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Neonazis im Kinderzimmer – oder wie aus Kindern Neonazis werden?

So oder ähnlich war der Name einer WDR Dokumentation aus den 2000ern über junge Rechtsradikale. Einer der Porträtierten: Robin L. aus Bochum-Querenburg. Damals glatzköpfig, in Skinhead-Kluft und mit rechter Musik im Ohr, pöbelte er gegen Migrant:innen – heute ist Robin L. noch immer Teil der Szene. Sein Umfeld: einschlägig bekannte Neonazis, darunter Mitglieder der Hammerskins. Der Fall zeigt: Rechte Sozialisierung im Jugendalter bleibt oft nicht folgenlos und legt damit den Grundstein für dauerhafte extrem rechte Strukturen.

„TikTok-Nazis“ und rechte Jugendbewegung

Seit rund einem Jahr formiert sich eine neue, offen auftretende rechte Jugendbewegung. Ihren Ursprung hatte sie in Ostdeutschland, wo über TikTok und Instagram zu Angriffen auf CSD-Veranstaltungen mobilisiert wurde – darunter Hunderte Jugendliche in Städten wie Bautzen. Auch in NRW ließen die ersten Aktionen nicht lange auf sich warten. So versuchte im Juli 2024 eine Gruppe unter dem Label „DST – Der Störtrupp“, den CSD in Köln zu stören. Am Vorabend traf sich die Gruppe zum gemeinsamen Besäufnis in der Bochumer Kneipe „Linie 5“. Kurz darauf traten ähnliche Gruppen auch in Essen auf.

DST vor der Linie 5 am 20.07.2024

Inszeniert wird sich dabei im Retro-Look im Stil der 90er-Jahre: Bomberjacken, Springerstiefel und kahlrasierte Köpfe und eindeutige Tattoos prägen das Bild. Neben „DST“ traten in NRW weitere Kleingruppen auf: „Jung & Stark“ (JS), „Deutsche Jugend voran“ (DJV), der „Kampfbund“ in Dortmund sowie „Racial Pride Germany“ (RPG).

Viele dieser Gruppen und Aufmärsche sind von mangelnder Disziplin, spontaner Eskalation und exzessivem Alkoholkonsum geprägt – ein Stilbruch zu den meist durchinszenierten Märschen klassischer Neonaziorganisationen. Organisierte Neonazistrukturen und rechte Parteien hielten sich zunächst zurück – mit einer Ausnahme: das Ruhrgebiet.

Ruhrgebiets-Nazis entdecken den Nachwuchs

Justin Übernickel mit Claus Cremer am 15.03.2025 in Essen.
Quelle: Recherche Nord

In den letzten Jahren war die rechte Szene im Ruhrgebiet durch Nachwuchsmangel geschwächt. Diese Entwicklung droht sich nun umzukehren. Spätestens seit dem 15. März 2025 ist klar: Alteingesessene Strukturen versuchen gezielt, die neuen Jugendgruppierungen zu vereinnahmen und die Köpfe dieser jungen Strukturen für ihre Zwecke zu benutzen. Damals organisierte „JS NRW“ einen Aufmarsch in Essen mit Technik und Logistik aus den Reihen der extremen Rechten im Ruhrgebiet. Anmelder: Justin Übernickel aus Essen. Kurz darauf trat er der Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ (JN) bei.

Mittlerweile erfolgen gemeinsame Mobilisierungen. Monatliche „Heimatabende“ in Essen-Kray und Dortmund-Dorstfeld zielen darauf ab, die Jugendlichen organisatorisch an die Partei „Die Heimat“ zu binden.

NS-Erziehung in Bochum-Wattenscheid: Der Fall Cremer

Claus Cremer
Daniela Wegener

Ein zentrales Beispiel für rechte Erziehung innerhalb neonazistischer Familienstrukturen liefert die Familie Cremer. Claus Cremer, seit Jahrzehnten Teil der Szene und heute Landesvorsitzender von „Die Heimat“ in NRW, begann seine politische Karriere bei der JN. Seine Lebensgefährtin Daniela Wegener, ehemals Kameradschaftsführerin der „Sauerländer Aktionsfront“ und HNG-Vorsitzende, lebt mit Cremer in der Sommerdellenstraße in Wattenscheid.

