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Influencerin im völkischen Look – oder wie aus Mädchen, Marken der Heimatjugend werden

Amelia Lydia Steinicke am 14.11.2025 beim Offenen Abend  in Essen Quelle: Recherche Nord

So oder ähnlich ließe sich die Laufbahn der in Bochum-Linden lebenden 17-jährigen Amelia Lydia Steinicke zusammenfassen. Vor wenigen Monaten noch ein unbeschriebenes Blatt, heute bekanntes Gesicht der neonazistischen Heimatjugend/JN im Ruhrgebiet. Ihr Umfeld: einschlägig bekannte rechte Kader. Ihr Terrain: Heimatabende in Essen-Kray und Dortmund-Dorstfeld sowie Social-Media-Profile im Stil rechter Nachwuchs-Influencerinnen. Der Fall Steinicke zeigt: Die extreme Rechte hat verstanden, dass sie im Jahr 2025 nicht nur Trommeln und Transparente braucht, sondern Gesichter: weiblich, jung. Solche, die ins Netz passen.

„Weiblich, jung, rechts“ – die neue Schaufensterfront
In den letzten Jahren hat sich im Umfeld der extremen Rechten eine neue Figur etabliert: die rechte Influencerin. 
In Medienberichten wird etwa die unter dem Alias „Anio“ auftretende Lilly Baginski als Shooting-Star der „Jungen Nationalisten“, der Jugendorganisation der Partei „Die Heimat“, beschrieben. Präsent bei Anti-CSD-Aufmärschen und  in Social-Media-Clips, als scheinbar moderne Verpackung alten Hasses.
Das Muster ist immer ähnlich: Statt Glatze und Springerstiefeln treten junge Frauen in sauber kuratierten Feeds auf, inszenieren sich als Kämpferinnen für „deutsche Werte“, während sie queerfeindliche und rassistische Botschaften verbreiten. Die Zielgruppe: Teenager und junge Erwachsene, die nicht auf graue Männer in Bomberjacken anspringen, aber auf stylische Selfies mit politischer Würze.

In dieses Raster passt auch Amelia Lydia Steinicke nahezu lehrbuchhaft. Sie ist die regionale Variante dieses Typus im Ruhrgebiet: 17 Jahre alt, Social-Media-affin, anschlussfähig für eine Generation, die ihre politische Welt primär durch Feeds, Stories und Clips wahrnimmt. In den Strukturen der Heimatjugend wird sie entsprechend eingesetzt: als freundliches Gesicht einer Szene, die sich selbst gern als „Jugendbewegung“ verkauft und dafür dringend Abstand zum klassischen Neonazi-Klischee braucht. Frauen sind Schaufensterfiguren und Legitimationsvehikel für die extreme Rechte: Wenn „selbst Mädchen“ sich nicht abschrecken lassen, kann das alles ja nicht so extrem sein. In geschlossenen Runden bleibt das Rollenbild gleichzeitig traditionell: Frauen als Ergänzung, nicht als Führung; als emotionale Verstärkerinnen, nicht als strategische Köpfe. Steinicke bewegt sich genau in diesem Rahmen. Sie darf im Bild vorne stehen, aber inhaltlich nur dosiert auftreten. Sie ist politisches Aushängeschild und Rekrutierungsfaktor und damit wichtiger Bestandteil einer modernisierten Inszenierung, die die Kontinuität der Ideologie hinter neuen Filtern verbirgt.

Einstieg in die Szene

Elias Bialas und Amelia Steinicke am 29.08.2025 beim Offenen Abend in Dortmund-Dorstfeld Quelle: Recherche Nord

Ihre ersten Schritte in die Szene ging Steinicke gemeinsam mit Elias Bialas, einem bereits bekannten Aktivisten im rechten Ruhrgebiets-Milieu. Bialas übernimmt, was in extrem rechten Strukturen seit Jahren praktiziert wird: persönliche Ansprache als Anschluss an digitale Radikalisierung. Aus Nachrichten über Social Media werden konkrete Verabredungen. „Komm nicht allein, wir treffen uns vorher“, lautet das unausgesprochene Versprechen von Schutz und Zugehörigkeit.

So holt Bialas sie am Bahnhof ab, bringt sie zum offenen Abend der „Heimat“. Der Weg zum Veranstaltungsort ist mehr als ein Fußweg, er ist die Verschiebung der Grenze zwischen „Zuschauen“ und „Mitmachen“. Drinnen: ein Dutzend bekannte Gesichter, einige Ältere, viele junge Männer, dazwischen wenige junge Frauen. 

Elias Bialas und Amelia Steinicke am 12.09.2025 beim Offenen Abend  in Essen Quelle: Recherche Nord

Innerhalb weniger Monate wird aus Amelia Steinicke eine verlässliche Teilnehmerin. Sie taucht regelmäßig bei den Heimatabenden in Essen-Kray und Dortmund-Dorstfeld auf, zuerst im Hintergrund, später sichtbar platziert. Spätestens als sie bei Aufmärschen der Heimatjugend in der ersten Reihe mit Banner läuft, ist klar: Steinicke ist nicht mehr nur Mitläuferin, sie ist Teil des präsentierten Kerns. Es ist ihr bewusster Entschluss, sich öffentlich für eine Gruppe herzugeben, die den Nationalsozialismus feiert. In einer Szene, die lange Zeit Nachwuchs- und Imageprobleme zugleich hatte, ist eine 17-jährige Aktivistin Gold wert und wird entsprechend umworben, eingebunden, ausgestellt.

Forum Germanum
Eine weitere Stufe der Selbstinszenierung ist das Online-Projekt „Forum Germanum“, das Steinicke gemeinsam mit Raik Helm gründete. Schon der Name zielt auf neurechte Referenz: römisch angehauchter Pathos, latinisierter Ernst, die Suggestion von Tiefe. Der visuelle Stil lehnt sich an neurechte Verlage und Medienprojekte an: Minimalistisches Layout, gedeckte Farben, Anleihen an pseudointellektuelle Publikationen, wie sie im Umfeld der extremen Rechten gern als „Meta-Ebene“ genutzt werden.
Inhaltlich ist das Projekt bislang überschaubar, aber aufschlussreich. Der erste Artikel stammt von Steinicke selbst und trägt den Titel:
„Grusel garantiert, Gelatine inklusive Süßes oder Saures? Haram!“
Der Text wirkt wie ein Experiment zwischen Angetrunkenheit und Überforderung: eine Mischung aus Halloween-Kritik, Süßigkeiten-Exkursen und islambezogenen Seitenhieben, ohne klare Linie, ohne nachvollziehbare Argumentation. Politisch ist das nur in Andeutungen erkennbar, der Rest wirkt maximal widersprüchlich und vor allem unfreiwillig komisch. Was bleibt, ist ein Text, der eher wie eine missglückte Mischung aus Tagebucheintrag und Stammtischwitz daherkommt und nicht wie eine ideologisch fundierte Stellungnahme.
Der zweite Artikel auf „Forum Germanum“ stammt von Raik Helm und fällt erwartungsgemäß analytischer aus, zumindest nach innen. Unter dem Stichwort des „linksgeprägten Bildes“ der Uni Bochum arbeitet er sich an seinem Lieblingsthema ab. Konkrete Beispiele bleiben vage, aber für die interne Erzählung reicht es: Die „eigene Jugend“ wird als Gegenentwurf zur angeblich „gleichgeschalteten“ Unikultur inszeniert. Weil die Studierenden keinen Bock auf Neonazis haben und dies auch öffentlich kundtun, verkriecht sich der zum Scheitern verurteilte Lehramtsstudent in die Opferrolle und Flucht gegen den bunten und weltoffenen Campus. 

Der bisher letzte Beitrag des Projekts ist ein Kurzvideo über den offenen Abend in Essen am 14.11.2025. Zu sehen: Steinicke, sichtbar nervös, vor einer wackeligen Kamera. Sie erklärt, dass die Heimatjugend „trotz Gegenprotest“ wieder „Widerstand gezeigt“ habe. Der Auftritt ist unsicher, die Sätze brechen, der Blick wandert, die Körpersprache schwankt zwischen Stolz und Überforderung. Professionell ist das nicht aber darauf kommt es in erster Linie auch nicht an. Wichtig ist: Es gibt einen Clip mit jungem Gesicht, einem halbwegs klaren Satz und einem Link, der sich teilen lässt.

Amelia, Raik und die Kaderpädagogik
Auffällig ist die Nähe zwischen Steinicke und Raik Helm sowohl inhaltlich als auch optisch. Auf Fotos und Videos tritt Helm häufig in direkter räumlicher Nähe zu ihr auf: er als erklärender Organisator, sie als junge Aktivistin an seiner Seite.

