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Ein gewalttätiger brauner Mob zieht durch Herne

Seit mittlerweile vier Monaten marschiert eine rechte Bürgerwehr durch Herne. Zunächst jeden Dienstag, mittlerweile nur noch zweiwöchentlich. Diese Ansammlung von Neonazis, Hooligans, rechten Rocker*innen und anderen Rassist*innen trifft sich, um gemeinsam vorgeblich für Sicherheit in Herne zu sorgen. Dabei sind sie es, die bereits für zwei Angriffe auf Gegendemonstrant*innen verantwortlich sind. Am 08.10.19 griffen sie nach Demo-Ende verbliebene Nazigegner*innen verbal und körperlich an, während sie am 29.10.19 aus der rechten Szenekneipe “Markttreff” stürmten und versuchten Nazigegner*innen anzugreifen. Ihr Vorwand, für “Sicherheit” auf die Straße zu gehen, bedeutet für Migrant*innen, Geflüchtete, LGBTI, Nazigegner*innen und alle anderen, die nicht in ihr Weltbild passen, Angst und Gewalt. Ihre Aufmärsche sind der Versuch, ihr rassistisches, rückwärtsgewandtes und antifeministisches Weltbild auf die Straße zu tragen und in die Köpfe zu bringen. Neben Herner Neonazis liefen bei den Aufmärschen bereits Kader der Partei „die Rechte“, Mitglieder der „Identitären Bewegung“ sowie die Rocker- und Hooligantruppe „Steeler Jungs“ mit, was verdeutlicht, dass es sich nicht um „spazierende besorgte Bürger*innen“ handelt, sondern um knallharte Rassist*innen mit besten Verbindungen in die Neonazi Szene (siehe auch Pressemitteilung der Antifaschistischen Linken Bochum).
Mit ihrem martialischen, vor Gewalt strotzenden Auftreten, welches in ihrem obligatorischen Gruppenfoto gipfelt, marschiert die Gruppe, mit dem Ziel der Einschüchterung, regelmäßig durch Herne. Wir als Antifaschist*innen sind der Meinung, die Mitglieder dieser Gruppierung sollen die Aufmerksamkeit bekommen, die sie sich scheinbar wünschen. Wir wollen im Folgenden einen Teil der Akteur*innen vorstellen.

Eine Kneipe als rechter Szenetreff und Organisationraum für eine gefährliche “Bruderschaft”

Ehepaar Wehnes

Der Kreis der Rassist*innen, der die Aufmärsche der rechten Bürgerwehr in Herne organisiert, trifft sich dienstags vor Demobeginn in der Kneipe „Markttreff“ nahe der Herner Innenstadt, welche mittlerweile als rechte Szenekneipe gilt und auch an anderen Tagen von Rechten frequentiert wird. Die Personen die sich dort treffen, stellen die Ordner*innen, melden den Aufmarsch an und bringen Transparente mit zum Aufmarsch.
Zu diesem Orga-Kreis gehört das Ehepaar Sabrina und Michael Wehnes aus Herne. Sabrina Wehnes gehört zum Kries der Anmelder*innen und kümmert sich regelmäßig um die Aufnahme des bereits erwähnten Mobfotos. Dieses wird in der Regel kurz nach dem Loslaufen des Aufmarsches aufgenommen. Zusammen mit ihrem Ehemann Michael Wehnes besucht sie vor den Aufmärschen die Kneipe „Markttreff“. Von dort aus geht der harte Kern zum Startpunkt am Herner Bahnhof. Mittlerweile werden sie dabei von der Polizei begleitetet.
Sabrina Wehnes arbeitet außerdem als Thekenkraft im „Markttreff“ und verbindet auf diese Weise ihren Beruf mit den Treffen ihrer politischen Weggefährt*innen.

Ihr Ehemann Michael Wehnes ist regelmäßiger Teilnehmer der Aufmärsche und dort meist in den vordersten Reihen zu finden. Er übernimmt dabei organisatorische Aufgaben.
Michael Wehnes ist bereits in anderen rechten Zusammenhängen auffällig geworden, so fuhr er zusammen mit anderen Herner Nazis zur Demonstration von „Mönchengladbach steht auf“ am 08.09.2019. Die Organisator*innen in Mönchengladbach sind dem extrem rechten Hooliganspektrum, unter anderem um die „Bruderschaft Deutschland“ aus Düsseldorf, zuzuordnen. Dass Wehnes sich schon länger in der extremen Rechten bewegt, sieht man daran, dass er bereits im Jahr 2016 an der Kundgebung des Pegida-Ablegers “Daskut” („Deutschland am Scheidepunkt Kultur und Tradition“) in Bochum teilnahm. Begleitet wurde er dabei von Sabrina Wehnes und Maik Herzog.

