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AfD Kreisparteitag in Dahlhausen abgesagt

Pressemitteilung vom 26.06.2020: AfD Kreisparteitag in Dahlhausen abgesagt

Absage des AfD Kreisparteitag in Bochum am 26.06.2020

Heute sollte sich ab 17:30 Uhr der Kreisverband der Alternativen für Deutschland (kurz: AfD) in den Räumlichkeiten des Gasthof Henrichsbauer in Bochum Dahlhausen einfinden. Dort sollte der Kreisparteitag vor der Kommunalwahlen im September stattfinden.

Bochumer Antifaschist*innen kündigten in der Nacht zuvor Proteste an und riefen die Betreiber*innen der Lokalität dazu auf, ihr Vorhaben, die AfD zu beherbergen, nochmals zu überdenken. “Wir begrüßen das Vorgehen des Gasthof Henrichsbauer der AfD die Räumlichkeiten abgesagt zu haben,” so Clara Fischer von der Antifaschistischen Linken Bochum. “Leider distanzieren sich die Betreiber*innen in ihrer Absage nicht von der AfD, vielmehr wird der Gegenprotest als Gefahr dargestellt,” so Fischer weiter. Das Problem ist nämlich nicht gegen die AfD zu protestieren, sondern vielmehr rassistischen Hetzer*innen Räume zu überlassen. In einer gesellschaftlichen Stimmungslage, wo extrem rechte Einstellungen salonfähig werden und in Morden wie zuletzt in Hanau münden, gilt es als unverantwortlich Räume einer Partei wie der AfD zur Verfügung zu stellen.

Trotz der Absage wollen wir die Lokalität in Dahlhausen, als auch die Räumlichkeiten der AfD in der Bochumer Innenstadt, heute im Auge behalten, um gegebenfalls spontanen Proteste zu ermöglichen.

Antifaschistsische Linke Bochum

Info gegen Verschwörungsmythen – Das System ist gemein, aber nicht geheim

Seit vier Wochen trifft sich nun jeden Samstag eine Gruppe aus Verschwörungstheoretiker*innen, Impfgegner*innen, Corona-Leugner*innen und anderen Realitätsfernen in der Bochumer Innenstadt. Nach dreimaligen Gastspiel am Husemannplatz wurde die Kundgebung am vergangenen Samstag (30.05.2020) aufgrund von Bauarbeiten auf den Rathausvorplatz verlegt. Ein deutlich schlechterer Platz um verschwörungstheoretische Mythen zu verbreiten, denn die sowieso schon kaum interessierten Passant*innen kommen dort noch seltener vorbei.

Es hat sich bereits ein kontinuierlicher antifaschistischer Gegenprotest gebildetet, der die Veranstaltungen kritisch begleitet und sowohl mit Redebeiträgen am offenen Mikro als auch mit Transparenten oder Rufen den angeblichen Wahrheiten dieses Verschwörungsspektrums widerspricht.
Für die Veranstaltung am vergangenen Samstag wurden zudem Flyer gedruckt, die über Verschwörungsmythen und deren Gefahren informieren sollen. Um den gesundheitlichen Schutz der Leser*innen zu gewährleisten, wurden diese nicht verteilt, sondern zum selbst abreißen an Laternen oder Geländer gebunden.

Der Flyer hatte folgenden Inhalt:

 

Info gegen Verschwörungsmythen


Seit einiger Zeit sammeln sich jeden Samstag auch in Bochums Innenstadt vermeintliche “Verteidiger*innen der Freiheit“. Durchaus lässt sich die Verhältnismäßigkeit einiger Maßnahmen zum Eindämmen der Coronapandemie kritisch hinterfragen, seien es Kontaktverbote und Ausgangssperren, eine zunehmend autoritär auftretende Polizei oder unklar formulierte Auflagen – die Coronakrise offenbart allen Bürger*innen wie repressiv dieser Staat sein kann.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass einige andere Maßnahmen nicht dringend erforderlich sind, um eine weitere Verbreitung des Virus zu stoppen und Menschenleben zu retten. Solidarisches Handeln ist in den Fokus gerückt, es wurden Gabenzäune initiiert, Einkaufshilfen werden angeboten und der Mundschutz wird auch im öffentlichen Raum getragen um andere Menschen zu schützen. Schutz, den die Teilnehmer*innen nicht bereit sind zu gewährleisten.


Das Konzept der gesamten Veranstaltung ist sowohl für Veranstalter*innen, als auch für
Teilnehmende gefährlich und aus folgenden Gründen zu verurteilen:


– Das Missachten von Abstands- und Hygieneregeln
– Verzicht auf Mund- und Nasenschutz
– Ein offenes Mikro an dem alle Menschen ihre Redebeiträge halten können
– Die Teilnehmer*innen bewegen sich ohne Mundschutz im Gegenprotest umher und suchen die Diskussion


Dieses Verhalten hebt die Ignoranz für die gegenwärtige Situation noch einmal hervor. Es unterstreicht auch welche gesundheitlichen Risiken für Passant*innen von der Veranstaltung ausgehen.
Doch nicht nur das Auftreten dieser Kundgebung ist bedenklich, auch ihre Inhalte sind widersprüchlich, teils schlichtweg falsch oder zu kurz gedacht und verkennen wahre gesellschaftliche Probleme. Geprägt sind diese Inhalte von verschwörungstheoretischen Ansätzen und persönlichen Ängsten der Redner*innen.
Hier wird ohne jegliche Quellenangaben über das Implantieren von Chips beim Impfen, die Stärkung des Immunsystems durch Viren und von Sport und gesunder Ernährung als ausreichendem Coronaschutz gesprochen. Ebenso Anklang finden den Holocaust relativierende Aussagen und antisemitische Konstrukte einer “geheimen politischen Elite”.
Bei einem Blick auf die Teilnehmenden verblüfft diese Nähe zur extremen Rechten keineswegs. Unteranderem traten ein Mitglied der “Herner Bürgerwehr” und “Reichsbürger” Bernd Schreiber als Redner auf. Auch im Publikum ist die Nähe zur extremen Rechten gegeben, so besuchten örtliche NPD’ler*innen die Kundgebung.
Als besonders gefährlich sehen wir ein stetiges Applaudieren und unkritisches Übernehmen des Gesagten. Durch die fehlende Abgrenzung und Ausgrenzung von extrem rechtem Gedankengut und anderer menschenverachtender Aussagen, verschwimmt hier die Trennlinie zwischen „freiheitsliebenden Bürgerinnen“ und organisierten Rechten stark. Ein Differenzieren und kritisches Hinterfragen der Redebeiträge ist nicht zu erwarten und somit die gesamte Veranstaltung als Sammelbecken sich bedroht fühlender Menschen, mit teils gefährlichen Ansichten, zu sehen.
Kritisches Hinterfragen staatlicher Restriktionen und gesellschaftlicher Ordnung ist wünschenswert, jedoch nicht in dieser Form. Denkt nach, aber macht es euch nicht zu einfach. Das System ist gemein, aber nicht geheim.

