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Kontinuierlicher Gegenprotest bringt „Querdenken“ aus der Fassung

Am vergangenen Samstag, den 27.03.2021, fand erneut eine Kundgebung mit anschließendem Demonstrationzug des Bochumer Querdenkenablegers „Querdenken234“ statt. An dieser nahmen bis zu 85 Personen teil.
Am Rande der Veranstaltung kam es immer wieder zu Protestaktionen von Antifaschist*innen.

Um 15:00 Uhr startete die Veranstaltung von „Querdenken234“ auf dem Dr. Ruer Platz in der Bochumer Innenstadt. Während sich anfangs lediglich ca. 30 Personen einfanden, stieg die Zahl der Teilnehmenden im Verlauf auf ca. 85 an.
Zu Beginn der Veranstaltung wurde durch das Ordnungsamt die Maskenpflicht kontrolliert und vereinzelte „Querdenker*innen“ wurden an den Rand des Platzes verwiesen. Ebenso kam es zu einer kurzen Diskussion zwischen Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes und dem Organisator der Kundgebung, Peter Dragon, über Atteste zur Befreiung der Maskenpflicht.
Wenig später gab es einen kurzen Werbeblock für die „Querdenken234“ Jacke, diese würde „als Erkennungszeichen dienen“ und auch „positive Reaktionen“ hervorrufen.


In weiteren Redebeiträgen wurde von der Demonstration in Kassel berichtet. Etwa 15 Personen meldeten sich auf die Frage, wer aus Bochum dabei gewesen sei. Im weiteren Verlauf wurde der Wunsch nach einem „Kassel 2“ laut.

Gegenprotest am Rande der Veranstaltung

Am Rand der Kundgebung formierte sich schnell Gegenprotest, der vermehrt die Aufmerksamkeit von „Querdenken234“ auf sich zog, denn es wurden Schilder gezeigt und es gab lautstarke Gegenrede gegen die wirren Thesen der Vershwörungsideolog*innen. Immer wieder wurde der Gegenprotest über die Lautsprecheranlange angesprochen und Bezug auf die Schilder der Protestierenden genommen. „Querdenken“ wurde aus der Fassung gebracht und wirkte nervös anhand der ca. 40 Gegendemonstrant*innen, die die Demo kontinuierlich bis zu ihrem Ende begleiteten.

Während sich der Demonstrationszug um 15:45 Uhr in Richtung Drehscheibe/ Boulevard in Bewegung setzte, erwarteten Antifaschist*innen diesen schon mit einem 15 Meter langen Transparent mit der Aufschrifft „Gegen Jeden Antisemitismus“ und machten deutlich, dass in Bochum kein Platz für Verschwörungsideolgien und Antisemitismus ist! Im weiteren Verlauf wurde der Zug kritisch begleitet, immer wieder kam es zu Zwischenrufe durch die anwesenden Antifaschist*innen.

Über den Ring zog „Querdenken234“ zum Rathaus um dort ihre „Abschlusskundgebung“ abzuhalten, wo sie erneut das 15 m lange Banner erwartete. Zu viel für Querdenken: Es wurden kaum eigene Beiträge vorgetragen, immer wieder wurde der Gegenprotest direkt angesprochen und die Diskussion gesucht. Hierbei wurde deutlich, dass es eine scheinbar unmögliche Aufgabe ist, mit Querdenker*innen zu debattieren, da sie nicht zugänglich für seriösen Argumenten und Fakten zu sein scheinen.


Für die nächste Woche hat „Querdenken234“ sich erneut angekündigt. Dann will die Gruppierung erneut den Dialog mit dem Gegenprotest suchen und kündigte an, ein zweites Mikro bereitzustellen, um Fakten auszutauschen.

Ein besonderer Dank gilt allen Antifaschist*innen, die auf der Straße waren und ihren Unmut klar und deutlich zum Ausdruck und „Querdenken“ aus der Fassung gebracht haben.

Antifa 4630

Von Korso, Verlegung und Postkarten – Stand der Dinge bei den Verschwörungsideolog*innen in Bochum

Nachdem es zuletzt um die verschwörungstheoretische Szene in Bochum wieder etwas ruhiger wurde, verzeichnen die jüngsten Aktionen etwas mehr Zulauf und lenken verstärkt die Aufmerksamkeit auf “Querdenken” und andere Verschwörungsideolog*innen in Bochum.