Leif Erik Cremer in Essen am 11.07.2025 Quelle: Recherche Nord

Der Sohn des Paares, Leif Erik Cremer der am 27.10.2005 geboren wurde, tritt nun in deren Fußstapfen. Unter dem Alias „aktivist_probochum“ dokumentiert er öffentlich seine neonazistische Aktivität: Stickeraktionen, Teilnahme an JN-Camps, internationale Kongresse. Seit Anfang 2025 ist er regelmäßig auf Demonstrationen präsent. Anfangs nur als Teilnehmer und stets bedacht nur vermummt aufzutreten, hat er die Hüllen in den vergangenen Wochen fallen lassen. Jetzt übernimmt er dort Aufgaben wie Fahnenverteilung, die Disziplinierung unerfahrener Kameraden und das Anfertigen von Content für die Social Media Plattformen der JN, der Heimat und seines Vaters.

Im Gegensatz zu anderen rechten Jugendlichen fällt Leif Erik durch Disziplin und Organisation auf, ein Ergebnis der internen JN-Schulungen. Dass Claus Cremer, trotz Privatinsolvenz, über seinen Sohn weiterhin politischen Einfluss nimmt, ist offensichtlich.

Brisant: Leif Erik Cremer spielt Fußball in der 1. Mannschaft des Vereins SG Linden-Dahlhausen/​Rasensport Weitmar in Bochum. Sein Vater ist regelmäßig bei den Spielen präsent. Dass die neonazistischen Hintergründe der beiden im Verein nicht bekannt sein sollen, ist kaum glaubhaft. Dass sie den Werten eines Mannschaftssports diametral widersprechen, hingegen offensichtlich.

[EDIT 29.07.25] Die SG Linden-Dahlhausen hat Konsequenzen gezogen und sich von Leif Erik Cremer getrennt.

Leif Erik und Claus Cremer am 16.07.2025 beim Spiel SG LiDa/​Rasensport Weitmar – SF Niederwenigern III

Rechte Jugendkader in Bochum, Herne und Umgebung

Leif Erik Cremer ist kein Einzelfall. In nahezu allen Bochumer Stadtteilen lässt sich eine zunehmende rechte Präsenz beobachten. Ob in Gerthe, Hiltrop, Weitmar oder Hamme: Graffitis und Sticker – der Versuch, öffentliche Räume zu besetzen, ist unübersehbar.

Ein Beispiel:

Justin Machnik in Dortmund am 26.04.2025
Quelle: Recherche Nord

Justin Machnik (Oscholski), wohnhaft in der Otterkuhle (Weitmar-Mark), marschierte fleißig durch fast jede rechte Demo im Westen. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er im Dezember 2024 bei einer Demonstration von „Die Heimat“ in Dortmund. Dort übernahm er bereits Führungsaufgaben innerhalb seiner Bezugsgruppe. In den folgenden Monaten fiel er hauptsächlich durch Social-Media-Posts mit typischem „Patriotismus“- und „Nationalstolz“-Gepose auf. 

Dass sich ein Jugendlicher aus einer strukturell ruhigen Gegend wie Bochum-Weitmar offen dem gewaltorientierten Neonazismus zuwendet, ist kein Einzelfall, sondern Teil eines allgemeinen Musters: Radikalisierung verläuft heute meist online – anonym, niedrigschwellig, kontinuierlich. Im Fall Oscholski führten ihn Algorithmen in die rechte Sphäre sozialer Netzwerke, bis er schließlich in Kontakt mit Akteuren aus dem Umfeld der „Heimatjugend“ (JN) stand. Ohne vorherige lokale Anbindung, aber mit zunehmender ideologischer Festigung, übernahm er deren Narrative, Feindbilder und Inszenierung. Justin Oscholski steht exemplarisch für eine neue Dynamik: Die extreme Rechte braucht keine Treffpunkte oder Kameradschaftsabende mehr, um Jugendliche zu rekrutieren, sie ist längst auf ihren Smartphones angekommen.

In seiner Freizeit betreibt er Downhill-Fahren – auffällig oft an Orten, die er zuvor mit rechten Stickern markiert hat. 

Ein weiterer Akteur:

Max Kraus in Münster am 05.07.2025
Quelle: Recherche Nord

Max Kraus, stammt gebürtig aus Bochum. [Edit 28.07.25: er lebt momentan in Dortmund]. Kraus ist seit mehreren Monaten aktiv und zum ersten Mal am 26.04.2025 bei einer Demonstration in Dortmund aufällig gworden. Wenige Wochen später war er mittendrin, bei der „Heimatjugend“ (JN), im Umfeld von „Die Heimat“, eng vernetzt mit bekannten Dortmunder Nazikadern.