 

Des Weiteren tauchten am Veranstaltungsort weitere Flyer auf, die darauf aufmerksam machen, dass bei den verschwörungstheoretischen Kundgebungen ebenfalls Reichsbürger*innen und Neonazis anwesend waren.
An dieser Stelle möchten wir den gefundenen Flyer dokumentieren:

Dem können wir uns nur anschließen:

Nie wieder Faschismus!

 

Antifa 4630

Neonazis und Anhänger*innen von Verschwörungsmythen spazieren durch Bochum

Am gestrigen Montag, den 11.05., versammelten sich ab 19:00Uhr ca. 30 Personen aus dem Spektrum der Impfgegner*innen und Anhänger*innen von Verschwörungsmythen vor dem Bochumer Rathaus. In einer lokalen Telegramm Gruppe verabredeten sich diese, um gegen eine vermeintliche “Coronapanikmache” auf die Straße zu gehen.

Unter die Teilnehmenden mischten sich von Anfang an auch die örtlichen Neonazis des Kreisverbands der NPD. Marco vom Brocke, Shauna-Charis Seidel und Claus Cremer nahmen an dem Spaziergang teil. Offensichtlich wurde bereits die Telegramm-Gruppe von der NPD unterwandert, sodass die Info des eigentlich geheimen Spaziergangs bei den Nazis bekannt war. Nach rund 100 Metern wurde den Spaziergänger*innen mitgeteilt, dass sich bekannte NPD-Nazis unter ihnen befänden. Während einige erstaunt reagierten, reagierten andere Teilnehmer*innen wenig beeindruckt. Entscheidend ist jedoch, dass die gesamte Gruppe trotz dieser Information ihren Marsch mit den NPD Kadern durch die Bochumer Innenstadt fortsetzte. In einer regen Diskussion zwischen Kritiker*innen und Teilnehmenden im Nachgang des verschwörungstheorischen “Spaziergangs” wurde behauptet, nichts von der politischen Ausrichtung von Cremer und Co. gewusst zu haben.

Unter den Anwesenden waren zudem viele Personen, die bereits am Samstag der Kundgebung “für den Erhalt der Grundrechte” besuchten, welche auch dem verschwörungstheoretischen Spektrum zuzuordnen war. Bereits am Samstag nahm mit Bernhard Schreiber ein bekannter Reichsbürger aus Gelsenkirchen an der Kundgebung teil. Auch Narrative, die der Neuen Rechten entstammen wurden auf der Kundgebung reproduziert.

Der Spaziergang am heutigen Tag war nicht angemeldet und wurde weder von der Polizei noch vom Ordnungsamt begleitet. So war es den Teilnehmenden möglich einmal durch die komplette Bochumer Innenstadt zu laufen. Das von Nazis und Anhänger*innen von Verschwörungsmythen eine reale Gefahr ausgeht ist spätestens seit dem Anschlag in Halle und dem Mord an Arkan Hussein Khalaf in Celle bekannt. So kam es auch heute aus diesem Spektrum zu Gewalt. Gegen Ende der Kundgebung versuchten zwei Teilnehmende, die offenbar Sympathien für die NPD haben und kurz zuvor Werbeflyer von Claus Cremer entgegennahmen, kritische Beobachter*innen anzugehen.

Wir gehen weiterhin davon aus, dass in den nächsten Tagen und Wochen Veranstaltungen und Spaziergänge aus diesem Spektrum geplant sind. Die Inhalte die auf solchen Veranstaltungen reproduziert werden, dürfen nicht widerspruchsfrei bleiben. D.h. auch dass antifaschistischer Protest und Beobachtung von Nöten ist. Wenn verschiedene Bochumer Initiativen und Parteien zum Wahlkampf proklamieren, dass sie sich der AfD und der NPD entgegenstellen wollen, dann müssen sie sich konsequenterweise nun auch gegen Verschwörungsmythen auf die Straße begeben. Wir rufen alle antifaschistischen Kräfte in Bochum dazu auf, Proteste zu organisieren und Verschwörungsmythen nicht widerspruchsfrei zu lassen.

Antifaschistische Linke Bochum,
Mai 2020

75. Tag der Befreiung – Befreiung heißt Leben!

1. In Gedenken an die Kämpfenden der Roten Ruhrarmee – Kein Platz für nationalsozialistische Gedenkorte!

1920 haben die Arbeitenden im Ruhrgebiet gegen den faschistischen Kapp-Lüttwitz-Putsch in Berlin mobil gemacht. Mit einem Generalstreik legten sie die Arbeit nieder und ergriffen die Waffen,  um sich gegen faschistische Reichsmilizen zu verteigen. Es entstand die Rote Ruhrarmee. Ihr Ziel war es, die junge Republik und sich selbst vor den putschenden Faschist*innen zu schützen und danach weiter gehende revolutionäre Ziele zu erkämpfen.

Seit 1934 steht in Essen-Horst ein Denkmal, welches eben diesen mordenden Reichswehrsoldaten und faschistischen Söldnern der rechten Freikorps gewidmet ist, die mit aller Brutalität gegen die streikenden und kämpfenden Arbeitenden vorgingen und nach deren Niederschlagung Erschießungen und grausame Racheakte verübten. Die Einweihung fand am 4. November 1934 mit einem nationalsozialistischen Massenaufmarsch unter Hakenkreuzflaggen statt.
Die Kämpfenden der Roten Ruhrarmee sollten auf diese Weise verschmäht und die Geschichte umgedeutet werden. Die blutigen Massaker an den Arbeitenden und den Kämpfenden der Roten Ruhrarmee durch die rechten Freikorps fanden selbstredend keine Erwähnung.