Auch Kim Vogelhofer meldete mindestens einmal die rechte Demonstration in Herne an. Der Herner zeigt häufig Präsenz in den ersten Reihen der Aufmärsche und tritt immer wieder laut und aggressiv auf. Zusammen mit anderen Herner Nazis, die sich zur gewaltaffinen, rechten “Bruderschaft 44” zusammengeschlossen haben, besuchte Vogelhofer das Schild und Schwert (SS)-Festival in Ostritz am 22.07.2019. Er ist zudem Mitglied der Brigade Bochum gewesen, welche maßgeblich an der Planung der HoGeSa Kundgebung in Köln im Jahr 2014 beteiligt war.

Chris Janouschkowetz bei Aufmarsch in Herne 01.10.19

Ebenfalls zum Kreis der Organisator*innen zählt Chris Janouschkowetz. Der Herner fungierte bereits mehrfach als Ordner während der Aufmärsche.

Auch er gehört zu der Gruppe, die sich im „Markttreff“ trifft. Janouschkowetz studiert nach eigenen Angaben „BWL und Personal Trainer“ und war davor zwei Jahre Soldat der Bundeswehr in der Marine. Janouschkowetz macht Kraftsport  beim Athletik Club Bochum e.V. [Ergänzung 19.11.19: Der Athletik Club Bochum e.V. distanziert  sich ausdrücklich von Janouschkowetz politischer Einstellung und seinen Aktivitäten] und engagiert sich im Tierschutz bei „Notpfote.de“[Ergänzung 19.11.19: Notpfote e.V. hat die Zusammenarbeit mit Janouschkowetz bereits vor längerer Zeit aufgrund seiner rechten Gesinnung und Postings eingestellt. Weiterhin wurde ihm verboten für den Verein Notpfote zu werben. Er war niemals Mitglied des Vereins, sondern lediglich Supporter] .

Gewaltaffin und gewaltsuchend – rechte Hooligans aus Herne und Bochum mischen mit

Tim Schneider bei Aufmarsch in Herne 27.08.19

Viele der Teilnehmenden der rechten Aufmärsche in Herne sind dem gewalttätigen Hooliganmilieu der lokalen Fußball- und Eishockeyclubs zuzuordnen. So laufen beispielsweise mehrere Mitglieder der Division Herne, eine Ansammlung extrem rechter Hooligans aus dem Umfeld des Herner Fußballvereins SC Westfalia Herne, mit der Bürgerwehr mit. Zu ihnen zählen unter anderem Tim Schneider und Marian Peters. Beide zeigen sich immer wieder in den vorderen Reihen und sind ebenfalls gern gesehene Gäste im „Markttreff“. Schneider, der seine Zugehörigkeit zur Division Herne immer wieder durch seine T-Shirts zum Ausdruck bringt, ist Kampfsportler und trainiert zusammen mit Damian Kosien, der sich auch bereits auf den Aufmärschen in Herne zeigte, bei Contact Sports in Bochum. Außerdem nahm Schneider bereits am 08.09.2019 an einer von rechten Hools organisierten Demonstration in Mönchengladbach teil.

Lars Westemeier, Damian Kosien und Tim Schneider bei Contact Sports in Bochum

Der 29-Jährige Marian Peters ist ebenfalls dem Hool-Spektrum des Westfalia Herne sowie des Herner Eishockeyvereins (HEV) zuzuordenen. [Ergänzung 21.11.19: Der HEV verhängte bereits Stadionverbote gegen die Hools und positioniert sich ebenfalls klar gegen die Herner Bürgerwehr.]

Peters nahm bereits an dem Aufmarsch rechter Hooligans „HoGeSa“ im Jahr 2014 in Köln teil und fuhr ebenfalls zusammen mit Tim Schneider und Michael Wehnes nach Mönchengladbach zur rechten Demonstration „Mönchengladbach steht auf“.