Beobachtet wurde das Duo auch abseits der offiziellen Settings: in Bochum, händchenhaltend beim Starbucks und vorbeihuschend an Antifa-Graffitis. Ob es sich tatsächlich um eine B

Raik Helm und Amelia Steinicke

eziehung handelt oder doch nur um die übliche, kurzlebige Szene-Affäre, bleibt offen.

Raik Helm und Amelia Steinicke

Die Konstellation erfüllt gleich mehrere Zwecke:
Steinicke erhält symbolisch Rückendeckung eines etablierten männlichen Kaders und wirkt dadurch in der Szene aufgewertet, aber gleichzeitig eingebunden. Helm wiederum kann sich als jemand präsentieren, der „die Jugend an die Hand nimmt“, sie „formt“, „begleitet“, ein klassischer Kaderbildungsansatz mit pädagogischer Tarnkappe – und jetzt sogar mit Freundin. Nach außen entsteht das Bild einer modernen, „normalen“ Jugendclique, in der Politik, Beziehung und Alltag verschwimmen.

Für andere Jugendliche ist das attraktiv. Die Botschaft lautet: Wer in die Heimatjugend kommt, erhält nicht nur politische Heimat, sondern auch soziale Anbindung, Freundschaften, vielleicht eine Beziehung. Der ideologische Kern tritt im Alltag hinter der Normalität zurück, um dann bei Demos, Aktionen und Texten wieder klar hervorzutreten.

Zwischen Klassenzimmer und Heimatabend: Amelia an der Erich-Kästner-Schule

Amelia Steinicke bei ihrem Abschluss der 10.2 Klasse im Sommer 2024

Auffällig ist Steinicke nicht nur in der Szene, sondern auch im Alltag. Sie besucht die Erich-Kästner-Schule in Bochum und geht dort in die 11. Klasse. Mitschüler:innen berichten von „merkwürdigen“ Aussagen im Unterricht: Relativierungen von rechter Gewalt, Nebensätzen über „mutige Patrioten“, spitzen Bemerkungen zu queeren Themen oder Geflüchteten, die sie mit einem Schulterzucken als „nur eine Meinung“ abtut. Lehrkräfte bekommen davon meist nur Ausschnitte mit, wissen aber mittlerweile um ihre Einbindung in die Neonaziszene. So schiebt sich ihr Schulalltag nahtlos neben Heimatabende und „Forum Germanum“: vormittags Klausuren, nachmittags Demo, dazwischen ein Weltbild, das längst nicht mehr nur online oder in Dorstfeld verhandelt wird, sondern mitten im Klassenzimmer.

Amelia Lydia Steinicke steht exemplarisch für eine neue Generation rechter Nachwuchsfiguren im Ruhrgebiet. Sie ist kein Ausreißer, sondern die logische Fortsetzung einer Entwicklung, in der die extreme Rechte ihr Image modernisiert, ohne ihren Inhalt zu verändern. Während die alten verbrauchten Kader Infrastruktur, Räume und ideologische Linien liefern, übernehmen Figuren wie Steinicke die Aufgabe, diese Strukturen algorithmustauglich zu verpacken: in Selfies, in TikTok-Formaten, in halb misslungenen, halb harmlos wirkenden Postings. Die Gefahr liegt gerade in dieser Mischung: Steinicke wirkt nicht wie die klassische Neonazistin, sondern wie eine 17-Jährige, die zwischen Schule, Starbucks und Heimatabend pendelt. Ihre Inszenierung macht die extreme Rechte anschlussfähig für Jugendliche, die keinen Fuß in einen Kameradschaftskeller setzen würden, aber durchaus einem Instagram-Profil folgen, das aussieht wie jedes andere, nur mit „Heimat“-Überdosis.

Ob Steinicke der Szene langfristig erhalten bleibt oder irgendwann aussteigt, lässt sich nicht absehen. Langjährigen Beobachter*innen der Szene ist jedoch klar, dass es für Steinicke nur zwei Lebensperspektiven geben kann: baldiger Ausstieg oder ein gescheiterter Lebenslauf. Klar ist jedoch: Solange Strukturen wie die Heimatjugend bewusst auf junge Frauen als Aushängeschilder setzen, wird die Szene nicht „harmloser“, sondern schwerer zu erkennen. Unter Softfiltern, Gelatine-Witzen und wackeligen Videostatements bleibt die Ideologie dieselbe – nur ihre Verpackung ist neu.

RechercheBO
21.11.2025

Bochumer AfD-Kandidat_innen Kommunalwahl 2025

Bekenntnisse von Bochumer_innen zu einer extrem rechten Partei

Im aktuellen Wahlkampf organisierte die AfD-Bochum diverse Wahlkampfstände. Über diese Form des Wahlkampfes suchten auch einige AfD-Mitglieder, -Sympathisant_innen und Kandidat_innen die Öffentlichkeit. Es sind Menschen, die für eine Partei werben, die immer noch für Massenvertreibungen („millionfache Remigration“) steht, rassistische Sündenbockpropaganda betreibt und damit Gewalt gegen migrantisierte Menschen fördert sowie eine höchst antisoziale, sozialdarwinistische „Sozialpolitik“ vertritt. Mit Menschenfeinden wie Björn Höcke, Matthias Helferich oder Maximilian Krah in den eigenen Reihen und nach all den Austrittswellen ist jedem AfD-Mitglied im Jahr 2025 bewusst, für was die AfD steht. Der lange als „gemäßigt“ geltende Kreisverband Bochum wird mittlerweile von einer jungen Clique aus extrem rechten Hassbrennern um Leon Biallawons aufgemischt (Die Antifaschistische Linke berichtete). Die beinahe verbotene „Junge Alternative“ will sich nun auch hier gründen, womit sich Helferich und letztlich auch Höcke einen loyalen Außenposten „tief im Westen“ aufbauen wollen.

Wir finden: Wer sich zu diesen antidemokratischen, rassistischen und sozialdarwinistischen Kreisen öffentlich bekennt, der ist eine Gefahr für das Zusammenleben in Bochum. Vor diesen Personen möchten wir deshalb warnen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im folgenden die AfD-Kandidat_innen zur Kommunalwahl 2025 in Bochum:

AfD – Reserveliste Rat Bochum 2025

1. Olaf Konstantin Kus

2. Yvonne Pothmann

3. Patrick Schneider

4. Sabine Hoffmann

5. Andreas Krämer

6. Stefan Richter

7. Claudia Reimann

8. Petra Langer

9. Thomas Döring

10. Julia Behrens

11. Rolf Klein

12. Michael Stein

13. Andrea Vogel

14. Daniel Koch

15. Kerstin Berger

16. Markus Feldmann

17. Frank Albrecht

18. Sandra Thiele

19. Holger Winkler

Die Kandidat_innen der Wahlbezirke

WB 01 Altenbochum I – Olaf Konstantin Kus

WB 02 Altenbochum II – Yvonne Pothmann

WB 03 Innenstadt I – Patrick Schneider

WB 04 Innenstadt II – Sabine Hoffmann

WB 05 Grumme I – Andreas Krämer

WB 06 Grumme II – Stefan Richter

WB 07 Hamme I – Claudia Reimann

WB 08 Hamme II – Petra Langer

WB 09 Hordel – Thomas Döring

WB 10 Hofstede I – Julia Behrens

WB 11 Hofstede II – Rolf Klein

WB 12 Gerthe I – Michael Stein

WB 13 Gerthe II – Andrea Vogel

WB 14 Hiltrop – Daniel Koch

WB 15 Bergen – Kerstin Berger

WB 16 Harpen – Markus Feldmann

WB 17 Kornharpen – Frank Albrecht

WB 18 Riemke I – Sandra Thiele

WB 19 Riemke II – Holger Winkler

WB 20 Weitmar I – Olaf Konstantin Kus

WB 21 Weitmar II – Yvonne Pothmann

WB 22 Weitmar III – Patrick Schneider

WB 23 Weitmar IV – Sabine Hoffmann

WB 24 Linden I – Andreas Krämer

WB 25 Linden II – Stefan Richter

WB 26 Dahlhausen I – Claudia Reimann

WB 27 Dahlhausen II – Petra Langer

WB 28 Wattenscheid-Mitte I – Thomas Döring

WB 29 Wattenscheid-Mitte II – Julia Behrens

WB 30 Wattenscheid-Süd – Rolf Klein

 

Mit solidarischem Gruß an alle Menschen, die sich der AfD auch in diesem Wahlkampf entgegenstellen!

