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„Querdenken“ den Tag versauen!

Morgen (27.03.21) wollen sich erneut Verschwörungsideolog*innen des Bochumer „Querdenken“ Ablegers in der Innenstadt treffen und einen Demonstrationszug abhalten.

Bereits an den letzten Samstagen fanden derartige Aufzüge vom Dr. Ruer Platz über das Ordnungsamt am Musikforum zum Rathaus statt. Dabei wurden Postkarten mit Forderungen der Verschwörungstheoretiker*innen in die Briefkästen von städtischen Einrichtungen geworfen. Auch letzte Woche Mittwoch (16.03.21) hatte „Querdenken 234“ eine derartige Veranstaltung geplant. Dabei sollte zusätzlich zu den städtischen Briefkästen auch der Briefkasten des „Stadtspiegels“ mit Postkarten gefüllt werden. Unmut hatte die Zeitung bei den selbsternannten „Querdenker*innen“ erzeugt, weil sie einen kritischen Artikel über die Gruppe veröffentlichte. Der klägliche Versuch Zensur auszuüben und die Presse einzuschüchtern scheiterte an der Teilnehmendenzahl, die grade mal bei 20 lag und den Veranstalter dazu bewegte den geplanten Marsch abzusagen. QuerdeEs ist gut möglich, dass der Besuch beim „Stadtspiegel“ am morgigen Samstag nachgeholt werden soll.

Auch wenn bei der letzten Aktion von „Querdenken“ die Teilnehmendenzahl derart niedrig war, sollten wir im Hinterkopf behalten, dass letzten Samstag tausende Verschwörungstheoretiker*innen ohne Polizeibegleitung und Maske durch Kassel marschierten. Genau wie im Sommer in Berlin versagte der deutsche Sicherheitsapparat und den Verschwörungstheoretiker*innen und mitmarschierenden Neonazis wurde der Weg durch die Cops freigeprügelt, obwohl die Demonstration verboten war.

Auch „Querdenken 234“ rief zur dieser Veranstaltung in Kassel auf und wird sich durch die dort entstandenen Bilder bestärkt fühlen – diesen Zahn sollten wir ihnen direkt wieder ziehen!

Bochumer Antifaschist*innen haben immer wieder dafür gesorgt, dass Verschwörungstheoretiker*innen aller Couleur in unserer Stadt keinen Fuß auf den Boden bekommen. Lasst uns dafür sorgen, dass sie das auch morgen vergessen können!

Wir rufen euch dazu auf ab 15 Uhr in die Bochumer Innenstadt zu kommen und mit kreativen Aktionen aller Art ein Zeichen gegen Pandemie-Leugner*innen und Antisemit*innen zu setzen. Schnappt euch eure Bluetooth-Box oder eure Kochtöpfe und Löffel, malt Schilder, seid laut und zeigt „Querdenken“, dass Bochum keinen Bock auf sie hat!

Achtet dabei auf Abstände, tragt medizinische Masken und passt aufeinander auf!

Querdenken“ den Tag versauen!

Wir sehen uns morgen auf der Straße!

Antifa 4630

Solidarisch & entschlossen – Ab aufs Rad gegen Schwurbel Autokorsos

 

Am 03.03.2021 wollen die Verschwörungstheoretiker*innen von „Querdenken“ einen Autokorso durch Bochum veranstalten. Dieses Konzept kennen wir bereits aus mehreren anderen Städten. Der letzte Autokorso am Samstag (23.02.) in Dortmund wurde durch antifaschistische Intervention zum Stillstand gebracht. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass auch der Zug durch Bochum ein Desaster wird.

Auffallend ist dass der Aufruf zur Veranstaltung von „Querdenken 211“ aus Düsseldorf beworben und initiiert wird. Dies könnte dazu führen, dass auch aus anderen Städten Verschwörungsideolog*innen nach Bochum kommen, um an dem Autokorso teilzunehmen. Die Bochumer Querdenken Gruppe bewirbt ebenfalls den Corso.

Ob zu Fuß oder im Auto, wir haben kein Bock auf antsemitische Verschwörungsideolog*innen auf Bochums Straßen! Lasst uns ihnen gemeinsam den Autokorso versauen und ihnen keinen Meter geben!

Der Startpunkt von „Querdenken“ ist um 18.00 Uhr auf dem Kirmesplatz auf der Castroper Straße. Abfahrt ist für 19.00 Uhr geplant.
Wir rufen euch dazu auf, euch auf eure Fahrräder zu schwingen und eine Radtour rund um den Kirmesplatz machen. Wir haben bereits in Hamburg, Dresden und in Dortmund gesehen, wie wirkungsvoll Störungen durch Fahrradfahrer*innen sein können.
Tragt Masken, bewegt euch in Kleingruppen, bleibt mobil!
Achtet auf verkehrssichere Fahrräder und denkt auch an ein Fahrradlicht, da es im Laufe der Veranstaltung dunkel werden wird. Wir wollen den Cops keinen Vorwand liefern Fahrradfahrer*innen zu stoppen.

Achtet auf euch und auf andere! Es ist möglich, dass sich aggressive Autofahrer*innen unter den Teilnehmenden des Autokorsos befinden. In Dortmund wurden Gegensdemonstrant*innen mit einem Baseballschläger bedroht und bei einer späteren Kontrolle eine Machete in einem Auto gefunden.

Wir sehen uns auf der Straße!

Antifa 4630

Antifa Report Februar 2021

Antifa Report 2021

Seit unserem letzten Antifa Report aus dem September 2020, ist einiges passiert in rechten Szene auf lokaler Ebene. Da waren die Kommunalwahlen, diverse verschwörungsideologische Veranstaltungen, sowie Interventionen gegen lokale Neonazis.

Neben den Aktionen die sich gegen die extreme Rechte richteten, wurden auch einige Solidaritäts- und Gedenkaktionen initiiert. So nahmen am 13. September 2020 50 Menschen am jährlichen Gedenken an die Bochumer Widerstandskämpfer*innen teil. Im Rahmen der Räumung des queer-feministischen Hausprojekts Liebig 34 wurde die Antoniuskirche in Bochum West kurzweilig besetzt. Wir haben uns mit den Protesten in Belarus und den Menschen im Flüchtlingslager Moria solidarisiert und ein Gedenken für Josef Anton Gera durchgeführt, welcher 1997 von Neonazis in Bochum ermordet wurde.Bereits in diesem Jahr haben wir anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz eine Plakataktion im Bochumer Stadtgebiet durchgeführt, dem Bochumer Widerstandskämpfer Erich Schröder gedacht und am vergangenen Samstag ein Graffiti in Gedenekn an den rassistischen Terroranschlag von Hanau gemalt.