“Für den Erhalt der Freiheit”

Anfang des Jahres erregte die verschwörungsideologische Kundgebung “Für den Erhalt der Freiheit”, um Organisator Peter Florian, vermehrt Aufmerksamkeit. Da unteranderem die extrem rechte “Bruderschaft Deutschland” aus Düsseldorf an dieser teilnahm. Während die Bruderschaft bei ihrem ersten ungebetenen Besuch in Bochum von Unbekannten in die Schranken gewiesen wurde, endete der zweite Auftritt der Bruderschaft und ihrer Kamerad*innen aus Essen, Mülheim und Köln in Platzverweisen. Wir berichteten.

Danach verirrten sich kaum noch Teilnehmende zu Peter Florians Kundgebung. Inzwischen findet die Kundgebung nicht mehr auf Bochumer Stadtgebiet statt und wurde auf den Willy-Brand-Platz in Essen verlegt – mit ähnlich niedrigen Zulauf. Grund für die Verlegung war die gleichzeitig in der Bochumer Innenstadt stattfindende Veranstaltung von “Querdenken 234”. Der Gegenwind, den die Veranstaltenden in Bochum erhalten haben, wird bestimmt auch seinen Teil zu der Verlegung beigetragen haben. Danke an alle, die sich Verschwörungsideolog*innen konsequent in den Weg stellen!

“Querdenken 234” – Autokorso und Demos

Während die Gruppe um Peter Florian ihre Aktivitäten verlegt hat, ist “Querdenken 234” aktiver geworden. Bei den bisherigen Standkundgebung am Husemann Platz fanden sich ca 60 Personen ein. Aktuell wächst diese Zahl an. Da Querdenken mittlerweile nicht nur eine Standkundgebung abhält, sondern seit dem 27.02.2021 wöchentlich in einem kleinen Demonstrationszug durch die Bochumer Innenstadt zieht, ist die Anzahl der Teilnehmenden auf zuletzt ca 100 Personen gestiegen.

Inhaltlich unterscheidet sich die neue Veranstaltung jedoch wenig von den vorherigen, neben dem üblichen Geschwarfel wird aber auch den Teilnehmenden Redezeit am “Open-Mic” gewährt.
Bisher ist “Querdenken” bei ihrem Demonstrationszug die drei Stationen Ordnungsamt, Rathaus und Gesundheitsamt abgelaufen, um dort Postkarten mit diversen verschwörungsideologischen Forderungen einzuwerfen. Sollte es bei diesem Konzept bleiben, sind keine Veränderungen der Route zu erwarten. Da “Querdenken 234” zuletzt an Bedeutung verloren hatte, erlag auch der wahrnehmbare Gegenprotest zunehmend. Es ist Zeit das zu ändern! Diese Woche Samstag (13.03.21) findet keine Demonstration von “Querdenken” in Bochum statt. Die Gruppe mobilisiert die Gruppe zur Großveranstaltung in Düsseldorf.

Eine engere Vernetzung zwischen der Bochumer “Querdenken” Gruppe und “Querdenken 211” aus Düsseldorf scheint wahrscheinlich, denn zum ersten verschwörungsideologische Autokorso am 03.03. in Bochum rief zunächst der Düsseldorfer Querdenkenableger auf. Wenig später mobilsierte dann auch “Querdenken 234” zu der von Michael Schele durchgeführten Veranstaltung. Schele ist Organisator von “Querdenken 211” aus Dortmund und wollte schon im November die “Querdenken” Kundgebung auf dem Bochumer Kirmesplatz besuchen, da er aber nur ein Kartoffelnetz als Maske trug, blieb ihm aufgrund eines unzureichenden Mund und Nasenschutzes der Zugang verwehrt. An dem Autokorso am 03.03. nahmen ca 30 Wagen teil. Auf Indymedia ist eine Artikel aufgetaucht, der die Kennzeichen der teilnehmenden Autos dokumentiert.

