Schlagwort-Archive: Querdenken

120 Menschen bei Querdenken in Bochum

Am gestrigen Samstag, den 07.11.2020, veranstaltete der Bochumer Ableger der verschwörungstheoretischen Gruppe Querdenken, eine Demonstration in der Innenstadt. Der Aufzug startete gegen 14:30 und zog dann bis ca. 16:00 Uhr durch die Innenstadt in Richtung Rathaus.

Im Vergleich zur letzten Woche stieg die Zahl der Teilnehmenden stark an. So konnten ca. 120 Verschwörer*innen gezählt werden. Die seit einer Woche geltenden Corona Bestimmungen, werden auch ein Grund für die gestiegende Teilnehmendenzahl sein. Auffällig an dem heutigen Aufmarsch war der Aufbau der Demo. Die Begleitung der Demo durch Trommeln, sollte stark an eine religiöse Zeremonie erinnern. Weiterhin liefen im vorderen Teil der Demo Menschen in weißen Overalls, die Schilder mit (aus Sicht der Querdenker*innen) „positiven“ Slogans hoch hielten.  Im hinteren Teil liefen Menschen mit schwarzen Gewändern, die an satanistische Riten erinnern sollten. Diese Personen hielten Schilder mit „negativen“ Sprüchen hoch, wie „lasst euch Impfen“, „glaubt dem RKI“ und „Neue Weltordnung“. Diese Darbietung ist sicherlich kein Zufall und verdeutlicht nur die Denkweise von Personen die an Verschwörungsmythen glauben. So z.B. die klare Aufteilung in gut und böse. Dabei sind die Querdenker*innen die guten und die Anderen die bösen. Die Anderen werden hier als schwarze Kreaturen dargestellt, die symbolisch für Eliten und satanistische Zirkel stehen. Der Spruch der Neuen Weltordnung bzw. der New World Order, passt ebenso in diesen Kontext. Der Verschwörungsmythos zur New World Order besagt, dass Eliten und Geheimzirkel die Welt  regieren und steuern. Ein ganz klar antisemitisches Narrativ.

Gegen Ende der Demo gesellte sich Bastian Hans von der Identitären Bewegung zu den Querdenker*innen. Passant*innen hingegen ließen sich kaum von der Demonstration begeistern und äußerten erneut Unverständnis. Später fand auf dem Husemannplatz eine weitere Kundgebung aus dem Verschwörer*innen Spektrum statt. Diese wurde von Peter Florian, einem ehemailigen Mitarbeiter des Schumacher Clubs, geleitet. Auch dieser Trug ein Shirt mit der Aufschrift „FCK NWO“ (Fuck New World Order). Für den kommenden Samstag und den 21.11.2020 kündigt Querdenken Bochum weitere Demonstrationen an. Am 21.11. soll zudem Michael Ballweg als Redner in Bochum erscheinen. Dies hat sicherlich ein größeres Mobilisierungspotential.

Antifaschistische Linke Bochum,
November 2020

 

Weitere Bilder:

Erste Aktion des Querdenken Ablegers Bochum

Gruppenfoto Querdenken Spaziergang in Bochum 23.10.20

Seit einigen Wochen hat nun auch Bochum mit „Querdenken 234“ eine eigene Querdenken-Gruppe. Diese Struktur dient als diffuses Sammelbecken für Verschwörungstheoretiker*innen, Impfgegner*innen und Antisemit*innen in den jeweiligen Städten. Die professionelle Mutterorganisation dieser regionalen Ableger ist „Querdenken 711“ aus Stuttgart. Diese war es auch, die den Aufmarsch am 29.08.2020 in Berlin organisierte, bei der die extreme Rechte von NPD, Reichsbürger bis zur AfD mitlief und die im zuvor angekündigten Sturm auf den Reichstag mündete. Diese Bilder gingen um die Welt. Nun versucht die Gruppe auch in Bochum Fuß zu fassen.

Die Gruppe trat bisher nur über die üblichen Social Media Kanäle, wie Telegram, Instagram oder Facebook, in Erscheinung und rief dort für den gestrigen Freitag, den 23.10.2020, zu ihrer ersten öffentlichen Aktion auf.