Unabhängige Antifas Bochum (UAB)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Höckes Helfer in Bochum: Die AfD-Jugend im Wahlkampf

AfD Jugend Bochum GruppenfotoDer Kommunalwahlkampf in Bochum geht in die heiße Phase. Überall im Stadtgebiet hängen Wahlplakate, und nahezu täglich sind Wahlkampfstände verschiedener Parteien zu sehen. Politiker:innen suchen das Gespräch mit den Bürger:innen, geben sich bürgernah und buhlen um Stimmen.

Auch die AfD Bochum zeigt inzwischen vermehrt Präsenz in den Stadtteilen. Wiederkehrende Infostände auf Marktplätzen und das Verteilen von Flyern in innenstadtnahen Vierteln zeigen, dass die lokale AfD ihren Wahlkampf intensiviert. Auffällig ist dabei vor allem eine extrem rechte Clique rund um Leon Biallawons, dem ein übersteigertes Geltungsbedürfnis attestiert werden kann.

Die Clique um Leon Biallawons

Matthias Helferich bewirbt Leon Biallawons

Leon Biallawons, politischer Ziehsohn des Dortmunder AfD-Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich (dem selbsternannten „freundlichen Gesicht des Nationalsozialismus“), war Kopf der inzwischen aufgelösten Jungen Alternative (JA) in Bochum und entwickelte sich zuletzt zu einer Führungsfigur der JA-NRW. Die JA wurde von ihrer Mutterpartei verboten, weil sie aufgrund ihrer extrem rechten, völkischen und antidemokratischen Gesamtstruktur auf der einen Seite gefährlich für die AfD selbst wurde und dem drohenden Parteiverbot ständig Futter gab und auf der anderen Seite kurz vor einem Verbot stand, weshalb die völkischen Kreise in der AfD ihren Nachwuchs gerne unter den Schutzschirm der Partei nehmen wollten. Ende November findet in Gießen das Neugründungstreffen der AfD-Jugend statt und es zeichnet sich bereits ab, dass dieselben Jungfaschisten und völkischen Netzwerke erneut tonangebend sein werden.

Leon Biallawons aus Wattenscheid ist in diesen Kreisen mittlerweile bestens vernetzt wie seine diesjährige Anwesenheit beim Sommerfest der ehemaligen JA-Altmark in Roxförde belegt, wo er gemeinsam mit weiteren JA-Führungspersonen aus NRW während des heimischen Wahlkampfes vom 22. bis 24. August weilte. Dieses Sommerfest ist ein traditioneller Treff- und Vernetzungspunkt der rechten Szene, wo klassische Neonazis, Identitäre und eben der geneigte AfD-Nachwuchs Kontakte knüpfen. In diesem Jahr wurde dort rituell ein Holzkreuz ins Feuer geworfen, welches sich mit dem Spruch “Kreuz ohne Haken” explizit gegen den Nationalsozialismus richtet. Biallawons ist ein Vertreter des menschenverachtenden und verfassungsfeindlichen Konzepts “millionenfacher Remigration”. Er verklebt in seinem Wohnumfeld entsprechende Aufkleber und ist durch den NS-affinen Matthias Helferich ohnehin ideologisch auf Spur gebracht. Nachdem an seiner ehemaligen Berufsschule im Bochumer Zentrum bekannt wurde, welche rassistischen Ansichten er nach Schulende vertritt, geriet er dort ins Abseits. Die Schule handelte nach anfänglichem Zögern und einem Brandbrief engagierter Schüler:innen vorbildlich und konsultierte professionelle Unterstützung, während Biallawons verzweifelt versuchte weitere Schüler:innen für seine braunen Machenschaften zu gewinnen und sich als Unschuldslamm zu gerieren. Im Februar machte sich Biallawons schließlich in ekelhafter Art über die durch ihn bedrohten Mitschüler:innen lustig. Auf der Rückseite eines Wahlplakates vor dem Schulgebäude war zu lesen: “Leon, remigrier dich ins Knie. Deutschland ist auch unsere Heimat!”. Biallawons posierte lachend vor diesem Spruch, wofür er bei seinen extrem rechten Kameraden Anerkennung erhielt. Mitschüler:innen berichteten auch von verbalen rassistischen Übergriffen und Asfällen. Schüler:innenschaft und Schule siegten jedoch schließlich und Biallawons brach die Schule ab. 

In Bochum treibt Biallawons im aktuellen Wahlkampf die Neugründung der AfD-Parteijugend in Bochum aktiv voran. Obwohl er dem AfD-Kreisverband Bochum angehört, ist er dem Kreisverband Dortmund viel enger verbunden und bekommt seine Instruktionen von Helferich. Am 22.05.2024 wollten er und sein Dortmunder Pendant Mike Barth gemeinsam eine Veranstaltung mit Matthias Helferich in der renommierten Bochumer Gaststätte “Mutter Wittig” durch.

JA in Bochum – Leon Bialliwons 22.05.24

Dies konnte durch Antifaschistische Recherche und Intervention schließlich verhindert werden. Offenbar soll er nun eine junge, radikale JA-Truppe aufbauen, die dann den Bochumer Kreisverband übernehmen soll, die er intern als “hoffnungslos verboomert” bezeichnet. Mittlerweile konnte er bereits einen kleinen Personenkreis um sich scharen, der zwar aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht besonders jugendlich wirkt, jedoch offenbar Biallawons´ “starker Bochumer Jugend” angehört. Dies ist ganz im Sinne Helferichs, der gerade eine interne Fehde gegen den aktuellen AfD-NRW-Landesvorstand führt und dabei schon einige Kreisverbände auf seine Seite geputscht hat (siehe Düsseldorf oder Bonn). Mutmaßlich hat der Kreisverband Bochum, Biallawons dafür mit Listenplatz 25 bei der Kommunalwahl abgestraft. Schließlich ordnet sich der KV Bochum eher dem Lager des NRW-Landesvorsitzenden (und Helferich-Kontrahenten) Martin Vincentz zu, während Biallawons dem völkisch-nationalistischen Höcke-Lager angehört – was sein Aktivismus in der Jugendorganisation deutlich zeigt. Bei dieser Kommunalwahl tritt der 26-Jährige nun für die AfD im Wahlbezirk Eppendorf-Munscheid und für die Bezirksvertretung in Wattenscheid an. Der Versuch der Bochumer AfD als “gemäßigt” aufzutreten wird von ihm dabei ad absurdum geführt.

Ein ständiger Begleiter von Biallawons ist Cedric Sontowski (Jg. 1989), aufgewachsen in Bochum-Günnigfeld und mittlerweile wohnhaft in Hofstede. Der ehemalige Betreiber der Gaststätte

Cedric Santowski aus Wattenscheid Günnigfeld

„Zum Deutschen Haus“ in Bochum-Goldhamme beteiligte sich bereits am 22.02.2025 an einem AfD-Wahlkampfstand in der Innenstadt. Seit Juli hat Sontowski seine Social-Media-Präsenz ganz seinem politischen Aktivismus verschrieben und wirbt offen auf seinem Profil für die AfD. Auch Kim-Alina von Wedelstädt beteiligt sich aktiv am Kommunalwahlkampf. Die ausgebildete Augenoptikerin arbeitet derzeit bei Lindemann Optik in der Kortumstraße in der Bochumer Innenstadt. Ähnlich wie ihr Partner Leon Biallawons engagiert sich von Wedelstädt in der Parteijugend und besucht Vernetzungstreffen. So wirkte sie bereits beim ersten öffentlichen Auftritt der neu formierten Jungen Alternative Bochum am 27.04.2024 mit.

Als vermeintliches Bindeglied zwischen „jung“ und „alt“ in der AfD-Bochum agiert Ingrid Mohelska (Listenplatz 14). Sie wohnt in der Hildegardstraße in Bochum-Hamme und ist sowohl an Wahlkampfständen der Partei als auch beim Verteilen von Flyern anzutreffen. Nachbar*innen berichten, Mohelska schlendere als „Mensch gewordenes Meme“ im T-Shirt mit der Aufschrift „Alice Weidel for Kanzler“ durch die Straßen von Hamme.

Komplettiert wird die Biallawons-Clique durch seine Erziehungsberechtigte. Nicole Noack tritt erst seit Juli öffentlich in Erscheinung, während ihr Zögling sich schon länger offen für die faschistische AfD engagiert. Dennoch scheint sie durch ihn im Hintergrund bereits Fuß gefasst zu haben und nun Teil der lokalen AfD-Jugend-Netzwerke zu sein.