Ein überdemensioniertes Polizeiaufgebot, mit etlichen Motorrädern und Wannen, die sich selbst in den Korso einreihten, erschwerte die Störversuche der anwesenden Antifaschist*innen. Dennoch gelang eine kurze Sitzblockade auf der Strecke sowie das verzögern des Korsos an weiteren Stellen. Aufgrund des Polizeiaufgebot, müssen diese kleinen Störungen als Erfolg gewertet werden. Die Polizei tat alles dafür um “Querdenken” einen störungsfreien Ablauf zu ermöglichen und riskierte mehrfach durch gefährliche Fahrmanöver die Gesundheit von Gegendemonstrant*innen. Laut mehreren Berichten wurde Antifaschist*innen durch die Polizei sehr direkt mit Schlägen gedroht.
Trotzdem blieb der Gegenprotest, der sich umweltbewusst und sportlich auf Fahrrädern bewegte, während der gesamten Veranstaltung stabil und versuchte immer wieder auf die Route zu kommen.
Auch Eier sollen auf den Korso geflogen sein, was dem Gegenprotest bundesweit mediale Aufmerksamkeit einbrachte.

Die Route des Autokorsos verlief über die Dorstener Straße nach Herne und über die Bochumer Straße zurück zum Kirmesplatz. Während der ganzen Fahrt wurde aus einem Lautsprecherauto eine verschwörungstheoretische Nachricht in die Umgebung geschallt.

Es ist skandalös das einer Gruppierung wie “Querdenken”, zu deren Inhalten das ständige reproduzieren von antisemitschen Stereotypen gehört, eine Route an der neuen Synagoge vorbei gewährt wird und die Polizei ihr bestes tut, den Gegeprotest schon im Keim zu ersticken.
Non a Parole berichtete bereits im Anschluss dazu auf unserem Blog.

Querdenken Bochum befindet sich im Aufwind, der Autokorso hat bundesweit für mediale Aufmerksamkeit gesorgt (dem starken Protest sei Dank) und auch bei den Demonstrationen nehmen immer mehr Personen teil. Dementsprechend ist es nun an uns Antifaschist*innen diesen Trend zu stoppen.

Schon in der Vergangenheit haben Bochumer*innen gezeigt, dass in ihrer Stadt kein Platz für antisemitschen Verschwörungswahn ist. Entschlossen und solidarisch und unter der Berücksichtigung der besonderen Umstände durch die Coronapandemie, gelang es Bochumer Antifaschist*innen deutliche Zeichen gegen “Querdenken” und die von ihnen verbreiteten Lügen zusetzen. Daran gilt es anzuknüpfen!
Auf die Straße gegen “Querdenken” und Konsorten!

Rassismus Tötet – Mahnmahl auf dem Romanusplatz entstanden

Heute Morgen wurde uns die Nachricht zugespielt, dass in der Nacht auf den 19.02. von Unbekannten ein Denkmal errichtet wurde, um den Opfern rechter Gewalt zu gedenken.
Im folgenden zitieren wir das Flugblatt, welches dem neu errichteten Mahnmahl am Romanusplatz beiliegt.

„Erinnern heißt handeln!
Am 19.02.2021 jährt sich der rassistische Terroranschlag in Hanau zum ersten Mal. Bei diesem verloren 9 Menschen ihr Leben. Wir nehmen diesem Tag zum Anlass um auf die tödlichen Folgen rassis

tischer und rechtsextremer Gewalt aufmerksam zu machen. Das Problem heißt Rassismus!

Hanau war kein Einzelfall!

Rassistische Gewalt zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Ganz egal ob in Mölln, Solingen, Rostock, Dortmund, Bochum, Halle oder Hanau, seit 1990 haben mindestens 213 Menschen durch rechte Gewalt ihr Leben verloren.

Die Märchen vom “Einzeltäter”
Nach rassistischen Anschlägen wird sich immer wieder um das Bild eines “Einzeltäters” bemüht, das ist falsch!
Die extreme Rechte ist weltweit vernetzt, in Internetforen radikalisieren sich Menschen, ohne sich persönlich zu kennen, gegenseitig, vergangene Anschläge dienen als Vorbild und finden Nachahmer*innen.

