Archiv der Kategorie: Berichte

Neue Zeiten, neue Ziele, neue Namen.

Aus der Antifaschistischen Aktion Bochum wird non a parole – Antifaschistisches Kollektiv Bochum

Die Antifaschistische Aktion Bochum wurde 2015 gegründet und nahm noch im gleichen Jahr ihre Arbeit auf. Diese Gruppe bedeutet uns allen viel und wir haben viel Herzblut in unsere Arbeit gesteckt. Und doch wurde uns zunehmend bewusst, dass mehr als sechs Jahre nicht spurlos an uns vorüber gehen konnten. Es ist Zeit gewesen, unsere Arbeit, unsere Ziele und unsere Politik zu überdenken. Wir sind mit unserer Gruppe älter geworden und die Probleme dieser Gesellschaft wurden mehr statt weniger. Wir nutzen den Beginn dieses vor uns liegenden Jahrzehnts, um unsere politische Praxis auszuweiten und uns weiter zu entwickeln. Hierzu gehört auch ein neuer Name. Aus der Antifaschistischen Aktion Bochum wird non a parole – Antifaschistisches Kollektiv Bochum.
Der italienische Ausdruck „non a parole“ bedeutet übersetzt so viel wie „nicht Worte allein“ bzw. „Nicht das Lippenbekenntnis“. Dieser Name ist angelehnt an Clara Zetkins Worte „Nicht das Lippenbekentnis, nur das Leben und Handeln adelt und erhebt.”
Doch mit einem neuen Namen allein ist es nicht getan, zu unserer Ausrichtung für dieses neue Jahrzehnt gehört auch ein neues Selbstverständnis, das im Folgenden dokumentiert ist.

Weiterlesen

Kämpfen heisst Erinnern

Nachtrag zum 27.1.2021, dem Shoah-Gedenktag.

Auch 76 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau haben wir keinen Grund zu feiern, sondern zu trauern und zu gedenken. Antisemitismus zeigt in der deutschen Gesellschaft weiterhin Kontinuität. Die zahlreichen Anschläge auf Jüdinnen und Juden sollten wir als Mahnung nehmen, dass was geschehen ist, wieder geschehen kann.

Daher gedenken wir an dieser Stelle den letzten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, so wie den unzähligen Opfern des Faschismus:
Menschen, die aufgrund ihrer Religion, Abstammung oder, wie zahlreiche Rom*nja, aufgrund ihrer Herkunft qualvoll misshandelt und getötet wurden. Auch an jene, die aufgrund ihrer Art zu leben als “Asoziale” diffamiert wurden und an jene, die wegen ihrer politischen Meinung, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer körperlichen oder mentalen Fähigkeiten verfolgt, deportiert, ermordet wurden. An all jene erinnern wir uns heute.
Es gilt, aus der Vergangenheit zu lernen. Unser Gedenken muss dazu genutzt werden, dass sich diese menschenverachtende Geschichte nicht wiederholt. Wir wollen daher hier ein klares Zeichen setzen, dass wir niemals vergessen werden, was war.

Denn auch heute noch, sechsundsiebzig Jahre nach der Shoah werden auf offener Straße Jüdinnen und Juden auf Grund des Tragens einer Kippa attackiert. Und auch heute zeigt sich wieder offen das Fortleben antisemitischen Verschörungswahns. Die Verbreitung auf den Demonstrationen der sogenannten Querdenker oder in Manifesten extrem rechter Attentäter hat eine tödliche Vergangenheit.
Wir dürfen und können nicht zusehen, wie menschenfeindliches Denken oder Verhalten mehr und mehr Akzeptanz finden und sich immer weiter verbreiten. Wir dürfen es nicht zulassen, dass rechte Gewalt mehr und mehr Opfer fordert. Es ist Zeit, zu handeln. Überlassen wir rechten Meinungen nicht das Feld, sondern treten wir offen für eine Gesellschaft ohne jegliche Diskriminierung ein.


Lassen wir es niemals zu, dass sich die Geschichte wiederholt und dass die Opfer von damals vergessen werden!
Nie wieder!
Kein Vergeben, kein Vergessen!