Die Jugend rebelliert

Während sich der AfD-Kreisverband Bochum von Matthias Helferich und dem völkisch-nationalistischen Höcke-Lager zu distanzieren versucht, sind die jungen Akteure um Leon Biallawons eindeutig diesem Lager zuzurechnen. Biallawons spielt eine zentrale Rolle beim Aufbau von Helferichs extrem rechtem Netzwerk. Er propagiert ein völkisch-nationalistisches Weltbild und träumt – wie Höcke und Helferich – von einem weißen Ethnostaat. Im Machtkampf innerhalb des Bochumer Kreisverbands sammelt Biallawons bereits Unterstützer um sich. Er ist in der AfD-Jugend bestens vernetzt, was ein geplanter „Jugend-Stammtisch“ mit AfD-Bundestagsabgeordnetem Manuel Krauthausen am 29.08.2025 in Bochum-Wattenscheid verdeutlicht. Schon der Ankündigungstext für dieses Treffen liest sich wie eine Kampfansage an den Bochumer AfD-Verband. So heißt es dort: „Zeigen wir dem KV vor Ort, wie wichtig eine aktive und unabhängige Jugendorganisation ist.

Es bleibt an uns, den rechten Netzwerken ihre Räume zu nehmen und ihre Strukturen offenzulegen.

Nieder mit der AfD – überall und jederzeit!

Antifaschistische Linke Bochum, August 2025

 

Neonazis im Kinderzimmer – oder wie aus Kindern Neonazis werden?

So oder ähnlich war der Name einer WDR Dokumentation aus den 2000ern über junge Rechtsradikale. Einer der Porträtierten: Robin L. aus Bochum-Querenburg. Damals glatzköpfig, in Skinhead-Kluft und mit rechter Musik im Ohr, pöbelte er gegen Migrant:innen – heute ist Robin L. noch immer Teil der Szene. Sein Umfeld: einschlägig bekannte Neonazis, darunter Mitglieder der Hammerskins. Der Fall zeigt: Rechte Sozialisierung im Jugendalter bleibt oft nicht folgenlos und legt damit den Grundstein für dauerhafte extrem rechte Strukturen.

„TikTok-Nazis“ und rechte Jugendbewegung

Seit rund einem Jahr formiert sich eine neue, offen auftretende rechte Jugendbewegung. Ihren Ursprung hatte sie in Ostdeutschland, wo über TikTok und Instagram zu Angriffen auf CSD-Veranstaltungen mobilisiert wurde – darunter Hunderte Jugendliche in Städten wie Bautzen. Auch in NRW ließen die ersten Aktionen nicht lange auf sich warten. So versuchte im Juli 2024 eine Gruppe unter dem Label „DST – Der Störtrupp“, den CSD in Köln zu stören. Am Vorabend traf sich die Gruppe zum gemeinsamen Besäufnis in der Bochumer Kneipe „Linie 5“. Kurz darauf traten ähnliche Gruppen auch in Essen auf.

DST vor der Linie 5 am 20.07.2024

Inszeniert wird sich dabei im Retro-Look im Stil der 90er-Jahre: Bomberjacken, Springerstiefel und kahlrasierte Köpfe und eindeutige Tattoos prägen das Bild. Neben „DST“ traten in NRW weitere Kleingruppen auf: „Jung & Stark“ (JS), „Deutsche Jugend voran“ (DJV), der „Kampfbund“ in Dortmund sowie „Racial Pride Germany“ (RPG).

Viele dieser Gruppen und Aufmärsche sind von mangelnder Disziplin, spontaner Eskalation und exzessivem Alkoholkonsum geprägt – ein Stilbruch zu den meist durchinszenierten Märschen klassischer Neonaziorganisationen. Organisierte Neonazistrukturen und rechte Parteien hielten sich zunächst zurück – mit einer Ausnahme: das Ruhrgebiet.

Ruhrgebiets-Nazis entdecken den Nachwuchs

Justin Übernickel mit Claus Cremer am 15.03.2025 in Essen.
Quelle: Recherche Nord

In den letzten Jahren war die rechte Szene im Ruhrgebiet durch Nachwuchsmangel geschwächt. Diese Entwicklung droht sich nun umzukehren. Spätestens seit dem 15. März 2025 ist klar: Alteingesessene Strukturen versuchen gezielt, die neuen Jugendgruppierungen zu vereinnahmen und die Köpfe dieser jungen Strukturen für ihre Zwecke zu benutzen. Damals organisierte „JS NRW“ einen Aufmarsch in Essen mit Technik und Logistik aus den Reihen der extremen Rechten im Ruhrgebiet. Anmelder: Justin Übernickel aus Essen. Kurz darauf trat er der Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ (JN) bei.

Mittlerweile erfolgen gemeinsame Mobilisierungen. Monatliche „Heimatabende“ in Essen-Kray und Dortmund-Dorstfeld zielen darauf ab, die Jugendlichen organisatorisch an die Partei „Die Heimat“ zu binden.

NS-Erziehung in Bochum-Wattenscheid: Der Fall Cremer

Claus Cremer
Daniela Wegener

Ein zentrales Beispiel für rechte Erziehung innerhalb neonazistischer Familienstrukturen liefert die Familie Cremer. Claus Cremer, seit Jahrzehnten Teil der Szene und heute Landesvorsitzender von „Die Heimat“ in NRW, begann seine politische Karriere bei der JN. Seine Lebensgefährtin Daniela Wegener, ehemals Kameradschaftsführerin der „Sauerländer Aktionsfront“ und HNG-Vorsitzende, lebt mit Cremer in der Sommerdellenstraße in Wattenscheid.

Leif Erik Cremer in Essen am 11.07.2025 Quelle: Recherche Nord

Der Sohn des Paares, Leif Erik Cremer der am 27.10.2005 geboren wurde, tritt nun in deren Fußstapfen. Unter dem Alias „aktivist_probochum“ dokumentiert er öffentlich seine neonazistische Aktivität: Stickeraktionen, Teilnahme an JN-Camps, internationale Kongresse. Seit Anfang 2025 ist er regelmäßig auf Demonstrationen präsent. Anfangs nur als Teilnehmer und stets bedacht nur vermummt aufzutreten, hat er die Hüllen in den vergangenen Wochen fallen lassen. Jetzt übernimmt er dort Aufgaben wie Fahnenverteilung, die Disziplinierung unerfahrener Kameraden und das Anfertigen von Content für die Social Media Plattformen der JN, der Heimat und seines Vaters.

Im Gegensatz zu anderen rechten Jugendlichen fällt Leif Erik durch Disziplin und Organisation auf, ein Ergebnis der internen JN-Schulungen. Dass Claus Cremer, trotz Privatinsolvenz, über seinen Sohn weiterhin politischen Einfluss nimmt, ist offensichtlich.

Brisant: Leif Erik Cremer spielt Fußball in der 1. Mannschaft des Vereins SG Linden-Dahlhausen/​Rasensport Weitmar in Bochum. Sein Vater ist regelmäßig bei den Spielen präsent. Dass die neonazistischen Hintergründe der beiden im Verein nicht bekannt sein sollen, ist kaum glaubhaft. Dass sie den Werten eines Mannschaftssports diametral widersprechen, hingegen offensichtlich.

[EDIT 29.07.25] Die SG Linden-Dahlhausen hat Konsequenzen gezogen und sich von Leif Erik Cremer getrennt.

Leif Erik und Claus Cremer am 16.07.2025 beim Spiel SG LiDa/​Rasensport Weitmar – SF Niederwenigern III

Rechte Jugendkader in Bochum, Herne und Umgebung

Leif Erik Cremer ist kein Einzelfall. In nahezu allen Bochumer Stadtteilen lässt sich eine zunehmende rechte Präsenz beobachten. Ob in Gerthe, Hiltrop, Weitmar oder Hamme: Graffitis und Sticker – der Versuch, öffentliche Räume zu besetzen, ist unübersehbar.

Ein Beispiel:

Justin Machnik in Dortmund am 26.04.2025
Quelle: Recherche Nord

Justin Machnik (Oscholski), wohnhaft in der Otterkuhle (Weitmar-Mark), marschierte fleißig durch fast jede rechte Demo im Westen. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er im Dezember 2024 bei einer Demonstration von „Die Heimat“ in Dortmund. Dort übernahm er bereits Führungsaufgaben innerhalb seiner Bezugsgruppe. In den folgenden Monaten fiel er hauptsächlich durch Social-Media-Posts mit typischem „Patriotismus“- und „Nationalstolz“-Gepose auf. 