Das Denkmal steht noch immer da. 1985 wurde es umgewidmet: Statt Ruhrkämpferehrenmal wurde es nun zu einem Mahnmal. Diverse Versuche, das Denkmal zu demokratisieren und über Lehrtafeln über seinen Ursprung aufzuklären, scheiterten daran, dass die Tafeln regelmäßig zerstört wurden. NPD-nahe Gruppen haben das Denkmal in der Vergangenheit immer wieder als Aktions- und Pilgerort genutzt. So trafen sich beispielsweise 2011 und 2012 “Die russlanddeutschen Konservativen”, eine Gruppierung, die vergangenes Jahr bei ihrem Lesertreffen Nicolai Nehrling (“Volkslehrer”) geladen hatte, an dem faschistischen Denkmal. 2016 hielt die NPD am Volkstrauertag samt Blumengesteck eine Versammlung statt. Immer wieder wird das Denkmal mit Hakenkreuzen oder SS-Runen beschmiert. Bis heute hat die Stadt Essen es nicht für nötig erachtet, sich diesem Teil der Stadtgeschichte ausführlich zu widmen und einen Umgang mit dem Denkmal zu finden.

Zum 100-jährigen Jubiläum der Kämpfe der Roten Ruhrarmee wollen wir die Diskussion darum wieder anstoßen. Wir finden es unerträglich, dass das Denkmal mit seinem menschenverachtenden, revisionistischen Ursprung in seiner ursprünglichen Form vorhanden ist. Wir fordern: Reißt das Ding ab – oder klärt darüber angemessen auf! Solange dies nicht der Fall ist, wird das Denkmal durch farblich markierte Säulen an seine blutige Geschichte erinnern.

2. Außenlager des KZ Buchenwald in Bochum

Der 8. Mai und somit der Tag in Gedenken an die Befreiung vom Faschismus in Europa jährt sich dieses Jahr zum 75. Mal. Dieses Datum nahmen wir zum Anlass, um auch in Bochum an die Geschichte eines beliebten Ortes, des Westparks, zu erinnern.

Im Nationalsozialismus war in Bochum eines der zahlreichen Außenlager des KZ Buchenwald. Beim Bochumer Verein, der damals auch das Gelände des heutigen Westparks umfasste, und bei der Eisen- und Hüttenwerke AG (heute Stahlwerke Bochum AG) wurden Zwangsarbeiter*innen, Kriegsgefangene und nicht zuletzt Häftlinge des KZ Buchenwald eingesetzt, die gezwungen waren, sich hier zu Tode zu arbeiten. Die Menschen kamen dabei durch Überarbeitung, Hunger, Misshandlung oder gezielte Hinrichtungen um. Der gebürtige Marler Rolf Abrahamsson, damals 20 Jahre alt, wurde in verschiedene KZ deportiert und gelangte auch in das Bochumer Außenlager des KZ Buchenwald. Für ihn war es “eines der schlimmsten KZ”.

Wohl am 18. März 1945 wurden die beiden Bochumer Außenlager geräumt, weil der “Feind” näher rückte. Die knapp 2000 Inhaftierten wurden in überfüllten Zügen ins KZ Buchenwald deportiert, wo die meisten von ihnen durch sogenannte Todesmärschen umgebracht wurden.

Die Industriewirtschaft in Bochum, insbesondere die Rüstungs- und Stahlindustrie, profitierte immens von der unmenschlichen Ausbeutung, Verschleppung und Inhaftierung von Menschen. Somit steht der heutige Westpark auch als Ort für die unheilvolle Allianz zwischen Kapital und Faschismus. Diese Allianz war es auch, die für die Niederschlagung der Arbeiter*innenaufstände, der Generalstreiks und nicht zuletzt der Roten Ruhrarmee in den 1920er Jahren verantwortlich war. Der mutige Kampf der Arbeitenden im Ruhrgebiet konnte die spätere Machtergreifung und Schreckensherrschaft der Nazis leider nicht verhindern. Erst am 8. Mai 1945 gelang es den Alliierten mit vereinten Kräften den Grauen des Nationalsozialimus in Europa ein Ende zu setzen.

Deshalb gilt es gerade heutzutage wachsam zu sein und aktiv gegen die aufkommenden rassistischen und faschistische Tendenzen vorzugehen.

100 Jahre Rote Ruhrarmee, 75 Jahre Tag der Befreiung – Nie wieder Faschismus!

Antifa 4630

Revolutionäre Vorabenddemo 2020: Online Edition

Revolutionäre Vorabenddemo 2020: Online Edition

Heute, am Vorabend des 1.Mai wäre die Revolutionäre Vorabenddemo wie in den Vorjahren durch Bochums Straßen gezogen, um antifaschistische, antikapitalistische, feministische und ökologische Forderungen einen Ausdruck zu verleihen. Aufgrund der Covid19 Pandemie haben die Veranstalter*innen in diesem Jahr auf eine Durchführung der Demo verzichtet. Nichtsdestotrotz bleibt es wichtig, politische Forderungen zu streuen und andere Wege und Mittel zu nutzen, im Bewusstsein, dass diese sicherlich keine Aktionen oder Demonstrationen ersetzen können. Aus diesem Grund haben Bochumer Antifa Gruppen und Initiativen einen Podcast zum diesjährigen Vorabend des 1.Mai angefertigt. Im nächsten Jahr soll es dann wie gehabt auf der Straße weitergehen.

Antifa 4630

 

Ab 19:00Uhr wird der Podcast auf radio.nrdpl.or/live gestreamt.

Danach wird er euch unter radio.nrdpl.org zur Verfügung stehen.

 

Absage der diesjährigen Vorabenddemo in Bochum

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Rahmen der globalen Pandemie SARS-CoV-2 sehen wir uns gezwungen, die geplante Vorabenddemo am 30. April abzusagen.
Wir haben größten Respekt vor all jenen, die aktuell und auch weiterhin Aktionen planen und Demonstrationen unter den notwendigen Sicherheitsauflagen durchführen. Die Bochumer Vorabenddemo war bisher immer eine Veranstaltung verschiedenster Gruppierungen und breiter Bündnisse. Auch dieses Jahr sollten unter dem Motto “Kämpfe verbinden” unterschiedlichste Akteur*innen zusammenkommen. Wir haben uns nun dazu entschieden, die Demonstration abzusagen, da wir die Sicherheit der Teilnehmenden nicht vollständig gewährleisten können.
Aktuell steigen die weltweiten Zahlen der Infizierten mit Covid-19. Laut WHO sind inzwischen über 1,5 Mio. Menschen mit dem Virus infiziert, über 90.000 sind bereits an der Erkrankung verstorben. Um die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum zu senken, wird es daher auch in den kommenden Wochen – vielleicht sogar Monaten – weiterhin wichtig sein, Abstand zu halten. Für uns heißt das, Verantwortung zu übernehmen und andere Wege zu suchen, unseren Themen Gehör zu verschaffen.
Denn: Unsere Forderungen bleiben weiterhin aktuell! Die kapitalistische Wirtschafts- und Verwertungslogik verhindert ein gutes Leben für uns alle. Gerade in Zeiten der Krise sehen wir, dass dieses System, das auf Konkurrenz statt Solidarität setzt, soziale Ungleichheiten noch weiter verstärkt und keine angemessenen Lösungen auf die vielfältigen aktuellen Probleme bietet. Wir beobachten auch, dass rechte Parteien und Akteur*innen keine Antworten auf globale Krisen haben. Immer mehr zeigt sich, dass sich hinter populistischen Parolen nichts weiter verbirgt, als der Wunsch, die eigene Macht zu steigern. Darüber hinaus beobachten wir aktuell eine massive Einschränkung der Grundrechte und behalten uns vor, diesen entschlossen entgegenzutreten!
Wir setzen uns weiterhin ein gegen jegliche Herrschaftsverhältnisse, Nationalismus und Kaptalismus. Wir stehen solidarisch mit globalen sozialen Kämpfen für eine gerechtere Welt. Daher wird die diesjährige Vorabenddemo nicht ersatzlos ausfallen. Wir arbeiten an einem Konzept, um unsere Standpunkte und die unserer Bündnispartner*innen trotzdem zu verbreiten und werden euch über die weitere Planung auf dem Laufenden halten.