Rassismus ist ein strukturelles Problem!
Rassismus ist in unserer Gesellschaft tief verankert und findet auf allen Ebenen statt. Rassistische Denkmuster werden kulturell vermittelt und normalisiert. Rassismus prägt den Alltag Betroffner, Schüler*innen mit Migrationsgeschichte werden beispielsweise schlechter benotet, People of Colour häufiger Opfer anlassloser Polizeikontrollen und Polizeigewalt.

Erinnern heißt verändern!

Rassismus wird von der Mehrheitsgesellschaft an den Rand gedrängt, trotzdem ist er Alltag. 
Wir wollen Rassismus sichtbar machen. Aus diesem Grund haben wir auf dem Romanusplatz ein Mahnmahl errichtet.

Rassismus tötet in Hanau und Überall!

In Gedenken an Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Ve

lkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und G

ökhan Gültekin.“

Ihr seid herzlich Willkommen euch am Mahnmahl einzufinden, eine Kerze zu entzünden oder Blumen niederzulegen und einem Moment inne zu halten.
Bitte tragt eine Maske und achtet auf ausreichend Abstand zueinander.

Rassismus tötet – Graffiti in Gedenken an den rassistischen Terroranschlag von Hanau entstanden

Rassimus tötet – Graffiti in Gedenken an den rassitsichen Terroranschlag von Hanau I

Am kommenden Freitag, den 19.Februar 2021, jährt sich der rassistische Terroranschlag von Hanau zum ersten Mal. In Gedenken an die Opfer des Anschlags haben wir heute im Bochumer Westpark ein Graffiti angefertigt, welches an

Gökhan Gültekin,
Sedat Gürbüz,
Said Nesar Hashemi,
Mercedes Kierpacz,
Hamza Kurtović,
Vili Viorel Păun,
Fatih Saraçoğlu,
Ferhat Unvar und
Kaloyan Velkov

Antifaschistische Linke Bochum and Friendz,
Februar 2021

erinnern soll. Am kommenden Freitag werden auch in Bochum Gedenkveranstaltungen stattfinden. So findet auf dem Husemannplatz eine Kundgebung von der „Initiative 19.Februar – Bochum“ zwischen 15:00Uhr und 19:00Uhr statt.

Der Revolutionäre Jugendbund Bochum ruft ab 17:00Uhr zu einer Demonstration auf. Diese soll am Hauptbahnhof in Bochum beginnen.

Antifaschistische Linke Bochum and Friendz,
Februar 2021

Neue Zeiten, neue Ziele, neue Namen.

Aus der Antifaschistischen Aktion Bochum wird non a parole – Antifaschistisches Kollektiv Bochum

Die Antifaschistische Aktion Bochum wurde 2015 gegründet und nahm noch im gleichen Jahr ihre Arbeit auf. Diese Gruppe bedeutet uns allen viel und wir haben viel Herzblut in unsere Arbeit gesteckt. Und doch wurde uns zunehmend bewusst, dass mehr als sechs Jahre nicht spurlos an uns vorüber gehen konnten. Es ist Zeit gewesen, unsere Arbeit, unsere Ziele und unsere Politik zu überdenken. Wir sind mit unserer Gruppe älter geworden und die Probleme dieser Gesellschaft wurden mehr statt weniger. Wir nutzen den Beginn dieses vor uns liegenden Jahrzehnts, um unsere politische Praxis auszuweiten und uns weiter zu entwickeln. Hierzu gehört auch ein neuer Name. Aus der Antifaschistischen Aktion Bochum wird non a parole – Antifaschistisches Kollektiv Bochum.
Der italienische Ausdruck „non a parole“ bedeutet übersetzt so viel wie „nicht Worte allein“ bzw. „Nicht das Lippenbekenntnis“. Dieser Name ist angelehnt an Clara Zetkins Worte „Nicht das Lippenbekentnis, nur das Leben und Handeln adelt und erhebt.”
Doch mit einem neuen Namen allein ist es nicht getan, zu unserer Ausrichtung für dieses neue Jahrzehnt gehört auch ein neues Selbstverständnis, das im Folgenden dokumentiert ist.

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Kämpfen heisst Erinnern

Nachtrag zum 27.1.2021, dem Shoah-Gedenktag.