Joel Reimann in Gelsenkirchen am 01.05.2025
Quelle: Recherche Nord

In Herne fällt insbesondere der am 10.06.2008 geborene Joel Reimann auf. Er wohnt im Stadtteil Horsthausen, und ist längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Reimann ist regelmäßiger Teilnehmer rechter Aufmärsche, tritt meist als Bannerträger auf und gilt als mutmaßlicher Administrator des Instagram-Kanals „Heimatjugend Herne“. Innerhalb der Szene übernimmt er zunehmend organisatorische Funktionen, ist ruhig, kontrolliert, auf Außenwirkung bedacht – ein Aushängeschild für die „Heimatjugend“. Reimanns Einbindung in die Szene kommt nicht von ungefähr.

Joel Reimann beim Herner Eishockeyverein

Öffentlich tritt Joel Reimann meist freundlich und offen auf. In der Fankurve des Herner Eishockeyvereins ist er ein bekanntes Gesicht – geschätzt, nicht zuletzt wegen seines unauffälligen, verbindlichen Auftretens. Ein klassisches Beispiel dafür, wie rechte Akteure soziale Räume besetzen, Normalität simulieren und dadurch Anschlussfähigkeit gewinnen.

Störaktionen, Eskalation, Gewaltandrohung

Fabian Günnewich mit Joel Reimann

Im Verlauf des letzten Jahres kam es wiederholt zu gezielten Störversuchen antifaschistischer Versammlungen. Im September 2024 etwa provozierten rechte Jugendliche am Lautsprecherwagen einer antifaschistischen Demo. Einer von ihnen: Fabian Günnewich aus Castrop-Rauxel, befreundet mit Reimann, ebenfalls JN-nah.

Auch beim CSD in Herne 2025 versuchten zwei Jugendliche, den Demonstrationszug zu stören. Beide wurden zuvor regelmäßig bei Neonazi-Aufmärschen gesichtet. Bereits in der Nacht vor dem CSD tauchten queerfeindliche Plakate auf – dokumentiert und verbreitet über die Kanäle der Heimatjugend Herne.

Dortmunder Kader als Bezugspersonen

Nach wie vor ist die Dortmunder Neonaziszene für den Nachwuchs aus dem Ruhrgebiet zentral. Offene „Heimatabende“ bieten einen niedrigschwelligen Einstieg, neue Führungspersonen füllen die Lücken früherer Kader. Einer von ihnen: Raik Helm, Lehramtsstudent an der Ruhr-Uni Bochum, bekannt als aktiver Organisator und JN-Mitglied. Auch Andre Pencek, früher eher Mitläufer, ist mittlerweile Teil der Führungsstruktur.

Ein weiterer Akteur mit Einfluss auf jugendliche Rechte: Niklas Busch. Laut, selbstsicher, volksnah inszeniert. Sein Auftreten spricht vor allem Erlebnisorientierte an, weshalb er zunehmend in die Strukturen des neonazistischen Kampfsportevents „Kampf der Nibelungen“ eingebunden wird. Nico Wille, ein Charakter, der selbst in der eigenen Szene immer wieder aneckt und zuletzt wegen sexueller Avancen gegenüber Minderjährigen in Verruf geriet. und regelmäßig in Konflikte mit anderen gerät. Er organisierte einen Angriff auf die alternative Kneipe Hirsch Q in Dortmund und verbindet körperliche Präsenz mit Szene-Symbolik. Er trainiert regelmäßg im „Golds Gym“ Herne und führte am 15.06.2025 ein Kampfsport Training im Kortumpark in Bochum durch.

Die älteren Neonazis hingegen übernehmen nur noch strukturelle und vermeintlich fürsorgliche Aufgaben um die Jugendlichen einerseits zu bespaßen und andererseits inhaltlich und ideologisch zu formen. Neben dem Ablauf von Demonstrationen und dem Auftreteten als Redner, sorgen sie sich für das „Drumherum“. Sie stellen Ressourcen und Räume zur Verfügung, bieten den jungen Leuten Schulungen und Alkohol. So wurde am Heimatabend in Essen im Juli 2025 den Jugendlichen ein Vortrag, alkoholische Getränke und eine Demonstration geboten, um das Happening abzuschließen. Begleitet durch ältere Kader wie Marion Figge, Sascha Krolzig oder Claus Cremer

Marion Figge beim Ausschank von Alkohol an jugendliche Neonazis beim Heimatabend in Essen
Quelle: Recherche Nord