Antifaschistische Aktion Bochum
Antifaschistische Linke Bochum
Antifaschistische Gruppe V

Ob Lesbos oder Bochum, Corona betrifft uns alle #Leavenoonebehind

An dieser Stelle dokumentieren wir die Protestaktion Bochumer Aktivist*innen, welche auf indymedia veröffentlicht wurde:

„Aktivist*innen aus Bochum befestigten heute (11.04.2020) an einem Baukran eine mit einer Rettungsweste bekleidete lebensgroße Puppe an einem Galgenstrick sowie ein Transparent. Die Aktion soll auf die fehlgeleitete Geflüchtetenpolitik Europas und die katastrophalen Zustände in den Lagern aufmerksam machen.

In der Nacht auf den 11. April 2020 haben Aktivist*innen an einem Kran in Bochum auf der Kronenstraße ein Transparent mit der Botschaft „Ob Lesbos oder Bochum, Corona betrifft uns alle #LeaveNoOnebehind“ befestigt. Gleichzeitig wurde eine lebensgroße Puppe in einer Rettungsweste an einem Galgenstrick am Kran aufgehängt.
Mit der Aktion soll auf die verheerenden Verhältnisse in den türkisch-griechischen Grenzgebieten und den hiesigen Geflüchtetenunterkünften aufmerksam gemacht werden. Die Rettungsweste steht dabei symbolisch für alle Geflüchteten, die unter der menschenverarchtenden Abschottungspolitik der Festung Europa leiden müssen.

Corona trifft uns alle – aber es trifft uns nicht alle gleich!

Derzeitig befinden sich über 20.000 Personen ohne Zugang zu fließendem Wasser oder medizinischer Versorgung im Lager „Moria“ auf der griechischen Insel Lesbos. Das Geflüchtetenlager ist inzwischen – genau wie Sammellager und Geflüchtetenunterkünfte in Deutschland – unter Quarantäne gestellt. Doch wie sollen sich Menschen schützen, die gezwungen sind, auf engstem Raum und unter menschenunwürdigen Bedingungen im Lager auszuharren?

In den Lagern und Unterkünften droht eine humanitäre Katastrophe, die nur durch eine sofortige Evakuierung verhindert werden kann! Statt aber den Menschen zu helfen, feiert sich die Bundesregierung dafür, 50 Minderjährige aus den Lagern aufnehmen zu wollen und auf die Bundesländer zu verteilen. Das macht im Schnitt gerade einmal drei (!) Kinder pro Bundesland!
Eine solche Symbolpolitik ist mehr als beschämend und lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein!

Genug Platz für alle

In Deutschland stehen aufgrund der Schließung von Hotels und Jugendherbergen über 40.000 Betten leer. Es wäre ein Leichtes, nicht nur einen Teil der Geflüchteten aus den europäischen Grenzgebieten aufzunehmen, sondern auch Betten für Menschen aus den hiesigen Unterkünften sowie für Obdachlose bereit zu stellen.
Einige Kommunen gehen hierbei bereits als gutes Beispiel voran. Oberbügermeister Eiskirch versichert: Bochum hat Platz. Wir wollen, dass es nicht bloß bei dieser hohlen Phrase bleibt. Denn es stimmt: Bochum ist eine solidarische Stadt und Bochum hat Platz! Wir schließen uns den Forderungen der Seebrücke an und fordern die Stadt auf, sich verstärkt für die Aufnahme von Geflüchteten und die Unterbringung von besonders gefährdeten Personengruppen einzusetzen.

Kein Mensch darf zurückgelassen werden – leave no one behind!“

Den Artikel auf indymedia findet ihr hier.

Kämpfe verbinden – Revolutionäre Vorabenddemo 2020!

Zum fünften Mal in Folge findet im Jahr 2020 am Vorabend des 1. Mai die Revolutionäre Vorabenddemo in Bochum statt. Mit einem starken und lauten Demozug wollen wir diesen Termin wieder dazu nutzen, antifaschistische und emanzipatorische Positionen auf die Straße zu tragen!

Kämpfe verbinden – Revolutionäre Vorabenddemo 2020

Gekommen, um zu bleiben? Vom gesellschaftlichen Rechtsruck und der Mär der guten “Mitte”

Seit Jahren beobachten wir einen auffälligen Rechtsruck in der Gesellschaft. Diese analytische Bemerkung erfordert kein linksradikales Gesellschaftsverständnis. Nicht erst seit dem NSU und dem Mord an dem CDU-Politiker Walter Lübcke gehört die Existenz extrem rechter Terrornetzwerke zum allgemeinen gesellschaftlichen Bewusstsein.

Doch der Rechtsruck ist kein Randphänomen. Er vollzieht sich vor allem in der vielzitierten „Mitte“ der Gesellschaft. Die Demaskierung von rechten und autoritären Parteien wie der AfD ist nur bedingt wirksam. Zwar ist es gelungen, sie als eine Partei zu entlarven, die menschenverachtendes Denken verbreitet und extrem rechte Akteur*innen in den eigenen Reihen akzeptiert und fördert. Mancherorts erhält sie dennoch rund ein Viertel der Wähler*innenstimmen. Ihre Verbindungen in die extreme Rechte, das Aufzeigen von rassistischen Denkmustern oder (selbst) das Aufdecken von illegalen Parteispenden scheint einen Teil der Bevölkerung absolut nicht zu interessieren – im Gegenteil. Aussagen wie die des Bochumer Streifenpolizisten Torsten „Toto“ Heim, der sich in der Öffentlichkeit über Synagogen, Minarette und „linke Zecken“ beschwert, krönen bloß die gehäuften extrem rechten Vorfälle beim Militär und der Polizei. Sie zeigen viel eher, dass die gesellschaftliche “Mitte” weder „vernünftig“ noch frei von Rassismus, Sexismus, Antisemitismus oder Sympathien zum Nationalsozialismus ist.