Rassimus tötet – Graffiti in Gedenken an den rassitsichen Terroranschlag von Hanau I

Der Fokus dieses Berichts liegt allerdings, wie gehabt, auf den Aktivitäten der extremen Rechten in Bochum.

Die Kommunalwahlen 2020 – in Bochum bleibt der große Erfolg für die rechten Parteien aus

Am 13. September 2020 fanden in ganz NRW die Kommunalwahlen statt. In Bochum ging es dabei unter anderem um die Wahl des/der Oberbürgermeister*in, des Rates, sowie des Ruhrparlaments.

Ergebnis Komunalwahl Bochum 2020

NPD Bochum

Symbolbild NPD Bochum

Für die Bochumer NPD war diese Wahl ein Desaster. Sie konnte zwar im Vergleich zur Europawahl 2019 einen geringen Stimmzuwachs verzeichnen, hat aber verglichen mit den letzten Kommunalwahlen deutlich weniger Zustimmung aus der Bevölkerung bekommen und musste somit ihre zwei Plätze im Rat der Stadt räumen.

Der ehemalige Stadtrat Francis Marin verkündete daraufhin enttäuscht das Ende seiner politischen “Karriere”. Wie Ernst dieses “Ende” zu nehmen ist, zeigte er bereits kurze Zeit später, als er am 17. Oktober 2020 an einer NPD-Kundgebung in Bremerhaven teilnahm. Nach der Kommunalwahl nahmen die Aktivitäten der NPD auch aprupt ab. Das fehlende Geld und die fehlenden Räumlichkeiten machten sich schnell bemerkbar. Von der groß angekündigten außerparlamentarischen Offensive ist bisher nicht viel zu sehen. Trotzdem müssen wir davon ausgehen, dass im Hinblick auf die Bundestagswahl im kommenden Herbst auch die NPD wieder häufiger Aktionen durchführen wird.

Apropos NPD: Diese hielt am 15.11.2020 wie auch schon in den vergangenen Jahren ein Heldengedenken ab. Dieses Mal waren sie im Volkspark Günnigfeld in Wattenscheid. Mit von der Partie waren unter anderem Detlef Fergee aus Essen/Mülheim, Claus Cremer, Marco vom Brocke, Shauna-Charis Seidel sowie Karsten Römhild.

AfD Bochum

Auch die Bochumer AfD musste mit ihrem Ergebnis von 5,62% bei der Bezirksvertretungs- sowie der Ratswahl, im Vergleich zur Europawahl 2019 ca. ein Drittel der damals erreichten Stimmen einbüßen. Der Negativtrend bei den Wahlergebnissen der Partei setzt sich also auch auf lokaler Ebene fort und wird hoffentlich auch bei der Bundestagswahl in diesem Jahr keinen Aufwärtstrend erfahren. Die AfD konnte allerdings verglichen mit der letzten Kommunalwahl 2014 einige Wähler*innen gewinnen und hat somit die zwei von der NPD verlorenen Plätze im Rat übernommen und auf fünf aufgestockt.
Gabriele Walger-Demolsky und Christian Loose mussten allerdings ihre Positionen räumen und machten Platz für neue Leute. Aktuell sitzen im Rat also die Neulinge Markus Schröder, Nicole Scheer, Christian Krampitz und Lars Schmidt, sowie Jens Wittbrodt, welcher schon vorher für die AfD im Rat saß.

Eine ausfühliche Analyse zu den Wahlergebnissen der AfD bei dieser Wahl gibts hier: https://afdwatchbo.noblogs.org/post/2020/09/28/wahlanalyse-zur-kommunalwahl-2020-in-bochum/

 Bürger-Aufbruch

Als außerparlamentarische Vorfeld Organisation der AfD versucht sich seit einigen Wochen eine Gruppierung mit dem Namen “Bürger-Aufbruch”. Diese Gruppe erinnert sowohl vom Auftreten, als auch von den verwendeten Layouts stark an die Identitäre Bewegung. Dies liegt maßgeblich daran, dass die ehemaligen IB Akteure aus Bochum und Umgebung auch für die neue “Gruppierung” vernantwortlich sind. Zu ihnen zählt u.a. Noah von Stein, der auch bei der Jungen Alternativen Arnsberg aktiv ist. Ebenfalls kann ein junger Mann der “Bürgerbewegung Aufbruch” zugeordnet werden, der am 21.11.2020 am Rande der Querdenken Veranstaltung am Kirmesplatz mehfach Auseinandersetzungen mit Antifaschist*innen suchte. Neben Flyersteckaktionen und Banneraktionen an der Ruhr Universität Bochum und in Witten, veranstalteten sie am 29.01.2021 eine kleine Aktion in der Bochumer Innenstadt, um gegen den “anbahnenden Niedergang des Mittelstandes” zu protestieren. Dazu stellten sie Schilder und Grabkerzen vor Geschäften auf, die aufgrund des Corona Lockdown momentan geschlossen sind.

Querdenken 234

Nach Vorbild der Organisation “Querdenken 711” aus Stuttgart, hat sich im Herbst letzten Jahres auch in Bochum ein Ableger der verschwörungsideologischen Gruppe gegründet. Groß angekündigt war ihre erste eigene Aktion im Bochumer Bermudadreieck, letztendlich haben es jedoch nur ca. 20, in weißen Maleranzügen gekleidete Personen zum Treffpunkt geschafft – ein schwacher Start für die Corona-leugner*innen.
Mit Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen, spitzte sich allerdings auch die Situation mit deren Gegner*innen zu. Nur zwei Wochen nach ihrem Auftakt stieg die Anzahl der Coronaleugner*innen auf das 6-fache an. So liefen sie am 7. November bereits mit ca. 120 Anhänger*innen, ausgerüstet mit Trommeln durch die Bochumer Innenstadt.
Gegen Ende ihres Spaziergangs gesellte sich auch Bastian Hans, von der Bochumer IB zu der sektenähnichen Gruppe dazu.

