden nicht mit denen, die den Holocaust relativieren oder dies in ihren Reihen dulden!

Wir reden nicht mit denen, denen das Leid von Menschen zur eigenen Profilierung dient!

Antifa 4630

 

Literaturverweise:

  1. https://antifabochum.noblogs.org
  2. https://www.ruhrbarone.de/bochum-antisemitische-vorfaelle-im-rahmen-der-corona-pandemie/197855
  3. https://www.radiobochum.de/artikel/antisemitismus-vorfaelle-bei-querdenkerdemo-912045.html
  1. https://www.deutschlandfunk.de/libertaerer-antisemitismus-hygienedemos-verbreiten-mythos.886.de.html?dram:article_id=477618
  2. Carl-Eric Linsler: Das Komitee der 300 (John Coleman, 1992). In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Band 6: Schriften und Periodika. De Gruyter Saur, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-025872-1, S. 409–412 (abgerufen über De Gruyter Online); zu Walter Rathenau und den „dreihundert Männern“ siehe Dieter Heimböckel: Walter Rathenau und die Literatur seiner Zeit. Studien zu Werk und Wirkung. Königshausen & Neumann, Würzburg 1996, S. 176.
  3. Michael Barkun: A Culture of Conspiracy. Apocalyptic Visions in Contemporary America. 2. Auflage. University of California Press, S. 60 ff. und 92 f.
  1. Claus Leggewie: Fed up with the Feds. Neues über die amerikanische Paranoia. In: Kursbuch 124: Verschwörungstheorien. (1996), S. 121; Nigel James: Militias. In: Peter Knight (Hrsg.): Conspiracy Theories in American History. An Encyclopedia. Band 2, ABC Clio, Santa Barbara/ Denver/ London 2003, S. 468 f.
  1. Daniel Pipes: Verschwörung. Faszination und Macht des Geheimen. Gerling Akademie Verlag, München 1998, S. 276.
  1. Yan Xie, San Luis, British Medical Journal: Comparative evaluation of clinical manifestations and risk of death in patients admitted to hospital with covid-19 and seasonal influenza: cohort study; BMJ 2020; 371 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.m4677
  2. Pirot, Quantin et al, Dijon, Lancet Respiratory Medicine: The Lancet Respiratory Medicine: COVID-19 causes more severe disease than seasonal influenza, comparison of data from over 130,000 hospitalised patients confirms
  1. Streeck H. et al: Infection fatality rate of SARS-CoV-2 infection in a German community with a super-spreading event; https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.05.04.20090076v2.full-text
  2. https://medwatch.de/2020/11/26/die-ungezaehlten-todesfaelle-aus-gangelt/
  1. https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/Gesellschaft/bevoelkerung-sterbefaelle.html
  2. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1103785/umfrage/mortalitaetsrate-des-coronavirus-nach-laendern/
  3. https://www.data4life.care/de/corona/covid-19-statistik-europa/deutschland/
  4. https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/Downloads/dossier-covid-19.pdf?__blob=publicationFile
  5. http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp21009.pdf

Combat 18 Nazi Sebastian Mietze lebt und arbeitet in Bochum Harpen!

Sebastian Mietze

In Bochum Harpen lebt seit einigen Jahren der Neonazi Sebastian Mietze (geb. 08.02.1983 in Bochum). Mietze ist seit Anfang der 2000er aktiver Unterstützer der rechtsterroristischen Gruppe Combat18 (bewaffneter Arm von Blood and Honour). Neben seiner Aktivität in der rechten Szene pflegt Mietze mit seiner Lebenspartnerin Alexandra Auffermann (geb. 02.08.1978) und einer gemeinsamen Tochter ein scheinbar bürgerliches Parallelleben in einer beschaulichen Reihenhaussiedlung im Bernsteinweg 13 in Bochum-Harpen.