Die Wurzel des Problems: Kein Antifaschismus ohne Antikapitalismus!

„Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“, sagte einst der Philosoph Max Horkheimer. Globale Ausbeutungsverhältnisse lassen sich zurückführen auf kapitalistische Produktionsweisen und Verwertungslogiken. Wo Profit vor menschliche Bedürfnisse gestellt und die menschliche Würde über Leistung definiert werden, sind andere Formen der Unterdrückung nicht fern. Die Verteidigung nationaler Wirtschaftsstandorte, die Abwertung von – zu Großteilen immer noch weiblicher – Reproduktionsarbeit oder die schier grenzenlose Konsumfreiheit des globalen Nordens auf Kosten von Umwelt und globalem Süden tragen zur gesellschaftlichen Entfremdung bei.
Solange wir in einer Weise wirtschaften, die auf eine grenzenlose Ausweitung der Produktion ausgelegt ist, werden Themen wie Klima- und Geschlechtergerechtigkeit stets hinten an stehen. Unsere Wirtschaftsweise und deutsche Waffenexporte schüren gewaltsame Konflikte und Kriege. Auch hierzu tragen wir in einer globalisierten Welt Verantwortung. Diese Verantwortung wird aber durch einen Großteil der Gesellschaft weder gesehen noch angenommen. Und so schlägt Menschen, die vor Kriegen, der Ausbeutung und Umweltzerstörung aus ihrem Zuhause fliehen müssen und eine sichere Zuflucht in Deutschland suchen, rassistischer Hass entgegen. Immer wieder kommt es zu Gewalttaten und Brandanschlägen auf Geflüchtete und Unterkünfte.
Der Wohlstand, der auf Kosten anderer erwirtschaftet wurde, muss gerecht verteilt werden und denen, die unter dem Kapitalismus und seinen krisenhaften Folgen leiden müssen, Schutz und die Chance auf ein sicheres und erfülltes Leben ohne Krieg gewährt werden. Die kapitalistischen Verhältnisse, die diese Bedingungen systematisch produzieren, gilt es abzuschaffen.

Gekommen, um zu bleiben! Emanzipatorische Kämpfe verbinden!

Für uns ist klar: Wir wollen bei der Kritik des gesellschaftlichen Rechtsrucks nicht stehen bleiben. Denn mit einem rechten Weltbild sind nicht nur Forderungen nach geschlossenen Ländergrenzen und Nationalismus verbunden, sondern auch Abwehrkämpfe gegen Klimagerechtigkeit, gegen Freiräume und ein Rückfall in längst überkommene Rollenerwartungen der Geschlechter und die Ablehnung einer jeden Abweichung von einem heteronormativen Weltbild.

Getreu unserem diesjährigen Motto „Kämpfe verbinden“ wollen wir gemeinsam mit euch auf die Straße gehen. Wir sind davon überzeugt, dass wir unsere Kämpfe verbinden und unsere Kräfte bündeln müssen, um für ein gerechtes und solidarisches Zusammenleben aller Menschen einzustehen. Zeitgleich sind wir uns sicher: Unsere Kämpfe verbinden uns miteinander, sodass wir voneinander lernen und Synergieeffekte entfalten können. Ganz gleich, welchen Schwerpunkt unsere Kämpfe haben: Wir alle verfolgen das Ziel von einer freien und offenen Gesellschaft.

Kommt zur Revolutionären Vorabenddemo 2020!

30.04.2020
19:00 Uhr
Bochum HBF

Antifaschistische Aktion Bochum
Antifaschistische Linke Bochum
Antifaschistische Gruppe V
Fantifa – Feminist Struggle Bochum
Soldaritätsbündnis Rojava Bochum
Offenes Antifa Café Bochum
Antifaschistische Aktion Witten

750 Menschen auf Demo gegen Rassismus und rechten Terror

Gegen Rassismus und rechten Terror

Heute fand in Bochum eine Spontandemonstration aufgrund des  rassistischen Anschlags vom 19.02.2020 in Hanau statt. Gegen 18:00Uhr zog der Demonstrationszug mit ca. 200 Personen am Bochumer Hauptbahnhof los. Im Laufe der Demo sollte die Personenanzahl noch auf ca. 750 Menschen ansteigen. Sie führte über den Südring, das Bochumer BermudaDreieck und der Viktoriastraße zum Rathaus. Währenddessen wurden Redebeiträge verlesen und Flugblätter an die Passant*innen verteilt. Nach einer Schweigeminute wurde die Versammlung am Bochumer Rathaus aufgelöst.

Das verteilte Flugblatt:

Liebe Passant*innen,
wir demonstrieren heute, um auf den rechtsterroristischen Anschlag in der Stadt Hanau aufmerksam zu machen. Dort hat gestern Abend ein deutscher Mann mindestens zehn Menschen ermordet. Mit einer Schusswaffe erschoss der Sportschütze in zwei Shisha-Bars und einem Kiosk Menschen mit sogenannten „Migrationshintergrund“. Der Täter verbreitete seit Jahren sein rassistisches Gedankengut im Internet, auf seiner Homepage und auf YouTube. Er sprach sich für die Auslöschung ganzer Bevölkerungsgruppen aus und lehnte Migrant*innen „äußerlich instinktiv“ ab.

Wir sind wütend und schockiert!
Letztes Jahr im Juni wurde der CDU-Politiker Walter Lübcke von einem extrem rechten Täter erschossen. Im Oktober versuchte ein junger Mann in Halle in eine Synagoge einzudringen, in der die jüdische Gemeinde ihr wichtigstes Fest Jom Kippur feierte. Als er das nicht schaffte, ermordete er zwei andere Menschen. Erst vor ein paar Tagen wurden bei einer Razzia zwölf Männer festgenommen, weil ihnen vorgeworfen wird, ein rechtsterroristisches Netzwerk gebildet zu haben, das Anschläge auf Geflüchtete, Moscheen und Andersdenkende verüben wollte. Anschläge wie in El Paso (USA) und Christchurch (Neuseeland) zeigen, dass rechter Terror nicht nur in Deutschland, sondern weltweit eine Gefahr für gesellschaftliche Minderheiten und Andersdenkende darstellt.

