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Höckes Helfer in Bochum: Die AfD-Jugend im Wahlkampf

AfD Jugend Bochum GruppenfotoDer Kommunalwahlkampf in Bochum geht in die heiße Phase. Überall im Stadtgebiet hängen Wahlplakate, und nahezu täglich sind Wahlkampfstände verschiedener Parteien zu sehen. Politiker:innen suchen das Gespräch mit den Bürger:innen, geben sich bürgernah und buhlen um Stimmen.

Auch die AfD Bochum zeigt inzwischen vermehrt Präsenz in den Stadtteilen. Wiederkehrende Infostände auf Marktplätzen und das Verteilen von Flyern in innenstadtnahen Vierteln zeigen, dass die lokale AfD ihren Wahlkampf intensiviert. Auffällig ist dabei vor allem eine extrem rechte Clique rund um Leon Biallawons, dem ein übersteigertes Geltungsbedürfnis attestiert werden kann.

Die Clique um Leon Biallawons

Matthias Helferich bewirbt Leon Biallawons

Leon Biallawons, politischer Ziehsohn des Dortmunder AfD-Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich (dem selbsternannten „freundlichen Gesicht des Nationalsozialismus“), war Kopf der inzwischen aufgelösten Jungen Alternative (JA) in Bochum und entwickelte sich zuletzt zu einer Führungsfigur der JA-NRW. Die JA wurde von ihrer Mutterpartei verboten, weil sie aufgrund ihrer extrem rechten, völkischen und antidemokratischen Gesamtstruktur auf der einen Seite gefährlich für die AfD selbst wurde und dem drohenden Parteiverbot ständig Futter gab und auf der anderen Seite kurz vor einem Verbot stand, weshalb die völkischen Kreise in der AfD ihren Nachwuchs gerne unter den Schutzschirm der Partei nehmen wollten. Ende November findet in Gießen das Neugründungstreffen der AfD-Jugend statt und es zeichnet sich bereits ab, dass dieselben Jungfaschisten und völkischen Netzwerke erneut tonangebend sein werden.

Leon Biallawons aus Wattenscheid ist in diesen Kreisen mittlerweile bestens vernetzt wie seine diesjährige Anwesenheit beim Sommerfest der ehemaligen JA-Altmark in Roxförde belegt, wo er gemeinsam mit weiteren JA-Führungspersonen aus NRW während des heimischen Wahlkampfes vom 22. bis 24. August weilte. Dieses Sommerfest ist ein traditioneller Treff- und Vernetzungspunkt der rechten Szene, wo klassische Neonazis, Identitäre und eben der geneigte AfD-Nachwuchs Kontakte knüpfen. In diesem Jahr wurde dort rituell ein Holzkreuz ins Feuer geworfen, welches sich mit dem Spruch “Kreuz ohne Haken” explizit gegen den Nationalsozialismus richtet. Biallawons ist ein Vertreter des menschenverachtenden und verfassungsfeindlichen Konzepts “millionenfacher Remigration”. Er verklebt in seinem Wohnumfeld entsprechende Aufkleber und ist durch den NS-affinen Matthias Helferich ohnehin ideologisch auf Spur gebracht. Nachdem an seiner ehemaligen Berufsschule im Bochumer Zentrum bekannt wurde, welche rassistischen Ansichten er nach Schulende vertritt, geriet er dort ins Abseits. Die Schule handelte nach anfänglichem Zögern und einem Brandbrief engagierter Schüler:innen vorbildlich und konsultierte professionelle Unterstützung, während Biallawons verzweifelt versuchte weitere Schüler:innen für seine braunen Machenschaften zu gewinnen und sich als Unschuldslamm zu gerieren. Im Februar machte sich Biallawons schließlich in ekelhafter Art über die durch ihn bedrohten Mitschüler:innen lustig. Auf der Rückseite eines Wahlplakates vor dem Schulgebäude war zu lesen: “Leon, remigrier dich ins Knie. Deutschland ist auch unsere Heimat!”. Biallawons posierte lachend vor diesem Spruch, wofür er bei seinen extrem rechten Kameraden Anerkennung erhielt. Mitschüler:innen berichteten auch von verbalen rassistischen Übergriffen und Asfällen. Schüler:innenschaft und Schule siegten jedoch schließlich und Biallawons brach die Schule ab. 