Nachdem die Woche darauf knapp 200 Leute mit ihnen durch die Stadt spazierten, sammelten sich am 21. November 2020 ca. 1000 Menschen beim “Fest für Frieden, Freiheit und Liebe” auf dem Kirmesplatz an der Castroper Straße. Mobilisiert wurde für diese Veranstaltung unter anderem auch von Seiten der Bochumer NPD, welche auch durch ihre Anwesenheit unterstützte. So waren unter anderem Claus Cremer und Dennis Bieckhofe aus Dülmen vor Ort. Des Weiteren gesellten sich auch einige Mitglieder der Bruderschaft und Schwesternschaft Deutschland zu der kruden Menschenmenge. Unter anderem waren Sabrina und Michael Wehnes aus Herne, sowie Kai Kratochvil aus Düsseldorf anwesend. Nach der Rede von Querdenken Initiator Michael Ballweg leerte sich der Platz allerdings schnell und so war gegen Ende der Veranstalltung nur noch ein Bruchteil der anfänglich anwesenden Personen vor Ort. Ebenfalls einen Redebeitrag hielt der Bochumer Arzt Andreas Triebel. Gegen Triebel läuft momentan ein Verfahren, da er wohl auffällig häufig Atteste ausstellte, die das Nicht-Tragen einer Mund-Nasen Maske erlaubten. So kam es auch zu einer Razzia in seiner Praxis an der Dorstener Straße.
Begleitet wurde die ganze Veranstaltung von einem breiten Gegenprotest aus verschiedenen antifaschistischen Zusammenhängen, an dem sich insgesamt ca. 600 Personen beteiligten, die sich um den Kirmesplatz positionierten.

Nach ihrem großen “Fest”, bei dem Querdenken 234 – vermutlich vor allem durch die Anwesenheit Ballwegs – einen recht großen Zuspruch bekam, schrumpfte die Zahl der Anhänger*innen dieser Veranstaltungen. Seit dem Dezember 2020 nehmen relativ kontinuierich ca. 60 Personen an den mittlerweile ziemlich unspektakulären Querdenken Kundgebungen teil (es wurde regelmäßig auf antifabochum.noblogs.org berichtet). Trotzdem kann festgehalten werden, dass “Querdenken234” in ihrem kurzen Dasein mehrfach Neonazis und extreme Rechte auf ihren Veranstaltungen duldete, antisemitische Narrative verbreitet und mehrfach die Verbrechen des Nationalsozialismus durch geschmacklose Vergleiche relativierte. So wie am 21.11.2020 als eine Rednerin die Corona Maßnahmen der Bundesregierung und insbesondere das Tragen einer Mund-Nasen Maske mit den Vebrechen und Menschenversuchen von Josef Mengele zu Zeiten des Nationalsozialismus verglich.

Für den Erhalt der Freiheit” mit der Bruderschaft Deutschland:

Auch bei den seit Mai 2020 stattfindenden “Für den Erhalt der Freiheit” Kundgebungen gab es im letzten Monat ein paar spannende Ereignisse. Die im großen und ganzen recht unspektakulären Kundgebungen auf dem Bochumer Husemannplatz hatten Anfang dieses Jahres Besuch von der “Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland”.
Nachdem über die örtliche verschwörungsideologische Telegramgruppen zum sogenannten “D-Day 2.0” mobilisiert wurde, nahmen am 2. Januar 2021 ca. 25 Personen der “Bruderschaft und Schwesternschaft Deutschland”, sowie “NRW stellt sich quer” an der Kundgebung auf dem Bochumer Husemannplatz teil – darunter unter anderem Sabrina und Michael Wehnes aus Herne, welche die Bruderschaft/Schwesternschaft auch schon am 21.11.2020 auf dem Kirmesplatz repräsentierten. Sie positionierten sich rund um den Husemannplatz und bauten ein extremes Bedrohungsszenario auf. Gegen Abend mussten sie allerdings einen Dämpfer hinnehmen, als ihnen eine Gruppe Unbekannter eine offensive Ansage machte und es kurz zu einer körperlichen Auseiandersetzung kam.
Trotz einer Distanzierung seitens der Organisator*innen der Kundgebung gegenüber der Bruderschaft und Schwesternschaft tauchten auch eine Woche später ca. 35 Anhänger*innen der rechten Gruppierungen auf. Diesmal mit Unterstützung der Steeler Jungs, welche sich vorab am Bahnhof Essen Steele-Ost trafen und sich mit 6 PKWs auf den Weg Richtung Bochum machten. Doch auch bei ihrem zweiten Versuch ein Bedrohungsszenario in der Innenstadt aufzubauen, mussten sie eine Rückschlag hinnehmen. Von Beginn an wurde die Kundgebung von einem maßiven Polizeiaufgebot umstellt und für den Großteil der Anwesenden Platzverweise ausgesprochen. Die Anwesenden Nazis kamen an diesem Tag aus Essen, Mülheim, Düsseldorf, Herne und Köln.
Als Initiator*innen der Besuche können Sabrina und Michael Wehnes gesehen werden. Sabrina Wehnes ist die Präsidentin der Schwesternschaft Deutschland und war bereits 2019 die Anmelderin von extrem rechten Aufmärschen in unserer Nachbarstadt Herne. Ihr Mann Michael ist ebenso Teil der Bruderschaft Deutschland und besucht seit Jahren extrem rechte Veranstaltungen. Beide fuhren auch am 03.10.2020 zum Aufmarsch des neonazistischen Kleinstpartei III. Weg nach Berlin.

Die “Für den Erhalt der Freiheit”-Kundgebungen rund um den Organisator Peter Florian scheinen immer weniger Anklang zu finden. So haben sich beispielsweise am Samstag den 6.2.2021 nur zwei einsame “Freiheitskämper” auf dem Husemannplatz getroffen, um die Passant*innen mit ihren verschwörungtheoretischen Ansichten zu beschallen. Peter Florian stammt aus dem Umfeld des aufgrund von sexuellen Übergriffen in Verruf gekommenen Schumacher Clubs in Bochum. U.a. wird auch eine Anlage aus dem Club für die verschwörungsideologischen Veranstaltungen genutzt.

Was seit Beginn der Corona Pandemie immer häufiger vorkommt, ist verschwörungsideologische Propaganda. Ob in Form von Schmierereien, kleinen Flugzetteln, proffesionell gedruckten Flyern oder Aufklebern. Teilweise wurden “impfkritische” Flyer massenhaft in Bochumer Stadtteilen verteilt. Die Ausgabe ist u.a. von der Orgagruppe von “Querdenken234” organisiert wordn.