Antifaschistische Aktion Bochum

Gedenktag der Befreiung des KZ Auschwitz

Heute Morgen erreichte uns der Hinweis, dass gestern Nacht einige Antifaschist*innen in Bochum unterwegs waren, um durch das Anbringen diverser Plakate an die Befreiung des KZ Auschwitz vor 76 Jahren zu erinnern. Nachfolgend der uns zugespielte Text, sowie einige Fotos der Aktion.

VIELEN  DANK!!

 

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Stammlager des KZ Auschwitz und das nur wenige Kilometer entfernt liegende Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, jenem Ort an dem zwischen 1940 und 1945 über 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden. Die Gefangenen, die meisten davon Jüdinnen und Juden, aber auch unzählige Angehörige der Sinti und Roma, Pol*innen Sowjetische Kriegsgefangene und Weitere, waren hier von den Deutschen systematisch durch Giftgas ermordet und anschließend verbrannt worden. Andere wurden erschossen,bis zum Ende gefoltert, verhungerten oder wurden zu Tode geschuftet. Die fliehenden Bewacher*innen hatten in den vier zurücklegenden Tagen über 30.000 Häftlinge evakuiert und in Todesmärschen nach Westen getrieben. Eine unbekannte Anzahl von Menschen überlebte diese Märsche nicht, brach entkräftet zusammen oder wurde gezielt umgebracht. Als die sowjetischen Truppen das Lagergelände erreichten waren die Gaskammern bereits demontiert. Das letzte Krematorium war noch in der Vornacht von der SS gesprengt worden, um die Spuren des in der Menschheitsgeschichte singulär gebliebenen Verbrechens zu verwischen. Die Befreier fanden neben hunderten überall herumliegenden Leichen etwa 7000 völlig entkräftete, aber noch lebende Gefangene, welche von den Deutschen zurückgelassen worden waren. Für hunderte von ihnen kam die Befreiung zu spät. Sie starben kurz nach der Ankunft der Roten Armee. Unzählige erlagen den psychischen und physischen Spätfolgen von Hunger und Misshandlung.

Weder der aktive Versuch die Spuren des Völkermordes zu verwischen noch das jahrzehntelange Verdrängen und Verschweigen des Geschehens durch große Teile der Bevölkerung konnten die Erinnerung an die deutschen Verbrechen tilgen. Das unfassbare Ausmaß von Shoah und Porajmos und nicht zuletzt der Kampf der Überlebenden und ihrer Unterstützer*innen gegen das Vergessen standen dem kollektiven Gedächtnisschwund jahrzehntelang entgegen.

Heute gilt der Tag der Auschwitz-Befreiung als Symbol der Erinnerung an das „Holocaust“ genannte beispiellose Verbrechen, in dem 6 Millionen jüdische Menschen und hunderttausende als „Zigeuner“ verfolgte Menschen systematisch ermordet wurden. Dass dieser Tag mittlerweile seit 25 Jahren in Deutschland von offizieller Seite als bundesweiter „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“ gesetzlich verankert ist, offizielle Gebäude Trauerbeflaggung tragen und sogar im Bundestag eine alljährliche Gedenkstunde begangen wird, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Verblassung der Erinnerung seit Jahren voranschreitet und es gerade in jüngster Zeit zu einer immer häufigeren Bagatellisierung des Holocausts kommt. Während Vertreter*innen der AfD die Verbrechen des Nationalsozialismus als „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte bezeichnen im Bundestag und allen Landesparlamenten sitzen, schmücken sich Coronaleugner*innen mit Judensternen, bezeichnen Infektionsschutzmaßnahmen als „Ermächtigungsgesetz“ oder beleidigen das Andenken an Verfolgte und Gegner*innen der Nazis, wie Anne Frank oder Sophie Scholl, mit denen sie sich in ihrem postulierten Kampf gegen die vermeintliche „Corona-Diktatur“ vergleichen. Dass sie hierbei in trauter Eintracht mit Reichsbürger*innen, Neonazis und anderen Antisemit*innen marschieren, ist nur der offensichtlichste Beleg für den unbewussten und bewussten Wunsch die ungeliebte Vergangenheit endlich aus dem kollektiven Gedächtnis löschen zu dürfen.