Mobfoto "First Class Herne"

Mobfoto „First Class Herne“

Ebenso aus dem Umfeld der rechten Herner Hools entstammt der Herner Sven Reichel. Reichel zeigte sich lediglich einmal auf den dienstäglichen Aufmärschen. Dennoch ist auch er ein langjähriges und bedeutendes Mitglied der rechten Hooliganszene in Herne. Der Umzugshelfer ist im Umfeld der Organisator*innen und des „Markttreffs“ anzutreffen und besuchte am 22.06.2019 zusammen mit Kim Voglhofer und anderen Herner Neonazis das Neonazi-Festival „Schild und Schwert“ in Ostritz. Die Herner Gruppe um Sven Reichel und Kim Vogelhofer trat dort uniformiert in T-Shirts der „Bruderschaft 44“ auf. Auch das bereits erwähnte Ehepaar Wehnes nahm am “Schild und Schwert” Festival teil.

Thorsten Sallay in Essen mit einem Mitglied der Bruderschaft Deutschland

Eine lange Vergangenheit im Bochumer Hooligan- und Nazimilieu weist Thorsten Sallay auf, der zumindest am 04.09.2019 am rechten Herner Aufmarsch teilnahm. Mittlerweile pflegt er auch enge Kontakte zu den Steeler Jungs rund um den Bandido-Chef und rechten Hooligan Christian “Bifi” Willing, der in Steele ein Umzugsunternehmen betreibt. Sallay war bereits 2014 an der Organisation und dem Aufbau von HoGeSa in NRW mit anderen Mitgliedern der Brigade Bochum beteiligt.(https://antifabochum.noblogs.org/2014/10/bochumer-hooligans-an-nazi-krawallen-beteiligt/)

Neonazis, Identitäre, Pegida und Bürgerwehren – regional gut vernetzt in der extremen Rechten

Neben den Akteur*innen aus Herne mischen sich auch immer wieder Neonazis und Hools aus anderen Städten unter die Herner Bürgerwehr. Unter anderem waren mit Michael Brück, Alexander Deptolla und Siegfried „SS Siggi“ Borchert Kader der Neonazipartei „Die Rechte“ anwesend. Alle drei waren 2014 an dem Sturm auf das Dortmunder Rathaus beteiligt bei dem mehrere Menschen verletzt wurden und fallen auch sonst immer wieder durch gewalttätiges Verhalten auf. Ebenfalls zur Gruppe der Dortmunder Neonazis an diesem Tag gehörten: Jim Koal, Pascal Ostholte, Tom Mattig und Alexander Deptolla. Des Weiteren waren Mitglieder der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ um den Bochumer und Ex-Hooligan Bastian Hans zugegen, die Passant*innen und Gegendemonstrant*innen bepöbelten und bedrohten.

Auch Mitglieder der sogenannten „Steeler Jungs“ sind immer wieder bei den Aufmärschen in Herne anwesend und können als Vorbild und “großer Bruder” der Rechten in Herner gesehen werden. Die Gruppe ist als Bürgerwehr in Steele organisiert und marschiert seit über einem Jahr jeden Donnerstag durch die Straßen und sorgt dort mittels körperlicher- und Waffengewalt für Angst und Schrecken. Die enge Vernetzung und die zum Teil personellen Überschneidungen zwischen Rechten und kriminellem Milieu offenbaren deutlich das Bedrohungsszenario, das durch diese Gruppierungen besteht.

Ralf Nieland bei Aufmarsch in Herne am 17.09.19

Interessanterweise zeigte sich auch Ralf Nieland, Kopf der „Bruderschaft Deutschland“ aus Düsseldorf, bei den Aufmärschen in Herne. Er war an einem gewalttätigen Angriff auf Antifaschist*innen am 17.11.18 in Düsseldorf beteiligt. Für den Angriff auf den Antifaschisten, auf dessen Kopf er mehrfach einschlug, wurde Nieland verurteilt. Des Weiteren zeigte er sich äußerst gewaltbereit bei der von der Gruppe „Wir für Deutschland“ organisierten Demo am Tag der Deutschen Einheit in Berlin. Nieland skandierte zusammen mit anderen Mitgliedern der „Bruderschaft Deutschland“ während der Demo „Wenn wir wollen, schlagen wir euch tot“ in Richtung Presse und

Nicole Janssen in Herne 04.09.19

Gegendemonstrant*innen. Bei der Veranstaltung in Berlin wurde er von der Hernerin Nicole Janssen begleitet.

Nieland besuchte sie bereits mehrfach in ihrer Wohnung und wurde händchenhaltend mit ihr beobachtet. Nicole Janssen zeigt sich ebenfalls bei den Aufmärschen der rechten Bürgerwehr in Herne. Sie steht in Kontakt zu den Organisator*innen und wurde dabei beobachtet, wie sie Gegendemonstrant*innen abfilmte.