Fazit

Eine Mobilisierung so vieler junger Menschen in neonazistische Kreise hat das Ruhrgebiet seit Jahren nicht mehr erlebt. Ob sich dieser Trend hält oder im schnellen Takt von Social Media wieder verpufft, bleibt offen. Angesichts der diskursiven Verschiebungen der letzten Jahre ist jedoch eher davon auszugehen, dass viele dieser Jugendlichen in den Strukturen bleiben – solange sie keine spürbaren Konsequenzen erfahren. Insbesondere die neu gegründete JN wird künftig eine zentrale Rolle spielen, da sich bereits ein stabiler Kern junger Neonazis um sie gebildet hat. Gleichzeitig kann das junge Alter der Beteiligten den Strukturen selbst zum Problem werden: Cliquenbildung, persönliche Krisen und pubertäre Dynamiken haben bereits in der Vergangenheit ähnliche Szenen geschwächt. Trotzdem darf man nicht auf Selbstzerstörung hoffen – es braucht Aufklärung, Öffentlichkeit und klare Kante gegen diese Strukturen. 

RechercheBO
28.07.2025

Update II zur Linie 5: „Nein, wir sind keine Nazis.”

Die zum großen Teil naive und unprofessionelle Medienberichterstattung der letzten Tage zur Causa “Linie 5” hat viele Menschen irritiert. Immer wieder wurde hier ein Framing vorgenommen, welches Zuschauer*innen und Leser*innen suggeriert, als gäbe es eine “Kontroverse”, quasi eine Meinungsverschiedenheit um diese einschlägige Kneipe. Damit suggerieren die Journalist*innen eine zweiseitige Konfrontation, wo nun einmal zwei unterschiedliche Beurteilungen dieser Kneipe vorliegen. Da wird dann die Meinung der Betreiberin (“Nein, wir sind keine Nazis.”) gegen die der Anwohner*innen (“Dort gab es mehrere Treffen organisierter rechter Gruppierungen”) gegenübergestellt und stehengelassen. Die journalistische Sorgfaltspflicht würde es jedoch gebieten, der Sache auf den Grund zu gehen und zu recherchieren, wer denn nun recht hat.

Bewusst oder unbewusst werden an dieser Stelle die Recherchen von Antifaschist*innen ausgeklammert. Weder die zahlreichen sortierten Fotobelege noch die recherchierten Namen von rechten Szenegrößen oder Gruppierungen werden hier genannt. Selbstverständlich sollte man bei den aktuellen Betreiber*innen der Linie 5 nachfragen, dann diese oder ihre Aussagen aber eben auch mit den Fakten der dokumentierten Abende kontextualisieren. Ein Urteil müssen sich Lesende und Zuschauende dann selbst bilden. Die Bochumer Polizei, die seit Jahren weiß, dass in dieser Kneipe rechtes Publikum verkehrt, gibt sich seltsam wortkarg und ahnungslos (“Schauen wir mal”), dabei baut sie bei jeder Demonstration, die sie dem politisch linken Spektrum zuordnet, eine Wagenburg vor der Linie 5 auf, um die Demonstration zu schützen. Dies geschieht bei keiner anderen Kneipe in der Innenstadt. Lediglich die Bezirksbürgermeisterin nimmt die Sorgen der Anwohner*innen und die Faktenlage momentan ernst. Auch die Brauereien Fiege und König Pilsener haben aufgrund der Recherche-Ergebnisse gehandelt. Dass die rechte Szene mitten in der Bochumer Innenstadt ein überregionales Nazikonzert veranstaltet ist ein Gradmesser für die Lage in diesem Land, die von vielen als “Rechtsruck” bezeichnet wird und gegen den Anfang des Jahres mehrere Millionen Menschen bundesweit auf die Straße gingen. Wenn sich Neonazis nun durch die gesamtgesellschaftliche Entwicklung derartig ermutigt und sicher fühlen, müssen jene gesellschaftlichen Kräfte gestärkt werden, die aus Überzeugung dagegen aufstehen.

Zurück zum Thema: Es liegt alles auf dem Tisch. Wir machen es diesmal kurz. Die Runen-Tattoos der Noch-Betreiberin Monja Oberfeld ließen vor dem Hintergrund ihrer einschlägigen Kontakte bereits bei Neueröffnung der Linie 5 nichts Gutes erahnen. Sie selbst trug in der Kneipe einen Gürtel der bekannten Neonazimarke Thor Steinar.