Dass sich ein Jugendlicher aus einer strukturell ruhigen Gegend wie Bochum-Weitmar offen dem gewaltorientierten Neonazismus zuwendet, ist kein Einzelfall, sondern Teil eines allgemeinen Musters: Radikalisierung verläuft heute meist online – anonym, niedrigschwellig, kontinuierlich. Im Fall Oscholski führten ihn Algorithmen in die rechte Sphäre sozialer Netzwerke, bis er schließlich in Kontakt mit Akteuren aus dem Umfeld der „Heimatjugend“ (JN) stand. Ohne vorherige lokale Anbindung, aber mit zunehmender ideologischer Festigung, übernahm er deren Narrative, Feindbilder und Inszenierung. Justin Oscholski steht exemplarisch für eine neue Dynamik: Die extreme Rechte braucht keine Treffpunkte oder Kameradschaftsabende mehr, um Jugendliche zu rekrutieren, sie ist längst auf ihren Smartphones angekommen.

In seiner Freizeit betreibt er Downhill-Fahren – auffällig oft an Orten, die er zuvor mit rechten Stickern markiert hat. 

Ein weiterer Akteur:

Max Kraus in Münster am 05.07.2025
Quelle: Recherche Nord

Max Kraus, stammt gebürtig aus Bochum. [Edit 28.07.25: er lebt momentan in Dortmund]. Kraus ist seit mehreren Monaten aktiv und zum ersten Mal am 26.04.2025 bei einer Demonstration in Dortmund aufällig gworden. Wenige Wochen später war er mittendrin, bei der „Heimatjugend“ (JN), im Umfeld von „Die Heimat“, eng vernetzt mit bekannten Dortmunder Nazikadern.

Joel Reimann in Gelsenkirchen am 01.05.2025
Quelle: Recherche Nord

In Herne fällt insbesondere der am 10.06.2008 geborene Joel Reimann auf. Er wohnt im Stadtteil Horsthausen, und ist längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Reimann ist regelmäßiger Teilnehmer rechter Aufmärsche, tritt meist als Bannerträger auf und gilt als mutmaßlicher Administrator des Instagram-Kanals „Heimatjugend Herne“. Innerhalb der Szene übernimmt er zunehmend organisatorische Funktionen, ist ruhig, kontrolliert, auf Außenwirkung bedacht – ein Aushängeschild für die „Heimatjugend“. Reimanns Einbindung in die Szene kommt nicht von ungefähr.

Joel Reimann beim Herner Eishockeyverein

Öffentlich tritt Joel Reimann meist freundlich und offen auf. In der Fankurve des Herner Eishockeyvereins ist er ein bekanntes Gesicht – geschätzt, nicht zuletzt wegen seines unauffälligen, verbindlichen Auftretens. Ein klassisches Beispiel dafür, wie rechte Akteure soziale Räume besetzen, Normalität simulieren und dadurch Anschlussfähigkeit gewinnen.

Störaktionen, Eskalation, Gewaltandrohung

Fabian Günnewich mit Joel Reimann

Im Verlauf des letzten Jahres kam es wiederholt zu gezielten Störversuchen antifaschistischer Versammlungen. Im September 2024 etwa provozierten rechte Jugendliche am Lautsprecherwagen einer antifaschistischen Demo. Einer von ihnen: Fabian Günnewich aus Castrop-Rauxel, befreundet mit Reimann, ebenfalls JN-nah.

Auch beim CSD in Herne 2025 versuchten zwei Jugendliche, den Demonstrationszug zu stören. Beide wurden zuvor regelmäßig bei Neonazi-Aufmärschen gesichtet. Bereits in der Nacht vor dem CSD tauchten queerfeindliche Plakate auf – dokumentiert und verbreitet über die Kanäle der Heimatjugend Herne.

Dortmunder Kader als Bezugspersonen

Nach wie vor ist die Dortmunder Neonaziszene für den Nachwuchs aus dem Ruhrgebiet zentral. Offene „Heimatabende“ bieten einen niedrigschwelligen Einstieg, neue Führungspersonen füllen die Lücken früherer Kader. Einer von ihnen: Raik Helm, Lehramtsstudent an der Ruhr-Uni Bochum, bekannt als aktiver Organisator und JN-Mitglied. Auch Andre Pencek, früher eher Mitläufer, ist mittlerweile Teil der Führungsstruktur.

Ein weiterer Akteur mit Einfluss auf jugendliche Rechte: Niklas Busch. Laut, selbstsicher, volksnah inszeniert. Sein Auftreten spricht vor allem Erlebnisorientierte an, weshalb er zunehmend in die Strukturen des neonazistischen Kampfsportevents „Kampf der Nibelungen“ eingebunden wird. Nico Wille, ein Charakter, der selbst in der eigenen Szene immer wieder aneckt und zuletzt wegen sexueller Avancen gegenüber Minderjährigen in Verruf geriet. und regelmäßig in Konflikte mit anderen gerät. Er organisierte einen Angriff auf die alternative Kneipe Hirsch Q in Dortmund und verbindet körperliche Präsenz mit Szene-Symbolik. Er trainiert regelmäßg im „Golds Gym“ Herne und führte am 15.06.2025 ein Kampfsport Training im Kortumpark in Bochum durch.

Die älteren Neonazis hingegen übernehmen nur noch strukturelle und vermeintlich fürsorgliche Aufgaben um die Jugendlichen einerseits zu bespaßen und andererseits inhaltlich und ideologisch zu formen. Neben dem Ablauf von Demonstrationen und dem Auftreteten als Redner, sorgen sie sich für das „Drumherum“. Sie stellen Ressourcen und Räume zur Verfügung, bieten den jungen Leuten Schulungen und Alkohol. So wurde am Heimatabend in Essen im Juli 2025 den Jugendlichen ein Vortrag, alkoholische Getränke und eine Demonstration geboten, um das Happening abzuschließen. Begleitet durch ältere Kader wie Marion Figge, Sascha Krolzig oder Claus Cremer

Marion Figge beim Ausschank von Alkohol an jugendliche Neonazis beim Heimatabend in Essen
Quelle: Recherche Nord

Fazit

Eine Mobilisierung so vieler junger Menschen in neonazistische Kreise hat das Ruhrgebiet seit Jahren nicht mehr erlebt. Ob sich dieser Trend hält oder im schnellen Takt von Social Media wieder verpufft, bleibt offen. Angesichts der diskursiven Verschiebungen der letzten Jahre ist jedoch eher davon auszugehen, dass viele dieser Jugendlichen in den Strukturen bleiben – solange sie keine spürbaren Konsequenzen erfahren. Insbesondere die neu gegründete JN wird künftig eine zentrale Rolle spielen, da sich bereits ein stabiler Kern junger Neonazis um sie gebildet hat. Gleichzeitig kann das junge Alter der Beteiligten den Strukturen selbst zum Problem werden: Cliquenbildung, persönliche Krisen und pubertäre Dynamiken haben bereits in der Vergangenheit ähnliche Szenen geschwächt. Trotzdem darf man nicht auf Selbstzerstörung hoffen – es braucht Aufklärung, Öffentlichkeit und klare Kante gegen diese Strukturen. 

RechercheBO
28.07.2025

Diese Dortmunder Neonazis organisieren den Aufmarsch in Gelsenkirchen am 1. Mai

Am 1. Mai organisieren die Dortmunder Neonazis einen Aufmarsch in Gelsenkirchen. Nach ihrem Niedergang ist dies ein erster zaghafter Versuch wieder eine eigene größere Straßenmobilisierung umzusetzen. Doch wer organisiert das Ganze eigentlich und wer hat nach den ganzen demoralisierenden Wegzügen aus Dorstfeld überhaupt noch Bock als Nazi sein Leben zu ruinieren?

Ein unvollständiger Überblick über sechs zentrale Akteure der Neonaziszene.

Claus Cremer

Claus ist der langjährige und in die Jahre gekommene NRW-Landesvorsitzender von „Die Heimat“, der Nachfolgepartei der NPD und wohnt in der Sommerdellenstraße in Bochum-Wattenscheid, quasi an der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen. Der inkompetente Landeschef war immer wieder Demoanmelder und Versammlungsleiter von Neonaziaufmärschen. Gut möglich, dass er auch für den Aufmarsch in Gelsenkirchen verantwortlich zeichnet. Ob sein Sohn Leif-Erik in die braunen Fußstapfen seines Vaters treten kann und will, bleibt zu beobachten.

Niklas Busch

Der 22-jährige Niklas möchte nach dem Verlust seiner Ausbildungsstelle nun Karriere bei den Dortmunder Nazis machen. Sein unschlagbarer Plan: möglichst viele Anzeigen in möglichst kurzer Zeit zu sammeln. Dieses Dorstfelder Geheimrezept hat bei seinen Vorbildern Ostholte, Krolzig und Feldmann schließlich auch prima funktioniert. Strategische Kompetenzen sind bei der impulsgesteuerten Dorstfelder Nachwuchshoffnung allerdings nicht zu erwarten, dafür ein umso größeres Gewaltproblem.

