Polizeigewalt ermöglicht Querdenken Aufmarsch trotz starker antifaschistischer Proteste

Gegen jeden Antisemitismus Blockade

Am vergangenen Samstag, den 29.01.2022, zog erneut die verschwörungsideologische Gruppe Querdenken mit einer Demonstration durch Bochum. Starten sollte die Demo gegen 15:45 Uhr vom Schauspielhaus. Ab 14:30 riefen antifaschistische Gruppen zu einer Kundgebung gegen die Corona-Krise und Querdenken auf dem gegenüberliegenden Tana-Schanzara-Platz auf.

Rund 500 Menschen folgten dem Aufruf der Bochumer Antifa-Gruppen. Neben dem Protest gegen Querdenken, wurde die Kundgebung dazu genutzt auch Kritik am durchkapitalisierten Gesundheitswesen und dem egoistischen Umgang mit Impfpatenten zu üben. Auch auf die menschenverachtende Situation an den EU-Außengrenzen wurde hingewiesen.
Gegen 15.45 Uhr startete Querdenken in Richtung der Bochumer Innenstadt, wo sie nach einigen hundert Metern stoppen mussten. Aufgrund von Blockaden und Gegenprotest war die geplante Route durch die Rottstraße und Alleestraße nicht mehr durchführbar. Die Demo wurde stattdessen über den Innenstadtring fortgesetzt. An mehreren Stellen wurde Querdenken sowohl von der Straße als auch von Anwohner:innen unschön in Empfang genommen. Immer wieder schlossen sich Passant:innen spontan dem Protest gegen Querdenken an. Auch kreativer Protest wurde geboten, so wollte zu Beginn der Demo der bundesweit bekannte „Haufi“ am Querdenken-Aufmarsch teilnehmen. Polizist:innen verhinderten dies jedoch mit rabiatem körperlichem Einsatz.

Haufi auf Abwegen am 29.01.2022 in Bochum

Überschattet wurden die Proteste von eskalierenden Polizist:innen der 2.BPH aus Bochum. Obwohl der Abstand zwischen Gegenprotest und Querdenken groß genug war, schlug die Polizei immer wieder in den Gegenprotest und verprügelte Menschen. Mehrere Videos belegen, dass in den jeweiligen Situationen nur verbaler Protest geäußert wurde. In der Nähe des Musikforums wurden Antifaschist*innen von der Polizei zeitweise auf einem Hinterhof festgesetzt. Eine Person erlitt bei der Maßnahme eine Verletzung am Kopf, eine weitere mehrere Schnittwunden, die rettungsdienstlich versorgt werden musste. Bereits zu Beginn des Querdenken Aufmarsch wurde ein:e Pressevertreter:in von einem leitenden Beamten der Hundertschaft eingeschüchtert. Später wurde eine weitere Hunderschaft und das Wuppertaler BFE hinzugezogen.

Da trotz der Polizeigewalt die Bereitschaft des Gegenprotest nicht abnahm, entwickelte sich die Demo zu einem Spießroutenlauf für die Querdenker:innen durch Bochum. Immer wieder wurden die verschwörungsideologischen, sozialdarwinistischen und antisemitischen Positionen von Querdenken, am Wegesrand mit Rufen, Transparenten und Schildern kommentiert.

Erneut konnten zudem Menschen gesichtet werden, die der extremen Rechten zugeordnet werden können. So nahmen Robert und Sandra Bischoff am Querdenken Aufmarsch teil. Beide gehören zum Umfeld der lokalen NPD. Auch der Nationalrevolutionär und Querfrontler Joel Herget, nahm an der Demo erneut teil. Die Personengruppe, die am 18.12.2021 beim Querdenken Aufmarsch in Bochum einen versuchten Übergriff auf den Gegenprotest tätigte, war wieder mit von der Partie. Erneut in szentypischer Kleidung.
Auch der Hagener Querdenken-Anhänger Michael Schele trat als Ordner, Redner und Protagonist einer körperlichen Auseinandersetzung am Rande des Demonstrationszuges auf.

Rund um das Schauspielhaus wurden in der Nacht vor der Demo wurden Flyer verteilt, die krudeste Reichbürgerideologien wiedergaben. Die Flyer können einem Mann in Militärkleidung zugeordnet werden, der auf seinem Ärmel ein SHAEF-Logo als Patch trug, welches ebenfalls auf den Flyern abgebildet war. Hinzu kamen mindestens zwei Personen, die gelbe Armbinden mit der Aufschrift „ungeimpft“ in Anlehnung an die Verfolgung von Jüdinnen und Juden in der NS Zeit getragen haben.

Im großen und ganzen kann der Protest gegen Querdenken am vergangenen Samstag als positiv bewertet werden. Die Route wurde verkürzt, es war durchgängig Protest an der restlichen Strecke und an der ein oder anderen Stelle konnten demoralisierende Nadelstiche gesetzt werden.

Die Polizei Bochum muss sich nicht nur für das eskalierende Verhalten ihrer Beamt:innen rechtfertigen, sondern auch für ihre skandalträchtige, an die Querdenker:innen gerichtete Lautsprecherdurchsage, in der eben jenen “viel Erfolg” gewünscht wurde.

Die Menschen die festgenommen wurden oder in den nächsten Tagen und Wochen Post von der Polizei bekommen, sollten sich bei uns, den anderen Antifa Gruppen aus Bochum oder der Roten Hilfe melden.

Antifaschistische Linke Bochum,
Februar 2022

 

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