 

Der unscheinbare Geschäftsmann

Sebastian Mietze auf Lehrgang von CWS BOCO (jetzt CWS Healtchcare)

Sebastian Mietze arbeitet seit einigen Jahren für das Unternehmen CWS-Boco (CWS Healthcare) an der Josef-Baumann-Straße. Dort ist er im Handel tätig und nimmt zum Teil Aufgaben wahr, die das Unternehmen repräsentieren. Aufermann ist als Friseurin tätig. Bereits vor einigen Jahren wurden rund um die Josef-Baumann Straße Aufkleber der rechtsterroristischen Gruppierung Combat18 verklebt. Combat 18 ist der bewaffnete Arm der Gruppe „Blood and Honour“ und in Europa für zahlreiche rechtsterroristische Anschläge verantwortlich. In Deutschland ist Combat 18 seit Januar 2020 verboten, da die Gruppe sich zum Nationalsozialismus bekennt und die Mitglieder ein rassistisches und antisemitisches Weltbild vertreten. Komischerweise hatte dieses Verbot wenig Konsequenzen für Mitglieder der Gruppierung, die im Ruhrgebiet wohnhaft sind. Zu diesen gehört auch Sebastian Mietze.

 

Oidoxie Streetfighting Crew – auch in Bochum

Oidoxie-Streetfighting-Crew Gruppenbild aus 2006

Mietze gehört seit mindestens 2003 der „Oidoxie Streetfighting Crew“ an, dem bandeigenen Ordnerdienst und Schlägertrupp der Rechtsrockgruppe „Oidoxie“ aus Dortmund. Auf dem Gruppenfoto der Streetfighting Crew aus dem Jahr 2006 ist Mietze deutlich zu erkennen. Oidoxie und ihr Frontmann Marko Gottschalk sind auf nahezu allen Rechtsrockkonzerten bzw. Festivals in der Bundesrepublik zugegen. Sie liefertern mit dem Lied „Terrormachine“ nicht nur eine Hymne für die Gruppe Combat 18, sondern sorgen mit ihren Auftritten auch dafür, dass regelmäßig Geld in die militante Naziszene fließt. Auch der „Streetfighting Crew“ wurde ein gleichnamiges Lied gewidmet. In diesem heißt es u.a.: „Wir halten stets zusammen, Kameradschaft ist das, was uns verbindet. Der Glaube an die Sache, ist das was niemals schwindet. Gemeinsam werden wir unseren Weg gehen. Zusammen siegen oder untergehen. Wir sind nationale Sozialisten. Und stehen auch dazu – Oidoxie Streetfighting Crew.“

 

“Der Glaube an die Sache, ist das was niemals schwindet” – Gepflegte Freundschaften
Auch wenn Mietze öffentliche Neonaziveranstaltungen eher meidet, pflegt er weiterhin freundschaftliche Kontakte in die Szene. So zählen der bereits erwähnte Marko Gottschalk, Agnes Zadow aus Herne, Robin Schmiemann (hat 2007 einen Migranten nach einem Raubüberfall niedergeschossen) und auch Michael Regener aka. Lunikoff (der Sänger der verbotenen Rechtsrock Band Landser) zu seinem Freundeskreis. Mietze begleitete Marko Gottschalk im April 2018 zum extrem rechten „Schild und Schwert Festival“. Er war bereits einen Tag vor Beginn des Festivals anwesend, sodass man davon ausgehen kann, dass er weiterhin zum festen Kreis der Band Oidoxie gehört und diese bei ihren Konzerten unterstützt, wenn nicht sogar in die Planung der Konzerte eingebunden ist.

Exkurs: Agnes Gabriele Zadow – auch Herne hat Bezug zu Combat18
Agnes Gabriele Zadow (geb.: 05.05.1978) lebt mit ihrem Kind aus erster Ehe in der Bergstr.90 in Herne. Auch sie ist Teil der Streetfighting Crew und seit Ende der 90er Jahre Bestandteil der Neonazisszene des Ruhrgebiets. Sie war lange Zeit mit Carsten Köppe, dem Anführer der Kameradschaft Witten-Dortmund, zusammen.
Danach folgte eine Ehe mit Denis Zadow, der ebenfalls Teil von Combat 18 Deutschland war und Frontsänger der Rechtsrockband Strafmass gewesen ist. Auch Strafmass besingt in einem Lied, die rechtsterroristische Gruppe Combat 18. Mit ihm lebte sie bis zur Trennung in Herne. Denis Zadow zog zurück nach Bremen, wo er aufgewachsen ist. Im August 2019 erschien Agnes Zadow mit Mitgliedern der Dortmunder Naziszene bei einem Aufmarsch der rechten “Bürgerwehr” in Herne. Das dortige Erscheinen wird kein Zufall sein, da sie mit Sven Falkenrich, der zum Orgakreise des rechten Aufmarsch in Herne zählte, im selben Haus wohnt.