Raik Helm

Der Lehramtsstudent der Ruhr-Uni Bochum musste zuletzt wegen eines Angriffs auf Antifaschist*innen in Dortmund-Dorstfeld mit dem Asphalt Bekanntschaft machen und gilt als zweite Nachwuchshoffnung der Dorstfelder Resterampe. Hinter seiner biederen Fassade aus Hemd und Lederschuhen steckt offenbar doch nur ein handelsüblicher Nazischläger mit Schnauzbart, der sich gerade mit einem Youtube-Format als Medienmacher versucht.

André Penczek

Der mehrfach verurteilte Nazischläger André ist einer dieser trostlosen Gestalten, die nicht rechtzeitig den Absprung aus Dorstfeld schafften. Nun muss er sich mit der eigenen Trümmertruppe rumschlagen. Er trat als Organisator von „Heimatabenden“ in Dorstfeld und Essen auf und versucht dort gemeinsam mit Krolzig, Ostholte und Christian Meyer Nachwuchs von Gruppen wie DST oder JS abzuwerben.

Sascha Krolzig

Der verkrachte Jurist und selbsternannte „Zeremonienleiter“ Sascha wäre der idealer Trauerredner bei der Beerdigung de Dorstfelder Naziszene. Im Gegensatz zu seinen Kameraden ist er in der Lage den neonazistischen „Sturmzeichen Versand“ zu betreuen sowie als Impressum der Zeitschrift „NS Heute“ herzuhalten. Der fast Vierzigjährige zeigt sich bei Instagram kuschelnd mit minderjährigen Frauen, die durch die aktuelle „Babynazi“-Welle in den Dorstfelder Nazikeller gespült werden.

Pascal Ostholte

Pascal gehört seit vielen Jahren der Dorstfelder Neonaziszene an und wohnt bis heute im Oskar-Wachtel-Weg. Er war Mitorganisator der Nazidemo in Magdeburg am 21.12.2024. Pascal spielt als Netzwerkperson zwischen Neonaziszene und Organisierter Kriminalität eine wichtige Rolle, womit er Zugriff auf Waffen und Gelder bzw. Drogengeschäfte hat. Außerdem kann er damit gescheiterten Nazikarrieren den Übergang zur Organisierten Kriminalität ermöglichen.

Versuchter Neonaziangriff mit Hammer und Schlagstock im Bochumer Zentrum

Christian Schemm mit einem Hammer bei einem Angriff 150325 II

Geheimer Gründungsversuch eines NPD-Kreisverbands aufgeflogen.

Vorgestern, am Samstag den 15.03.2024, trafen sich in einer an der Universitätsstraße gelegenen Bäckerei bekannte Neonazis.
Ziel des Treffens war die Gründung eines NPD-Kreisverbands in Bochum. Anwesend waren dabei Christian Schemm, Shauna Charis Seidel, Lennart Schwarzbach und ein weiterer junger Neonazi. Nachdem das Treffen aufflog, versuchten sich Christian Schemm und Shauna Charis Seidel in einem Angriff auf eine Person, die das interne Treffen fotografisch festhielt. Dabei zückte Schemm einen Schlosserhammer und versuchte mit diesem auf die Person einzuschlagen und diese zu jagen. Seine Freundin Seidel führte einen Teleskopschlagstock mit sich, zog diesen aus, hielt ihn verdeckt hinter ihrem Rücken und ging ebenfalls bedrohlich auf die Person zu. Bei dem Angriff verbargen beide Angreifer:innen ihre Schlagwerkzeuge hinter ihrem Rücken, nachdem die Betroffene Person ihr Handy zog. Die Person blieb unversehrt, konnte sich dem Angriff entziehen und es gelang ihr den versuchten Angriff zu dokumentieren.

Hintergrund des Treffens
Im Juni 2023 benannte sich die neonazistische Partei “NPD” (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) in einem Fusionierungsprozess mit einzelnen Kreisverbänden der Partei “Die Rechte” in “Die Heimat” um. Nach jahrelanger politischer Bedeutungslosigkeit sollte mit der Umbennung eine neue Phase der extrem rechten Partei beginnen. Typisch für dieses Milieu war der Namenswechsel auch mit Konflikten behaftet, sodass einige Neonazis den ursprünglichen Parteinnamen beibehalten wollten. Zu diesen zählt auch Lennart Schwarzbach aus Hamburg, der den Parteivorsitz der “neuen” NPD inne hat und seit einiger Zeit darum bemüht ist, neue NPD Kreisverbände zu gründen. Bevor Schwarzenbach den Weg nach Bochum auf sich nahm, knüpften er und Schemm Kontakt über die sozialen Medien.

Christian Schemm über die Neugründung der NPD Screenshot Facebook

Bereits am 10. Februar schrieb Schemm positiv über die neu gegründete NPD. Interessant dabei ist, dass es in Bochum bereits einen Ableger der “alten” NPD gibt, unter dem Label von “Die Heimat”. Somit fischt Schwarzenbach in den persönlichen Gefilden von Claus Cremer und versucht dabei einen Neonazi anzuwerben, der selbst einmal zur Crème de la Cremer gehörte, sich jedoch mit diesem aufgrund persönlicher Differenzen zerstritt. Im Jahr 2023 warnte Cremer die Szene sogar vor Schemm. Im Januar 2023 beendete Christian Schemm eine mehrjährige Haftstrafe. Er saß unteranderem wegen Körperverletzung, die Schändung des jüdischen Friedhofs, Zeigen verfassungswidriger Symboliken und weiteren Taten ein.
Inhatlich ging es bei dem Gespräch um einen Kreisverband, der angelehnt an die AfD die Farbe “Blau” haben solle, so Schwarzenbach zu seinen Mitstreitern. Man wolle von der Strahlkraft der AfD profitieren, so Schwarzenbach weiter. Seidel interessierte vielmehr die Familienpolitik von Schwarzenbach, der immer wieder auswich, als es auf die Frage zu seinen eigenen Kindern kam.

 

Christian Schemm
Nach seiner Inhaftierung nahm Schemm Kontakt zu ehemaligen Kameraden auf. Viele von diesen wiesen ihn ab. Er verkehrte im Frühjahr 2023 vermehrt mit Burkhardt Bangert, dem sogenannten Druiden von Burgos. Sowohl inhaltlich als auch personell näherte sich Schemm dem sogenannten Reichsbürger Spektrum an. Neben Bangert pflegt er auch weitere Kontakte in diese Szene. Burkhardt Bangert befindet sich seit Oktober 2023 in Haft, u.A. wegen Volksverhetzung. So rief dieser bereits im Jahr 2015 dazu auf “Moscheen zu sprengen”. Bereits 2017 wurden bei Razzien Waffen und Sprengstoff gefunden. Schemm scheint sich für Personen mit rechtsterroristischen Bezügen zu faszinieren, so schreibt er regelmäßig auf seinen Social Media Plattformen auch über Stephan Balliet, dem Attentäter des antisemitischen und rassistischen Anschlags von Halle. Es findet in seinen Beiträgen immer wieder Erwähnung, dass er als rechter Gefährder eingestuft sei.

Seit 2023 ist Schemm wieder vermehrt im Raum Bochum und Herne zu sehen. Auch weil seine Freundin Shauna Charis Seidel in Herne lebt. Rund um die U35-Haltestelle Berninghausstraße verklebt Schemm neonazistische Aufkleber. Die Haltestelle befindet sich nicht weit von Seidels Wohnanschrift entfernt. Seidel war, genau wie Schemm, ebenfalls in der NPD aktiv. Während Schemm in den Jahren 2014 und 2015 aktiv war, gehörte Seidel dem Kreisverband unter Claus Cremer in den Jahren 2020 und 2021 an. Dass vorallem Schemm mittlerweile eine Abneigung gegen Claus Cremer hegt, hat dieser bereits mehrfach kundgetan. Dass er nun an der Gründung eines eigenen Kreisverbands interessiert ist, verwundert also nicht, auch wenn Schemm selbst nicht in der Lage ist, einen solchen zu initieren. Viel interessanter ist hingegen die Motivation von Lennart Schwarzenbach Kontakt zu einer Person wie Christian Schemm aufzunehmen, wobei auch diesem die Warnungen von Claus Cremer bekannt sein dürften. Wer böses dabei denkt?!