Groß und euphorisch war der Spaziergang der Verschwörungstheoretiker*innen über Telegram und Instagram angekündigt. Sie wollten in einem stillen Protestmarsch in Maler*innenanzügen durch das Bermudadreieck laufen. Das Ziel dieser spontan angekündigten Aktion bleibt unklar.
Die Anhänger*innen von Verschwörungsmythen haben dabei scheinbar ihre Reichweite überschätzt. Schnell wurde deutlich, dass die Teilnehmendenzahl am Treffpunkt am Parkhaus im Bermudadreieck nicht über 20 Leute steigen wird. Eine große Enttäuschung wie man den langen Gesichtern der Schwurbler*innen so wie einer verzweifelten Nachricht aus ihrer Telegram Gruppe entnehmen kann.
Heillos überschätzt wurde die Situation ebenfalls durch die Polizei. Das kleine Grüppchen selbsternannter Querdenker*innen sah sich an ihrem Treffpunkt mit einer staatlichen Übermacht konfrontiert: mindestens sechs Wagen der Bereitschaftspolizei, rund 10 Zivilpolizist*innen, ein Kamerawagen – es fehlte nur noch der Hubschrauber. Sichtlich eingeschüchtert war es auch mit der Maskenverweigerung schnell vorbei. Trotzdem war es es einigen möglich ohne Maske in der gefüllten Innenstadt aufzulaufen, in der Sonst Maskenpflicht herrscht.

Die 18 weißgekleideten Querdenker*innen harrten zunächts noch eine Weile auf dem Konrad-Adenauer-Platz im Bermuda Dreieck aus, hofften jedoch vergeblich auf weitere Mitstreiter*innen. Die Zeit vertrieben sie sich mit einem Tanz mit selbst mitgebrachten Rollen Toilettenpapier.
Schließlich ging es, im geboten Abstand, los. Vorweg lief Anmelder “Peter” mit einem blauen Megaphon. Auch ein zweiter Peter war anwesend. Peter Florian aus Bochumi, der sonst regelmäßig samstags in der Innenstadt mit einer ähnlich kleinen Gruppe Verschwörungsmythen verbreitet, war anwesend.

Auf Höhe des Café Kokret gab es eine Festnahme auf antifaschistischer Seite. Ein Antifaschist, der sich einen Scherz mit den Schwurbler*innen erlauben wollte, wurde dabei hart von den Cops zu Boden gebracht. Eine sicherlich überzogene Festnahme der Polizei. Nach der Feststellung der Personalien und der Androung Fingerabdrücke abzunehmen, konnte der junge Antifaschist wieder gehen.

Der Marsch der Verschwörungstheoretiker*innen konnte hingegen unbehelligt weitelaufen. Am Schlusspunkt am Rathaus entstanden noch Gruppenfotos, mit gebotenen Abstand, auf dem 19 Personen zu erkennen sind.

Im Nachgang des Schwurbler*innen Spaziergangs kam es erneut zu einer Auseinandersetzung. Ohne Maler*innenanzüge fand sich eine handvoll Schwurbler*innen vor dem Musikforum ein. Junge Menschen, die den Platz zum skaten nutzen wollten, sprachen die Gruppe an und fragten, wann diese den Platz wieder verlassen würden. Anscheinend zu viel für die enttäuschten Anhänger*innen von Verschwörungsmythen. Ein Wort ergab das andere und am Ende riefen die Schwurbler*innen die Cops und erstatteten Anzeige wegen Körperverletzung.
Auch dieser Polizeieinsatz wurde im Nachgang in der Querdenken 234 Telegram Gruppe beklatscht. Wie paradox dieses Verhalten in Bezug auf die vorgebliche Bekämpfung der “Merkel Diktatur” ist, scheinen die Schwurbler*innen dabei nicht zu merken.

Querdenken Bochum Polizeieinsatz am Musikforum 23.10.20

So sehr das Ganze dazu einlädt, es nicht ernst zu nehmen, wollen wir genau davor warnen. Auch wenn diese kleine auf den ersten Blick einen bemitleidenswerten Eindruck macht, sollten wir sie im Auge behalten. Für den 21.11.2020 haben sie eine Großdemo in Bochum angemeldet, die vermutlich etwas mehr Mobilisierungspotential haben wird. Wir haben Ende August in Berlin gesehen welche Botschaften transportiert wurden und welche rassistischen und neonazistischen Akteur*innen ungestört bei Querdenken mitliefen.

In diesem Sinne, passt auf euch auf, bleibt gesund, bleibt aktiv und wartet auf Ankündigungen für den 21.11.2020!

Antifaschistische Linke Bochum,
Oktober 2020