Den Versuchen der Aneignung und Relativierung des Geschehenen, für das Auschwitz als Symbol steht, muss von Antifaschist*innen heute und morgen aktiv mit allen Mitteln widersprochen werden. Mit dem allmählichen Sterben der Zeitzeugenschaft wächst die Gefahr des schleichenden Vergessens und somit auch des weiteren Erstarkens der gesamtgesellschaftlichen Gleichgültigkeit gegenüber Antisemitismus, Rassismus und anderen Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Zur Erinnerung und Mahnung wurden in der letzten Nacht in Bochum zahlreiche Konterfeis ehemaliger Widerstandskämpfer*innen plakatiert um dem Narrativ des angeblich ausgebliebenen Jüdischen Widerstandes entgegenzuwirken, sowie ein Zeichen gegen die Instrumentalisierung der Shoah und das Vergessen zu setzen.

Kein Vergessen – Kein Vergeben!

Erinnern heißt Handeln – damit das Gestern nicht zum Morgen wird.

Antifas aus Bochum

Unspektakuläre Verschwörungsdemonstrationen in Bochum

Querdenken234 auf dem Dr.-Ruer-Platz

Am 23.01 kam es erneut zu zwei verschwörungsideolgischen Veranstaltungen in der Bochumer Innenstadt.

Während bei der Kundgebung „Für den Erhalt der Freiheit“ lediglich 5-10 Personen teilnahmen, fanden sich bei der Veranstaltung von „Querdenken 234“ ca. 60 Teilnehmende ein.

Nach dem sich die Veranstalter*innen der Demo „Für den Erhalt der Freiheit“ zuletzt von der rechtsextremen Bruderschaft Deutschland distanzierten, scheint ihre Kundgebung wieder in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Die über eine kleine Anlage abgespielten YouTube Videos schienen auch den Orgakreis des Trauerspiels auf dem Husemannplatz nicht wirklich zu interessieren, sodass diese immer wieder zu Querdenken 234 auf dem benachbarten Dr.-Ruer-Platz pendelten und sich dort unter die Teilnehmenden mischten.

Peter Florian und Begleitung auf dem Weg zum Dr.-Ruer-Platz

Auch die Querdenken Kundgebung in der Innenstadt blieb ereignisarm. Im Gegensatz zu der Veranstaltung am Husemannplatz wurden dort jedoch Redebeiträge gehalten. Zu Beginn wurde das „Querdenken Manifest“ verlesen. Außerdem wurde in einem Redebeitrag die gute Zusammenarbeit mit der Bochumer Polizei hervorgehoben, diese seien „auch eher Schutzmänner“ so der Redner, der im folgenden die Beamt*innen mit dem Kriminalhauptkommisar Michael Fritsch verglich, auch der inzuwischen suspendierte Fritsch aus Hannover bezeichnet sich selbst als „Schutzmann“ Zwar kritisierte der Redner das Eingreifen der letzten Woche, „diese Provokation sei jedoch von einer Minderheit ausgegangen“ . Im weiteren Verlauf wurden noch die für Querdenken üblichen Verschwörungserzählungen bemüht, so war unter anderem von einem „Lockdown der mehr Menschenleben fordere, als es Coronatote geben würde“ die Rede, auch der „sofortige Rücktritt der Bundesregierung“ wurde gefordert.

Auch wenn die beiden verschwörungsideologischen Kundgebungen in Bochum ohne nennenswerte Vorkommnisse verlaufen sind, zeigt nicht zuletzt das Auftreten der Bruderschaft Deutschland oder die Anwesenheit einzelner NPD Kader bei vergangenen Demonstrationen, dass sich immer wieder Rechtsextreme bei diesen Veranstaltungen sammeln und auf wenig Ablehnung stoßen. Daher ist es an uns Antifaschist*innen diese weiter zu Beobachten um, wenn nötig, entschlossen Intervenieren zu können.

Antifa 4630

Immer weniger Teilnehmer*innen auf dem Husemannplatz

1:1 Betreuung durch die Polizei

 

50 Personen bei Protest gegen Nazis und Verschwörungsmythen

Mundschutz statt Grenzschutz am 16.01.2021 in Bochum

Heute protestierten ca. 50 Antifaschist*innen gegen Nazis und Verschwörungsmythen auf dem Bochumer Husemannplatz. Die Kundgebung wurde präventiv von Ende Gelände Bochum angemeldet, um einem möglichen Auftreten der Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland entgegenwirken zu können.

Im Gegensatz zu den letzten beiden Samstagen sind jedoch Personen aus dem klassischen Neonazi Spektrum nicht erschienen.