Neonazi-Pärchen in Altenbochum geoutet:

Andre Fuhr und Marnie Wachmann

In der Nacht auf den 23. November 2020 wurden in Bochum die Neonazis Marnie Janice Wachmann und ihr Freund Andre Fuhr geoutet. Wachmann, die sich seit Jahren in extrem rechten Kreisen bewegt, wohnt im Freigrafendamm 19 in Altenbochum. Sie ist, genau wie ihr Partner Fuhr seit Jahren Teil der Dortmunder Neonazi-Szene und war aktiv bei der aufgelösten Nazikameradschaft AG West. Nach dem Outing ist Fuhr offiziell nach Bochum gezogen. Trotz des Umzugs sind beide Teil der neugegründeten Nazikameradschaft “Tremonia Kollektiv” und pflegen weiterhin Kontakte zu diversen bekannten Persönlichkeiten aus der extremen Rechten, wie dem verurteilten Neonazi und Mörder Sven Kahlin, der 2005 den Punker Thomas Schulz ermordete.
Andre Fuhr stand 2018 wegen plakatieren von Bildern seiner politischen Gegner*innen vor Gericht und hat unter anderem beim Kampf der Nibelungen, dem größten Kampfsport-Event der extremen Rechten, teilgenommen.

Fuhr war auch bei der Hygienedemo am 29. August 2020 in Berlin vor Ort und mit einer Dortmunder Nazi-Reisegruppe auf der Suche nach körperlichen Auseinandersetzungen. Ähnlich offensiv bewegen sich beide neuerdings in Altenbochum. So sind seit Januar durch die beiden Nazischmierereien und Aufkleber rund um den Freigrafendamm angebracht worden und Anwohner*innen werden bedroht. Neben dem Outing als antifaschistische Intervention, welches zum Verlust des Jobs bei Marnie Wachmann führte, ist auch mehrfach das Wohnhaus etwas aufgehübscht worden. Im selben Wohnhaus trainieren Wachmann und Fuhr auf dem Dachboden Kampfsport.

Ausblick

Zusammengefasst lässt sich wohl sagen, dass die letzten Monate für die extreme Rechte in Bochum nicht sonderlich erfolgreich waren, was auch ruhig so bleiben kann. Geht also weiterhin auf die Straße, wenn Neonazis oder Verschwörungstheoretiker*innen versuchen in eurer Stadt Fuß zu fassen!
Für die kommenden Bundestagswahl im September 2021 muss es für alle Bochumer Antifaschist*innen das Ziel sein, die AfD lokal auf unter 5% zu drücken. Das Ergebnis der letzten Kommunalwahl von 5,6% macht Hoffnung, auch wenn die Wahlbeteiligung sicherlich eine andere sein wird. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten wir am besten schon jetzt mit dem Wahlkampf beginnen und in die Viertel gehen, die wir nicht unsere Komfortzonen nennen können.

Antifa ist Handarbeit – auch 2021!

Antifaschistische Linke Bochum,
Februar 2021

50 Personen bei Protest gegen Nazis und Verschwörungsmythen

Mundschutz statt Grenzschutz am 16.01.2021 in Bochum

Heute protestierten ca. 50 Antifaschist*innen gegen Nazis und Verschwörungsmythen auf dem Bochumer Husemannplatz. Die Kundgebung wurde präventiv von Ende Gelände Bochum angemeldet, um einem möglichen Auftreten der Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland entgegenwirken zu können.

Im Gegensatz zu den letzten beiden Samstagen sind jedoch Personen aus dem klassischen Neonazi Spektrum nicht erschienen.

Während auf dem Husemannplatz ca. 5-10 Personen einer verschwörungideologischen Kundgebung damit beschäftigt waren Kreideparolen, die sich gegen sie richteten, zu entfernen, fanden sich auf dem Dr. Ruer Platz ca 60 Personen bei einer Kundgebung von Querdenken ein. Die Querdenker*innen, die  am 21.11.2020 ebenfalls Neonazis der Bruderschaft Deutschland und der NPD duldeten, konnten in der Zwischenzeit eine weitere Ärztin auftreiben, die Atteste zum Aufheben der Maskenpflicht erstellt. Dabei handelt es sich um Radime Farhumand aus Gelsenkirchen. Zuvor ist der in Bochum praktizierende Arzt Andreas Triebel durch das Erstellen von Attesten auffällig geworden. Er hielt mehrfach Redebeiträge auf Kundgebungen von Querdenken234. Farhumand tat es ihm heute gleich.

Eine wirkliche Dynamik kam heute nicht auf, sodass die antifaschistische Kundgebung gegen 16:30 Uhr beendet wurde. Nennenswert bleibt ansonsten ein Tumult bei der Querdenken Kundgebung, nachdem ein Mitarbeiter des Ordnungsamts von einem Querdenker attackiert wurde. Dieser wurde danach von der Polizei festgenommen.

Fotos vom Gegenprotet:

 

Antifaschistische Linke Bochum,
Januar 2021

Erneut Neonazis von der Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland in Bochum

Kleiner Gegenportest in Bochum am 09.01.2020

Am Samstag, den 09.01.2021, kamen wie zu erwarten erneut Neonazis von der Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland nach Bochum. Ab 15:00 Uhr fand eine verschwörungsideologische Kundgebung auf dem Husemannplatz statt, der sie beiwohnen wollten. Bereits letzte Woche kamen Mitglieder der Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland nach Bochum, um diese Kundgebung zu „schützen“. Da am 02.01.2021 das aufgebaute Bedrohungsszenario nicht von der Polizei unterbunden wurde, mussten Bochumer Bürger*innen dagegen aktiv werden. Wir berichteten darüber.

Bruderschaft Deutschland in Bochum am 09.01.2021 Foto: Infozentrale

In der Zwischenzeit distanzierten sich die Organisator*innen vorab von ihrem Neonazi Besuch. Dies taten sie nicht nur virtuell sondern auch vor Ort, sodass die Polizei dies zum Anlass nahm alle Neonazis aus den Städten Herne, Köln, Mülheim, Düsseldorf und Essen Platzverweise zu erteilen. Einen weiteren Grund dafür lieferten auch mitgebrachte Funkgeräte mit denen sich die anwesenden Neonazis, die in dieser Woche auf ihre Bruderschafts Bomberjacken verzichteten, sowohl an den Zugängen zum Husemannplatz, als auch an verschiedenen Stellen auf der Kortumstraße positionierten, um die Positionen vermeintlicher Linker durchzugeben. Aufgrund der verschiedenen „Standorte“ ist es uns nicht möglich für gestern eine Gesamtzahl der Nazis anzugeben. Es dürfte sich jedoch um ca. 35 Personen gehandelt haben, die aus dem gesamten Ruhrgebiet angereist waren. Unterstützung erhielten sie diesmal höchstwahrscheinlich von den „Steeler Jungs“ aus Essen. Darauf deutet ein Vorabtreffpunkt der Neonazis am S-Bahnhof Essen Steele-Ost um 13.30 Uhr hin. Von dort aus fuhren 6 PKW mit Essener und Mülheimer Kennzeichen Richtung Bochum.