 

Der Kontakt zu Stanley Röske
Hinzu kommt, dass Sebastian Mietze mehrfach Geld auf das Konto von dem Neonazi Stanley Röske überwiesen hat. Wie Exif Recherche berichtete, diente dieses Konto als Vereinskonto für militante Neonazis, die Combat 18 zugerechnet werden können. So überwies Mietze nicht nur monatliche Mitgliedsbeiträge in Höhe von 15 Euro, sondern auch einmalig 60 Euro als Familienhilfe. Weiterhin tätigte er am 22.08.2016 eine Überweisung in Höhe von 500 Euro auf das Konto von Stanley Röske. Am selben Tag überwies auch die Lebensgefährtin Alexandra Aufermann 300 Euro auf das selbe Konto. Auch Agnes Zadow aus Herne und ihr Exmann Denis Zadow tätigten Überweisungen auf dieses Konto. Stanley Röske ist einer der führenden Köpfe von Combat 18 in Deutschland. Auch er war Teil der „Oidoxie Streetfighting Crew“ und wird namentlich immer wieder mit den Morden des NSU an Halit Yosgat (Kassel) und Mehmet Kubasik (Dortmund) in Verbindung gebracht, da in der Zeit der Morde ein reger Austausch zwischen den Kasseler Nazis um Röske und der Dortmunder Combat 18 Gruppe bestand. Auch zu Stefan Ernst, der im Jahr 2018 den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke erschossen hat, hatte Röske nachweislich im Jahr 2002 Kontakt. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Geld, welches auf Röskes Konto einging, auch zur Beschaffung von Waffen diente.

“Leibstandarte Adolf Hitler” auf dem Körper

Sebastian Mietze mit Tatto der SS Division Leibstandarte Adolf Hitler auf dem Bein

Auch wenn Mietze versucht ein bürgerliches Leben zu führen, hat er keine Probleme damit, öffentlich Neonazisymboliken zu zeigen. So musste er sich bereits mehrfach wegen Verwendens verfassungsfeindlicher Symboliken vor Gericht verantworten. Geläutert ist er offenbar nicht, denn er ließ sich mehrere Tattowierungen mit einschlägigen Neonazibezug stechen, die man ohne weiteres beim Einkaufen im Bochumer Norden begutachten kann. So tattovierte er sich Wappen diverser SS Divisionen, darunter befindet sich auch das Wappen der SS Division „Leibstandarte Adolf Hitler“. Auf seinem rechten Oberam prangt ein SS Totenkopf und seinen Rücken zieren neben der schwarzen Sonne auf seinem Schulterblatt weitere Neonazitattowierungen.

Die Clique

Sebastian Mietze mit rechter Clique II

Mietze und Aufermann pflegen nicht nur Kontakte zu Neonazis außerhalb von Bochum. So sind sie in einen rechtsoffenen bis rechten Freundeskreis im Bochumer Norden eingebettet. Diese rechte Clique besteht größtenteils aus Männern im Alter von 35-50 Jahren, die gerne rechte Modemarken wie Thor Steinar tragen und am Maischützenabend den „Führer“ grüßen. U.a. haben einige von ihnen einen Motorradclub mit dem Namen „Teutonen“ gegründet.

Sebastian Mietze mit Kutte der Teutonen

Auf Mietzes Motorrad Kutte befindet sich neben dem Namen des Clubs und einigen Runen auch ein Patch der alten Motorradmarke NSU. Das Patch wird sich sicherlich nicht nur auf der Kutte aus Affinität zu eben dieser Motorradmarke befinden, sondern wird auch seine Sympathien zum rechten Terrornetzwerk „National Sozialistischer Untergund – NSU“ ausdrücken. Dass dieser Freundeskreis im Jahr 2016 geschlossen an einer Bürgerversammlung im Amtshaus Harpen gegen die Eröffnung einer Geflüchtetenunterkunft teilnahm, zeigt das rassistische Weltbild dieser Gruppe. Bei dieser Versammlung saß Mietze in der ersten Reihe und ergriff als Ünterstützer eines rechtsterroristischen Netzwerks mehrfach das Wort. Zu seinem Freundeskreis zählt auch der unter Bochumer Gastronomen bekannte Helmut „Manusch“ Schwalm. Dieser war zwar nicht bei der genannten Bürgerversammlung anwesend, behauptete jedoch im Frühjahr 2019 gegenüber der WAZ, dass maßgeblich alkoholisierte Migrant*innen dem Image des Bochumer Bermuda Dreiecks Schaden würden, da sie für Pöbeleien und Belästigungen sorgten. In Anbetracht Schwalms Kontakte zu Combat 18 Sympathisanten überrascht solch eine Aussage seinerseits nicht. Schwalm betreibt das “Kult” im Bochumer Bermuda Dreieck, in dem bereits der Identitäre Bastian Hans als Türsteher arbeitete.