Rechter Terror ist real!
Wir haben es satt, dass rechte Gewalt verharmlost und ignoriert wird! Rechter Terror ist das Ergebnis von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und einer gesellschaftlichen Stimmung, die genau diese hervorbringt. Doch d¬er Staat ist auf dem rechten Auge blind!
Wir sprechen den Angehörigen der Todesopfer
unsere Solidarität aus.

Werdet aktiv gegen Rassismus, Antisemitismus
und menschenfeindliche Einstellungen!

 

Westfalia Herne hat ein Naziproblem

Der Kristallisationspunkt: rechte Aufmärsche in Herne

Durch die wöchentlichen rechten Aufmärsche ab August 2018 wurde deutlich, dass sich Neonazis, Rocker und rechte Hooligans vernetzen und organisieren. Bestärkt durch Aufmärsche anderer rechter „Bürgerwehren“ in Essen-Steele und Düsseldorf, sahen 2018 auch die Herner Rechten ihren Zeitpunkt gekommen, um öffentlich in Erscheinung zu treten. Bereits bei der ersten größeren Zusammenkunft des braunen Mobs wurde deutlich, dass sich hier die gesamte extreme Rechte versammelte: Organisierte Neonazis der Partei „Die Rechte“ aus Dortmund, Personen aus dem Umfeld des Rockerclubs Bandidos, Mitglieder der Identitären Bewegung und gewaltbereite Personen aus dem Hooligan- und Fußballspektrum ließen keine Zweifel aufkommen, um wen es sich bei den Organisator*innen dahinter handelte. Die Zahl der teilnehmenden Rechten schrumpfte mit den fortlaufenden Aufmärschen immer weiter zusammen. Lediglich wenn Unterstützung aus Essen (Steeler Jungs) oder Düsseldorf (Bruderschaft Deutschland) anwesend war, kamen mehr als 40 Rechte zusammen. Nach einer kurzen Pause versuchte sich ab dem 23. Januar 2020 die extrem rechte Gruppierung „Die Sippe NRW“, die bundesweit Ableger unterhält, an der Organisation der rechten Aufmärsche. Zuvor liefen bereits Mitglieder der Gruppierung bei den wöchentlichen Herne Aufmärschen mit.
Eine ausführliche Recherche zu Personen und Strukturen hinter den rechten Aufmärschen in Herne findet sich hier: https://antifabochum.noblogs.org/2019/11/ein-gewalttaetiger-brauner-mob-zieht-durch-herne/

Das Naziproblem: Rechte Hooligans und Ultras dominieren die Fanszene von Westfalia Herne

Vorab möchten wir betonen, dass es im Folgenden nicht darum geht, in die Kerbe des üblichen „Ultras-“ oder „Hooligans-Bashing“ zu schlagen. Vielmehr geht es um die Problematik einer Ansammlung gewalttätiger Personen mit menschenverachtender Einstellung im Umfeld des SC Westfalia Herne, die eine konkrete Gefahr für Andersdenkende oder Menschen mit Migrationshintergrund darstellen. Daher liegt die Betonung stets auf „rechter“ Hooligan- bzw. Ultragruppe. So bezeichnet der Anführer der Ultras Herne seine Gruppe selbst als rechts. Wir wünschen dem Verein Westfalia Herne eine aktive, lebendige und bunte Fanszene.
Bei genauerer Betrachtung der rechten Personen, insbesondere derer, die bereits durch Übergriffe und Gewalttaten im Rahmen der rechten Aufmärsche in Herne in Erscheinung traten, fällt auf, dass diese zu einem großen Teil der Fanszene des SC Westfalia Herne entstammen. Dabei sind insbesondere die rechten Hooligangruppen „Division Herne“ und „First Class Herne“, die zum großen Teil personenidentisch sind, aber auch die rechte Ultragruppe „Ultras Herne“ zu nennen. Mitglieder dieser Gruppierungen liefen immer wieder bei den rechten Aufmärschen in Herne mit, zählten teilweise sogar zum Orga-Kreis, versuchten Nazigegner*innen einzuschüchtern oder griffen diese an.

Die Alten: „Division Herne“ und „First Class Herne“

Die Division Herne umfasst einen harten Kern von etwa 10 Personen, mit einem Umfeld von weiteren 20 Personen. Sie vereint als Gruppe ein rechtes Weltbild und ihre Gewaltbereitschaft. Einzelpersonen pflegen Kontakt ins Rockermilieu (Bandidos), zu weiteren rechten Bürgerwehren (Bruderschaft Deutschland, Steeler Jungs) und anderen Fußballschlägergruppen (Brigade Bochum). Die Aktivitäten der „Alten“ drehen sich um den Fußballverein Westfalia Herne, um rechte Aufmärsche und Kneipenabende. Vor allem bei Westfalia-Spielen gegen attraktive Gegner mit Fananhang mobilisiert die Division ihr Umfeld und sorgt immer wieder für Ausschreitungen und Übergriffe, zuletzt beim Auswärtsspiel in Münster am 01. September 2019 oder beim Heimspiel gegen Ahlen am 17. November 2019. Derselbe Personenkreis randalierte am 16. Februar 2014 in Ahlen und stürmte den Platz.

Michael Wehnes in Ahlen am 16.02.14

Aufgrund zahlreicher Stadion- und Betretungsverbote, insbesondere nach den Ausschreitungen rund um das Ahlen-Spiel im November 2019, suchten die rechten Hooligans ihr neues Aktionsfeld am politisch rechten Rand – ein gefestigtes rechtes Weltbild hatten die meisten von ihnen bereits. Ermuntert durch rechte Bürgerwehren in Essen-Steele oder Düsseldorf gaben sie sich ab August 2018 als „besorgte Bürger“ aus und marschierten wöchentlich durch die Herner Innenstadt. Weiterhin besuchte der harte Kern der Division um Michael Wehnes, Tim Schneider und Marian Peters auch überregionale Nazidemos (Berlin oder Mönchengladbach). Ein weiterer Betätigungsort der gewaltbereiten Rechten ist die Gysenberghalle in Herne, wo sie vor allem bei Eishockey-Derbys des HEV versuchen, Gästefans anzugreifen. Der Herner Eishockeyverein hat als Reaktion darauf bereits mehrfach sehr überzeugend deutlich gemacht, dass Nazis in der Halle nicht erwünscht sind. Kurz vor Weihnachten 2019 versuchten ca. 8 Personen mit einheitlichen Divisions-Shirts ihr Glück bei dem erfolgreichen Frauen-Basketballteam Herner TC, wo diese aber ebenfalls auf Ablehnung stießen. Der Verein positionierte sich klar gegen Rechts und würde bei wiederholtem Auftreten der Rechten Hausverbote erteilen. Unter den Rechten in der Basketballhalle waren Tim Schneider, Kevin Vogt, Roland Reimann und Sven Falkenrich.