In welche Richtung sich die Organisierung des Christian Schemm und der Shauna Seidel entwickeln wird, bleibt zu beobachten. Dass beide bewaffnet mit Schlagwaffen/-werkzeugen auf Bochums Straßen unterwegs sind und mitten am Tag Angriffe durchführen, verdeutlicht die Bedrohung für alle, die nicht in das Weltbild der beiden Neonazis passen.

Antifaschistische Linke Bochum,
März 2025

Fotostrecke: Anreise Dortmunder Neonazis

Am gestrigen Samstag, den 15.03.2025, führten Dortmunder Neonazis eine Anreise zur neonazistischen Demonstration in Essen durch. Dafür sammelten diese sich ab 11:15 Uhr vor dem Dortmunder Hauptbahnhof, um dann gemeinsam den RE1 um 11:45 Uhr nach Essen zu nehmen. Begleitet wurden diese von einem BFE der Bundespolizei. Wir dokumentieren an dieser Stelle Fotos die uns zugespielt wurden:

Achtung, Neonazi an der Ruhr-Uni Bochum 2.0

Raik Helm, Geschichte und Germanistik
„Die Heimat“ / Junge Nationalisten

Raik Helm, ein 22-jähriger organisierter Neonazi, studiert seit 2021 Geschichte und Germanistik auf Lehramt an der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Aktuell steht er kurz vor seinem Bachelorabschluss. Helm ist kein Mitläufer, sondern eine zentrale Figur in der rechtsextremen Szene Dortmunds. Seine Aktivitäten konzentrieren sich auf den Aufbau neuer Nazistrukturen rund um die Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD) einer rechtsextremen Organisation, die unter anderem über ihre Jugendgruppen Neonazi-Ideologien verbreitet.

„Ruhrgebiet Aktiv“ am Campus in Bochum

Ruhrgebiet Aktiv – Tarnorganisation mit rechtsextremen Wurzeln
Die Gruppe „Ruhrgebiet Aktiv“, für die Helm eine führende Rolle einnimmt, gibt vor, patriotischen Aktivismus zu betreiben. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine rechtsextreme Gruppierung, die sich ideologisch und personell mit der „Heimatjugend Dortmund (JN)“ der Partei „Die Heimat“ Dortmund überschneidet. „Ruhrgebiet Aktiv“ ist Teil der sogenannten „Active Clubs“ – einem internationalen Netzwerk extremistischer Gruppen, die durch Gewalt, Kampfsport und gezielte Propaganda rechtsextreme Ideologien verbreiten. Bereits bei ihren ersten Aktionen im Jahr 2023 zielte die Gruppe direkt auf die Bochumer Universität und das Büro von Professor Stefan Huster ab, was die Bedrohung für die akademische Gemeinschaft verdeutlicht.

 

Helms Rolle in der rechtsextremen Szene

Raik Helm gemeinsam mit dem mittlerweile untergetauchten und gesuchten Rechtsextremisten Steven Feldmann.

Raik Helm agiert als Schlüsselfigur zwischen der Heimatjugend Dortmund, der Gruppe „Ruhrgebiet Aktiv“ und der Partei „Die Heimat“ Dortmund. Seine Rolle umfasst sowohl organisatorische als auch propagandistische Aufgaben. Am 17. November 2024 nahm er am neonazistischen Heldengedenken teil, bei dem den Wehrmachtssoldaten und SS-Mitgliedern gehuldigt wird. Am 23. November 2024 nahm er gemeinsam mit Sascha Krolzig und Udo Voigt am Bundesparteitag der Partei „Die Heimat“ in Bernsdorf teil, was auf seine enge Einbindung in politische Entscheidungsprozesse hinweist. Wenige Tage später, am 29. November, war Helm bei einer Neonazi-Kundgebung in Dortmund-Dorstfeld für die Dokumentation verantwortlich. Er begleitete die Veranstaltung mit Kameraequipment und sorgte für die mediale Verbreitung der rechtsextremen Inhalte.

Dies sind nur einige aktuelle Beispiele seiner rechtsextremen „Karriere“.

Raik Helm am 22.10.2023 bei einer Neonazi-Kundgebungen in Celle (Quelle: recherche-nord)

Gefahr für den Campus und darüber hinaus
Im Juni 2023 fiel Helm erstmals durch eine von „Ruhrgebiet Aktiv“ organisierte Wanderung auf, die unter dem Vorwand einer harmlosen Freizeitbeschäftigung als Mittel zur ideologischen Stärkung und Vernetzung innerhalb der rechtsextremen Szene genutzt wurde. Als Gründungsmitglied der Gruppe ist Helm maßgeblich an deren Aktivitäten beteiligt. „Ruhrgebiet Aktiv“ dient dabei nicht nur der Verbreitung von Propaganda, sondern auch der Rekrutierung neuer Mitglieder und der Mobilisierung für rechtsextreme Aktionen.

Raik Helm im „White-Boy-Summer“-T-Shirt der rechtsextremen Gruppierung Heimat Dortmund.

Er betreut zudem den YouTube-Kanal „nkieztv“, eine Abkürzung für „Nazikiez-TV“, und ist für den Schnitt der dort veröffentlichten Videos verantwortlich. Unter dem Decknamen „Raik Galea“ – eine Anspielung auf das lateinische Wort für „Helm“ – agiert er auf sozialen Medien, um rechtsextreme Inhalte zu verbreiten und weitere Sympathisanten zu gewinnen. Seine Aktivitäten sind Teil einer größeren Strategie, rechtsextreme Netzwerke zu stärken und Einfluss im gesellschaftlichen Diskurs zu gewinnen, was eine erhebliche Gefahr für das demokratische und sichere Klima an der RUB darstellt.

 

Keine Toleranz für Neonazis an der RUB!
Die Präsenz von Raik Helm an der Ruhr-Universität Bochum ist inakzeptabel. Seine Verbindungen zur Dortmunder Naziszene, seine Führungsrolle bei „Ruhrgebiet Aktiv“ und seine offene Propagierung rechtsextremer Inhalte stellen eine Bedrohung für die Sicherheit und das demokratische Klima auf dem Campus dar. Wir werden es nicht hinnehmen, dass hier ein gewaltbereiter Neonazi mit Steuergeldern für den Schuldienst ausgebildet wird.

Zeigt Raik Helm, dass er an der RUB nicht willkommen ist!
Kein Platz für rechtsextreme Ideologien auf dem Campus!

RechercheBO
08.01.2025

Ein Überblick: Die extreme Rechte in Bochum im Sommer 2024

Die 3000 Menschen, die mit uns kürzlich gemeinsam gegen Rechts auf der Straße waren, sind ein ermutigendes Zeichen. Ebenso die mutigen und engagierten Anwohner*innen, die sich gerade gegen die Nazikneipe „Linie 5“ wehren. Bochum ist stabil und muss jetzt beweisen, dass es stabil bleibt – trotz alledem!

Wir haben das Alsenstraßenfest zum Anlass genommen, interessierten Menschen einen Überblick über extrem rechte Strukturen in Bochum zu geben. Dazu haben wir einen übersichtlichen Infoflyer erstellt, der in aller Kürze die relevanten Strukturen skizziert:

Hier noch einmal in Textform:

Alternative für Deutschland und Junge Alternative (AfD & JA)

Der AfD-Kreisverband Bochum fällt gelegentlich mit Wahlkampfständen in der Innenstadt oder in Bochumer Stadtteilen auf, wo er oft mit Gegenprotest konfrontiert ist. Der Bochumer AfD-Landtagsabgeordnete und Kreissprecher Christian Loose als ehemaliger RWE- Controller vertritt rassistische, marktradikale Positionen und umweltfeindliche Positionen. Auch wenn er weniger verbalradikal als Höcke auftritt, hält er trotz all der menschenverachtenden Aussagen und Pläne seiner Parteikameraden dieser in großen

Teile neofaschistischen Partei die Treue. Das durch antifaschistische Recherche und Protest verhinderte AfD-Geheimtreffen bei Mutter Wittig am 22.5.2024 zeigt weiterhin, dass auch der Dortmunder Bundestagsabgeordnete Matthias Helferich in Bochum versucht sein Netzwerk auszubauen. Das selbsternannte „freundliche Gesicht des NS“ ist ein Höcke-Vertrauter und versucht in Bochum insbesondere den rechten Nachwuchs der „Jungen Alternative“ (JA) an sich zu binden. Die JA in Bochum wird vom Wattenscheider Leon Biallawons geleitet, der ebenso wie Helferich die Ideen von Massendeportationen („ millionenfache Remigration“) vertritt und diese auch mittels Aufklebern verbreitet. Für mehr Informationen: http://afd- watch-bochum.net/

Die Heimat (ehem. NPD)

„Die Heimat“ war im letzten Wahlkampf nahezu unsichtbar, was auch mit der AfD und der klammen Kasse der Partei zu tun hat. Die Umbenennung im Jahr 2023 erfolgte aus strategischen Gründen und sollte nach einem langjährigen Niedergang einen Neustart markieren. Davon ist in NRW jedoch nichts zu merken. Nach wie vor wird die mittlerweile von der Parteienfinanzierung ausgeschlossene Partei vom Wattenscheid Claus Cremer geführt. Dieser unterhält enge Kontakte zu den gewalttätigen Dortmunder Neonazis und sitzt für diese im Dortmunder Rat, nachdem er zuvor aus dem Bochumer Stadtrat geflogen war. Mittlerweile gibt es jüngere Neonazis in Bochum, die in gewissen Bochumer Stadtteilen Naziaufkleber verteilen. Recherchen dazu laufen.