Für die Nazis war der Tag eine Enttäuschung, so führte der „Verrat“ der Verschwörer*innen dazu, dass die Personalien aller anwesenden Neonazis aufgenommen wurden und diese ohne all zu große Selbstinszenierung, jedoch unter ständiger Beobachtung wieder abreisen mussten. Weiterhin fiel die Anlage der Kundgebung aus, sodass auch für die Verschwörer*innen der Tag nicht sonderlich postitiv endete.

Neben dieser Kundgebung fand am nahe gelegenen Dr. Ruer Platz zeitgleich eine Demo von „Querdenken 234“ statt. Diese distanzierten sich ebenfalls von den Neonazis. Der Verlauf dieser Kundgebung wurde vereinzelt durch Zwischenrufe von anwesenden Antifaschist*innen und verärgerten Passant*innen gestört.

Für kommenden Samstag ist erneut mit den verschwörungsideologischen Kundgebungen in der Bochumer Innenstadt zu rechnen. Ob nach dem gestrigen Verlauf erneut Neonazis erscheinen werden, ist unklar. Klar ist hingegen, dass diese Veranstaltungen weiterhin antifaschistisch beobachtet und begleitet werden.

Weitere Fotos der anwesenden Neonazis:

Antifaschistische Linke Bochum,
Januar 2021

Querdenken Bochum schrumpft auf 30 Personen

Querdenken in Bochum am 05.12.2020

Am Samstag, den 05.12.2020, trafen sich wieder Verschwörungstheoretiker*innen vom Bochumer „Querdenken“ Ableger zu einem gemeinsamen Marsch durch die Innenstadt. Diesmal sollte es ein Kerzenmarsch werden. Da offenes Feuer aber durch die Polizei verboten wurde, hängten sich die selbsternannten Querdenker*innen Lichterketten um.

Beim Treffpunkt am Schauspielhaus bewegte sich die Teilnehmendenzahl im einstelligen Bereich und stieg erst kurz vor Beginn der Demonstration auf ca. 30 Menschen an. Zu wenig, um auf der Straße zu laufen und so mussten die Anhänger*innen von Verschwörungsmythen mit dem Gehsteig vorlieb nehmen. Der Marsch verlief ohne größere Zwischenfälle und fand nur aufgrund der abermals massiven Polizeipräsenz Beachtung.
Einige Antifaschist*innen fanden sich an der Route ein und wollten die verschwörungstheoretische Demonstration mit Rufen stören. Dies ließen die Cops allerdings nicht zu und verhinderten eine antifaschistische Begleitung durch Polizeiketten.
Der Demozug machte auf seinem Weg vorbei am Rathaus zum Hauptbahnhof auch kurz Halt bei der von Peter Florian organisierten coranleugneten Veranstaltung am Husemannplatz. Auch hier war die Teilnehmendenzahl im einstelligen Bereich.

Es kann festgehalten werden, dass „Querdenken“ in Bochum nicht wirklich anschlussfähig ist. Nur mit bekannten Gesichtern der Szene, wie Michael Ballweg am 21.11.2020, schafft es die Gruppe etwas mehr Aufmerksamkeit zu erhaschen. Aber das sollte kein Grund sein, das Phänomen „Querdenken“ in Bochum aus den Augen zu lassen. Immer wieder fällt auch „Querdenken 234“ durch Antisemitismus und Holocaust Verharmlosung bei Social Media, ihren Telegramgruppen oder in Redebeiträgen auf. Lasst uns immer wieder zeigen, dass Antisemitismus in Bochum keinen Platz hat! Danke an alle die heute in der Innenstadt waren und den Protest kritisch begleitet haben!

Antifaschistische Linke Bochum,
Dezember 2020

600 Menschen bei Protest gegen Querdenken

Huhu – Gegenprotest in Bochum am 20.11.20 Foto: Infozentrale

Groß angekündigt als „Fest für Frieden, Freiheit und Liebe“ organisierten Anhänger*innen von Verschwöhrungsmythen der Gruppe „Querdenken 234“ am vergangenen Samstag (21.11.2021) eine Kundgebung in Bochum. „Querdenken“ fällt immer wieder durch Zusammenarbeit mit der extremen Rechten und antisemitischen Verschwörungstheorien auf. Die Bochumer Gruppe steht den anderen Ortsgruppen dabei in nichts nach, wie die Veranstaltung am Samstag noch einmal verdeutlichte.

Bereits während der Mobilisierungsphase wurde klar, dass die Veranstalter*innen vor allem auf Masse setzen wollten und dabei auch wenig Probleme mit einer Mobilisierung durch die extreme Rechte hatte. Die NPD teilte den Flyer, mobilisierte zu der Verantaltung und kündigte ihr Kommen an. In einer Pressemitteilung hatten wir bereits darauf hingewiesen, dass sich sowohl die NPD als auch die Nazihooligans aus dem HoGeSa-Spektrum einfinden könnten. So kam es dann auch. Eine öffentliche Distanzierung von „Querdenken 234“ blieb aus.

Der Ort der Veranstaltung blieb lange offen und wurde erst wenige Tage vorher bekannt gegeben. Letztendlich fand die Veranstaltung aufgrund der Coronamaßnahmen nicht wie geplant auf dem Dr. Ruer Plattz sondern auf dem Kirmesplatz an der Castroper Straße statt. Ein geplanter Marsch wurde von der Stadt Bochum und später vom Oberverwaltungsgericht verboten. Dennoch war eine breite Mobilisierung aus antifaschistischer und zivilgesellschaftlicher Sicht notwendig und fand spektrenübergreifend statt. So waren insgesamt ca. 600 Menschen am Gegenprotest beteiligt.

Der Aufbau von Querdenken begann gegen 10 Uhr. Auch Michael Ballweg war früh am Versammlungsort, da er scheinbar die Nacht zuvor in seinem Wohnwagen in der nahe gelegenen Max-Greve Straße übernachtete, wo er noch etwas verschlafen beim Aussteigen begrüßt wurde.

Miachel Ballweg mit seinem Wohnwagen (S: DQ 711) in der Max-Greve Straße in Bochum am 21.11.20

Auf dem Platz fanden sich auch früh die angekündigten Neonazis der örtlichen NPD ein. Claus Cremer, Landesvorsitzender der NPD NRW, sendete teilweise live vom Versammlungsort via Actioncam. Auch eine kleine Delegation der „Bruderschaft Deutschland“ und der „Schwesternschaft Deutschland“ nahm an der Versammlung am Samstag teil. Unter ihnen waren auch Sabrina und Michael Wehnes, die im vergangenen Jahr für die rechten Aufmärsche in Herne verantwortlich waren. Außerdem war unter anderem der rechte Schläger Kai Kratochvil aus Düsseldorf angereist. Die Anwesenden der Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland waren durch ihre bedruckten Bomberjacken deutlich zu erkennen.