 

 

Weiter war der Duisburger Kevin Strenzke auf mindestens einem der Aufmärsche in Herne zugegen. Strenzke trat bisher als Leiter von PEGIDA NRW in Duisburg in Erscheinung. Er war ein Teil der Orga und trat bereits mehrfach als Redner auf. Nun war er erneut Redner und Anmelder für PEGIDA NRW am 17.11.19 in Duisburg. Strenzke, der Deutschlehrer werden wollte, entstammt dem rechten Hooliganmilieu. Zuletzt geriet er unfreiwillig in die Schlagzeilen, als er bei einem Kooperationsgespräch für die Anmeldung einer rechten Demonstration in Dortmund von der Polizei festgenommen wurde, da er zu diesem Zeitpunkt 278 offene Verfahren anhangig hatte; unter anderem wegen Körperverletzung, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Kevin Strenzke Pegida NRW in Duisburg 03.09.18

Neben der bereits als „Nazitreff“ markierten Kneipe „Marktreff“ (Indymedia) gilt auch die Kneipe „Tiroler Stube“ in Herne Süd als beliebter Treffpunkt. Dort feierten die Herner Neonazis am 02.11.19 zusammen mit Mitgliedern der rechten Hooligan- und Rockergruppe „Bruderschaft Deutschland“ aus Düsseldorf. Auch deren „Chef“ Ralf Nieland war mit seiner Herner Freundin Nicole Janssen, welche direkt neben der Kneipe wohnt, dort mit von der Partie.

Sven Fernau bei Blau Weiss Börnig

Des Weiteren scheint der Amateurfußball ein beliebter Ort zur Vernetzung und Freizeitgestaltung für die Rassist*innen zu sein. So spielen mit Kim Vogelhofer, Sven Reichel und Michael Wehnes gleich drei Mitglieder der Bürgerwehr beim ESV Herne im Herner Stadtgarten. Auch beim SV Blau Weiß Börnig 1954 e.V. ist ein Vertreter der Bürgerwehr als Trainer tätig. Sven Fernau ist neben seiner regelmäßiger Teilnahme an den Aufmärschen in Herne bereits als Teilnehmer einschlägiger Nazi Konzerte und Aufmärsche auffällig geworden. So nahm er am 24.03.18 an einem Neonazi Konzert in Leung-Stockhausen teil. Einen Monat zuvor nahm er nachweislich an einem Nazikonzert im Emsland teil. Ob die Vereine die rechten Umtriebe ihrer Mitglieder tolerieren oder ob ihnen diese bis jetzt nicht bewusst sind, ist nicht bekannt.

Die rechten AngreiferInnen vom 08.10.19 in Herne

Am 08.10.2019 ereignete sich im Nachgang des Aufmarsches ein Übergriff durch Mitglieder der Bürgerwehr auf Nazigegner*innen. Einige der Rassist*innen, die zuvor auf der Demo marschierten, gingen äußerst aggressiv auf die Gegendemonstrant*innen los, beleidigten sie und gingen sie teilweise auch körperlich an. Dieser Angriff schien geplant, denn die Täter*innen waren sowohl teilweise vermummt als auch bewaffnet.

Outing HerneVon dem Übergriff entstand ein Video, aus dem ein Suchbild erstellt und mit dessen Hilfe der Großteil der Angreifer*innen identifiziert werden konnte. Unter ihnen befanden sich viele der Rassist*innen, die sich vor den Aufmärschen in der Nazikneipe „Markttreff“ versammeln und zum Orga Kreis zählen. Tim Schneider, Kim Vogelhofer und Chris Janouschkowitz waren unter anderem bei diesem Angriff dabei. Beim Aufmarsch am darauffolgenden Dienstag lief Januschkowetz vermummt mit – vermutlich aus Angst, aufgrund des Suchbildes wiedererkannt zu werden. Offensichtlich vergeblich, denn er wurde am 17.10.2019 beim Aufmarsch einer anderen extrem rechten Bürgerwehr in Essen Huttrop erkannt und der anwesenden Polizei gemeldet.