Ehepaar Wehnes

Michael Wehnes organisiert die rechten Aufmärsche in Herne zusammen mit seiner Frau Sabrina Wehnes. Beide halten sich vor und nach den Aufmärschen im rechten Szenelokal „Markttreff“ auf. Michael Wehnes trug in der Vergangenheit die Banner zum Veranstaltungsort und organisierte die Ordner*innen. Zuletzt marschierte er zusammen mit seiner Frau und weiteren Mitgliedern der Bruderschaft Deutschland vor dem WDR-Studio Köln auf. Tim Schneider, der sich zeitweise im Umfeld der rechten Sauf- und Schlägertruppe „Brigade Bochum“ aufhielt, versucht seine missglückte Hooligan-Karriere nun bei Westfalia Herne fortzusetzen. Er läuft bei den Aufmärschen häufig in erster Reihe und zählt zur Führungsriege der Rechten in Herne. Dabei zeigt er sich häufig aggressiv, gewaltbereit und pöbelt Nazigegner*innen an. Er war nachweislich an dem Angriff auf Gegendemonstrant*innen am 08.10.2019 beteiligt. Als aggressiver Rädelsführer dieses auf Video festgehaltenen Angriffs tritt Kevin Vogt auf, der ebenfalls zur Division Herne gehört. Ebenfalls zur Division Herne gehören Marian Peters, Damian Kosien, Sven Reichel, Sven Falkenrich, Maik Herzog und Roland Reimann, die allesamt über eine langjährige Karriere im extrem rechten, gewaltbereiten Milieu verfügen und an Angriffen auf Antifaschist*innen beteiligt waren.

Die Personengruppe um die Division Herne ist unstrittig die dominierende Gruppe in der Fanszene des SC Westfalia Herne. Wie „Althools“ in anderen Fanszene haben sie das letzte Wort, wenn es um Angelegenheit in der Kurve geht. Dadurch entsteht in Herne jedoch kein Konflikt, da die insgesamt deutlich jüngeren „Ultras Herne“ dieselbe politische Ausrichtung pflegen und den Schutz der „Alten“ genießen.

Die Jungen: Ultras Herne

Die Ultras Herne (UH) gründeten sich Anfang 2019. Die übergreifende Struktur nennt sich „Supporterblock Herne“, wurde jedoch von UH initiiert und ist personenidentisch. Während die Mitglieder der Division Herne altersmäßig oberhalb von 25 Jahren liegen, bilden die UH den „Nachwuchs“ der Fußballszene in Herne und sind teilweise noch Teenager.

Ultras Herne

Die Führungspersonen sind jedoch bereits jenseits der 20. Neben dem Alter trennen die „Jungen“ und die „Alten“ auch ihr Auftreten und ihr Aktionsfeld. Während die UH die klassischen Aktionsformen der Ultras bedienen (Choreografien, Spruchbänder, Fangesänge), hält sich die Division eher im Hintergrund und agiert mehr als Hooligangruppierung bei Ausschreitungen, Schlägereien und vor allem bei Saufabenden in Kneipen. Die Ultras Herne pflegen Freundschaften zur aktiven Fanszene von Paderborn und Verl. Weiterhin bestehen Kontakte zur Fanszene des Herner Eishockeyvereins, die jedoch von Seiten der Eishockey-Ultras umstritten sind.

Tim Laser – Capo der Ultras Herne

Der Capo/Vorsänger der Ultras Herne heißt Tim Laser. Der Herner, der am Eickeler Markt wohnt versuchte sein Glück zeitweise beim Eishockey, in der Ultraszene von Schalke und landete schließlich bei den „Dorfultras“ von Westfalia Herne, wo er nun immerhin der Kopf der Gruppe ist und entsprechend selbstverliebt auftritt. Zeitweise war er Mitglied der Eishockey-Ultragruppe „Collettivo Haranni“, wo er allerdings rausgeschmissen wurde, nachdem er sich vor Gericht mit einem „31er“ retten wollte und mit seinen Aussagen Mitstreiter*innen belastete – ein echter Kamerad eben. Damals zeigte er noch keine Anzeichen seiner rechten Haltung. Nachdem er es sich durch kopflose Alleingänge auf Schalke nicht mehr blicken lassen konnte, versuchte er seit 2019 in Herne eine eigene Ultragruppe aufzuziehen. Dabei bezeichnete er die von ihm ins Leben gerufene Ultras Herne in völliger Selbstüberschätzung als die „einzige Szene im Westen die rechts ist als Ultragruppe“. Ein klares Bekenntnis, was nicht nur durch Aussagen sondern auch in den Taten Lasers deutlich wird. Im Januar 2020 zeigte er sich im Video des identitären Rechtsrappers Kai Naggert aus Wesel (PrototypNDS) wahlweise vermummt mit oder ohne blau-weiße Sturmhaube, die offenbar noch aus seiner Schalker Zeit stammt. Nicht nur deshalb kann er sich Auf Schalke nicht mehr blicken lassen.

Weiterhin scheinen die Ultras Herne das neue Betätigungsfeld der Identitären im Ruhrgebiet zu werden. So findet sich auch der langjährige identitäre Neofaschist Noah von Stein aus Niedersprockhövel häufig hinter dem Banner der UH ein, um dort seinen Bedarf an Maskulinität und Gepose zu stillen. Von Stein ist ein wichtiger Kader der Identitären im Ruhrgebiet (Defend Ruhrpott), nahm an zahlreichen Aktionen der Identitären teil und suchte zusammen mit Bastian Hans, Tim Laser und einem weiteren, jungen Identitären am 20. August 2019 den rechten Aufmarsch von Neonazis, rechten Hools und Rockern in Herne auf und bepöbelte dabei Antifaschist*innen. Im Mai 2019 flog er mit weiteren Identitären nach London, um sich dort mit anderen Rechten zu vernetzen. Im Januar 2020 wurden die Sprockhövler und sein damaliger Arbeitgeber BALTZ über Noah von Stein´s menschenverachtenden Umtriebe informiert.