Die Nazikneipe „Linie 5“

Nachdem die Pächterinnen Monja Oberländer und Rosalie Meuche die Traditionskneipe „Linie 5“ im Sommer 2021 übernahmen kam es in unregelmäßigen Abständen zu Vorfällen und Treffen, die aufmerksame Beobachter*innen und Anwohner*innen bereits hellhörig werden ließ. Für die Öffentlichkeit klar lag der Fall nach dem dokumentierten Nazikonzert der Rechtsrockband

„Kategorie C“ am 22. Juni 2024. Zwei Wochen später fanden sich erneut eine gewaltbereite Neonazigruppierung und rechtsoffene Rockerstrukturen in der Kneipe ein. Seitdem wurden nahezu wöchentlich weitere Verbindungen in die rechte und gewaltaffine Szene bekannt. In Reaktion auf die rechten Umtriebe gründete sich die Nachbarschaftsinitiative „Klare Linie gegen Rechts“ (https://klarelinie.noblogs.org/). Mittlerweile öffnet die Kneipe nur noch unregelmäßig und die Gäste bleiben aus. Wir alle kämpfen weiter für eine Traditionskneipe „Linie 5“ in der alle Menschen willkommen sind.

Die extreme Rechte in der Einwanderungsgesellschaft

Selbstverständlich existieren rechte, autoritäre Strukturen auch in migrantischen Milieus, die jedoch häufig unterhalb des Radars der deutschen Mehrheitsgesellschaft bleiben. Die in der Humboldtstraße angesiedelte „Islamische Gemeinschaft Milli Görüs“ strebt eine „gerechte Ordnung“ nach islamischen Prinzipien an. Die in Dahlhausen ansässige „Bochum Ülkucü Ocagi“ gehört der „Türkischen Federation“ an. Sie stehen der türkisch-nationalistischen Partei MHP nah, sind gewaltbereit und rekrutieren junge Menschen für die „Grauen Wölfe“. Die „MuslimStudentsNRW“ steht der islamistischen Furkan- Bewegung nah und propagiert eine autoritäre Gesellschaft auf Grundlage der Scharia. Sie warb zuletzt sogar an der RUB um junge Muslim*innen. Der „Islamische Kulturverein Bochum“ plant eine große Moschee in Bochum, verfügt jedoch über personelle und strukturelle Verbindungen zur Muslimbruderschaft und zu salafistischen Gruppen.

Wast tun?

Einmal durchatmen und dann aktiv werden. Entweder ihr bildet mit Freund*innen einen Freundeskreis gegen Rechts oder ihr schließt euch einer der zahlreichen Gruppierungen in Bochum an, die bereits gegen Rechts aktiv sind (Antifagruppen, Omas gegen Rechts, Bündnis gegen Rechts, Antifa Café, Parteijugenden…). Ihr könnte aber auch ganz alleine aktiv sein: bleibt stabil und sorgt mit Gesprächen und Argumenten dafür, dass euer Umfeld es auch tut. Reißt Nazipropaganda ab und sorgt mit Aufklebern und anderen Dingen dafür, dass Nazis keine Wirkung entfalten können. Ihr könnt rechte Übergriffe oder Informationen über Täter melden: antifalinke@riseup[dot]net. Für mehr Infos hier lang: antifabochum.noblogs.org.

Nie wieder Faschismus! Dafür lasst uns gemeinsam kämpfen!

 

 

Update III zur Linie 5: „Das hast du nun davon!“

Es zeichnet sich ein immer klareres Bild um die Bochumer Kneipe „Linie 5“. Immer wieder tauchen neue Informationen und Beweise auf, die das Ausmaß der extrem rechten Vernetzung und die bewusste Verharmlosung durch die Betreiber*innen offenlegen.

Musikvideo-Sequenz von Hannes Ostendorf in der Linie 5

Jüngst ist ein Musikvideo des Frontsängers der Rechtsrockband „Kategorie C“, Hannes Ostendorf, aufgetaucht, das deutlicher nicht sein könnte. Veröffentlicht wurde das Video am 16. Juni auf seinem Telegram-Kanal und zeigt Ostendorf in der „Linie 5“ gemeinsam mit weiteren rechtsextremen Hooligans aus Düsseldorf. Besonders brisant: Das dokumentierte Konzert von Ostendorf in der Linie 5 fand erst am 22. Juni statt. Dies beweist, dass Ostendorf regelmäßig in der Kneipe verkehrte und dass die Behauptungen der Betreiberinnen, die Band sei „Unbekannt“ gewesen, nicht haltbar sind. Die Linie 5 ist seit der Übernahme durch die neuen Betreiberinnen ein fester Bestandteil der rechten Szene.

Bei Instagram ist seit einigen Tagen ein neuer Account der „Linie 5“ erschienen, auf dem  mittlerweile offen Stellung bezogen wird. Dieser Account bestätigt das Konzert, das zuvor noch heruntergespielt wurde, und zeigt eine neue, kämpferische Haltung. Der Account ließ zudem Verlautbarungen, dass der alte Linie-5-Account „gehackt“ worden sein soll. Beide Accounts existieren nebeneinander. Nicht nur kommunikativ scheint es dort nun chaotisch zu laufen.

Weitere Recherchen zeigen, wie tief und langwierig die Verbindungen zur rechten Szene sind. Sie gehen weit über die Betreiberin Monja Oberfeld hinaus.
Ein weiteres Foto zeigt den Mann der zweiten Mitbetreiberin, Rosalie Meuche, Tobias Meuche mit einer „Kategorie C“-Bauchtasche. Damit wird klar: Auch er ist Fan der Rechtsrockband. Seine Aktivitäten auf Facebook und seine frühere Zugehörigkeit zur „Road Crew“ der rechtsoffenen Skinhead-Band „Barking Dogs“ belegen auch seine Eingebundenheit in die gewaltbereite rechte Szene.

Der Mann von Monja Oberfeld, Marco ist derzeit offenbar Teil der Rockerclique „O.A.O.V.“, zu der auch Thorsten Sallay gehört, der bereits mehrfach erwähnte bekannte Akteur der rechten Hooligan-Szene. Dies belegen Accessoires dieser Gruppierung in seiner Wohnung.

Die Enthüllungen der letzten Wochen und der zunehmende Druck aus der Öffentlichkeit scheinen auch innerhalb der rechten Szene und der „Linie 5“ zu Spannungen zu führen.
Uns wurden ein Chatverlauf zugespielt, den wir hier veröffentlichen. In den Sprachnachrichten wird. deutlich, dass die Betreiber*innen der „Linie 5“ eine Bekanntschaft zu Hannes Ostendorf und seiner Partnerin Tanja pflegen. Es ist die Rede davon, dass man sich bei Tanja melden könnte, Ostendorf selbst betont mehrmals, dass es nichts zur Sache täte, ob er bei einer Party eingeladen war oder nicht und zudem ärgert er sich darüber, dass die Leute vor der Tür „nichts verloren“ hatten. Diese Nachrichten zeigen eindeutig was wir die letzten Monate dokumentieren und veröffentlichen.

Immer mehr Fakten liegen auf dem Tisch. Die „Linie 5“ ist kein unschuldiger Treffpunkt, sondern ein Ort, an dem sich die rechtsextreme Szene sicher und ungestört fühlt. Die beiden Betreiber*innen mitsamt ihren Partnern sind seit Jahren Teil der Szene und können selbstverständlich kein Interesse daran zu haben, sich von dieser Szene zu distanzieren. Die Stadt Bochum steht weiterhin in der Verantwortung, endlich konsequent zu handeln. Die Nachbarschaft hat bereits angefangen, sich zu wehren – es ist Zeit, dass die Stadt und ihre Behörden folgen.

Antifaschistische Linke Bochum,
August 2024