Weder „Spaziergang“, noch „besorgte Bürger“- die extreme Rechte marschiert seit einem Monat in Herne

29.08.2019: Pressemitteilung der Antifaschistischen Linken Bochum zum rechten Aufmarsch in Herne

Weder „Spaziergang“, noch „besorgte Bürger“- die extreme Rechte marschiert seit einem Monat in Herne
Am 27.08.2019 versammelten sich bereits zum vierten Mal an einem Dienstag Personen aus dem extrem rechten Spektrum in der Herner Innenstadt. Diese versuchen seit mittlerweile einem Monat unter dem Deckmantel eines „Spaziergangs besorgter Bürger“ eine rechte Bürgerwehr aufzubauen und durch die Innenstadt zu marschieren. Während es bei den ersten beiden Aufmärschen Rechter (ca. 40-80 Personen) keinen organisierten Gegenprotest gab, konnte der Aufmarsch am 20. August 2019 auch aufgrund eines breiten, bunten Protestes nicht stattfinden. Dass es sich bei den gewaltbereiten und organisierten Rechten und ihrem Auftreten weder um „besorgte Bürger“ noch um einen „Spaziergang“ handelt, möchten wir im Folgenden darlegen.

HoGeSa, Nazihooligans, Rocker, Identitäre und Parteinazis – in Herne findet sich der rechte Mob

Bastian Hans und andere Identitäre am 20.08.2019 in Herne

Am 20.08.2019 kamen neben dem HoGeSa Klientel, welches sich in der Kneipe “Alt Herner Eck” trifft auch gewaltbereite Neonazikader der Partei “Die Rechte” zum Startpunkt an der Kreuzkirche. Auch Mitglieder der extrem Rechten Identitären Bewegung wollten am Marsch durch die Herner Innenstadt teilnehmen. Am vergangenen Dienstag waren diese erneut anwesend, liefen jedoch anstatt an der Demo teilzunehmen durch die Herner Innenstadt und bedrohten Gegendemonstranten. Diesmal beteiligten sich auch die “Steeler Jungs” an dem Aufmarsch, welche u.a. einschlägige Nazi Shirts trugen, z.B. das in der rechten Szene beliebte “HKN KRZ”- Shirt. Ein Journalist, welcher den Aufmarsch dokumentarierte wurde durch die anwesenden Nazis, Hools und Rocker bedrängt und bedroht.

Drohungen, Einschüchterung und Raumnahme sind das Ziel

Das martialische Auftreten dieser rechten „Bürgerwehr“ in Zusammenspiel mit der von ihr ausgehenden Gewaltbereitschaft hat das Ziel Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, massiv einzuschüchtern und zu gefährden. Wohin das unmittelbar führt, zeigt Essen-Steele, in dem rechte Hooligans seit über einem Jahr einen ganzen Stadtteil terrorisieren und jeden Donnerstag marschieren.
“Der Marsch von gewaltbereiten rechten Hooligans, Rockern, Neonazis und Identitären darf nicht länger als „Spaziergang besorgter Bürger“ euphemisiert werden”, sagt Marvin Vogt von der Antifaschistischen Linken Bochum. “Es geht den Rechten als „Bürgerwehr“ um Einschüchterung und um den Kampf um die Straße” so Vogt weiter.
Am kommenden Dienstag möchte der rechte Mob erneut aufmarschieren.

Antifaschistische Linke Bochum,
August 2019

Zusatz:

Am 20. August 2019 versammelten sich bereits ab 16.30 Uhr etwa 30 rechte Personen, die dem HoGeSa-Spektrum zuzuordnen sind, an der Kneipe „Alt Herner Ecke“, um gegen 17.45 Uhr von dort zum Treffpunkt an der Kreuzkirche zu marschieren. Gegen 18 Uhr trafen dort etwa 10 mit dem Zug angereiste Dortmunder Neonazis der Partei „Die Rechte“ ein. Darunter befanden sich wichtige Führungspersonen der gewaltbereiten Dortmunder Neonaziszene wie Michael Brück, Siggi Borchardt, Matthias Drewer, Jim Koal, Pascal Ostholte, Tom Mattig und Alexander Deptolla. Kurz darauf gesellte sich eine Kleingruppe bekannter Mitglieder der Identitären Bewegung um den Bochumer Ex-Hooligan Bastian Hans zum etwa 100 Personen umfassenden rechten Mob. Der Herner „Spaziergang“ bot damit verschiedenen Gruppierungen der extremen Rechten von Identitären, organisierten Neonazis und HoGeSa-Kreisen eine Plattform. Die überwiegend männliche Personengruppe marschierte schließlich nicht, was einerseits an einer fehlenden Anmeldung und andererseits an einem breiten Gegenmobilisierung lag. Als die Niederlage der Rechten deutlich wurde, zogen die Dortmunder Neonazis unter Polizeischutz zum Herner Bahnhof, um abzureisen. Der rechte Spuk löste sich schließlich auf, einige von ihnen zog es erneut in die Kneipe „Alt Herner Eck“ zurück.

Dortmunder Neonazis am 20.08.2019 in Herne (Foto: Infozentrale) v.l.n.r.: Tom Mattig, Michael Brück, Jim Koal, Pascal Ostholte, Alexander Deptolla, Matthias Drewer und Agnes Zadow (Herne)

Vorgestern, am 27. August 2019, meldeten Rechte eine Demonstration samt Route an, um nicht erneut umsonst angereist zu sein. Am Netto hinter dem Herner Bahnhof fand sich ab 17.30 Uhr erneut eine Mischung aus Nazihools, Bandidos-Rockern und HoGeSa-Klientel ein. Diesmal unterstützten etwa 30 „Steeler Jungs“ die rechte Demo. Dabei waren auch Mitglieder der „Division Herne“. Erneut suchten drei Mitglieder der Identitären Bewegung um Bastian Hans die rechte Demo auf, welche ein vertrauliches Gespräch mit Mitgliedern der “Steeler Jungs” hielten. Die Gesinnung der TeilnehmerInnen wurde von einem Mitglied der „Steeler Jungs“ mit einem „HKN KRZ“-Shirt nach außen getragen. Weitere einschlägige Nazishirts waren zu sehen. Mindestens zwei Rechte führten ihre Motorradhelme als Passivbewaffnung während der Demo mit sich. Die Anzahl rassistischer „Mitläufer“ nahm im Vergleich zur Vorwoche noch einmal ab, sodass sich ein harter Kern immer stärker herauskristallisiert. Gegen Ende der Demonstraion wurden Gegendemonstranten und ein Journalist bedrängt und bedroht.

herne_27082019