Des Weiteren waren auch die Herner Sven Falkenrich und Maik Herzog Teil der Angreifer*innen. Herzog zeigte sich besonders laut, aggressiv und ging die Antifaschist*innen körperlich an. Bereits in 2017 fiel Herzog auf, als er auf einer Veranstaltung des Pegida-Ablegers “Daskut” („Deutschland am Scheidepunkt Kultur und Tradition“) hinter dem Transpi der extrem rechten Gruppierung „Bürger gegen Politikwahnsinn“ lief.

Roland Reimann bei Aufmarsch in Herne 01.10.19

Auch der bereits erwähnte Herner Roland Reimann ging lautstark verbal und auch körperlich auf die Nazigegener*innen los. Reimann war vor circa 15 Jahren als gewalttätiger Neonazi in Herne aktiv. Nach längerer Abwesenheit aus der sichtbaren Szene taucht er nun immer wieder regelmäßig bei den Aufmärschen der Herner Neonazis auf. Auch er war an dem Angriff auf Antifaschist*innen in der Herner Innenstadt beteiligt und trat dort sehr aggressiv auf. Trotz seiner Vermummung konnte er anhand des veröffentlichten Videos identifiziert werden. Reimann war in seiner inaktiven Zeit Mitarbeiter beim Immobilienmanagement der Stadt Herne.

Weiter waren die Bottroperin Natalie Riehm, die auch schon als Ordnerin während der Aufmärsche fungierte, und der Duisburger Pegida Organisator Kevin Strenzke an dem rassistischen Übergriff beteiligt. Auch der Hauptaggressor, der immer wieder auf aggressiv auf die Antifaschist*innen zugeht und dabei sogar von seinen Nazifreunden zurückgehalten werden muss, ist identifiziert worden: Es handelt sich um Kevin Vogt.

Wenn ihr diese Menschen aus Sport- oder Kleingartenverein kennt, ihr ihnen morgens beim Bäcker begegnet oder mit ihnen arbeitet: Zeigt ihnen, was ihr von ihrer rassistischen Weltauffassung haltet! Zeigt ihnen, dass sie nicht für die Herner Bürger*innen auf die Straße gehen, sondern stellt sie als das dar, was sie sind: Neonazis und rechte Schläger!

Keine rechten Bürgerwehren!
In Herne und überall!

RechercheBO
19.11.2019

Kein HoGeSa 2.0 – Da wo es anfing soll es auch enden!

Kommt am 24./25. Oktober nach Köln!

Genau ein Jahr nachdem etwa 5.000 Neonazis und rechte Hooligans in Köln randalierten, rufen mehrere extrem rechte Hooligan-Gruppen für den 25.10.2015 erneut zum Großaufmarsch in Köln auf. Für die schwächelnden HoGeSa-Strukturen könnte die Neuauflage von „Köln 1.0“ ein letzter Versuch sein, die durch Abspaltungen und interne Querelen gebeutelte Szene wieder zusammenzuführen.

Zwischen Januar und August 2015 wurde nahezu täglich in der BRD ein Anschlag auf ein Flüchtlingsheim verübt. „Pegida“ und „HoGeSa“ haben den Grundstein für die größte Welle rassistischer Gewalt seit der „Wiedervereinigung“ gelegt. Kommt nach Köln und verhindert den Aufmarsch. Die Verteidigung gegen den rechten Mob bedeutet den Angriff auf die Verhältnisse!

Antifa-Großdemo +++ Convergence Center +++ Schlafplätze +++ Anreise

In Köln wird am Wochenende des 24./25. einiges passieren. Der Samstag steht im Zeichen der Großdemonstration „Fight Racism“ für offene Grenzen und Solidarität mit Geflüchteten. Die Demo beginnt um 16 Uhr auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs. Letzte Informationen gibt es am Abend nach der Demo im AZ Köln, das für das Wochenende als Convergence Center fungiert. Hier gibt es veganes Essen und einen Schlafplätze. Am Sonntag wird es eine Vielzahl von Aktionen geben, um den Nazis keinen Raum zu lassen. Wir empfehlen, bereits am Samstag mit uns nach Köln zu fahren und über Nacht zu bleiben um schon am Sonntag Morgen in der Stadt zu sein.

An alle Bochumer Antifas und linke Ultras – Beteiligt euch an der gemeinsamen Anreise:
Treffpunkt 24. Oktober | 14.40 Uhr, HBF-Hinterausgang (Buddenbergplatz)

Für diejenigen, die erst Sonntag fahren können, empfehlen wir folgenden Zugtreffpunkt:
Treffpunkt 25. Oktober | 9:45 Uhr, Bochum-HBF, Gleis 3 | Seid pünktlich!