Während auf dem Husemannplatz ca. 5-10 Personen einer verschwörungideologischen Kundgebung damit beschäftigt waren Kreideparolen, die sich gegen sie richteten, zu entfernen, fanden sich auf dem Dr. Ruer Platz ca 60 Personen bei einer Kundgebung von Querdenken ein. Die Querdenker*innen, die  am 21.11.2020 ebenfalls Neonazis der Bruderschaft Deutschland und der NPD duldeten, konnten in der Zwischenzeit eine weitere Ärztin auftreiben, die Atteste zum Aufheben der Maskenpflicht erstellt. Dabei handelt es sich um Radime Farhumand aus Gelsenkirchen. Zuvor ist der in Bochum praktizierende Arzt Andreas Triebel durch das Erstellen von Attesten auffällig geworden. Er hielt mehrfach Redebeiträge auf Kundgebungen von Querdenken234. Farhumand tat es ihm heute gleich.

Eine wirkliche Dynamik kam heute nicht auf, sodass die antifaschistische Kundgebung gegen 16:30 Uhr beendet wurde. Nennenswert bleibt ansonsten ein Tumult bei der Querdenken Kundgebung, nachdem ein Mitarbeiter des Ordnungsamts von einem Querdenker attackiert wurde. Dieser wurde danach von der Polizei festgenommen.

Fotos vom Gegenprotet:

 

Antifaschistische Linke Bochum,
Januar 2021

Erneut Neonazis von der Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland in Bochum

Kleiner Gegenportest in Bochum am 09.01.2020

Am Samstag, den 09.01.2021, kamen wie zu erwarten erneut Neonazis von der Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland nach Bochum. Ab 15:00 Uhr fand eine verschwörungsideologische Kundgebung auf dem Husemannplatz statt, der sie beiwohnen wollten. Bereits letzte Woche kamen Mitglieder der Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland nach Bochum, um diese Kundgebung zu „schützen“. Da am 02.01.2021 das aufgebaute Bedrohungsszenario nicht von der Polizei unterbunden wurde, mussten Bochumer Bürger*innen dagegen aktiv werden. Wir berichteten darüber.

Bruderschaft Deutschland in Bochum am 09.01.2021 Foto: Infozentrale

In der Zwischenzeit distanzierten sich die Organisator*innen vorab von ihrem Neonazi Besuch. Dies taten sie nicht nur virtuell sondern auch vor Ort, sodass die Polizei dies zum Anlass nahm alle Neonazis aus den Städten Herne, Köln, Mülheim, Düsseldorf und Essen Platzverweise zu erteilen. Einen weiteren Grund dafür lieferten auch mitgebrachte Funkgeräte mit denen sich die anwesenden Neonazis, die in dieser Woche auf ihre Bruderschafts Bomberjacken verzichteten, sowohl an den Zugängen zum Husemannplatz, als auch an verschiedenen Stellen auf der Kortumstraße positionierten, um die Positionen vermeintlicher Linker durchzugeben. Aufgrund der verschiedenen „Standorte“ ist es uns nicht möglich für gestern eine Gesamtzahl der Nazis anzugeben. Es dürfte sich jedoch um ca. 35 Personen gehandelt haben, die aus dem gesamten Ruhrgebiet angereist waren. Unterstützung erhielten sie diesmal höchstwahrscheinlich von den „Steeler Jungs“ aus Essen. Darauf deutet ein Vorabtreffpunkt der Neonazis am S-Bahnhof Essen Steele-Ost um 13.30 Uhr hin. Von dort aus fuhren 6 PKW mit Essener und Mülheimer Kennzeichen Richtung Bochum.

Für die Nazis war der Tag eine Enttäuschung, so führte der „Verrat“ der Verschwörer*innen dazu, dass die Personalien aller anwesenden Neonazis aufgenommen wurden und diese ohne all zu große Selbstinszenierung, jedoch unter ständiger Beobachtung wieder abreisen mussten. Weiterhin fiel die Anlage der Kundgebung aus, sodass auch für die Verschwörer*innen der Tag nicht sonderlich postitiv endete.