In Bochum treibt Biallawons im aktuellen Wahlkampf die Neugründung der AfD-Parteijugend in Bochum aktiv voran. Obwohl er dem AfD-Kreisverband Bochum angehört, ist er dem Kreisverband Dortmund viel enger verbunden und bekommt seine Instruktionen von Helferich. Am 22.05.2024 wollten er und sein Dortmunder Pendant Mike Barth gemeinsam eine Veranstaltung mit Matthias Helferich in der renommierten Bochumer Gaststätte “Mutter Wittig” durch.

JA in Bochum – Leon Bialliwons 22.05.24

Dies konnte durch Antifaschistische Recherche und Intervention schließlich verhindert werden. Offenbar soll er nun eine junge, radikale JA-Truppe aufbauen, die dann den Bochumer Kreisverband übernehmen soll, die er intern als “hoffnungslos verboomert” bezeichnet. Mittlerweile konnte er bereits einen kleinen Personenkreis um sich scharen, der zwar aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht besonders jugendlich wirkt, jedoch offenbar Biallawons´ “starker Bochumer Jugend” angehört. Dies ist ganz im Sinne Helferichs, der gerade eine interne Fehde gegen den aktuellen AfD-NRW-Landesvorstand führt und dabei schon einige Kreisverbände auf seine Seite geputscht hat (siehe Düsseldorf oder Bonn). Mutmaßlich hat der Kreisverband Bochum, Biallawons dafür mit Listenplatz 25 bei der Kommunalwahl abgestraft. Schließlich ordnet sich der KV Bochum eher dem Lager des NRW-Landesvorsitzenden (und Helferich-Kontrahenten) Martin Vincentz zu, während Biallawons dem völkisch-nationalistischen Höcke-Lager angehört – was sein Aktivismus in der Jugendorganisation deutlich zeigt. Bei dieser Kommunalwahl tritt der 26-Jährige nun für die AfD im Wahlbezirk Eppendorf-Munscheid und für die Bezirksvertretung in Wattenscheid an. Der Versuch der Bochumer AfD als “gemäßigt” aufzutreten wird von ihm dabei ad absurdum geführt.

Ein ständiger Begleiter von Biallawons ist Cedric Sontowski (Jg. 1989), aufgewachsen in Bochum-Günnigfeld und mittlerweile wohnhaft in Hofstede. Der ehemalige Betreiber der Gaststätte

Cedric Santowski aus Wattenscheid Günnigfeld

„Zum Deutschen Haus“ in Bochum-Goldhamme beteiligte sich bereits am 22.02.2025 an einem AfD-Wahlkampfstand in der Innenstadt. Seit Juli hat Sontowski seine Social-Media-Präsenz ganz seinem politischen Aktivismus verschrieben und wirbt offen auf seinem Profil für die AfD. Auch Kim-Alina von Wedelstädt beteiligt sich aktiv am Kommunalwahlkampf. Die ausgebildete Augenoptikerin arbeitet derzeit bei Lindemann Optik in der Kortumstraße in der Bochumer Innenstadt. Ähnlich wie ihr Partner Leon Biallawons engagiert sich von Wedelstädt in der Parteijugend und besucht Vernetzungstreffen. So wirkte sie bereits beim ersten öffentlichen Auftritt der neu formierten Jungen Alternative Bochum am 27.04.2024 mit.

Als vermeintliches Bindeglied zwischen „jung“ und „alt“ in der AfD-Bochum agiert Ingrid Mohelska (Listenplatz 14). Sie wohnt in der Hildegardstraße in Bochum-Hamme und ist sowohl an Wahlkampfständen der Partei als auch beim Verteilen von Flyern anzutreffen. Nachbar*innen berichten, Mohelska schlendere als „Mensch gewordenes Meme“ im T-Shirt mit der Aufschrift „Alice Weidel for Kanzler“ durch die Straßen von Hamme.