 

Weiterhin verkaufte Mietze als Online Händler lange Zeit unter dem Account “Harpen1488” bei Ebay neben Ersatzteile für Motorräder, auch eine stichsichere Weste. Wozu er im Besitz einer solchen Weste war, wirft Fragen auf. Das bei der Clique aus dem Norden ein Hang zu Waffen und Militärdevotionalien besteht, kann man auch gut an einem alten VW erkennen, dessen Logo in den Reichsfarben lackiert wurde. Auch nahmen sie als Gruppe an größeren Geländespielen auf Bochumer Industriebrachen teil, die an Übungen für Häuserkampf erinnern. Sicherlich ein Hobby, dem viele Menschen nachgehen, welches jedoch unter den genannten Aspekten einen faden Beigeschmack erhält.

Wir fordern CWS-Boco (CWS Healthcare) als Unternehmen, welches deutschlandweit agiert dazu auf, das Arbeitsverhältnis mit Sebastian Mietze zu beenden. Auch rufen wir alle Anwohner*innen im Bochumer Norden dazu auf, uns Informationen zu Sebastian Mietze, Alexandra Aufermann und ihrem rechten Freundeskreis zukommen zu lassen. Wer Kontakte zu militanten rechtsterroristischen Mörderbanden pflegt, muss Konsequenzen erfahren!

Rechtsterroristen und ihre Freunde aus der Anonymität reißen!
Keine Rückzugsorte für Neonazis!

RechercheBO
01.03.2021

 

Ein Dank geht an Exif Recherche, deren Recherchen zu Combat 18 Grundlage für diesen Artikel sind.

Der Neonazi und Brandstifter Patric Knöpke

Patric Knöpke

Seit einigen Jahren berichten Bochumer Antifaschist*innen über ein hohes Aufkommen von rassistischen, antisemitischen und nazistischen Schmierereien im Bochumer Norden, welche sich im Jahr 2020 Richtung Wattenscheid verlagerten.
Hinter diesen Schmierereien steckt der Neonazi Patric Knöpke (geb. 1987 in Mülheim). Knöpke kommt ursprünglich aus Mülheim-Broich und zog nach einer Haftstrafe nach Gladbeck.

In Gladbeck hielt es ihn jedoch nicht lang, sodass er wahrscheinlich im September/Oktober 2018 nach Bochum zog. Er lebte dort bis Anfang 2020 in der Zunftwiese 92. Dabei verbreitete er während er im Bochumer Norden wohnte, genauso wie an seinen anderen Wohnorten zuvor, zahlreiche rassistische und neonazistische Schmierereien. Dazu zählten beispielsweise Hakenkreuze und antisemitische bzw. antimuslimische Parolen. So prangte ein ca. 20m langes “Die Juden sind unser Unglück und die Moslems unser Untergang” an der Radtrasse die gen Norden geht. Anwohner*innen und Antifaschist*innen haben die Schmierereien regelmäßig entfernt. Auch ein “gefälschtes” Schreiben der Stadt Bochum rief Anwohner*innen dazu auf, rassistische Schmierereien und ggf. Informationen zu den Urheber*innen zu melden. Nun werden diese Informationen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Bereits in Mülheim war Knöpke bekannt, weil er im Umfeld des AZ Mülheim mehrfach Probleme verursachte. Knöpke hat ein aggressives Auftreten und gilt als unberechenbar. Er verbüßte bereits mehrere Haftstrafen, u.a. wegen schwerer Körperverletzung, Sachbeschädigung, Volksverhetzung und Brandstiftung. Er wurde für 22 Brandstiftungen zwischen den Jahren 2010 und 2012 verantwortlich gemacht. 2018 störte er u.a. mit dem Neonazi Robin Zahn und dem Identitären Noah von Stein in Essen eine „Wir sind mehr“ Demonstration.