Neben dieser Kundgebung fand am nahe gelegenen Dr. Ruer Platz zeitgleich eine Demo von „Querdenken 234“ statt. Diese distanzierten sich ebenfalls von den Neonazis. Der Verlauf dieser Kundgebung wurde vereinzelt durch Zwischenrufe von anwesenden Antifaschist*innen und verärgerten Passant*innen gestört.

Für kommenden Samstag ist erneut mit den verschwörungsideologischen Kundgebungen in der Bochumer Innenstadt zu rechnen. Ob nach dem gestrigen Verlauf erneut Neonazis erscheinen werden, ist unklar. Klar ist hingegen, dass diese Veranstaltungen weiterhin antifaschistisch beobachtet und begleitet werden.

Weitere Fotos der anwesenden Neonazis:

Antifaschistische Linke Bochum,
Januar 2021

Bruderschaft Deutschland setzt in Bochum auf Bedrohungsszenario und muss einen Dämpfer hinnehmen

Am gestrigen Samstag, den 02.01.2021, fand erneut eine verschwörungsideologische Kundgebung auf dem Bochumer Husemannplatz statt. Seit Juni 2020 findet diese Veranstaltung regelmäßig statt.  Im Vorfeld wurde u.a. bei Telegram über die örtliche Gruppe zum sogenannten “D-Day 2.0” mobilisiert.

Bruderschaft Deutschland inszeniert sich in Bochum am 02.01.2021

Dem Aufruf dieser Gruppierung folgten dann ab 15:30 Uhr ca. 25 Personen, die der „Bruderschaft und Schwesternschaft Deutschland“ und dem rechten Bündnis „NRW stellt sich quer“ zugerechnet werden können. Diese positionierten sich u.a. in Kleingruppen rund um den Husemannplatz und wollten durch ihr Auftreten ein Bedrohungsszenario schaffen. Die Polizei beobachtete diese Szenerie mit einem Streifenwagen und machte keinerlei Anstalten, der durch Gewalttätigkeiten in Rahmen von Demonstrationen bereits bekannten Gruppierung, etwas entgegen zu setzen.

Gruppenfoto Bruderschaft Deutschland am 02.01.2021

Dabei dürfte die “Bruderschaft Deutschland” der Bochumer Polizei nicht unbekannt sein. So kommen Sabrina und Michael Wehnes, welche der Bruderschaft und der Schwesternschaft Deutschland angehören, aus Herne. Beide waren heute anwesend. Sabrina Wehnes meldete, u.a. im Jahr 2019 zahlreiche Aufmärsche für eine rechte Bürgerwehr in Herne an. Die Polizei Herne gehört bekanntlich zum Bochumer Polizeipräsidium. Auch kam es in Herne im April 2020 zu einer Hausdurchsuchung bei einem Mitglied der “Bruderschaft Deutschland”. Begründet wurden die Durchsuchungen mit dem Verdacht des unerlaubten Waffenbesitz. Weiterhin posierten Mitglieder der “Bruderschaft Deutschland” zusammen mit Tony Ebel, einem Mitglied der rechtsterroristischen „Gruppe S“.  Dass die “Bruderschaft Deutschland” in Bochum aufläuft, wie bereits bei der Querdenken Kundgebung am 21.11.2020, wird wohl auf das bereits genannte Ehepaar Wehnes zurück gehen. In Bochum traten sie unter dem Label „Hooligans Europe united“ auf, um einen Schulterschluss mit diversen Hooligan Szenen zu simulieren.

Im späteren Verlauf der gestrigen Kundgebung kam dann kurzerhand etwas Hektik auf, nachdem einige Unbekannte den Mitgliedern der Bruderschaft eine offensive Ansage machten. Zuvor waren wohl Menschen aus Bochum seitens der Bruderschaft angepöbelt worden, was nicht unbeantwortet bleiben sollte. Erfreulich ist allemal, wenn sich der so martialisch gebenden Bruderschaft ein Dämpfer verpasst wird. Auch der rechte „Streamer“ Kevin Gabbe war heute anwesend und berichtete live von der Kundgebung. Nach dem Ende der Kundgebung verließen Michael und Sabrina Wehnes die Bochumer Innenstadt mit der U35 in Richtung Herne. Die anderen Mitglieder verließen die Stadt mit ihren PKW`s oder wurden von der Polizei in Richtung Hauptbahnhof begleitet. Unter den Anwesenden befand sich auch Kai Kratchovil, der zu den Gründungsmitgliedern der Bruderschaft Deutschland gehört..