Komplettiert wird die Biallawons-Clique durch seine Erziehungsberechtigte. Nicole Noack tritt erst seit Juli öffentlich in Erscheinung, während ihr Zögling sich schon länger offen für die faschistische AfD engagiert. Dennoch scheint sie durch ihn im Hintergrund bereits Fuß gefasst zu haben und nun Teil der lokalen AfD-Jugend-Netzwerke zu sein.

Die Jugend rebelliert

Während sich der AfD-Kreisverband Bochum von Matthias Helferich und dem völkisch-nationalistischen Höcke-Lager zu distanzieren versucht, sind die jungen Akteure um Leon Biallawons eindeutig diesem Lager zuzurechnen. Biallawons spielt eine zentrale Rolle beim Aufbau von Helferichs extrem rechtem Netzwerk. Er propagiert ein völkisch-nationalistisches Weltbild und träumt – wie Höcke und Helferich – von einem weißen Ethnostaat. Im Machtkampf innerhalb des Bochumer Kreisverbands sammelt Biallawons bereits Unterstützer um sich. Er ist in der AfD-Jugend bestens vernetzt, was ein geplanter „Jugend-Stammtisch“ mit AfD-Bundestagsabgeordnetem Manuel Krauthausen am 29.08.2025 in Bochum-Wattenscheid verdeutlicht. Schon der Ankündigungstext für dieses Treffen liest sich wie eine Kampfansage an den Bochumer AfD-Verband. So heißt es dort: „Zeigen wir dem KV vor Ort, wie wichtig eine aktive und unabhängige Jugendorganisation ist.

Es bleibt an uns, den rechten Netzwerken ihre Räume zu nehmen und ihre Strukturen offenzulegen.

Nieder mit der AfD – überall und jederzeit!

Antifaschistische Linke Bochum, August 2025

 

AfD-Nachwuchspolitiker in Wattenscheid

Flyer Biallawons Wattenscheid Mai 2024

Vergangene Woche erreichte uns ein anonymer Hinweis auf eine Bekanntmachung aus Bochum-Wattenscheid. In dieser Bekanntmachung machten Wattenscheider*innen auf den in ihrer Nachbarschaft wohnenden Leon Biallawons aufmerksam, der dort rassistische Propaganda und Deportationsfantasien verbreitet und für die AfD-Wahlkampf betreibt. Wir haben daraufhin zu dem gutsituierten 25-jährigen Rechten recherchiert.

 

In Bochum versucht das neurechte Netzwerk innerhalb der AfD Strukturen aufzubauen. Dafür soll das Mitglied der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative (JA) Leon Biallawons aus Bochum-Wattenscheid aufgebaut werden. Dieses Netzwerk, welches entlang der personellen Achse Höcke-Helferich verläuft vertritt und propagiert offen neofaschistische, rassistische und völkische Ideen. Die Spitzen des Eisberges sind dabei nur die wiederholte Verwendung der SA-Parole durch Höcke und die Selbstbezeichnung Helferichs als „freundliches Gesicht des NS“. Helferich wurde aufgrund seiner positiven Bezüge zum Nationalsozialismus bereits von der AfD-Bundestagsfraktion ausgeschlossen, was ihn nicht davon abhält dort weiterhin wilde Vertreibungsfantasien zu formulieren und rassistische Propaganda zu verbreiten. Mittlerweile ist er selbst dieser AfD zu rechts, sodass gerade ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn angestrengt wurde.

Aktuell tobt ein Machtkampf in der AfD, der besonders hart im Landesverband NRW geführt wird. Der Kampf der beiden konkurrierenden Machtblöcke innerhalb der Partei entbrennt weniger aufgrund ihrer mehr oder weniger menschenverachtenden Ausrichtung als vielmehr wegen machtpolitischer und strategischer Überzeugungen. In den letzten Jahren konnte das völkisch-nationalistische Höcke-Lager (ehemals „Flügel“) bundesweit seinen Einfluss ausbauen und die gesamte Parteijugendorganisation auf ihren neo-nationalsozialistischen Kurs bringen. Auch wenn der AfD-Landesverband in NRW zum überwiegenden Teil nicht auf Höcke-Linie ist und dieser sich aus machtpolitischen Interessen gegen seinen Einfluss wehrt, so gelang es Höcke und seinen Gefolgsleuten in NRW die Parteijugend in NRW zu infiltrieren. Zuletzt wurde Helferich als Höcke-Gastgeber geradezu vorgeführt, als dieser am 1. Mai 2024 heimlich ins Ruhrgebiet reiste, um sich als „Arbeiter“ zu inszenieren, von der Zeche Zollern jedoch abgewiesen wurde, um am Ausweichort Kokerei Hansa kurz darauf von kritischen Journalist_innen gestellt und schließlich von spontan angereisten Antifaschist*innen blockiert zu werden.  Ein zentraler Mittelsmann für Höcke in NRW ist das Dortmunder Bundestagsmitglied Matthias Helferich, der sich seit Jahren mit seiner überwiegend männlichen Parteijugend umgibt, als JA-Kandidat aufgestellt und in den Bundestag gewählt wurde und sich nun als Schirmherr seiner NRW-JA geriert. Dazu hatte er sich über einige Jahre den rechten Burschenschafter und Identitären Nils Hartwig an seine Seite geholt, der die „JA Südwestfalen-Ruhr“ aufbaute und weitere junge Rechte an die Partei band. Nach seinem Parteiausschluss aufgrund von Bedrohungen und Denunziationen  rückten für ihn JA-Kader wie Dustin Düpon, Mike Barthold, Manuel Linnemann und eben Leon Biallawons nach.

2021 schloss sich Biallawons der extrem rechten Jugendorganisation an und konnte sich mittlerweile in den Vorstand der JA-Südwestfalen-Ruhr hocharbeiten. Dort sitzt er aktuell gemeinsam mit den beiden Identitären Nils Hartwig und Jonas Grundhoff.

JA Vorstand Südwestfalen Ruhr mit Biallawons und Jonas Grundhoff (gelb-weiß gestreift)

Seit einigen Jahren besucht er rechte Zusammenkünfte, AfD-Veranstaltungen und beteiligt sich an öffentlichen Aktionen. Mittlerweile hat Biallawons eine Handvoll weiterer junger Personen für seine menschenverachtende Agenda gewinnen können, darunter seine Freundin Kim-Alina von Wedelstädt, die in einem bekannten Bochumer Optiker arbeitet.

Beide sind seit 2023 auch Teil des Bezirksvorstandes der AfD-Arnsberg, dem der Siegener Christian Zaum vorsteht, ebenfalls ein Höcke-Vertrauter . Am 8.01.2024 beteiligte er sich an einer Aktion von Helferich und rechten Burschenschaftern, um die Bauernproteste in Düsseldorf für rechte Zwecke zu instrumentalisieren . In seinem unmittelbaren Wohnumfeld und in der Wattenscheider Einkaufsstraße verteilt Biallawons rechte Propaganda in Briefkästen und verklebt rassistische Aufkleber, auf denen wahlweise der eigenen weißen Hautfarbe gehuldigt wird oder aber die millionenfachen Deportationspläne der Identitären Bewegung propagiert werden .

Am 27.04.24 organisierte Biallawons im Stile neonazistischer Selbstverharmlosung einen kurzen Auftritt im Bochumer Stadtzentrum, bei dem sich die neun rechten Snobs als Kümmerer inszenierten jedoch bald darauf aus der Innenstadt vertrieben wurden und sich zerstreuten. Am 22.05.2024 führte die Biallawons „JA Südwestfalen-Ruhr“ gegen 18.30 Uhr eine klandestine Veranstaltung im bekannten Bochumer Restaurant „Mutter Wittig“ durch. Die Referenten des Abends waren wenig überraschend Matthias Helferich und Christian Zaum. Dies flog dank aufmerksamer Antifaschist*innen auf und so wurde die Veranstaltung umgehend beendet und die Rechten flohen nach zwei stündiger Belagerung unter Polizeischutz zu ihren teils defekten Autos.

Der 25-jährigen Leon Biallawons ist somit eine zentrale Figur für Matthias Helferich beim Aufbau seines extrem rechten Netzwerks. Er vertritt ein völkisch-nationalistisches Weltbild und träumt wie Höcke und Helferich von einem weißen Ethnostaat. Seine extrem rechte Radikalisierung ist bereits abgeschlossen, weshalb die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, über seine Gefahr und seine Umtriebe zu erfahren. Er verbreitet diskriminierende Propaganda, motiviert damit rechte Gewalttäter zu ihren Taten und heizt das gesellschaftliche Klima an. Junge Menschen gehen manchmal Irrwege. Für Biallawons gilt diese Entschuldigung nach jahrelanger extrem rechter Agitation nicht mehr. Seine Mitläufer*innen sollten für ihr Leben Verantwortung übernehmen.

RechercheBO
02.06.2024

Das „freundliche Gesicht des NS“ erlebt sein Stalingrad in Bochum

JA in Bochum – Gegenprotest II 22.05.24

Am 22.05.2024 führte die extrem rechte AfD-Nachwuchsorganisation „Junge Alternative Südwestfalen-Ruhr“ um 18.30 Uhr eine klandestine Veranstaltung im bekannten Bochumer Restaurant „Mutter Wittig“ durch. Die geladenen AfD-Mitglieder und ihr Nachwuchs blieben jedoch nur kurz ungestört, bevor sich spontaner Protest vor dem Gasthaus einfand

 

Am 10. Mai hatte sowohl die „Junge Alternative Bochum“, als auch die „Junge Alternative Südwestfalen Ruhr“ die Veranstaltung über ihre Instagramprofile beworben, den Veranstaltungsort dabei jedoch verschwiegen. Genauso verheimlichte zu diesem Zeitpunkt eine junge Frau den Hintergrund der Veranstaltung gegenüber dem Restaurant „Mutter Wittig“, die dort für eine „private Veranstaltung“ einen Raum in der ersten Etage anmietete. Auf dem Sharepic wurden als Referenten des Abends der Dortmunder Bundestagsabgeordnete Matthias Helferich sowie der Siegener Kreistagspolitiker Christian Zaum angekündigt. Beide gehören zum Höcke-Netzwerk in NRW, wie sich bereits am Volkstrauertag 2023 an der Hohensyburg und bei Höckes protestbegleitetem Besuch der Kokerei Hansa am 1. Mai 2024 zeigte. Matthias Helferich bezeichnete sich in der Vergangenheit bereits als „freundliches Gesicht des NS“ oder als „demokratischer Freisler“. Er prahlte gegenüber seinen Parteikollegen auch mit seinen Kontakten in die Dortmunder Naziszene („ich kenne die Jungs aus Dorstfeld“). Wer sich für die interne Veranstaltung in Bochum anmelden wollte, musste sich per Mail an Mike Barthold wenden. Dieser ist nach dem Parteiausschlussverfahren gegen den Identitären und extrem rechten Burschenschafters Nils Hartwig an dessen Stelle als Helferichs Adlatus nachgerückt. Helferich versucht wie Höcke die eigene Parteijugend auf seinen menschenverachtenden Kurs zu bringen, weshalb er nicht nur junge Parteikader an sich bindet, sondern auch mithilfe seiner Mandatsgelder anstellt und sich mit ihnen umgibt. In NRW ist Helferich damit der Radikalisierungsmotor und Höckes Griff nach dem mitgliederstärksten AfD-Landesverband. Offensichtlich versucht Helferich nun mithilfe vereinzelter junger, rechter Eigengewächse seinen Einfluss in Bochum geltend und damit dem Bochumer AfD-Landtagsabgeordneten Christian Loose im eigenen Kreisverband Konkurrenz zu machen.

Der Veranstaltungsort unterlag größter Geheimhaltung und nur Parteimitglieder waren erwünscht. Trotz größter Geheimhaltung gelang es aufmerksamen Antifaschist*innen dennoch den Ort ausfindig zu machen. Die schwelenden Grabenkämpfe innerhalb der AfD taten bei der Suche nach dem Ort ihr Übriges und so fanden sich bereits kurz nach dem Eintreffen der ersten JA-Schnösel Protestierende ein. Die Technik für die Präsentationen von Helferich und Zaum besorgte die „Junge Alternative Mülheim“ in Person von Luca Hofrath. Weiterhin anwesend waren JA-Mitglieder aus Dortmund und Wattenscheid. Die an diesem Abend anwesende Ortsgruppe aus Wattenscheid wird gerade von Leon Biallawons aufgebaut, der sich ebenfalls dem völkischen Lager in der AfD zuordnet und bereits in seiner Umgebung im Wattenscheider Zentrum extrem rechte Sticker verklebt, auf denen die millionenfache Deportation von „Nichtdeutschen“ gefordert wird. Biallawons ist seit 3 Jahren in der Jungen Alternative aktiv, bekleidet mittlerweile Posten in dieser extrem rechten Parteinachwuchsorganisation und ist für den Instagramaccount der JA-Bochum verantwortlich. Im Nachgang der Veranstaltung fuhren die jungen Rechten mit dem anwesenden Siegener AfD-Rechtsaußen Christian Zaum in seinen Kreisverband und unterstützten diesen beim EU-Wahlkampf.

Nachdem der AfD-Parteinachwuchs die Gaststätte leicht verspätet gegen 18.30 Uhr betreten hatte, begann ihre Veranstaltung im ersten Obergeschoss zunächst wie geplant. Offenbar hatten sich Helferich und seine Helfer das zentrale und renommierte Bochumer Restaurant für ihre interne Veranstaltung ausgesucht, um im Nachgang damit prahlen zu können, endlich auch mitten in Bochum eine Veranstaltung durchführen zu können. Dieser Plan scheiterte jedoch, als sich der lautstarke Protest plötzlich auf der Straße formierte und die irritierten und nervösen Gesichter an den Fensterscheiben des ersten Obergeschosses das Ende ihrer Veranstaltung zur Kenntnis nehmen mussten. Fortan herrschte im ersten Obergeschoss hektische Betriebsamkeit, einzelne AfD-Mitglieder versuchten Protestierende abzufotografieren, während andere nervös eine Zigarette nach der anderen vor dem Lokal rauchten. Der Hauptverantwortliche des Abends, Mike Barthold versuchte sich derweil mit besorgter Miene gegenüber der herbeigeeilten Polizei und der Restaurantpächterin in die Opferrolle zu flüchten. Dabei war er es, der das Restaurant über eine Strohfrau nicht nur bewusst getäuscht hatte, sondern auch für die eigene Inszenierung instrumentalisieren wollte. Dass dies dem Ruf des Restaurants massiv geschadet hätte und zumindest an diesem Abend in massive Erklärungsnot brachte, war den Rechten egal. Über die Zeit wuchs der laute Protest vor und rund um das Lokal auf knapp 100 Leute an, auch Passant*innen und Jugendliche reihten sich spontan an. Der ansonsten so verbalradikale Bundestagsabgeordnete Matthias Helferich und seine Gefolgsleute versteckten sich derweil über 2 Stunden im Inneren des Restaurants und nahmen damit auch normale Gäste in Geiselhaft. Insbesondere beim Anblick der bonzig-biederen AfD-Jünglinge in schlechtsitzenden Anzügen traf der immer wieder vorgetragene Slogan „rassistisch, sexistisch, neoliberal! AfD – Partei fürs Kapital“ voll ins Schwarze.

Helferich und Zaum im Bochumer Antifa Kessel

Über gut 2 Stunden verbrachten diese Anhänger von Vertreibungsfantasien im „Antifa Kessel“ von Bochum und verlangten dabei für ihren Rückzug mehr Polizei. Der Protest verlief durchweg friedlich aber bestimmt. Als schließlich gegen 21 Uhr eine Einsatzhundertschaft am Restaurant eintraf, flüchteten die Rechten schließlich über den Hinterausgang unter „Haut ab“-Rufen, während der Protest mit einem warmem Chili versorgt wurde und den Abend gebührend ausklingen ließ. Die WAZ meldete im Nachgang, dass ein Reifen eines Autos eines Mitglieds der Jungen Alternative Luft verloren haben soll.
Die spontane Überforderung der Pächterin mit der Situation, in den sie von der AfD gebracht wurde, ist nachvollziehbar. Schließlich machte sie von ihrem Hausrecht Gebrauch und schmiss die Rechten aus dem Lokal, die sich jedoch aufgrund ihrer Angst über 2 Stunden nicht aus dem Lokal wagten. Im Nachhinein erschien eine stabile Stellungnahme des Restaurants zu dem Vorfall: https://www.mutterwittig.de. Der Betreiber kündigt zudem an, künftig derartige Anmeldungen genauer prüfen zu wollen. Auch die WAZ berichtete: https://www.waz.de/staedte/bochum/article242403006/Rechtsextremes-Treffen-Polizei-Einsatz-und-Antifa-Demo.html und https://www.waz.de/staedte/bochum/article242402970/Rechtsextremes-Treffen-in-Traditionslokal-Paechter-entsetzt.html

Für das AfD-Netzwerk um Helferich ist der Versuch in Bochum einen Fuß auf den Boden zu bekommen bereits im Ansatz gescheitert. Ihr Geheimtreffen wurde an diesem Abend nach nur 30 Minuten beendet und zu einem äußerst unangenehmen 2-stündigen Aufenthalt für die Rechten. Danke an alle aufmerksamen und spontanen Antifaschist*innen. Jetzt sind wir am Drücker!

Der ganze Pott hasst die AfD!
Wir sehen uns in Marl und Essen!

Antifaschistiche Linke Bochum,
Mai 2024

Weiter Bilder:

Identitärer Neofaschist Jonas Grundhoff setzt nun auf Parteikarriere in der AfD

Jonas Grundhoff bei einer Veranstaltung der AfD

An dieser Stelle dokumentieren wir einen Beitrag vom „Kommando Else Hirsch“, welcher heute auf Indymedia veröffentlicht wurde.

Wie identitäre Kader in der AfD ihre rechte Karriere fortsetzen am Beispiel des Bochumers Jonas Grundhoff.

Es gab einen Jonas der in antirassistischen Zusammenhängen aktiv war, der Speedtalking-Treffen mit Geflüchteten besuchte, der Empathie für das Gegenüber aufbrachte. Diesen Jonas gibt es nicht mehr. Seit 2018 ist Jonas ein Rassist und Mitglied der neofaschistischen Identitären Bewegung (IB). Seit 2020 ist er zudem in der AfD aktiv.

Der ehemalige Philosophiestudent an der Ruhr-Universität Bochum, der früher „An der Landwehr 30“ in Bochum wohnte, arbeitet nun bei der Textildruckerei Fabu-Print GmbH im sauerländischen Fröndenberg. Er beteiligte sich an zahlreichen IB-Aktionen, stellte sein Auto für diese zur Verfügung und ist fester Bestandteil der Ruhrgebiets-Identitären von „Defend Ruhrpott“. Am 13. Oktober 2018 reiste er mit weiteren Bochumer Identitären zu IB-Zone nach Duisburg, wo er anschließend versuchte rassistische IB-Flyer an Passant*innen zu verteilen. Am 4. Mai war er dabei als ein gewaltsuchender Mob Identitärer, die aus ganz NRW angereist waren, durch Altenbochum zog. Zuvor posierte er hinter dem Banner mit dem Slogan „Bochum ist identitär“. Am 12. Mai 2019 hielt er bei einer IB-Kundgebung vor dem Duisburger Hauptbahnhof eine IB-Fahne, während seine Kameraden Kai Naggert und Marius König per Megafon Passant*innen belästigten. Am 20. Juli 2019 fuhr er mit dem eigens gecharterten IB-Bus aus NRW zur gescheiterten IB-Demo nach Halle und posierte dort mit seiner IB-Reisegruppe in einheitlichen schwarzen T-Shirts. Grundhoff besuchte auch das Konzert des Nazirappers Kai „Prototyp“ Naggert im Haus der extrem rechten Burschenschaft „Rhenania-Salingia“ in Düsseldorf. Am 6. März 2020 fuhr er mit den Identitären Falk Schakolat, Alexander Lehmann und Noah von Stein nach Schnellroda, wo der neurechte Vordenker Götz Kubitschek ein Treffen des völkisch-nationalistischen Flügels der AfD arrangiert hatte.

 

Den Kragen hoch, mit und Mütze und Sonnenbrille das Gesicht verdeckt, war Jonas Grundhoff dabei stets um Anonymität bemüht, wohlwissend um die menschenverachtende Agenda, an der er sich beteiligte. Der allgemeine Niedergang der IB führte auch im Ruhrgebiet zu Zerfallserscheinungen der vom Verfassungsschutz beobachteten Struktur, weshalb Grundhoff, wie einige andere IB-Kader, das sinkende Schiff verließ und seine rechte Karriere nun in der AfD fortsetzt. Die Junge Alternative (JA) Arnsberg unter der Leitung des Identitären Nils Hartwig und unter Schirmherrschaft Matthias Helferichs war dabei der ideale Türöffner in die Partei. Dort führt er seit 2020 gemeinsam mit seinen IB-Kameraden Alexander Lehmann, Christian Scharfen, Kerem Kollies und Noah von Stein seine extrem rechte Agenda in Form von Parteiarbeit und Aktionen im IB-Stil fort.

 

Am Morgen des 13. Juni 2020 war es Grundhoff, der gemeinsam mit von Stein, Hartwig und Lehmann und weiteren Jung-AfDlern in Gelsenkirchen maskiert ein eigens mitgebrachtes Transparent vor der dortigen Lenin Statur mit Kunstblut beschmierte. Auch aufgrund seiner Vorerfahrung bei Aktionen der IB agierte er bei dieser Aktion der JA-Arnsberg als leitende Figur. Am 15. August 2020 sieht man Grundhoff bei einer AfD-Wahlkampfveranstaltung in Köln neben einem AfD-Stand mit dem Schild „Sichere Heimat“ stehen. Grundhoff ist auch dabei als am 9. Oktober 2020 die Dortmunder AfD-Politiker Matthias Helferich und Heiner Garbe ihren teilweise identitären Parteinachwuchs zu einem internen Treffen in das Dortmunder Rathaus laden. Am 11. Oktober 2020 sieht man Grundhoff dann beim Landeskongress der Jungen Alternativen NRW in Herten gemeinsam mit seinen identitären Kameraden Christian Scharfen, Alexander Lehmann, Nils Hartwig und Kerem Kollies. Am 1. Mai 2021 ist er dann bei einer AfD-Veranstaltung von Guido Reil in Altenessen, wo er mit Hartwig, Lehmann und Helferich posiert.

 

Grundhoff strebt offenbar eine politische Karriere in der AfD an. Er ist das personifizierte Beispiel dafür, dass zwischen große Teile der AfD und Identitäre Bewegung ideologisch kein Blatt Papier passt. Ein Wechsel von der IB hinein in die AfD ist mithilfe von Seilschaften wie Helferich und Hartwig problemlos und trotz eines lächerlichen Unvereinbarkeitsbeschlusses möglich. Außerparlamentarischer und parlamentarischer Arm der Neuen Rechten verschmelzen zu einer Struktur.

Jonas, deinen Hass kannst du behalten!

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