Infos: AKKU | Antifa AK | AZ Köln | Köln gegen Rechts | #nohogesacomeback

#nohogesacomeback: Da wo es Anfing soll es auch enden! Rassistische Bewegungen stoppen.

An die Bochumer Hools: Hört auf, so verdammt dämlich zu sein

Beim ersten „HoGeSa“ Großaufmarsch am 26. Oktober 2014 mit massiven Ausschreitungen und Übergriffen mischte die Hooligan-Gruppe „Brigade Bochum“ nicht nur mit. Wie antifaschistische Recherchen belegen war sie bereits Monate zuvor intensiv am Aufbau von „HoGeSa“ beteiligt. Nach antifaschistischer Intervention, verschiedenen Medienberichten und der Drohung des VfL, der Brigade den Fanclub-Status zu entziehen bedauerten mehrere Akteure der Brigade ihre Teilnahme am Aufmarsch von Köln und distanzierten sich öffentlich von „HoGeSa“. Auch im Stadion gab es wiederholt Schwierigkeiten.

Natürlich ist nach wie vor ein rechtes bzw. rechtsoffenes Gedankengut in Teilen der VfL-Fanszene verankert. Doch auch in diesen sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben: Wer nach Köln fährt, muss damit rechnen, die eigene Visage in antifaschistischen Blogs wiederzufinden. Mit anderen Worten: Hört auf, so verdammt dämlich zu sein, wiederholt nicht euren Fehler von Köln! (Dies gilt besonders für diejenigen Mitläufer-Hools, die beteuert haben, dass der Köln-Ausflug eine ganz große Dummheit war und so etwas nie wieder vorkommen würde.)

„Gegen Stumpfsinn im Namen des Fußballs“ - Reaktion Bochumer Ultras auf „HoGeSa“

Bochumer Hooligans an Nazi-Krawallen in Köln beteiligt

Rechtsruck in der VFL-Fanszene

Unter dem Motto „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) fand am vergangenen Sonntag der größte Naziaufmarsch mit Ausschreitungen und Übergriffen in Deutschland seit Jahren statt. Wie antifaschistische Recherchen belegen, war die Hooligan-Gruppe „Brigade Bochum“ nicht nur mit dabei, sondern ist bereits seit Monaten intensiv am Aufbau von „HoGeSa“ beteiligt.

Am Sonntag, 26. Oktober 2014, hatte „HoGeSa“ – ein Zusammenschuss rechter Hooligans zu einer vermeintlichen Demonstration „gegen Salafisten“ aufgerufen, an der nicht nur rechtsoffene Fußballfans aus ganz Deutschland sondern auch organisierte Neonazis aller Coleur teilnamen. Wenige Minuten nach Beginn der Demonstration lieferte sich der rechte Mob Straßenschlachten mit der Polizei, welche die Situation im Gegensatz zu antifaschistischen Gruppen aus Köln völlig falsch eingeschätzt hatte. Letztere hatten zusammen mit kurdischen Genoss*innen eine – allerdings zahlenmäßig unterlegene – Gegenkundgebung organisiert und sich auf den notwendigen Schutz linker Zentren in Köln konzentriert. Im Verlauf des Abends kam es nicht nur in Köln, sondern auch an mehreren Bahnhöfen weiterer Städte zu Angriffen auf Linke und Migrant*innen.

v. l. n. r.: Andreas Kraul aus Herne (Veranstaltungsleiter in Köln, HoGeSa Regionalleiter West), Thorsten Sallay (Brigade Bochum, WDsnt-Forumsadmin), Olaf 'Ole' Plachetka (WDsnt-Forum, Betreiber des 'Alibi', Brigade Bochum, Gremium MC)

Eine vereinte Rechte?

Unter den etwa 5.000 Teilnehmer*innen des Aufmarschs waren rechte Hooligans „alter Schule“, vereint mit Neonazis von der NPD sowie „Die Rechte“, German Defense League (GDL), Identitäre (IB) bis hin zu Pro-NRW Mitgliedern. Auch die Rechtsrockband „Kategorie C“ war vertreten und hatte im Vorfeld mit der Veröffentlichung des Songs „Hooligans gegen Salafisten“ zum Hype beigetragen. „HoGeSa“ muss somit als rechte Sammelbewegung begriffen werden, die zwar (noch) nicht über gefestigte Strukturen verfügt und schnell wieder von der Bildfläche verschwinden kann, sich aber momentan als mobilisierungsfähigste Kraft des rechten Spektrums erweist.