Bruderschaft Deutschland inszeniert sich in Bochum am 02.01.2021 II

Kritisch muss definitiv das Verhalten der Bochumer Polizei gesehen werden. Durch das passive Beobachten der Szenerie wurde das Risiko billigend in Kauf genommen, dass Bochumer Bürger*innen Opfer von rechten Übergriffen werden. Seit dem Erscheinen der Bruderschaft Deutschland war absehbar, dass diese es auf eine körperliche Auseinandersetzung abgesehen hat. Erst nachdem Bochumer Bürger*innen diesen Drohgebärden etwas entgegensetzten, schien die Polizei aus ihrem Neujahrsschlaf zu erwachen.

Weiterhin offenbarte diese Kundgebung erneut, dass gerade das verschwörungsideologische Spektrum sich zu keinem Zeitpunkt von Neonazis und rechten Schlägern abgrenzt. Die Kundgebung heute wurde erneut von Peter Florian angemeldet, der aus dem Umfeld des Schumacher Club stammt. Bereits bei vorangegangenen Veranstaltungen wurden Nazis und Menschen aus dem rechten Bürgerwehr Spektrum geduldet. Peter Florian selbst trat während der Kundgebung auch ans Mikro und lobte das Auftreten der “Bruderschaft Deutschland” als Schutz gegen die “Antifa”. Somit wurde nun auch in Bochum ein offener Schulterschluss zwischen Neonazis und Verschwörungsideolog*innen vollzogen.

Bochumer Antifaschist*innen müssen sich für die kommende Woche darauf einstellen, dass erneut Mitglieder der Bruderschaft Deutschland in Bochum auftauchen. Dass sie angegangen worden sind, wird ihnen sicherlich nicht gefallen haben.

Bochum hat kein Platz für die Bruderschaft und Schwesternschaft Deutschland!

Weitere Fotos:

Freiheit für Lina!

Am 05.11.2020 führte die Generalbundesanwaltschaft einen Einsatz gegen AntifaschistInnen in Leipzig durch. Für Eine von ihnen hatte das LKA einen Haftbefehl mitgebracht, mit welchem sie die Person in Untersuchungshaft nahmen.
Den Beschuldigten wird vorgeworfen an mehreren Angriffen auf Faschisten beteiligt gewesen zu sein, beziehungsweise Selbige geplant und vorbereitet zu haben. Ergänzt wird das Ganze durch den obligatorischen Vorwurf, eine kriminelle Vereinigung nach § 129 StGB gegründet zu haben, deren Ziel es sein soll “Angriffe gegen Personen der Rechten Szene durchzuführen”.

Am 06.11 bestätigte der Bundesgerichtshof den Haftbefehl gegen Lina. In einer Pressemitteilung bezichtigt der Generalbundesanwalt sie der taktischen Kommandoführung sowie eine “herausgehobenen Stellung” innerhalb jener Vereinigung eingenommen zu haben. Von der Klatschpresse wird sie dadurch zur “Anführerin” umgedeutet.

Lina sitzt nun seit November in Untersuchungshaft. Sicherlich dienen Solifotos und Videos dazu sich solidarisch zu zeigen, in der jetztigen Situation wird aber primär Kohle benötigt.

Spenden an Lina:
Rote Hilfe e.V.
GLS-Bank
Konto-Nr.: 4007 238 317
BLZ: 430 609 67 IBAN: DE55 4306 0967 4007 2383 17
BIC: GENODEM1GLS
Stichwort: unverzagt

Querdenken Bochum schrumpft auf 30 Personen

Querdenken in Bochum am 05.12.2020

Am Samstag, den 05.12.2020, trafen sich wieder Verschwörungstheoretiker*innen vom Bochumer „Querdenken“ Ableger zu einem gemeinsamen Marsch durch die Innenstadt. Diesmal sollte es ein Kerzenmarsch werden. Da offenes Feuer aber durch die Polizei verboten wurde, hängten sich die selbsternannten Querdenker*innen Lichterketten um.