Auch 76 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau haben wir keinen Grund zu feiern, sondern zu trauern und zu gedenken. Antisemitismus zeigt in der deutschen Gesellschaft weiterhin Kontinuität. Die zahlreichen Anschläge auf Jüdinnen und Juden sollten wir als Mahnung nehmen, dass was geschehen ist, wieder geschehen kann.

Daher gedenken wir an dieser Stelle den letzten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, so wie den unzähligen Opfern des Faschismus:
Menschen, die aufgrund ihrer Religion, Abstammung oder, wie zahlreiche Rom*nja, aufgrund ihrer Herkunft qualvoll misshandelt und getötet wurden. Auch an jene, die aufgrund ihrer Art zu leben als “Asoziale” diffamiert wurden und an jene, die wegen ihrer politischen Meinung, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer körperlichen oder mentalen Fähigkeiten verfolgt, deportiert, ermordet wurden. An all jene erinnern wir uns heute.
Es gilt, aus der Vergangenheit zu lernen. Unser Gedenken muss dazu genutzt werden, dass sich diese menschenverachtende Geschichte nicht wiederholt. Wir wollen daher hier ein klares Zeichen setzen, dass wir niemals vergessen werden, was war.

Denn auch heute noch, sechsundsiebzig Jahre nach der Shoah werden auf offener Straße Jüdinnen und Juden auf Grund des Tragens einer Kippa attackiert. Und auch heute zeigt sich wieder offen das Fortleben antisemitischen Verschörungswahns. Die Verbreitung auf den Demonstrationen der sogenannten Querdenker oder in Manifesten extrem rechter Attentäter hat eine tödliche Vergangenheit.
Wir dürfen und können nicht zusehen, wie menschenfeindliches Denken oder Verhalten mehr und mehr Akzeptanz finden und sich immer weiter verbreiten. Wir dürfen es nicht zulassen, dass rechte Gewalt mehr und mehr Opfer fordert. Es ist Zeit, zu handeln. Überlassen wir rechten Meinungen nicht das Feld, sondern treten wir offen für eine Gesellschaft ohne jegliche Diskriminierung ein.


Lassen wir es niemals zu, dass sich die Geschichte wiederholt und dass die Opfer von damals vergessen werden!
Nie wieder!
Kein Vergeben, kein Vergessen!

Antifaschistische Aktion Bochum

Gedenktag der Befreiung des KZ Auschwitz

Heute Morgen erreichte uns der Hinweis, dass gestern Nacht einige Antifaschist*innen in Bochum unterwegs waren, um durch das Anbringen diverser Plakate an die Befreiung des KZ Auschwitz vor 76 Jahren zu erinnern. Nachfolgend der uns zugespielte Text, sowie einige Fotos der Aktion.

VIELEN  DANK!!

 

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Stammlager des KZ Auschwitz und das nur wenige Kilometer entfernt liegende Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, jenem Ort an dem zwischen 1940 und 1945 über 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden. Die Gefangenen, die meisten davon Jüdinnen und Juden, aber auch unzählige Angehörige der Sinti und Roma, Pol*innen Sowjetische Kriegsgefangene und Weitere, waren hier von den Deutschen systematisch durch Giftgas ermordet und anschließend verbrannt worden. Andere wurden erschossen,bis zum Ende gefoltert, verhungerten oder wurden zu Tode geschuftet. Die fliehenden Bewacher*innen hatten in den vier zurücklegenden Tagen über 30.000 Häftlinge evakuiert und in Todesmärschen nach Westen getrieben. Eine unbekannte Anzahl von Menschen überlebte diese Märsche nicht, brach entkräftet zusammen oder wurde gezielt umgebracht. Als die sowjetischen Truppen das Lagergelände erreichten waren die Gaskammern bereits demontiert. Das letzte Krematorium war noch in der Vornacht von der SS gesprengt worden, um die Spuren des in der Menschheitsgeschichte singulär gebliebenen Verbrechens zu verwischen. Die Befreier fanden neben hunderten überall herumliegenden Leichen etwa 7000 völlig entkräftete, aber noch lebende Gefangene, welche von den Deutschen zurückgelassen worden waren. Für hunderte von ihnen kam die Befreiung zu spät. Sie starben kurz nach der Ankunft der Roten Armee. Unzählige erlagen den psychischen und physischen Spätfolgen von Hunger und Misshandlung.