Das Auftreten der „Bruderschaft Deutschland“ und der „Schwesternschaft Deutschland“ sowie der NPD wurde dabei von den Veranstalter*innen toleriert. Paradoxerweise beschwerten sich Redner*innen immer wieder darüber, dass „Querdenken“ Gruppen und Veranstaltungen als rechts oder rechtsoffen bezeichnet werden.

Auch im Programm fanden sich etliche Geschmacklosigkeiten der Redner*innen. So behauptete eine Frau auf der Bühne, die Pflicht eine Alltagsmaske zu tragen, sei vergleichbar mit den Experimenten von Josef Mengele im Nationalsozialismus. Diese Äußerung ist an Geschichtsrevisionismus nicht zu überbieten und eine Relativierung des Holocaust und der NS-Verbrechen. Auch hier folgte keine Intervention oder negative Reaktion von Veranstalter*innen oder Polizei.
Alles in allem enttarnte sich die Gruppierung „Querdenken 234“ mit ihrer Veranstaltung selbst als rechtsoffen und antisemitisch. Am Tag nach der Veranstaltung untermauerte „Querdenken 234“ diesen Eindruck noch, denn sie teilten weiter antisemitische Inhalte auf Instagram, die vor einem „Impf Genozid“ warnten oder auf denen die Aussage „Impfen macht frei“ verbreitet wurde. Hier wird sich auf die Aufschrift „Arbeit wird frei“ bezogen, die im Nationalsozialismus über mehreren Konzentrationslagern prangerte.

Der Gegenprotest, der zum Einen bei der Kundgebung am Gersteinring und zum Anderen auch dezentral überall um die verschwörungstheoretische Veranstaltung herum stattfand, zeigte sehr deutlich, dass die Schwurbler*innen auf Bochums Straßen nicht willkommen sind. Es wurden Banner entrollt, es wurden Parolen gerufen und es wurde immer wieder auf den verantwortungsvollen Umgang mit dem tödlichen Virus aufmerksam gemacht. Ein ca. 15 m langes Banner machte klar, wir sind „Gegen jeden Antisemitismus“. Auch im Vorfeld wurde der Veranstaltungsort bereits verschönert. Überall waren Grafittis, Kreidemalereien oder Banner zu sehen. Letztere wurden durch die Polizei abgehängt. Die Personen, die sich an der Castroper Straße positionierten, machten mit ihrer Präsenz ebenfalls deutlich, dass sie die “Quederdenker” nicht tatenlos marschieren lassen würde. Aufgrund der Standkundgebung kam jedoch nur wenig Dynamik auf, sodass sich auch der Gegenprotest aufgrund der niederigen Temperaturen nach ca. 3 Stunden auflöste. Dies lag jedoch auch daran, dass die Polizei mit der Zeit immer mehr Platzverweise aussprach und den nicht angemeldeten Gegenprotest vom Kirmesplatz abdrängte.

Nach der Rede von Michael Ballweg leerte sich auch der Kirmesplatz. Insgesamt gab es wenige Zwischenfälle und der von „Querdenken 234“ erhoffte Anschluss an Großveranstaltungen wie in Berlin und Leipzig blieb aus. Dennoch stellen 1000 Teilnehmende für “Querdenken” einen Erfolg dar. Diese große Anzahl ist zwar größtenteils mit dem Auftritt von Michael Ballweg verbunden, könnte aber für die Akteur*innen ein Motivationsschub leisten.
Somit haltet die Augen offen, begleitet auch die kleineren Veranstaltungen von „Querdenken 234“ und macht Lärm! Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass antisemitische und rechtsoffene Veschwörungstheoretiker*innen in Bochum nicht Fuß fassen können!

Antifaschistische Linke Bochum,
November 2020

Umgebungskarte für den 21.11.2020 in Bochum

Wir haben euch eine Umgebungskarte für die morgigen Aktionen gegen Querdenken fertig gesteltt. Zum jetzigen Zeitpunkt bleibt ein Marsch von Querdenken verboten. Es soll also bei einer Standkundgebung bleiben. Es kann aber sein, dass sie trotzdem versuchen werden zu laufen. Im Internet kursieren bereits indirekte Aufrufe vom Bochumer Hauptbahnhof zum Kirmesplatz an der Castroper Straße zu „spazieren“.

Achtet aufeinander, seid agil und setzt den Querdenker*innen zu!

Umgebungskarte für den 21.11.2020

Verschwörungschronik

Am Samstag (21.11.2020) soll in Bochum eine große Veranstaltung der verschwörungstheoretischen Gruppe „Querdenken 234“ stattfinden. Das Phänomen, das Menschen mit kruden Thesen, die die Existenz von Corona leugnen in vielen Städten auf die Straße gehen und teilweise rassistische und antisemitische Inhalte verbreiten, hat auch vor Bochum nicht halt gemacht. Dies wollen wir zum Anlass nehmen, unsere Beobachtungen zu den Verschwörungstheoretiker*innen verschiedener Gruppen zu dokumentieren.

In Bochum traten Anhänger*innen von Verschwörungsmythen Anfang Mai 2020 zum ersten Mal auf die Straße um gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona Pandemie zu demonstrieren und das Virus zu verharmlosen.
Die Kommunikation fand dabei hauptsächlich über verschiedene Telegram Gruppen statt. Zum einen gründete sich die Gruppe „Bochum für Grundrechte“, die von Einzelpersonen administriert wurde, und die Gruppe „FDG (Freie Deutsche Gesellschaft) Bochum Anti-Corona-Maßnahmen“. Die anarcho-kapitalistische „Freie Deutsche Gesellschaft“ trat dabei in verschiedenen Städten auf, verschwand aber aufgrund der überheblichen Admins und schwindenden Mitgliederzahlen bald in der Bedeutungslosigkeit ohne ihre kruden Ansichten jemals auf die Straße gebracht zu haben.

Anders die Gruppe „Bochum für Grundrechte“, die zu einem „Montagsspaziergang“ am 11.05.2020 am Rathaus mobilisierte. Die Mobilisierung fand zunächst intern statt. Trotzdem hatten Bochumer Antifaschist*innen das in einer öffentlichen Gruppe vereinbarte Treffen auf dem Schirm und konnten neben einigen verwirrten Schwurbler*innen auch örtliche NPD Kader auf dem verschwörungstheoretischen Marsch beobachten und dokumentieren.