Monja O. mit Gürtel der bekannten Neonazimarke Thor Steinar

Gast der Linie 5 mit einschlägiger Marke

Wenn dies selbst die Betreiberin tut, tragen natürlich auch ihre Gäste die einschlägige Marke in der Linie 5. Die Betreiberin pflegt enge Kontakte zum HoGeSa-Mitbegründer Thorsten Sallay (https://antifabochum.noblogs.org/2014/10/bochumer-hooligans-an-nazi-krawallen-beteiligt/). Sallay selbst pflegt offenbar auch nach dem Niedergang von HoGeSa ein bundesweites Netzwerk extrem rechter Hooliganstrukturen mit dem Namen “Old Firm United”. Zusätzlich ist zu erwähnen, dass Thorsten Sallay letztes Jahr auf einem Konzert von “Kategorie C” in Hattingen war. Sallay posiert in seiner Freizeit zudem mit Mitgliedern der “Brothers of Honour”, hierbei steht das B und das H des neuen Gruppennamens als in der rechten Szene gängige Abkürzung für “Blood&Honour”, darunter Marc Andreas Schiffko und Sacha Rudloff von der rechtsextremen Hooligangruppe “Borussenfront”. Sallay war auch auf einer Party der “Standarte Bremen”, einer weiteren rechten Hooligangruppe rund um Hannes Ostendorf und der Band “Kategorie C”. Die Rechtsrockband “Kategorie C” ist genau jenen Strukturen zuzurechnen und fand deshalb nicht zufällig nach ihrem polizeilich verbotenen Konzert im Emsland Unterschlupf in der Linie 5.

Nazischmiererei in der Alsenstraße

In der Nacht des 20.07.2024 tauchte eine Nazischmiererei in der Alsenstraße auf, wovon Anwohner*innen der Presse und uns ein Foto schickten. Wir veröffentlichen dies nun, denn es dokumentiert den Versuch rechter Raumnahme. Nachdem sie in der Kneipe entlarvt wurden, gehen sie nun offenbar zum Gegenangriff über. Der in der Neonaziszene bekannte Zahlencode 444 steht dabei für den 4. Buchstaben im Alphabet, also DDD (= Deutschland den Deutschen), SS ist die Schutzstaffel der NSDAP. Eine klarer Einschüchterungsversuch, der der Nachbarschaft gilt, jedoch offenbar seine Wirkung verfehlte, denn diese versammelte sich am letzten Freitag mit 80 Personen vor der “Linie 5” um ein Zeichen zu setzen.

Die dortigen Anwohner*innen nehmen nun jedenfalls ihr Schicksal selbst in die Hand. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

Antifaschistische Linke Bochum,
Juli 2024

Update zur Linie 5: „Wir sind nicht rechts…

DST vor der Linie 5 am 20.07.24

wir sind nur unpolitisch“, könnte es demnächst mal wieder heißen. Ein Spruch den man häufig wiederfindet, wenn auf rechte oder menschenverachtende Agitation oder Strukturen hingewiesen wird. Nun geht man in der Regel davon aus, dass die Fotobelege des 23. Juni von der Linie 5 ausreichen sollten. Auch da selbst die Polizei bestätigte, dass sich dort Personen des „rechten Spektrums“ getroffen hatten. Diese hatte das Konzert der Neonazis mit einem Großaufgebot aufgelöst und die Personen kontrolliert. Vielleicht suchen die Betreiber:innen auch nur eine sprachliche Lücke in den bisher getätigten Veröffentlichungen. Reibt man sich zu sehr an dem Begriff Konzert auf? Eventuell war es auch nur ein Liederabend mit Hannes Ostendorf. Wie auch immer. Er war anwesend an einem Tag als im Emsland ein Konzert von Kategorie C stattfinden sollte, welches untersagt wurde. Anwohner:innen konnten bekannte Lieder der Band Kategorie C vernehmen. Dass die Lokalpresse trotz der Fakten die Erzählungen der Betreiber:innen wiedergibt, ist hochgradig problematisch und wird von der Betreiberin und ihren rechten Kreisen als direkte Rückendeckung verstanden. Wir wollen aber noch einmal nachhelfen.

Profil Natali Rihm

Am 23.Juni war neben Hannes Ostendorf auch Natali Rihm anwesend. Natali Rihm gehört seit einigen Jahren zu den Protagonist:innen der sogenannten „Bürgerwehren“. Sie organisierte in Nordrhein-Westfalen maßgeblich die Veranstalung „Eltern gegen Gewalt“ mit. Sie nahm zudem im Jahr 2019 regelmäßig an den Spaziergängen der Bürgerwehr in Herne teil. Einer Struktur die eng mit den First Class Crew Herne und den Steeler Jungs verbunden war. Eben jenen Strukturen zu denen Thorsten Sallay gute Kontakte pflegt. Jener Stammgast, der seit vielen Jahren Bestfriend der Betreiberin ist. 