 

Tim Laser aus Herne mit einem Identitären

Der bereits genannte „junge Identitäre“ wohnt in Recklinghausen und ist bereits seit längerem bei der Identitären Bewegung aktiv. Nachdem er im August 2019 zusammen mit den Identitären Bastian Hans, Noah von Stein und dem UH-Capo Tim Laser den rechten Aufmarsch in Herne besuchte, war er auch am 09. November 2019 in Bochum beim Saufgelage der Identitären in Bochum dabei. Zudem entstand ein Foto von ihm und Tim Laser, auf dem er einen rassistischen Kapuzenpullover der Identitären Bewegung trägt.

 

 

 

Alexander Lehmann bei Aufmarsch der Patrioten NRW in Solingen 02.06.18

Weiterhin tauchte bei den Ultras Herne Alexander Lehmann aus Witten auf, der eine langjährige Karriere am extrem rechten Rand vorzuweisen hat. 2016 marschierte er bei der NPD-Demonstration in Bochum mit. Kurz darauf schloss er sich der Identitären Bewegung an und nahm an zahlreichen, auch bundesweiten Aktionen dieser Teil. Schließlich fand er den Weg in die AfD (-Ennepetal), zunächst als Mitglied der Jungen Alternative. Offensichtlich fehlte ihm dort die Action, weshalb er sich nun im Ultra- und Hooliganmilieu von Westfalia Herne bewegt. Auf Bildern erkennt man ihn als Trommler bei UH und auf einem Mobfoto zusammen mit Tim Laser und den Kneipenschlägern der Division Herne.

 

 

Kurz vor Weihnachten versuchten Tim Laser und der „junge Identitäre“ in einer peinlichen PR-Aktion das Image ihrer rechten Gruppe aufzupolieren, indem sie ganze 50 Euro an das Lukashospiz in Herne spendeten, was jedoch amüsanterweise von der LAG Fanprojekte NRW gekontert wurde, indem sie dem Hospiz die doppelte Summe bei Rückzahlung der 50 Euro anboten.
Tim Laser und sein jüngerer, identitärer Adlatus mit Bartflaum versuchen weiterhin den Kontakt zur Herner Eishockeyszene, insbesondere zur dortigen Ultragruppe „Gysenbergbande“ aufrecht zu erhalten. Da jedoch sowohl die Fanszene, als auch der Verein mehrfach deutlich gemacht haben, dass sie gegen Rassismus und Nazis sind, besteht der Kontakt lediglich über zwei Führungspersonen der Gysenbergbande. Weiterhin dürfen die Beiden in der Eishalle keine Westfalia-Klamotten tragen, was zunächst einen Besuch von Divisons-Schlägern nach sich zog, die versuchten die Eishockeyszene einzuschüchtern. Zuletzt zeigte der Verein in den sozialen Medien und auch mit dem Stand der Initiative „Schirme gegen Rechts“ in der Eishalle deutlich, dass Nazis beim HEV keinen Platz haben. Daran kann und muss sich Westfalia Herne ein Beispiel werden, um nicht zum Tummelort für rechte Schläger zu werden. Wir möchten an dieser Stelle auf ein  Video aufmerksam machen, welches wohl aus dem Fußballspektrum stammt und ein Fake Saison Rückblick darstellen soll : https://vimeo.com/385110955

Der Verein: SC Westfalia Herne

Generell wäre es dem Traditionsverein Westfalia Herne natürlich zu gönnen, wenn sich am Schloss Strünkede eine aktive und lebendige Fanszene etablieren würde. Anders verhält es sich natürlich bei einem Anhang, der von gewaltbereiten Schlägern mit menschenverachtender Einstellung dominiert wird. Der gerade entlassene sportliche Leiter Tim E. pflegte einen engen Kontakt zu Ultras Herne und warnte diese per Telegram nach den Stadionverboten gegen UH, beim nächsten Spiel aufzulaufen. Weiterhin kommentierte er die Aktionen der UH wohlwollend bei Facebook.

Der Westfalia-Trainer Christian K. zeigte bei Facebook ebenfalls große Sympathien für die Ultras Herne. Tim Laser durfte mit weiteren rechten Ultras immerhin zum Saisonabschluss in die Umkleidekabine der Profis, um sich dort nach Übergabe eines Präsentes mit peinlichen „Ultras“-Rufen feiern zu lassen. Nach den Ausschreitungen beim Heimspiel gegen Ahlen am 17. November 2019, an denen die Personen um Division und UH maßgeblich mitgewirkt hatten, erließ der Vereinsvorsitzende Uwe H. Stadionverbote gegen die bekannten Szenepersonen. Im Herbst 2019 war die Gruppe UH bereits vom Verein ausgeschlossen worden, was jedoch Ende Oktober bei einem einvernehmlichen Gespräch zwischen UH und Verein bereits wieder aufgehoben wurde.

Westfalia Herne löscht Hinweis auf Naziaktivitäten im Verein

Eine Rechercheplattform zur Identitären Bewegung aus Bochum hatte im Januar 2020 bereits auf die Identitären in Reihen der Ultras Herne aufmerksam gemacht: hxxps://twitter.com/IbDoku/status/1218866116178710528. Ein Verweis einer Userin zu diesen Informationen bei Facebook wurde vom Verein in der Kommentarspalte gelöscht. Wenn der Verein glaubt, das Naziproblem in der Herner Fußballfanszene mit Ignoranz und Wegsehen ebenfalls „löschen“ zu können, wird er sich täuschen, wie die Negativbeispiele Chemnitzer FC oder FC Energie Cottbus zeigen, die es mittlerweile als Tummelorte für die regionalen Naziszenen zu einer negativen Bekanntheit geschafft haben.

Es bleiben Fragen:
Wussten die Vereinsoffiziellen nicht über die rechten Einstellungen und Umtriebe der Ultras Herne Bescheid? Oder: Wurden die rechten Umtriebe geflissentlich ignoriert oder gar gebilligt? Wie eng sind die Vereinsoffiziellen mit den rechten Mitgliedern der UH verbandelt?
Allerspätestens nach den jetzigen Enthüllungen muss Westfalia Herne klar sein, dass sowohl bei der Divison Herne, als auch den Ultras Herne organisierte Rechtsextremisten das Sagen haben. Sie organisieren rechte Aufmärsche, sind in extrem rechten Gruppierungen organisiert und haben in der Vergangenheit bereits mehrfach Menschen angegriffen. Darüber kann der Verein trotz der verständlichen Freude über eine aktive Fanszene nicht hinwegsehen.

RechercheBO
10.02.2020