Weder der aktive Versuch die Spuren des Völkermordes zu verwischen noch das jahrzehntelange Verdrängen und Verschweigen des Geschehens durch große Teile der Bevölkerung konnten die Erinnerung an die deutschen Verbrechen tilgen. Das unfassbare Ausmaß von Shoah und Porajmos und nicht zuletzt der Kampf der Überlebenden und ihrer Unterstützer*innen gegen das Vergessen standen dem kollektiven Gedächtnisschwund jahrzehntelang entgegen.

Heute gilt der Tag der Auschwitz-Befreiung als Symbol der Erinnerung an das „Holocaust“ genannte beispiellose Verbrechen, in dem 6 Millionen jüdische Menschen und hunderttausende als „Zigeuner“ verfolgte Menschen systematisch ermordet wurden. Dass dieser Tag mittlerweile seit 25 Jahren in Deutschland von offizieller Seite als bundesweiter „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“ gesetzlich verankert ist, offizielle Gebäude Trauerbeflaggung tragen und sogar im Bundestag eine alljährliche Gedenkstunde begangen wird, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Verblassung der Erinnerung seit Jahren voranschreitet und es gerade in jüngster Zeit zu einer immer häufigeren Bagatellisierung des Holocausts kommt. Während Vertreter*innen der AfD die Verbrechen des Nationalsozialismus als „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte bezeichnen im Bundestag und allen Landesparlamenten sitzen, schmücken sich Coronaleugner*innen mit Judensternen, bezeichnen Infektionsschutzmaßnahmen als „Ermächtigungsgesetz“ oder beleidigen das Andenken an Verfolgte und Gegner*innen der Nazis, wie Anne Frank oder Sophie Scholl, mit denen sie sich in ihrem postulierten Kampf gegen die vermeintliche „Corona-Diktatur“ vergleichen. Dass sie hierbei in trauter Eintracht mit Reichsbürger*innen, Neonazis und anderen Antisemit*innen marschieren, ist nur der offensichtlichste Beleg für den unbewussten und bewussten Wunsch die ungeliebte Vergangenheit endlich aus dem kollektiven Gedächtnis löschen zu dürfen.

Den Versuchen der Aneignung und Relativierung des Geschehenen, für das Auschwitz als Symbol steht, muss von Antifaschist*innen heute und morgen aktiv mit allen Mitteln widersprochen werden. Mit dem allmählichen Sterben der Zeitzeugenschaft wächst die Gefahr des schleichenden Vergessens und somit auch des weiteren Erstarkens der gesamtgesellschaftlichen Gleichgültigkeit gegenüber Antisemitismus, Rassismus und anderen Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Zur Erinnerung und Mahnung wurden in der letzten Nacht in Bochum zahlreiche Konterfeis ehemaliger Widerstandskämpfer*innen plakatiert um dem Narrativ des angeblich ausgebliebenen Jüdischen Widerstandes entgegenzuwirken, sowie ein Zeichen gegen die Instrumentalisierung der Shoah und das Vergessen zu setzen.

Kein Vergessen – Kein Vergeben!

Erinnern heißt Handeln – damit das Gestern nicht zum Morgen wird.

Antifas aus Bochum

Unspektakuläre Verschwörungsdemonstrationen in Bochum

Querdenken234 auf dem Dr.-Ruer-Platz

Am 23.01 kam es erneut zu zwei verschwörungsideolgischen Veranstaltungen in der Bochumer Innenstadt.

Während bei der Kundgebung „Für den Erhalt der Freiheit“ lediglich 5-10 Personen teilnahmen, fanden sich bei der Veranstaltung von „Querdenken 234“ ca. 60 Teilnehmende ein.

Nach dem sich die Veranstalter*innen der Demo „Für den Erhalt der Freiheit“ zuletzt von der rechtsextremen Bruderschaft Deutschland distanzierten, scheint ihre Kundgebung wieder in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Die über eine kleine Anlage abgespielten YouTube Videos schienen auch den Orgakreis des Trauerspiels auf dem Husemannplatz nicht wirklich zu interessieren, sodass diese immer wieder zu Querdenken 234 auf dem benachbarten Dr.-Ruer-Platz pendelten und sich dort unter die Teilnehmenden mischten.