Marco vom Brocke, Shauna-Charis Seidel, Andre Lojewski und Claus Cremer kamen direkt aus ihrem Parteibüro zum Spaziergang und nahmen bis zum Ende daran teil. Im Nachgang auf die Nazis in ihren Reihen angesprochen, reagierten die eher bürgerlichen Verschwörungstheoretiker*innen ausweichend und beriefen sich auf die Meinungsfreiheit.
Eine Distanzierung von der NPD und ihren rassistischen und menschenverachtenden Ideen erfolgte nicht.
Insgesamt nahmen circa 30 Personen an dem „Spaziergang“ teil.

Bereits am Samstag davor (09.05.2020) rief eine weitere Gruppe zu einer Kundgebung für den „Erhalt der Freiheit“ am Husemannplatz auf. Die verbreiteten Inhalte reichten von Impfverweigerung über Coronaleugnung bis hin zur geheimen Weltverschwörung. Am offenen Mikro redete unter anderem der Gelsenkirchener Reichsbürger Bernd Schreiber, der bereits durch Stalking, Körperverletzung und Beleidigung auffiel. Eine Intervention oder eine Distanzierung von Schreiber durch die Veranstalter*innen fand zu keiner Zeit statt.
Zur Kundgebung erschienen etwa 50 Personen und ein Hund, der wie einige weitere Personen auf der Veranstaltung, eine kleine Alukugel um den Hals trug. Anhand der Alukugeln sollen Gleichgesinnte und in ihrer Augen “Geläuterte” gegenseitig erkennen können.

Am nächsten Samstag (16.05.2020) zeigten sich die NPD’ler*innen Marco vom Brocke und Shauna-Charis Seidel von der NPD Bochum auf der Kundgebung für den „Erhalt der Grundrechte“. Seidel trug dabei ein Shirt des rassistischen „KU-KLUX-KLAN“.
Es regte sich antifaschistischer Protest gegen die verschwörungstheoretische Kundgebung und die teils offen rassistischen Teilnehmenden. Es wurden Schilder gegen Antisemitismus hochgehalten und ein Transpi entrollt. Den Anhänger*innen von Verschwörungsmythen wurde klar gemacht, dass sie und ihre kruden Thesen in Bochum keinen Platz haben.

Am darauffolgenden Montag (18.05.2020) fand der nächste „Spaziergang“, der von der Gruppe „Bochum für Grundrechte“ organisiert wurde, statt. Scheinbar eingeschüchtert vom antifaschistischen Protest, der den Marsch kontinuierlich mit einem Banner und Rufen begleitete, riefen die Veranstalter*innen zu keinem weiteren Spaziergang auf. Auch Aktivität in der Telegram Gruppe der Schwurbler*innen nahm ab. Die Admins stiegen offensichtlich aus und es fand neben Werbung für Kredite, endlos vielen Links zu teils rassistischen Medien und kleineren Querelen, keine ernsthafte Kommunikation oder Organisierung statt. „Bochum für Grundrechte“ hatte eine kurze Geschichte.

Anders die Verschwörungstheoretiker*innen in der Bochumer Innenstadt: Trotz schwindender Teilnehmendenzahlen und einer quasi nicht vorhandenen Außenwirkungen, halten sie bis heute jeden Samstag ihre Kundgebungen ab. Dort fanden sich neben Esotheriker*innen und anderen Schwurbler*innen auch handfeste Rechte ein. Neben den bereits erwähnten NPDler*innen, traten dort Teilnehmer der rechten Bürgerwehr aus Herne und der Aufmärsche der Steeler Jungs auf. Auch Bernd Schreiber war mehrfach Gast auf der Veranstaltung, auf der vorgeblich für den „Erhalt der Freiheit“ gekämpft wird. Diesen Personen aus dem Reichsbürger*innen und extrem Rechten Spektrum wurde auf den Kundgebungen das offene Mikro überlassen und sie konnten von den Veranstaltenden unwidersprochen ihre kruden Thesen verbreiten. Allerdings blieben die Lobhymnen auf die Steeler Jungs nicht unkommentiert, denn anwesende Antifaschist*innen begleiteten die Veranstaltung von außen mit Bannern, Schildern und Rufen und traten auch selbst ans Mikro um den Anhänger*innen von Verschwörungsmythen tatsächliche Fakten nahezubringen. Auch vor den Veranstaltungen aufgehängte Flyer brachten „Fakten gegen Verschwörungsmythen“.

Die Anlage für die verschwörungstheoretische Veranstaltung auf dem Husemannplatz wird vom “Schumacher Club” Bochum zur Verfügung gestellt. Dort arbeitete Peter Florian, der Organisator der Kundgebung. Neben dem Vorwurf, dass sich der Schumacher Club nicht ausreichend mit sexuellen Übergriffen befasst, sicherlich ein weiterer Punkt, der ein Boykott des Clubs begründet.

Auch die Schwurbel-Bus-Tour von Randolph Hopp aus Gelsenkirchen machte auf dem Weg zu den Großaufmärschen in Berlin am 01.08.2020 und am 29.08.2020 Halt in Bochum.

Anfang Oktober 2020 gründete sich in Bochum die Gruppe „Querdenken 234“. Diese Struktur dient als diffuses Sammelbecken für Verschwörungstheoretiker*innen, Impfgegner*innen und Antisemit*innen in den jeweiligen Städten. Die professionelle Mutterorganisation dieser regionalen Ableger ist „Querdenken 711“ aus Stuttgart. Diese war es auch, die den Aufmarsch am 29.08.2020 in Berlin organisierte, bei der die extreme Rechte von NPD, Reichsbürger bis zur AfD mitlief und die im zuvor angekündigten Sturm auf den Reichstag mündete. Diese Bilder gingen um die Welt.

Die Bochumer „Querdenken“-Gruppe trat in den ersten Wochen online via Telegram Gruppe und diverser Social Media Kanäle auf und wagte sich das erste Mal am 23.10.2020 auf Bochums Straßen. Die zunächst geringe Teilnehmendenzahl von circa 20 Personen konnten die Anhänger*innen von Verschwörungsmythen leider schnell steigern. Die nun wöchentlichen Veranstaltungen hatten zuletzt (14.11.2020) etwa 190 Teilnehmer*innen.