Beim Treffpunkt am Schauspielhaus bewegte sich die Teilnehmendenzahl im einstelligen Bereich und stieg erst kurz vor Beginn der Demonstration auf ca. 30 Menschen an. Zu wenig, um auf der Straße zu laufen und so mussten die Anhänger*innen von Verschwörungsmythen mit dem Gehsteig vorlieb nehmen. Der Marsch verlief ohne größere Zwischenfälle und fand nur aufgrund der abermals massiven Polizeipräsenz Beachtung.
Einige Antifaschist*innen fanden sich an der Route ein und wollten die verschwörungstheoretische Demonstration mit Rufen stören. Dies ließen die Cops allerdings nicht zu und verhinderten eine antifaschistische Begleitung durch Polizeiketten.
Der Demozug machte auf seinem Weg vorbei am Rathaus zum Hauptbahnhof auch kurz Halt bei der von Peter Florian organisierten coranleugneten Veranstaltung am Husemannplatz. Auch hier war die Teilnehmendenzahl im einstelligen Bereich.

Es kann festgehalten werden, dass „Querdenken“ in Bochum nicht wirklich anschlussfähig ist. Nur mit bekannten Gesichtern der Szene, wie Michael Ballweg am 21.11.2020, schafft es die Gruppe etwas mehr Aufmerksamkeit zu erhaschen. Aber das sollte kein Grund sein, das Phänomen „Querdenken“ in Bochum aus den Augen zu lassen. Immer wieder fällt auch „Querdenken 234“ durch Antisemitismus und Holocaust Verharmlosung bei Social Media, ihren Telegramgruppen oder in Redebeiträgen auf. Lasst uns immer wieder zeigen, dass Antisemitismus in Bochum keinen Platz hat! Danke an alle die heute in der Innenstadt waren und den Protest kritisch begleitet haben!

Antifaschistische Linke Bochum,
Dezember 2020

600 Menschen bei Protest gegen Querdenken

Huhu – Gegenprotest in Bochum am 20.11.20 Foto: Infozentrale

Groß angekündigt als „Fest für Frieden, Freiheit und Liebe“ organisierten Anhänger*innen von Verschwöhrungsmythen der Gruppe „Querdenken 234“ am vergangenen Samstag (21.11.2021) eine Kundgebung in Bochum. „Querdenken“ fällt immer wieder durch Zusammenarbeit mit der extremen Rechten und antisemitischen Verschwörungstheorien auf. Die Bochumer Gruppe steht den anderen Ortsgruppen dabei in nichts nach, wie die Veranstaltung am Samstag noch einmal verdeutlichte.

Bereits während der Mobilisierungsphase wurde klar, dass die Veranstalter*innen vor allem auf Masse setzen wollten und dabei auch wenig Probleme mit einer Mobilisierung durch die extreme Rechte hatte. Die NPD teilte den Flyer, mobilisierte zu der Verantaltung und kündigte ihr Kommen an. In einer Pressemitteilung hatten wir bereits darauf hingewiesen, dass sich sowohl die NPD als auch die Nazihooligans aus dem HoGeSa-Spektrum einfinden könnten. So kam es dann auch. Eine öffentliche Distanzierung von „Querdenken 234“ blieb aus.

Der Ort der Veranstaltung blieb lange offen und wurde erst wenige Tage vorher bekannt gegeben. Letztendlich fand die Veranstaltung aufgrund der Coronamaßnahmen nicht wie geplant auf dem Dr. Ruer Plattz sondern auf dem Kirmesplatz an der Castroper Straße statt. Ein geplanter Marsch wurde von der Stadt Bochum und später vom Oberverwaltungsgericht verboten. Dennoch war eine breite Mobilisierung aus antifaschistischer und zivilgesellschaftlicher Sicht notwendig und fand spektrenübergreifend statt. So waren insgesamt ca. 600 Menschen am Gegenprotest beteiligt.

Der Aufbau von Querdenken begann gegen 10 Uhr. Auch Michael Ballweg war früh am Versammlungsort, da er scheinbar die Nacht zuvor in seinem Wohnwagen in der nahe gelegenen Max-Greve Straße übernachtete, wo er noch etwas verschlafen beim Aussteigen begrüßt wurde.