Fotos belegen die Anwesenheit von Rihm am besagten Tag. Auf Facebook hinterließ sie zudem eine Bewertung „super Klasse immer wieder gerne“.

Natali Rihm Bewertung Linie 5 am 23.06.24

DST Mitglieder in der Linie 5 am 20.07.24

In der Veröffentlichung vom 23.Juli wurde zudem auf die Anwesenheit von jungen gewaltaffinen Personen aufmerksam gemacht. Sie fielen durch durch ihr Äußeres und durch szenetypische Tätowierungen auf. Bei diesen Personen handelte es sich um eine Gruppierung die sich auf Social Media „Der Störtrupp – DST“ nennt. Die Gruppierung junger Neonazis mit Bezügen zum MSV Duisburg beschreibt sich selbst lapidar als „einfache Patrioten“. „Während andere nur reden, setzen wir Zeichen“ heißt es dann weiter. Das eine solche Gruppe anwesend war, zeigt, dass es seitens der Linie 5 am vergangenen Samstag nur darum ging Anwohner:innen einzuschüchtern und die eigene Macht gewaltstrotzend zu demonstrieren. Auf  ihrer Social Media Präsenz schmeißt die Gruppierung mit weiteren einschlägigen Parolen um sich. „Kampfbereit, aggressiv“, „jugend voran“, „Ruhm und Ehre“(in Anlehnung an die alte Naziparole ‚Ruhm und Ehre der Waffen-SS‘), „Heimatliebe ist kein Verbrechen“, „jung und kampfbereit“, „Linke Pest beseitigen“ und das Zahlen Chiffre „444“, welches für „DDD – Deutschland den Deutschen“ steht. Doch es bleibt nicht nur bei verbalradikalen Verlautbarungen auf Social Media. 

In weiteren Postings der Gruppe heißt es: „die Säuberung fängt an“. In dem dazugehörenden Reel sieht man eben jene Personen vor dem Kölner Dom, die am Samstag auch in Bochum waren. Dazu werden Zeitungsartikel über einen Störversuch des Christopher Streetdays in Köln eingeblendet. Laut Polizeimeldungen und Presseveröffentlichungen tauchte am Sonntag beim CSD in Köln eine Gruppe von 13 jungen Männern auf, störte die Parade mit rechten und homofeindlichen Parolen und riss Regenbogenfahnen ab. Dies zeigt wovor Antifaschist:innen seit einiger Zeit warnen. Die Linie 5 ist ein Anziehungspunkt für extrem rechte Menschen geworden von denen ein Gewaltpotential ausgeht. Vermutlich kommen Teile des „DST“ aus dem Raum Duisburg. Dies zeigt erneut, dass Menschen aus der rechten Szene viele Kilometer auf sich nehmen, um ihren Abend in der Linie 5 zu verbringen. Die Anfangs erwähnte Natali Rihm lebt in Bottrop, viele Besucher:innen des Konzerts/Liederabends am 23. Juni kamen aus Niedersachsen, wo das eigentliche Konzert hätte stattfinden sollen. Wer möchte hierbei an Zufälle glauben?

Funfact: Im Mai gab es ein Rechtsrock Konzert der Band Kategorie C im bayrischen Cham. Als die Lokalpresse neulich einen Artikel dazu veröffentlichte, erfolgte folgender Kommentar derjenigen, die die Lokalität betreiben: 
„…Genau das stimmt nicht! Sie können weiter ihre Geschichten erzählen. Fakt ist, es gab nie ein Konzert. Es handelt sich um eine Geburtstags und Hochzeitsfeier. Was spielt es für eine Rolle ob Hannes Ostendorf vor Ort war… So weit mir bekannt ist, ist er nicht vorbestraft oder es wird irgendwie ermittelt. Es wurden ein paar Lieder gesungen die sich nur um Fußball drehen und die auch öffentlich in YouTube zu finden sind.“ 
Immer diese Geburtstagsfeiern, die „fälschlicherweise“ Rechtrockkonzerte genannt werden.
Es gibt keine Zweifel: Es besteht die Gefahr, dass sich die „Linie 5“ zu einer überregionalen rechten Szenekneipe entwickelt, wenn sie es nicht schon ist. 
Antifaschistische Linke Bochum,
Juli 2024