Patric Knöpke mit Robin Zahn und Noah von Stein am 13.09.2018 in Essen bei der Störung einer „Wir sind mehr“ Demonstration

Wir gehen davon aus, dass Knöpke mehrfach das Graffiti in Gedenken an die Opfer des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau übermalt hat. Diese Vermutung liegt nahe aufgrund des angebrachten Schriftbildes, als auch aufgrund der Tatsache, dass Knöpke regelmäßig im Umkreis des Bochumer Westpark mit seinem Hund beim Spaziergang gesichtet wurde. Es kann also davon ausgegangen werden, dass er zwischen dem Bochumer Westpark und Wattenscheid wohnen wird. Vorallem in Wattenscheid sind seit einigen Monaten vermehrt Nazischmiereien aufgetaucht. Auch in der U-Bahn Haltestelle Bochumer Verein/Jahrhunderthalle tauchte sein Graffiti Name sowie rechte Sticker und Hakenkreuze auf. Darüber hinaus verkehrt er regelmäßig auch in Gelsenkirchen und Essen-Steele. Dort sind Graffitis aufgetaucht, die Knöpke zugeordnet werden können. Oftmals verwendet Knöpke dieselben Schablonen in Form eines kleinen Hakenkreuzes oder des Konterfei eines Wehrmachtsolaten. Bereits in Gladbeck nutzte er im Mai 2018 solche Schablonen. Da Knöpke nicht nur eine Affinität zu Gewalt, sondern auch zum Rad fahren hat, hinterlässt er vorallem an den gut ausgebauten Radtrassen in Bochum und Umgebung seine Kürzel.

Während des Weihnachtsmarktes im Jahr 2019 arbeitete Knöpke als Zeitarbeiter an dem bekannten Kerzenstand auf der Bochumer Kortumstraße. In Sichtweite zum Stand hinterließ er ebenfalls seine Kürzel und rechte Aufkleber. In diesem Zeitraum kam es vermehrt zu Nazischmierereien auf der Bochumer Huestraße in der Bochumer Innenstadt. Weiterhin hat sich Knöpke mehrere einschlägige Nazitattoos stechen lassen, u.a. am Hals eine schwarz-weiss-rote Banderole mit dem dem SS-Slogan “Meine Ehre heißt Treue”. An dieser Banderole hängt wiederum ein Eisernes Kreuz, auf dem sich ein Hakenkreuz befindet. Ein weiteres Hakenkreuz befindet sich auf seinem Oberarm, auf dem auch ein SS-Totenkopf gestochen wurde. Eine Schwarze Sonne “ziert” seinen Ellenbogen.

Neben dem Nazigeschmiere hat sich Knöpke auch zunächst unpolitische Graffiti-Kürzel zugelegt. So malt er “BDG 247”, “KP”, “HL”, “Heil” und “Koma”. (Vorsicht: Verwechslungsgefahr mit dem Sprüher “Koma” aus Gelsenkirchen.)

Obwohl Patric Knöpke scheinbar seit Jahren an verschiedenen Orten im Ruhrgebiet für das Anbringen von Nazipropaganda verantwortlich ist, wurde bisher nichts zu seiner Person veröffentlicht. Da er augenscheinlich häufiger umzieht, haben wir uns für diese Veröffentlichung entschieden, damit an potentiell neuen Wohnorten die “Recherche” zu Patric Knöpke leichter fällt.

Antifaschistische Linke Bochum,
Februar 2021

 

 

Beiträge zu Gladbeck:
https://www.waz.de/staedte/gladbeck/unbekannte-bespruehen-laternen-in-gladbeck-mit-hakenkreuzen-id214804015.html

https://www.waz.de/staedte/gladbeck/taeter-spruehen-hakenkreuz-auf-stromkasten-in-gladbeck-id215203349.html

https://www.derwesten.de/region/hakenkreuz-moschee-gladbeck-id215459493.html

https://www.lokalkompass.de/gladbeck/c-ratgeber/gladbeck-hakenkreuzschmierereien-im-nordpark_a890544

https://www.lokalkompass.de/gladbeck/c-politik/nazi-schmiererei-in-gladbeck-mitte-farbenfrohes-graffiti-soll-hakenkreuz-schon-bald-ueberdecken_a892293

https://www.wr.de/staedte/gladbeck/schon-wieder-nazi-schmierereien-in-gladbeck-entdeckt-id214308925.html

Mülheim:
https://www.derwesten.de/staedte/muelheim/24-jaehriger-soll-autos-in-muelheim-essen-und-oberhausen-angezuendet-haben-id6281973.html