Miachel Ballweg mit seinem Wohnwagen (S: DQ 711) in der Max-Greve Straße in Bochum am 21.11.20

Auf dem Platz fanden sich auch früh die angekündigten Neonazis der örtlichen NPD ein. Claus Cremer, Landesvorsitzender der NPD NRW, sendete teilweise live vom Versammlungsort via Actioncam. Auch eine kleine Delegation der „Bruderschaft Deutschland“ und der „Schwesternschaft Deutschland“ nahm an der Versammlung am Samstag teil. Unter ihnen waren auch Sabrina und Michael Wehnes, die im vergangenen Jahr für die rechten Aufmärsche in Herne verantwortlich waren. Außerdem war unter anderem der rechte Schläger Kai Kratochvil aus Düsseldorf angereist. Die Anwesenden der Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland waren durch ihre bedruckten Bomberjacken deutlich zu erkennen.

Das Auftreten der „Bruderschaft Deutschland“ und der „Schwesternschaft Deutschland“ sowie der NPD wurde dabei von den Veranstalter*innen toleriert. Paradoxerweise beschwerten sich Redner*innen immer wieder darüber, dass „Querdenken“ Gruppen und Veranstaltungen als rechts oder rechtsoffen bezeichnet werden.

Auch im Programm fanden sich etliche Geschmacklosigkeiten der Redner*innen. So behauptete eine Frau auf der Bühne, die Pflicht eine Alltagsmaske zu tragen, sei vergleichbar mit den Experimenten von Josef Mengele im Nationalsozialismus. Diese Äußerung ist an Geschichtsrevisionismus nicht zu überbieten und eine Relativierung des Holocaust und der NS-Verbrechen. Auch hier folgte keine Intervention oder negative Reaktion von Veranstalter*innen oder Polizei.
Alles in allem enttarnte sich die Gruppierung „Querdenken 234“ mit ihrer Veranstaltung selbst als rechtsoffen und antisemitisch. Am Tag nach der Veranstaltung untermauerte „Querdenken 234“ diesen Eindruck noch, denn sie teilten weiter antisemitische Inhalte auf Instagram, die vor einem „Impf Genozid“ warnten oder auf denen die Aussage „Impfen macht frei“ verbreitet wurde. Hier wird sich auf die Aufschrift „Arbeit wird frei“ bezogen, die im Nationalsozialismus über mehreren Konzentrationslagern prangerte.

Der Gegenprotest, der zum Einen bei der Kundgebung am Gersteinring und zum Anderen auch dezentral überall um die verschwörungstheoretische Veranstaltung herum stattfand, zeigte sehr deutlich, dass die Schwurbler*innen auf Bochums Straßen nicht willkommen sind. Es wurden Banner entrollt, es wurden Parolen gerufen und es wurde immer wieder auf den verantwortungsvollen Umgang mit dem tödlichen Virus aufmerksam gemacht. Ein ca. 15 m langes Banner machte klar, wir sind „Gegen jeden Antisemitismus“. Auch im Vorfeld wurde der Veranstaltungsort bereits verschönert. Überall waren Grafittis, Kreidemalereien oder Banner zu sehen. Letztere wurden durch die Polizei abgehängt. Die Personen, die sich an der Castroper Straße positionierten, machten mit ihrer Präsenz ebenfalls deutlich, dass sie die “Quederdenker” nicht tatenlos marschieren lassen würde. Aufgrund der Standkundgebung kam jedoch nur wenig Dynamik auf, sodass sich auch der Gegenprotest aufgrund der niederigen Temperaturen nach ca. 3 Stunden auflöste. Dies lag jedoch auch daran, dass die Polizei mit der Zeit immer mehr Platzverweise aussprach und den nicht angemeldeten Gegenprotest vom Kirmesplatz abdrängte.

Nach der Rede von Michael Ballweg leerte sich auch der Kirmesplatz. Insgesamt gab es wenige Zwischenfälle und der von „Querdenken 234“ erhoffte Anschluss an Großveranstaltungen wie in Berlin und Leipzig blieb aus. Dennoch stellen 1000 Teilnehmende für “Querdenken” einen Erfolg dar. Diese große Anzahl ist zwar größtenteils mit dem Auftritt von Michael Ballweg verbunden, könnte aber für die Akteur*innen ein Motivationsschub leisten.
Somit haltet die Augen offen, begleitet auch die kleineren Veranstaltungen von „Querdenken 234“ und macht Lärm! Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass antisemitische und rechtsoffene Veschwörungstheoretiker*innen in Bochum nicht Fuß fassen können!

Antifaschistische Linke Bochum,
November 2020