v. l. n. r.: Michael Koslowski aus Dortmund (WDsnt-Forum, Hool-Szene Bochum), Christoph Schwarzer aus Castrop-Rauxel (WDsnt-Forum, Hool-Szene Bochum), Kim Vogelhofer aus Herne (WDsnt-Forum, Brigade Bochum), Brian Dahl aus Herne (WDsnt-Forum, First Class Herne)

Versammlungsleiter „Kalle“ aus Herne

Angemeldet wurde der Aufmarsch von Pro NRW-Funktionär Dominik Roeseler. Nach internen Streitigkeiten und Angst um das Image der rassistischen Kleinpartei wurde die Versammlungsleitung an Andreas “Kalle Gabowski” Kraul übergeben. Kraul, der das Studio „Tattoo by Kalle“ und eine Motorradwerkstatt in der Bochumerstr. 178 in Herne betreibt, hatte sich bereits als HoGeSa-Sprecher bei Zusammentreffen in Essen und Dortmund hervorgetan und gilt als „HoGeSa Regionalleiter West“. Update: Andreas Kraul hat angekündigt, sich vollständig aus HogeSa zurückzuziehen. Inwieweit dies ernst gemeint ist, wird sich beim HoGeSa-Aufmarsch am 15. November in Hannover zeigen.

Entstehung von „HoGeSa“

Die rechte Sammelbewegung „HoGeSa“ kommt nicht aus dem luftleeren Raum. Hinter „HoGeSa“ steckt die (interne) Facebook-Gruppe „Weil Deutsche sich`s noch trau`n“ (WDsnt), ein Zusammenschluss von eigentlich untereinander verfeindeten Hooligan-Gruppen die sich für die „gemeinsame Sache“ zusammengetan hatten. Als erste gemeinsame Aktion war die Störung eine Kundgebung des Salafisten Pierre Vogel am 08.02.2014 in Mönchengladbach. Hier versuchten etwa 150 Hooligans und GDL-Aktivisten mit Feuerwerkskörpern und Flaschenwürfen zur salafistischen Kundgebung vorzudringen.

v. l. n. r.: Christian Kosien (WDsnt-Forum, Brigade Bochum, Black Seven MC), Dirk Matusiak (WDsnt-Forum, Brigade Bochum), Matthias Wilde (WDsnt-Forum, Brigade Bochum), Roger Petry (WDsnt-Forum, Brigade Bochum)

Die „Brigade Bochum“ – Ein „unpolitischer“ Zusammenhang?

Federführend mit dabei war die Bochumer Hooligan-Truppe „Brigade Bochum„. In dem internen Forum, über das sich die Hooligans koordinierten stellte sie mit etwa zwei Dutzend Teilnehmer*innen die größte Gruppe. Die Mitglieder der Brigade scheinen dabei weitgehend personalidentisch mit dem Bochumer Chapter des „Gremium MC“, einem bundesweit agierenden Rockerclub. Im März 2014 war die Brigade aufgefallen, als sie ein Video mit einem in Deutschland indizierten Leitspruch der damaligen Waffen-SS in Kombination mit dem Totenkopf veröffentlichte. Die Brigade gibt sich gerne als „unpolitisch“, doch bereits das Auftreten ihrer Mitglieder, z.B. durch Tragen der Neonazi-Marke „Thor Steinar“, die in vielen Stadien verboten ist, zeigt dass diese oft mehr als nur „rechtsoffen“ sind.

Eine ernst gemeinte Abgrenzung von Neonazis fällt schwer, und ist auch nicht wirklich gewollt. Im Vorfeld der Kölner Ausschreitungen signalisierte HoGeSa der NPD und der Nazipartei „Die Rechte“, dass sie willkommen seien, doch aber bitte auf allzu eindeutige Symbolik verzichten sollten. Ronny Radike bringt den politischen Eiertanz seinen Facebook-Beiträgen auf den Punkt: „Dies ist keine Gruppe für Nazis die in der Vergangenheit leben. Dies sollte wohl für national denkende deutsche seien die die Zukunft dieses Landes sichern wollen“ und Volk steh auf und Sturm bricht los.“ So ist es nicht verwunderlich, dass ein Mitglied der Brigade Bochum im internen Forum indizierte Songs der Ein-Mann-Naziband „Division Germania“ aus Mönchengladbach postet und dafür Zuspruch ernet.