Peter Florian und Begleitung auf dem Weg zum Dr.-Ruer-Platz

Auch die Querdenken Kundgebung in der Innenstadt blieb ereignisarm. Im Gegensatz zu der Veranstaltung am Husemannplatz wurden dort jedoch Redebeiträge gehalten. Zu Beginn wurde das „Querdenken Manifest“ verlesen. Außerdem wurde in einem Redebeitrag die gute Zusammenarbeit mit der Bochumer Polizei hervorgehoben, diese seien „auch eher Schutzmänner“ so der Redner, der im folgenden die Beamt*innen mit dem Kriminalhauptkommisar Michael Fritsch verglich, auch der inzuwischen suspendierte Fritsch aus Hannover bezeichnet sich selbst als „Schutzmann“ Zwar kritisierte der Redner das Eingreifen der letzten Woche, „diese Provokation sei jedoch von einer Minderheit ausgegangen“ . Im weiteren Verlauf wurden noch die für Querdenken üblichen Verschwörungserzählungen bemüht, so war unter anderem von einem „Lockdown der mehr Menschenleben fordere, als es Coronatote geben würde“ die Rede, auch der „sofortige Rücktritt der Bundesregierung“ wurde gefordert.

Auch wenn die beiden verschwörungsideologischen Kundgebungen in Bochum ohne nennenswerte Vorkommnisse verlaufen sind, zeigt nicht zuletzt das Auftreten der Bruderschaft Deutschland oder die Anwesenheit einzelner NPD Kader bei vergangenen Demonstrationen, dass sich immer wieder Rechtsextreme bei diesen Veranstaltungen sammeln und auf wenig Ablehnung stoßen. Daher ist es an uns Antifaschist*innen diese weiter zu Beobachten um, wenn nötig, entschlossen Intervenieren zu können.

Antifa 4630

Immer weniger Teilnehmer*innen auf dem Husemannplatz

1:1 Betreuung durch die Polizei

 

50 Personen bei Protest gegen Nazis und Verschwörungsmythen

Mundschutz statt Grenzschutz am 16.01.2021 in Bochum

Heute protestierten ca. 50 Antifaschist*innen gegen Nazis und Verschwörungsmythen auf dem Bochumer Husemannplatz. Die Kundgebung wurde präventiv von Ende Gelände Bochum angemeldet, um einem möglichen Auftreten der Bruderschaft/Schwesternschaft Deutschland entgegenwirken zu können.

Im Gegensatz zu den letzten beiden Samstagen sind jedoch Personen aus dem klassischen Neonazi Spektrum nicht erschienen.

Während auf dem Husemannplatz ca. 5-10 Personen einer verschwörungideologischen Kundgebung damit beschäftigt waren Kreideparolen, die sich gegen sie richteten, zu entfernen, fanden sich auf dem Dr. Ruer Platz ca 60 Personen bei einer Kundgebung von Querdenken ein. Die Querdenker*innen, die  am 21.11.2020 ebenfalls Neonazis der Bruderschaft Deutschland und der NPD duldeten, konnten in der Zwischenzeit eine weitere Ärztin auftreiben, die Atteste zum Aufheben der Maskenpflicht erstellt. Dabei handelt es sich um Radime Farhumand aus Gelsenkirchen. Zuvor ist der in Bochum praktizierende Arzt Andreas Triebel durch das Erstellen von Attesten auffällig geworden. Er hielt mehrfach Redebeiträge auf Kundgebungen von Querdenken234. Farhumand tat es ihm heute gleich.

Eine wirkliche Dynamik kam heute nicht auf, sodass die antifaschistische Kundgebung gegen 16:30 Uhr beendet wurde. Nennenswert bleibt ansonsten ein Tumult bei der Querdenken Kundgebung, nachdem ein Mitarbeiter des Ordnungsamts von einem Querdenker attackiert wurde. Dieser wurde danach von der Polizei festgenommen.

Fotos vom Gegenprotet:

 

Antifaschistische Linke Bochum,
Januar 2021