„Querdenken 234“ geht dabei organisierter und geordneter vor, als die verschwörungstheoretischen Gruppen, die bisher in Bochum aktiv wurden. Die Gruppen und Kanäle sind moderiert und regelmäßig bespielt und das Corporate Design der Mutterorganisation wird für Logos und Schilder übernommen. Trotzdem kann man diese Gruppe nicht als stabil und gefestigt bezeichnen. Immer wieder gibt es Richtungsstreitigkeiten und Differenzen zwischen den Mitgliedern. So gab es kurz nach dem ersten Marsch des Bochumer „Querdenken“ Ablegers viele Stimmen in der Telegram Gruppen, die sich dafür aussprachen, die Gruppe aufgrund geringer Mitgliederzahlen direkt wieder einzustampfen.
Die Personen, die in der Orga von „Querdenken 234“ tätig sind, konnten bereits Erfahrungen auf den anderen verschwörungstheoretischen Aufmärschen in Bochum sammeln und waren auch bei den „Montagsspaziergängen“ und den samstäglichen Kundgebungen anwesend und teils mit organisatorischen Aufgaben betreut.
So ist beispielsweise Peter Florian aus Bochum regelmäßiger Gast von „Querdenken“ und Organisator der Kundgebungen in der Innenstadt. Weitere regelmäßige Teilnehmende wurden fotografisch dokumentiert.

Abseits der Kundgebungen organisierte “Querdenken234” auch Flugblattverteilaktionen in verschiedenen Bochumer Stadtteilen. Dabei fand unter anderem am 10.10.2020 auf dem Parkplatz des Ruhrparks eine Ausgabe der Flyer an die Verteilenden statt.

Wir haben uns bereits in mehreren Blogbeiträgen mit dem Thema „Querdenken“ beschäftigt:

antifabochum.noblogs.org/2020/10/erste-…/
antifabochum.noblogs.org/2020/11/warum-…/
antifabochum.noblogs.org/2020/11/120-me…/
antifabochum.noblogs.org/2020/11/bochum…/

An diesem Samstag (21.11.2020) ruft „Querdenken 234“ nun zu ihrer bislang größten Veranstaltung auf der auch bekannte Gesichter der verschwörungstheoretischen Szene, wie Michael Ballweg, auftreten werden.

Wir als Antifaschist*innen wollen dies nicht unwidersprochen lassen und rufen daher zu dezentralen Aktionen gegen die verschwörungstheoretischen und rechtsoffenen Veranstaltung von „Querdenken 234“ auf!

Hier geht’s zum Aufruf

Solidarisch und entschlossen gegen Querdenken, Antisemitismus und Nazis! 21.11.2020 Bochum

Wir müssen diese Entwicklung im Auge behalten und den verschwörungstheoretischen und antisemitischen Lügen unsere eigenen Inhalte entgegensetzen. Genauso wichtig ist es, diesen Menschen nicht die Straße zu überlassen und ihnen eine deutliche Absage erteilen!
Kein Schulterschluss mit Nazis!

Antifaschistische Linke Bochum,
November 2020

Solidarisch und entschlossen gegen Querdenken, Antisemitismus und Nazis!

Solidarisch und entschlossen gegen Querdenken, Antisemitismus und Nazis! 21.11.2020 Bochum

Am kommenden Samstag, den 21.11.2020, möchte die verschwörungstheoretische und rechtsoffene Gruppierung “Querdenken 234” in Bochum eine Großdemonstration veranstalten auf der auch bekannte Gesichter der verschwörungstheoretischen Szene, wie Michael Ballweg, auftreten werden. Bereits in den letzten Wochen haben Veranstaltungen dieser Gruppe stattgefunden, die immer wieder verschwörungstheoretische und antisemitische Narrative verbreiteten. Leider konnte bei den vergangenen Aufmärschen ein Anstieg der Teilnehmendenzahl festgestellt werden, weshalb für den kommenden Samstag mit mehreren Hundert Coronaleugner*innen zu rechnen ist, die auch aus dem Umland anreisen.

Auch Personen, die der extremen Rechten angehören, konnten bereits auf verschwörungstheoretischen Veranstaltungen in Bochum gesichtet werden. So nahmen am 07.11.2020 nachweislich Menschen an der Querdenken-Demonstration teil, die als Gewaltttäter bekannt und der “Identitären Bewegung” angehörig sind. Bereits im Mai 2020 veranstalteten Mitglieder des Orgakreises von “Querdenken 234” einen verschwörungstheoretischen Spazierang durch Bochum an dem auch die lokale NPD teilnahm. Die Anwesenheit störte diese zunächst nicht. Nach der Veranstaltung wurde die Kenntnis über die anwesenden Nazis geleugnet. Ebenfalls wurde bei einer Kundgebung in der Bochumer Innenstadt Mitgliedern der Steeler Jungs und der rechten Bürgerwehr in Herne unkommentiert das offene Mikro überlassen.

Angesichts der Vorfälle am 07.11.2020 in Leipzig, als Querdenker*innen und Nazis nach Berlin erneut einen offenen Schulterschluss begingen und Journalist*innen und Andersdenkende attackierten, steht für uns fest, dass wir dieser Allianz aus antisemitischen Sozialdarwinist*innen und der organisierten Rechten in Bochum nicht die Straße überlassen werden!

Den durch uns bislang über Beobachtungen erlangten Erkenntnissen, sollen am Samstag Taten folgen, damit sich der rechte Mob nicht auf Bochums Straßen austoben kann. Wir rufen euch daher auf, am 21.11. die Demonstration der Querdenker*innen dezentral und aktiv in kleinen Bezugsgruppen zu stören. Überlegt, wie ihr der Stimmung der Demonstration von innen und außen einen Dämpfer verpassen könnt. Dabei sind Banner, Schilder, Tröten, Trillerpfeiffen und andere Dinge sicherlich gute Hilfsmittel. Seid kreativ und zeigt Verschwörungstheoretiker*innen und Faschos, was ihr von ihnen haltet!

Da vor einigen Tagen bereits die örtliche NPD auf die Querdenken Demonstration am 21.11. hinwies, kann davon ausgegangen werden, dass Neonazis auch in Bochum versuchen werden ein Bündnis mit “Querdenken” einzugehen.
Stellt euch auf Kleingruppen bestehend aus Neonazis und rechten Hools ein und zeigt ihnen, dass Bochum ein heißes Pflaster für sie bleibt.

Im Gegensatz zu den Querdenker*innen nehmen wir die Covid-19 Pandemie ernst und rufen euch dazu auf, eure Mund-und Nase-Masken zu tragen und wenn immer möglich, den Abstand einzuhalten. Organisiert euch im Vorfeld in Kleingruppen und nehmt Rücksicht aufeinander und auf den Gesundheitsschutz!

Nichtsdestotrotz lasst uns gemeinsam und entschlossen agieren, um den Querdenker*innen und Nazis deutlich zu machen, dass wir keinen Bock auf sie haben!

Masken aufsetzen, Querdenken zusetzen!

+++++++++ EA: 0152/121 321 68 +++++++++

Eure Antifa 4630

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