Bochum setzt starkes Zeichen gegen den Krieg.
1500 Menschen sagen: “Nie wieder Krieg – für das Leben!”
Als sich heute gegen 17 Uhr immer mehr Menschen vor dem Bochumer Hauptbahnhof sammeln, ist noch nicht absehbar, wie viele Menschen es am Ende sein würden. Letztlich ziehen am frühen Abend rund 1500 Menschen durch die noch gut besuchte Bochumer Innenstadt und setzen damit trotz kurzfristigen Aufrufs ein starkes Zeichen gegen Krieg und für internationale Solidarität.
Bevor sich die Demonstration in Bewegung setzte, wurde sowohl der Demonstrations-Aufruf der Antifaschistischen Linken (Link) wie auch ein Redebeitrag einer aus Bochum stammenden deutsch-ukrainischen Studentin verlesen. Beide Reden spiegelten die grausame Realität des Krieges wider und erteilten Putins Angriffskrieg eine klare Absage. Zeitgleich wurden die zögerlichen und unzureichenden Sanktionen gegen die Kriegstreiber in Russland kritisiert. Entscheidend sind jedoch nicht nur Zeichen und Worte sondern auch die praktische Solidarität, die nun mit der Aufnahme Flüchtender sowie die Unterstützung der Menschen in der Ukraine passieren muss. Danach ergriff eine Frau aus der Ukraine spontan das Mikrofon und sendete einen eindringlichen Appell an die Anwesenden. Sie ermutigte zu weiteren öffentlichen Parteinahmen gegen den Krieg und für die Unterstützung der notleidenden Bevölkerung in der Ukraine. Gegen 17.30 Uhr setzte sich der Demozug hinter der klaren Botschaft “Nie wieder Krieg! Für das Leben!” in Bewegung. Erst auf dem Massenberg Boulevard wurde die Größe und Diversität der Demonstration deutlich, die von Parolen gegen den Krieg und für die Aufnahme Geflüchteter begleitet wurde. Auf dem Dr.-Ruer-Platz endete die Demonstration schließlich nach einem appellierenden Redebeitrag der “Seebrücke Bochum”, die auf die Situation Geflüchteter aufmerksam machte. Offenbar war und ist es vielen Bochumer*innen ein Bedürfnis ein Zeichen zu setzen gegen diesen Krieg. Wenn dieser Krieg weitergeht, werden wir immer wieder auf die Straße gehen und werden unsere Solidarität in die Praxis umsetzen!
Für einen handfesten Skandal sorgte an diesem Abend nur die Bochumer Polizei, die zwei verdeckte Zivilbeamte gegen 17.10 Uhr in die Demonstration am Startpunkt schleuste. Einer der Beamten fertigte gar Foto- und Videoaufnahmen an. Als die Zivilpolizisten von aufmerksamen Demoteilnehmenden erkannt und angesprochen wurden, leugneten diese zunächst ihre Zugehörigkeit zur Polizei. Als aufgrund der unter der Jacke zum Vorschein kommenden Ausrüstung der Schwindel aufflog, weigerten sich beide trotz Aufforderung des Demonstrationsanmelders die Demo zu verlassen und rechtfertigten sich auch noch mit der pikanten Aussage eines “Aufklärungsauftrags”. Erst nach Rücksprache mit der Kontaktbeamtin zog diese die beiden Schnüffler aus der Demonstration ab. Wie sich herausstellte handelt es sich bei den beiden Undercover-Polizisten mutmaßig um Beamte des örtlichen Staatsschutzes. “Es ist unglaublich perfide und erbärmlich, wenn die Bochumer Polizei ausgerechnet eine Demonstration gegen Krieg nutzt, um linke Strukturen zu kriminalisieren und auszuforschen. Dieser Einsatz dürfte ein juristisches Nachspiel haben”, stellt Clara Fischer fest.
Antifaschistische Linke Bochum,
Februar 2022
Fotos von der Demo: