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AfD-Nachwuchspolitiker in Wattenscheid

Flyer Biallawons Wattenscheid Mai 2024

Vergangene Woche erreichte uns ein anonymer Hinweis auf eine Bekanntmachung aus Bochum-Wattenscheid. In dieser Bekanntmachung machten Wattenscheider*innen auf den in ihrer Nachbarschaft wohnenden Leon Biallawons aufmerksam, der dort rassistische Propaganda und Deportationsfantasien verbreitet und für die AfD-Wahlkampf betreibt. Wir haben daraufhin zu dem gutsituierten 25-jährigen Rechten recherchiert.

 

In Bochum versucht das neurechte Netzwerk innerhalb der AfD Strukturen aufzubauen. Dafür soll das Mitglied der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative (JA) Leon Biallawons aus Bochum-Wattenscheid aufgebaut werden. Dieses Netzwerk, welches entlang der personellen Achse Höcke-Helferich verläuft vertritt und propagiert offen neofaschistische, rassistische und völkische Ideen. Die Spitzen des Eisberges sind dabei nur die wiederholte Verwendung der SA-Parole durch Höcke und die Selbstbezeichnung Helferichs als „freundliches Gesicht des NS“. Helferich wurde aufgrund seiner positiven Bezüge zum Nationalsozialismus bereits von der AfD-Bundestagsfraktion ausgeschlossen, was ihn nicht davon abhält dort weiterhin wilde Vertreibungsfantasien zu formulieren und rassistische Propaganda zu verbreiten. Mittlerweile ist er selbst dieser AfD zu rechts, sodass gerade ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn angestrengt wurde.

Aktuell tobt ein Machtkampf in der AfD, der besonders hart im Landesverband NRW geführt wird. Der Kampf der beiden konkurrierenden Machtblöcke innerhalb der Partei entbrennt weniger aufgrund ihrer mehr oder weniger menschenverachtenden Ausrichtung als vielmehr wegen machtpolitischer und strategischer Überzeugungen. In den letzten Jahren konnte das völkisch-nationalistische Höcke-Lager (ehemals „Flügel“) bundesweit seinen Einfluss ausbauen und die gesamte Parteijugendorganisation auf ihren neo-nationalsozialistischen Kurs bringen. Auch wenn der AfD-Landesverband in NRW zum überwiegenden Teil nicht auf Höcke-Linie ist und dieser sich aus machtpolitischen Interessen gegen seinen Einfluss wehrt, so gelang es Höcke und seinen Gefolgsleuten in NRW die Parteijugend in NRW zu infiltrieren. Zuletzt wurde Helferich als Höcke-Gastgeber geradezu vorgeführt, als dieser am 1. Mai 2024 heimlich ins Ruhrgebiet reiste, um sich als „Arbeiter“ zu inszenieren, von der Zeche Zollern jedoch abgewiesen wurde, um am Ausweichort Kokerei Hansa kurz darauf von kritischen Journalist_innen gestellt und schließlich von spontan angereisten Antifaschist*innen blockiert zu werden.  Ein zentraler Mittelsmann für Höcke in NRW ist das Dortmunder Bundestagsmitglied Matthias Helferich, der sich seit Jahren mit seiner überwiegend männlichen Parteijugend umgibt, als JA-Kandidat aufgestellt und in den Bundestag gewählt wurde und sich nun als Schirmherr seiner NRW-JA geriert. Dazu hatte er sich über einige Jahre den rechten Burschenschafter und Identitären Nils Hartwig an seine Seite geholt, der die „JA Südwestfalen-Ruhr“ aufbaute und weitere junge Rechte an die Partei band. Nach seinem Parteiausschluss aufgrund von Bedrohungen und Denunziationen  rückten für ihn JA-Kader wie Dustin Düpon, Mike Barthold, Manuel Linnemann und eben Leon Biallawons nach.

2021 schloss sich Biallawons der extrem rechten Jugendorganisation an und konnte sich mittlerweile in den Vorstand der JA-Südwestfalen-Ruhr hocharbeiten. Dort sitzt er aktuell gemeinsam mit den beiden Identitären Nils Hartwig und Jonas Grundhoff.

JA Vorstand Südwestfalen Ruhr mit Biallawons und Jonas Grundhoff (gelb-weiß gestreift)

Seit einigen Jahren besucht er rechte Zusammenkünfte, AfD-Veranstaltungen und beteiligt sich an öffentlichen Aktionen. Mittlerweile hat Biallawons eine Handvoll weiterer junger Personen für seine menschenverachtende Agenda gewinnen können, darunter seine Freundin Kim-Alina von Wedelstädt, die in einem bekannten Bochumer Optiker arbeitet.

Beide sind seit 2023 auch Teil des Bezirksvorstandes der AfD-Arnsberg, dem der Siegener Christian Zaum vorsteht, ebenfalls ein Höcke-Vertrauter . Am 8.01.2024 beteiligte er sich an einer Aktion von Helferich und rechten Burschenschaftern, um die Bauernproteste in Düsseldorf für rechte Zwecke zu instrumentalisieren . In seinem unmittelbaren Wohnumfeld und in der Wattenscheider Einkaufsstraße verteilt Biallawons rechte Propaganda in Briefkästen und verklebt rassistische Aufkleber, auf denen wahlweise der eigenen weißen Hautfarbe gehuldigt wird oder aber die millionenfachen Deportationspläne der Identitären Bewegung propagiert werden .

Am 27.04.24 organisierte Biallawons im Stile neonazistischer Selbstverharmlosung einen kurzen Auftritt im Bochumer Stadtzentrum, bei dem sich die neun rechten Snobs als Kümmerer inszenierten jedoch bald darauf aus der Innenstadt vertrieben wurden und sich zerstreuten. Am 22.05.2024 führte die Biallawons „JA Südwestfalen-Ruhr“ gegen 18.30 Uhr eine klandestine Veranstaltung im bekannten Bochumer Restaurant „Mutter Wittig“ durch. Die Referenten des Abends waren wenig überraschend Matthias Helferich und Christian Zaum. Dies flog dank aufmerksamer Antifaschist*innen auf und so wurde die Veranstaltung umgehend beendet und die Rechten flohen nach zwei stündiger Belagerung unter Polizeischutz zu ihren teils defekten Autos.

Der 25-jährigen Leon Biallawons ist somit eine zentrale Figur für Matthias Helferich beim Aufbau seines extrem rechten Netzwerks. Er vertritt ein völkisch-nationalistisches Weltbild und träumt wie Höcke und Helferich von einem weißen Ethnostaat. Seine extrem rechte Radikalisierung ist bereits abgeschlossen, weshalb die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, über seine Gefahr und seine Umtriebe zu erfahren. Er verbreitet diskriminierende Propaganda, motiviert damit rechte Gewalttäter zu ihren Taten und heizt das gesellschaftliche Klima an. Junge Menschen gehen manchmal Irrwege. Für Biallawons gilt diese Entschuldigung nach jahrelanger extrem rechter Agitation nicht mehr. Seine Mitläufer*innen sollten für ihr Leben Verantwortung übernehmen.

RechercheBO
02.06.2024

Identitärer Neofaschist Jonas Grundhoff setzt nun auf Parteikarriere in der AfD

Jonas Grundhoff bei einer Veranstaltung der AfD

An dieser Stelle dokumentieren wir einen Beitrag vom „Kommando Else Hirsch“, welcher heute auf Indymedia veröffentlicht wurde.

Wie identitäre Kader in der AfD ihre rechte Karriere fortsetzen am Beispiel des Bochumers Jonas Grundhoff.

Es gab einen Jonas der in antirassistischen Zusammenhängen aktiv war, der Speedtalking-Treffen mit Geflüchteten besuchte, der Empathie für das Gegenüber aufbrachte. Diesen Jonas gibt es nicht mehr. Seit 2018 ist Jonas ein Rassist und Mitglied der neofaschistischen Identitären Bewegung (IB). Seit 2020 ist er zudem in der AfD aktiv.

Der ehemalige Philosophiestudent an der Ruhr-Universität Bochum, der früher „An der Landwehr 30“ in Bochum wohnte, arbeitet nun bei der Textildruckerei Fabu-Print GmbH im sauerländischen Fröndenberg. Er beteiligte sich an zahlreichen IB-Aktionen, stellte sein Auto für diese zur Verfügung und ist fester Bestandteil der Ruhrgebiets-Identitären von „Defend Ruhrpott“. Am 13. Oktober 2018 reiste er mit weiteren Bochumer Identitären zu IB-Zone nach Duisburg, wo er anschließend versuchte rassistische IB-Flyer an Passant*innen zu verteilen. Am 4. Mai war er dabei als ein gewaltsuchender Mob Identitärer, die aus ganz NRW angereist waren, durch Altenbochum zog. Zuvor posierte er hinter dem Banner mit dem Slogan „Bochum ist identitär“. Am 12. Mai 2019 hielt er bei einer IB-Kundgebung vor dem Duisburger Hauptbahnhof eine IB-Fahne, während seine Kameraden Kai Naggert und Marius König per Megafon Passant*innen belästigten. Am 20. Juli 2019 fuhr er mit dem eigens gecharterten IB-Bus aus NRW zur gescheiterten IB-Demo nach Halle und posierte dort mit seiner IB-Reisegruppe in einheitlichen schwarzen T-Shirts. Grundhoff besuchte auch das Konzert des Nazirappers Kai „Prototyp“ Naggert im Haus der extrem rechten Burschenschaft „Rhenania-Salingia“ in Düsseldorf. Am 6. März 2020 fuhr er mit den Identitären Falk Schakolat, Alexander Lehmann und Noah von Stein nach Schnellroda, wo der neurechte Vordenker Götz Kubitschek ein Treffen des völkisch-nationalistischen Flügels der AfD arrangiert hatte.

 

Den Kragen hoch, mit und Mütze und Sonnenbrille das Gesicht verdeckt, war Jonas Grundhoff dabei stets um Anonymität bemüht, wohlwissend um die menschenverachtende Agenda, an der er sich beteiligte. Der allgemeine Niedergang der IB führte auch im Ruhrgebiet zu Zerfallserscheinungen der vom Verfassungsschutz beobachteten Struktur, weshalb Grundhoff, wie einige andere IB-Kader, das sinkende Schiff verließ und seine rechte Karriere nun in der AfD fortsetzt. Die Junge Alternative (JA) Arnsberg unter der Leitung des Identitären Nils Hartwig und unter Schirmherrschaft Matthias Helferichs war dabei der ideale Türöffner in die Partei. Dort führt er seit 2020 gemeinsam mit seinen IB-Kameraden Alexander Lehmann, Christian Scharfen, Kerem Kollies und Noah von Stein seine extrem rechte Agenda in Form von Parteiarbeit und Aktionen im IB-Stil fort.

 

Am Morgen des 13. Juni 2020 war es Grundhoff, der gemeinsam mit von Stein, Hartwig und Lehmann und weiteren Jung-AfDlern in Gelsenkirchen maskiert ein eigens mitgebrachtes Transparent vor der dortigen Lenin Statur mit Kunstblut beschmierte. Auch aufgrund seiner Vorerfahrung bei Aktionen der IB agierte er bei dieser Aktion der JA-Arnsberg als leitende Figur. Am 15. August 2020 sieht man Grundhoff bei einer AfD-Wahlkampfveranstaltung in Köln neben einem AfD-Stand mit dem Schild „Sichere Heimat“ stehen. Grundhoff ist auch dabei als am 9. Oktober 2020 die Dortmunder AfD-Politiker Matthias Helferich und Heiner Garbe ihren teilweise identitären Parteinachwuchs zu einem internen Treffen in das Dortmunder Rathaus laden. Am 11. Oktober 2020 sieht man Grundhoff dann beim Landeskongress der Jungen Alternativen NRW in Herten gemeinsam mit seinen identitären Kameraden Christian Scharfen, Alexander Lehmann, Nils Hartwig und Kerem Kollies. Am 1. Mai 2021 ist er dann bei einer AfD-Veranstaltung von Guido Reil in Altenessen, wo er mit Hartwig, Lehmann und Helferich posiert.

 

Grundhoff strebt offenbar eine politische Karriere in der AfD an. Er ist das personifizierte Beispiel dafür, dass zwischen große Teile der AfD und Identitäre Bewegung ideologisch kein Blatt Papier passt. Ein Wechsel von der IB hinein in die AfD ist mithilfe von Seilschaften wie Helferich und Hartwig problemlos und trotz eines lächerlichen Unvereinbarkeitsbeschlusses möglich. Außerparlamentarischer und parlamentarischer Arm der Neuen Rechten verschmelzen zu einer Struktur.

Jonas, deinen Hass kannst du behalten!

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