Federführend beim Aufau von HoGeSa war Brigadenmitglied Thorsten Sallay, einem der Administratoren des Forums. Er fühlte sich für Gruppenlogos und T-Shirts des Zusammenhangs verantwortlich und hat ein Faible für Schweineblut gegen Salafisten. Der Bochumer Brigadist Olaf Kutschowitz schlägt hingegen andere Methoden vor: „Zalafistenbärte weg mit einen Brenner“. Auch im HoGeSa-Aufbauforum aktiv ist Olaf „Ole“ Plachetka, der die „Alibi Sportsbar“ am Werner Hellweg 543 und das Studio „Tatort Tattoo & Piercing“ in der Laerfeldstr. 27A betreibt. Das Alibi dient der Brigade Bochum als Vereinsheim und war bereits in der Vergangenheit bereits als Treffpunkt rechtsoffenen Clients aufgefallen. (Update November 2014: Die Brigade hat mittlerweile in der Karl-Lange-Str. 53 eigene Räumlichkeiten angemietet). Weitere Unterstützung bekommt die Brigade Bochum bei gemeinsamen HoGeSa-Aktionen von der befreundeten Hooligan-Truppe „First Class Herne“.

v. l. n. r.: Frank Kunigk (WDsnt-Forum, Hool-Szene Bochum), Frank Tietz (WDsnt-Forum, Hool-Szene Bochum), Ronny Radike (WDsnt-Forum, Hool-Szene Bochum), Dirk Korneffel (WDsnt-Forum, Hool-Szene Bochum)

Hooligan-Laden an der Herner Straße

Ein weiterer Bochumer HoGeSa-Akteur, der wahrscheinlich nicht direkt zum Brigade-Umfeld gehören dürfte, ist David Janzen-Kwasny. Er ist Betreiber eines Hooligan-Versandhandels mit Ladenlokalen in Bochum und Hagen. Janzen-Kwasny hat sich zwar von rechtem Gedenktengut distanziert, allerdings hält sich die Glaubwürdigkeit aufgrund einer Kooperation mit Neonazis oder zumindest einer Akzeptanz gemeinsamer Aktionen mit solchen in Grenzen. Auch arbeitete der ehemalige Betreiber des Bochumer Thor Steinar Ladens „Goliath“ (2006-2007), Thorsten Kellerhoff, für Janzen-Kwasny in dessen Hagener Filiale. Update: David Janzen-Kwasny hat glaubwürdig gemacht, nicht aktiv an HoGeSa beteiligt zu sein und sich mittlerweile öffentlich, auch in Hooligan-Kreisen, von rechtem Gedankengut distanziert.

v. l. n. r.: Thomas Blank (WDsnt-Forum, Hool-Szene Bochum), Thomas Schmidt (WDsnt-Forum, Hool-Szene Bochum), Timo Bednarzik (WDsnt-Forum, Hool-Szene Bochum)

VfL muss Konsequenzen ziehen

Am 22.03.2014 erklärte VfL-Vereinssprecher Christian Schönhals gegenüber dem WDR, dass die „Brigade Bochum“, die immernoch offiziell als VfL-Fanclub geführt wird, sich „nicht mehr viele Verfehlungen erlauben“ dürfe. Spätestens nach dem letzten Wochenende ist es für den VfL Zeit zu reagieren. Weiterhin ist uns bekannt, dass es auch Fangruppen innerhalb der Bochumer Fan- und Ultraszene gibt die sich klar von Nazis distanzieren und kein Bock auf diese in ihrer Kurve haben. Wir hoffen, dass dies auch weiterhin so bleibt. Nicht-rechte Fussballfans aus Bo-Werne sollten sich überlegen, ob sie ihr Bierchen weiterhin im „Albibi“ trinken. Update: Laut DerWesten kann der VfL sich auch weiterhin nicht dazu durchringen, der Brigade Bochum den Status eines Fanclubs abzuerkennen. Dafür gab eine Banner-Aktion von Fusballfans im Stadtion: „Gegen Stumpfsinn im Namen des Fußballs“.

Gegen menschenverachtende Ideologien wie Neonazismus und Salafismus! Für eine freie Gesellschaft!

Weitere Informationen im AIB: „Patriotisches Menschenmaterial“ – Eine Analyse und Hintergründe der extrem rechten HoGeSa-Vorläufer Facebook-Gruppe „Weil Deutsche sich’s noch trau’n!“